26.02.2014 Aufrufe

Bergsteiger Abstiegsträume (Vorschau)

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09<br />

Allgäu: Übernachten im Bergnest am Hochvogel<br />

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Juli 2013<br />

Plus 50 Tourentipps + 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Lechtaler Alpen • Gesäuse • Seealpen • Dolomiten<br />

| Bergwandern | Klettersteige ters<br />

teig<br />

| Alpinismus<br />

Mangfallgebirge<br />

Ötztaler Alpen<br />

Aostatal<br />

Tretroller, Gleitschirm, Seil:<br />

Wie Sie besser und<br />

schneller runterkommen<br />

<strong>Abstiegsträume</strong><br />

Im Test:<br />

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Bergwochenende<br />

48 Stunden<br />

im Ultental<br />

TRENTINO<br />

Grandiose Vajolettürme<br />

Lechtaler Alpen<br />

Wildnis pur auf dem<br />

Anhalter Höhenweg<br />

SERVICE<br />

Ruhen<br />

Wann Sie welchen<br />

Schlafsack brauchen<br />

REPORTAGE<br />

Laufen<br />

Was Sie über den »Transalpine-Run«<br />

wissen müssen<br />

Fotoschule<br />

mit Heinz Zak<br />

PLUS: Großer<br />

Wettbewerb<br />

INTERVIEW<br />

Beten<br />

Warum Peter Habeler eine<br />

Zillertal-Runde gewidmet ist


FOTO: CHRIS HOLTER<br />

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Welcome to nature


EDITORIAL<br />

40 Jahre<br />

Reiselust und<br />

Erfahrung<br />

Runterkommen<br />

muss man<br />

manchmal<br />

erst lernen<br />

Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl: Nach einer<br />

dicht getakteten Woche ist der Kopf vollgestopft.<br />

Mit Infos, E-Mails, Anrufen. Würde man<br />

einen Schlot in den Schädel schieben, er begänne<br />

zu rauchen. Vielleicht gäbe es bald eine<br />

EU-Richtlinie mit Grenzwerten für Gehirnabgase.<br />

Am Ende würde auf diese Weise das Denken reglementiert – kein schöner<br />

Gedanke. Zum Glück gibt es die Berge. Anfangs rattert der Verstand noch, als gelte es,<br />

die Arbeitswoche in Minuten aufzuarbeiten. Mit dem gleichmäßigen Schritt beginnt<br />

der Läuterungsprozess. Der Kopf wird angenehm leer. Man kommt runter.<br />

Irgendwann ist man oben. Der Blick wird weit. Die Täler und Niederungen sind aus<br />

der Draufsicht klein. Auch im übertragenen Sinne. Vielleicht ist dies sogar einer der<br />

Hauptgründe, warum <strong>Bergsteiger</strong> immer wieder auf Gipfel müssen. Große Alpinisten<br />

äußern oft, dass ihnen im Moment des Gipfelerfolgs Ernüchterung widerfährt.<br />

Weil das Ziel erreicht wurde und ein neues her muss. Uns Wochenend-Be(rg)steigern<br />

graut es aus anderem Grunde: Das Runterkommen macht selten Spaß. Der Mensch<br />

ist eher zum Raufgehen gemacht. Doch es gibt knie- und muskelschonende Abwärts-<br />

Alternativen, wie wir sie Ihnen in unserer Titelgeschichte (S. 22–31) zeigen.<br />

Einer, der es immer wieder heil selbst von den höchsten Bergen herunter geschafft<br />

hat, ist Peter Habeler. Im BERGSTEIGER-Interview erzählt der frühere Weggefährte<br />

Reinhold Messners, in welchen Situationen er zu beten anfing und warum ihm die<br />

Menschlichkeit wichtiger war als eine steile Medien-Karriere (S. 50–56). Wir haben<br />

das Gespräch mit Habeler, das für die Oktober-Jubiläumsausgabe vorgesehen war,<br />

vorgezogen. Denn das eigentlich für diese Ausgabe geplante Interview mit Lothar<br />

Brandler kam nicht zustande. Brandler musste wegen seines schwachen Herzens just<br />

am vereinbarten Interviewtag in die Klinik. Inzwischen geht es ihm wieder besser.<br />

Der 76-Jährige nimmt es gelassen. »Ich habe den Tod schon ein paar mal ausprobiert.«<br />

Jetzt Jubiläumsmagazin<br />

mit Geschichten, Interviews<br />

und Reisespecials aus<br />

Nepal, Peru, Marokko,<br />

Norwegen, Tanzania, Chile,<br />

Grönland, Norwegen<br />

uvm. anfordern<br />

Ein entspannendes Rauf- und angenehmes Runterkommen wünscht Ihnen Ihr<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

PS. Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung, hat der irische Schriftsteller Oscar Wilde<br />

gesagt. Genau so beurteilen wir das Bestreben unseres Mitbewerbers, unser Logo zu kopieren.<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

22<br />

Bloß nicht zu Fuß<br />

Das Beste kommt zum Schluss: Das gilt<br />

fast überall, nicht aber beim Bergsteigen.<br />

Dort folgt auf den Gipfel der mühsame<br />

Abstieg. Doch es geht auch anders.<br />

32<br />

Blüten, Böcke, Berge<br />

Die Seealpen faszinieren nicht nur durch<br />

ihre Gipfel, sondern auch durch seltene<br />

Blüten und Horden von Steinböcken.<br />

TITELTHEMA<br />

22 <strong>Abstiegsträume</strong><br />

Tretroller, Klapprad, Gleitschirm: Der BERG-<br />

STEIGER präsentiert neun Möglichkeiten,<br />

genussvoll den Berg runterzukommen.<br />

AKTUELL<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 PAUSE Nach Anschlag: Expeditionen zum<br />

Nanga Parbat vorerst eingestellt<br />

16 FORTSCHRITT Hersteller präsentieren<br />

Neuheiten auf der Fachmesse »Outdoor«.<br />

17 PRO&CONTRA Pumpspeicherwerk Jochberg<br />

18 MEDIEN-Tipps Aktuelle Bücher, Apps und<br />

Webpages zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

32 Königliche Seealpen<br />

Einsam, wild und nur einen Katzensprung<br />

vom Mittelmeer entfernt: die Alpi Marittime<br />

38 Frühherbst im Ötztal<br />

Für Schafe ist der Almsommer bald zu Ende.<br />

Wer jetzt im Ötztal unterwegs ist, kann sich<br />

an ihrem Anblick nochmal erfreuen.


38<br />

Schäferstunden<br />

Wer im September im Ötztal auf Tour<br />

geht, sieht mehr Schafe als Menschen.<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Top-Touren für den September<br />

Egger-Muttekopf ....................................................................59<br />

Hoher Nock ...................................................................................59<br />

Hochzinödl ...................................................................................59<br />

Hochvogel ........................................................................................61<br />

Jubiläumsweg .............................................................................61<br />

Breitlehnjöchl .............................................................................61<br />

Luibiskogel ....................................................................................63<br />

Santnerpass-Klettersteig ................................................63<br />

Alta via Bruno Federspiel .............................................63<br />

Cima di Fremamorta ..........................................................65<br />

Cima Argentera Sud. ...........................................................65<br />

Rifugio E. Questa ....................................................................65<br />

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Die ideale Kombi:<br />

Stöcke mit Minipackmaß<br />

lassen sich<br />

bei kniffligen<br />

Passagen<br />

komplett<br />

im Rucksack<br />

verstauen.<br />

74<br />

Bergnest am Hochvogel<br />

Das Prinz-Luitpold-Haus ist ein<br />

altehrwürdiger Allgäuer Stützpunkt.<br />

114<br />

Rocking Hill<br />

Vor zwanzig Jahren schrieb<br />

Lynn Hill Klettergeschichte.<br />

Cover: N. Eisele-Hein (Dürrnbachhorn); I. Kürschner, visualimpact.ch | T. Ulrich, B. Ritschel, M. Zahel, H. Zak, A. Strauß<br />

46 Lechtaler Alpen<br />

Auf dem Anhalter Höhenweg lassen sich<br />

die Berge von ihrer wilden Seite erleben.<br />

68 Auf engem Raum<br />

Die Nationalparks Gesäuse und Kalkalpen<br />

sind nur wenige Kilometer voneinander<br />

entfernt und dennoch sehr unterschiedlich.<br />

74 Serie: Zauberhafte Hütten<br />

Das Prinz-Luitpold-Haus lockt seit mehr als 130<br />

Jahren <strong>Bergsteiger</strong> ins Hintersteiner Tal.<br />

78 Der Transalpine-Run<br />

Wer sich bei diesem Lauf beweisen möchte,<br />

muss vor allem eines sein: leidensfähig.<br />

84 Grandioses Trentino<br />

Sie sind ein Blickfang inmitten der Rosengartengruppe:<br />

die Vajolettürme<br />

108 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />

Im Valle Camonica in der Lombardei gibt<br />

es rund 100 000 Felsbilder zu bewundern.<br />

112 Trekking »Via Raetia«<br />

Geschichte erwandern: Unterwegs auf<br />

Jahrtausende alten Verbindungswegen<br />

Familien-TIPP<br />

SERVICE<br />

88 Fotoschule mit Heinz Zak<br />

Motive gibt es in den Bergen reichlich.<br />

Die Kunst ist, sie richtig in Szene zu setzen.<br />

Wir verraten Ihnen, worauf es ankommt.<br />

90 Stöcke mit Mini-Packmaß<br />

Beim Abstieg sind Trekkingstöcke hilfreich,<br />

bei Felspassagen oft lästig. Es sei denn, sie<br />

lassen sich auf ein Minimalmaß verpacken.<br />

98 Jedem Fuß das Seine<br />

Nicht jeder Fuß passt in einen Standardschuh.<br />

Dann können Spezialmodelle<br />

helfen, oder – ein Schuh nach Maß.<br />

100 Serie: Stille Helfer<br />

Erst beim Probeliegen zeigt sich, welcher<br />

Schlafsack der richtige ist. Entscheidend<br />

sind vor allem Form, Füllung und Größe.<br />

PORTRÄT<br />

114 Unsere Besten: Lynn Hill<br />

Im September 1993 wurde »The Nose« im<br />

Yosemite National Park erstmals im freien Stil<br />

begangen. Von der Kunstturnerin Lynn Hill<br />

50 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

Er war früh an den großen<br />

Wänden Nordamerikas<br />

unterwegs und<br />

durchstieg<br />

die Eiger-<br />

Nordwand<br />

in damaliger<br />

Rekordzeit:<br />

Peter<br />

Habeler<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

TV-Programm 20<br />

Bergpredigt 57<br />

Im Härtetest 105<br />

Wochenend-Tipp 118<br />

Briefe/Impressum 120<br />

Bergwachteln 122<br />

<strong>Vorschau</strong> 122<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERG-BILDER<br />

Doppeldeutig<br />

Spieglein, Spieglein auf dem See: Es ist große<br />

Kunst, was die Natur an manch ausgesuchten<br />

Stellen bietet. Kunst ist es aber auch, solche Motive<br />

zu entdecken und das richtige Licht abzuwarten.<br />

Schmalensee mit nördlicher Karwendelkette<br />

Alle Fotos: Wolfgang Ehn<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


8 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Zweigeteilt<br />

Wie der gewaltige Kopf eines Ur-Vogels wirkt<br />

der Bergrücken, wenn man ihn im Verbund mit seiner<br />

Spiegelung betrachtet. Solche »Erscheinungen«<br />

sieht nur derjenige, der sich in den Bergen Zeit nimmt.<br />

Achensee, Seekarspitze, Karwendel


Berge im Spiegel<br />

Spiegelungen bringen Berge nicht<br />

nur noch schöner und monströser zur<br />

Geltung, sie eröffnen auch neue<br />

Perspektiven. Oft gepaart mit Magie.<br />

Immer schon hat mich in der Natur- und<br />

Landschaftsfotografie das Element Wasser<br />

fasziniert: Wasserfälle oder der strömende<br />

Bergbach, ganz besonders aber die Bergseen.<br />

Die Größe ist dabei fast unerheblich.<br />

In der kleinsten Lacke oder Pfütze findet<br />

man teilweise die schönsten Spiegelbilder.<br />

Allerdings muss man dann etwas genauer<br />

hinsehen oder sich hinknien, um das Bild<br />

zu entdecken. Spiegelungen vermitteln Ruhe<br />

und Stille in der Natur. Zwei Eigenschaften,<br />

die sich jeder Naturfotograf wünscht,<br />

wenn er mit der Kamera loszieht. Somit<br />

wird das Fotografieren selbst zu einem meditativen<br />

Ereignis.<br />

Diese Ruhe und Stille braucht übrigens auch<br />

die Natur, denn beim kleinsten Windhauch<br />

ist die schönste Spiegelung weg. Mehr Bilder<br />

und Informationen gibt es im Internet unter<br />

www.wolfgang-ehn.de. Wolfgang Ehn<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Fantastisch<br />

Schatten und Spiegelung potenzieren die Bildinhalte.<br />

Wer genau hinschaut, kann eine Art Torpedo erkennen,<br />

der eine Kanone verlässt. In jedem Fall bieten sich<br />

viele Ansichten, die die Fantasie beflügeln.<br />

Antermoiasee, Rosengarten, Dolomiten


<strong>Bergsteiger</strong><br />

09/13 AKTUELL<br />

Foto: OeAV/Norbert Freudenthaler Fotos: Ralf Dujmovits<br />

Den Nanga Parbat haben Veranstal<br />

ter derzeit nicht auf der Liste.<br />

So weit kam die Expedition gar<br />

nicht erst: Lager III auf 7200 Metern<br />

Zitat des Monats<br />

»Gut geschlafen,<br />

morgens Kopfweh<br />

wegen Sauerstoffmangel,<br />

bis 10 Uhr<br />

im Schlafsack, Nebel,<br />

starker Wind.«<br />

26. Juni 1957, letzter Tagebuch-Eintrag von<br />

Hermann Buhl vor seinem Tod an der Chogolisa<br />

Neuer Name: der Vorplatz der<br />

Seilbahn auf der Hungerburg<br />

Alles auf Eis<br />

REISEVERANSTALTER STORNIEREN NANGA-PARBAT-EXPEDITIONEN<br />

Nach dem Taliban-Anschlag auf eine Expedition am Nanga Parbat, bei<br />

dem elf Menschen ums Leben kamen, haben die großen Bergreiseveranstalter<br />

in Deutschland auf die Situation reagiert. So stornierte beispielsweise der DAV<br />

Summit Club eine bereits voll besetzte Reise mit 15 Personen in das Gebiet<br />

und wird vorerst wohl keine Reisen mehr zu dem Berg anbieten, wie Pressesprecher<br />

Joachim Chwaszcza erklärte. Auch Hauser Exkursionen hat vorerst alle<br />

Reisen abgesagt, »die mit den Nanga Parbat zu tun haben«, so Eberhard Andres,<br />

Teamleiter Asien und als Produktmanager für Pakistan zuständig. Allerdings<br />

werden alle Reisen in ein anderes Gebiet Pakistans, nämlich die K2- Region, durchgeführt.<br />

»Das muss man differenziert betrachten«, appelliert Andres gegen eine<br />

pauschale Verurteilung des Landes. »Für das nächste Jahr planen wir ganz normal.«<br />

Bei dem Attentat in der Provinz Gilgit-Baltistan Ende Juni hatten 15 bewaffnete<br />

Angreifer gegen Mitternacht zehn ausländische <strong>Bergsteiger</strong> sowie ihren pakistanischen<br />

Führer in einem Basislager des 8125 Meter hohen Berges erschossen.<br />

Die pakistanischen Behörden hatten daraufhin bereits alle Expeditionen auf den<br />

Berg für unbestimmte Zeit gestoppt. Es war der erste Angriff auf ausländische<br />

<strong>Bergsteiger</strong> in der Gegend.<br />

–dp–<br />

Ein Denkmal zum Jubiläum<br />

EINWEIHUNG DES HERMANN-BUHL-PLATZES IN INNSBRUCK<br />

Am 3. Juli 1953 hat Herman Buhl Alpingeschichte<br />

geschrieben, als er nach 41-stündigem Aufstieg<br />

als Erster auf dem 8125 Meter hohen Nanga Parbat<br />

stand. 60 Jahre später ehren der Österreichische<br />

Alpenverein und die Stadt Innsbruck, Buhls Geburtsstadt,<br />

den Alpinisten mit einem nach ihm benannten<br />

Platz am Fuße der Nordkette. Am 2. Juli tauften<br />

sie den Vorplatz der Seilbahn auf die Hungerburg<br />

zum »Hermann-Buhl-Platz«. Zudem widmet sich in Innsbruck die Ausstellung<br />

»Berge, eine unverständliche Leidenschaft« bis Oktober 2014<br />

den Motiven bekannter Alpinisten. Unter anderem werden dort auch die<br />

Schuhe gezeigt, die Buhl bei der Nanga-Parbat-Erstbesteigung trug. –bd–<br />

Foto: picture-alliance/dpa<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Fünf Fragen an …<br />

<br />

die Bergführerin<br />

Heidi Harder (32) ist<br />

eine von neun geprüften<br />

und beim Verband gemeldeten<br />

Bergführerinnen<br />

in Deutschland. Dem<br />

stehen 535 männliche<br />

Kollegen gegenüber.<br />

Sie sind seit April 2012 ausgebildete Bergführerein. Hat man es<br />

als Frau schwerer als die männlichen Kollegen?<br />

Das kann man so pauschal nicht sagen. Natürlich ist das Physische<br />

herausfordernder, da ein Mann meist mehr Kraft hat und schneller<br />

laufen kann. Trotzdem machen wir die gleichen Touren mit einem<br />

gleich schweren Rucksack. In der Ausbildung wurde mir ganz schnell<br />

klar: Man bekommt keine Bonuspunkte als Frau und wird auch nicht<br />

geschont, aber man bekommt auch keine Minuspunkte.<br />

Haben Sie das so erwartet?<br />

Ja. Mir war klar, dass ich nichts geschenkt bekomme. Wir haben am<br />

Schluss die gleiche Qualifi kation, also müssen wir auch das gleiche<br />

leisten können. Im Nachhinein frage ich mich allerdings schon,<br />

ob man beispielsweise das Rucksackgewicht bei Konditionstests<br />

nicht vom Körpergewicht abhängig machen könnte.<br />

Wie reagieren Kunden auf eine Bergführerin?<br />

Das kommt auf den Bereich an. Bei Hochtouren erwarten die meisten<br />

schon einen gestandenen Mann als Bergführer. Direkt geäußert<br />

hat das zwar noch keiner, aber ich habe so das Gefühl. Beim Klettern<br />

oder bei Skitouren ist es von vornherein kein Thema. Eines ist<br />

in jedem Fall klar: Ich bekomme als Frau sicher keine Vorschuss-<br />

Lorbeeren! Ich muss mich jedes Mal bewähren.<br />

Was machen Sie anders als Ihre männlichen Kollegen?<br />

Es gibt sicher einiges, das ich anders mache, aber es ist mir zu<br />

platt, das auf das Frau-Sein zu schieben. In meiner Ausbildung waren<br />

so viele unterschiedliche Leute: ein 18-Jähriger, ein Israeli, ein<br />

Holländer – und natürlich hat jeder seine individuellen Stärken und<br />

Schwächen. Ich würde beispielsweise nicht sagen, dass ich einfühlsamer<br />

bin, nur weil ich eine Frau bin.<br />

Hatten Sie Angst, dass Sie den Anforderungen nicht gewachsen<br />

sein könnten?<br />

Ja, und das ist dann vielleicht doch wieder typisch Frau. Ich habe<br />

es auch erst mal nicht an die große Glocke gehängt, dass ich die<br />

Ausbildung machen möchte. Und auch vorab habe ich lange überlegt,<br />

ob ich mir das wirklich zutraue. Die Gespräche mit anderen Bergführerinnen<br />

haben mich aber letztlich darin bestärkt, dass das<br />

genau mein Ding ist.<br />

Interview: Bettina Willmes


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 09/13 AKTUELL<br />

Berg-Splitter<br />

OutdoorTestival im Trentino<br />

Am Ufer des Molvenosee können Bergsport-<br />

Begeisterte vom 5. bis 8. September das<br />

neueste Equipment von führenden Herstellern<br />

unter Realbedingungen testen. Zum zehnten Mal<br />

bietet Sport Scheck mit diesem Event<br />

Einsteigern und Fortgeschrittenen ein umfangreiches<br />

Programm rund ums Trekking, Biken,<br />

Klettern und Canyoning an. Auch Stefan Glowacz<br />

ist dieses Jahr dabei und zeigt seinen Film<br />

»Jäger des Augenblicks«.<br />

–bd–<br />

Foto: Michael Ruhland<br />

Welche Blende? Peter Mathis<br />

(mit Cowboyhut) erklärt, wie man<br />

die richtige Einstellung findet.<br />

Die Jäger der Perspektive<br />

BERGSTEIGER-FOTOWORKSHOP MIT PETER MATHIS BEGEISTERT<br />

Foto: Iris Kürschner<br />

Menschen & Berge<br />

Noch bis Ende März 2014 läuft die Ausstellung<br />

»z’Bärg« der Fotografi n Iris Kürschner in<br />

Hannover. Ihre Bilder zeigen die unterschiedlichsten<br />

Facetten der Schweizer Bergwelt<br />

und thematisieren immer wieder die Beziehung<br />

von Menschen und Bergen. Zu sehen gibt es<br />

nicht nur bekannte Alpenpanoramen, sondern<br />

auch die tägliche Arbeit von Bergbewohnern<br />

wie Käsern, Säumern und Bauern. Alle Infos:<br />

www.powerpress.ch/?Fotoausstellung –bd–<br />

Hörnlihütte wird umgebaut<br />

Matterhorn-Aspiranten müssen sich im<br />

Sommer 2014 eine neue Bleibe suchen, denn<br />

die 1865 errichtete Hörnlihütte soll bis 2015<br />

renoviert und umgebaut werden. Auch der<br />

Winterraum bleibt bis dahin geschlossen.<br />

Die Hörnlihütte und das benachbarte Berghaus<br />

Matterhorn (Belvédère) sollen nach dem<br />

Umbau eine Einheit bilden.<br />

–bd–<br />

Künstler sehen Bayern<br />

Bis 20. Oktober zeigt die Sammlung Georg<br />

Schäfer unter dem Titel »Künstler sehen Bayern –<br />

Bayern lässt staunen« Gemälde und Fotografi en<br />

mit den imposantesten Land-, Seen- und<br />

Ortschaften am Alpenrand von Vertretern der<br />

Münchner Landschaftsmalerei, wie von<br />

Dillis, von Kobell oder Spitzweg. Details unter<br />

www.museumgeorgschaefer.de –pgk–<br />

Foto: Visual Impact/Thomas Senf<br />

Wie kommt die Tiefenschärfe ins Bild? Was bedeutet es, wenn das Histogramm<br />

Ausreißer anzeigt? Und wieso fotografiert man besser in der Raw-<br />

Einstellung? Beim Workshop mit dem preisgekrönten Fotografen Peter Mathis<br />

konnten die BERGSTEIGER-Leser auf der Lindauer Hütte im Montafon das Wissen<br />

des Meisters nicht nur in der Theorie aufsaugen, sondern draußen in den Bergen<br />

gleich ausprobieren. Die Fotoschüler merkten schnell, dass es nicht den einen<br />

Weg zum guten Bild gibt. Oft liefern der Wechsel der Perspektive, das Ausprobieren<br />

unterschiedlicher Einstellungen ganz ungewöhnliche und dadurch überraschendere<br />

Aufnahmen. So kraxelte der eine auf den Steilhang, um eine gute<br />

Draufsicht zu erlangen, während der nächste sich in die Wiese legte und aus der<br />

Froschperspektive mit dem Weitwinkel auf Blumen, Hütten und Gipfel blickte.<br />

Peter Mathis schaute sich geduldig die Ergebnisse auf den Displays an, am Abend<br />

wurden die Bilder dann per Laptop und Beamer in der Hütte im Wortsinne zerlegt.<br />

Nach drei intensiven Tagen stand für die Sechsergruppe fest: Der Workshop<br />

hat nicht nur richtig viel Spaß bereitet, sondern eine ganze Menge fürs eigene<br />

Fotografieren gebracht. Deshalb wird es auch 2014 wieder einen BERGSTEIGER-<br />

Fotoworkshop mit Peter Mathis geben.<br />

–mr–<br />

Hoch und ausgesetzt<br />

EINMAL SCHWEIZ, EINMAL VENEZUELA:<br />

DIE NEUESTEN HIGHLINE-REKORDE<br />

Seiltanz auf 4620 Metern Höhe: Für seinen<br />

Rekordversuch, die höchste Highline Europas<br />

zu begehen, musste Stephan Siegrist am<br />

13. Juni erstmal einige Höhenmeter bezwingen.<br />

Nach dem Aufstieg auf die Dufourspitze spannte der Schweizer die Highline an<br />

den Felsen direkt unterhalb des höchsten Punktes. Die ersten Versuche scheiterten,<br />

weil Siegrist, wie er erzählte, die Auswirkungen von Höhe und dem kräftezehrendem<br />

Aufstieg spürte. Erst am späten Nachmittag gelang es ihm, die 21 Meter lange<br />

Line sturzfrei zu begehen und damit einen neuen Europarekord aufzustellen.<br />

Allerdings ist Stephan Siegirst nicht der einzige Highliner, der kürzlich seine<br />

Ideen verwirklichte: Sein Landsmann Bernhard Witz etwa beging mit Helmar Fasold<br />

und Fabian Rupprecht als Erster eine Highline über dem höchsten Wasserfall der<br />

Welt, dem Angel Fall in Venezuela. Witz und Fasold gelang es sogar, die 807 Meter<br />

hohe und 25 Meter breite Line beim ersten Versuch ohne Sturz in beide Richtungen<br />

zu begehen.<br />

–bd–<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Diesmal mit Wasserkraft<br />

HÖLLENTALANGERHÜTTE WIRD ABGERISSEN UND NEUGEBAUT<br />

Komfortabler, sicherer und unverwechselbar:<br />

So soll die neue Höllentalangerhütte werden.<br />

Da die 1893 errichtete Hütte nicht mehr sanierungsfähig<br />

war, beschloss die DAV-Sektion München,<br />

sie ab 2014 für 4,5 Mio. Euro komplett neu zu bauen.<br />

Versorgt wird die neue Hütte mit Wasserkraft<br />

(60 KW) statt Dieselaggregat, entsorgt wird mit einer<br />

effizienten biologischen Kläranlage. Auch die im Herbst kritische Wasserversorgung<br />

soll künftig sichergestellt sein.<br />

–cs–<br />

Gedenken an<br />

Paul Preuß<br />

SALZKAMMERGUT WÜRDIGT<br />

DEN BERÜHMTEN KLETTERER<br />

Am 3. Oktober jährt sich der<br />

Todestag von Paul Preuß zum<br />

100. Mal. Unter der Schirmherrschaft<br />

von Reinhold Messner<br />

gibt es dazu im Ausseer Land –<br />

Preuss wurde am 19. August 1886 in Altaussee geboren – eine<br />

Reihe von Veranstaltungen. Die Ausstellung »Paul Preuß –<br />

Alpinist, Philosoph, Visionär« ist noch bis 5. Oktober im Kaiserlichen<br />

Stall in Grundlsee zu besichtigen. Am 29. August hält<br />

Alexander Huber seinen Vortrag »Free Solo – auf den Spuren<br />

von Paul Preuss« im Volkshaus in Altaussee (20 Uhr). Am 31.<br />

August wird die Mandlkogel-Nordkante, wo Preuß abstürzte,<br />

von der Bergrettung Gosau mit Fackeln beleuchtet; davor wird<br />

um 19 Uhr am Gosausee in einer Freilichtvorführung der Film<br />

»Wen die Götter lieben – der Alpinist Paul Preuß« gezeigt.<br />

Am 27. September (20.15 Uhr) zeigt Servus-TV ein Preuß-Porträt<br />

mit Reinhold Messner, Hanspeter Eisendle, Alexander Huber,<br />

Walter Laserer und Albert Precht; www.kulturkik.at –pgk–<br />

Foto: Petra Gössl-Kubin<br />

Berg-Fundstück<br />

DA IST MUSIK DRIN<br />

Wer lange auf Tour ist,<br />

sehnt sich auch mal nach<br />

Musik. Für diese Zwecke<br />

gibt es eine tragbare Lautsprecherbox,<br />

die Stürze,<br />

Schläge und Nässe aushält.<br />

Die »Rock Out Speakers«<br />

für Handy/Netbook sind<br />

per Solarpanels oder via<br />

Handy/Computer aufladbar.<br />

Rock Out Speakers, 330 gr, bestellbar bei<br />

www.goalzero.de, 29,99 Euro<br />

Ungebremst in die Tiefe<br />

12-JÄHRIGER STIRBT NACH STURZ IM KLETTERCAMP<br />

Am 2. Juli ist der junge Kletterer Tito Traversa bei einem<br />

Sturz in einem Jugend-Trainingslager in Orpierre (Frankreich)<br />

ums Leben gekommen. Als er sich nach der Aufwärmroute<br />

ins Seil setzte, rissen die oberen acht Expressen, sodass er fast<br />

ungebremst auf dem Boden aufschlug. Grund waren offenbar<br />

falsch montierte Expressschlingen: Die Mutter eines der Kinder<br />

hatte Berichten zufolge den seilseitigen Karabiner nicht durch<br />

das Schlingenmaterial, sondern nur durch den Fixiergummi<br />

eingefädelt.<br />

–bd–<br />

Werner Feldmann<br />

Teil 1<br />

Traumtouren<br />

in den Ostalpen<br />

11 technisch einfache Bergwanderungen<br />

+ Beiheft zum Mitnehmen<br />

www.wandertipps.eu


<strong>Bergsteiger</strong><br />

09/13 AKTUELL<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Gegen das Glühen<br />

MOUNTAIN WILDERNESS HÄLT JUBILÄUMSAKTION DES<br />

SAC FÜR EIN FALSCHES ZEICHEN<br />

26 SAC-Hütten sollen an<br />

je einem Abend und Morgen<br />

beleuchtet werden.<br />

Der Schweizer Alpen-Club (SAC) feiert heuer sein 150-jähriges<br />

Bestehen. Zu diesem Anlass hat sich der Verein für einige Hütten eine<br />

ungewöhnliche Aktion überlegt: Der Schweizer Lichtkünstler Gerry<br />

Weber beleuchtet von April bis Oktober insgesamt 26 SAC-Hütten an<br />

je einem Tag in der Abend- und in der Morgendämmerung. Obwohl<br />

die Organisatoren betonen, auf natur- und umweltschonenden<br />

Transport des Materials und eine möglichst autarke Energieversorgung<br />

Wert zu legen und auf Schutzgebiete und Wildruhezonen<br />

Rücksicht zu nehmen, kritisiert die Alpenschutzorganisation Mountain<br />

Wilderness die Aktion: der technisch unerschlossene, hochalpine Raum sollte nicht zusätzlich<br />

inszeniert und als Werbefläche missbraucht werden, fordert Sprecherin Katharina Conradin. –bd–<br />

Foto: Céline Hofstetter<br />

Notwendig für die Energiewende oder Verschandelung der Natur?<br />

Seit etwa einem dreiviertel Jahr ist bekannt, dass die Energieallianz Bayern, ein Zusammenschluss kommunaler Stromerzeuger, für 600 Millionen<br />

Euro am Jochberg oberhalb des Wachensees ein Pumpspeicherkraftwerk (PSW) bauen will.<br />

Pro & Contra<br />

Joachim Martini, Geschäftsführer<br />

Energieallianz-Bayern<br />

»Ein notwendiger Baustein im<br />

zukünftigen Energiemix«<br />

Unter den derzeit verfügbaren Technologien zur Speicherung von Energie<br />

nehmen Pumpspeicherkraftwerke einen ersten Rang ein. Die Technologie ist<br />

großtechnisch erprobt. Die Anlagen arbeiten sehr zuverlässig und emissions -<br />

frei bei einem sehr hohen Wirkungsgrad und sind in Minutenschnelle<br />

ein satzbereit. Es entstehen keine umweltschädlichen Abfallprodukte. PSW<br />

leisten nicht nur einen Beitrag zur Energiesicherung, sondern sind darüber<br />

hinaus bedeutsam für die Netzfrequenzstabilisierung. Voraussetzung zum<br />

Bau eines PSW ist die Verfügbarkeit von Betriebswasser in ausreichender<br />

Menge sowie zwei Wasserspeicher mit einem angemessenen geodätischen<br />

Höhenunterschied zueinander.<br />

Der Wahl des Standortes PSW Jochberg/Walchensee ist eine Potenzialan a-<br />

lyse zur Identifi kation geeigneter Standorte für Pumpspeicherkraftwerke in<br />

Oberbayern vorausgegangen. Je Standort wurde eine allgemeine Einschätzung<br />

der technischen Machbarkeit ermittelt. Bereits bekannte oder zu erwartende<br />

Umwelt- und Genehmigungskonfl ikte wurden berücksichtigt. Im<br />

Bereich des Jochbergs sind keine Naturschutz-relevanten Bereiche betroffen.<br />

Entgegen vielfach geäußerter Behauptungen wird auch kein Betonbecken<br />

errichtet. Das partiell erforderliche Dammbauwerk wird aus dem gewonnenen<br />

Ausbruch von Schacht und Kaverne als Steinschüttdamm errichtet.<br />

Die Luftseite des Damms wird landschaftsplanerisch dem Gelände ange -<br />

passt und begrünt. Der Standort Jochberg ist auch in Bezug auf die Energieableitung<br />

günstig, da an das bereits bestehende Leitungsnetz des Walchenseekraftwerks<br />

angebunden werden kann.<br />

Friedl Krönauer, Bund Naturschutz e.V.,<br />

Vorsitzender Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen<br />

»Die Energiewende frisst<br />

Ihre Kinder«<br />

Die Pläne der Energieallianz Bayern, am Jochberg ein Pumpspeicherwerk<br />

zu errichten, zeigen letztlich die Fehlinterpretation des Begriffs Energiewende.<br />

Mit ungeheurem technischen Aufwand soll eine Landschaft derart umge<br />

staltet werden, dass sie den Ansprüchen des Strommarktes und seiner<br />

Protagonisten genügt. PSW stellen ohne Zweifel eine bewährte Technik zur<br />

kurzfristigen, maximal tageweisen Stromspeicherung dar, jedoch vermag<br />

zurzeit niemand zu sagen, in welchem Umfang diese kurzfristige Speicherform<br />

in zehn Jahren noch vonnöten ist. Im konkreten Fall geht es um<br />

das Geschäftsmodell, durch Preisschwankungen an der Strombörse einen<br />

maximalen Profi t zu erzielen. Die Planer des PSW am Jochberg gehen kühn,<br />

um nicht zu sagen fahrlässig zu Werke.<br />

Allein die Tatsache, dass kein Naturschutzgebiet tangiert würde, reicht für<br />

die Wahl des Ortes, geschweige denn wurden andere Technologien in<br />

Betracht gezogen. Keine Rede von der Zerstörung der Kultur- und Naturlandschaft,<br />

dieses unwiederbringlichen Verlustes für Tier- und Pfl anzenwelt,<br />

vor allem aber für unzählige Bergfreunde. Keine Rede von den geologischen<br />

Risiken und keine Rede und Rücksichtnahme auf die vom Stromtransport<br />

betroffenen Bürger in den Talgemeinden. Die naturverträgliche, ökologische<br />

Energiewende sieht anders aus. Vorrangig sollte Strom eingespart werden<br />

(Energie-Effi zienz!), unvermeidbare »Überproduktion« sollte durch geeignete<br />

Speicherformen langfristig zur Verfügung stehen. Mehre re vergleichbare<br />

PSW-Projekte liegen zurzeit auf Eis, man erhofft sich poli tische »Weichenstellungen«,<br />

vulgo Subventionen, die den Betrieb rentabel machen sollen.<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Foto: Thomas Lengenfelder<br />

Der Tisch ist gedeckt<br />

AKTIONEN RUND UM DIE THEMEN<br />

GLETSCHER UND KLIMAWANDEL<br />

Gletschergedenken auf 2700 Metern:<br />

An zwei Wochenenden im August dreht sich<br />

rund um die Cavardirashütte in den Glarner<br />

Alpen alles um den Klimawandel und seine<br />

Auswirkungen auf Gletscher. Dazu haben die<br />

Veranstalter einen sechs Meter breiten und<br />

250 Meter langen Gletschertisch erschaffen.<br />

Anfang Juli begannen sie, eine 1500 Quadratmeter<br />

große Fläche mit einem reflektierenden<br />

Vlies abzudecken. Rund um den Tisch<br />

sollen vom 16. bis 18. und vom 23. bis 25.<br />

August Veranstaltungen stattfinden. Dazu<br />

zählen Berggespräche mit Wissenschaftlern<br />

zu den Themen Wasser, Eis & Stein, Lesungen,<br />

Alpengesänge oder auch eine Fackelinszenierung.<br />

Das gesamte Programm ist nachzulesen<br />

unter www.wandelzeit.ch<br />

–bw–<br />

Anfang Juli legten die Veranstalter ein Vlies<br />

aus, um den Gletschertisch zu formen.<br />

Bunt und knallig: die Neuheiten bei der Fachmesse OutDoor<br />

Es geht also doch<br />

HERSTELLER PRÄSENTIEREN ÖKOLOGISCHE FORTSCHRITTE<br />

Die Bemühungen Frisch der saniert: Hersteller, der Weg Textilien ökologisch herzustellen, tragen<br />

Früchte. Auf der über internationalen die Brunnenauscharte Fachmesse OutDoor präsentierte etwa Maier<br />

Sports eine PFC-freie Funktionsjacke (Andalo, erhältlich ab 2014). Sie ist mit<br />

Purtex Polyurethan ausgerüstet, das sich laut Maier Sports nicht auswäscht und<br />

die Jacke dauerhaft wasserdicht macht. Auch Schöffel verfolgt das Ziel, PFCfreie<br />

Textilien zu produzieren und präsentierte eine Kollektion für Sommer<br />

2014, die mit C6-Chemie behandelt wurde. Anders als C8, das bislang zum<br />

Einsatz kam, enthält dieses kein PFOA. Schöffel will schrittweise auf C0-Chemie<br />

umstellen und so vollständig PFC-frei produzieren.<br />

Der OutDoor-Nachhaltigkeits-Award ging an die Daunenjacke »North« von Yeti.<br />

Ihr Gewebe wurde aus Rizinuspflanzen entwickelt. Die Jury lobte vor allem,<br />

dass man die pflanzenbasierte Nylonfaser auch für zahllose andere Produkte<br />

nutzen könne. Adidas präsentierte seine DryDye-<br />

Technologie, mit der sich beim Färbeprozess<br />

nach eigenen Angaben 25 Liter Wasser pro T-Shirt<br />

einsparen lassen sowie jeweils die Hälfte an<br />

Energie und Chemie (ausgezeichnet<br />

mit dem OutDoor Award). Einen<br />

Award erhielt auch Schoeller,<br />

und zwar für die wasserabweisende,<br />

aber dennoch<br />

PFC: Per- und polyfl uorierte<br />

Chemikalien, die sich kaum abbauen<br />

und lange in der Umwelt<br />

bleiben. Über Nahrung, Luft<br />

und Trinkwasser gelangen sie in<br />

den menschlichen Körper.<br />

PFOA: neben FTOH das im Bekleidungsbereich<br />

am häufi gsten<br />

vorkommende PFC<br />

PFC-freie Textilausrüstung<br />

Ecorepel.<br />

–bw–<br />

Fotos: OutDoor Friedrichshafen, Hersteller<br />

Jacke Andalo, Maier Sports<br />

Keine Chance dem Latschenwildwuchs!<br />

Foto: Umweltbaustelle Zirler Almen<br />

Vollgas fürs Schaf<br />

OEAV ORGANISIERT UMWELTBAUSTELLE AUF DEN ZIRLER ALMEN<br />

17 freiwillige Helfer im Alter von 16 bis 29 Jahre haben im Juli eine Woche<br />

ihres Urlaubs geopfert, um die Schafsweiden und Wanderwege auf den Zirler<br />

Almen im Karwendel vom Latschenwildwuchs zu befreien. Unterstützung<br />

kam von zwei ehemaligen Schäfern, die das Gebiet rund um das Solsteinhaus<br />

genau kennen. Der Eingriff ist laut OEAV wichtig, da sich die Latschen sonst<br />

extrem ausbreiten und mit Zeit alles überwuchern würden. Die Schafe könnten<br />

dann nicht mehr auf den grünen Almwiesen weiden und die Wanderer<br />

müssten sich durchs Dickicht kämpfen.<br />

Der Österreichischen Alpenverein in Zirl hat das Projekt bereits zum dritten<br />

Mal organisiert und möchte es auch in Zukunft alle zwei bis drei Jahre wiederholen.<br />

–bd–<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 17


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

09/13 AKTUELL<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Eugen E. Hüsler, Peter Deuble,<br />

Janina und Markus Meier<br />

»DIE SCHÖNSTEN WANDERHÜTTEN«<br />

288 Seiten, Format 16,5 x 23,5 cm,<br />

Klappen broschur, Bruckmann Verlag,<br />

München 2013, 32,99 €<br />

extr<br />

em OST<br />

Filidor präsentiert<br />

Schweiz<br />

Sandro von Känel<br />

»EXTREM OST«<br />

360 Seiten, Format 12 x 18,5 cm,<br />

Paperback, Edition Filidor,<br />

CH-Reichenbach 2013, 38,– €<br />

Dietrich Hasse<br />

»EIN LEBEN IM LOT«<br />

300 Seiten, Format 15 x 23 cm,<br />

Hardcover, Bergverlag Rother, 2013,<br />

24,90 €<br />

Wie Schneekönige freuen sich<br />

Wanderer in der Regel, wenn die<br />

Hütte endlich hinter einer Weggabelung auftaucht – sei es weil<br />

mit ihr das Tourenziel erreicht ist oder zumindest eine Verschnaufspause<br />

naht. In der Einleitung bezeichnen die Autoren<br />

die Bergrefugien als Schnittstellen zwischen Natur und Zivilisation.<br />

Der umfangreiche Wanderführer setzt dabei den Fokus<br />

klar auf die Nähe zur Natur. Denn alle 234 vorgestellten Hütten<br />

in den Ost- und Westalpen haben keine öffentliche Zufahrt<br />

oder Seilbahnanschluss, sondern sind nur zu Fuß erreichbar.<br />

»Echte« Berghütten eben. Das Buch ist dabei übersichtlich in<br />

13 Regionenkapitel aufgeteilt, bei denen jeweils eine Übersichtskarte<br />

und ein Steckbrief zum Gebiet für leichte Orientierung<br />

sorgen. Die ausführlichen Hüttenbeschreibungen sind außerdem<br />

ergänzt durch praktische Info- und Tippkästen.<br />

–bd–<br />

Nun ist die Schweiz komplett!<br />

Für alle, die sich im<br />

eidgenössischen Steilfels am<br />

liebsten oberhalb von 6a bewegen,<br />

hat Sandro, der Sohn<br />

von Jürg von Känel, nach dem<br />

Band »West« (2012) nun auch<br />

die Ostschweiz in bewährter<br />

Filidor-Manier erfasst. Herausgekommen<br />

ist eine Sammlung<br />

der schönsten Extremklettereien<br />

zwischen Urner und<br />

Sarganser Land: tolle Bilder,<br />

filigrane Topos – ein Kletterführer<br />

der Extraklasse! –ak–<br />

Dietrich Hasses Klettererlebnisse<br />

sind der eine – der<br />

umfangreichere – Bestandteil<br />

dieses Buchs. Immerhin hat<br />

er als Kletterer Geschichte<br />

geschrieben, im Elbsandsteingebirge,<br />

in den Dolomiten,<br />

in Südeuropa. Es geht aber<br />

noch um viel mehr: sein Leben<br />

in der DDR während der Nachkriegszeit,<br />

ein Gefängnisaufenthalt<br />

und sein Entschluss, der<br />

DDR den Rücken zu kehren.<br />

All das beschreibt er mit sehr<br />

vielen Details. –bw–<br />

BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />

Foto: Red Bull Mediahouse<br />

KALTSTART VOR ORT<br />

Wofür? Man gebe ein, wo man sich befi ndet,<br />

welche Art/Länge der Tour man wünscht – und los!<br />

Wie? Routenbeschreibungen und Karte. Dank<br />

GPS-Ortung auch hilfreich zur bloßen Orientierung<br />

Wieviel? Die erste Region für »komoot«<br />

ist kostenlos, weitere Regionen ab 3,59 €<br />

Warum? Weil man manchmal trotz aller Vor -<br />

bereitung kurzfristig vor Ort umplanen muss.<br />

»McCONKEY«<br />

Die Dokumentation erzählt aus dem<br />

Leben von Free-Skier und Base-Jumper<br />

Shane McConkey. Sie läuft im Rahmen<br />

der Event-Reihe »Heroes By Nature«,<br />

die ab dem 5. September in Deutschland,<br />

der Schweiz, Österreich und Spanien<br />

stattfindet. Die Veranstaltung wird<br />

flankiert von einem Online-Auftritt:<br />

www.facebook.com/heroesbynature –sz–<br />

Von: Rob Bruce, Scott Gaffney, Murray Wais,<br />

Steve Winter, David Zieff<br />

Mit: Shane McConkey<br />

Aus: USA<br />

www.relags.de<br />

Jetzt noch zwei Klicks, einmal auf »Info«<br />

und einmal auf »Produktlexikon«, und<br />

man befindet sich auf den Lexikonseiten.<br />

Hier werden zahlreiche Outdoor-Materialien<br />

und -Textilien knapp aber verständlich<br />

erklärt. Hilfreich für alle, die ihre<br />

Ausrüstung im Internet erwerben wollen<br />

und daher ohne fachliche Beratung<br />

auskommen müssen.<br />

–bw–<br />

www.hermann-von-barth.at<br />

Innovative Hütten-Homepage – hier<br />

beschert schon der Web-Besuch einen<br />

kleinen Ausflug aus dem Alltag. –bw–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


ISBN 978-3-7654-5678-7<br />

ISBN 978-3-7654-5679-4<br />

ISBN 978-3-7654-6251-1<br />

ISBN 978-3-7654-5175-1<br />

ISBN 978-3-7654-5676-3<br />

ISBN 978-3-7654-5894-1<br />

ISBN 978-3-7654-5909-2<br />

ISBN 978-3-7654-5917-7<br />

ISBN 978-3-7654-5904-7<br />

ISBN 978-3-7654-5914-6<br />

ISBN 978-3-7654-4904-8<br />

ISBN 978-3-7654-6081-4<br />

ISBN 978-3-7654-4897-3<br />

ISBN 978-3-7654-4581-1<br />

ISBN 978-3-7654-6085-2<br />

ISBN 978-3-7654-5896-5<br />

ISBN 978-3-7654-5234-5<br />

ISBN 978-3-7654-4915-4<br />

ISBN 978-3-7654-5916-0<br />

ISBN 978-3-7654-4903-1<br />

ISBN 978-3-7654-4909-3<br />

ISBN 978-3-7654-6086-9<br />

ISBN 978-3-7654-5793-7<br />

ISBN 978-3-7654-5897-2<br />

ISBN 978-3-7654-4902-4<br />

ISBN 978-3-7654-5235-2<br />

ISBN 978-3-7654-5906-1<br />

ISBN 978-3-7654-5898-9<br />

ISBN 978-3-7654-5792-0<br />

ISBN 978-3-7654-5903-0<br />

ISBN 78-3-7654-5905-4<br />

ISBN 978-3-7654-5912-2<br />

ISBN 978-3-7654-5783-8<br />

ISBN 978-3-7654-5891-0<br />

ISBN 978-3-7654-5899-6<br />

ISBN 978-3-7654-5684-8<br />

ISBN 978-3-7654-5941-2<br />

ISBN 978-3-7654-5892-7<br />

ISBN 978-3-7654-5893-4<br />

ISBN 978-3-7654-5902-3<br />

ISBN 978-3-7654-5901-6<br />

ISBN 978-3-7654-5167-6<br />

ISBN 978-3-7654-5677-0<br />

ISBN 978-3-7654-5913-9<br />

ISBN 978-3-7654-5935-1<br />

ISBN 978-3-7654-5173-7<br />

ISBN 978-3-7654-5169-0<br />

ISBN 978-3-7654-5907-8<br />

ISBN 978-3-7654-6102-6<br />

ISBN 978-3-7654-5908-5<br />

ISBN 978-3-7654-5895-8<br />

ISBN 978-3-7654-5674-9<br />

ISBN 978-3-7654-5675-6<br />

ISBN 978-3-7654-4896-6<br />

ISBN 978-3-7654-5174-4<br />

ISBN 978-3-7654-5683-1<br />

Empfohlen von<br />

ISBN 978-3-7654-5910-8<br />

ISBN 978-3-7654-4910-9<br />

ISBN 978-3-7654-6084-5<br />

ISBN 978-3-7654-5911-5<br />

Siehe BERGSTEIGER<br />

Buch-Tipp auf S. 48<br />

in dieser Ausgabe.<br />

Pro Titel 40 Touren auf 168 Seiten.<br />

Für nur € 12,99 in Ihrer Buchhandlung!<br />

Ausführliche Infos unter www.bruckmann.de<br />

Die Welt neu entdecken


TV-Programm August / September 2013<br />

12.8. | 10.55 | Arte<br />

Die Alpen von oben<br />

Von den Karawanken<br />

nach Graz<br />

Dauer: 52 Min.<br />

12.8. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Schottlands Inseln<br />

Dauer: 55 Min.<br />

13.8. | 17.45 | ZDF Info<br />

Reise zu den Pinguinen<br />

Mit dem Luxusliner<br />

in die Antarktis<br />

Dauer: 45 Min.<br />

14.8. | 15.05 | Servus TV<br />

Naturparadies Thailand<br />

Das unberührte Paradies<br />

Dauer: 60 Min.<br />

14.8. | 21.15 | MDR<br />

Biwak<br />

Dauer: 30 Min.<br />

15.8. | 11.05 | BR<br />

Stolperstein<br />

Heilende Wände: Wie die<br />

Kraft des Kletterns hilft<br />

Dauer: 30 Min.<br />

15.8. | 16.15 | 3sat<br />

Die Entstehung der<br />

Alpen – Rastlose Gipfel<br />

Dauer: 40 Min.<br />

15.8. | 19.15 | Phoenix<br />

Wunder der Natur<br />

Norwegen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J16.8. | 11.05 | Arte<br />

Die Alpen von oben<br />

Vom Isartal ins Inntal<br />

Dauer: 52 Min.<br />

16.8. | 19.15 | Phoenix<br />

Wunder der Natur<br />

Namibia<br />

Dauer: 45 Min.<br />

17.8. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Wildes Polen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

18.8. | 14.00 | Servus TV<br />

Naturparadies China Tibet<br />

Dauer: 60 Min.<br />

18.8. | 16.15 | BR<br />

Die letzten Paradiese<br />

Südtirol<br />

Dauer: 30 Min.<br />

18.8. | 19.00 | BR<br />

Die Eroberung der Alpen<br />

Gipfelstürmer<br />

Dauer: 45 Min.<br />

19.8. | 13.00 | Servus TV<br />

Fahrt in fremde Welten<br />

Himalaya: Der eiserne Drache<br />

Dauer: 60 Min.<br />

21.8. | 8.10 | S: Disc. Channel<br />

Everest: Spiel mit dem Tod<br />

Gipfelträume<br />

Dauer: 48 Min.<br />

J21.8. | 12.00 | Phoenix<br />

Neuseeland<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.8. | 16.00 | BR<br />

Reisewege Alpenpässe<br />

Der Großglockner<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.8. | 20.15 | 3sat<br />

Drama am AH<br />

verfluchten Berg<br />

Wie Kilian Volken<br />

die Lawine überlebte<br />

Dauer: 50 Min.<br />

23.8. | 18.15 | SWR<br />

Mensch Leute AH<br />

Die Extrembergsteiger<br />

Daniela und Robert Jasper<br />

Dauer: 30 Min.<br />

24.8. | 12.15 | HR<br />

Weltreisen Auf<br />

Schienen durch die Anden<br />

Dauer: 30 Min.<br />

27.8. | 22.30 | SWR<br />

Schlaglicht<br />

Rettung aus höchster<br />

Not – Einsatz für die<br />

fliegende Bergwacht<br />

Dauer: 30 Min.<br />

28.8. | 16.00 | BR<br />

Reisewege Alpenpässe<br />

Die Dolomiten<br />

Dauer: 45 Min.<br />

29.8. | 14.15 | 3sat<br />

Die Wiege des Alpinismus<br />

Vom Ankogel<br />

auf die Berge der Welt<br />

Dauer: 55 Min.<br />

29.8. | 15.10 | 3sat<br />

Die vier Alpen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 50 Min.<br />

29.8. | 16.00 | 3sat<br />

Mythen der Alpen<br />

Dauer: 55 Min.<br />

29.8. | 16.55 | 3sat<br />

Zugspitze –<br />

Berg der Kontraste<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 50 Min.<br />

29.8. | 20.15 | BR<br />

traumpfade<br />

Mit dem Mountainbike<br />

über die Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

30.8. | 18.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Auf Tour durch Großbritannien:<br />

Die Südküste<br />

Dauer: 60 Min.<br />

30.8. | 18.20 | Arte<br />

Extreme Landschaften,<br />

Leben am Limit<br />

Himalaya –<br />

Leben am Abgrund<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J30.8. | 20.15 | Servus TV<br />

Bergwelten<br />

Nur der Weg ist das Ziel<br />

– der Extrembergläufer<br />

Markus Kröll<br />

Dauer: 60 Min.<br />

31.8. | 14.30 | 3sat<br />

Reisewege Schottland<br />

In den Highlands<br />

Dauer: 45 Min.<br />

AH<br />

1.9. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Säntis<br />

Dauer: 30 Min.<br />

2.9. | 15.35 | 3sat<br />

Leben über den Wolken<br />

In den Weißen Bergen Kretas<br />

Dauer: 40 Min.<br />

2.9. | 16.00 | BR<br />

Länder-Menschen-<br />

Abenteuer<br />

Australiens Nationalparks<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.9. | 11.00 | Arte<br />

Die Alpen von oben<br />

Vom Chablais zum Montblanc<br />

Dauer: 52 Min.<br />

4.9. | 13.15 | 3sat<br />

Eine Reise durch Niederösterreichs<br />

Naturparks<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 15 Min.<br />

J4.9. | 14.40 | 3sat<br />

Der Adlerweg in Tirol<br />

Dauer: 45 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

AH<br />

4.9. | 15.25 | 3sat<br />

Wilde Natur, große<br />

Tradition: Das Gasteinertal<br />

Dauer: 40 Min.<br />

6.9. | 15.00 | 3sat<br />

Meine Traumreise<br />

nach Südtirol<br />

Arbeitsurlaub<br />

beim Bergbauern<br />

Dauer: 30 Min.<br />

11.9. | 7.45 | Arte<br />

Auf den Gipfeln der Welt<br />

Tansania – Kilimandscharo<br />

Dauer: 43 Min.<br />

13.9. | 7.45 | Arte<br />

Auf den Gipfeln der Welt<br />

Kamerun – Kamerunberg<br />

Dauer: 43 Min.<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Quality since 1923<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 21


TITELTHEMA<br />

Bei den meisten Paraglidern steht<br />

der Flug im Vordergrund; es gibt<br />

aber auch <strong>Bergsteiger</strong>, die ihn nutzen,<br />

um angenehm ins Tal zu kommen.<br />

Einziger Nachteil: Man muss die<br />

komplette Ausrüstung mit auf den<br />

Gipfel schleppen.


Anders runterkommen<br />

Bloß nicht<br />

absteigen!<br />

Normalerweise folgt auf die Anstrengung die<br />

Belohnung. Nicht so beim Bergsteigen. Der Abstieg<br />

ist für viele nichts als ein notwendiges Übel.<br />

Wir stellen Ihnen Alternativen für eine schnelle,<br />

und vor allem aufregende Rückkehr ins Tal vor.<br />

Foto: visual impact | Thomas Ulrich<br />

Das Wort »Bergsteigen« und der<br />

Weg hinunter ins Tal sind eigentlich<br />

ein Widerspruch in<br />

sich. Denn das Steigen führt<br />

im normalen Sprachgebrauch<br />

selten abwärts. Wenn Quecksilber, Preise<br />

oder Aktien steigen, geht es nach oben mit<br />

Temperatur, Ausgaben und Kursen. Steigt<br />

das Wasser, steht es einem irgendwann bis<br />

zum Halse, und wenn der Chef seinen Mitarbeitern<br />

aufs Dach steigt, dann aus der Position<br />

des höher Aufgestiegenen. Nur beim<br />

Berg-Steigen steht ausgerechnet zum Finale,<br />

das doch eigentlich die Krönung sein<br />

soll, etwas nahezu Deprimierendes an: das<br />

Runterkommen.<br />

Absteigen, um runterzukommen, ist meistens<br />

fad und geht zudem auf die Knie. Und<br />

nicht nur dorthin. Schon 1956 ließ der<br />

dänische Sportphysiologe Erling Asmussen<br />

Versuchspersonen mit einem Bein<br />

auf einen Stuhl steigen – und mit dem<br />

anderen Bein wieder hinunter. Wieder.<br />

Und immer wieder. Mit einem Bein hoch,<br />

mit dem anderen runter. Bis zur Erschöpfung.<br />

Interessanterweise ermüdete das<br />

Aufstiegsbein zwar zuerst. Schmerzen, im<br />

allgemeinen Sprachgebrauch als Muskelkater<br />

bekannt, spürten die Probanden jedoch<br />

in dem Bein, das die Bremsbewegung beim<br />

Abstieg ausführte. Biomechanisch ist dies<br />

mit der speziellen Muskelkontraktion und<br />

der folgenden Belastung der Muskelfasern<br />

zu erklären. Dabei macht sich der Muskelkater,<br />

ähnlich wie der Kater nach übermäßigem<br />

Alkoholgenuss und ganz anders als<br />

die Knie beim Abstieg, keineswegs sofort<br />

bemerkbar, sondern erst am nächsten Tag.<br />

Und manchmal dauert es Tage.<br />

Nun gäbe es für die Schonung von Knie und<br />

Muskelfasern zwar manche Berge mit Aufbzw.<br />

Abstiegshilfe (vulgo: Bergbahn), aber<br />

die meidet der <strong>Bergsteiger</strong> wie der Vegetarier<br />

das Steak. Deshalb hat sich die BERGSTEI-<br />

GER-Redaktion nach Alternativen umgesehen,<br />

um mal ganz anders runterzukommen.<br />

Von entspannt über aufregend bis halsbrecherisch.<br />

Wer dennoch lieber absteigt, sollte<br />

für seine Beine zumindest eine Hilfe in Anspruch<br />

nehmen: Teleskopstöcke. –dp–<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23


Mit dem Skyver auf dem<br />

Rücken lässt sich der Ausblick<br />

auf den Kochelsee gleich<br />

doppelt genießen. Denn es folgt:<br />

eine rauschende Abfahrt<br />

Radl im Rucksack<br />

Der Skyver ist eine Mischung aus Roller und Rad.<br />

Bergauf trägt man ihn auf dem Rücken, am Gipfel<br />

baut man ihn um und saust damit ins Tal hinab.<br />

Die breiten Reifen rollen leise schmatzend<br />

über den Forstweg, der Fahrtwind<br />

treibt einem schnell die Tränen<br />

in die Augen. Hinten spritzt der Kies davon,<br />

und eine Ziege, die auf der Almwiese steht,<br />

hebt neugierig den Kopf. Kein Wunder –<br />

hier kommt ein Gefährt, das selbst in den<br />

vom Freizeitsport so stark geprägten Alpen<br />

nicht unbedingt als alltäglich durchgeht:<br />

eine Mischung aus Roller und Fahrrad.<br />

Getrieben von der Idee, dass man sich<br />

nach einer schönen Tour den elendlangen<br />

»Hatsch« ins Tal ersparen könnte, haben einige<br />

Firmen zuletzt neue Zwei- oder sogar<br />

Dreirad-Konstruktionen entwickelt: Bergauf<br />

werden die Radl oder Roller getragen,<br />

bergab wird gefahren.<br />

Zu den Firmen, die sich damit beschäftigen,<br />

gehört Mountainskyver aus Penzberg.<br />

Geschäftsführer Christian Schmautz war<br />

schon immer viel in den Bergen unterwegs:<br />

im Sommer zu Fuß oder mit dem Moun-<br />

tainbike, im Winter auf Tourenski. »Aber<br />

ich dachte mir immer: Da fehlt noch etwas«,<br />

sagt er. Schmautz wollte das Skitouren-Gefühl<br />

auch im Sommer erleben: zu<br />

Fuß aufsteigen, schneidig abfahren. Und<br />

so begann der Vertriebsexperte, der damals<br />

noch in der Möbelbranche arbeitete, an einer<br />

Abfahrtshilfe zu tüfteln. »Die Idee war<br />

ein reduziertes Radl«, sagt der 43-Jährige.<br />

Also strich Schmautz zuerst den Sattel.<br />

Dann die Schaltung. Schließlich auch noch<br />

die Tretpedale. Den ersten Prototyp baute er<br />

2007 aus Holz; den nächsten, aus Alu gefertigt,<br />

präsentierte er 2009 der Öffentlichkeit:<br />

ein robustes Stehrad mit einem kantigen,<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Fotos: Ortovox<br />

entwickelt hat. »Die Schwierigkeit war, dass<br />

das Rad rechts und links weit übersteht und<br />

der Lenker oben hinausragt.« Das Gewicht<br />

musste genau austariert werden und liegt<br />

nun im Bereich der Schulterblätter. Außerdem<br />

soll der <strong>Bergsteiger</strong> im Rucksack auch<br />

noch seine Wechselkleidung und eine Flasche<br />

Wasser verstauen können. Hofmann<br />

tüftelte in Vietnam, direkt bei der Produktionsfirma,<br />

am idealen Zuschnitt.<br />

Das günstigste Modell des Skyvers wiegt<br />

10,7 Kilo, die Mittelklasse dagegen um die<br />

acht Kilo, und auch wenn das unhandliche<br />

Volumen geschickt verpackt ist, ist der<br />

Skyver nicht gerade ein Federgewicht am<br />

Rücken. »Es stimmt schon: Man braucht<br />

für den Skyver einen sportlichen Ansatz«,<br />

räumt Schmautz ein. Wanderer, die sich<br />

schon bei 500 Höhenmetern quälen, werden<br />

sich vermutlich nicht auch noch einen<br />

Roller auf den Rücken schnallen. Andere<br />

dagegen kraxeln mit dem kreisrunden<br />

Rucksack sogar frohgemut die Eisentritte<br />

eines Klettersteigs nach oben.<br />

Der Roller ist von Haus aus als Nischenprodukt<br />

und spezielles Trainingsgerät angelegt.<br />

»Das Interesse ist bei einem gewissen<br />

Skitourenpublikum groß, aber auch bei<br />

Bergläufern zu Trainingszwecken – und<br />

nicht zuletzt bei Hundebesitzern, die mit<br />

ihren Tieren in den Bergen unterwegs<br />

sind.« 20 Prozent der Kunden, so Schmautz,<br />

suchen die Herausforderung und fahren<br />

auch Trails, 80 Prozent ersparen sich vor<br />

allem die Forststraßen. Kein Wunder, dass<br />

Leihgeräte, etwa in Mayrhofen im Zillertal,<br />

im Sommer für die Abfahrt nach einer<br />

gemütlichen Pause an der Hütte gern genutzt<br />

werden – als eine Art Sommerrodel,<br />

sozusagen.<br />

Und in der Tat: Kaum ist der Roller aufgebaut,<br />

steigt man auf und rollt komfortabel<br />

den Berg hinab, auch wenn das Fahrgefühl<br />

am Anfang noch etwas ungewohnt ist: Ist<br />

das jetzt tatsächlich ein Roller? Ein Fahrrad,<br />

mit dem man nicht treten kann? Ein Segway<br />

ohne Motor? Ähnlich wie beim Skifahren<br />

kann man die Richtung auch durch die<br />

Gewichtsverlagerung steuern, und wenn<br />

man ihn lässt, nimmt der Skyver schnell ordentlich<br />

Fahrt auf. Selbst auf steinigen und<br />

wurzelbewachsenen, schmalen Pfaden lässt<br />

sich das Gefährt erstaunlich gut kontrollieren.<br />

Die Bremsen sind bissig, ein Helm auf<br />

dem Kopf deshalb sicher nicht übertrieben.<br />

Flott geht es abwärts, zugleich erregt man<br />

nicht wenig Aufmerksamkeit: Neugierig,<br />

manchmal auch skeptisch, hin und wieder<br />

ein bisschen neidisch beäugen einen die<br />

anderen Wanderer. Denn während sie noch<br />

einen langen Abstieg auf der Forststraße<br />

vor sich haben, rauscht man selbst in zehn<br />

Minuten zu Tal. –Christina Warta–<br />

TIPP<br />

Test gefällig?<br />

Wer den Skyver ausleihen möchte,<br />

kann dies beispielsweise im Sportgeschäft<br />

SPORTL.I.C.H., Ohlstadter Str. 52 in München,<br />

der Alpinschule Oberstdorf oder den<br />

Mayrhofner Bergbahnen im Zillertal tun.<br />

Wer schon jetzt überzeugt ist: Der Preis für<br />

ein Neugerät liegt zwischen 699 und 1299<br />

Euro. Alle Infos sowie weitere Leihstationen<br />

unter: www.mountainskyver.com<br />

Ein ähnliches Gefährt ist der »Bergmönch«.<br />

Ihn kann man beispielsweise bei Alpintech<br />

in Fulpmes testen.<br />

A-förmigen Rahmen sowie einem 20-Zoll-<br />

Reifen vorne und einem 16-Zoller hinten.<br />

Das Wichtigste am »Skyver« sind allerdings<br />

die drei Schnellspanner, dank derer man<br />

den Roller auf ein tragbares Format zusammenklappen<br />

kann. Werkzeug braucht man<br />

keines zum Auf- und Abbauen, und auch<br />

kein Ingenieursstudium: Das Gerät ist quasi<br />

selbsterklärend.<br />

Zum Bergroller wurde auch der passende<br />

Rucksack konstruiert, ohne den man das<br />

Gefährt nicht auf den Berg bringen würde.<br />

»Es war problematisch, dieses Radl zu<br />

verpacken«, gibt Frank Hofmann zu, der<br />

für die Firma Ortovox den Spezialrucksack<br />

Wird es zu flach, kommt der<br />

Skyver an seine Grenzen. Dann<br />

sollte man Schwung mitbringen.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25


Bock auf Bockerl<br />

Rasantes Mini-Gefährt auf drei Rollen<br />

W<br />

em der Skyver zu schwer ist, für<br />

den könnte das Bockerl das richtige<br />

sein. Es wiegt gerade mal drei<br />

Kilo. Mit einem Mountainbike oder einem<br />

Roller hat es allerdings rein gar nichts<br />

mehr gemein, optisch erinnert das Bockerl<br />

eher an riesige Rollerblades. Drei Rollen,<br />

ein Sitz und ein Lenker mit Bremse. Viel<br />

mehr ist nicht dran – die Füße hält man<br />

während der Abfahrt in die Luft. Minimalistisch,<br />

aber zweckmäßig: »Ich würde nie<br />

Wer mit dem<br />

Bockerl stürzt,<br />

fällt immerhin<br />

nicht tief.<br />

mit einem Mountainbike den Berg runterrasen<br />

– mit dem Bockerl hingegen ist das<br />

kein Thema, da man weiter unten sitzt und<br />

nicht so tief fällt«, sagt Ulla Schneiders vom<br />

Bockerl-Club Isarwinkel.<br />

Für den Winter gibt es auch eine Ski-Variante.<br />

Wer ein Rollenbockerl besitzt, kann es<br />

zu diesem Zweck umrüsten. Laut Jan Herbert<br />

von der Firma Schletter, die das Bockerl<br />

produziert und vertreibt, spricht vor allem<br />

das Ski-Bockerl die breite Masse an – das<br />

TIPP<br />

Auf zur Probefahrt<br />

Zum Bockerl-Fahren geeignet sind befestigte<br />

und unbefestigte Wege, Forstwege<br />

und Wiesenhänge. Zu steil sollte es für die<br />

ersten Versuche vielleicht nicht unbedingt<br />

sein. Ausleihen kann man sich das Bockerl<br />

beispielsweise bei Stadt, Land, Luft in Bad<br />

Tölz (Tel. 0 80 41/4 39 10 01) oder Local<br />

Motion in Kirchberg/Tirol (Tel. 00 43/6 64/<br />

1 33 55 55). Erhätlich ist es seit 2003,<br />

je nach Anbieter kostet es ca. 289 Euro.<br />

Rollen-Bockerl sei hingegen eher eine Randerscheinung.<br />

Am weitesten verbreitet sind<br />

die Bockerl im Raum Innsbruck.<br />

Doch auch rund um Tölz, der Heimat der<br />

Bockerl-Erfinder Thomas Eimannsberger<br />

und Hans Gschwendtner sind die Gefährte<br />

populär. Hier gibt es den Bockerl-Club<br />

Isarwinkel, dessen Mitglieder wöchentlich<br />

Bockerl-Touren auf den Blomberg machen.<br />

Einmal im Jahr veranstalten sie zudem einen<br />

Bockerl-Cup. –Bettina Willmes–<br />

Im Trott der Eidgenossen<br />

Mit dem Trottinett ins Tal rauschen<br />

In der Schweiz ist das Trottinett allgegenwärtig.<br />

Dabei ist es gar nicht mal – wie<br />

so gerne behauptet – eine Schweizer<br />

Erfindung. Auch die Finnen haben dabei<br />

wohl eine große Rolle gespielt, so genau<br />

weiß das heute niemand mehr. Eindeutig<br />

schweizerisch ist lediglich der klappbare<br />

Belohnung nach der Tour: Abfahrt von der<br />

Bergstation Marguns ins Tal nach Celerina<br />

Tretroller, der zur Jahrhundertwende in<br />

vielen Städten so populär wurde. Doch von<br />

ihm unterscheidet sich das Touren-Trottinett<br />

deutlich. Es hat Luftreifen wie ein Fahrrad,<br />

Vorder- und Hinterradbremsen und eine Federgabel.<br />

So lässt sich über Stock und Stein<br />

brettern. Auch wenn sie nicht die Erfinder<br />

sind – die Schweizer sind es, die das Gefährt<br />

zu vermarkten und zu nutzen wissen. Kaum<br />

ein Tourismusverband, der keine Fahrt damit<br />

im Angebot hat. »Abfahrt mit dem Monstertrottinett«<br />

oder »Trottiplausch« heißt das<br />

dann. Das Angebot reicht von Trottinetts mit<br />

besonders breiten Reifen (Monstertrottinetts)<br />

bis zu Gefährten, die zumindest von vorne<br />

an ein gewöhnliches Fahrrad erinnern.<br />

»In der Schweiz haben Trottinetts Tradition<br />

wegen Bahnen wie der Rhätischen Bahn.<br />

Mit ihr fährt man bis Talschluss, und mit<br />

dem Trottinett bergab zurück«, sagt Wolfgang<br />

Seibel, mehrfacher deutscher Meister<br />

und Weltmeister im Tretrollerfahren und<br />

Betreiber der Homepage www.tretroller.de.<br />

Teilweise, so Seibel, gebe es in der Schweiz<br />

sogar extra Roller-Ampeln. In den deutschen<br />

und österreichischen Alpen hingegen<br />

sind die Trottinetts alias Tretroller nicht<br />

allzu populär. Dabei, so versichert Seibel,<br />

sei das Wandern mit Tretroller sehr angenehm:<br />

Bergauf lasse sich der Roller weit<br />

einfacher schieben als ein Fahrrad, da kein<br />

Pedal störe und der Schwerpunkt des Rollers<br />

sehr niedrig liege. Und kaum wird es<br />

dann eben oder geht bergab, beginnt der<br />

eigentliche Spaß. –Bettina Willmes–<br />

TIPP<br />

Rasante Testfahrt<br />

Wer das Trottinett testen möchte,<br />

fährt dafür am besten in die Schweiz. Eine<br />

Übersicht über alle Angebote gibt es auf<br />

www.myswitzerland.com/de/trottinett.html.<br />

Wer lieber auf eigene Faust unterwegs ist,<br />

kann sich beispielsweise bei Mark Sport<br />

in Bergün im oberen Abulatal, Kanton Graubünden<br />

oder bei der Velobude in Luzern ein<br />

Trottinett ausleihen. In Deutschland gibt<br />

es nur wenige Anbieter, darunter die Filialen<br />

von Alb-Roller in Füssen (Tel. 0 83 62/<br />

91 46 13) oder Sachsenkam (Tel. 01 79/<br />

5 08 98 41).<br />

Fotos: Engadin St. Moritz, Schletter GmbH, Christian Pfanzelt<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Richtig abseilen<br />

Mit dem geeigneten Equipment wird der eigentliche<br />

Abschluss zum Hauptvergnügen.<br />

Eine der großen Tragödien des Alpinismus<br />

ereignete sich 1936 an der<br />

Eiger-Nordwand und endete mit vier<br />

Toten. Fest verankert im kollektiven Gedächtnis<br />

der <strong>Bergsteiger</strong> ist vor allem das<br />

Foto von Toni Kurz, wie er leblos und mit<br />

geknicktem Rückgrat im Seil hängt. Wer<br />

die Hintergründe nicht kennt, sieht in diesem<br />

Foto das Ergebnis eines weiten und<br />

harten Sturzes. Tatsächlich aber ist es das<br />

Resultat einer missglückten Abseilfahrt.<br />

Und Beweis dafür, dass das Abseilen viel<br />

mehr ist als nur ein unbedeutender alpinistischer<br />

Nebenschauplatz.<br />

Damals war der Karabinersitz gerade hochmodern.<br />

Im Gegensatz zum bis dahin üblichen<br />

Dülfersitz läuft das Seil dabei nicht<br />

über den Oberschenkel, sondern durch einen<br />

Karabiner. Der Vorteil: Keine durchgewetzten<br />

Hosen und keine Brandblasen. Den<br />

Nachteil der neuen Methode musste Toni<br />

Kurz mit seinem Leben bezahlen. Denn der<br />

Knoten, den er zur Verlängerung der Abseilstrecke<br />

ins Seil geknüpft hatte, passte nicht<br />

durch den Karabiner. Und so starb er wenige<br />

Meter von seinen Rettern entfernt mit<br />

den Worten: »I ko nimma!«<br />

So schlecht, wie die Kurz’sche Tragödie nahelegt,<br />

war der Karabinersitz indes nicht.<br />

Immerhin enthielt er die vernünftige Idee,<br />

die beim Abseilen entstehende Reibungswärme<br />

auf Metall statt Kleidung zu übertragen<br />

– wenn auch nur halb umgesetzt,<br />

denn das Seil lief beim Karabinersitz immer<br />

noch zusätzlich über die Schulter.<br />

Den letzten Schritt weg vom Körper und<br />

vollends hin zu einem Bremsgerät machte<br />

erst der Abseilachter, der Anfang der 1970er-<br />

Jahre aus Amerika nach Europa kam. Auch<br />

wenn seine Form seitdem vielfach optimiert<br />

wurde und einige ähnliche Bremsgeräte<br />

auf den Markt kamen: Der Abseilachter<br />

ist nach wie vor die Nummer eins. Mit<br />

ihm und dem entsprechenden Können ist<br />

das Abseilen eine sichere Angelegenheit<br />

und ein großes Vergnügen. Wie eine Achterbahnfahrt.<br />

Und übrigens passt sogar ein<br />

Knoten durch. –Thomas Bucher–<br />

TOUR<br />

Die Tour für<br />

Einsteiger<br />

Roßsteinnadel Westkante (III+)<br />

(Tegernseer Berge)<br />

Nette, 50 Meter lange Kletterei entlang<br />

einer luftigen Kante. Zwei Zwischenstände<br />

möglich. Abseilen über die teils überhängende<br />

Nordwand fast direkt vom Gipfel.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz an der<br />

Straße von Kreuth zum Achenpass<br />

Zustieg: 1½ Std.<br />

Absicherung der Route: Bohrhaken in<br />

größeren Abständen und an den zwei<br />

möglichen Standplätzen<br />

Abseilen: Wenige Meter den Westgrat<br />

zurück, befi ndet sich in der Nordseite ein<br />

gebohrter und geklebter Abseilhaken.<br />

Von dort knapp 30 Meter recht luftig nach<br />

Norden hinab. Ein mindestens 60 Meter<br />

langes Seil mitnehmen!<br />

Literatur: Martin Lochner »Bayerische Voralpen«,<br />

Lochner Verlag, 2011 (3. Aufl age)<br />

Kletterführer: K. Kriele/T. Bucher »Alpines<br />

Genussklettern«, Bruckmann Verlag, 2012<br />

Vergnüglich wie in der Achterbahn:<br />

Abseilen kann weit mehr<br />

sein als ein Nebenschauplatz.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27


In Cervinia im Aostatal gibt es<br />

eine der wenigen präparierten<br />

Strecken für Gletscherbiker.<br />

Eiskalte Abfahrt<br />

Mit dem Glacier Bike Downhill kann man auch oberhalb<br />

der Schneegrenze Gas geben und gen Tal düsen.<br />

Mit mehr als 140 Kilometern pro Stunde<br />

heizen die Mountainbiker über den Gletscher.<br />

Wer meint, mit dem Mountainbike<br />

fährt man nur unterhalb der<br />

Schneegrenze, der irrt. Den Biker<br />

von heute zieht es durchaus auch in höhere<br />

Gefilde – denn wer weiter oben startet,<br />

kann auch länger abfahren. In Saas-Fee beispielweise<br />

fand dieses Jahr im März bereits<br />

zum zehnten Mal das Glacier-Bike-Downhill-Rennen<br />

statt. Mit dem Mountainbike<br />

auf Schnee und Eis mit Spitzengeschwindigkeiten<br />

von 144 Kilometern pro Stunde<br />

über den Gletscher zu donnern – das<br />

machen doch sicher nur eine handvoll<br />

Verrückte? Etwas mehr sind es schon: 239<br />

Fahrer gingen heuer an den Start. Für den<br />

schnellsten war das Rennen ein recht kurzes<br />

Vergnügen. Gerade mal sieben Minuten<br />

und 50 Sekunden benötigte er für die 1700<br />

Höhenmeter bis ins Tal.<br />

Mit nur sieben weiblichen Teilnehmerinnen<br />

scheint diese Randdisziplin des<br />

Mountainbikens noch eine recht männerdominierte<br />

zu sein. Eine ordentliche<br />

Portion Durchsetzungsvermögen braucht<br />

es schließlich schon beim Massenstart auf<br />

3500 Metern, wenn beim Signal »go, go, go«<br />

eine Horde Fahrer zu den vor der Startlinie<br />

platzierten Rädern sprintet. Für diejenigen,<br />

die vorne dabei sein wollen, ist die<br />

Ausrüstung kriegsentscheidend: Mit Liebe<br />

zum Detail wird vorab diskutiert, welcher<br />

Reifen die richtig Wahl ist. Die favorisierten<br />

Gummimischungen haben klangvolle<br />

Namen wie Mud King, Wet Scream oder<br />

Dirty Dan. Auch auf der italienischen Seite<br />

des Matterhorns findet mit dem »Maxiava-<br />

lanche« jährlich ein Bikerennen auf dem<br />

Plateau Rosa Gletscher statt. Und weil es<br />

den Bikern gar so viel Spaß macht, über<br />

den Schnee zu heizen und sie verstärkt<br />

nach einem auch außerhalb des Rennens<br />

befahrbaren Gletschertrail nachgefragt<br />

haben, gibt es in Cervinia im Aostatal seit<br />

diesem Sommer erstmals eine präparierte<br />

Gletscherstrecke, die Biker auf eigene Faust<br />

befahren können.<br />

–Beate Dreher–<br />

INFO<br />

Gletscherbiken<br />

im Aostatal<br />

Start: Plateau Rosa Gletscher (3480 m)<br />

Ende: Cervinia (2005 m)<br />

Streckenlänge: ca. 10 km<br />

Fahrzeit: 45–60 Min.<br />

Sonstiges: Das Tagesticket für die Seilbahn<br />

kostet 21 €; Material kann in den Sportläden<br />

vor Ort geliehen werden<br />

Informationen: www.cervinia.it/pages/<br />

Freeride_MTB_e_en/1889<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Fotos: Saas-Fee / Saastal Tourismus, Cervino Spa, Julian Rohn<br />

Schluchthelfer<br />

Beim Canyoning dem Lauf des Wassers folgen<br />

Das Wasser sucht sich immer den<br />

leichtesten Weg, heißt es. Warum<br />

also nicht einfach dem Lauf des<br />

Wassers folgen und springend, rutschend,<br />

schwimmend oder abseilend den Weg vom<br />

Berg nehmen. Alles zusammen macht den<br />

besonderen Adrenalinkick beim Canyoning<br />

aus. Und natürlich die Tatsache, dass es immer<br />

nur nach unten geht.<br />

Mehr und mehr hat sich das »Schluchteln«<br />

zu einem beliebten Firmenevent entwickelt.<br />

Die Schlagwörter lauten: gemeinsam<br />

Grenzen überwinden und Teamgeist<br />

stärken. Sich hierarchieübergreifend in<br />

enge, problemzonen-enthüllende Neoprenanzüge<br />

zu quetschen, schweißt wohl<br />

zusammen! Auch bei Junggesellenabschieden<br />

kommt ein erfrischendes Bad im Wildwasser<br />

gut an. Die Canyoningführer der<br />

Bergschule »Die Bergführer« haben über<br />

die Sommermonate fast jedes Wochenende<br />

eine solche Buchung. »Beim Cayoning<br />

hat man die Möglichkeit, in naturgeformte<br />

Landschaften einzutauchen, die man vom<br />

Wanderweg oder vom Boot aus nicht zu sehen<br />

bekommt«, erklärt Bergführer Ludwig<br />

Karrasch die Faszination.<br />

Dabei ist Canyoning keine alpine Disziplin,<br />

für die man einen Kurs besucht, sich die<br />

nötige Ausrüstung zulegt und dann alleine<br />

loszieht: Die Seil- und Sicherungstechnik<br />

ist noch wesentlich komplizierter als beim<br />

Alpinklettern; zusätzlich braucht man umfangreiches<br />

Wissen über die Eigenschaften<br />

des Wassers, den jeweiligen Wasserstand,<br />

das Wetter und das Gebiets. Zum Canyoning<br />

bucht man daher in der Regel einen<br />

Guide. Für die meisten fällt der Spaß unter<br />

die Kategorie »Was-man-ein-mal-im-Lebengetan-haben-muss«.<br />

Dass Wildbäche und<br />

Schluchten klettersteigartig präpariert und<br />

für Jedermann zugänglich gemacht werden,<br />

wird laut Karrasch in nächster Zukunft<br />

noch nicht der Fall sein. –Beate Dreher–<br />

Nichts für Einzelstreiter: Zum Canyoning<br />

geht man am besten mit Bergführer.<br />

TIPP<br />

Auf Tour im Ötztal<br />

Neben Allgäu und Tessin gehört das<br />

Ötztal zu den beliebtesten Canyoning-<br />

Gebieten im Alpenraum. Besonders<br />

gut geeignet zum »Schluchteln« sind<br />

Auerklamm, Nederbach und Rosengartenschlucht.<br />

Informationen zu Tourenanbietern<br />

unter www.outdooroetztal.com<br />

Das Thermenresort der Alpen.<br />

hotel.therme.spa<br />

AQUA DOME | TIROL THERME LÄNGENFELD GmbH & Co KG<br />

oberlängenfeld 140 | a-6444 längenfeld | tel: +43 5253 6400 | fax: +43 5253 6400 480<br />

net: www.aqua-dome.at | mail: office@aqua-dome.at | www.facebook.com/tiroltherme


Man sollte Ski und Schirm absolut sicher<br />

beherrschen – jeder Fehler kann fatal enden.<br />

Fliegen und Carven<br />

Speedflying – nur etwas für Hasardeure<br />

mens vom Berg. Angeblich haben französische<br />

Hasardeure damit angefangen.<br />

Fakt ist, dass man zwei Voraussetzungen<br />

mitbringen muss: viel Erfahrung beim<br />

Gleitschirmfliegen und ebenso viel Können<br />

beim Freeriden. Im Prinzip ist Speedflying<br />

eine Kombination aus Fallschirmspringen,<br />

Gleitschirmfliegen und Skifahren. Und<br />

gerade deshalb ziemlich schwer zu beherrschen.<br />

Bei Geschwindigkeiten von mehr<br />

als 100 Stundenkilometern sollte sich der<br />

Pilot respektive Freerider keinen Fehler erlauben,<br />

der könnte tödlich am Baum oder<br />

Fels enden. Versicherungsfragen sollten<br />

Speedflyer wohl besser nicht im Kopf mit<br />

herumtragen. Könnte blockieren.<br />

Zugegeben: Wenn man sich Filme wie die<br />

Erstbefliegung des Eiger durch François Bon<br />

und Antoine Montant 2007 anschaut (www.<br />

youtube.com/watch?v=fPG3JjWZJy4), dann<br />

läuft einem ein kalter Schauder über den<br />

Rücken – es sieht unheimlich cool aus.<br />

Man selbst würde aber eher den mühsamen<br />

Normalweg zum Absteigen wählen.<br />

Das Speedflying ist was fürs nächste Leben.<br />

–Michael Ruhland–<br />

Fliegen und springen<br />

Basejump – der schnellste Weg nach unten<br />

Selten, dass ein Name den Kern der Sache<br />

derart exakt trifft: Beim Speedflying<br />

(manche nennen es auch Speedriding)<br />

ist Geschwindigkeit ein im Wortsinne<br />

tragendes Element, und das Fliegen in aller<br />

Regel Hauptbestandteil des Runterkom-<br />

Wenn die Eiger-Nordwand zum<br />

Nachmittagstrip degeneriert ist,<br />

die Große Zinne schon free solo<br />

vom Bruder geklettert wurde, und selbst im<br />

Himalaya die bergsteigerischen Herausforderungen<br />

ausgehen, scheint nur noch eine<br />

Steigerung möglich: der Basejump.<br />

Basejump, zu deutsch Objektsprung, ist<br />

so etwas wie die ultimative Abstiegsmöglichkeit<br />

für Extremkletterer geworden. Der<br />

Basejump kann von Gebäuden (Building),<br />

Antennen (Antennas), Brücken (Spans) und<br />

der Erde (Earth) erfolgen, woraus sich der Name<br />

B.A.S.E ableitet. Der Weg ins Tal wird im<br />

freien Fall zurücklegt, ehe ein kleiner Fallschirm<br />

oder auch ein sogenannter Wingsuit<br />

wie beim Gleithörnchen den Flug bremst.<br />

Das geht ziemlich fix. So kletterte beispielsweise<br />

Thomas Huber die Drei Zinnen<br />

innerhalb nur eines Tages, indem er zwischendurch<br />

den Weg durch die Luft wählte.<br />

Besonders beliebt ist diese Form des Abstiegs<br />

auch vom sogenannten »Pilz«, einem markanten<br />

Felsturm an der Eiger-Nordwand,<br />

den schon die Extremkletterer Stephan Siegrist<br />

und Dean Potter als Absprungsfläche<br />

nutzten. Vor kurzem erst ließ sich der Russe<br />

Valery Rozov von seinem Sponsor Flügel<br />

verleihen und segelte von 7200 Meter Höhe<br />

ins Base Camp des Mount Everest. Und im<br />

Juni sprang ein Team vom Point Durier im<br />

Mont-Blanc-Massiv rekordverdächtige 2940<br />

Höhenmeter in die Tiefe.<br />

Mit ziemlicher Sicherheit ist diese Form des<br />

Runterkommens nicht nur aufregend, sondern<br />

auch einigermaßen gelenkschonend.<br />

Ob es aber der Gesundheit auf Dauer zuträglich<br />

ist, sei dahingestellt. Es liegt in der Natur<br />

der Sache, dass Springer oftmals nahe an der<br />

Wand vorbeifliegen oder aus eher geringen<br />

Höhen starten. Zudem gibt es keinen Ersatzschirm.<br />

Laut der Base Fatality List sind beim<br />

Basejumping bereits mehr als 200 Menschen<br />

tödlich verunglückt. –Dominik Prantl–<br />

Der »Pilz« am Eiger ist bei<br />

Basejumpern sehr beliebt.<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Fliegen und zahlen<br />

Die Notlösung, wenn alle Stricke reißen<br />

Beim Anflug dran denken:<br />

alle Gegenstände sichern<br />

Fotos: Florian Wagner, visualimpact.ch | Thomas Ulrich, Air Zermatt AG<br />

Dies ist die letzte Option, wenn sonst<br />

nichts mehr hilft – und zwar nur<br />

dann. Denn Helikopter-Piloten haben<br />

wirklich anderes zu tun, als ermüdete Wanderer<br />

zu retten: Allein der Österreichische<br />

Bergrettungsdienst leistet pro Jahr etwa<br />

7000 Einsätze. Daher droht Berggängern,<br />

die Bergrettungsdienst oder Bergwacht aus<br />

reiner Faulheit alarmieren, eine dicke Rechnung<br />

nebst rechtlichen Konsequenzen.<br />

Wer allerdings tatsächlich in Bergnot gerät,<br />

darf sich über die fliegenden Engel glücklich<br />

schätzen. Und über ein Handy mit vollem<br />

Akku. Alpine Notrufnummern finden<br />

sich beispielsweise auf dem DAV-Ausweis<br />

und häufig aufgenäht im Rucksackinneren.<br />

Zudem ist die kostenlose und EU-weite<br />

Notrufnummer 112 eine Art Joker. Wer<br />

eine Notrufnummer wählt, wird ziemlich<br />

schnell mit einer freundlichen, aber auch<br />

hochgradig neugierigen Person verbunden,<br />

die alle relevanten Informationen bekommen<br />

möchte: Wo ist etwas geschehen, und<br />

was? Wie viele Personen sind betroffen und<br />

welche Art der Verletzung liegt vor? Es gestattet<br />

schon die Höflichkeit, dass Sie den<br />

Menschen am anderen Ende der Leitung<br />

das Gespräch beenden lassen.<br />

Es ist schier unglaublich, aus welch misslichen<br />

Lagen die Retter manch Verunfallten<br />

holen können. Obwohl Flüge oberhalb von<br />

4000 Metern wegen der geringen Luftdichte<br />

als kritisch gelten, wurden mittlerweile Höhenbergsteiger<br />

aus 7000 Metern Höhe geborgen.<br />

Beim Anflug des Helikopters sollte<br />

unbedingt daran gedacht werden, sämtliche<br />

Gegenstände zu sichern. Rotorenblätter<br />

entfesseln einen gewaltigen Luftzug, der<br />

schon gewieftesten Alpinisten ihren Rucksack<br />

den Gletscher hinabwehte.<br />

Richtig Freude bereitet es im Nachhinein,<br />

wenn eine Versicherung besteht. Im Alpenvereinsbeitrag<br />

ist sie eingeschlossen; beim<br />

Österreichischen Bergrettungsdienst kostet<br />

sie 22 Euro. Weltweit für die ganze Familie.<br />

Bei Flugkosten von einem Euro pro Minute<br />

kann sich so ein Rettungsflug schnell mal<br />

auf 3000 Euro summieren. Da ist absteigen<br />

dann doch günstiger. –Dominik Prantl– ◀<br />

INFO<br />

Rettungslinks<br />

www.air-zermatt.ch die Webseite von Air<br />

Zermatt, das neben echten Helifl ügen auch<br />

virtuelle Runden auf der eigenen Webseite,<br />

zum Beispiel um das Matterhorn, anbietet.<br />

Mit Air-Zermatt-App für das iphone.<br />

www.bergwacht-bayern.de informatives<br />

Portal über den alpinen Rettungsdienst in den<br />

bayerischen Alpen und Mittelgebirgen.<br />

Mit Bergwetter, Lernecke – und Learnbox-App.<br />

www.bergrettung.at Online-Magazin<br />

des Österreichischen Bergrettungsdienstes<br />

mit Alpintipps, Informationen zur Bergrettung,<br />

Versicherungshinweisen (Förderer werden)<br />

und diversen Downloads.<br />

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Berg- und Skiführer


AUF TOUR<br />

Wandern in den Seealpen<br />

Alte Blüte,<br />

neue Blüte<br />

Ob in der Früh, mittags oder nachts –<br />

rund um das Bivacco del Baus tummeln<br />

sich stets neugierige Steinböcke.<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Wo die italienische Königsfamilie<br />

einst entspannte, muss es schön sein.<br />

Und das ist es auch: Einsam und wild<br />

und doch nur einen Katzensprung von<br />

Cuneo und dem Mittelmeer entfernt.<br />

Von Iris Kürschner und Dieter Haas<br />

Dampfschwaden. Es riecht nach<br />

Schwefel. Die Flanken sind so<br />

steil, dass man nur einen Streifen<br />

Himmel sieht. Das Vallone del<br />

Gesso della Valletta ist eines von<br />

vielen Tälern, die sich tief in die Seealpen<br />

schneiden. Aber es ist das bekannteste. Die<br />

Königsfamilie, die hier leidenschaftlich gerne<br />

kurte, setzte den Grundstein für den Tourismus.<br />

Doch der ist bescheiden geblieben.<br />

Mitte August und trotzdem ist kaum was los.<br />

Es scheint, als ob man den Anschluss etwas<br />

verpasst hätte. Alles wirkt ein bisschen in die<br />

Jahre gekommen. Würde auf einmal Vittorio<br />

Emanuele II mit seinem Jagdtross vorbei<br />

traben, man würde sich nicht einmal wundern.<br />

Ab 1857 erkor der damalige Regent<br />

von Savoyen-Piemont und spätere König<br />

des neuen Italien, die Seealpen zu seinem<br />

Jagdrevier und ließ neben einem hervorragenden<br />

Wegenetz auch die Thermalquellen<br />

von Terme di Valdieri ausbauen.<br />

Schäferstündchen mit der schönen Rosa<br />

Gleich neben dem herrschaftlichen Thermalhotel<br />

stehen noch zwei Chalets im<br />

Schweizer Stil. In dem einen verbrachte der<br />

König seine Schäferstündchen mit der schönen<br />

Rosa. Vittorio Emanuele II war nicht<br />

nur leidenschaftlicher Jäger, sondern auch<br />

als betörender Frauenheld bekannt. Neben<br />

seiner Ehe mit Adelheid von Österreich<br />

führte er zahlreiche Liaisons – etwa die mit<br />

der als »Bela Rosin« berühmt gewordenen<br />

Rosa Vercellana, einer Frau aus dem Volk,<br />

die er kurz vor seinem Tod heiratete.<br />

Außer der Therme erinnern auch die guten<br />

Wege an den einstigen König. Auf ihnen gelangte<br />

er mit seinem Gefolge bequem in die<br />

obersten Bergregionen. Unser Wanderauftakt<br />

ist dadurch purer Genuss. Nach der ersten<br />

Steilstufe empfängt uns ein verwunschenes<br />

Seelein. Über dem Lago Lagarot bäumt sich<br />

die Nordfront des aus vier Gipfeln bestehenden<br />

von Nord nach Süd ziehenden Argentera-Kammes<br />

auf. Unser Ziel ist die Argentera,<br />

Königin der Seealpen, mit 3297 Metern der<br />

höchste Gipfel der Alpi Marittime.<br />

In diesen Chalets verbrachte Seealpen-Fan<br />

Vittorio Emanuele II gern seine Freizeit.<br />

Alle Fotos: Iris Kürschner<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33


Nach einer heißen Suppe zur Stärkung im<br />

Rifugio Morelli-Buzzi fordert das von Blockwerk<br />

gezeichnete Tal wieder ganze Konzentration.<br />

Hinter dem Colle del Chiapous<br />

zweigt ein unscheinbares Weglein ab, klettert<br />

über eine Felsschulter und entführt uns<br />

ins menschenleere Reich der Steinböcke.<br />

Noch wissen wir das nicht, machen uns Sorgen,<br />

dass in der Hauptsaison das Bivacco del<br />

Baus belegt sein könnte. Doch es liegt völlig<br />

ausgestorben in der Gesteinswüste einer aussichtsreichen<br />

Hochterrasse. Kaum dass wir<br />

uns niedergelassen haben, machen sich die<br />

tatsächlichen Bewohner bemerkbar.<br />

Tütensuppe mit Steinbock-Panorama<br />

Ein ganzes Rudel Steinböcke beobachtet<br />

uns und verliert schnell jede Scheu. Eine<br />

Freude, den Kitzen bei ihren Balgereien zuzuschauen,<br />

bis die Mütter für Ruhe sorgen.<br />

Aber flugs ist der eine oder andere Frechdachs<br />

wieder ausgebüchst. So schlürfen wir<br />

die Tütensuppe im Kreise der Tierfamilie,<br />

genießen den fulminanten Blick hinüber<br />

zum Monte Gelas, an dem noch ein paar Eisund<br />

Schneereste kleben. Erstaunlich, Luftlinie<br />

gerade mal 40 Kilometer vom Meer entfernt,<br />

und dennoch gibt es hier Gletscher.<br />

Die alpine Welt trifft in den Seealpen mit<br />

mediterranen Klimafaktoren zusammen<br />

und beschert eine ungewöhnlich reiche<br />

Flora. Schätzungen zufolge sollen 2600<br />

Spezies ausschließlich in den Seealpen vorkommen,<br />

also die Hälfte aller Pflanzenarten<br />

Italiens. Wer sich auskennt, kann auf<br />

eine Menge endemischer Pflanzen stoßen,<br />

zum Beispiel auf das Valdieri-Veilchen, die<br />

Viola Valderia. Nach ihr benannt ist auch<br />

der botanische Garten in Terme di Valdieri,<br />

Vor allem nach der Tour eine Wohltat:<br />

ein Bad in der Terme di Valdieri<br />

Karg, aber gemütlich: das Bivacco del Baus<br />

am Fuße der Argentera<br />

Kurze Stärkung, dann geht’s weiter:<br />

beim Suppen-Stopp im Rifugio Morelli-Buzzi<br />

Hinter dem Colle del<br />

Chiapous entführt<br />

uns ein Weglein ins<br />

Reich der Steinböcke.<br />

wo rund 450 Pflanzenarten zu sehen sind.<br />

Noch im Dunkeln brechen wir auf, in der<br />

Hoffnung, den Sonnenaufgang auf der Argentera<br />

zu erleben. Doch der Aufstieg zieht<br />

sich. Schutt und Geröll verhindern, dass wir<br />

schnell vorwärtskommen. Als Schattenrisse<br />

reihen sich die Bergketten zur Küste hin.<br />

Dann tauchen die ersten Sonnenstrahlen<br />

das Gebirge in leuchtendes Gelb. Gleißendes<br />

Licht fängt sich in der mächtigen Ostwand<br />

der Argentera Sud. Wo soll dort ein<br />

Weg hindurch führen? Nur wenn man ganz<br />

genau hinsieht, erkennt man das schmale<br />

Felsband, das eine Traverse ermöglicht. Fixseile<br />

helfen durch ein steiles Couloir und<br />

schon umfängt einen das Gipfelglück mit<br />

Blick auf Monviso, Mont Blanc und Monte<br />

Rosa sowie Korsika im Süden.<br />

Rendevouz mit Gabarrou<br />

Beim Abstieg begegnen uns Franca und<br />

Patrick. Franca, Hüttenwirtin des Rifugio<br />

Remondino, wo wir am Abend nächtigen<br />

werden, und Patrick Gabarrou, der unermüdliche<br />

französische Spitzenalpinist, dem<br />

über 300 Erstbesteigungen zuzuschreiben<br />

sind. Vor Jahren haben sie sich gefunden<br />

und wann immer es die Zeit zulässt, klettern<br />

sie gemeinsam. Heute, an diesem glasklaren<br />

Tag, überlässt Franca die Hüttenbetreuung<br />

ihrer Tochter und hüpft fröhlich vorne weg,<br />

geschickt wie eine Gämse. Patrick folgt mit<br />

einem Gast im Schlepptau. Der Guru vom<br />

Mont-Blanc-Massiv, wie er mitunter betitelt<br />

wird, ist nicht nur an den prestigeträchtigen<br />

Bergen unterwegs. Seine Liebe gehört neben<br />

Franca auch den Seealpen. An die 20 Routen<br />

rund um die Argentera gehen auf sein Konto.<br />

Gezählt hat er sie nicht, er ist bescheiden<br />

geblieben, protzt nicht mit seinen Taten. Für<br />

ihn steht nicht die sportliche Leistung im<br />

Vordergrund, sondern die Ethik des Bergsteigens,<br />

ganz nach seinem großen Vorbild Gaston<br />

Rébuffat. Bei einem Gläschen süffigem<br />

Dolcetto plaudern wir nach dem gnadenlos<br />

steilen Abstieg vom Passo dei Detriti auf<br />

Schön und trotzdem einsam: am Lago<br />

Lagarot mit Blick zum Canalone di Lourousa<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Ausgangspunkt für die Argentera: das Rifugio Remondino<br />

Die Argentera bietet freie Sicht auf Monviso, Mont Blanc und Monte Rosa.<br />

TOUREN<br />

Steinbockschau im einstigen Jagdrevier<br />

Das Herz des Naturparks Alpi Marittime trumpft mit einsamen Gipfeln und unzähligen<br />

Steinböcken auf. Wer die Cima Argentera erreicht, sieht sogar das Mittelmeer.<br />

1 Giro dell’ Argentera<br />

Rund um und auf die Königin<br />

der Seealpen<br />

▶ schwierig 3–4 Tage<br />

1970 Hm 1970 Hm<br />

Charakter: Ab dem Colle del Chiapous<br />

alpine Route nur für routinierte<br />

Berggänger. Exponierte Passagen,<br />

teilweise weglos, aber gut markiert<br />

(Farbpunkte, Steinmännchen).<br />

Bei Nebel Orientierungsschwierigkeiten.<br />

Auch bei Schnee erschweren<br />

sich natürlich die Bedingungen,<br />

Pickel und Steigeisen sind dann<br />

notwendig. Am besten vorher in den<br />

Hütten nachfragen. Die Besteigung<br />

der Argentera Sud ist eine leichte<br />

Kletterroute PD-, die Schlüsselstellen<br />

sind mit Fixseilen gesichert.<br />

Ausgangspunkt: Terme di Valdieri<br />

(1368 m)<br />

Route: 1. Tag: Terme di Valdieri<br />

(1368 m) – Rifugio Morelli-Buzzi<br />

(2351 m) – Colle del Chiapous (2526<br />

m) – Passaggio del Porco (2580 m) –<br />

Bivacco del Baus (2630 m): 5¼ Std.;<br />

2. Tag: Bivacco del Baus – Passo<br />

dei Detriti (3122 m) – Argentera Sud<br />

(3297 m) – Passo dei Detriti – Rifugio<br />

Remondino (2430 m): 4½ Std.;<br />

3. Tag: Rifugio Remondino – Terme di<br />

Valdieri: 4 Std.<br />

Varianten: Am 1. Tag zum Rifugio<br />

Bozano: 2½ Std. Am 2. Tag auf<br />

abenteuerlicher Route (rot markiert,<br />

jedoch oft weglos) über den Passo<br />

del Sufi zum Bivacco Varrone und<br />

hinunter zur GTA, die durch das Lourousa-Tal<br />

zum Rifugio Morelli-Buzzi<br />

steigt: 5¼ Std., 740 Hm im Aufstieg,<br />

840 Hm im Abstieg. Wer im Rifugio<br />

und nicht im Bivacco übernachtet,<br />

muss noch etwa 1¼ Std. zum 2. Tag<br />

hinzuzählen.<br />

Am 3. Tag rot markierte alpine Route<br />

zum Rifugio Bozano. Sie schlängelt<br />

auf Schmalspur durch exponiertes<br />

Gelände mit eindrücklichen Tiefblicken.<br />

Man muss gut acht geben, um den<br />

Abzweig vom Normalweg ca. 20 m<br />

unterhalb des Rifugio Remondino<br />

nicht zu verpassen. Über die Bassa<br />

della Madre di Dio (2450 m) steigt<br />

man in den wilden Kessel des<br />

Vallone dell’Argentera. Viel Blockwerk<br />

gilt es zum Rifugio Bozano zu überwinden.<br />

Wer gleich nach Terme di<br />

Valdieri will, muss nicht erst bis zur<br />

Hütte, sondern kann vom Grassattel<br />

Expostazione di Caccia (2360 m)<br />

direkt ins Valetta-<br />

Tal absteigen<br />

(5½ Std.).<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

2 Cima di Fremamorta (2731 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1211 Hm 1211 Hm<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Gias<br />

delle Mosche (1591 m) ca. 7<br />

km südlich von Terme di Valdieri,<br />

Thermalbad im Tal des Gesso della<br />

Valletta, 16 km von Valdieri<br />

Charakter: Steile Bergpfade, die<br />

Trittsicherheit verlangen. Etwas<br />

ausgesetzt ist nur das kurze Stück<br />

zum Gipfel.<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz bei der<br />

Gias delle Mosche zum Bach<br />

hinunter und jenseits steil auf die<br />

Hochterrasse mit den Fremamorta-<br />

Seen. An den Seen vorbei in den<br />

Colle di Fremamorta (2615 m).<br />

Rechts ist eine Festung in den Berg<br />

gebaut und davor zieht ein deutlich<br />

sichtbarer Pfad etwas unterhalb<br />

des Kammverlaufs durch die steinige<br />

Ostseite auf den Gipfel der Cima di<br />

Fremamorta.<br />

Abstieg: Auf gleichem Rückweg<br />

bis zum obersten See, wo an einem<br />

kurzen ebenen Stück rechts mit<br />

Steinmännchen markiert in eine Weg -<br />

spur eingeschlagen wird, die östlich<br />

steil abwärts führt. Vom idyllischen<br />

Talboden Pian della Casa leitet ein<br />

Fahrweg talauswärts<br />

zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

3 Rifugio E. Questa (2388 m)<br />

▶ mittel 8¾ Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Ausgangspunkt: Terme di Valdieri<br />

(1368 m), 16 km von Valdieri<br />

Charakter: Bequeme Militärwege<br />

und Bergpfade, die etwas Trittsicherheit<br />

voraussetzen. Kräftige Höhenunterschiede.<br />

Aufgrund der Länge<br />

empfi ehlt sich eine Übernachtung in<br />

den Rifugi unterwegs.<br />

Aufstieg: An der Park-Infostelle<br />

vorbei auf einer Schotterpiste westwärts<br />

hinauf ins Hochtal von Valasco.<br />

Vorbei am Jagdhaus Reale Casa di<br />

Caccia (Rifugio Valasco) zur Brücke<br />

am Wegkreuz Piano sup. del Valasco<br />

(1814 m), rechts auf Militärweg den<br />

Osthang des oberen Talkessels aufwärts.<br />

Unterwegs den Direktzustieg<br />

zum Rifugo E. Questa links liegen<br />

lassen. Durch das Valscura-Tälchen<br />

in den Gebirgskessel mit dem Lago<br />

inf. di Valscura (2274 m). An seinem<br />

Ostufer links einen Hang hinauf.<br />

Am Lago del Claus (2344 m) vorbei<br />

zu einer Wegesgabelung. Rechts<br />

führt ein kurzer Aufstieg zum Rifugio<br />

E. Questa (2388 m), das über dem<br />

Lago delle Portette thront.<br />

Abstieg: Von der Hütte wieder<br />

zurück zur Weggabelung. Dort rechts<br />

in einer aussichtsreichen Querung<br />

durch den Nordhang des Valasco-<br />

Kessels bis zum Taleinschnitt des Val<br />

Morta. Hier könnte man nach rechts<br />

abzweigen, und die Fremamorta-<br />

Seen dranhängen. Nach links Steilabstieg<br />

ins Valasco-Hochtal.<br />

An der Weggabelung Piano sup. del<br />

Valasco schließt sich der Kreis.<br />

Auf nun bekanntem Wege vorbei<br />

am Rifugio Valasco<br />

zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35


michael.meisl<br />

© 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.<br />

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der Hüttenterrasse. Für Belustigung sorgen<br />

die Steinböcke, die sich zwischen den auf<br />

den glattpolierten Felsen sonnenden Gästen<br />

tummeln. Besonders dreist ist Elvis, das<br />

Maskottchen vom Remondino. Mit seinen<br />

kapitalen Hörnern schindet er Eindruck.<br />

Die Haartolle, die er beim Fellwechsel entwickelt,<br />

gab ihm seinen Namen. Als wir Patrick<br />

verraten, dass wir gerne die legendäre<br />

Saxifraga Florulenta finden würden, lacht er.<br />

Die wächst zuhauf in den Felsen unterhalb<br />

der Hütte. Unser Rückweg nach Terme di<br />

Valdieri zieht sich daher.<br />

Die Hundertjährige<br />

Die Einheimischen nennen die Saxifraga<br />

Florulenta »Centenaria«, die Hundertjährige,<br />

erzählt uns später Roberto Parracone<br />

vom Albergo Turismo zwischen Thermalbad<br />

und botanischem Garten. In seiner Gaststube<br />

hängt ein Bild von ihr. Sie blüht nur einmal<br />

in ihrem Leben, dann stirbt sie. Ohne<br />

ihre rosafarbene Blütenrispe ist sie eine unscheinbare<br />

Rosette, die ihre Lebensnische<br />

ausschließlich in den exponierten Felsen<br />

der Seealpen hat. Immer wieder hatten wir<br />

unterwegs nach blühenden Exemplaren<br />

Ausschau gehalten. Vergeblich. Nach kalten<br />

Wintern blühen besonders viele, so Roberto,<br />

nach warmen Wintern oft gar keine. Die Blume<br />

war in der Königsfamilie als Geschenk<br />

begehrt, später unter Adeligen. Die Einheimischen<br />

konnten sich einen ordentlichen<br />

Batzen Geld verdienen, wenn sie die Pflanze<br />

aufspüren. Heute steht sie unter strengem<br />

Naturschutz. Am Tresen ein vergilbtes Foto<br />

von Robertos Urgroßvater, einem Berg-<br />

KOMPAKT<br />

Streifzug durch die Seealpen<br />

Ausgangs- und Endpunkt:<br />

Terme di Valdieri<br />

(1368 m), 42 km von Cuneo.<br />

Mit dem Zug nach Cuneo,<br />

dann per Bus bis Terme di<br />

Valdieri. Busfahrplan:<br />

www.benese.it<br />

Information: Azienda Turistica<br />

Locale del Cuneese (ATL),<br />

Tel. 00 39/01 71/69 02 17,<br />

www.cuneoholiday.com. Parco<br />

Naturale delle Alpi Marittime,<br />

Tel. 00 39/01 71/9 73 97,<br />

www.parcoalpimarittime.it oder<br />

it.marittimemercantour.eu<br />

Karten: Wanderkarte Blu<br />

Edizioni, Cartoguida 1:25 000,<br />

Blatt 1 »Parco Naturale<br />

delle Alpi Marittime«. Etwas<br />

besser wäre IGN Alpes sans<br />

Frontières, Blatt 5 »Argentera<br />

Mercantour« (wird nicht mehr<br />

aufgelegt, ist aber teilweise<br />

noch erhältlich)<br />

Literatur: Iris Kürschner<br />

»Piemont Süd«, Bergverlag<br />

Rother, 2012; Werner Bätzing/<br />

Michael Kleider »Die Seealpen«,<br />

Rotpunkt Verlag, 2011<br />

Unterkünfte: Hotel Royal<br />

Terme Reali di Valdieri (1368 m),<br />

privat, Tel. 00 39/01 71/<br />

9 71 06, www.termedivaldieri.it;<br />

Albergo Turismo etwas oberhalb<br />

der Therme, Anfang Mai<br />

bis Ende Sept., 12 DZ,<br />

Roberto Parracone, Tel. 00 39/<br />

01 71/9 73 34 oder<br />

Es gibt sie wirklich: Roberto Parracone mit<br />

dem Bild der blühenden Saxifraga Florulenta<br />

führer. »Lu Lup«, der Wolf, hat man ihn<br />

genannt, da er so schnell gewesen sein soll<br />

wie ein Wolf. Einer seiner Stammgäste: Graf<br />

Victor de Cessole aus Nizza, Erschließer der<br />

Seealpen. Viele Erstbesteigungen, darunter<br />

auch den damals als unbezwingbar geltenden<br />

Corno Stella, haben sie gemeinsam<br />

durchgeführt, erwähnt Roberto stolz. Auch<br />

Roberto liebt die Berge. Doch der Hotelbetrieb<br />

fordert seinen Tribut. Mit Mitte 70 werkelt<br />

seine Mutter noch immer in der Küche<br />

und kocht auf dem gusseisernen Herd, der<br />

während des Baus 1953 angeschafft wurde,<br />

okzitanische Gerichte für die Gäste. Neben<br />

der blühenden Saxifraga Florulenta haben<br />

wir nun also noch einen Grund, um schon<br />

bald wiederzukommen.<br />

◀<br />

9 71 79; Rifugio Morelli-Buzzi<br />

(2351 m), CAI, 54 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 39/01 71/9 73 94<br />

oder 3 47/0 53 14 56, www.<br />

rifugiomorellibuzzi.it; Bivacco<br />

del Baus (2630 m), CAI, stets<br />

geöffnet, 9 Schlafplätze mit<br />

Decken, kein Ofen; Rifugio<br />

Remondino (2430 m), CAI,<br />

60 Schlafplätze, Tel. 00 39/<br />

01 71/9 73 27 oder 3 28/<br />

5 44 04 95, www.rifugioremondino.it;<br />

Rifugio Bozano<br />

(2453 m), CAI, 46 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 39/01 71/9 73 51<br />

oder 3 28/3 56 75 56,<br />

www.rifugiobozano.it. Die Hütten<br />

sind von Mitte Juni bis Mitte<br />

September bewirtschaftet.<br />

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D-57299 Burbach<br />

Globetrotter Ausrüstung D-60314 Frankfurt/M.<br />

Yeah! AG<br />

D-63454 Hanau<br />

engelhorn sports D-68161 Mannheim<br />

BackPacker<br />

D-69115 Heidelberg<br />

Sport Eckmann GmbH D-79199 Kirchzarten<br />

Globetrotter Ausrüstung D-80331 München<br />

Karwendelsport<br />

D-82481 Mittenwald<br />

Sporthaus Ankirchner D-83022 Rosenheim<br />

Condition Steigenberger D-83229 Aschau<br />

Sport Plenk<br />

D-83324 Ruhpolding<br />

Sport Hochreiter<br />

D-83334 Inzell<br />

Bergzeit GmbH<br />

D-83607 Holzkirchen<br />

eXXpozed<br />

D-87439 Kempten<br />

Sport Manhard eK<br />

D-87459 Pfronten<br />

Outdoor Kipper<br />

D-87527 Sonthofen<br />

Sport Hauber<br />

D-87534 Oberstaufen<br />

Speiser GmbH<br />

D-87538 Bolsterlang<br />

Valtin<br />

D-91522 Ansbach<br />

Nordicsport HillBill D-94051 Hauzenberg<br />

Sport Luck<br />

D-98559 Oberhof<br />

Sport Kiefer<br />

D-79102 Freiburg<br />

Nordwand Sports GmbH D-87629 Füssen<br />

Yosemite Zermatt El Cap SA CH-1006 Lausanne<br />

Eiselin Sport AG<br />

CH-3011 Bern<br />

Stockhorn Sport<br />

CH-3600 Thun<br />

Troxler Sport&Mode<br />

CH-3775 Lenk<br />

Julen Sport<br />

CH-3920 Zermatt<br />

Eiselin Sport AG<br />

CH-6003 Luzern<br />

Schär Sport<br />

CH-6210 Sursee<br />

Norbert Joos Bergsport AG CH-7000 Chur<br />

Albeina Sport AG CH-7252 Klosters Dorf<br />

Gonzen Sport<br />

CH-7320 Sargans<br />

Go Vertical GmbH CH-7504 Pontresina<br />

Eiselin Sport AG<br />

CH-8006 Zürich<br />

Mountain Consulting AG CH-8610 Uster<br />

Fridolin Sport<br />

CH-8750 Glarus<br />

Sporthuus Amden<br />

CH-8873 Amden<br />

Climbing Shop<br />

A-4360 Grein<br />

Spitaler Sportstadl A-4582 Spital am Pyhrn<br />

Sport Lichtenegger A-4822 Bad Goisern<br />

Bründl<br />

A-5710 Kaprun<br />

Intersport OK<br />

A-6020 Innsbruck<br />

XL Rankweil<br />

A-6830 Rankweil<br />

Sport Zauner<br />

A-8790 Eisenerz<br />

Bergsport Vasold<br />

A-8940 Liezen<br />

Ski Willy A-8972 Ramsau am Dachstein<br />

Sport 2000 Wibmer<br />

A-9900 Lienz<br />

Passler<br />

A-9963 St. Jakob<br />

Alpinsport Gratz<br />

A-9981 Kals<br />

FREELANDERS<br />

L-8050 Bertrange


AUF TOUR<br />

Herbst im Ötztal<br />

Schäferstunden<br />

Wer im September im Ötztal Touren unternimmt, wird auch<br />

Schafherden begegnen, die nach einem langen Almsommer auf<br />

dem Weg nach Hause sind. Von Janek Schmidt<br />

Für Stefan Grüner beginnt der<br />

Herbst mit einem schrillen Pfeifton.<br />

Es ist 6.30 Uhr, als der Wecker<br />

klingelt und Grüner seine Kräfte<br />

sammelt. Zwar hat der 48-Jährige<br />

den Sommer auf einer Alm verbracht und<br />

ist dort über steile Bergrücken Tausende<br />

Höhenmeter hoch und runter gelaufen.<br />

Doch an diesem Septembertag braucht er<br />

noch einmal seine ganze Energie, denn vor<br />

ihm steht ein anstrengender Marsch – der<br />

letzte Kraftakt des Jahres.<br />

Bereits im Mai hatte Grüner seine Schafherde<br />

auf eine längere Reise geschickt: von<br />

der Ortschaft Burgstein im mittleren Ötztal<br />

über einen Forstweg in Richtung Gamskogel,<br />

einen markanten Berg mit fast 3000 Metern<br />

Höhe. In den darauffolgenden Wochen<br />

zogen die Tiere selbständig immer weiter in<br />

Richtung Gipfel und ins angrenzende Sulztal,<br />

stets dem schmelzenden Schnee und<br />

dem frisch wachsenden Gras hinterher.<br />

Dabei kamen sie so weit, dass Grüner nun<br />

fünf Monate später ins Auto steigen muss,<br />

um die Schafe nach Hause zu holen. »Jetzt<br />

schauen wir mal, wo die Viecher sind«, sagt<br />

er und bricht auf zu einer kleinen Reise, die<br />

zugleich eine großartige Entdeckungstour<br />

durch das Ötztal ist.<br />

Wuchtige Berglandschaft<br />

Schon von Burgstein, das leicht erhöht an<br />

der Ostflanke des Tals liegt, bekommt man<br />

einen ersten Eindruck von der Wucht dieser<br />

Gegend: Etwa 200 Meter weiter unten<br />

erkennt man in der Morgendämmerung<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Noch genießen die Ötztaler<br />

Schafe den Frühherbst<br />

auf der Alm; im Hintergrund<br />

Schartlaskogel, Hahlkogel<br />

und rechts oben Wilde Geige<br />

Foto: Ötztal Tourismus/Matthias Burtscher<br />

das Talbecken von Längenfeld. Dort hatte<br />

sich einst Gletschereis angestaut und konnte<br />

nicht weiter talabwärts fließen, da hier<br />

ein härterer Gesteinsriegel quer zum Tal<br />

verläuft und eine Art Staumauer bildete.<br />

Im gesamten Verlauf des Tals liegen fünf<br />

solche natürliche Staudämme und ebenso<br />

viele beckenartige Ebenen. Heute bilden<br />

sie eine Art Kaskade und in jeder von ihnen<br />

liegt ein größerer Ort: von Zwieselstein<br />

im oberen Ötztal, über Sölden, Längenfeld,<br />

Umhausen bis Ötz nahe der Talöffnung<br />

Die Tiere ziehen<br />

selbständig immer<br />

weiter in Richtung<br />

Gipfel, stets dem<br />

schmelzenden Schnee<br />

und dem frischen<br />

Gras hinterher.<br />

zum Inn. Mit seinen 67 Kilometern ist das<br />

Ötztal dabei nicht nur das längste Seitental<br />

zum Inn, sondern sogar das längste Quertal<br />

der Ostalpen.<br />

Stefan Grüners Sicht auf diese Kaskaden<br />

wird nun immer schlechter, denn er fährt<br />

jetzt von Burgstein die Serpentinen herunter<br />

nach Längenfeld auf knapp 1200 Metern<br />

Höhe. Von dort biegt er ab ins Sulztal, das<br />

vom Ötztal nach Osten abgeht, und gelangt<br />

bald über einen Forstweg zur Nisslalm auf<br />

2000 Metern Höhe. »Hier müssen die<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39


Wanderer im mittleren<br />

Breitlehntal auf dem Weg<br />

zum Breitlehnjöchl,<br />

dem Übergang ins Pitztal<br />

Schafe irgendwo sein«, kündigt er an und<br />

deutet auf den Hang über ihm. Vor zwei<br />

Wochen war er zuletzt hier, um nach dem<br />

ersten Schneefall die schwächeren Tiere<br />

mit dem Anhänger abzuholen. »Aber diesmal<br />

gehen wir mit den Leitschafen über den<br />

Berg zurück«, sagt Grüner, »das brauchen<br />

die, damit die auch nächstes Jahr wieder<br />

den Weg alleine hier hoch finden.«<br />

Klimaverwöhntes Tal<br />

Immer wieder schaut er nun durch sein Fernglas,<br />

während er das innere Reichenkar hinauf<br />

steigt. »Das Glas habe ich immer dabei«,<br />

sagt er, »wenn dir das fehlt, ist es wie wenn<br />

du nur einen Fuß hast«. Gerade wärmen die<br />

ersten Sonnenstrahlen die Bergflanke, als<br />

die Gruppe der 14 Schafe hinter ein paar Felsen<br />

auf 2500 Metern Höhe zu sehen ist. Sie<br />

stehen um einen Salzstein herum, den Grüner<br />

im Sommer hier an einer regensicheren<br />

Stelle für die Tiere abgelegt hatte. Alle zwei<br />

oder drei Wochen brachte er den Tieren zudem<br />

ein wenig Kraftfutter und sah nach dem<br />

Rechten. Nun freuen sich die Schafe, ihren<br />

Hirten zu sehen, und laufen ihm entgegen.<br />

»Man merkt, dass sie jetzt heim wollen«, sagt<br />

Grüner, »inzwischen wird es nachts schon<br />

kalt und das Gras gibt auch nicht mehr viel<br />

her, weil es wenig geregnet hat.«<br />

Der geringe Niederschlag ist typisch fürs<br />

Ötztal, da es im Regenschatten höherer<br />

Bergkämme liegt. Zudem ist das Klima<br />

vergleichsweise mild, da der knapp 2400<br />

Meter hohe Tschirgant, gegenüber des<br />

Taleingangs bei Imst, das gesamte Ötztal<br />

vor kalten Nordwinden schützt. Wenn hingegen<br />

Föhnwind aus dem Süden kommt,<br />

erwärmt sich dieser, nachdem er die Berge<br />

des Alpenhauptkamms überwunden hat<br />

und strömt dann ungehindert durch das<br />

nord-südlich verlaufende Ötztal.<br />

Vom Hahlkogelhaus aus hat man einen<br />

perfekten Blick auf die Wilde Leck.<br />

Schafe sind sehr höhen- und geländetauglich;<br />

hier auf der Straße zum Timmelsjoch, dem Übergang nach Italien<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Fotos: Bernd Ritschel (3), Ötztal Tourismus/Maren Krings<br />

Für Grüners Schafe sind die Temperaturen<br />

jetzt ohnehin das geringere Problem.<br />

Viel heikler ist, dass vier Muttertiere hoch<br />

trächtig sind, und eine Geburt in der Höhe<br />

Gefahren für die Lämmer bedeuten würde.<br />

Denn die Hänge, die für Kühe ohnehin zu<br />

steil sind, bringen auch Risiken für Schafe,<br />

die sich in Löchern ihre Füße verletzen können.<br />

»Außerdem gibt’s die Adler und Füchse«,<br />

warnt Grüner. Vergangenes Jahr beobachtete<br />

er aus der Ferne, wie ein Fuchs ein<br />

Muttertier so lange um seine zwei Jungen<br />

im Kreis trieb, bis das Schaf die Orientierung<br />

verlor. »Dann hat er zugeschlagen und sich<br />

ein Lamm geschnappt«, erzählt der Schäfer,<br />

der tatenlos zusehen musste. Daher bringt<br />

er jetzt vor allem die trächtigen Tiere möglichst<br />

schnell runter vom Berg.<br />

Als Grüner um die Mittagszeit vom Schönrinnenkar<br />

ins Milchenkar gelangt, liegt an<br />

einigen schattigen Stellen bereits Schnee.<br />

So muss er das Tempo drosseln, damit sich<br />

keines der Tiere vertritt und verletzt. Einige<br />

Schafe kämpfen zunehmend gegen die Ermattung.<br />

Ihre Mäuler sind ständig geöffnet,<br />

und an ihren prallen Bäuchen, die sich mit<br />

jedem Atemzug spannen, erkennt man ihr<br />

schnelles, flaches Keuchen. Grüner weiß<br />

um die Müdigkeit seiner Tiere. Nachdem<br />

er am frühen Nachmittag über die langen<br />

Nordhänge des Sulztals auf die sonnenbeschienene<br />

Westflanke des Gamskogels gelangt<br />

ist, lässt er die Schafe im frischeren<br />

Gras erst einmal weiden.<br />

Normalerweise würde er hier über Nacht<br />

rasten und die restliche Strecke am folgenden<br />

Tag zurücklegen. Doch für den<br />

Abend ist ein Kälteeinbruch mit Regen- und<br />

Schneefall angekündigt. So lässt Grüner seine<br />

Tiere nur ein wenig ausruhen und nutzt<br />

Der Gipfelanstieg zum Gamskogel ist teilweise recht<br />

ausgesetzt und deshalb mit Seilen gesichert.<br />

KOMPAKT<br />

Touren im Ötztal<br />

Anreise: Von Norden auf der Inntalautobahn<br />

von Innsbruck bzw. Bregenz bis Ausfahrt<br />

Ötztal, weiter auf der Bundesstraße<br />

durchs Ötztal; oder von Süden (Italien)<br />

kommend übers Timmelsjoch.<br />

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit der<br />

Bahn auf der Inntalstrecke bis Ötztal-Bahnhof,<br />

dann weiter mit dem Linienbus<br />

Karte: Kompass-Wanderkarte 1:50 000,<br />

Nr. 43 »Ötztaler Alpen«; Alpenvereinskarte<br />

1:25 000, Blatt 30/5 »Ötztaler Alpen –<br />

Geigenkamm«; Österreichische Karte<br />

1:25 000, Blatt 146 »Oetz«<br />

Führer: Dieter Seibert »Wanderbuch<br />

Ötztal-Pitztal«, Kompass-Verlag, Innsbruck.<br />

Walter Klier »Alpenvereinsführer Ötztaler<br />

Alpen«, Bergverlag Rother, Oberhaching<br />

Informationen: Ötztal Tourismus,<br />

Information Längenfeld, A-6444 Längenfeld,<br />

Tel. 00 43/5 72 00-3 00, laengenfeld@<br />

oetztal.com, www.laengenfeld.eu<br />

Das milde Klima<br />

verdankt das Ötztal<br />

dem Tschirgant<br />

gegenüber des<br />

Taleingangs, der vor<br />

kalten Nordwinden<br />

schützt.<br />

diese Zeit, um mit dem Fernglas die Gegend<br />

zu beobachten. Von diesem Rastplatz aus<br />

öffnet sich die Sicht wieder über das lange<br />

Ötztal. »Dort ist die Hütte vom Hans Köll, der<br />

ist hier eine lebende Legende«, sagt er und<br />

deutet auf die Breitlehnalm auf der anderen<br />

Talseite, wo sich die Ötztaler Alpen erheben.<br />

Auch dort starten im Frühjahr etliche<br />

Schafe und ziehen während des Sommers<br />

westwärts, hinauf zum Breitlehnjoch und<br />

über den Bergrücken wieder hinunter ins<br />

benachbarte Pitztal. Dieses ausladende<br />

Gebiet, in dem die Tiere über Kilometer<br />

verstreut weiden, macht es für die Schäfer<br />

schwieriger, ihre Herden im Herbst wieder<br />

zusammenzutreiben. Das weiß auch die lebende<br />

Legende Köll, der sich meist mit etwa<br />

zehn anderen Bauern zusammenschließt,<br />

um die Tiere aller Hirten gemeinsam einzusammeln.<br />

Diesmal könnte das ein wenig eng werden.<br />

Denn unter der Woche war ein gemeinsamer<br />

Termin schwer zu finden und zudem<br />

wollten die Hirten ihre Tiere zum Abtriebsfest<br />

am Samstag ins Tal bringen. Doch nun<br />

steht Schneefall vor dem Wochenende an<br />

und vor einigen Jahren hatte Köll schon einmal<br />

erlebt, was das bedeuten kann: Damals<br />

musste er mit den anderen Schäfern in tief<br />

verschneiten, lawinengefährdeten Hängen<br />

nach 150 Schafen suchen.<br />

Doch Köll wäre wohl keine Legende, wenn<br />

er sich von dieser Aussicht die Laune verderben<br />

ließe. Lieber lädt der 62-Jährige einige<br />

seiner Geschwister auf die Alm und nutzt<br />

die letzten Sonnenstrahlen, um gemeinsam<br />

mit ihnen zu musizieren. Er weiß, für ihn<br />

endet in diesem Herbst in zweifacher Sicht<br />

eine Saison: Bald verpachtet er die Alm an<br />

Kathrin Klotz, eine Freundin der Familie,<br />

um selbst mehr Zeit im Tal zu verbringen.<br />

Dieses Tal ist nun auch für Stefan Grüner<br />

das Ziel, als er mit seinen Schafen die Rast<br />

beendet und den letzten Marsch beginnt.<br />

Je weiter er in den immer dichteren Wald<br />

gelangt, desto schwieriger sind die Schafe<br />

von den saftigen Gräsern und Sträuchern<br />

wegzulocken. Aus Müdigkeit und Hunger<br />

werden sie immer störrischer, doch letztlich<br />

gelingt es Grüner, gegen 17 Uhr mit allen<br />

14 Tieren wohlbehalten zurück zu seinem<br />

Haus in Burgstein zu gelangen. Es fallen<br />

bereits die ersten Regentropfen, als er seine<br />

Schafe auf die Koppel bringt, wo sich einige<br />

Tiere sofort ermattet auf den Boden legen.<br />

»Jetzt bin ich froh, dass ich mit dem Abtrieb<br />

nicht mehr bis zum Wochenende gewartet<br />

habe«, sagt Grüner mit besorgtem Blick in<br />

den wolkenverhangenen Himmel. »Hoffentlich<br />

passt das für die drüben in zwei<br />

Tagen dann auch noch.«<br />

◀<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 41


TOUREN<br />

Ötztal im Herbst<br />

Kurz bevor die Schafe von den Hochweiden wieder ins Tal<br />

gebracht werden, ist im Ötztal auch die Hoch-Zeit für<br />

Bergtouren aller Art. Eine Auswahl an Wanderungen und<br />

Klettersteigen gibt ihnen Entscheidungshilfe.<br />

1 Gamskogel (2813m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1244 Hm 1244 Hm<br />

Charakter: Über einen Forstweg<br />

(oder alternativ einen kleinen, steilen<br />

Wanderweg) zur Nisslalm. Das letzte<br />

Stück bis zum Gipfel ist etwas steiler<br />

und leicht ausgesetzt (an einigen<br />

Stellen Seile und Trittstufen). Der<br />

Gipfel selbst ist breit und bietet<br />

auch Platz für größere Wandergruppen.<br />

Talort: Gries (1580 m) bei<br />

Längenfeld<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am<br />

Ortsende von Gries<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Wanderbus<br />

nach Gries<br />

Gehzeiten: Gries – Nisslalm 1½<br />

Std., Nisslalm – Gamskogel 2½ Std.,<br />

gleicher Rückweg 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli – September<br />

Führer: Helga Marberger »Ötztaler<br />

Wanderbuch«, Tyrolia Verlag<br />

Einkehr: Die Nisslalm ist eine kleine<br />

urige Almhütte, ganzjährig auch<br />

bei schlechtem Wetter geöffnet;<br />

es gibt zünftige <strong>Bergsteiger</strong>kost.<br />

2 Breitlehnjöchl (2637 m)<br />

▶ mittel 8½ Std.<br />

1450 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Technisch einfache,<br />

aber lange Wanderung zum Übergang<br />

ins Pitztal. Aufstieg bis zur Breitlehn<br />

alm mit großartiger Sicht über<br />

das Längenfelder Talbecken, das<br />

größte der fünf Ötztaler Talbecken;<br />

im weiteren Verlauf durch das<br />

sanft ansteigende breite Breitlehntal<br />

Talort: Huben (1179 m), Ortsteil<br />

von Längenfeld<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />

Funpark und Kinderspielplatz Huben<br />

Öffentliche Verkehrsmittel:<br />

öffentliche Buslinie Ötztal<br />

Gehzeiten: Huben – Breitlehnalm<br />

2 Std., Breitlehnalm – Breitlehnjöchl<br />

2½ Std., gleicher Rückweg 4 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli – September<br />

Führer: Helga Marberger »Ötztaler<br />

Wanderbuch«, Tyrolia Verlag<br />

Einkehr: Direkt am Weg liegt die Breitlehnalm<br />

(bewirtet von Ende Juni<br />

bis Mitte September)<br />

mit tollem Ausblick.<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

3 Luibiskogel (3110 m)<br />

▶ schwierig 2 Tage<br />

1930 Hm 1930 Hm<br />

Charakter: Bis vor wenigen Jahren<br />

führte der Weg über den Hauerferner.<br />

Wegen des Rückgangs des<br />

Gletschers gibt es inzwischen<br />

einen Weg seitlich des Hauerferners<br />

vorbei. Somit braucht man keine<br />

Steigeisen mehr. Unter dem Gipfel<br />

hochalpines Gelände bis zum<br />

I. Grad, Gurt und Seil jedoch nicht<br />

nötig; allerdings ist das Gestein<br />

an einigen Stellen etwas brüchig.<br />

Talort: Längenfeld (1180 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />

Schwimmbad Längenfeld<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: öffentliche<br />

Buslinie Ötztal<br />

Gehzeiten: Längenfeld – Hauerseehütte<br />

4 Std., Hauerseehütte –<br />

Luibis kogel 2¾ Std., gleicher Rückweg<br />

5 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli – September<br />

Hütte: Hauerseehütte (2383 m),<br />

Selbstversorger; von Ende Juni<br />

bis Ende September oft durch<br />

den Alpenverein bewartet;<br />

allerdings gibt es<br />

keine Ver pfl e gung<br />

zu kaufen.<br />

4 Hörndle (2985 m)<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 8 Std.<br />

1545 Hm 1545 Hm<br />

Charakter: Zunächst durch dichten<br />

Wald bis auf den Kochler (2200 m),<br />

einen Aussichtspunkt, von dem man<br />

gut ins Sulztal sieht. Gemütlicher<br />

Weiterweg zum Gipfel mit Weitblicken<br />

ins Ötztal und nach Norden auf den<br />

Grasstall-See<br />

Ausgangspunkt: Zwischen Längenfeld<br />

und Gries (ca. 1400 m), nach<br />

einer Kapelle rechts, dann nach<br />

zwei steilen Kehren auf der Grieser<br />

Landesstraße befi ndet sich links<br />

eine kleine Ausweiche zum Parken,<br />

wo ein Forstweg startet.<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: öffentliche<br />

Buslinie Ötztal<br />

Gehzeiten: Ausgangspunkt – Hörndle<br />

4½ Std, Rückweg auf der gleichen<br />

Route 3½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli – September<br />

Längenfeld im mittleren Ötztal ist Ausgangsort für viele Touren.<br />

5 Lehner Wasserfall (1250 m)<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

78 Hm 78 Hm<br />

Charakter: Leichte Familienwanderung<br />

zum Fuß des Lehner Wasserfalls.<br />

Dort ist eine Plattform, die einen<br />

guten Blick auf das frei fallende Wasser<br />

bietet und von wo ein kurzer<br />

Weg zum (160 Hm, 1½ Std.) abgeht.<br />

Talort: Lehn (1179 m) bei<br />

Längenfeld<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz mit Ausschilderung<br />

zum Lehner Wasserfall<br />

und Klettersteig<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: öffentliche<br />

Buslinie Ötztal<br />

Gehzeiten: Lehn – Wasserfall 45<br />

Min., gleicher Rückweg 45 Min.<br />

Beste Jahreszeit: Juni – Oktober<br />

6 Stuibenfall (1480 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

450 Hm 450 Hm<br />

Charakter: Der leichte Wanderweg<br />

wird nach der Stuböbelehütte ein wenig<br />

steiler. Am Fuße des Stuibenfalls<br />

geht der Wanderweg rechts entlang<br />

und führt über fünf ausgebaute<br />

Aussichtsplattformen. Fast nirgends<br />

sonst kommt man so nah an solch<br />

tosende und stäubende Wassermassen<br />

heran wie hier.<br />

Talort: Umhausen (1031 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />

Ötzi-Dorf<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: öffentliche<br />

Buslinie Ötztal<br />

Gehzeiten: Parkplatz – Stuböbelehütte<br />

½ Std., Stuböbelehütte – Fuß des<br />

Wasserfalls 20 Min., weiter bis zum<br />

obersten Punkt des Wasserfalls 1<br />

Std., gleicher Rückweg 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mai – Oktober<br />

Einkehr: Die Stuböbelehütte liegt auf<br />

halbem Weg vom Parkplatz zum Fuß<br />

des Wasserfalls und ist von Mai bis<br />

Ende September bewirtet.<br />

7 Stuibenfall-Klettersteig<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

450 Hm 450 Hm<br />

Charakter: Leichter Klettersteig<br />

(A, Stellen B) entlang des größten<br />

Wasserfalls von Tirol. Der vor wenigen<br />

Jahren ausgebaute Steig führt<br />

zweimal über das fl ießende Wasser<br />

und bietet spektakuläre Blicke und<br />

Nähe zu tosenden und stäubenden<br />

Wassermassen.<br />

Talort: Umhausen (1031 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />

Ötzi-Dorf<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: öffentliche<br />

Buslinie Ötztal<br />

Gehzeiten: Parkplatz – Stuböbelehütte<br />

½ Std., Stuböbelehütte – Fuß des<br />

Wasserfalls 20 Min., Klettersteig 2<br />

Std., Wanderweg zurück 1 Std.<br />

Höhenunterschied: komplette Wanderung<br />

450 Hm, Klettersteig 300 Hm<br />

Beste Jahreszeit: Mai – Oktober<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


“The Cathedral”, Pine Creek Canyon, Zion National Park, Utah, USA<br />

Träume …<br />

… leben.<br />

Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />

Globetrotter Experten zum Thema Sportklettern<br />

unter www.4-Seasons.TV/sportklettern


Advertorial<br />

Etwa 35 000 Besucher informieren sich auf<br />

der Messe über Wander- und Trekking-Trends.<br />

Wer auf der Suche nach einer Camping-Unterkunft<br />

ist, kann in der Zeltstadt Probeliegen.<br />

Die Messe widmet sich in diesem Jahr vor allem dem Wandernachwuchs.<br />

Bergurlaub für<br />

Groß und Klein<br />

Auf der Publikumsmesse TourNatur in Düsseldorf<br />

präsentieren 275 Aussteller Trekking-Aus rüstung<br />

und touristische Angebote. Schwerpunkt<br />

in diesem Jahr ist das Wandern mit Kindern.<br />

Wer sich mit Kindern aufmacht, um<br />

Berge zu erklimmen, entdeckt die<br />

Welt aus einer neuen Perspektive.<br />

Es geht nicht um Strecke<br />

oder Höhenmeter und manchmal nicht einmal<br />

um den Gipfel, sondern um das Abenteuer.<br />

Spannend ist der Sprung in den Bergsee, das<br />

Übernachten im Matratzenlager auf der Hütte<br />

oder das Slacklining in der Mittagspause.<br />

Viele Regionen und Reiseanbieter haben das<br />

Familienwandern als Thema entdeckt und ein<br />

großes Angebot entwickelt. Kinder und Eltern<br />

können gemeinsam Bäche stauen, Schafe<br />

hüten und Wolle anfertigen, Steinkunstwerke<br />

errichten, sich am Lagerfeuer Geschichten<br />

erzählen, Murmeltiere beobachten oder beim<br />

Geocaching auf Schatzsuche gehen.<br />

Einen Eindruck familenfreundlicher Programme<br />

gibt es ab 6. September bei der TourNatur in<br />

Düsseldorf. Deutschlands einzige Publikumsmesse<br />

zu Trekking und Wandern widmet sich in<br />

diesem Jahr schwerpunktmäßig dem Wandern<br />

mit Kindern. Drei Tage lang zeigen 275 Ausstel-


Mit High-Tech auf die Berge: Die Ausrüster<br />

präsentieren Neuheiten auf dem Markt.<br />

In Vorträgen informieren Wanderexperten über Touren und Equipment. Die Veranstaltungen<br />

runden das Programm der TourNatur ab.<br />

Das Begleitprogramm ist actionreich. Ein<br />

bisschen Vertrauen braucht man dabei auch.<br />

Beratung, Test und Kauf – so kommt jeder<br />

zur passenden Ausrüstung.<br />

275 Aussteller präsentieren Ausrüstung<br />

und touristisches Angebot.<br />

Fotos: Messe Düsseldorf GmbH<br />

ler Trends und Neuheiten. Wer möchte, kann<br />

seine nächste Reise direkt buchen.<br />

5000 Wanderziele auf allen Kontinenten<br />

In Halle 1 des Düsseldorfer Messegeländes<br />

gibt es Infos zu mehr als 5000 Wanderzielen<br />

auf allen fünf Kontinenten von den deutschen<br />

Mittelgebirgen und Küsten bis zu den Gipfeln<br />

Asiens und Afrikas. Im Angebot sind organisierte<br />

Touren und Gruppenreisen aller Art. Dazu arbeiten<br />

viele Aussteller individuelle Touren aus<br />

und organisieren Services wie Gepäcktransport,<br />

Wandertaxi oder GPS-Führer. Wer noch<br />

unschlüssig ist, wohin es gehen soll, kann sich<br />

beim Begleitprogramm informieren. Auf der<br />

Bühne »Rastplatz« werden bei Vorträgen Regionen<br />

und Wege ausführlich vorgestellt.<br />

Neue Ausrüstung testen<br />

In Halle 2 stellen Marken und Anbieter ihre<br />

Ausrüstung vor. Die Messebesucher können die<br />

Produkte vor dem Kauf ausprobieren – etwa auf<br />

der Wanderschuhteststrecke oder beim Probeliegen<br />

in der Zeltstadt.<br />

Auch in puncto<br />

Ausrüstung geht<br />

die elfte TourNatur<br />

besonders auf die<br />

jüngsten Wanderer<br />

ein. Während die<br />

Kinder sich am Kletterturm<br />

und auf der<br />

Slackline ausprobieren<br />

können, erhalten<br />

Eltern Beratung zu<br />

spezieller Funktionskleidung, Rucksäcken oder<br />

Wanderschuhen für Mädchen und Jungen. Bei<br />

einer Kindermodenschau können sich die Familien<br />

über die neuesten Modelle informieren<br />

und – wer will – auch gleich welche aussuchen.<br />

Die TourNatur in Düsseldorf<br />

6. – 8. September 2013, jeweils 10 bis 18 Uhr<br />

Tageskarte Erwachsene 13 Euro,<br />

ermäßigt 9 Euro, Kinder 5 Euro<br />

Tickets zum Selbstausdrucken unter<br />

www.tournatur.com<br />

Die Tickets gelten auch für die parallel stattfi<br />

ndende Messe Caravan Salon.<br />

Jährlich 35 000 Besucher<br />

Die Messe, die jährlich rund 35 000 Besucher<br />

zählt, bietet ein umfassendes Begleitprogramm<br />

mit Aktionen und Vorträgen. Die<br />

Sonderschau »Magie der Kräuter und Gewürze«<br />

stellt Pfl anzen vor, die die Wanderer am<br />

Wegesrand fi nden und erklärt deren Wirkung<br />

und Einsatzmöglichkeiten in der Küche oder<br />

zur Heilung von Krankheiten. Ein Wettbewerb<br />

würdigt die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer<br />

auf den Wanderwegen. Besonders engagierte<br />

Wegemarkierer erhalten eine Auszeichnung.<br />

Wer nach dem Besuch der TourNatur noch Lust<br />

auf die neuesten Reisemobile und Caravans<br />

hat, kann mit seinem Ticket noch die parallel<br />

stattfi ndende Messe Caravan Salon besuchen.


AUF TOUR<br />

Höhenweg in den Lechtaler Alpen<br />

Per Anhalter<br />

durch die Wildnis<br />

In einem nicht enden wollenden Auf und Ab<br />

zieht sich der Anhalter Höhenweg von der<br />

gleichnamigen Hütte bis zur Elmer Kreuzspitze<br />

im Lechtal. Wanderer erleben hier noch<br />

echte Bergeinsamkeit in wilder, ursprünglicher<br />

Landschaft. Von Michael Pröttel<br />

Jetzt ist Orientierungsvermögen gefragt.<br />

Was als deutlich sichtbarer<br />

Bergweg begann, verwandelt sich<br />

nach knapp zwei Stunden Gehzeit zu<br />

einer schmalen Wiesenspur, die sich<br />

alsbald in Luft auflöst. Eines ist klar: Bei<br />

Nebel würde jetzt nur noch ein GPS-Track<br />

weiterhelfen.<br />

Auf Entdeckerspuren<br />

Dabei befinde ich mich weder im Schottischen<br />

Hochland noch auf einer unbekannten<br />

Kammwanderung in den Friauler<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Am Grubigjoch lässt man<br />

die Namloser Wetterspitze<br />

rechts liegen und wandert<br />

auf einsamen Pfaden nach<br />

Westen weiter.<br />

Alle Fotos: Michael Pröttel<br />

oder Seealpen. Ganz im Gegenteil: Ich bin<br />

schlicht und einfach auf einem Höhenweg<br />

in den beliebten, da von Deutschland aus<br />

schnell zu erreichenden Lechtaler Alpen<br />

unterwegs. Und dieser wird in der einschlägigen<br />

Alpenvereinskarte sogar als durchgezogene<br />

rote Linie, also als »Markierter<br />

Wanderweg« dargestellt. Eine so spannende<br />

Tour im Alleingang quasi vor der Haustür<br />

– das hätte ich mir als Bergjournalist fast<br />

nicht mehr zu wünschen gewagt.<br />

Zugegeben, eigentlich stand schon am Vorabend<br />

fest, dass ich am Anhalter Höhenweg<br />

auf keine Wanderkolonnen stoßen werde.<br />

Jedenfalls konnte mir Carmen Kathrein keine<br />

Auskunft über den aktuellen Zustand<br />

der geplanten Tour geben. »Du bist jetzt Ende<br />

Juni der Erste, der den Höhenweg heuer<br />

angeht. Der extreme Gleitschnee vom vergangenen<br />

Winter wird bestimmt ein paar<br />

Wegabschnitte mit ins Tal genommen haben,«<br />

warnte die nette Wirtin der Anhalter<br />

Hütte noch vor der Bettruhe und rief mir<br />

beim Auf bruch am nächsten Tag nach:<br />

»Schreib mir bitte eine SMS, wenn du gut in<br />

Elmen angekommen bist.«<br />

INFO<br />

Was bitteschön ist<br />

ein Höhenweg?<br />

Um eine Vorstellung davon zu bekommen,<br />

wie groß das Spektrum von Bergtouren ist,<br />

die unter dem Begriff »Höhenweg« gehandelt<br />

werden, reicht ein Blick ins Pitztal. Dort<br />

liegen mit Fuldaer und Mainzer Höhenweg<br />

eine nahezu ebene Panoramawanderung<br />

und eine teils anspruchsvolle Hochtour fast<br />

direkt gegenüber. Dieser Vergleich ließe sich<br />

mit den teils klettersteigartigen Mittenwalder,<br />

Augsburger oder Nurracher Höhenwegen<br />

auf der einen Seite und den Stubaier,<br />

Vinsch ger oder Gaitaler Höhen(wander)<br />

wegen auf der anderen Seite fast beliebig<br />

fortsetzen. Bezüglich ihrer Gesamtlänge<br />

bieten Höhenwege von der ausgedehnten<br />

Tagestour (z. B. Anhalter Höhenweg)<br />

bis zur einwöchigen Gebirgsdurchquerung<br />

(z. B. Berliner Höhenweg) ebenfalls ein<br />

weites Spektrum. Nicht ohne Grund konnte<br />

selbst der Deutsche Alpenverein keine<br />

Antwort auf die Frage geben, wie der Begriff<br />

Höhenweg eigentlich genau zu defi nieren sei.<br />

Von daher ist es sehr wichtig, sich bei der<br />

Tourenauswahl genau über die Anforderungen<br />

des jeweiligen Höhenwegs und dessen<br />

aktuellen Zustand zu informieren.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 47


Nur an wichtigen Abzweigungen ist<br />

der Höhenweg so gut beschildert.<br />

Die Anhalter Hütte – idealer<br />

Ausgangspunkt für den Höhenweg<br />

Die Kuh macht’s vor: Pause auf der<br />

Stablalm vor dem langen Abstieg<br />

TIPP<br />

Geierwally<br />

und Gipfelgrat<br />

Wer den Anhalter Höhenweg und<br />

die Einsamkeit der Tour genossen<br />

hat, sollte einen Abstecher nach<br />

Elbigenalp (1040 m) einplanen.<br />

Der kleine Ort ist nicht nur Geburtsstätte<br />

der legendären »Geierwally«,<br />

zu deren Ehren seit 20 Jahren eine<br />

Freilichtbühne hochkarätige Theaterstücke<br />

aufführt. Elbigenalp ist auch<br />

Ausgangspunkt einer grandiosen<br />

Tour zu Rotwand und Barth-Hütte.<br />

Die komplette Tour, ein Auszug aus<br />

BRUCKMANNS WANDERFÜHRER –<br />

Tannheimer Tal mit Lechtal, finden Sie<br />

in der Minibroschüre auf S. 19.<br />

»Eins steht fest:<br />

Am Anhalter Höhenweg<br />

stößt man auf<br />

keine Wanderkolonnen.«<br />

Acht Stunden Bergeinsamkeit<br />

Ich bejahte, hoffte aber inständig, dass ich<br />

ihre Bitte in den vielen, vor mir liegenden<br />

Stunden nicht vergessen würde. Nach Angabe<br />

der DAV-Sektion Oberer Neckar, der<br />

die Anhalter Hütte gehört, soll die Gesamtgehzeit<br />

des Höhenwegs bei stolzen acht<br />

Stunden liegen. Mal schauen, ob meine Skitourenkondition<br />

vom vergangenen Winter<br />

nicht ausreicht, um die Zeitvorgabe doch<br />

ein wenig zu unterbieten.<br />

Und tatsächlich komme ich bis zum Grubigjoch<br />

zügig voran. Dort allerdings fordern<br />

das weiche Morgenlicht und der Blick zurück<br />

zum Falschkogel (2388 m), den ich am<br />

Vortag gerade noch rechtzeitig vor einem<br />

aufziehenden Gewitter erklommen hatte,<br />

eine erste Foto-Pause.<br />

Wenige Schritte danach trennt eine Weggabelung<br />

in aller Deutlichkeit die Spreu vom<br />

Weizen: Während der nach Norden führende<br />

Steig zur beliebten Namloser Wetterspitze<br />

(2553 m) gut ausgetreten ist, präsentiert<br />

sich mein Weiterweg in Richtung Westen<br />

als schmale Pfadspur. Zudem zwingen harte<br />

Altschneefelder zu zusätzlichen Höhenmetern.<br />

Anstatt die vor mir liegende, riesige<br />

Steilflanke nahezu höhenlinien-parallel<br />

queren zu können, muss ich die tückischen<br />

Rutschbahnen schweißtreibend umgehen.<br />

Wer hätte gedacht, dass Ende Juni südseitig<br />

noch Pickel und Steigeisen hilfreich sein<br />

können. Der weißen Überraschung folgen<br />

kurze Zeit später dann tatsächlich einige<br />

Wegabschnitte, die von den Schneemassen<br />

des letzten Winters wegradiert wurden.<br />

Meine gute Laune bleibt aber ungetrübt.<br />

Schließlich habe ich im »weglosen Gehen«<br />

schon seit einer halben Stunde Übung.<br />

Und überhaupt: In einer so ursprünglichen<br />

Landschaft allein unterwegs zu sein<br />

und dabei hin und wieder über sprudelnde<br />

Schmelzwasserbäche zu springen, hat in<br />

den Nordalpen echten Seltenheitswert.<br />

Kammwandern vom Feinsten<br />

Es kommt aber noch besser: Nachdem mir<br />

doch noch ein paar wenige Markierungspflöcke<br />

die Sicherheit geben, mich auf dem<br />

richtigen Anstieg zum sogenannten »Sattele«<br />

zu befinden, beginnt am markanten<br />

Bergeinschnitt das, was eine Bergtour erst<br />

wirklich zu einem »gescheiten Höhenweg«<br />

macht. Über einen steilen Wiesenrücken<br />

geht es schnurstracks hinauf zum Egger<br />

Muttekopf (2311 m), wo der Ausblick nach<br />

Nordwesten zeigt. Ab jetzt geht es immer<br />

direkt auf der Kammlinie zu den nächsten<br />

drei Gipfeln der Tour weiter.<br />

Obwohl wie zuvor zumeist weglos, ist die<br />

Orientierung dank der eindeutigen Topografie<br />

kein Problem. Um so erstaunter bin<br />

ich, als bei ein paar ausgesetzten Stellen<br />

beim Abstieg zur Bortigscharte, dann doch<br />

einige Drahtseile verdeutlichen: Absolute<br />

Wildnis wird man auch auf dem Anhalter<br />

Höhenweg nicht finden.<br />

Die schöne Aussicht von der Bortigscharte<br />

ins tief eingeschnittene Bschlaber Tal nutze<br />

ich für eine längere Erholungspause. Immerhin<br />

liegen knapp vier Stunden Gehzeit<br />

und ein, laut Karte circa 500 Höhenmeter<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


TOUREN<br />

Tourentipps rund um die Anhalter Hütte<br />

Neben dem Anhalter Höhenweg bietet die Anhalter Hütte ein<br />

breites Tourenspektrum mit nahezu jedem Schwierigkeitsniveau<br />

und ist daher idealer Ausgangspunkt, um das Lechtal zu erkunden.<br />

Ausgeruhte Füße sind für den weiten Anhalter<br />

Höhenweg unbedingt zu empfehlen.<br />

langer Anstieg noch vor mir. Jetzt zu kneifen<br />

und den direkten (Not-)Abstieg nach<br />

Bschlabs zu nehmen, käme freilich nur bei<br />

Gewittergefahr in Frage.<br />

Meter um Meter arbeiten sich meine müden<br />

Oberschenkel von den grünen Wiesenkämmen<br />

ins echte Hochgebirge hinauf und<br />

bringen mich zum Highlight der gesamten<br />

Tour: Ab der Bschlaber Kreuzspitze (2462<br />

m) geht es eine Stunde lang, einem fast<br />

2500 Meter hohen Grat folgend, zunächst<br />

zur Mittleren (2496 m) und schließlich zur<br />

Elmer Kreuzspitze (2480 m) weiter. Dort<br />

macht der überwältigende Blick zum exakt<br />

1500 Meter tiefer gelegene Örtchen Elmen<br />

(976 m) unmissverständlich klar: Hier oben<br />

ist die Tour noch lange nicht zu Ende!<br />

Nomen est omen<br />

Der knapp dreistündige Abstieg ins Lechtal<br />

trägt wahrscheinlich das seine dazu bei,<br />

dass der Anhalter Höhenweg niemals zur<br />

überlaufenen Modetour mutieren wird: So<br />

abwechslungsreich der von nun an deutliche<br />

Steig weg vom Felsgelände hinunter zu<br />

grünen Matten und weiter in den vitalen<br />

Bergwald auch ist, die spätestens jetzt brennenden<br />

Oberschenkel lenken eindeutig von<br />

den landschaftlichen Reizen der Schlussetappe<br />

ab. Da kommt eine Pause auf der Jausenstation<br />

Stablalm gerade recht, um den<br />

Muskeln vor den finalen 400 Höhenmetern<br />

eine letzte Verschnaufpause zu gönnen.<br />

Da ich die Beine ein wenig zu lang hochgelegt<br />

habe, verpasse ich unten in Elmen<br />

gerade einen der zwei Nachmittags-Busse<br />

zurück zum Hahntennjoch, wo mein Auto<br />

geparkt ist. Macht aber nichts. Wer auf<br />

Stilfragen wert legt, sollte nach dem Anhalter<br />

Höhenweg ohnehin per Autostopp zum<br />

Ausgangspunkt zurückkehren.<br />

◀<br />

1 Falschkogel (2388 m)<br />

▶ mittel 2 Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Großartiger Aussichtsgipfel,<br />

den man ideal auf dem Anstieg<br />

zur Anhalter Hütte mitnehmen kann<br />

Ausgangspunkt: Hahntennjoch (1894 m)<br />

Route: Vom Hahntennjoch auf gut gekennzeichnetem<br />

Bergweg zum Steinjöchl;<br />

hier links und zunächst noch in reinem<br />

Gehgelände, dann teils in ganz leichter<br />

Kletterei über den Ostrücken zum Gipfel<br />

2 Maldongrat (2544 m)<br />

▶ schwierig 2½ Std.<br />

720 Hm 720 Hm<br />

Charakter: Den Maldongrat kann man<br />

ebenfalls auf dem Hüttenanstieg gut<br />

erreichen; er erfordert aber deutlich mehr<br />

alpine Erfahrung und Trittsicherheit.<br />

Route: Vom Hahntennjoch zum Steinjöchl;<br />

hier in Serpentinen nach Osten auf den<br />

Kamm, über diesen teils ausgesetzt nach<br />

Osten; dann schwerer durch eine Geröllrinne<br />

und weiter zum Gipfel<br />

3 Tschachaun (2334 m)<br />

▶ leicht ¾ Std.<br />

300 Hm 300 Hm<br />

Charakter: Der Hüttenberg der Anhalter<br />

Hütte ist das leichteste Ziel in der Umgebung<br />

und auch für Familien gut geeignet.<br />

Ausgangspunkt: Anhalter Hütte (2038 m)<br />

Route: Von der Hütte aus über schöne<br />

Grashänge nach Osten zum Kromsattel;<br />

Dort wendet man sich nach Norden (links)<br />

und steigt über den Südostkamm zum<br />

höchsten Punkt hinauf.<br />

4 Namloser Wetterspitze (2553 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

920 Hm 920 Hm<br />

Charakter: Großartiger Aussichtsberg,<br />

Trittsicherheit im oberen Teil erforderlich<br />

Ausgangspunkt: Anhalter Hütte (2038 m)<br />

Route: Zunächst nach Norden hinab zum<br />

Grubigjöchl und links steiler zum Grubigjoch;<br />

an der Gabelung rechts und nun<br />

immer dem Südrücken über den Grubigkopf<br />

zur weiten Gipfelfl anke der Namloser<br />

Wetterspitze folgen; über diese weiter nach<br />

Nordosten zum höchsten Punkt<br />

5 Anhalter Höhenweg<br />

(bis 2496 m – Mittlere Kreuzspitze)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1200 Hm 2150 Hm<br />

Charakter: Großartige Kammüberschreitung,<br />

für die eine gute Kondition, Trittsicherheit<br />

und abschnittweise auch Orientierungssinn<br />

gefragt sind (die Bergkämme<br />

geben den Weg aber zumeist logisch vor).<br />

Ausgangspunkt: Anhalter Hütte (2038 m)<br />

Route: Über Grubigjoch und Putzenjoch<br />

zum Sattel zwischen Ortkopf (2314 m) und<br />

Egger Muttekopf (2311 m); ab da immer<br />

am Kamm entlang über Egger Muttekopf,<br />

Bortigscharte zur Bschlaber Kreuzspitze<br />

(2462 m); weiter über die Mittlere zur Elmer<br />

Kreuzspitze und dann über<br />

die Stablalm hinab nach<br />

Elmen (976 m)<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte


INTERVIEW


Das große<br />

-Interview<br />

Peter Habeler<br />

»Am Hillary Step<br />

habe ich gebetet«<br />

Er war früh an den großen Wänden Nordamerikas unterwegs, gründete eine Alpin<br />

schule und durchstieg die Eiger-Nordwand in der damaligen Rekordzeit von zehn Stunden.<br />

Berühmt wurde er aber vor allem durch die Everest-Besteigung im Alpinstil mit<br />

Reinhold Messner. Ein Interview mit Peter Habeler, das viel mehr ist als nur ein Gespräch<br />

über das Bergsteigen: nämlich ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit.<br />

Von Dominik Prantl<br />

Foto: Redaktionsbüro CGP<br />

BERGSTEIGER: Peter Habeler … Moment,<br />

eigentlich müssten wir Sie korrekt mit<br />

Professor Habeler anreden.<br />

Peter Habeler: So ist es. Aber ich lege keinen<br />

großen Wert darauf.<br />

Wir nehmen mal stark an, dass man diesen<br />

Titel auch in Österreich nicht kaufen kann.<br />

Ich bin mehr als zehn Jahre Chef der Österreichischen<br />

Berg- und Skiführerausbildung<br />

gewesen und hatte anlässlich dieser Funktion<br />

einige Vorlesungen an der Uni Innsbruck.<br />

Von der Österreichischen Bundesregierung<br />

unter Bundeskanzler Wolfgang<br />

Schüssel und dem Bundesministerium für<br />

Unterricht wurde ich dann zum Professor<br />

ernannt. Das ist bei uns in Österreich tatsächlich<br />

einfacher als in Deutschland, wo<br />

man eine riesige Qualifikation vorlegen<br />

muss. In Wien sagen sie immer Professor<br />

zu mir. Mich freut’s.<br />

Bleiben wir noch ein wenig bei Ihren Meriten,<br />

Funktionen und Titeln, die Sie im Laufe<br />

eines halben Jahrhunderts so angehäuft<br />

haben. Sie waren beispielsweise auch<br />

gerichtlich vereidigter Sachverständiger<br />

in Sachen Alpinismus.<br />

Das war eine sehr verantwortungsvolle Geschichte,<br />

die ich heute aber nicht mehr mache.<br />

Ich war immer in einem Interessenskonflikt<br />

mit meinen Bergführer-Kollegen,<br />

die in einigen Fällen angeklagt wurden.<br />

Sie mussten gegen Ihre Bergführer-Kollegen<br />

Stellung beziehen?<br />

Richtig. Es gab da einige wirklich brisante<br />

Fälle. Einmal habe ich einen Richter zu einem<br />

Unfallort geführt. Als wir im Gelände<br />

standen, habe ich ihn gefragt: »Fühlen Sie<br />

sich denn sicher?« Er meinte: »Klar.« Ich<br />

erklärte ihm daraufhin, dass ich ihn hier<br />

rechtlich ans Seil nehmen müsste. Manchmal<br />

blieb mir aber nichts anderes übrig,<br />

als Bergführern eine Schuld zuzuweisen.<br />

Zum Beispiel, wenn Sie Kunden am Gletscher<br />

nicht angeseilt haben. Deshalb habe<br />

ich den Posten vor zwei Jahren abgegeben<br />

und bin froh, damit nichts mehr am Hut<br />

zu haben.<br />

Ferner sind Sie Ehrenmitglied im Arbeitskreis<br />

christlicher Publizisten.<br />

Auch das fußt wieder auf einer persönlichen<br />

Begegnung mit dem Vorsitzenden<br />

des Arbeitskreises, Matthias Heinz. Er hat<br />

sich aufgrund meines Everest-Buches, in<br />

dem ich irgendwann erwähnt habe, dass es<br />

knapp herging und man dann auch betet,<br />

mit mir in Verbindung gesetzt. Eines muss<br />

man aber auch dazusagen: Diese Ehrenmitgliedschaften<br />

kommen mit dem Alter automatisch.<br />

Sind Sie denn ein gläubiger Mensch?<br />

Natürlich bin ich das. Ich glaube, dass da<br />

irgendwo ein Wesen sitzt und aufpasst,<br />

wenn auch nicht oben im Himmel oder unten<br />

in der Hölle. Ich kann mich dabei auch<br />

mit dem Buddhismus anfreunden, obwohl<br />

ich aufgrund meiner Erziehung natürlich<br />

römisch-katholisch bin. Das Beten kommt<br />

allerdings selten zustande, wenn es einem<br />

gut geht, sondern meistens dann, wenn<br />

man sich in einer ganz blöden Situation<br />

befindet.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 51


Peter Habeler an der Nordostwand des Olperer, einem der markanten Zillertaler Berge<br />

Zum Beispiel?<br />

Gebetet habe ich beispielsweise am Everest,<br />

als wir am Hillary Step nicht mehr wussten,<br />

wie es da oben weitergeht. Gebetet habe<br />

ich am Kangchendzönga (mit 8586 Metern<br />

der dritthöchste Berg der Erde, d. Red.), wo wir<br />

am Abstieg zwei Meter Neuschnee hatten,<br />

weshalb die Lawinen links und rechts nur<br />

so herunter donnerten und wir zweimal biwakieren<br />

mussten. Ich habe nicht mehr geglaubt<br />

– oder sagen wir, ich war mir nicht<br />

mehr sicher – dass wir da noch lebend herauskommen.<br />

Gott sei Dank haben wir auch<br />

das überstanden.<br />

Spüren Sie da so etwas wie Dankbarkeit?<br />

Natürlich. Ich bin sowieso ein dankbarer<br />

Mensch, weil ich während meiner verschiedenen<br />

Unternehmungen immer wieder<br />

heil aus Unfällen rausgekommen bin.<br />

Ich hätte schätzungsweise 23 Mal tot sein<br />

können. Oder auch 15 Mal. Und irgendwer<br />

scheint – auch wenn das jetzt etwas<br />

komisch klingen mag – seine schützende<br />

Hand über mich zu halten.<br />

Reinhold Messner (li.) und Habeler nach der Besteigung des Mount Everest 1978<br />

Vielleicht mag diese schützende Hand Sie<br />

ja besonders gerne?<br />

Einigen wird das jetzt vielleicht sauer aufstoßen:<br />

Aber ich glaube an die Kraft von<br />

Menschen, die zwar nicht mehr unter uns<br />

sind, denen wir aber irgendwo und irgendwann<br />

einmal geholfen haben. Manchmal<br />

hatte ich das Gefühl, dass ich am Ende<br />

Fotos: Archiv Habeler (5), Redaktionsbüro CGP (4)<br />

Film-Prominenz am Eiger 1975: Clint Eastwood (li.) und<br />

Heidi Brühl mit Reinhold Messner und Peter Habeler (re.)<br />

Habeler versuchte sich als einer der ersten Europäer an<br />

den Klassikern im Yosemite-Nationalpark wie …<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


meines Lateins bin –<br />

und dann kommt von<br />

irgendwo ein Lichtlein<br />

her. Und ich bin froh,<br />

dass ich ein paar prächtige<br />

Leute kennenlernen<br />

durfte, von denen<br />

einige leider nicht mehr<br />

leben. Professor Herbert<br />

Woopen zum Beispiel, dem ich mein drittes<br />

Buch gewidmet habe. Ein guter Kletterer,<br />

Dompfarrer in Aachen und ein außergewöhnlich<br />

guter Pianist. Er war ein Mensch,<br />

an den ich heute noch fast jeden Tag denke.<br />

Während viele Ihrer Kletterkollegen und<br />

Freunde mittlerweile in den Bergen ums<br />

Leben gekommen sind, haben Sie trotz<br />

wilder Klettereien und Höhenbergsteigen<br />

ein inzwischen respektables Alter von<br />

71 Jahren erreicht.<br />

Wenn ich in der Zeitung von 71-Jährigen<br />

lese, dann bekomme ich das kalte Grausen.<br />

Um Gottes Willen! Methusalem! Denn<br />

ich verbinde mit 71 Jahren einen dicken<br />

Bauch. Krampfadern. Ein Gedächtnis, das<br />

nicht mehr funktioniert. Aber mich freut<br />

mein Alter, weil ich noch relativ gut drauf<br />

bin – obwohl ich sicher keine sonderlich<br />

guten Gene habe. Meine Mutter wurde<br />

nicht sonderlich alt, mein Vater ist mit 50<br />

gestorben. Vielleicht liegt es daran, dass ich<br />

immer sehr einfach gelebt habe. Ich habe es<br />

nie mit dem Essen oder dem Alkohol über-<br />

… beispielsweise anfangs der Siebziger an<br />

der berühmten Salathé des El Capitan.<br />

Glaube, Liebe, Hoffnung – Peter Habeler predigt diesen Dreisatz nicht nur. Er lebt ihn auch.<br />

»Sobald du am Seil<br />

bist, kannst du auch<br />

einen Bundeskanzler<br />

zusammenpfeifen.«<br />

trieben. Ich hatte Zeit meines Lebens viel<br />

Bewegung. Noch heute habe ich das gleiche<br />

Gewicht wie mit 16 Jahren. Wenn auch<br />

nicht mehr die gleiche Größe.<br />

Etliche <strong>Bergsteiger</strong> stürzen aber in den<br />

Tod, bevor solche Dinge wie Gene und<br />

Ernährung überhaupt zum Tragen kommen.<br />

Das stimmt schon. Erst vor wenigen Wochen<br />

ist einer der besten Bergführer des<br />

Zillertals verunglückt. Man kann das zuerst<br />

gar nicht glauben, weil man um die<br />

Umsicht dieser Leute weiß. Und natürlich<br />

kann auch mir das passieren. Mich hat es<br />

auch ein paar Mal runtergehauen. Zum<br />

Glück habe ich es überlebt.<br />

Sie gelten als ein bescheidener Mensch,<br />

der sein Leben zu schätzen weiß. Hat Ihr<br />

»Glück« vielleicht damit etwas zu tun?<br />

Das Sprichwort »Bescheidenheit ist eine<br />

Zier, doch besser lebt man ohne ihr«,<br />

stimmt nicht. Ich glaube, ich bin deshalb<br />

bescheiden, weil ich auch viele Menschen<br />

kennen gelernt habe, die zwar bescheiden<br />

sind, aber ein unglaubliches Level erreicht<br />

haben. Das imponiert mir.<br />

Ist es für Sie wichtig, auf andere Menschen<br />

zuzugehen?<br />

Ich glaube, dass ich sehr viel positive Energie<br />

habe. Und ich versuche, diese Energie<br />

weiterzugeben und die Leute zu motivieren.<br />

Sie möglicherweise besser zu machen,<br />

als sie in Wirklichkeit vielleicht sind. Das<br />

ist ganz wichtig.<br />

Sie haben als Bergführer die Menschen<br />

Jahrzehnte lang motiviert und Ihre Alpinschule<br />

inzwischen an einen Jüngeren<br />

abgegeben. Hat man irgendwann dann doch<br />

genug davon, Gäste auf Gipfel zu bringen?<br />

Jeder Bergführer wird älter und will nicht<br />

mehr diese Risiken auf sich nehmen. Ich<br />

habe die Gäste meiner Alpinschule einem<br />

anderen übermittelt – übrigens jenem<br />

Zillertaler Bergführer, der vor kurzem abgestürzt<br />

ist. Er hat meine Klientel genauso<br />

übernommen, wie ich meine damals von<br />

Kuno Rainer, einem Kletterpartner von Hermann<br />

Buhl. Der hat mich damals ganz gerne<br />

mögen – und wohl auch gesehen: Der<br />

Habeler ist nicht der blödeste und macht<br />

das ganz brav. Ist vorsichtig und hat etwas<br />

für Menschen übrig. Es ist mir heute noch<br />

wichtig, neben der alpinen Lehre auch<br />

Menschlichkeit zu vermitteln.<br />

Führen Sie überhaupt noch Menschen<br />

in die Berge?<br />

Ich selber gehe vor allem mit meiner jungen<br />

Lebensgefährtin – die ist mit 37 natürlich<br />

richtig fit – zum Klettern und führe<br />

nur noch ganz selten. Ich bin eher ein Prominentenführer.<br />

Wer kommt dann so zu Ihnen?<br />

Ich war jahrelang immer wieder mit unserem<br />

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel<br />

unterwegs, mit unserem Bundespräsidenten<br />

und unserem Bischof. Ich mag alle, die<br />

sich plagen können. Wenn sich einer nicht<br />

plagt, habe ich ihn als Gast am Seil eher<br />

nicht so gerne.<br />

Werden die namhaften Kunden dann auch<br />

geduzt?<br />

Logisch, klar. Das ist ja die Besonderheit des<br />

Zillertals: Wir sind mit allen per Du. Sobald<br />

du am Seil bist, kannst du auch einen Dr.<br />

Schüssel zusammenpfeifen. Wobei das Du<br />

bei uns keine Anbiederung ist. Wir sa-<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 53


TOUREN<br />

Eine Runde auf Peter Habeler<br />

Manche Menschen bekommen zum 70. Geburtstag eine Torte oder Opernkarten. Peter Habeler schenkte<br />

der Tourismusverband seines Heimatortes Mayrhofen einen nach ihm benannten Weitwanderweg.<br />

In diesem Sommer wurde im Zillertal<br />

die Peter-Habeler-Runde eröffnet. Mit<br />

Zustieg werden – je nach Ausgangspunkt<br />

– auf insgesamt 60 Kilometern<br />

etwa 5000 Höhenmeter im Auf- und<br />

Abstieg absolviert.<br />

Konditionsstarke Geher schaffen die<br />

folgenden sechs Etappen samt Zustieg<br />

auch in vier Tagen. In die Runde<br />

kann von jeder Hütte aus eingestiegen<br />

werden. Die hier aufgeführte<br />

Beschreibung folgt einer Begehung<br />

nach dem Uhrzeigersinn ab der<br />

Olpererhütte. Sie kann aber auch vice<br />

versa begangen werden.<br />

Informationen: Viele weitere Infos zur<br />

Peter-Habeler-Runde sowie Tipps<br />

des Alpinisten (darunter die Zsigmondyspitze)<br />

gibt es unter Ferien region<br />

Mayrhofen-Hippach, A-6290 Mayrhofen/Zillertal/<br />

Tirol, Tel. 00 43/<br />

52 85/67 60, www.mayrhofen.at.<br />

Einen guten Überblick über die<br />

Runde liefert die Digitale Karte unter<br />

www.maps.mayrhofen.at (> Wandern<br />

> Weitwanderungen)<br />

DIE ETAPPEN<br />

1 Olpererhütte (2389 m) –<br />

Pfitscherjochhaus (2275 m)<br />

Nr. 528) stets Richtung Westen zur<br />

Landshuter Europa-Hütte<br />

Zustieg Pfitscherjochhaus: Von Sterzing<br />

aus mit dem Auto ins Pfi tschtal<br />

bis zu dem Weiler Stein und auf der<br />

nicht asphaltierten Pfi tscherjochstraße<br />

bis zum Parkplatz an der vierten<br />

Kehre (ab hier Fahrverbot). Von dort<br />

aus auf dem Fußweg in einer guten<br />

Stunde zum Pfi tscherjochhaus<br />

3 Landshuter Europa-Hütte<br />

(2693 m) – Geraer Hütte (2324 m)<br />

▶ schwierig 6½ Std.<br />

1195 Hm 1550 Hm<br />

Route: Die Königsetappe führt über<br />

den Geistbeckweg (Nr. 529) über das<br />

Sumpfschartl (2666 m) stets hinab<br />

bis zum Parkplatz Nockeralm (1350 m).<br />

Der zweite Teil geht serpentinenreich<br />

aufwärts über die Ochsenhütte bis<br />

zur Geraer Hütte.<br />

Zustieg Landshuter Europa-Hütte:<br />

Vom Weiler Platz (1435 m) im<br />

Pfi tschtal in vielen Serpentinen (Weg<br />

Nr. 3A) durch Wald, Grashänge und<br />

Blockhalden in etwa dreieinhalb<br />

Stunden zur Landshuter Europa-Hütte<br />

Ab hier über Moränen und Geröll<br />

zur Friesenbergscharte auf 2911 m –<br />

dem höchsten Punkt der Runde –<br />

und steil hinab zum Friesenberghaus<br />

Zustieg Tuxerjochhaus: Auffahrt<br />

mit der Bahn zur Sommerbergalm<br />

und von dort in etwa einer Stunde<br />

zum Tuxerjochhaus<br />

6 Friesenberghaus (2477 m) –<br />

Olpererhütte (2389 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

220 Hm 310 Hm<br />

Route: Lockere und kaum anstrengende<br />

Etappe. Lässt sich gut mit<br />

dem Zustieg zum Friesenberghaus<br />

oder/und mit einer anderen Etappe<br />

kombinieren.<br />

Zustieg zum Friesenberghaus: Vom<br />

Pakrplatz des Schlegeisrestaurants<br />

(1789 m) in 2½ Stunden, von der<br />

Bushaltestelle Breitlahner (1256 m)<br />

in 3½ Stunden oder vom Naturparkhaus<br />

Ginzling (1000 m) in rund<br />

5½ Stunden bis zur Hütte wandern<br />

Übernachten mit besten Aussichten<br />

auf der Olpererhütte<br />

Der Rundweg folgt immer den<br />

Peter-Habeler-Markierungen nach.<br />

▶ mittel 3½ Std.<br />

430 Hm 570 Hm<br />

4 Geraer Hütte (2324 m) –<br />

Tuxerjochhaus (2316 m)<br />

Route: Von der Olpererhütte einen Teil<br />

der Neumarkter Runde bis ins Unterschrammachkar<br />

(2280 m), wo sich<br />

mehrere Wege kreuzen. Kurzer Anstieg<br />

bis unterhalb des Ameiskopf (2400 m)<br />

und stets auf dem Steig oberhalb<br />

der Baumgrenze über mehrere Bäche<br />

hinweg zum Pfi tscherjochhaus<br />

Zustieg Olpererhütte: Vom zweiten<br />

Parkplatz nach dem Schlegeisrestaurant<br />

am Schlegeisspeicher (1789 m)<br />

in knapp zwei Stunden bis zur Hütte<br />

wandern (Weg Nr. 502)<br />

2 Pfitscherjochhaus (2275 m) –<br />

Landshuter Europa-Hütte<br />

(2693 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

675 Hm 250 Hm<br />

Route: Vom Pfi tscherjochhaus vor -<br />

bei an kleinen Seen durch eine karge<br />

Steinlandschaft (Weg Nr. 3 bzw.<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

800 Hm 810 Hm<br />

Route: Das kurzweilige Auf und Ab<br />

führt stets Richtung Norden über alte<br />

Gletschermoränen zur Kleegrubenscharte,<br />

die Kasererscharte und die<br />

Frauenwand und schließlich hinab<br />

zum Tuxerjochhaus.<br />

Zustieg Geraer Hütte: Vom Gasthaus<br />

Touristenrast (1345 m) in etwa<br />

zweieinhalb Stunden über die Ochsenhütte<br />

zur Geraer Hütte (der Weg<br />

ist identisch mit dem zweiten Teil von<br />

Etappe 3)<br />

5 Tuxerjochhaus (2316 m) –<br />

Friesenberghaus (2477 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

910 Hm 740 Hm<br />

Route: Nach kurzem Abstieg weiter<br />

zum Spannagelhaus (2531 m).<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1<br />

5<br />

6<br />

54 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Hüttensehnsucht<br />

Fotos: Prantl, Anne Gabl (2)<br />

Wasser schöpfen auf dem nach ihm benannten Weitwanderweg im Zillertal<br />

»Man kann sagen:<br />

Das Leben war früher<br />

menschlicher. Die<br />

Leute waren nicht so<br />

hochgeschraubt.«<br />

gen dann: Du, Herr Bundeskanzler. Oder:<br />

Du, Herr Bundespräsident. Ich hatte als<br />

junger Kerl mal Mister Ernest Maples, den<br />

englischen Transportminister, am Seil. Ich<br />

sagte immer: »Mister Maples, you have to<br />

do this and that.« Irgendwann sagte der:<br />

»Damn it, call me Ernie.«<br />

Welche Person würden Sie denn gerne<br />

noch einmal durch das Gebirge führen?<br />

Da gäbe es viele. Aber wenn es nur eine Person<br />

sein dürfte, dann der edle Mensch Herbert<br />

Woopen, der nach einer Christmette ja<br />

schon mit 50 Jahren gestorben ist.<br />

Wenn man älteren Bergführern zuhört,<br />

entsteht oft der Eindruck, der Stellenwert<br />

des Bergführers hätte in den vergangenen<br />

50 Jahren stark gelitten. Ist das denn so?<br />

Ich will keineswegs behaupten, dass früher<br />

alles besser war. Aber man kann schon sagen:<br />

Das ganze Leben war früher menschlicher.<br />

Es war einfacher, mit Menschen<br />

unterwegs zu sein. Sie waren nicht so hochgeschraubt.<br />

Meine Gäste wurden auch meine<br />

Freunde, obwohl sie meistens reicher<br />

und oft auch bekannter waren. Sie vertraten<br />

auch nicht immer die Theorie: Haltet<br />

den Dieb! Ein Problem beim Bergsteigen<br />

und Führen ist heute nämlich, dass immer<br />

ein anderer die Schuld haben muss.<br />

Was hat sich am Bergsteigen denn<br />

generell verändert?<br />

Es gibt nicht mehr diese weißen Flecken.<br />

Ich hatte ja das Glück, im goldenen Zeitalter<br />

des Alpinismus groß geworden zu<br />

sein. Wir konnten auch noch Zweit- und<br />

Drittbe gehungen machen. Das ist heute<br />

kaum mehr möglich. Andererseits geht es<br />

den <strong>Bergsteiger</strong>n heute sowieso nur selten<br />

darum, klassische Routen von Bonatti,<br />

Buhl oder Cassin zu wiederholen. Dazu hat<br />

sich auf dem Ausrüstungssektor auch viel<br />

geändert. Wir haben halt Haken geschlagen<br />

oder Holzkeile geschnitzt. Wenn ich<br />

heute ein <strong>Bergsteiger</strong>magazin in die Hand<br />

nehme, dann sind da nur noch Kurven und<br />

Diagramme. Das Bergsteigen ist mir zu theoretisch<br />

geworden. Yves Chouinard, der Patagonia-Gründer,<br />

hat mal in einem wunderbaren<br />

Artikel aufgerufen: Just go out! Geht<br />

einfach raus! Kümmert euch nicht um das<br />

technische Zeugs!<br />

Erst kürzlich wurde wieder über den<br />

sogenannten »Everest-Tourismus«<br />

geschimpft. Dabei bedeutete der Berg für<br />

viele, auch für Sie, letztlich den großen<br />

Durchbruch.<br />

Für die Masse ist der Everest der Vorzeigeberg.<br />

Und die Nachhaltigkeit unserer Besteigung<br />

ist sensationell. Wenn mich heute<br />

eine Firma als Vortragsredner engagiert,<br />

dann muss ich einfach den Everest einbauen.<br />

Wenn ich allerdings in England referiere,<br />

dann misst man uns an der Besteigung<br />

des Hidden Peak, als wir 1975 zu zweit im<br />

Alpinstil – ohne Fixseile, mit wenig<br />

Die Höhenmeter hinter sich lassen,<br />

Bergidylle vor Augen und die Einkehr<br />

als Belohnung! Bayrischzell, Fischbachau<br />

und Schliersee laden Sie zum<br />

genussvollen Hüttenwandern ein.<br />

Ihr Paket ab 93 Euro pro Person<br />

(zzgl. Kurbeitrag)<br />

• Mindestens 3 Übernachtungen<br />

inklusive Frühstück oder<br />

3 Übernachtungen in der Ferienwohnung<br />

• Ein Rucksack inklusive<br />

Wanderkarte, Tourentipps und<br />

original Bruckmann Hüttenführer<br />

• 4 Stunden Eintritt in die<br />

monte mare Saunawelt Schliersee<br />

und Vitaltherme<br />

• Eintritt und Verkostung bei<br />

Slyrs – Bavarian Single Malt Whisky<br />

• 10%-Bonus auf Wellnessanwendungen<br />

in der monte mare Saunawelt<br />

• Kostenfrei Busfahren mit der Gästekarte<br />

in Bayrischzell, Fischbachau und Schliersee<br />

Verfügbarkeit: 14.06.2013 bis 31.10.2013<br />

Online buchbar:<br />

tegernsee-schliersee.de/angebote<br />

Alpenregion Tegernsee Schliersee e.V.<br />

Tel. 08022 92738-90<br />

Alpenregion<br />

Tegernsee Schliersee<br />

www.tegernsee-schliersee.de


Fotos: Archiv Habeler (2)<br />

Der Mayrhofener Alpinist leitete zahlreiche<br />

Bergreisen wie hier in Nepal.<br />

Am höchsten Punkt des Heimatlandes<br />

Österreich, dem Großglockner<br />

ZUR PERSON<br />

Bleiverglaser, Bergführer, Professor<br />

Peter Habeler, geboren am 22. Juli 1942 in<br />

Mayrhofen, bewies schon als Jugendlicher ein<br />

besonderes Talent fürs Bergsteigen. Der gelernte<br />

Bleiverglaser erwarb bereits mit 21 Jahren<br />

das Diplom zum staatlich geprüften Berg- und<br />

Skiführer und gründete zehn Jahre später die<br />

Alpinschule Zillertal. Er kletterte als einer der<br />

ersten Europäer an den großen Wänden im<br />

Yosemite-Nationalpark und prägte zusammen<br />

mit Reinhold Messner den Alpinismus der<br />

»Am Everest gab es<br />

Phasen, in denen ich der<br />

Schwächere war. Sonst<br />

war ich mit Reinhold<br />

immer auf Augenhöhe.«<br />

Ausrüstung – schnell rauf und schnell<br />

wieder runter sind. Letztlich war es aber der<br />

Everest, der uns den Durchbruch gebracht<br />

hat. Das stimmt.<br />

Robert Schauer, der vor Ihnen mit Maske<br />

am Gipfel stand, soll gesagt haben:<br />

»Ich sage dir, Peter, ich glaube kaum, dass<br />

irgendein Mensch ohne Sauerstoff den<br />

Gipfel schafft.« Wie reagiert man darauf?<br />

Ich muss dazusagen, dass ich bei dieser<br />

Everest-Expedition mental nicht der Stärkste<br />

war. Unser Sohn war damals ein paar<br />

Monate alt, und ich wollte zwar den Everest<br />

besteigen, aber auch wieder gesund nach<br />

Hause kommen. Am Everest hat es daher<br />

Phasen gegeben, in denen ich der Schwächere<br />

war. Das war ich nicht gewohnt.<br />

Ich war mit dem Reinhold sonst immer<br />

auf Augenhöhe. Da haben mir die Worte<br />

vom Schauer schon zu denken gegeben.<br />

Andererseits dachte ich mir immer: Mei,<br />

diese 850 Meter. Wenn wir nichts schleppen,<br />

dann packen wir das. Wenn du keine<br />

Sauerstoffflaschen hast, die damals allein<br />

zehn Kilo wogen, dann brauchst du auch<br />

nicht so viel.<br />

1970er-Jahre. Berühmt wurde er durch die<br />

Besteigung des Mount Everest ohne Flaschensauerstoff<br />

1978 – ein Vorhaben, das Mediziner<br />

bis dahin für unmöglich gehalten hatten.<br />

Obwohl der beliebte Vortragsredner mit einer<br />

alpinen Professur an der Uni Innsbruck in seiner<br />

Laufbahn unzählige Berg- und Trekkingreisen<br />

in der ganzen Welt durchführte, zog es ihn wie<br />

so viele <strong>Bergsteiger</strong> auch immer wieder auf<br />

die Gipfel seiner Heimat.<br />

Wie hat sich Ihr Leben nach der erfolgreichen<br />

Rückkehr verändert?<br />

Vor allem insofern, als wir aus der 38-Quadratmeter-Wohnung<br />

auszogen, weil ich uns<br />

aufgrund meiner Vortragstätigkeit ein Haus<br />

bauen konnte. Kurzum: Es war etwas mehr<br />

Geld vorhanden, und ich bin durch meine<br />

Vortragsreisen wahnsinnig viel unterwegs<br />

gewesen. Allein Intersport hat mich für 60<br />

Vorträge im Jahr eingekauft. Gleichzeitig<br />

war es mir auch weiterhin wichtig, dass ich<br />

Zeit mit meinen Freunden verbringe.<br />

Reinhold Messner und Sie gingen anschließend<br />

jedoch getrennte Wege. Sind extreme<br />

<strong>Bergsteiger</strong> nicht fähig, eine längere<br />

Seilschaftsbeziehung zu führen?<br />

Ich denke schon. Reinhold hat mich einige<br />

Male eingeladen, mit ihm weiterzuziehen.<br />

Er hatte ja damals schon die tolle Idee, alle<br />

Achttausender zu besteigen. Aber ich musste<br />

zurück zur Familie, sonst wäre das in die<br />

Hose gegangen. Deshalb habe ich die Alpinschule<br />

aufgebaut und musste schauen, dass<br />

ich das alles ein wenig festige. Ich bereue<br />

das nicht. Es hat sich einfach so ergeben.<br />

Oft heißt es, Messner und Habeler hätten<br />

sich zerstritten.<br />

Mir haben damals mehrere Verlage die Tür<br />

eingerannt: Peter, mach ein Buch. Du kannst<br />

das. Mach das. Ich habe mich lange gewehrt<br />

mit dem Hinweis: Reinhold macht die Bücher.<br />

Irgendwann habe ich mich überreden<br />

lassen und das Everest-Buch geschrieben.<br />

Das hat sich verkauft wie warme Semmeln.<br />

Reinhold hat auf seiner Rückreise aus Pakistan<br />

das Buch natürlich in die Hände bekommen.<br />

Es lag als Spiegel-Bestseller schließlich<br />

überall aus. Daraufhin hat es schon ein bisschen<br />

Zoff gegeben. Bei einem Treffen haben<br />

wir das schnell wieder ins Lot gebracht.<br />

Sie kennen die Hörsäle des Landes und die<br />

Gerichte, die Vortragssäle und die Alpinschulen.<br />

Sind trotzdem die Berge immer<br />

noch der beste Platz, um zu lernen?<br />

Für mich schon. Ich muss auch sagen: Meine<br />

positiven Erlebnisse und Errungenschaften<br />

fußen auf guten Lehrern und tollen<br />

Freunden, die oft etwas erreicht haben –<br />

ob <strong>Bergsteiger</strong> oder nicht. Die Lehre, die ich<br />

daraus ziehe, ist: Die ganz guten Leute, die<br />

wirklich was können, die sind okay. ◀<br />

56 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


KOLUMNE<br />

Nie wieder TÜV<br />

In die Berge gehen heißt: sich erst mal ins Auto setzen.<br />

Ein <strong>Bergsteiger</strong> bringt es im Laufe seines Berglebens<br />

auf mehrere hunderttausend Kilometer. Das ist Teil<br />

des Spiels. Und wenn man es anders macht?<br />

Das Auto war klein, silbern und am<br />

Anfang sehr sauber. Es war ein<br />

Daihatsu Cuore, Baujahr 2000,<br />

und als ich ihn 2003 kaufte, hatte<br />

er 20 000 Kilometer auf dem Zähler. Zehn<br />

Jahre später händigte ich ihn mitsamt<br />

den Fahrzeugpapieren dem Mann von der<br />

Verwertungsfirma aus, Kilometerstand:<br />

175 000. Viermal fuhr ich mit ihm in dieser<br />

Zeit durch die Waschstraße, denn viermal<br />

war ich beim TÜV. 2013 wäre er zum fünften<br />

Mal fällig gewesen, aber vorher hätte er<br />

nicht nur gewaschen werden müssen. Der<br />

Auspuff war beim besten Willen nicht noch<br />

mal zu schweißen, und am Boden gab es ein<br />

paar Stellen, die meinem Automechaniker<br />

Sorgenfalten auf die Stirn trieben. Auch er<br />

mochte das Auto gern.<br />

Bergsteigen ist Luxus<br />

Ich fuhr viel in die Berge. Das erste Mal auf<br />

eine Reportage in die Hohen Tauern nach<br />

Neukirchen am Großvenediger, wo ich den<br />

Nationalparkdirektor Harald Kremser interviewte.<br />

Nach dem Gespräch rumste ich an<br />

der Auffahrt auf die Bundesstraße hinten<br />

auf seinen Passat. Die Folgen meiner Unachtsamkeit<br />

schlugen mit 2000 Euro aufs<br />

Konto. Der Kaufpreis hatte 5500 Euro betragen.<br />

Insgesamt bin ich mit meinem kleinen<br />

Silberpfeil 155 000 Kilometer gefahren. Berechne<br />

ich den Kilometer mit 30 Cent, habe<br />

ich zusätzlich 46 500 Euro für den Betrieb<br />

ausgegeben. Auch ein sehr kleines Auto<br />

kostet viel Geld, und Bergsteigen ist Luxus.<br />

Der Wagen war zuverlässig, hatte ein ange-<br />

nehmes Fahrgeräusch und keine Servolenkung.<br />

Man hatte das Gefühl, in einem Auto<br />

zu sitzen und nicht im Wohnzimmersessel<br />

vor der Playstation. Wenn ich die Rückbank<br />

umlegte und den Beifahrersitz nach vorne<br />

klappte, bekam ich sogar Ski hinein. Ich<br />

fuhr oft allein zum Skifahren.<br />

Wissen Sie, wie viele <strong>Bergsteiger</strong>geschichten<br />

mit Autos zu tun haben? Ein Ex-Kollege erzählte<br />

mir von seinen »wilden« Zeiten, als<br />

er frühmorgens in die Dolomiten brauste,<br />

irgendeine Wand kletterte und am selben<br />

Abend zurückbrauste. Ich denke, 155 000<br />

Kilometer in zehn Jahren ist für einen <strong>Bergsteiger</strong><br />

unterdurchschnittlich.<br />

Vom Gaspedal zum Gipfelkreuz<br />

Ich habe mir jetzt ein Fahrrad gekauft, und<br />

das ist es auch: ein Fahrrad. Mountainbiken<br />

interessiert mich nicht. In die Berge komme<br />

ich nicht mehr so oft. Vielleicht ist das weniger<br />

schlimm, wenn man schon auf vielen<br />

Bergen gewesen ist und irgendwann nicht<br />

immer wieder auf dieselben raufsteigen<br />

muss. Ja, das ist sicher ein Vorteil. Ich werde<br />

mit dem Zug fahren, die Touren werden weniger,<br />

dafür länger werden. Das ist neu und<br />

ziemlich aufregend. Ich schaue nicht mehr<br />

auf die Benzinpreise. Okay, ich ärgere mich<br />

über Verspätungen und umständliche Verbindungen<br />

zu den Zielen. Das ist der Deal.<br />

»Vom Gaspedal zum Gipfelkreuz« hieß eine<br />

Buchreihe in den 1960er-Jahren. Damals<br />

war das eine Verheißung. Heute ist es der<br />

bigott belächelte, millionenfach gelebte<br />

Freizeitalltag.<br />

◀<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Axel Klemmer<br />

ist im Alter von fünf Jahren von<br />

Berlin nach München gezogen.<br />

Seither lassen ihn die Berge<br />

nicht mehr los. In den 1990er-<br />

Jahren war er Redakteur beim<br />

BERGSTEIGER. Der 50-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Eugen E. Hüsler<br />

und Caroline Fink über das<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 57


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/13<br />

Ötztaler, Allgäuer und Lechtaler Alpen,<br />

Dolomiten, Gesäuse, Seealpen<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

10 Cima di Fremamorta,<br />

11 Cima Argentera<br />

5 Jubiläumsweg,<br />

7 Luibiskogel, anspruchsvolle<br />

6 Breitlehnjöchl,<br />

2 Hoher Nock,<br />

Gipfeltour über<br />

steile Bergpfade<br />

Sud, spannende Dreitagetour,<br />

teils exponiert<br />

langer Höhenweg mit<br />

einigem Auf und Ab Wanderung<br />

in hochalpinem Gelände<br />

technisch einfache,<br />

aber lange Wanderung<br />

ernste Wanderung auf<br />

rauen, wilden Wegen<br />

12 Rif. E. Questa,<br />

4 Hochvogel,<br />

1 Anhalter Höhenweg,<br />

8 Santnerpass,<br />

9 Alta via B. Federspiel,<br />

lange, anstrengende<br />

Tour auf guten Wegen<br />

klassische Zweitagetour<br />

über Felssteig lange Kammüber-<br />

schreitung mit Biss<br />

recht alpiner Klettersteig-Klassiker<br />

gesicherte<br />

Kammüberschreitung<br />

3 Hochzinödl,<br />

steiler, teilweise<br />

gesicherter Steig<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Lechtaler Alpen Egger Muttekopf, Mittlere Kreuzspitze, Elmer Kreuzspitze<br />

1<br />

Vielleicht der einsamste Höhenweg der Lechtaler Alpen<br />

Die großartige Kammüberschreitung von der Anhalter Hütte nach<br />

Elmen ist auch an Wochenenden nicht überlaufen, denn für die lange<br />

Tour braucht es gute Kondition und auch etwas Orientierungssinn.<br />

1200 Hm | 8 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013– Seite 46<br />

Talort: Elmen (976 m)<br />

Ausgangspunkt: Anhalter Hütte (2038 m)<br />

Endpunkt: Elmen (976 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus Elmen – Hahntennjoch;<br />

Fahrplan: www.imst.at/media/16683/Bus_Hahntennjoch.pdf<br />

Gehzeiten: Anhalter Hütte – Elmer Kreuzspitze 5¼Std.,<br />

Elmer Kreuzspitze – Elmen 2¾Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Ende September<br />

Karte/Führer:Alpenvereinskarte 1:50 000, Nr. 3/4<br />

»Lechtaler Alpen – Heiterwand«. M. Pröttel »Das perfekte<br />

Bergwochenende in den Ostalpen«, Bruckmann Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt:Tourismusverband Lechtal,<br />

A-6652 Elbigenalp, Tel. 00 43/56 34/53 15, www.lechtal.at<br />

Hütte: Anhalter Hütte (2038 m), geöffnet von Mitte Juni bis<br />

Ende September, Tel. 00 43/6 64/4 61 89 93,<br />

www.anhalterhuette.at<br />

Charakter/Schwierigkeit: Für die Tour sind eine gute<br />

Kondition, Trittsicherheit und abschnittweise auch Orientierungssinn<br />

gefragt, da der Weg teils zugewachsen ist.<br />

Die Bergkämme geben den Weg aber zumeist logisch vor.<br />

Nicht bei Nässe. Nur bei stabilem Bergwetter<br />

TIPP<br />

Sengsengebirge Hoher Nock (1963 m)<br />

2<br />

Zerklüfteter Kalkstein über der Waldwildnis<br />

Nur wenige Wanderwege führen durchs einsame Sengsengebirge – einer davon führt auf den Hohen<br />

Nock. Der höchste Gipfel im Nationalpark Kalkalpen ist von Bodinggraben oder Windischgarsten<br />

als Tageswanderung erreichbar, kann aber auch in den elftägigen Kalkalpenweg integriert werden.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 68<br />

1330 Hm | 9 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talorte: Molln (442 m) bzw. Windischgarsten (602 m)<br />

Ausgangspunkt: Ebenforstalm (1105 m) bzw. als<br />

Tagestour Parkplatz Bodinggraben (641 m)<br />

Endpunkt: Windischgarsten (602 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug über Linz nach/<br />

von Spital am Pyhrn, Haltestelle Windischgarsten<br />

Gehzeiten: Ebenforstalm – Bodinggraben 1 Std. – Blumaueralm<br />

¾ Std. – Polzhütte 1¾Std. – Hoher Nock 1¾ Std.–<br />

Jagdhütte Rettenbach 2½ Std. – Windischgarsten 1¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober (wenn schneefrei)<br />

Karte: Kompass 1: 50 000, Blatt 70 »Nationalpark Kalkalpen«<br />

Informationen: Tourismusverband Pyhrn-Priel, Hauptstr. 28,<br />

A-4580 Windischgarsten, Tel. 00 43/75 62/52 66 99,<br />

www.pyhrn-priel.net; Nationalpark Kalkalpen, Nationalpark Allee 1,<br />

A-4591 Molln, Tel. 00 43/75 84/36 51, www.kalkalpen.at<br />

Einkehr/Übernachtung: Ebenforstalm (1105 m),<br />

Tel. 00 43/6 64/5 11 95 64; Jagahäusl Bodinggraben (641 m,<br />

nur Einkehr), Tel. 00 43/72 54/75 64; Feichtauhütte (1360 m,<br />

Selbstversorger), Tel. 00 43/6 99/81 39 23 18; Polzhütte<br />

(1370 m; Übernachtungen nur in der Feichtauhütte), Tel. 00 43/<br />

6 64/2 33 41 94; Nationalpark Lodge Villa Sonnwend in Mayrwinkl<br />

(700 m), Tel. 00 43/75 62/2 05 92, www.villa-sonnwend.at<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Bis zur Feichtaualm gemütliche<br />

Familienwanderung. Der Aufstieg über die raue Nordseite<br />

des Hohen Nock verlangt gute Kondition und Trittsicherheit.<br />

TIPP<br />

Gesäuse Hochzinödl (2191 m)<br />

3<br />

Nervenkitzel und Panoramagipfel<br />

Das Hochzinödl bietet nicht nur den besten Ausblick auf die Felsbänder des Hochtors, sondern auch<br />

einen verhältnismäßig einfachen und doch sehr spektakulären Aufstieg über den Wasserfallweg,<br />

eine der ältesten gesicherten Steiganlagen des Alpenraumes.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 68<br />

1620 Hm | 7½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Gstatterboden (575 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Kummerbrücke (572 m) an<br />

der Enns nahe Gstatterboden<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von den Bahnhöfen<br />

Liezen und Ardning mit Bus 910 bis Gstatterboden.<br />

Das Wandertaxi Wagner fährt rings um das Gesäuse und<br />

bringt Wanderer an ihren Ausgangspunkt zurück (Anm.<br />

eine Stunde vor Abfahrt unter Tel. 00 43/36 13/41 70).<br />

Gehzeiten: Über Wasserfallweg zur Ebnesangeralm<br />

(1483 m) 2¾ Std. – Heßhütte ½ Std. – Hochzinödl 1¼ Std.–<br />

Heßhütte ¾ Std. – über Wasserfallweg zum Parkplatz 2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober (wenn schneefrei)<br />

Karten: Kompass 1:25 000, Blatt 206 »Nationalpark Gesäuse«;<br />

Kompass 1:50 000, Blatt 69 »Gesäuse Pyhrn Eisenerz«; Freizeitkarte<br />

mit Begleitheft (Eigenverlag Tourismusverband 2012)<br />

Fremdenverkehrsamt: Alpenregion Nationalpark Gesäuse,<br />

Hauptstr. 35, A-8911 Admont, Tel. 00 43/36 13/2 11 60 10,<br />

www.gesaeuse.at<br />

Einkehr/Übernachtung: Heßhütte (1699 m), Mitte Mai bis<br />

Ende Oktober, Tel. 00 43/66 44/30 80 60<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Spektakulärer Aufstieg zur<br />

Heßhütte mit steilem Wasserfallweg über Leitern und Treppen. Der<br />

teils steile Rundweg von der Heßhütte aufs Hochzinödl ist durchwegs<br />

markiert. Für Familien empfi ehlt sich eine Übernachtung auf<br />

der Hütte. Bei Regen ist der Wasserfallweg extrem rutschig.


TIPP<br />

Lechtaler Alpen Egger Muttekopf, Mittlere Kreuzspitze, Elmer Kreuzspitze<br />

TIPP<br />

Wegverlauf: Von der Anhalter Hütte (hierher am Vortag gut<br />

beschildert in 3 Std. vom Hahntennjoch) den Wegweisern<br />

Richtung »Namloser Wetterspitze« folgend und absteigend zum<br />

Gruebigjöchl. Hier links und steiler zum Bergrücken des Grubigjochs<br />

hinauf. Nach Westen weiter und an einem Aufschwung zu<br />

einer Gabelung. Hier links (Wegweiser »Bschlabs bzw. Anhalter<br />

Höhenweg«) und einen riesigen Südhang nach Nordwesten<br />

querend zum Sommerbergjoch. An Wegkreuzung dem Wegweiser<br />

Richtung Anhalter Höhenweg folgend nach links und kurz in<br />

Richtung eines Tälchens, um sich bei der nächsten Gabelung<br />

(Wegweiser »Anhalter Höhenweg«) gleich wieder rechts zu halten.<br />

Über einen Bach, und auf die Nordseite des Ortkopfs.Der<br />

Weg wird nun undeutlicher, aber es gibtMarkierungsstangen.<br />

Wieder steiler ansteigend auf Wiesenpfad nach Südwesten<br />

und in die Scharte des Sattele.<br />

Nun weglos die anfangs steile Südostfl anke des Egger Muttekopfs<br />

hinauf. Am Kamm des Muttekopfs, auf deutlicherem Pfad<br />

zum höchsten Punkt(2311 m). Von dort auf Pfad nach Westen<br />

zur Bortigscharte (2089 m) hinab, dabeiüber ausgesetzte Passagen<br />

mit Drahtseilen. Von der Scharte folgtein letzter (meist<br />

wegloser) Aufstieg, der dem Südostkamm der Bschlabser<br />

Sengsengebirge Hoher Nock (1963 m)<br />

Aufstieg: Zunächst absteigen von der Ebenforstalm durch<br />

den Wald zum Jagahäusl Bodinggraben (641 m), wo Tageswanderer<br />

von Molln kommend parken und ihre Tour starten.<br />

Kurz vor dem Jagahäusl empfi ehlt sich ein Abstecher auf die<br />

Rotwagwiese mit einem »Boding«, einem natürlichen Bottich,<br />

den das Wasser ausgespült hat. Die Hauptroute des Kalkalpenweges<br />

folgt ab hier dem Steyrsteg, einem Jahrhunderte<br />

alten Übergang ins Windischgarstner Tal. Zum Hohen Nock<br />

geht es über die Schotterstraße durch das Blöttenbachtal,<br />

vorbei an der Lettneralm (663 m) und der Blumaueralm<br />

(762 m) im Talschluss. An einer Kehre kurz nach der Blumaueralm<br />

den breiten Forstweg verlassen und dem nun steiler<br />

werdenden Almweg Nr. 39 folgen. Kurz vor Erreichen der<br />

Feichtau-Hochebene gibt es in einem fl acheren, waldfreien<br />

Stück eine schwarze Moorlacke: den Herzerlsee. Noch vor der<br />

Feichtau- und der Polzhütte zweigt der Weg 466 nach links<br />

auf den Kamm Richtung Hoher Nock ab. In den Latschen steil<br />

hinauf und über eine kurze, unangenehme Stelle mit Stahlseilsicherung.<br />

Der Weg führt durch das Nockkar über einzelne<br />

Felsstufen und eine kleine Rinne auf das Gipfelplateau.<br />

Auf dem Weg zum Gipfelkreuz wird ein riesiger Dolinenkrater<br />

Kreuzspitze folgend zum Gipfelkreuzhinauf führt. Fast immer<br />

der Kammlinie folgend nach Norden zur Mittleren Kreuzspitze<br />

(2496 m). Dahinterein Gratstück links umgehen und wieder<br />

dem Kamm folgend zur Elmer Kreuzspitze (2480 m).<br />

Abstieg: Zunächst in felsigem Gelände nach Nordwesten<br />

hinab, um dem Nordwestkamm der Kreuzspitze zu folgen. Der<br />

Steig wird fl acher, umgeht einen Felsaufschwung und kommt<br />

zu einem Absatz. Von hier auf teils erodiertem Weg steile<br />

Wiesenhänge hinab. Nach einer Jagdhütte wird esfl acher und<br />

man gelangt in den Wald. An einer Gabelung rechts, kurz ansteigen<br />

und über zwei Bergbäche. Noch einmal kurz bergan,<br />

dann wieder fl ach über eine Lichtung, bevor der Weg im Wald<br />

wieder ganz deutlich wird. Ohne Orientierungsschwierigkeiten<br />

zurStablalpe. Kurz nach links der Fahrstraße folgen und<br />

gleich wieder verlassen. Der deutliche Weg teilt sich manchmal<br />

auf, die Varianten kommen aber immer wieder zusammen.<br />

Zuletzt steiler zum Talboden hinab, an einem Wasserfall<br />

vorbei und über eine Teerstraßenach Elmen.<br />

Michael Pröttel<br />

Am Kamm des Egger Muttekopfs<br />

passiert. Für eine besonders schwindelerregende Aussicht<br />

lohnt sich der Abstecher zum Seekopf (1852 m; auch Seehagelmauer<br />

genannt).<br />

Abstieg: Der Abstieg folgt einem einfacheren Weg als der<br />

Aufstieg; vom Gipfel auf dem Ostkamm entlang bis zu einem<br />

Sattel (1779 m) unter dem Gamsplan. Etwas weiter unten<br />

sprudelt mit dem Merkensteinbrünndl eine der wenigen<br />

Quellen im Höhenzug des Sengsengebirges aus dem Kalkstein.<br />

Nun steil und teils der Sonne ausgesetzt über den<br />

südseitigen Budergrabensteig abwärts zum Wanderparkplatz<br />

Rettenbach (610 m). Von dort führt eine Fahrstraße bis<br />

nach Rettenbach (583 m). An den Kreuzungen hält man sich<br />

jeweils links und kommt schließlich über das Veichltal<br />

in den Windischgarstner Ortsteil Mayrwinkl mit dem noblen<br />

Unterkunftshaus des Nationalparks, der Villa Sonnwend.<br />

Wer den Bahnhof als Ziel hat, steigt am besten schon vor<br />

dem Veichltal geradewegs bis zur Haltestelle Roßleithen ab.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Im Blöttenbachtal<br />

Foto: NP Kalkalpen/Franz Sieghartsleitner Foto: Michael Pröttel<br />

TIPP<br />

Gesäuse Hochzinödl (2191 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz direkt bei der Kummerbrücke auf<br />

dem gut markierten Wanderpfad 660 durch Buchen- und<br />

Mischwald zu einer Geröllrinne unterhalb des Wasserfalls<br />

und nach dessen Querung hinauf zu den steil abfallenden<br />

Wänden. Bis dahin gibt es lediglich eine kurze Eisenleiter zu<br />

überqueren, doch nun beginnt der eigentliche Wasserfallsteig<br />

mit Seilversicherungen und Aluleitern. Ungeübte verwenden<br />

hier am besten ein Klettersteigset, für routinierte Wanderer<br />

stellen die klettersteigähnlichen Passagen mit Schwierigkeiten<br />

von maximal K2 kein Problem dar. Auf den Gehstrecken<br />

in waldigem Gelände kann man sich immer wieder erholen<br />

und die meist sehr luftige Aussicht übers Ennstal genießen.<br />

Schließlich erreichen wir die »Emes-Ruhe« (1260 m), einen<br />

Rastplatz mit Gedenktafel. Nur noch zwei weitere, beinahe<br />

senkrechte Eisenleitern führen zumEbnesanger, einem<br />

ehemaligen Almgebiet. Von dort gemütlich durch lichten Wald<br />

mit bemoostem Boden hinauf zur Heßhütte am Sattel des<br />

Ennseck (1699m). Weiter auf dem rot markierten Steig in<br />

Richtung Hochzinödl. In Serpentinen steil den Gras- und<br />

Schotterhang der Böcklwand hinauf, am Gipfelplateau des<br />

Hochzinödl fl acher. Die Aussicht von dort zu den südlichen<br />

Abbrüchen von Hochtor und Planspitze sowie zum Lugauer<br />

überwältigt sogar gute Kenner des Gesäuses.<br />

Abstieg: Beim Abstieg auf dem Panoramaweg, der in einer<br />

langen Schleife nach Norden über die Gass verläuft, kann<br />

man den herrlichen Ausblick noch weiter genießen – wobei<br />

man allerdings am besten kurze Pausen in dem abschüssigen<br />

Gelände einlegt. Der Panoramaweg führt zurück zur Heßhütte.<br />

Von dort kehrt man entweder über den Wasserfallweg<br />

zurück zum Parkplatz Kummerbrücke. Oder man wählt den<br />

alternativen Abstieg ins Johnsbachtal (3 Std.) und lässt sich<br />

vom Wandertaxi zurückbringen zum Ausgangspunkt. Eine<br />

weitere Abstiegsalternative führt vom Gipfel des Hochzinödl<br />

nach Nordosten ins Sulzkar und weiter zum Hartelsgraben,<br />

der an der Gesäuse-Bundesstraße wenige Kilometer hinter<br />

der Kummerbrücke endet (3½ Std.).<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Die Heßhütte mit dem Hochtor im Hintergrund<br />

Foto: NP Gesäuse/Wolf


TIPP<br />

Allgäuer Alpen Hochvogel (2592 m)<br />

4<br />

Tourenklassiker über dem Prinz-Luitpold-Haus<br />

Zu den begehrtesten Allgäuer Gipfeln zählt der in den Nordalpen weithin unverkennbare Hochvogel.<br />

Beim Aufstieg aus dem Hintersteiner Tal versteckt er sich lange Zeit, bietet schließlich aber<br />

eine unterhaltsame Tour mit alpinem Anstrich und zwei Routenvarianten vom Prinz-Luitpold-Haus.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 74<br />

1600 Hm | 2 Tage<br />

alpine<br />

Wanderausrüstung<br />

Talort: Hinterstein (866 m)<br />

Ausgangspunkt: Giebelhaus (1058 m); Anfahrt für<br />

Privatfahrzeuge gesperrt<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus vom Bahnhof Sonthofen<br />

über Bad Hindelang nach Hinterstein. Von dort Pendelbusse<br />

zum Giebelhaus, Infos unter Tel. 0 83 24/22 77<br />

Gehzeiten: Hüttenzustieg 2½ Std., Gipfelaufstieg 2½ Std.,<br />

Abstieg zur Hütte 2 Std., Abstieg zum Giebelhaus 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Anfang Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 2/2 »Allgäuer –<br />

Lechtaler Alpen Ost«; Landesamt für Vermessung und<br />

Geoinformation,1:50 000, Blatt UK 50-47 »Allgäuer Alpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein, 87541 Bad Hindelang,<br />

Tel. 0 83 24/8 92-0<br />

Hütte: Prinz-Luitpold-Haus (1846 m), bewirtschaftet Anfang<br />

Juni bis Anfang Oktober, www.prinz-luitpoldhaus.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Markierter Fels- und Schuttsteig<br />

mit längeren Klettersteigpassagen im Bereich der Kreuzspitze<br />

und steilem Schneefeld im Kalten Winkel (Fixseil, wegen<br />

der Verhältnisse erkundigen). Elementare alpine Erfahrung<br />

sowie Trittsicherheit und Schwindelfreiheit wichtig. Am besten mit<br />

Übernachtung, sonst sehr anstrengend<br />

TIPP<br />

Allgäuer Alpen Jubiläumsweg<br />

5<br />

Von der Willersalpe zum Prinz-Luitpold-Haus<br />

Diese fantastische Höhenroute wechselt mehrmals die bayerisch-tirolerische Grenze und bietet<br />

daher besonders vielseitige Eindrücke. Sie kann als langer Zugang zum Prinz-Luitpold-Haus gewählt<br />

werden, erfordert aber entsprechende Ausdauer. Gipfelhungrige kommen zusätzlich auf ihre Kosten.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013– Seite 74<br />

1300 Hm | 7½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Hinterstein (866 m)<br />

Ausgangspunkt: Willersalpe (1459 m), ab Hinterstein<br />

auf Wanderweg Nr. 423 in 1½ Std. erreichbar<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung vom<br />

Bahnhof Sonthofen über Bad Hindelang nach Hinterstein<br />

Endpunkt: Prinz-Luitpold-Haus (1846 m); von dort<br />

Abstieg in 2 Std. zum Giebelhaus<br />

Gehzeiten: Willersalpe – Vordere Schafwanne 1¾ Std.<br />

– Hintere Schafwanne 1¼ Std. – Lahnerscharte 1¼ Std. –<br />

Bockkarscharte 2½ Std. – Prinz-Luitpold-Haus ¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Anfang Oktober<br />

Karte: Landesamt für Vermessung 1:50 000, Blatt UK 50-47<br />

»Allgäuer Alpen«; Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt 2/2<br />

»Allgäuer – Lechtaler Alpen Ost« (nur für den südlichen Teil)<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein, 87541 Bad Hindelang,<br />

Tel. 0 83 24/8 92-0<br />

Hütte: Willersalpe (1459 m), bewirtschaftet Mai bis Oktober,<br />

Tel. 01 71/9 93 98 47; Prinz-Luitpold-Haus (1846 m), bewirtschaftet<br />

Anfang Juni bis Anfang Oktober, www.prinz-luitpoldhaus.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Langer Höhenweg mit einigem<br />

steilen Auf und Ab (vereinzelt Sicherungen), aber auch fl acheren<br />

Teilstrecken. Dabei unterschiedliche Wegbeschaffenheit (bei<br />

Nässe mancherorts unangenehm). Trittsicherheit und gute<br />

Kondition notwendig. Wer das Rauhhorn überschreiten möchte,<br />

muss leicht klettern (I–II).<br />

TIPP<br />

Ötztaler Alpen Breitlehnjöchl (Übergang 2637 m), von Längenfeld<br />

6<br />

Idylle im Geigenkamm<br />

Über der grünen Ebene von Längenfeld verbirgt sich das Breitlehntal<br />

zwischen den Schutt- und Schrofenflanken von Reiserkogel und<br />

Wilder Geige (3152 m) am Höhepunkt des Geigenkamms. Ein alter,<br />

auf ehemaligen Almsteigen führender Weg vermittelt hier einen<br />

Übergang ins obere Pitztal.<br />

1450 Hm | 7 Std.<br />

normale Wanderausrüstung<br />

und ausreichend Verpflegung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 38<br />

Talort: Längenfeld im Ötztal (1177 m)<br />

Ausgangspunkt: Haltestelle Längenfeld-Burgstein (1185 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn durchs Inntal<br />

über Innsbruck Richtung Landeck/Bregenz bis Ötztal-<br />

Bahnhof. Mit dem Bus durchs Ötztal bis hinter Längenfeld<br />

Gehzeiten: Aufstieg 4½ Std., Abstieg 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September/Oktober<br />

Karte: Kompass-Wanderkarte 1:50 000, Nr. 43 »Ötztaler<br />

Alpen«; Österreichische Karte 1:25 000, Blatt 146 »Oetz«<br />

Führer: Dieter Seibert »Wanderbuch Ötztal-Pitztal«,<br />

Kompass-Verlag, Innsbruck<br />

Fremdenverkehrsamt: Ötztal Tourismus, Information<br />

Längenfeld, A-6444 Längenfeld, Tel. 00 43/5 72 00-3 00,<br />

laengenfeld@oetztal.com, www.laengenfeld.eu<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die Kondition sowie etwas<br />

Trittsicherheit und Orientierungsvermögen erfordernde<br />

Wanderung verläuft überwiegend ost- bzw. südwestseitig. Sie<br />

führt auf alten Pfaden steil hinauf zur Breitlehnalm, durchs<br />

Breitlehntal unter eindrucksvollen Schrofenfl anken zum Joch<br />

und steil hinab ins wilde Pitztal. Rückkehr mit Bus oder am<br />

Joch retour


TIPP<br />

Allgäuer Alpen Hochvogel (2592 m)<br />

TIPP<br />

Hüttenzustieg: Vom Giebelhaus über die Brücke und auf<br />

der Asphaltstraße in wechselnder Steigung ins Bärgündeletal<br />

hinein. Nach einer Weile zweigt links der Wanderweg zur Hütte<br />

ab. Man begibt sich kurz zum Bach hinunter und jenseits<br />

durch Wald an einem Wasserfall vorbei zur Jausenstation<br />

der Unteren Bärgündelealpe (1322 m). Nach einer leicht<br />

felsdurchsetzten Passage geht es schräg über Wiesen bergan<br />

und schließlich in vielen Kehren zwischen den Tobeln zur<br />

Karschwelle, wo das Prinz-Luitpold-Haus (1846 m) steht.<br />

Gipfelroute: Rechts am See vorbei in das »Obere Tal« zwischen<br />

Wiedemer und Fuchskarspitze. Der gute Steig kreuzt<br />

zweimal den Bach und gabelt sich auf 2117 m. Rechts weiter<br />

auf einem Schuttsteig, der im Bogen bis zum Felsansatz<br />

der Kreuzspitze emporzieht. Straffe Drahtseile und Tritthilfen<br />

entschärfen nun den Durchstieg bis zu einer Scharte, die<br />

anschließende ostseitige Traverse (der eigentliche Gipfel der<br />

Kreuzspitze kann rasch mitgenommen werden) sowie den<br />

kurzen Zwischenabstieg in die Kaltwinkelscharte. Gestufte<br />

Felspassagen (kurze Stellen I) leiten zu einem Eck und damit<br />

auf die hinter einem Turmaufbau befi ndliche »Schnur«.<br />

Man traversiert das horizontale Band und nähert sich den<br />

Allgäuer Alpen Jubiläumsweg<br />

Route: Von der Willersalpe windet sich der anfangs oft<br />

etwas schmierige Steig südostwärts durch Wiesengelände<br />

aufwärts. Oberhalb eines Geländeabsatzes wird er besser,<br />

dafür jedoch steiler. Am Sattel der Vorderen Schafwanne<br />

(2088 m) angelangt, kann man einen Abstecher aufs Geißhorn<br />

(2249 m; 1 Std. hin und zurück) oder die teils ausgesetzte<br />

Überschreitung des Rauhhorns (2240 m) erwägen.<br />

Der Jubiläumsweg umgeht diesen markanten Felsgipfel<br />

indes mit deutlichem Höhenverlust auf der Ostseite und<br />

steigt dann wieder zur Hinteren Schafwanne (1965 m)<br />

an. Das Kugelhorn wird anschließend auf der Westseite<br />

gequert, meist in zuweilen feuchten Grashängen, teils auch<br />

felsdurchsetzt. Man blickt bald auf den Schrecksee und<br />

wandert auf gleicher Höhe verbleibend östlich daran vorbei.<br />

Nach einem kurzen Abwärtsstück wird im Gegenanstieg<br />

die Lahnerscharte angepeilt. Wer Gipfel sammelt, kann hier<br />

dem Kastenkopf auf unmarkierter, aber deutlicher Spur<br />

aufs Haupt steigen (½ Std. hin und zurück).<br />

Gleich jenseits der Lahnerscharte gesellt sich der Übergang<br />

von der Landsberger Hütte dazu. Auf bequemer horizontaler<br />

bzw. leicht fallender Trasse geht es nun an der Ostseite der<br />

Gipfelhängen. Dort im geschickten Hin und Her über Schutt<br />

und leichte Felsstufen (allenfalls I) weiter und zuletzt am Grat<br />

entlang zum Gipfel des Hochvogels (2592 m).<br />

Abstieg: Ab Kaltwinkelscharte steht eine Variante zur Verfügung.<br />

Man steigt über das nordostseitige Firnfeld mithilfe<br />

eines losen Seiles ab, dreht in den Schotterhalden des<br />

»Kalten Winkels« links ab und übersteigt anschließend eine<br />

Felsrippe (Sicherungen). Jenseits am Felssockel entlang<br />

Richtung Balkenscharte (2172 m), die den Rückweg ins<br />

Obere Tal vermittelt. Oben über Stufen abwärts auf die<br />

bekannte Route und auf dieser über das Prinz-Luitpold-Haus<br />

talwärts zum Giebelhaus.<br />

Mark Zahel<br />

Das Gipfelkreuz am Wiedemerkopf;<br />

im Hintergrund der Hochvogel<br />

Schänzlespitze entlang und anschließend in die latschenbewachsene<br />

Südfl anke des Schänzlekopfes eindrehend.<br />

Einige Schrofen sind abschüssig. Über die Gschnitzelböden<br />

setzt sich die Route fort, ehe ein weiterer Kessel im Bogen<br />

fast horizontal ausgegangen wird (eventuell kniffl ige Bachquerung).<br />

Dann stellt sich die Lerchwand entgegen. Mittels<br />

Drahtseilen überlistet man das überwucherte Hindernis,<br />

gelangt dahinter in einen gutmütigeren Hang hinein und<br />

schwenkt Richtung Bockkarscharte aufwärts. Am rechten<br />

Rand der aufsteilenden Hangmulde helfen Stufen mit<br />

Drahtseillauf. Von der Bockkarscharte (2162 m) lohnt sich<br />

ein Abstecher auf den Glasfelderkopf (2271 m, ½ Std.<br />

hin und zurück). Schließlich auf gut ausgebautem Steig<br />

an der Innenseite des vom Glasfelderkopf abstreichenden<br />

Rückens bzw. durch die begleitende Hangmulde abwärts<br />

zum Prinz-Luitpold-Haus.<br />

Mark Zahel<br />

Abstieg von der Bockkarscharte<br />

Foto: Mark Zahel Foto: Mark Zahel<br />

TIPP<br />

Ötztaler Alpen Breitlehnjöchl (Übergang 2637 m), von Längenfeld<br />

Aufstieg: Westwärts per Teerweg am Weiler Runhof<br />

vorbei über die Oetzer Ache und einen Nebenbach. Den Pfad<br />

Richtung Breitlehnalm gerade aufwärts in den Wald, links<br />

auf einen Karrenweg und von einer Verzweigung an einer<br />

Schneise steil hinauf serpentinieren. Nach einer Linksquerung<br />

entlang einem Rücken südwestwärts steil weiter<br />

hinauf, über ansteigende Querung in den Graben des<br />

Leckbachs und nach einer Schleife aus diesem heraus links<br />

zur Breitlehnalm queren (1874 m; hierher auch von Huben).<br />

Auf einem Rücken per Wiesenpfad über die Alm westwärts<br />

hinauf zu einer Verfl achung (links zur Polltalalm) und gerade<br />

weiter auf einem Steig an der Nordseite des Breitlehntals<br />

aufwärts queren in den Talboden. Durch diesen aufwärts und<br />

zunehmend geröllig über einen Rechtsschlenker und den<br />

mühsamen Abschlusshang zum recht fl achen Breitlehnjöchl<br />

(auch Breitlehner Joch).<br />

Abstieg: Jenseits durch eine Mulde abwärts zu einer Verzweigung<br />

(dies ist ein Abschnitt des Mainzer Höhenwegs),<br />

rechts auf einem Steig durch Geröll hinab Richtung Trenkwald<br />

und in einer Mulde über die Wiesen der Hundsbachalm abwärts.<br />

An der linken Seite eines Baches durch Gesträuch und<br />

über einen Waldrücken steil hinab. Schließlich abfallende<br />

Linksquerung zu einem Karrenweg, kurz Serpentinen hinab<br />

und links an den Wiesen des Talbodens des Pitztals nach<br />

Trenkwald (1501 m).<br />

Christian Schneeweiß<br />

Wanderer auf dem Weg zum Breitlehnjöchl<br />

Foto: Bernd Ritschel


TIPP<br />

Ötztaler Alpen Luibiskogel (3110 m) über Hauerseehütte<br />

7<br />

Einsamer Gletschergipfel mit spartanischer Hütte<br />

Auf langem Pfad zwischen Zirben und bunten Matten, flechtenüberzogenen Urgesteinsblöcken<br />

und steilen Felsabbrüchen erreicht man den Hauersee (2383 m). Daneben duckt sich die steinerne<br />

Hauerseehütte, für die man das Essen selbst hochschleppen muss.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 38<br />

1930 Hm | 11¾ Std.<br />

Alpinausrüstung (meist<br />

ohne Seil) plus komplette<br />

Verpflegung<br />

Talort: Längenfeld im Ötztal (1180 m)<br />

Ausgangspunkt: Dorfplatz von Unterlängenfeld (1177 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn durchs Inntal<br />

über Innsbruck Richtung Landeck bis Ötztal-Bahnhof.<br />

Mit dem Bus durchs Ötztal bis Längenfeld<br />

Gehzeiten: Zustieg Hütte 4 Std., Aufstieg Gipfel 2¾ Std.,<br />

Talabstieg 5 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karten: AV 1:25 000, Blatt 30/5 »Ötztaler Alpen-Geigen-<br />

kamm«; Kompass 1:50 000, Nr. 43 »Ötztaler Alpen«<br />

Führer: Walter Klier »Alpenvereinsführer Ötztaler Alpen«,<br />

Bergverlag Rother, Oberhaching<br />

Fremdenverkehrsamt: Ötztal Tourismus, Information<br />

Längenfeld, A-6444 Längenfeld, Tel. 00 43/5 72 00-3 00,<br />

laengenfeld@oetztal.com, www.laengenfeld.eu<br />

Hütte/Einkehr: Hauerseehütte (2383 m; für Selbstversorger),<br />

DAV, Ende Juni bis September bewartet (Gaskochstellen und<br />

Geschirr vorhanden), 15 Lager, Tel. 00 43/6 64/7 82 86 37<br />

(reservieren! Hüttenwart 00 49/71 44/2 99 41),<br />

weller.hauersee@gmx.de, www.alpenverein-ludwigsburg.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Nord- bis nordostseitig auf guten<br />

Wegen in ein weites Hochtal, das mit dem Hauerkar abschließt.<br />

Der kleine Hauerferner hat kaum Spalten (aber evtl. blank),<br />

der Abschlussaufstieg zum Luibiskogel ist steil und mühsam.<br />

Kondition für Zustieg, Trittsicherheit evtl. mit Steigeisen, Stellen I<br />

TIPP<br />

Dolomiten/Rosengarten Santnerpass-Klettersteig<br />

8<br />

Ein Klassiker in König Laurins Reich<br />

Der Bozner <strong>Bergsteiger</strong> Johann Santner hat den westseitigen Zustieg im 19. Jahrhundert entdeckt,<br />

ein paar Jahrzehnte später wurde er gesichert. Absolutes Highlight ist der Blick vom Gartl (dem<br />

Rosengarten aus der Sage König Laurins) auf die drei südlichen Vajolettürme.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 84<br />

1025 Hm | 6 Std.<br />

Klettersteigausrüstung,<br />

Helm (!)<br />

Talort: Pera di Fassa (1326 m)<br />

Ausgangspunkt: Gardecia (1950 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Anfang Juni bis Anfang<br />

Oktober Shuttlebus ab Pera di Fassa (Liftstation) bis<br />

Gardecia; Tel. 00 39/3 35/6 45 47 55<br />

Gehzeiten: Zustieg 2½ Std., Klettersteig 2 Std.,<br />

Abstieg 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schnee<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 06 »Val di<br />

Fassa«. Eugen E. Hüsler »Leichte Klettersteige Dolomiten«,<br />

Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: APT Val di Fassa, Piaz G. Marconi 5,<br />

I-38032 Canazei, Tel. 00 39/04 62/60 96 00, www.fassa.com<br />

Hütten: Santnerpasshütte, Ende Juni bis Ende September,<br />

Tel. 00 39/3 40/6 56 22 28, www.rifugiosantner.com. Gartlhütte/<br />

Rifugio Re Alberto, 20. Juni bis 20. September, Tel. 00 39/<br />

04 62/76 34 28, www.rifugiorealberto.com. Vajolethütte,<br />

Mitte Juni bis Ende September, Tel. 00 39/04 62/76 32 92,<br />

www.rifugiovaiolet.com. Preußhütte, Ende Juni bis Ende September,<br />

Tel. 00 39/04 62/76 48 47, www.rifugiopaulpreuss.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Recht alpiner Anstieg mit<br />

zahlreichen (ungesicherten) leichten Kletterstellen (max. I–II) in<br />

glatt polierten Felsen, sparsam gesichert (Drahtseile, eine Leiter).<br />

Helm wichtig, weil erhebliche Steinschlaggefahr, Klettersteigset<br />

für weniger Geübte. Ordentliche Kondition unerlässlich<br />

TIPP<br />

Dolomiten/Marmoladagruppe Alta via Bruno Federspiel<br />

9<br />

Auf den Spuren Alexander von Humboldts<br />

Die Monzoni sind dolomiten-unüblich aus dunklem Gestein vulkanischen Ursprungs und sehr mineralienreich.<br />

Deshalb ist der Gebirgsstock bei Geologen bekannter als in <strong>Bergsteiger</strong>kreisen. Bereits<br />

1822 fand in Predazzo ein Naturforschertreffen statt, an dem auch Alexaner von Humboldt teilnahm.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 84<br />

1200 Hm | 7¾ Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung;<br />

evtl. Klettersteigset<br />

Talort: Pozza di Fassa (1319 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Baita Monzoni<br />

(1792 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Ende Juni bis Anfang<br />

September Shuttlebus ab Pozza di Fassa zur Baita<br />

Monzoni, Tel. 00 39/3 35/6 45 47 55<br />

Gehzeiten: Baita Monzoni – Pas de le Sele 2¾ Std.,<br />

»Alta via Federspiel« 3¼ Std., Abstieg 1¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />

im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 06 »Val di Fassa«.<br />

Eugen E. Hüsler »Leichte Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann<br />

Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: APT Val di Fassa, Piaz G. Marconi 5,<br />

I-38032 Canazei, Tel. 00 39/04 62/60 96 00, www.fassa.com<br />

Hütten: Rifugio Passo le Selle, Anfang Juni bis Anfang Oktober,<br />

Tel. 00 39/3 47/4 03 93 31, www.rifugioselle.it. Rifugio Vallaccia,<br />

Mitte Juni bis Ende September, Tel. 00 39/04 62/76 49 22<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Aussichtsreiche Überschreitung<br />

des Monzoni-Kamms mit einigem Auf und Ab, wenig schwierig,<br />

bestens gesichert (Drahtseile, Holzbrücken und -stufen,<br />

ein paar Eisenstifte). Nur bei trockenem Wetter ratsam (steile<br />

Grashänge hinter dem Spiz del Malinvern). Beim »Sentiero Badia«<br />

handelt es sich um eine kleine, aber recht originelle Klettersteig-<br />

Zugabe am Aufstieg zum Pas de le Sele.


TIPP<br />

Ötztaler Alpen Luibiskogel (3110 m) über Hauerseehütte<br />

TIPP<br />

Aufstieg: An der Straße weiter bis zum Fischbach, vor der<br />

Brücke rechts (westwärts) und anfangs auf einem Sträßchen<br />

geradeaus am Campingplatz vorbei über die Ötzer Ache unter<br />

einen Hügel. Einige Meter rechts, dann auf bezeichneten<br />

Wegen westseitig aufwärts um die Pestkapelle Heilig-Geist<br />

herum und ein Stück südwestwärts hinauf. Rechts ab<br />

(geradeaus zum Hauerkogel) zur nächsten Fahrwegskehre<br />

(1300 m) und wieder rechts ab auf den Wanderweg Richtung<br />

Hauerseehütte, der nordwestwärts ins freie Hauertal<br />

führt. An dessen Nordwestseite über eine Steilstufe hinauf<br />

in ein Wiesenkar und weiter zur lawinenverträglich fl ach gebauten<br />

Hauerseehütte (2383 m, 1250 Hm) auf einer Wiese<br />

am Hauersee.<br />

Zum Ostufer des Sees, auf dem schöneren markierten Pfad<br />

südwärts durchs östliche Hauerkar hinauf und rechts auf<br />

einen Rücken. Auf dem Hauerferner (ab ca. 2720 m; evtl.<br />

Steigeisen) südwestwärts um den Südostgrat des Luibiskogels<br />

in ein Firnbecken vor der Luibisscharte (2914 m; Übergang<br />

ins Pitztal) und an den nördlichen Gletscherrand. Auf<br />

ca. 2850 m bei einem markanten Felsen zur Südostfl anke<br />

des Luibiskogels und in dieser steil und mühsam auf einem<br />

Dolomiten/Rosengarten Santnerpass-Klettersteig<br />

Zustieg: Die Tour beginnt in Gardecia (1950 m), führt ansteigend<br />

bald aus dem Wald heraus und über die Wiesen<br />

von Pera weiter bergan. Halbrechts ragt die senkrechte<br />

Ostwand der Rosengartenspitze in den Himmel; im Rückblick<br />

zeigen sich die bizarren Türme des Larséch. Am Felsfuß<br />

kreuzt man den Verbindungsweg zwischen Vajolet- und<br />

Rotwandhütte. Zunehmend mühsamer in dem Geröllkar<br />

unter dem Baumannpass bergan ins Tschagerjoch (2630<br />

m). Jenseits geht’s im Zickack durch eine Schuttrinne<br />

bergab, dann rechts zur Weggabelung oberhalb der Rosengartenhütte<br />

(ca. 2400 m).<br />

Santnerpass-Klettersteig: Eine deutliche Spur läuft<br />

erst einmal ohne nennenswerten Höhengewinn auf die<br />

Westabstürze der Rosengartenspitze zu. Die erweist sich<br />

als stark gegliedert, ist keineswegs so kompakt, wie ein<br />

Blick aus der Ferne vermuten lässt.Über gutmütige Felsen<br />

und Bänder geht’s bergan, dann beginnt das »Schartenkraxeln«.<br />

Die Auf- und (kurzen) Abstiege sind nur teilweise gesichert;<br />

über einen fast senkrechten Aufschwung hilft eine<br />

Eisenleiter. An Drahtseilen steigt man in das weitgehend<br />

ausgeaperte Eiscouloir ab, wo ein Drahtseil zwischen die<br />

markierten Steig über Geröll empor zur abschließenden<br />

Felsfl anke, kurz versichert durch diese und rechts über<br />

den Ostgrat zum Gipfel (730 Hm). Weiter Blick v. a. auf die<br />

Lechtaler Kalkalpen und das Verwall, den Kaunergrat und<br />

die westlichen Stubaier Alpen.<br />

Abstieg: wie Aufstieg.<br />

Christian Schneeweiß<br />

Der Weiler Längenfeld ist Ausgangspunkt für die<br />

Besteigung des Luibiskogels.<br />

Felsen gespannt ist. Gut gesichert schräg über ein Wandl<br />

aufwärts, dann links um ein felsiges Eck herum und durch<br />

einen steilen Riss zum Ausstieg am Santnerpass (2745 m).<br />

Abstieg: Von der abgefl achten Schulter unter der Rosengartenspitze<br />

steigt man auf markierter Geröllspur, vorbei<br />

an der Santnerpasshütte (2734 m), ab ins Gartl mit dem<br />

gleichnamigen Schutzhaus. Weiter über leichte Felsen und<br />

Schrofen (einige Drahtseile) hinunter zur Vajolethütte<br />

(2243 m) und auf der Schotterpiste zurück nach Gardecia.<br />

Eugen Hüsler<br />

Eine Eisenleiter hilft über einen<br />

senkrechten Aufschwung.<br />

Foto: Manfred Kostner Foto: Bernd Ritschel<br />

TIPP<br />

Dolomiten/Marmoladagruppe Alta via Bruno Federspiel<br />

Zustieg: Vom Parkplatz bei der Baita Monzoni (1792 m) zunächst<br />

ein kurzes Stück auf der Zufahrt zurück bis zum Pont<br />

de Ciamp (1737 m). Rechts über den Talbach, dann – teilweise<br />

im Wald – bergan zur Forcela dal Piéf (2186 m). Wenig<br />

weiter, bei den Hütten von I Piéf, verlässt man den zur Sella<br />

Palacia führenden Weg nach rechts (Schilder). Die markierte<br />

Spur leitet aufwärts zu einem Geländerücken und dann quer<br />

durch ein Kar, wo man mit etwas Glück ein paar Gämsen zu<br />

Gesicht bekommt. Zuletzt mühsam im lockeren Geröll zum<br />

Felsfuß. Drahtseile leiten durch Rinnen und über kleine Felsstufen<br />

in den unglaublich schmalen Einschnitt der Forcela<br />

del’Ort (2480 m; »Sentiero Badia«). Dahinter im Geröll kurz<br />

abwärts, dann hinüber zu dem Weg, der vom Rifugio Taramelli<br />

heraufkommt, und in den nahen Pas de le Sele (2528 m).<br />

Alta via Bruno Federspiel: Der Kammweg steigt zunächst<br />

an zur Punta de le Sele (2593 m) und führt dann mehr oder<br />

weniger am Grat (Stellungsreste) entlang ohne größere<br />

Höhen unterschiede zur Punta Alochet (2582 m). Dahinter<br />

leicht abwärts in die blockige Nordfl anke des Spiz dei Tariciogn<br />

(2647 m). Hinter dem Tariciogn kommt man zu einem<br />

hübschen Rast- und Aussichtsplatz. Gut einzusehen ist der<br />

Weiterweg bis zum Spiz del Malinvern (2630 m): zunächst<br />

am schrofi gen Grat abwärts in die Sforcela de Ricoleta<br />

(2431 m), anschließend auf dünner Spur im Gras hinauf zum<br />

Gipfel.<br />

Vom Malinvern leiten die Markierungen hinunter gegen den<br />

ersten Turm der Pale Rabbiose. Am Felsfuß links noch ein<br />

Stück weit abwärts in die Grasfl anke, unter dem Zacken hindurch<br />

und steil zurück zum Kamm. Über ein paar Mugel<br />

in leichtem Auf und Ab zur Gratsenke der Costela (2491 m),<br />

wo der Höhenweg ausläuft (Wegspinne).<br />

Abstieg: Rechts steil hinab zum Fuß der Valacia-Ostwand.<br />

Weiter auf ordentlichem Weg durch das Gardecia-Kar zum<br />

Rifugio Vallaccia (2275 m) und auf einer rauen Fahrspur hinunter<br />

ins Valle dei Monzoni.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Beim Abstieg bietet sich das<br />

Rifugio Vallaccia zur Einkehr an.<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


TIPP<br />

Seealpen Cima di Fremamorta (2731 m)<br />

10<br />

Grenzgipfel mit umfassender Rundsicht<br />

Die schroff wirkende Cima di Fremamorta im Grenzkamm zur französischen Haute Tinée lässt sich<br />

durch die gut angelegten alten Militärwege verhältnismäßig leicht besteigen. Die Gegend ist reich an<br />

Gämsen, Steinböcken und Hermelinen.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 32<br />

1211 Hm | 7 Std.<br />

normale Wanderausrüstung,<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talort: Valdieri (774 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Gias delle Mosche (1591 m),<br />

ca. 7 km südlich von Terme di Valdieri<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung (Servizio<br />

Navette) nur bis Terme di Valdieri<br />

Gehzeiten: Aufstieg 4¼ Std., Abstieg 2¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte/Führer: Blu Edizioni, Cartoguida 1:25 000,<br />

Blatt 1 »Parco Naturale delle Alpi Marittime«. Kürschner »Wanderführer<br />

Piemont Süd«, Bergverlag Rother<br />

Information: Azienda Turistica Locale del Cuneese (ATL), Tel. 00<br />

39/01 71 69 02 17, www.cuneoholiday.com. Parco Naturale delle<br />

Alpi Marittime, Tel. 00 39/01 71/9 73 97, www.parcoalpimarittime.it<br />

oder it.marittimemercantour.eu<br />

Hütte/Einkehr: Bivacco Guiglia (2421 m),9 Lager. Rifugio Regina<br />

Ellena (1834 m), Selbstversorgerhütte, geöffnet Mitte Juni bis<br />

Anfang Sept., Tel. 00 39/01 71/9 75 59. Hotel Royal Terme Reali di<br />

Valdieri (1368 m), Tel. 00 39/01 71/71 06, www.termedivaldieri.it.<br />

Albergo Turismo, geöffnet Mitte April bis Mitte Okt.,<br />

Tel. 00 39/01 71/73 34 oder 9 71 79<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Steile Bergpfade, die Trittsicherheit<br />

verlangen. Etwas ausgesetzt ist nur das kurze Stück zum Gipfel.<br />

TIPP<br />

Seealpen Cima Argentera Sud (3297 m)<br />

11<br />

Die Königin der Seealpen<br />

Imposant überragt die Argentera die Gesso-Täler. Ihr von Nord nach Süd ziehender Kamm besteht aus<br />

vier Hauptgipfeln, von denen der südlichste auch der höchste Spitz der gesamten Seealpen ist. Anstatt<br />

vom Rifugio Remondino die Normalroute hinauf zu eilen, empfiehlt sich eine beschauliche Dreitagetour.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 32<br />

1970 Hm | 3 –4 Tage<br />

Wanderausrüstung, evtl.<br />

Helm, Klettergurt, Seil<br />

Talort: Valdieri (774 m)<br />

Ausgangspunkt: Terme di Valdieri (1368 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug nach Cuneo, dann<br />

per Bus bis Terme di Valdieri. Busfahrplan: www.benese.it<br />

Gehzeiten: 1. Tag: Terme di Valdieri – Rif. Morelli-Buzzi<br />

– Colle del Chiapous – Passaggio del Porco – Bivacco del<br />

Baus 5¼ Std. 2. Tag: Bivacco del Baus – Passo dei Detriti –<br />

Argentera Sud – Passo dei Detriti – Rif. Remondino 4½ Std.<br />

3. Tag: Rif. Remondino – Terme di Valdieri 4 Std.<br />

Karten/Führer: Blu Edizioni, Cartoguida 1:25 000, Blatt 1<br />

»Parco Naturale delle Alpi Marittime«; IGN Alpes sans Frontières,<br />

Blatt 5 »Argentera Mercantour« (wenn noch erhältlich).<br />

Kürschner »Wanderführer Piemont Süd«, Bergverlag Rother<br />

Information: Azienda Turistica Locale del Cuneese (ATL), Tel. 00<br />

39/01 71/69 02 17, www.cuneoholiday.com. Parco Naturale delle<br />

Alpi Marittime, Tel. 00 39/01 71/9 73 97, www.parcoalpimarittime.it<br />

oder it.marittimemercantour.eu<br />

Hütte/Einkehr: Rif. Morelli-Buzzi (2351 m), Tel. 00 39/01 71/<br />

9 73 94 oder 3 47/0 53 14 56, www.rifugiomorellibuzzi.it. Bivacco<br />

del Baus (2630 m), stets geöffnet. Rif. Remondino (2430 m), Tel. 00<br />

39/01 71/9 73 27 oder 3 28/5 44 04 95, www.rifugioremondino.it<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Ab dem Colle del Chiapous alpine<br />

Route nur für routinierte <strong>Bergsteiger</strong>. Exponierte Passagen, teils<br />

weglos, aber gut markiert. Bei Nebel Orientierungsschwierigkeiten.<br />

Leichte Kletterroute PD-, Schlüsselstellen mit Fixseilen gesichert.<br />

TIPP<br />

w<br />

Seealpen Rifugio E. Questa (2388 m)<br />

12<br />

Seenrunde durchs königliche Jagdrevier<br />

Die Route durch das traumhafte Hochtal von Valasco mit restauriertem<br />

königlichem Jagdhaus, hinauf zu mehreren Bergseen, die sich<br />

in farbig leuchtende Gebirgskessel betten, ist besonders schön zur<br />

Frühlingsblüte und während der Herbstverfärbung des Laubes.<br />

1050 Hm | 8¾ Std.<br />

normale Wanderausrüstung,<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 9/2013 – Seite 32<br />

Talort: Valdieri (774 m)<br />

Ausgangspunkt: Terme di Valdieri (1368 m),<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug nach Cuneo,<br />

dann per Bus bis Terme di Valdieri. Busfahrplan: www.benese.it<br />

Gehzeiten: Terme di Valdieri – Rif. Valasco 1¾ Std. – Rif. E.<br />

Questa 3¾ Std. – Val Morta ¾ Std. – Rif. Valasco 1 Std. – Terme<br />

di Valdieri 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte/Führer: Blu Edizioni, Cartoguida 1:25 000, Blatt 1<br />

»Parco Naturale delle Alpi Marittime«. Kürschner »Wanderführer<br />

Piemont Süd«, Bergverlag Rother<br />

Information: Azienda Turistica Locale del Cuneese (ATL),<br />

Tel. 00 39/01 71/69 02 17, www.cuneoholiday.com.<br />

Parco Naturale delle Alpi Marittime, Tel. 00 39/01 71/9 73 97,<br />

www.parcoalpimarittime.it oder it.marittimemercantour.eu<br />

Hütte/Einkehr: Rifugio Valasco (1763 m),Tel. 00 39/<br />

3 48/3 23 02 66, www.rifugiovalasco.it. Rifugio Emilio Questa<br />

(2388 m), Tel. 00 39/01 71/9 73 38, www.rifugioquesta.it<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Bequeme Militärwege und<br />

Bergpfade, die etwas Trittsicherheit voraussetzen. Aufgrund der<br />

Länge empfi ehlt sich eine Hütten-Übernachtung.


TIPP<br />

Seealpen Cima di Fremamorta (2731 m)<br />

Aufstieg: Von der Straße bei der Gias delle Mosche zieht<br />

rechts der Wanderweg zum Fluss hinunter. Wir überqueren<br />

ihn, folgen noch kurz seinem Lauf und steigen dann steil zum<br />

Lago inferiore di Fremamorta (2359 m) auf. Ganz bequem<br />

lässt es sich jetzt eine Höhenterrasse entlang zum mittleren<br />

Fremamortasee (2380 m) wandern und weiter zum dritten<br />

See. Etwas oberhalb des Weges liegt links die rote Biwakschachtel<br />

des Bivacco Guiglia (2421 m) und bietet einen<br />

aussichtsreichen Rastplatz. Wir passieren den Lago superiore<br />

diFremamorta (2371 m) und halten uns an einer Kasernenruine<br />

rechts vorbei zwischen zwei Seen hindurch. Den Abzweig<br />

Colletto di Bresses lassen wir rechts liegen und steigen<br />

einen alten Militärweg auf, östlich vorbei an einem weiteren<br />

See, in den Colle di Fremamorta (2615 m). Rechts ist eine<br />

Festung in den Berg gebaut und davor zieht ein deutlich<br />

sichtbarer Pfad etwas unterhalb des Kammverlaufs durch<br />

die steinige Ostseite auf den Gipfel der Cima di Fremamorta<br />

(2731 m). Der Blick kann hier weit über die französischen<br />

und italienischen Seealpen schweifen. Zu Füssen glitzern<br />

die Seen herauf. Mit hoher Wahrscheinlichkeit trifft man im<br />

Passbereich auch auf Steinböcke.<br />

Abstieg: Auf gleichem Rückweg bis zum obersten See, wo<br />

wir an einem kurzen ebenen Stück rechts mit Steinmännchen<br />

markiert eine Wegspur einschlagen, die östlich steil abwärts<br />

führt. Wir erreichen ein Wegkreuz (2120 m) auf einem<br />

lärchenbewachsenen Vorsprung. Links mündet der direkte<br />

Abstieg vom Bivacco Guiglia ein. Wir halten uns rechts, steigen<br />

südöstlich weiter ab zur nächsten Weggabelung, lassen<br />

den Abzweig zum Colle di Ciriegia rechts liegen und gelangen<br />

Richtung Norden in den idyllischen Talboden Pian della Casa.<br />

Nach Überquerung des Gesso della Valletta leitet uns ein<br />

Fahrweg talauswärts zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Iris Kürschner<br />

Im Vallone del Gesso della Valletta<br />

Foto: Iris Kürschner<br />

TIPP<br />

Seealpen Cima Argentera Sud (3297 m)<br />

Aufstieg: Am Hotel Royal vorbei zum Eingangstor. Dort<br />

zum Parkplatz runter und davor rechts in den Saumweg. In<br />

Kehren durch Wald empor ins Vallone di Lourousa. Kurz nach<br />

der Gias Lagarot fl ach an einem idyllischen Seelein vorbei<br />

und talaufwärts zum Rifugio Morelli-Buzzi. Weiter durch<br />

Blockwerk in den Colle del Chiapous (2526 m). Jenseits ca.<br />

10 Min. dem Hauptweg entlang bis zu einer Holzstange, die<br />

den Abzweig zum Bivacco del Baus markiert. Rote Punkte<br />

leiten steil zum Passagio del Porco. Dann schlängelt sich die<br />

Route entlang einer Höhenterrasse zur roten Biwakschachtel<br />

(5¼ Std.).<br />

Vom Bivacco del Baus nordwestlich über Schutt und Blockwerk,<br />

schließlich auf den Kamm einer Krete. Dann links über<br />

einen Bach und einen glatten Felsaufschwung (mit Fixseilen<br />

gesichert). Weiter über Blockwerk in den Passo dei Detriti<br />

(1½ Std.). Von dort lässt sich der Normalweg durch die Ostseite<br />

des Hauptkammes gut überblicken.<br />

Das exponierte, teils gesicherte Felsband leitet zum Couloir,<br />

durch das sich mittels der Fixseile die Cima Argentera Sud<br />

relativ leicht besteigen lässt (1 Std.).<br />

Abstieg: Zurück am Passo dei Detriti folgt ein extrem steiler<br />

und schuttiger Abstieg zum Rifugio Remondino. Der Hüttenweg<br />

führt in 1½ Std. in den idyllischen Talschluss des Gesso<br />

della Valletta. Weiter fl ach einem Fahrweg entlang. Die letzten<br />

Kilometer der Straße entlang sind zäh, mitunter lässt sich<br />

trampen.<br />

Iris Kürschner<br />

Kleiner See im Vallone di Lourousa<br />

Foto: Iris Kürschner<br />

TIPP<br />

Seealpen Rifugio E. Questa (2388 m)<br />

Aufstieg: An der Park-Infostelle vorbei auf einer Schotterpiste<br />

westwärts hinauf ins Hochtal von Valasco. Vorbei am<br />

Jagdhaus Reale Casa di Caccia (Rifugio Valasco) zur Brücke<br />

am Wegkreuz Piano sup. del Valasco (1814 m). Rechts<br />

auf Militärweg den Osthang des oberen Talkessels aufwärts.<br />

Unterwegs den Direktzustieg zum Rifugo E.Questa links liegen<br />

lassen. Durch das Valscura-Tälchen in den Gebirgskessel mit<br />

dem Lago inf. di Valscura (2274 m). An seinem Ostufer links<br />

einen Hang hinauf. Am Lago del Claus (2344 m) vorbei zu<br />

einer Weggabelung. Rechts führt ein kurzer Aufstieg zum Rifugio<br />

E. Questa (2388 m), das überm Lago delle Portette thront.<br />

Abstieg: Von der Hütte wieder zurück zur Weggabelung. Dort<br />

rechts in einer aussichtsreichen Querung durch den Nordhang<br />

des Valasco-Kessels bis zum Taleinschnitt des Val Morta.<br />

Hier könnte man nach rechts die Fremamorta-Seen dranhängen.<br />

Nach linksSteilabstieg ins Valasco-Hochtal. An der<br />

Weggabelung Piano sup. del Valasco schließt sich der Kreis.<br />

Auf nun bekanntem Wege vorbei am Rifugio Valasco zurück<br />

zum Ausgangspunkt.<br />

Iris Kürschner<br />

Das Rifugio E. Questa mit dem Lago delle Portette im Hochtal von Valasco<br />

Foto: Iris Kürschner


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AUF TOUR<br />

Wasser, so weit das Auge<br />

reicht: an der Goldlochquelle<br />

im Nationalpark Kalkalpen<br />

Rund um die Nationalparks Gesäuse und Kalkalpen<br />

Zwei an einem Tag<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


So nah kommen sich sonst keine: Nur acht Kilometer<br />

liegen zwischen dem Nationalpark Gesäuse und<br />

dem Nationalpark Kalkalpen. Das ist in Österreich<br />

einmalig. Dennoch unterscheiden sich die beiden<br />

Parks deutlich. Von Dagmar Steigenberger<br />

▶TEIL 1: Die Wildnis der Kalkalpen<br />

Der erste Schnee überzuckert<br />

Kalbling, Sparafeld<br />

und Admonter Reichenstein.<br />

Fotos: Nationalpark Kalkalpen/Franz Sieghartsleitner (2), Nationalpark Gesäuse/Kren, Dagmar Steigenberger (2)<br />

Mischwälder, so weit das Auge reicht. Hie<br />

und da lugen hellgraue Felsen aus dem grünen<br />

Meer heraus, etwa der Hohe Nock, der<br />

Höchste im Nationalpark Kalkalpen. Auf<br />

den Wiesen rund um die Almen und in den<br />

Tälern blühen seltene Orchideen zwischen<br />

Margeriten und Schlüsselblumen. Inmitten<br />

einer jener Wiesen nimmt Walter Stecher<br />

eine winzige purpurne Blüte unter die Lupe:<br />

»Das Kleine Knabenkraut«, sagt er. »Vom<br />

Samen bis zur gewachsenen Pflanze braucht<br />

diese Orchidee bis zu acht Jahre. Fällt ihr<br />

Samen nicht in die direkte Nähe eines bestimmten<br />

Pilzes, kann der Samen nicht<br />

keimen.« Beinahe zu jeder Pflanze weiß der<br />

Nationalpark-Ranger mit dem buschigen<br />

Gamsbart am Hut und dem knorrigen Wanderstock<br />

in der Hand eine Geschichte.<br />

Früher schlug Walter Stecher gewaltige<br />

Massen von Fichtenholz aus den Wäldern<br />

ringsum. Jahrzehnte lang war er Revierförster,<br />

»von ganzem Herzen«, wie er sagt.<br />

Doch dann kam der 1. Januar 1998, und<br />

alles änderte sich schlagartig. »Als die Nationalpark-Regelung<br />

in Kraft getreten ist,<br />

haben wir von heute auf morgen kein Holz<br />

Nationalpark-Ranger Walter Stecher weiß<br />

zu fast jeder Pflanze eine Geschichte.<br />

Schwarzstörche (im Bild Jungtiere) lieben<br />

alte, nicht zu dichte Wälder.<br />

mehr geschlagen. Dafür sollten wir Menschen<br />

durch die Wälder führen und ihnen<br />

die Natur erklären.«<br />

Auf Zerstörung folgt Artenvielfalt<br />

Die Umstellung war für ihn alles andere als<br />

leicht. Als die Borkenkäfer massenweise<br />

über die Wälder herfielen, ließ man sie im<br />

Nationalpark gewähren. »Kahle Flächen,<br />

massenweise vom Käfer zerfressenes Holz!«<br />

Stecher blutet das Herz, wenn er davon<br />

erzählt. Doch die Geschichte ging gut aus,<br />

auch ohne Zutun der Förster: »Mittlerweile<br />

wächst dort ein junger Mischwald nach.«<br />

Auch Franz Sieghartsleitner, beim Nationalpark<br />

zuständig für Kommunikation,<br />

erinnert sich an den verheerenden Borkenkäferbefall<br />

vor einigen Jahren. »Es gibt nur<br />

zwei Gebiete in Österreich, die in einer solchen<br />

Situation nicht ans Forstgesetz gebunden<br />

sind und das befallene Holz im Wald<br />

liegen lassen dürfen: das Wildnisgebiet<br />

Dürrenstein in Niederösterreich und der<br />

Nationalpark Kalkalpen.«<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69


Ein Riff, umgeben von Wolken: der östliche Sengsengebirgsgrat<br />

Einer der Höhepunkte des Kalkalpenweges:<br />

die Dr.-Vogelgesang-Klamm<br />

Fühlt sich dank Totholz wohl im Nationalpark<br />

Kalkalpen: der Weißrückenspecht<br />

KOMPAKT<br />

Die Wildnis der<br />

Kalkalpen<br />

Anreise: Mit dem Auto über die A9<br />

Pyhrnautobahn, Ausfahrt Klaus und weiter<br />

auf B138 und L552 bis Hinterstoder oder<br />

auf A9 bis Ausfahrt Roßleithen und nach<br />

Windischgarsten oder Ausfahrt Spital am<br />

Pyhrn. Von Westen über die Tauernautobahn<br />

A10, Ausfahrt Ennstal Richtung Altenmarkt/<br />

Radstadt, weiter auf der Ennstal-Bundesstraße<br />

B320 bis Liezen, dann auf die B138<br />

bis Spital am Pyhrn<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober<br />

Informationen: Tourismusverband<br />

Pyhrn-Priel, Hauptstr. 28, A-4580 Windischgarsten,<br />

Tel. 00 43/75 62/52 66 99,<br />

www.pyhrn-priel.net;<br />

Nationalparkverwaltung: Nationalpark Kalkalpen,<br />

Nationalpark Allee 1, A-4591 Molln,<br />

Tel. 00 43/75 84/36 51, www.kalkalpen.at;<br />

Informationen zum Kalkalpenweg gibt es<br />

unter www.kalkalpenweg.at<br />

Karten: Kompass 1:50 000, Blatt 70<br />

»Nationalpark Kalkalpen. Ennstal, Steyrtal,<br />

Pyhrn-Priel-Region«<br />

Literatur: Franz Sieghartsleitner<br />

»Der Nationalpark Kalkalpen Weitwanderweg«,<br />

Ennsthaler Verlag, Steyr 2009<br />

Fotos: Nationalpark Kalkalpen/Franz Sieghartsleitner (2), Nationalpark Gesäuse/Kren, Wolf, Dagmar Steigenberger<br />

Nicht nur die Menschheit, auch die Natur<br />

hat Spezialisten, um sich von einem derartigen<br />

Kahlfraß zu regenerieren. »Gerade in<br />

solchen augenscheinlich zerstörten Wäldern<br />

und Gebieten steigt die Artenvielfalt<br />

extrem an«, weiß Sieghartsleitner. Insekten<br />

wie der Ameisenbuntkäfer kommen zum<br />

Aufräumen. Dreizehen- und Weißrückenspechte<br />

nutzen das Totholz, um Nahrung<br />

zu finden und ihre Bruthöhlen darin zu<br />

bauen. Und schließlich fühlen sich sogar<br />

Beutegreifer wie Luchs und Adler wohl in<br />

dem ruhigen Gebiet, das nach und nach zu<br />

einem Urwald wird.<br />

In einem Gebiet, das<br />

nach und nach zu Urwald<br />

wird, fühlen sich sogar<br />

Luchs und Adler wohl.<br />

lang über den Trifftsteig zur Großen Klause.<br />

»Das gibt mir viel, die Menschen wieder<br />

hinzuführen zur Natur«, sagt er.<br />

Fast all jene Plätze liegen am Kalkalpenweg.<br />

Der 150 Kilometer lange Weitwanderweg<br />

verbindet Reichraming im Nordosten des<br />

Nationalparks mit Windischgarsten, Spital<br />

am Pyhrn und dem Stodertal im Süden und<br />

Westen des 21 000 Hektar großen Schutzgebietes.<br />

Auch wenn sich längst nicht alle<br />

elf Etappen innerhalb des Nationalparks<br />

befinden: Mit Außergewöhnlichem kann<br />

beinahe jede Teilstrecke aufwarten. Für<br />

Franz Sieghartsleitner macht gerade das die<br />

Spannung aus: »Das ist das Interessante an<br />

diesem Weg, dass er so viele unterschied-<br />

Wandern in die Vergangenheit<br />

Walter Stecher ist mittlerweile in Pension.<br />

In seiner Stimme schwingt jedoch noch<br />

immer die Würde und Autorität des Revierförsters.<br />

Und noch immer ist er in seinem<br />

ehemaligen Revier unterwegs: Als Nationalpark-Ranger<br />

führt er Einheimische und<br />

Touristen auf den Wanderwegen zu besonderen<br />

Plätzen wie in den Bodinggraben, zur<br />

Feichtau-Alm, den in den urwaldartigen<br />

Kollersgraben oder am Großen Bach entliche<br />

Landschaften durchquert.« Südlich<br />

von Windischgarsten windet sich der Weg<br />

beispielsweise auf Holzstegen durch die<br />

enge Schlucht der Dr.-Vogelgesang-Klamm.<br />

Auf der anderen Seite hoch über Spital am<br />

Pyhrn liegt das größte Hochmoor in den<br />

nördlichen Kalkalpen: der Teichlboden. Ein<br />

Themenweg zur Erdgeschichte führt rund<br />

um den Kessel, durch den die Teichl in engen<br />

Schleifen mäandert und über dem das<br />

Warscheneck mit seinen markanten Felsbändern<br />

thront. Dieser Gipfel gehört bereits<br />

zum alpinen Panorama des Stodertals, das<br />

als Ausgangsort für zahlreiche Wanderungen<br />

wie beispielsweise auf den Großen Priel<br />

und auf die Spitzmauer – das als »Matterhorn<br />

Österreichs« bekannt ist.<br />

Die Normalroute des Kalkalpenwegs ist<br />

nur mäßig schwierig und eignet sich daher<br />

auch für Familien mit Kindern. Wer es<br />

anspruchsvoller mag, kann den Weg ausbauen,<br />

indem man den einen oder anderen<br />

Gipfel mitnimmt. Von dort oben sieht man<br />

bereits zum nächsten Nationalpark: Nur<br />

acht Kilometer Luftlinie trennen die Kalkalpen<br />

vom Gesäuse.<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


▶TEIL 2: Wildes Klassenzimmer im Gesäuse<br />

Durch das Klassenzimmer von Christina und<br />

Stephan gurgelt an diesem Tag ein Bach.<br />

Ringsum ragen bizarre Felsnadeln, scharfe<br />

Grate und steile Wände in den blauen Himmel.<br />

Die fünfte Klasse nimmt den Nationalpark<br />

Gesäuse durch – und zwar mitten im<br />

Gelände. Natürlich nicht oben in den Felsen,<br />

wo Kletterer ab den 1920er-Jahren die »Universität<br />

des Bergsteigens« durchliefen. Nicht<br />

wenige ließen dort ihr Leben, wie man an<br />

den Grabinschriften auf dem Johnsbacher<br />

<strong>Bergsteiger</strong>friedhof ablesen kann.<br />

Heutzutage ist Lernen im Gesäuse ungefährlicher.<br />

Und es findet meist unten im<br />

Tal statt. Im Nationalpark-Pavillon Gstatterboden<br />

etwa, wo eine Geologie-Ausstellung<br />

mit interaktiven Stationen die Entstehung<br />

des Gesäuses erklärt. Oder am Weidendom,<br />

wo ein begehbares Hainbuchen-Labyrinth<br />

die Besucher aus den Sackgassen des Konsumdenkens<br />

und hin zu einem bewussten<br />

Umgang mit den Ressourcen der Natur<br />

führt. Dort starten auch die Themenwege<br />

ins Johnsbachtal, in die Lettmair Au und zur<br />

»Leier«, dem Wasserstrudel in der Enns –<br />

jener Weg ist sogar barrierefrei und mittels<br />

elektro-betriebenem Zuggerät zu erreichen.<br />

Vielfalt auf engstem Raum<br />

Christina und Stephan befinden sich an<br />

diesem Tag im oberen Johnsbachtal, wo sie<br />

gemeinsam mit Rangerin Marianne winzige<br />

Lebewesen aus dem Bach fischen und unter<br />

dem Mikroskop beobachten. Eine Köcherlarvenfliege<br />

bewegt schwerfällig ihren sperrigen<br />

Schutzpanzer aus kleinen Hölzchen<br />

durch den Sand. Eleganter sieht da schon<br />

der Strudelwurm aus, der mal dick und<br />

kurz, dann wieder dünn und lang ähnlich<br />

einer Raupe vorwärts kriecht. »Das ist voll<br />

interessant: Wenn man den Wurm durch<br />

ein Sieb drückt, dann wird er zu ganz vielen<br />

Strudelwürmern«, erzählt Christina ihren<br />

Paradies für Kletterer: An der Dachl-Südwand<br />

findet man leichte Genussklettereien.<br />

Idyllisch liegt das Bergsteiderdorf Johnsbach eingebettet zwischen Wiesen, Almen und Fels.<br />

Freundinnen weiter, was ihr die Rangerin<br />

gerade eben verraten hat.<br />

Neben den Winzlingen aus dem Bach leben<br />

noch unzählige größere Tiere im Nationalpark:<br />

Birkenmaus, Auer- und Birkhuhn bis<br />

hin zu Rothirschen und Gämsen. In den<br />

rauen Felsen der Hochtorgruppe und rund<br />

um den Admonter Reichenstein haben sich<br />

Felsbrüter wie Steinadler, Wanderfalke,<br />

Uhu und Mauerläufer eingerichtet. Gämsen<br />

steigen auf waghalsigen Pfaden durchs Gestein.<br />

Andreas Hollinger vom Nationalpark<br />

hat eine Erklärung für diese Vielfalt: »Wir<br />

haben zwischen dem Taleinschnitt mit der<br />

Enns und den höchsten Gipfeln um die 1800<br />

Höhenmeter Unterschied und dadurch sehr<br />

vielfältige Lebensräume auf verhältnismäßig<br />

kleinem Raum.« Das Gesäuse als jüngster<br />

österreichischer Nationalpark ist gerade mal<br />

11 054 Hektar groß.<br />

Die Steilheit des Geländes ist noch für eine<br />

weitere Besonderheit verantwortlich: So extrem<br />

wie kaum eine andere Gebirgsgruppe<br />

in den Alpen ist das Gesäuse der Erosion<br />

ausgesetzt. Würde man hier den Wald völlig<br />

sich selbst überlassen, wie es in den be-<br />

KOMPAKT<br />

Natur erleben<br />

im Gesäuse<br />

Anreise: Mit dem Auto von Norden<br />

kommend über die A9 Pyhrnautobahn –<br />

Aus fahrt Ardning/Admont, weiter auf<br />

der B146 Richtung Admont. Aus Westen über<br />

die Tauernautobahn A10, Ausfahrt Ennstal<br />

Richtung Altenmarkt/Radstadt, weiter<br />

auf der B320 bis Liezen, dann auf die B146<br />

bis Admont. Mit der Bahn von Selzthal,<br />

Liezen, Ardning oder Weißenbach/St. Gallen<br />

weiter mit Bus 910 und 912.<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober<br />

Informationen: Alpenregion Nationalpark<br />

Gesäuse, Hauptstr. 35, Admont, Tel. 00 43/<br />

36 13/2 11 60 10, www.gesaeuse.at;<br />

Verwaltung: Tel. 00 43/36 13/2 11 60 20,<br />

www.nationalpark.co.at<br />

Karten: Kompass 1:25 000, Blatt 206<br />

»Nationalpark Gesäuse«; Kompass 1:50 000,<br />

Blatt 69 »Gesäuse – Pyhrn – Eisenerz«<br />

Literatur: Ernst Kren »Tourenbuch<br />

Gesäuse«, Schall Verlag 2011;<br />

Xeis-Auslese, Auswahlkletterführer Gesäuse,<br />

www.xeis-auslese.at<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 71


TOUREN<br />

Die schönsten Wanderungen in Gesäuse und Kalkalpen<br />

Ob durch wasserreiche Schluchten oder auf felsige Gipfel, ob durch Urwald oder auf den Spuren von<br />

Wildtieren – Gesäuse und Kalkalpen haben eine vielfältige Natur zu bieten. Eine besondere Attraktion<br />

ist der Kalkalpenweg, von dem wir Ihnen die schönsten Etappen vorstellen.<br />

Die schönsten Etappen des<br />

Kalkalpenwegs<br />

1 Trifftsteig<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

640 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Der ehemalige Steig der<br />

Holzknechte ist – obwohl im Tal<br />

gelegen – der Höhepunkt der dritten<br />

Etappe des Kalkalpenweges. Mit<br />

Stahlseilen gesichert führt er vom<br />

Schleierwasserfall bis zum Annerlsteg,<br />

von wo aus es weitergeht zur<br />

Großen Klause und zur Ebenforstalm.<br />

Ausgangpunkt: Anlaufalm (982 m)<br />

Hütten: Anlaufalm; Große Klaushütte<br />

(488 m); Ebenforstalm (1105 m)<br />

Route: Anlaufalm – Klausriegel –<br />

Schleierfall – Trifftsteig – Annerlsteg –<br />

Große Klaushütte – Große Klause –<br />

Ebenforstalm<br />

Variante als Tagestour: Entweder<br />

vom Wanderparkplatz Schafgraben<br />

hinter Brunnbach über den Sonnwendkogel<br />

zur Großen Klaushütte<br />

und zum Trifftsteig, über Anlauf -<br />

alm und Eibeckgraben zurück<br />

(820 Hm, 6½ Std.) oder per Rad auf<br />

bequemer Forststraße von Reichraming<br />

bis zum Trifftsteig und zurück<br />

(160 Hm, 3 Std.)<br />

2 Hoher Nock (1963 m)<br />

▶ mittel 9 Std.<br />

1330 Hm 1360 Hm<br />

Charakter: Eine anspruchsvolle<br />

Variante der vierten Kalkalpenweg-<br />

Etappe führt auf den höchsten Berg<br />

im Nationalpark Kalkalpen, ist aber<br />

nur bei gutem Wetter zu empfehlen.<br />

Ausgangspunkt: Ebenforstalm<br />

(1105 m)<br />

Hütten: Jagahäusl Bodinggraben<br />

(641 m; nur Einkehr); Feichtauhütte<br />

(1360 m, Selbstversorger); Polzhütte<br />

(1370 m); Nationalpark Lodge Villa<br />

Sonnwend in Mayrwinkl (700 m)<br />

Route: Ebenforstalm – Jagahäusl<br />

– Lettneralm – Blumaueralm –<br />

Polzhütte – Nockkar – Hoher Nock<br />

– Merkensteinbründl – Budergrabensteig<br />

– Rettenbach – Mayrwinkl<br />

– Windischgarsten (602 m)<br />

Variante als Tagestour: Vom<br />

Parkplatz beim Jagahäusl Bodinggraben<br />

zum Hohen Nock und zurück<br />

(Nordost-Anstieg, 1330 Hm, 9 Std.)<br />

oder vom Parkplatz Rettenbach<br />

zum Hohen Nock und<br />

zurück (Süd-Anstieg,<br />

1360 Hm, 6 Std.)<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

3 Dr.-Vogelgesang-Klamm<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

460 Hm 1100 Hm<br />

Charakter: Auf der sechsten Etappe<br />

passiert der Kalkalpenweg die wildromantische<br />

Dr.-Vogelgesang-Klamm,<br />

die längste Klamm Oberösterreichs<br />

mit gut 1500 Metern sowie 500<br />

Holz- und Steinstufen. Geöffnet<br />

Anfang Mai bis Ende Oktober<br />

Ausgangpunkt: Gowilalm (1375 m);<br />

alternativ als Tageswanderung vom<br />

Parkplatz (723 m) beim Klammeingang<br />

im Ortsteil Grünau in Spital<br />

am Pyhrn<br />

Hütte: Gowilalm; Bosruckhütte<br />

(1043 m); Hofalmhütte (1305 m)<br />

Route: Gowilalm – Holzeralm – Hofalmhütte<br />

– Hiaslalm – Bosruckhütte –<br />

Dr.-Vogelgesang-Klamm – Spital am<br />

Pyhrn (640 m)<br />

Variante als Tagestour: Von Spital<br />

am Pyhrn (Parkplatz Dr.-Vogelgesang-Klamm)<br />

durch die Klamm bis<br />

zur Bosruckhütte, über die Hiasl -<br />

alm weiter zur Hofalmhütte und von<br />

dort Abstieg zurück zum Parkplatz<br />

vor dem Klamm-Eingang (5 Std.,<br />

700 Hm)<br />

4 Warscheneck (2388 m)<br />

▶ schwierig 8½ Std.<br />

1750 Hm 830 Hm<br />

Charakter: Während der Normalweg<br />

das Warscheneck östlich umrundet,<br />

kürzt eine sehr anspruchsvolle<br />

Variante über den Südostgrat zum<br />

Warscheneck die Etappen 7 und 8<br />

zur Zellerhütte ab. Aufgrund der<br />

Länge der Tour empfi ehlt es sich,<br />

den Aufstieg zum Hochmoor Teichlboden,<br />

das auch geologisch sehr<br />

interessant ist, mittels Standseilbahn<br />

abzukürzen. Die Tour verkürzt<br />

sich dadurch auf 980 Hm bzw.<br />

auf 5½ Stunden.<br />

Ausgangspunkt: Spital am Pyhrn<br />

(640 m) bzw. Bergstation Standseilbahn<br />

Wurzeralm (1407 m)<br />

Hütte: Wurzeralm (1407 m);<br />

Zellerhütte (1575 m)<br />

Route: Spital am Pyhrn – Wurzeralm<br />

– Südostgrat zum Warscheneck – Toter<br />

Mann – Schallerkogel – Zellerhütte<br />

Variante als Tagestour: Von der<br />

Wurzeralm (Standseilbahn) über den<br />

Südostgrat zum Warscheneck, am<br />

Toten Mann über den Ostgrat zur<br />

Roten Wand (1872 m) und über den<br />

Brunnsteiner See zurück zur Wurzeralm<br />

(1010 Hm, 6 Std.)<br />

Wanderungen rund ums<br />

Gesäuse<br />

1 Tamischbachturm (2035 m)<br />

▶ mittel 7½ Std.<br />

1500 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Ausgedehnte, konditionell<br />

fordernde Wanderung am Wasser,<br />

durch Wald und auf Bergrücken entlang<br />

zu einem schönen Aussichts gipfel<br />

mit Blick auf die Gesäuseberge<br />

Ausgangspunkt: Hackenschmiede<br />

(527 m) an der Straße zwischen<br />

Großreifl ing und St. Gallen<br />

Hütte: Ennstalerhütte (1544 m)<br />

Route: Hackenschmiede – Weg 646<br />

am Tamischbach entlang – Bärensattel<br />

(1260 m) – Ennstalerhütte –<br />

Tamischbachturm – zurück auf dem<br />

Aufstiegsweg<br />

2 Gamsstein (1774 m)<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1330 Hm 1330 Hm<br />

Charakter: Der einsame Gipfel<br />

markiert die Grenze zwischen dem<br />

steirischen und niederösterreichischen<br />

Teil des Naturparks Eisenwurzen;<br />

eine prächtige Aussichtswarte mit<br />

Ausblicken auf die Gesäuseberge und<br />

den Hochschwab.<br />

Ausgangspunkt: Palfau (512 m)<br />

Hütte: Naturfreundehütte (1020 m)<br />

Route: Palfau – Naturfreundehütte –<br />

Gamsstein – Moaralmhütte (975 m)<br />

– Palfau<br />

3 Kalbling (2196 m) und<br />

Sparafeld (2247 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

840 Hm 840 Hm<br />

Charakter: So markant sich die<br />

beiden Gipfel von Kalbling und<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Zwischen Himbeerstein und Haindlmauer passiert die Enns im Gesäuse die engste Stelle.<br />

Fotos: Nationalpark Gesäuse/Popp&Hackner<br />

Sparafeld in ihren Felsformen von<br />

Süden zeigen, so überraschend<br />

einfach sind sie von der Nordseite<br />

zu ersteigen. Überwiegend mar kierte<br />

Bergwege; bei der Querung am<br />

Wandfuß herrscht besondere Vorsicht<br />

wegen Steinschlaggefahr!<br />

Ausgangspunkt: Oberst-Klinke-<br />

Hütte (1486 m), Zufahrt von<br />

Admont oder Trieben auf der Kaiserau-Mautstraße<br />

bis zum Parkplatz<br />

bei der Hütte<br />

Hütte: Oberst-Klinke-Hütte (1486 m)<br />

Route: Oberst-Klinke-Hütte – Kalblinggatterl<br />

(1542 m) – Grüberach<br />

(2000 m) – Speikboden (2100 m)<br />

– Kalbling – über Schrofenwiesen<br />

weglos zur Sparafeldscharte (2150 m)<br />

– Sparafeld – Speikboden – Kalblinggatterl<br />

– Oberst-Klinke-Hütte<br />

4 Hochzinödl (2191 m)<br />

▶ mittel 7½ Std.<br />

1620 Hm 1620 Hm<br />

Charakter: Schon der Aufstieg zur<br />

Heßhütte gestaltet sich mit dem<br />

steilen Wasserfallweg über Leitern<br />

und Treppen spektakulär. Bei der<br />

Runde aufs Hochzinödl hat man eine<br />

wunderbare Aussicht aufs Hochtor.<br />

Vor allem für Familien ist wegen<br />

der Länge der Tour eine Übernachtung<br />

auf der Heßhütte empfehlenswert.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Kummerbrücke<br />

(570 m) an der Enns nahe<br />

Gstatterboden<br />

Hütte: Heßhütte (1699 m), geöffnet<br />

von Mitte Mai bis Ende Oktober<br />

Route: Parkplatz – Wasserfallweg –<br />

Heßhütte – Hochzinödl<br />

(4½ Std.) – Gass –<br />

Heßhütte – Parkplatz<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

nachbarten Kalkalpen der Fall ist, hätte dies<br />

verheerende Folgen: »Aufgrund der Steilheit<br />

der Hänge hat der Wald bei uns eine wichtige<br />

Schutzfunktion für die Straßen und die<br />

Eisenbahnlinie in den Tälern«, erklärt Hollinger.<br />

Gewitter und starke Regenschauer<br />

verwandeln manche Schluchten in riesige<br />

Kiesgruben. Trotzdem findet er: »Die enorme<br />

natürliche Dynamik ist eine der spannendsten<br />

Eigenschaften des Gesäuses.« Der sportliche<br />

Grauhaarige mit dem Dreitagebart arbeitet<br />

schon beinahe seit der Gründung im Jahr<br />

2002 beim Nationalpark. Gemeinsam mit<br />

einem kleinen Team denkt er sich Konzepte<br />

aus, wie man die Besucher am kreativsten<br />

und spannendsten auf die schützenswerten<br />

Besonderheiten in der Natur aufmerksam<br />

machen kann.<br />

Die Natur lenkt von selbst<br />

Verbotsschilder gebe es nur wenige im Nationalpark,<br />

versichert Hollinger: »Die Besucherlenkung<br />

übernimmt bei uns glücklicherweise<br />

die Natur selbst, indem sie aufgrund ihrer<br />

Schroffheit an vielen Stellen unzugänglich<br />

ist. Den Wanderern bleibt nicht viel anderes<br />

übrig, als auf den bestehenden Wegen<br />

zu bleiben.« Gut 500 Kilometer umfasst das<br />

Wegenetz der Alpenregion Gesäuse, die auch<br />

den Naturpark Eisenwurzen mit seinen geologischen<br />

Attraktionen und abenteuerlichen<br />

Wasserschauplätzen einschließt. 20 Gipfel<br />

über der 2000-Meter-Marke sind auf den<br />

Bergpfaden erreichbar, daneben ein halbes<br />

Dutzend an Schutzhütten. Und weil man ja<br />

nicht immer nur Kopf und Beine anstrengen<br />

kann, gibt’s für die Pausen auch jede Menge<br />

Spaß im Wasserspielpark Eisenwurzen oder<br />

beim Rafting auf der Salza.<br />


AUF TOUR<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 9: Prinz-Luitpold-Haus<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Das Bergnest<br />

am Hochvogel<br />

Seit mehr als 130 Jahren lockt das Prinz-Luitpold-<br />

Haus Bergbegeisterte ins Hintersteiner Tal.<br />

Von dort aus besteigen sie den berühmten<br />

Hochvogel, klettern an der Fuchskarspitze,<br />

laufen über lange Höhenwege zu den Nachbarhütten<br />

oder unternehmen einfach nur einen<br />

gemütlichen Hüttenausflug. Von Mark Zahel<br />

Am allerschönsten wird es, wenn<br />

die tief stehende Abendsonne<br />

die eindrucksvollen Felsformationen<br />

an der Fuchskarspitze<br />

zum Leuchten bringt und ihre<br />

Strukturen so richtig herausmodelliert: ein<br />

Wirrwarr aus extremen Faltungen und Verwerfungen,<br />

wild zerklüfteten Gratrippen,<br />

kreuz und quer gelagerten Schichttafeln<br />

und bizarren Türmchen. Da bekommt man<br />

eine Ahnung, welch ungeheure Kräfte einst<br />

im Erdinnern auf das Gestein gewirkt haben,<br />

um es schließlich weit über zweitausend Meter<br />

in die Höhe zu türmen. Der Blick aus dem<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Das Prinz-Luitpold-Haus liegt im Kessel unterhalb der Fuchskarspitze.<br />

Fotos: Mark Zahel<br />

Idyllischer Rastplatz<br />

am Jubiläumsweg zwischen<br />

Prinz-Luitpold-Haus und<br />

Willersalpe: der Schrecksee<br />

Fenster des Prinz-Luitpold-Hauses ist somit<br />

gleichsam ein Blick in die Erdgeschichte.<br />

Und wer zu vorgerückter Stunde noch zum<br />

nahen Wiedemerkopf aufbricht, reserviert<br />

sich sein ganz persönliches, stilles Plätzchen<br />

für die Bergromantik. Denn in der Hütte<br />

geht es zuweilen hoch her – kein Wunder<br />

bei Kapazitäten von fast 300 Schlafplätzen.<br />

Geologie zum Anfassen<br />

Erst am Wiedemerkopf erkennt man auch,<br />

wer eigentlich »Chef im Ring« ist – ein<br />

Herrscher, der sich vorderhand in vornehmer<br />

Zurückhaltung übt. Der Hochvogel als<br />

Allgäuer Paradeberg ist das Ziel der meisten<br />

Hüttengäste im Prinz-Luitpold-Haus. Doch<br />

Gebietsneulinge verwechseln das Ziel ihrer<br />

Begierde unter Umständen gleich einmal mit<br />

der Fuchskarspitze. Der Hochvogel versteckt<br />

sich nämlich hinter Vorbauten und lässt der<br />

fotogenen Nachbarin im unmittelbaren Hüttenumfeld<br />

großmütig den Vortritt.<br />

Gestartet wird normalerweise drunten beim<br />

Giebelhaus, wo die Pendelbusse an manchen<br />

Tagen proppenvoll ein- und ausfahren. Der<br />

Umwelt zuliebe bleibt der Individualverkehr<br />

aus dem Quelltal der Ostrach ausgesperrt,<br />

obwohl sich mit einer Mautstraße wahrscheinlich<br />

gutes Geld verdienen ließe. 800<br />

Meter höher thront das Prinz-Luitpold-Haus<br />

auf einem Geländeriegel neben dem wuchtigen<br />

Wiedemer, der als »erster« Hausberg<br />

binnen einer guten Stunde zu erreichen<br />

ist. Doch Obacht: Der vermeintliche Katzensprung<br />

entpuppt sich als steilschrofige<br />

Kraxelpartie, die man nicht auf die leichte<br />

Schulter nehmen sollte.<br />

Nur mit Routeninstinkt<br />

Der Kletterberg schlechthin aber ist die<br />

Fuchskarspitze. Schon der rückseitig verlaufende<br />

Normalweg verlangt teils Handanlegen<br />

und einen guten Routeninstinkt. Gesteigerte<br />

alpine Finessen bieten die klassische Überschreitung<br />

sowie eine ganze Reihe schwieriger<br />

Führen, die im Allgäu natürlich nicht<br />

ohne gelegentlichen »Bruch« auskommen.<br />

Wen es mehr nach Technik als nach Abenteuer<br />

gelüstet, der findet Routen bis zum VIII.<br />

Grad im hüttennahen Klettergarten.<br />

Das bergsteigerische Hauptinteresse gilt<br />

freilich dem Hochvogel. Wer auf der Hütte<br />

übernachtet, ist am nächsten Morgen zeitig<br />

unterwegs, passiert den kleinen Hüttensee<br />

und entscheidet sich im »Oberen Tal«<br />

entweder für die Klettersteigeinlage über die<br />

Kreuzspitze oder den althergebrachten Weg<br />

über die Balkenscharte und den berüchtigten<br />

»Kalten Winkel«. Berüchtigt deshalb, weil<br />

hier ein Firnfeld mit den ein oder anderen<br />

Tücken wartet. Doch auch danach bleibt<br />

es spannend: Vor allem die Bändertraverse<br />

entlang der »Schnur« ist ein Markenzeichen<br />

der Tour, ehe man über die schuttbedeckte<br />

gestufte Gipfelflanke (man bewegt sich ja<br />

in typischem Hauptdolomit!) das Kreuz<br />

am höchsten Punkt anpeilt. Von der<br />

Zugspitze über die Lechtaler Alpen und die<br />

Arlbergregion bis in die Ostschweiz spannt<br />

sich ein Panorama auf, das man einmal an<br />

einem klaren Tag gesehen haben sollte!<br />

KOMPAKT<br />

Hütteneinmaleins<br />

Lage: An der Karschwelle des »Oberen Tals«,<br />

über dem Talschluss der Ostrach, auf 1846<br />

Metern Höhe<br />

Eigentümer: DAV-Sektion Allgäu-Immenstadt,<br />

eröffnet 1881<br />

Zugang: Von Hinterstein mit dem Wanderbus<br />

bis zum Giebelhaus (1065 m); hierher<br />

für den öffentlichen Verkehr gesperrt, für<br />

Radfahrer möglich. Die Wanderung führt ins<br />

Bärgündeletal und auf Weg Nr. 427 über<br />

das Untere Bärgündele (Jausenstation)<br />

kehrenreich zur Hütte, 2½ Std.<br />

Kapazität: 260 Lager, 20 Betten und 16<br />

Notlager im Winterraum<br />

Öffnungszeiten: Anfang Juni bis Anfang/<br />

Mitte Oktober<br />

Hüttenwirt: Andreas Berktold, Bad Oberdorfer<br />

Straße 12, 87541 Bad Hindelang<br />

E-Mail: post@prinz-luitpoldhaus.de<br />

Internet: www.prinz-luitpoldhaus.de (für Anmeldung<br />

bitte Reservierungsformular nutzen)<br />

Hütten-Hotline: 0 83 22/70 01 54<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75


Fotos: Mark Zahel<br />

Das Prinz-Luitpold-Haus dient aber nicht nur<br />

als Basislager für Gipfelstürmer, auch die<br />

Durchquerer machen hier auf ihren Wegen<br />

von Hütte zu Hütte Station. So kann man<br />

beispielsweise auf dem abwechslungsreichen<br />

Jubiläumsweg in sieben bis acht Stunden<br />

zur Willersalpe wandern – eine Handvoll<br />

Gipfel inklusive. Der erste, gleich neben<br />

der Bockkarscharte und noch in Sichtweite<br />

der Hütte, heißt Glasfelderkopf. Unerschrockene<br />

Zeitgenossen möchten vielleicht auch<br />

austesten, wie kalt sich der in wellige Matten<br />

eingebettete Schrecksee anfühlt. Ebenso gut<br />

ließe sich am Jubiläumsweg zwischendrin<br />

ostwärts ausscheren, um die Landsberger<br />

Hütte über dem Vilsalpsee anzusteuern.<br />

Ein Übergang ins Nebelhorngebiet, zum<br />

Edmund-Probst-Haus, führt am eleganten<br />

Grasberg Schneck vorbei über das Lauf bacher<br />

Eck und gehört zu den ganz typischen<br />

Allgäuer Panoramawegen, für die die Region<br />

so geschätzt wird. Dies gilt auch für die<br />

Verbindung zur Kemptner Hütte. Allerdings<br />

liegt diese neun Gehstunden entfernt – wer<br />

an solchen Distanzen Freude hat, kann sich<br />

hier so richtig austoben.<br />

Eines ist klar: Sämtliche Touren vermitteln<br />

herrlichste Impressionen aus dem mal lieblichen,<br />

mal dramatisch angehauchten Herz<br />

der Allgäuer Alpen. Und das Prinz-Luitpold-<br />

Haus liegt mittendrin, an einem Schnittpunkt,<br />

wo Generationen von Bergfreunden<br />

einander schon begegnet sind – und sich<br />

sicherlich auch künftig begegnen werden. ◀<br />

TOUREN<br />

Rund um das Prinz-Luitpold-Haus<br />

Um den altehrwürdigen Allgäuer Stützpunkt erstreckt<br />

sich ein wahres Tourendorado. Hier eine Auswahl<br />

spannender Gipfelanstiege und Höhenwege<br />

1 Prinz-Luitpold-Haus (1846 m)<br />

3 Hochvogel (2592 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

▶ schwierig 4½ Std.<br />

800 Hm 800 Hm<br />

780 Hm 780 Hm<br />

Charakter: Gut angelegter Hüttenweg,<br />

der sich auch bei etwas<br />

steilerem Verlauf ohne Schwierigkeiten<br />

begehen lässt<br />

Ausgangspunkt: Giebelhaus<br />

(1058 m). Das Giebelhaus ist per<br />

Pendelbus von Hinterstein aus<br />

erreichbar<br />

Route: Giebelhaus – Bärgündeletal<br />

– Weg Nr. 427 – Unteres Bärgündele<br />

– Prinz-Luitpold-Haus<br />

2 Wiedemerkopf (2163 m)<br />

Charakter: Fels- und Schuttsteig<br />

mit längeren Klettersteigpassagen im<br />

Bereich der Kreuzspitze und steilem<br />

Schneefeld im Kalten Winkel (Fixseil).<br />

Alpine Erfahrung sowie Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit wichtig<br />

Ausgangspunkt: Prinz-Luitpold-<br />

Haus<br />

Route: Prinz-Luitpold-Haus – Kreuzspitze<br />

– Kaltwinkelscharte – Schnur<br />

– Hochvogel; Abstiegsvariante via<br />

Kalter Winkel und<br />

Balkenscharte<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

▶ schwierig 2¼ Std.<br />

380 Hm 380 Hm<br />

4 Jubiläumsweg<br />

Charakter: Sehr steiler Alpinsteig,<br />

Grasschrofen wechseln sich mit<br />

gesicherten Passagen und einzelnen<br />

Stellen im I. Grad ab. Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit sollten vorhanden<br />

sein.<br />

Ausgangspunkt: Prinz-Luitpold-<br />

Haus<br />

Route: Prinz-Luitpold-Haus –<br />

Weg Nr. 428 – Nordwestfl anke –<br />

Wiedemerkopf; der Abstieg erfolgt auf<br />

dem gleichen Weg<br />

▶ mittel 7½ Std.<br />

1300 Hm ––<br />

Charakter: Langer Höhenweg mit<br />

einigem steilen Auf und Ab (vereinzelt<br />

Sicherungen), aber auch fl acheren<br />

Teilstrecken. Dabei unterschiedliche<br />

Wegbeschaffenheit (bei Nässe mancherorts<br />

unangenehm). Trittsicherheit<br />

und gute Kondition notwendig.<br />

Zahlreiche Gipfeloptionen am Weg<br />

Ausgangspunkt: Willersalpe<br />

(1459 m), 1½ Std. ab Hinterstein<br />

Route: Willersalpe – Vordere<br />

Schafwanne – Hintere Schafwanne<br />

– Lahnerscharte – Gschnitzelböden<br />

– Bockkarscharte –<br />

Prinz-Luitpold-Haus<br />

5 Laufbachereckweg<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

600 Hm ––<br />

Charakter: Höhenweg in typischem<br />

Mattengelände; der Weg führt streckenweise<br />

quer durch abschüssige<br />

Hanglagen. Bei guten Bedingungen<br />

sind keine besonderen Schwierigkeiten<br />

gegeben, bei Nässe sollte<br />

man allerdings erhöhte Trittsicherheit<br />

mitbringen.<br />

Ausgangspunkt: Mittelstation<br />

der Nebelhornbahn beim Edmund-<br />

Probst-Haus (1929 m)<br />

Route: Edmund-Probst-Haus –<br />

Zeigersattel – Schochen-Traverse<br />

– Laufbacher Eck – Zwerchwand –<br />

Schönberghütte – Prinz-Luitpold-Haus<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


INFO<br />

Hüttengeschichte<br />

Wer sich auf dem Jubiläumsweg<br />

dem Prinz-Luitpold-Haus<br />

nähert, hat immer wieder<br />

den Hochvogel im Blick (li. o.).<br />

Vom Prinz-Luitpold-Haus ist<br />

der Allgäuer Paradeberg nicht<br />

mehr zu sehen. Stattdessen<br />

hat man einen unverstellten<br />

Blick auf die Fuchskarspitze<br />

(re. o.).<br />

Das Prinz-Luitpold-Haus wurde 1880 errichtet<br />

und ist damit die älteste Alpenvereinshütte<br />

in den Allgäuer Alpen. Ursprünglich war als<br />

Name »Hochvogelhaus« vorgesehen, doch<br />

widmete man es schließlich kurzerhand dem<br />

Prinzregenten Luitpold, der sich als Förderer<br />

des alpinen Tourismus um die Sache verdient<br />

machte und damals auch den Baugrund<br />

zur Verfügung stellte. Schon bald wurde die<br />

Hütte erweitert. 1935 entging man bei einem<br />

Lawinenabgang nur knapp einem verheerenden<br />

Unglück. Für einige Zeit wurde nun eine<br />

Winterbewirtschaftung aufgenommen und<br />

sogar ein alljährliches Skirennen aus der Taufe<br />

gehoben. Heute zeigt sich dem Wanderer<br />

ein stattliches Schutzhaus, das sich nach wie<br />

vor harmonisch in die Landschaft einfügt.<br />

Hüttenwirt Andreas Berktold war schon im<br />

Säuglingsalter droben, bevor er Jahrzehnte<br />

später selbst die Geschicke übernahm.<br />

Ausgangspunkt für Hochtouren: die Amberger Hütte<br />

Meine Lieblingshütte:<br />

Amberger Hütte, Stubaier Alpen<br />

Von BERGSTEIGER-Leser Alex Bihlmaier<br />

aus Tulfes, Österreich<br />

Foto: privat<br />

Im Sommer wie im Winter bietet die Amberger<br />

Hütte, im Sulztal in den Stubaier<br />

Alpen gelegen, eine großartige Auswahl an<br />

Zielen. Die Klettereien im Stubaier Granit<br />

sind prächtig, die Grate toll. Höhenwege<br />

und Überschreitungen zu den Nachbarhütten<br />

verlaufen durch die wunderschöne alpine<br />

Welt vom Alpeiner Granitgneis. Im Winter<br />

haben Skibergsteiger die Wahl zwischen<br />

einer Reihe von imposanten Zielen mit<br />

ganz unterschiedlichen Anforderungen.<br />

Nach den Bergtouren warten die Hüttenwirte<br />

Serafin und Lydia mit kulinarischen<br />

Schmankerln und gemütlichen Lagern auf.<br />

Das Hochtal erreicht man bequem von Gries<br />

über das Ötztal. Prominente Hüttengipfel<br />

sind die Bergpyramide des Schrankogel<br />

(3496 m), die Wilde Leck (3361 m) und der<br />

Hintere Daunkopf (3225 m).<br />

Steckbrief:<br />

Amberger Hütte,<br />

Stubaier Alpen<br />

Lage: 2135m,<br />

Stubaier Alpen<br />

Schlafplätze: 55 Lager,<br />

10 Zimmerlager<br />

Kontakt: 00 43/6 76/9<br />

52 34 26, info@seldon.at<br />

Öffnungszeiten: Ende Juni<br />

bis Anfang Oktober sowie<br />

im Winter von Februar bis<br />

Anfang Mai<br />

Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />

per Post oder an<br />

bergsteiger@bruckmann.de!<br />

Es gibt Preise…<br />

!


REPORTAGE<br />

320 Kilometer und 15 000 Höhenmeter im Laufschritt<br />

Mit dem Kopf<br />

gegen den Berg<br />

Der Transalpine-Run über die Alpen<br />

erfordert Kondition, Leidensfähigkeit<br />

und Durchhaltewillen. Und einen<br />

guten Partner. Von Jochen Temsch<br />

Jede Etappe hat<br />

einmal ein Ende –<br />

auch wenn es sich<br />

in diesem Gelände<br />

noch sehr lange<br />

ziehen kann, bis<br />

das Ziel des Tages<br />

in Sicht kommt.<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Steil gehen: Im<br />

Schnitt müssen<br />

die Teilnehmer des<br />

Rennens jeden Tag<br />

zwei Berge hoch<br />

und wieder runter.<br />

Im Bild die erste<br />

Etappe Oberstdorf<br />

– Hirschegg (27 km,<br />

Aufstieg 1806 m,<br />

Abstieg 1496 m)<br />

»Wir haben einen Filmriss<br />

und kommen erst<br />

nach fast neun Stunden<br />

Laufzeit im Dorfbrunnen<br />

von Neukirchen<br />

wieder zu uns, bis zur<br />

pochenden Hüfte im<br />

eiskalten Wasser stehend,<br />

ein alkoholfreies<br />

Weißbier in der Hand.«<br />

Geschafft! Für heute zumindest.<br />

Das beflügelt die Läufer<br />

zu den seltsamsten Posen.<br />

Manche müssen weinen.<br />

Fotos: Klaus Fengler, Lars Schneider (2)<br />

Es ist noch dunkel, als am Morgen<br />

nach der ersten Etappe der Wecker<br />

klingelt. 5.30 Uhr. Das fühlt<br />

sich an, wie langsam aus einer<br />

Holzhammernarkose zu erwachen,<br />

eine schmerzende Stelle nach der<br />

anderen ruft sich pochend ins Bewusstsein:<br />

Zehen, Waden, Oberschenkel. Mein Teampartner<br />

Walter redet zuerst: »Ich glaube, ich<br />

sterbe«, sagt er. Darauf ich: »Du hast es gut.<br />

Ich glaube, ich bin schon tot.«<br />

Dabei steht uns erst der zweite Tag bevor.<br />

Dann noch einer, und noch einer, und noch<br />

einer – insgesamt acht Etappen sind es von<br />

Ruhpolding im Chiemgau bis nach Sexten<br />

in Südtirol*. 320 Kilometer und 15 000 Höhenmeter<br />

allein im Anstieg, das Gleiche in<br />

etwa auch wieder runter, im Schnitt zwei<br />

Gipfel pro Tag.<br />

Das Höhenprofil des Transalpine-Run sieht<br />

aus wie die Herzkurve eines Infarktpatienten.<br />

Da müssen wir im Laufschritt durch.<br />

Viel Zeit zum Brotzeit abhalten und an den<br />

Almblumen schnuppern bleibt da nicht.<br />

Wer die Zeitlimits der einzelnen Renntage<br />

nicht einhält, darf zwar weiter mitmachen,<br />

fällt aber aus der Gesamtwertung. Aber das<br />

Härteste ist die Überwindung, das Aufstehen,<br />

die Motivation, an jedem Morgen aufs<br />

Neue. Ist der Kreislauf erst mal in Schwung,<br />

sind die Muskeln endlich warm und gelockert,<br />

kommt uns die Plackerei schon wieder<br />

ganz anders vor: als alpiner Spaß und<br />

sportlicher Naturgenuss. Deshalb machen<br />

wir das ja schließlich auch. Wir teilen die<br />

Spaziergänger-Meinung überhaupt nicht,<br />

dass man beim Genießen nicht rennen darf.<br />

Aus Sicherheit in Zweier-Teams<br />

Kurz vor dem Start dröhnt jeden Morgen<br />

das Gitarrenriff von AC/DCs »Highway to<br />

Hell« aus den Boxen. Dazu die ratternden<br />

Rotoren des Begleithubschraubers – es gibt<br />

keine bessere Symphonie, um einem Läufer<br />

das Adrenalin ins Blut schießen zu lassen.<br />

500 Teilnehmer aus 25 Nationen johlen und<br />

klatschen im Takt. »Ganz ruhig«, sagt Walter,<br />

»Kraft sparen, nicht mitreißen lassen,<br />

wir haben ein paar Kilometer vor uns.« Als<br />

es losgeht, laufen wir langsam, heben die<br />

Knie nur wenig an, schlurfen fast. So machen<br />

wir das dann sechs bis neun Stunden<br />

am Tag. So einfach ist das. Und so schwer.<br />

Ein schlüpfriger Steig führt zum »Staubfall«,<br />

wo das Gebirgswasser 200 Meter tief in eine<br />

Schlucht rauscht. Hier beginnt Österreich.<br />

Beim Versuch, Walter an der Grenze zu seiner<br />

Heimat zu fotografieren, rutsche ich<br />

aus, haue mir den Ellbogen blutig und zerlege<br />

seine Kamera. Walter ist in den Bergen<br />

aufgewachsen, er ist der Ältere, Erfahrenere,<br />

Fittere von uns beiden. Wir haben uns<br />

in China beim Marathon auf der Großen<br />

Mauer angefreundet. Ein-, zweimal im Jahr<br />

treffen wir uns seitdem zu Läufen, jedes Mal<br />

ist er mindestens eine Stunde schneller als<br />

ich. Jetzt sind wir aneinander gekettet. Aus<br />

Sicherheitsgründen muss man den Transalpine<br />

in Zweier-Teams laufen und stets<br />

zusammen bleiben. Ich habe Walter vorher<br />

mehrmals gefragt, ob ihm wirklich klar ist,<br />

worauf er sich mit mir als schwächerem<br />

Partner einlässt. Er musste mir schwören,<br />

dass er sich mit mir nicht langweilen wird<br />

– und dass er mich nicht zu sehr antreibt.<br />

Nur in der Vertikalen kommt sofort der<br />

Gamsbock in ihm durch. Dann läuft er voraus,<br />

an der Winklmoosalm vorbei, die Skipiste<br />

hoch. Nach über fünf Stunden kommen<br />

wir ins Ziel, vom Regen ausgekühlt,<br />

aber zuversichtlich.<br />

Das Zauberwort heißt Regeneration<br />

Die Frage ist ja nicht, warum wir das machen.<br />

Wir lieben die Berge, haben keine<br />

Lust, immer nur auf dem Asphalt der<br />

Städte im Kreis zu laufen. Die Frage ist<br />

vielmehr: Wie werden wir es schaffen? Regeneration<br />

ist eins der Zauberwörter bei<br />

einem Ultra-Rennen wie diesem. Zum<br />

* Streckenverlauf des Transalpine-Run 2012<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79


»Vor dem Start<br />

wird die Ausrüstung<br />

eines jeden<br />

Teilnehmers<br />

kontrolliert. Damit<br />

sollen Unglücke<br />

wie beim Zugspitz-<br />

Extremberglauf<br />

2008 verhindert<br />

werden.«<br />

KOMPAKT<br />

Zur Sicherheit in Zweier-<br />

Teams: Die Läufer müssen<br />

stets zusammen bleiben.<br />

Zwei Routen, ein Ziel –<br />

in acht Tagen über die Alpen<br />

Karte: GORE-TEX TRANSALPINE-RUN®<br />

Der Gore-Tex Transalpine-Run<br />

ist ein Ultra-Rennen, das die<br />

Teilnehmer in acht Tagesetappen<br />

über mehr als 300 Kilometer<br />

und 14 000 Höhenmeter<br />

über den Alpenhauptkamm<br />

führt. Die höchsten Punkte<br />

liegen bei etwa 3 000 Metern<br />

über Meereshöhe. Unterwegs<br />

gibt es Verpfl egungsstände.<br />

Um nicht aus der Wertung zu<br />

fallen, muss man die Etappen<br />

innerhalb bestimmter Zeitlimits<br />

Schweiz<br />

schaffen. Im jährlichen Wechsel<br />

werden zwei Routen angeboten.<br />

Die Ostroute führt von Ruhpolding<br />

im Chiemgau nach Sexten<br />

in Südtirol. Die Westroute, die<br />

dieses Jahr vom 31. August bis<br />

7. September gelaufen wird,<br />

führt von Oberstdorf über Lech,<br />

St. Anton, Samnaun, Scuol,<br />

St. Valentin und Sulden nach<br />

Latsch in Südtirol. Rund 500<br />

Teilnehmer laufen aus Sicherheitsgründen<br />

in Zweier-Teams<br />

Deutschland<br />

Italien<br />

und müssen Rucksäcke mit<br />

Wechselkleidung, Verpfl egung<br />

und Erste-Hilfe-Set mitführen.<br />

Das Startgeld beträgt 715 Euro<br />

pro Person. Die Übernachtungen<br />

gehen extra. Entweder man<br />

bucht sich selbst Hotels oder<br />

schläft im Camp in Turnhallen<br />

für insgesamt 114 Euro<br />

inklusive Frühstück. Mehr Infos<br />

gibt es auf der Website des<br />

Veranstalters »Plan B«:<br />

www.transalpine-run.com<br />

Transalpine-Run 2013<br />

Österreich<br />

Glück haben wir uns zum Übernachten<br />

für Hotels mit weichen Betten, warmen<br />

Duschen, reichhaltigem Essen und teils<br />

sogar Saunen entschlossen. Wir könnten<br />

auch für weniger Geld in Dorfturnhallen<br />

campieren, Isomatten auf dem kalten Boden<br />

ausrollen, unsere Sachen nicht trocken<br />

kriegen und Schlange stehen für eine<br />

lauwarme Brause. Wie ein junger Amerikaner,<br />

der mit roten Augen zum Start<br />

schlurft. »Wenn ich heute Nacht meinen<br />

Arm ausgestreckt habe, konnte ich fünf<br />

Leute berühren«, erzählt er.<br />

Dann wieder AC/DC.<br />

Wir haben uns gut vorbereitet. Seit etwa<br />

20 Jahren laufen wir beide regelmäßig<br />

drei-, viermal die Woche. Walter hat fast<br />

100 Marathons mitgemacht, ich immerhin<br />

auch schon an die 20. Wir sind Skifahrer,<br />

Langläufer und Wanderer. Auch in der<br />

langsamen Gangart habe ich schon zweimal<br />

die Alpen überquert, auf dem E 5 von<br />

Oberstdorf nach Bozen, einmal sogar so<br />

früh im Jahr, dass nur die Winterräume<br />

geöffnet waren. Walter und ich kennen die<br />

Bedingungen in den Bergen, die Wetterumschwünge,<br />

die Gefahren. Warme Wechselsachen,<br />

Mützen, Handschuhe, Rettungsdecken,<br />

Verpflegung, Handys, Karten von<br />

der Strecke und ein Erste-Hilfe-Set tragen<br />

wir in leichten Rucksäcken mit uns – das<br />

ist Pflicht beim Transalpine-Run.<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Abwechslung ist<br />

garantiert: Geröll,<br />

Schnee, Almwiesen<br />

und Bäche – das<br />

alpine Terrain<br />

fordert höchste<br />

Konzen tration.<br />

Fotos: Klaus Fengler<br />

Bergläufe als ideales Training<br />

Vor dem Start wird die Ausrüstung eines jeden<br />

Teilnehmers kontrolliert. Damit sollen<br />

Unglücke wie beim Zugspitz-Extremberglauf<br />

2008 verhindert werden. Damals starben<br />

zwei gut trainierte, aber leicht bekleidete<br />

Teilnehmer bei Temperaturen unter null<br />

Grad. Der Veranstalter wurde vom Vorwurf<br />

der fahrlässigen Tötung freigesprochen, das<br />

Gericht verwies auf die Eigenverantwortlichkeit<br />

der Sportler. Die Bilder von den<br />

halbnackten Läufern im Schneegestöber<br />

auf der Zugspitze erregten Empörung und<br />

Unverständnis in der Öffentlichkeit. Kritiker<br />

schüttelten den Kopf: Warum muss<br />

man auch auf Berge rennen? Dabei haben<br />

Bergläufe in der<br />

Leichtathletik Tradition.<br />

Der legendäre<br />

neuseeländische<br />

Mittel- und Langstrecken-Coach<br />

Arthur<br />

Lydiart führte<br />

in den sechziger<br />

und siebziger Jahren<br />

mehr als ein<br />

Dutzend Athleten<br />

zu olympischen<br />

Medaillen, unter<br />

anderem mit mehrwöchigen<br />

Hügeltrainings.<br />

Felix<br />

Magath machte als Schleifer des FC Bayern<br />

Schlagzeilen, als er die Spieler den Wallberg<br />

am Tegernsee hochjagte. Für Biathleten sind<br />

Bergläufe die ideale Trainingsform im Sommer.<br />

So sprintet zum Beispiel Tobias Angerer<br />

regelmäßig die Hänge seiner Chiemgauer<br />

Heimat hoch. Auch einer der zurzeit<br />

erfolgreichsten Bergläufer der Welt, der Katalane<br />

Kilian Jornet, stieß über das Training<br />

für seine Stammdisziplin Skibergsteigen auf<br />

die Rennerei in der Vertikalen.<br />

Die Spanier beim Transalpine-Run sind<br />

auch recht unterhaltsam. Sie treten immer<br />

rudelweise auf und rufen entweder »Arriba!«<br />

oder »Venga! Venga!«. Auch sonst kommen<br />

wir aus dem Staunen über unsere<br />

Regeneration ist eines der Zauberworte: Nur wer sich schnell erholen kann, hält acht Tage lang durch. Zu den wirkungsvollsten<br />

Entspannungsmethoden für die geschundenen Muskeln gehören Massagen und eiskalte Fußbäder.<br />

Ameisenstraße: Ans Überholen denkt hier keiner mehr.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 81


Einsame Spitze: Die besten Athleten lassen das Feld der Freizeitsportler weit hinter sich.<br />

Fotos: Klaus Fengler, Kelvin Trautman (3)<br />

Das Höhenprofil des<br />

Transalpine-Run sieht<br />

aus wie die Herzkurve<br />

eines Infarktpatienten.<br />

Mitstreiter nicht heraus. Da ist eine Frau, die<br />

im vollen Lauf ins Handy spricht: »Hier ist<br />

Mutti, hast du noch Fieber?« Ein Ehepaar,<br />

das schon nonstop um das Mont-Blanc-Massiv<br />

gelaufen ist. Sie erzählt von Sinnestäuschungen,<br />

die sich dabei nach etwa 45 Stunden<br />

eingestellt hätten. Er gibt Zeitziele vor:<br />

»Wir machen exakt 1:24 Stunden auf den<br />

ersten zehn Kilometern.« Da sind zwei Engländer<br />

in neongelben Totenkopf-Shirts, die<br />

dauernd miteinander quasseln und jeden<br />

Satz mit einem militärischen »Sir« beenden,<br />

um sich abzulenken. Eine Amerikanerin,<br />

die schon zum dritten Mal beim Transalpine<br />

mitmacht, sagt, außer den Laufstrecken<br />

hätte sie noch nichts von Europa gesehen.<br />

Und da ist Walter – der plötzlich rückwärs<br />

läuft! »Zur Entspannung der Muskeln«, sagt<br />

er. Vielleicht hätte er sich etwas zu lesen<br />

mitnehmen sollen mit mir als Partner.<br />

»Ich wollte Urlaub am Meer!«<br />

Dabei geht es jetzt ans Eingemachte. Eine<br />

Etappe über 46,9 Kilometer und 2252 Höhenmeter<br />

– ein Ultralauf im Ultralauf. Den<br />

schafft man nicht mit den Beinen, nur mit<br />

dem Kopf. Ganz gut: positive Dinge vorstellen<br />

– das Ufer eines türkisfarbenen Sees,<br />

eine Umarmung, Pizza Hawaii. Konzentrieren:<br />

Wurzeln, Steine, die Füße des Vordermanns<br />

– ein falscher Schritt und es ist aus.<br />

Ablenken: auf die innere Trainerstimme hören.<br />

Die sagt: Es gibt ja wohl Schlimmeres<br />

als einen schönen Tag in den Bergen! Unser<br />

bester mentaler Trick: Wir denken nur in<br />

einzelnen Etappen, stellen uns niemals die<br />

320 Kilometer vor, die inzwischen gerade<br />

mal auf 235 geschrumpft sind. Immer erst<br />

am Vorabend studieren wir das Streckenprofil<br />

des nächsten Tages.<br />

Heute: am Hahnenkamm die Streif hoch,<br />

wie beim Weltcup-Skirennen, nur in die falsche<br />

Richtung. Dann über Almen und Grate,<br />

über Matsch und Schnee. »Ich wollte Urlaub<br />

am Meer!«, scherzt ein Berliner in weißen<br />

Kniestrümpfen. Der Blick reicht schon bis<br />

zur Marmolada. Über uns kreisen Dohlen<br />

und der Rettungshubschrauber. Eine Läuferin<br />

bleibt mit ihren roten Locken an einem<br />

Stacheldrahtzaun hängen, die Kühe schauen<br />

mampfend und milde zu. Wir haben einen<br />

Grip, Grip, Hurra: Die Laufschuhe brauchen<br />

grobes Profil, damit man viel Halt hat.<br />

gnädigen Filmriss und kommen erst nach<br />

fast neun Stunden Laufzeit im Dorfbrunnen<br />

von Neukirchen zu uns, bis zur pochenden<br />

Hüfte im eiskalten Wasser stehend, ein alkoholfreies<br />

Weißbier in der Hand.<br />

»Du siehst vier Jahre älter aus«, sagt Walter<br />

Eine unruhige Nacht, zwei Päckchen Blasenpflaster<br />

und drei Tassen Kaffee später geht<br />

es ins gelobte Land. Zum Warmwerden zehn<br />

Kilometer in der Ebene, dann die tosenden<br />

Krimmler Wasserfälle entlang, auf dem alten,<br />

steilen Schmugglerpfad zur 2665 Meter<br />

hoch gelegenen Birnlücke, einer Scharte<br />

im Fels, dem Übergang nach Italien. Die<br />

italienische Finanzpolizei patrouilliert hier<br />

heute noch. Zwei Beamte stehen bei einer<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Bergläufer genießen die Natur und die Begegnungen. Sie bleiben dabei nur nicht ewig lange stehen.<br />

»Eine Amerikanerin,<br />

die schon zum dritten<br />

Mal beim Transalpine<br />

mitmacht, sagt, außer<br />

den Laufstrecken<br />

hätte sie noch nichts<br />

von Europa gesehen.«<br />

er schon überall auf Skitour war. Manchmal<br />

läuft er vor, bleibt stehen, ruft »Bravo!« und<br />

klatscht, wenn ich an ihm vorbeihumple.<br />

Vor den Drei Zinnen machen wir ein Foto,<br />

auf dem wir triumphierend die Teleskopstöcke<br />

recken. Andere Läufer schauen nicht<br />

einmal auf, sie wollen es nur noch zu Ende<br />

bringen. »Nur noch drei Kilometer«, sagt<br />

Walter, die Motivationslüge funktioniert.<br />

Er hört nicht auf, mich anzuspornen. »Da<br />

vorne ist schon Sexten«, sagt er. Ich weiß<br />

ganz genau, dass es erst Bad Moos ist. Die<br />

Wanderer, die uns entgegenkommen, treten<br />

zur Seite und klatschen. So oft haben<br />

wir uns den Zieleinlauf vorgestellt – und<br />

allein schon davon feuchte Augen bekommen.<br />

Aber als es so weit ist, fühlen wir uns<br />

nur leer. Auf dem Zielfoto schaut Walter auf<br />

seine Uhr. Es dauert, bis uns die Emotionen<br />

übermannen, es ist, als würden sie uns mit<br />

Zeitverzögerung ins Tal hinterherrauschen.<br />

Ich falle in einen Liegestuhl. Walter sagt:<br />

»Bleib sitzen. Ich bringe dir ein Stück Pizza.«<br />

Das werde ich nie vergessen.<br />

◀<br />

Spanierin, die im Nebel am Boden kauert.<br />

Sie ist in eine Rettungsdecke gewickelt und<br />

weint. Oben liegt Schnee. Manche rutschen<br />

auf dem Hosenboden nach Italien. Walter<br />

ruft »Skifahren!« und wedelt souverän den<br />

Hang hinunter. An der Verpflegungsstation<br />

haben Helfer die Isogetränke angewärmt.<br />

Trotz der Strapazen können wir am Abend<br />

nicht einschlafen. Unsere Herzen hämmern<br />

zu sehr, haben sich auf den Ausnahmezustand<br />

eingestellt.<br />

»Der Mensch ist immer fluchtbereit«, meint<br />

Walter. Kaum nicken wir doch ein, klingelt<br />

der Wecker. Um mein linkes Bein aus dem<br />

Bett zu hieven, brauche ich beide Hände.<br />

Wir können uns alles vorstellen, nur nicht,<br />

schon wieder 30 Kilometer zu laufen. Wir<br />

erscheinen nur noch in Socken zum Frühstück,<br />

zwängen unsere geschwollenen Füße<br />

so spät wie möglich in die Laufschuh-<br />

Schraubstöcke. Ein paar Zehennägel sind<br />

lila verfärbt. Walter sagt: »Du siehst vier<br />

Jahre älter aus.« Die nächsten Tage tut er alles,<br />

um mir durch die Dolomiten zu helfen.<br />

Walter zeigt auf die Felsen und erzählt, wo<br />

TIPP<br />

Ein Lauf der höchsten Ansprüche:<br />

Tipps zu Equipment und Vorbereitung<br />

Der Transalpine-Run ist nicht nur körperlich<br />

und mental anstrengend, sondern auch technisch<br />

anspruchsvoll. Der Untergrund wechselt<br />

ständig. Asphalt, Kies, Matsch, Schnee,<br />

Gebirgsbäche, Geröll, verlaubte und verwurzelte<br />

Waldwege – hier ist alles dabei, was Trittsicherheit<br />

und höchste Konzentration erfordert.<br />

Teilnehmer sollten nicht nur eine sehr gute<br />

Kondition, sondern auch Erfahrung im Trailrunning<br />

und überhaupt in den Bergen haben. Am<br />

besten trainiert man für den Transalpine mit<br />

vielen langen Läufen und Bergläufen in unterschiedlichem<br />

Gelände. Kilometerzeiten spielen<br />

keine Rolle, es geht nur darum, gesund anzukommen.<br />

Muskeln und Sehnen müssen sich<br />

ans Bergauf-, vor allem aber an das Bergablaufen<br />

gewöhnen. Insbesondere beim Bergab-<br />

Training ist am Anfang Vorsicht und moderates<br />

Tempo geboten, denn die Beine müssen dabei<br />

Kräfte, die ein Vielfaches des Körpergewichts<br />

ausmachen, abfangen. Die meisten Teilnehmer<br />

laufen mit Teleskopstöcken, um ihre<br />

Gelenke zu schonen. Auch das will geübt sein.<br />

Ebenso das Laufen mit Rucksack, in den die<br />

Pfl ichtausrüstung gehört. Es gibt spezielle, eng<br />

anliegende Trailrunning-Modelle, die möglichst<br />

wenig schlackern. Jedes Ausrüstungsteil sollte<br />

natürlich möglichst leicht sein. Zum Anziehen<br />

ist schnell trocknende Skiunterwäsche, kombiniert<br />

mit dünnen Funktionswesten, Dreiviertelhosen<br />

und langen Strümpfen ideal. Die<br />

Schuhe sollten spezielle Trailrunning-Modelle<br />

mit grobem Profi l und verstärkter Zehenkappe<br />

zum Schutz beim Anstoßen sein – am besten<br />

noch eine halbe bis ganze Nummer größer als<br />

die gewohnten Straßenlaufschuhe, denn die<br />

Füße schwellen über die Tage des Rennens an.<br />

Keinesfalls vergessen sollte man Blasenpfl aster,<br />

Hirschtalg oder Vaseline gegen Wundscheuern,<br />

Ohrenstöpsel für erholsame Nächte – und<br />

eine kleine, wasserdicht verpackte Kamera, um<br />

seine schönsten Eindrücke festzuhalten.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83


AUF TOUR<br />

Entdeckungen rund um das Val di Fassa in den Dolomiten<br />

Die fantastischen<br />

Wer sich zu den Vajolettürmen aufmacht, kommt<br />

mit dem Vermächtnis Tita Piaz’ in Berührung.<br />

Auf den Kletterpionier gehen Dutzende Routen<br />

an den Türmen zurück – und er errichtete die<br />

Preußhütte in Gedenken an seinen Weggefährten.<br />

Dass die Legende Piaz lebt, zeigt eine<br />

Tour durchs Val di Fassa im Herzen des Trentino.<br />

Von Helmut Luther<br />

»Il vuoto d’ Aria« taufte Cesare Pastore<br />

seine Erstbegehung unter<br />

den Vajolettürmen. Man könne<br />

das Wortspiel mit »die Leere<br />

nach Daria« übersetzen, erklärt<br />

der Bergführer auf dem Weg zum Einstieg.<br />

Zu dem Namen habe ihn sein damaliger Kletterpartner<br />

inspiriert, der gerade von seiner<br />

Freundin Daria verlassen worden war. »Er litt<br />

unter der Trennung, ich wollte ihm helfen.«<br />

Früh am Morgen ist die Gruppe über Pera<br />

im Val di Fassa in das Seitental Val di Vajolet<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Blickfang inmitten der<br />

Rosengartengruppe:<br />

die Vajolettürme, sechs an<br />

der Zahl (drei nördliche,<br />

drei südliche), fotografiert<br />

im weichen Abendlicht<br />

Eingebettet in Fels und Geröll: der Lago di Antermoia (2501 m)<br />

Sechs<br />

Fotos: Nicola Angeli<br />

inmitten der Dolomiten des Trentino gefahren.<br />

Vor dem Rifugio Gardeccia parkt Cesare<br />

seinen Wagen, nun folgt ein Fußmarsch,<br />

vorbei an der Rosengarten-Ostwand. Knorrige<br />

Zirbelkiefern verströmen ihren harzigen<br />

Geruch. Im Hintergrund sieht man die<br />

markanten Vajolettürme. In höher gelegenen<br />

Mulden glitzert noch der Schnee vom<br />

vergangenen Winter. Doch jetzt ist es warm,<br />

überall an den Felsen schießt Schmelzwasser<br />

herab, von der Weite sieht es aus wie<br />

Silberfäden. In der zweiten Seillänge geht es<br />

über einen faustbreiten Riss hinauf. Wo der<br />

Riss unter einer bauchigen Steilstufe endet,<br />

müsste man rechts um die Kante. Dort sollen<br />

gute Tritte und Griffe sein, sagt Cesare. Das<br />

Problem für seine Schützlinge: Sie sind nicht<br />

vollkommen schwindelfrei. Und hinter der<br />

Kante ist nur mehr Luft. Eine vorbeisegelnde<br />

Bergdohle zieht plötzlich ihre Flügel ein.<br />

Dabei erzeugt ihr Gefieder einen Pfeifton,<br />

der klingt, als würde ein Stein in die Tiefe<br />

sausen: ein unangenehmes Geräusch, weil<br />

es einen überlegen lässt, wie es wäre, selbst<br />

hinunter zu fallen. »Man kann ›Il vuoto d’<br />

Aria‹ auch mit ›Luftleere‹ übersetzen!«, brüllt<br />

Cesare oben am Standplatz. Vermutlich<br />

sieht er in diesem Moment sehr witzig aus.<br />

Gigantisches Amphitheater<br />

Dabei hat alles gut angefangen zwischen<br />

dem Bergführer Cesare Pastore und seinen<br />

Gästen am ersten Tag bei der Wanderung in<br />

das Val San Nicolò hinein. Wie fast überall<br />

in den Alpen ist auch das Seitental San Nicolò<br />

attraktiver als das zersiedelte und vom<br />

Durchzugsverkehr geplagte Haupttal. Vom<br />

Wildbach San Nicolò und von dunklem<br />

Wald flankiert, schlängelt sich eine schmale<br />

Teerstraße bergan. In diesen Tagen blühen<br />

hier die Fichten. Wenn der Wind in die Kronen<br />

fährt, wirbeln gelbe Staubfahnen durch<br />

die Luft, so dass die am Straßenrand geparkten<br />

Autos bald von einem klebrigen Film<br />

bedeckt sind. Weiter oben endet die asphaltierte<br />

Straße, das Tal weitet sich zu einem<br />

gigantischen steinernen Amphitheater. Wie<br />

ein dunkles Geäder überziehen Natursteinmauern<br />

die schräg ansteigenden Wiesen.<br />

Hineingetupft in das wogende Grün sind<br />

verwitterte Heustadel, vor denen Kühe<br />

weiden. Unter dem 2488 Meter hohen Col<br />

del Valcacin macht Pastore auf dunkle Felsadern<br />

im hellen Dolomit aufmerksam und<br />

erklärt, dass es sich dabei um Vulkangestein<br />

handle. »Für Geologen ist diese Gegend wie<br />

ein aufgeschlagenes Buch der Erdgeschichte.«<br />

Wenig später der Blick von oben in die<br />

»Via Ferrata I Magnifici Quattro« (»Die fantastischen<br />

Vier«) hinein: einen schwierigen,<br />

teilweise überhängenden Klettersteig, der<br />

vor wenigen Jahren zu Ehren von vier bei einem<br />

Einsatz von einer Lawine verschütteten<br />

Bergrettern erbaut worden war. »Die Bergwacht<br />

rückte aus, weil Eiskletterer von einer<br />

Tour am Sass Pordoi bis zum Abend nicht<br />

zurückgekehrt waren. Es war ein schwarzer<br />

Tag, am Ende waren sieben Menschen tot«,<br />

erzählt Pastore.<br />

Heute ist erst mal diese Kante zu überwinden.<br />

Die Finger ertasten ein paar Wulste<br />

und eine streichholzschachtelkleine Leiste.<br />

Becken raus, die Unterschenkel strecken,<br />

damit die Arme entlastet werden, rät Cesare,<br />

denn klettern sei vor allem Beinarbeit.<br />

Nach der Drei-Punkte-Regel, immer drei<br />

Gliedmaßen als Haltepunkte einsetzend,<br />

geht es in Zeitlupe voran. Nur nicht hinunterblicken!<br />

Sondern auf den nächsten Griff<br />

achten, den Bohrhaken fixieren, an welchem<br />

Cesare hängt.<br />

Bei ihm am Standplatz wird die Position gewechselt.<br />

Der Bergführer übernimmt erneut<br />

die Führung, sein Part ist der anspruchsvollere.<br />

Er muss die Route finden. Hinzu<br />

kommt das größere Risiko im Falle eines<br />

Sturzes. Dann ist der letzte Stand erreicht.<br />

Dort überspannt ein Fixseil einen tiefen<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85


Trollblumen-Idylle:<br />

der Langkofel vom<br />

Col Rodella aus<br />

Cesare Pastore mit<br />

seinen Schützlingen<br />

Spalt zwischen zwei Felszacken: Hinüber gelangt<br />

man mit über dem Seil verschränkten<br />

Füßen, während sich die Hände vorwärtshangeln.<br />

Dann geht es noch ein Stück durch<br />

Schrofengelände bis zu einer flachen Wiese<br />

mit einem großen Holzkreuz. Dahinter liegen<br />

die Vajolet- sowie die Preußhütte. Die<br />

Wanderer, die dort in der Sonne sitzen, starren<br />

auf die Karabiner und Seilschlingen an<br />

unseren Klettergurten.<br />

Der Fahrradtod des Klettergenies<br />

Cesare und der Wirt der Vajolethütte begrüßen<br />

sich wie alte Kumpel. Später schauen<br />

die beiden am Computer Bilder von einem<br />

jungen schottischen <strong>Bergsteiger</strong> an, der im<br />

vergangenen Winter zwei Monate mit dem<br />

Zelt in der Gegend gehaust und zahlreiche<br />

schwierige Routen durchstiegen haben soll.<br />

»Er bereitet sich auf eine Winterbesteigung<br />

KOMPAKT<br />

Das Val di Fassa auf einen Blick<br />

Anreise: Mit dem Auto von<br />

München über die Brennerautobahn<br />

nach Bozen, Ausfahrt<br />

Bozen Nord. Dann von Karneid<br />

durch das Eggental über den<br />

Karerpass ins Val di Fassa.<br />

Mit der Bahn: Die nächstgelegenen<br />

Bahnhöfe sind in<br />

Trento, Bozen und Auer, von<br />

dort tägliche Verbindungen mit<br />

dem Bus, Umsteigen in Vigo di<br />

Fassa. Die Fahrscheine können<br />

an den Fahrschaltern oder<br />

direkt im Bus gelöst werden.<br />

Karten: Kompass Wanderkarte<br />

1:25 000, Nr. 5716<br />

»Val di Fassa – Marmolada<br />

– Gruppo di Sella – Catinaccio/Rosengarten«;<br />

Tabacco<br />

1:25 000, Nr. 06 »Val di Fassa<br />

e Dolomiti Fassane«<br />

Führer: Franz Hauleitner<br />

»Dolomiten 4«, Bergverlag<br />

Rother, 6. Aufl age 2012<br />

Trekking: Das »Trekking<br />

delle Leggende« ist eine Weitwanderung<br />

in 20 Etappen,<br />

die das Val di Fassa, das Val<br />

di Fiemme und den Primiero<br />

verbinden. Der Weg führt<br />

entlang der schönsten Gipfel<br />

der Dolomiten.<br />

Event: Das Festival »I Suoni<br />

delle Dolomiti« – hochkarätige<br />

Interpreten spielen inmitten<br />

der Dolomiten des Trentino.<br />

(www.isuonidelledolomiti.it)<br />

Informationen: Azienda per<br />

il Turismo della Val di Fassa<br />

Tel. 00 39/04 62/60 95 00;<br />

www.fassa.com sowie<br />

visittrentino.it/trekking<br />

des K 2 vor, wo seine Mutter abstürzte«, erzählt<br />

der Wirt. Cesare Pastores Augen blitzen.<br />

Das Gespräch kommt auf Tita Piaz, ein<br />

Klettergenie aus Pozza, das hier um den Ersten<br />

Weltkrieg legendäre Routen eröffnete.<br />

Ein Schwarzweißfoto an der Stubenwand<br />

zeigt ihn als zerknitterten Alten in Lodenjoppe.<br />

Piaz bewirtschaftete lange die Vajolethütte.<br />

Weil es Streit gab, erbaute er wenige<br />

Meter entfernt eine neue Hütte, welche<br />

er nach seinem abgestürzten Kletterfreund<br />

Paul Preuß benannte.<br />

Zurück im Haupttal herrscht Trubel. Auf<br />

dem Teerstreifen entlang des Avisioflusses<br />

kurbeln schwer beladene Langstreckenradler,<br />

Omas führen ihre Enkel im Kinderwagen<br />

spazieren. An den Hängen rattern Mähmaschinen.<br />

Motorradkolonnen brettern<br />

Richtung Sellapass. »Wir bräuchten eine<br />

Umfahrungsstraße – im Hochsommer stehen<br />

die Autos hier manchmal Stoßstange an<br />

Stoßstange«, meint eine alte Frau auf dem<br />

Dorfplatz von Pera. Sie zeigt auch die Stelle<br />

an der nach ihm benannten Straße, wo Tita<br />

Piaz mit dem Fahrrad tödlich verunglückte:<br />

Er rutschte aus und prallte mit dem Kopf an<br />

einen Brunnen. Den Brunnen gibt es noch,<br />

dahinter spitzt die gotische Friedhofskirche<br />

in den Himmel. Piaz’ Grab schmückt merkwürdigerweise<br />

ein Porphyrquader und nicht<br />

Dolomit, jenes Gestein, an welchem der Kletterpionier,<br />

der auch Teufel der Dolomiten<br />

genannt wurde, so erfolgreich war.<br />

Das geklaute Hirschfleisch<br />

Das Quartier für diese Nacht bildet das Rifugio<br />

Fuciade hinter dem Passo San Pellegrino.<br />

Ringsum stehen in Gruppen Almhütten,<br />

nur zwei würden in den Sommermonaten<br />

noch von Hirten bewohnt, erzählt Sergio<br />

Rossi. Ein Onkel, der Priester war, habe das<br />

jetzige Rifugio nach dem Krieg für sich als<br />

Sommerfrische erbaut. Vor 30 Jahren verwandelte<br />

Sergio die Sommerfrische in ein<br />

Rifugio. »Die ersten Saisonen waren hart.<br />

Ich hoffte vergeblich auf Gäste«, sagt er. Als<br />

eines Tages endlich welche auftauchten, habe<br />

er ihnen Hirschfleisch angeboten. »Da es<br />

hier aber keinen Strom gab, musste ich das<br />

Fleisch zum Kühlen im Bach aufbewahren.<br />

Als ich es holen wollte, hatte es der Fuchs<br />

geschnappt – die Gäste lachten sich tot.«<br />

Heute ist Fuciade ein beliebtes Ausflugsziel.<br />

Ruhe kehrt erst ein, nachdem alle Tagesgäste<br />

weg sind. Wenn dann am Himmel die Sterne<br />

flackern und man nur den Bach rauschen<br />

hört, entfaltet der Ort seinen wahren Zauber.<br />

Dann ist Fuciade vielleicht der schönste Winkel<br />

im Val di Fassa. Was etwas heißen will in<br />

diesem an Schönheiten reichen Tal. ◀<br />

Fotos: Nicola Angeli (2), Helmut Luther, Ralf Brunel<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Heustadel im Val San<br />

Nicoló – heute oft<br />

Ferienhäuschen (li.)<br />

TOUREN<br />

Blick vom Sass<br />

Pordoi (2950 m) auf<br />

Piz Ciavazes (2828 m)<br />

in der Sellagruppe<br />

Wege mit Aussicht – die schönsten Touren im Val di Fassa<br />

Von leicht bis ambitioniert: sechs Wanderungen und Klettersteigtouren,<br />

vom Klassiker bis zum Geheimtipp, ausgesucht von Eugen E. Hüsler<br />

1 Bindelweg<br />

(Rifugio Vièl dal Pan, 2432 m)<br />

3 Friedrich-August-Weg<br />

(Mahlknechtjoch, 2187 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

150 Hm 480 Hm<br />

▶ leicht 5¼ Std.<br />

160 Hm 1130 Hm<br />

Charakter: Ein absoluter Wanderklassiker,<br />

am besten mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zu planen. Glanzvoll<br />

die Aussicht auf die Marmolada und<br />

ihren Gletscher. Für Trittsichere gibt’s<br />

zwischen der Baita Fredarola und<br />

dem Sas de Ciapel (2557 m) eine<br />

Variante am Kamm. Abstieg zum<br />

»Bindelweg« aus der Senke vor dem<br />

»Hutstein«<br />

Ausgangspunkt: Bergstation<br />

Col dei Rossi (2383 m) der von<br />

Canazei ausgehenden Gondelbahn.<br />

Erste Fahrt im Sommer startet<br />

um 8.30 Uhr.<br />

Einkehr: Rifugo Belvedere, Rifugio<br />

Fredarola, Rifugio Vièl dal Pan<br />

Route: Col dei Rossi – Rifi gio Belvedere<br />

(2335 m) – Rifugio Fredarola<br />

(2388 m) – »Bindelweg« – Lago di<br />

Fedaia (2056 m; Bus nach Canazei)<br />

2 Via ferrata Col Rodela<br />

(2484 m)<br />

▶ K 3 2¼ Std.<br />

320 Hm 320 Hm<br />

Charakter: Kurzer, aber abschnittweise<br />

recht luftiger Klettersteig, Ausstieg<br />

direkt zur Gipfelhütte. Großes<br />

Panorama vom Col Rodela<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

beim Sellajochhaus (2180 m);<br />

Linienbus von Canazei. Alternativ<br />

Anfahrt von Canazei mit der Rodella-<br />

Seilbahn (Bergstation 2387 m)<br />

Einkehr: Rifugio Valentini, Rifugio<br />

Salei, Rifugio Des Alpes, Rifugio Col<br />

Rodella<br />

Route: Sellajochhaus – Forcela<br />

Rodela (2318 m) – Bergstation<br />

Rodella-Seilbahn – Einstieg (ca.<br />

2370 m) – Klettersteig – Col Rodela<br />

– Forcela Rodela – Sellajochhaus<br />

Charakter: Einer der schönsten<br />

Höhenwege des Fassatals, kaum Steigungen<br />

bis ins Mahlknechtjoch, dafür<br />

jede Menge Aussicht. Kürzere Variante<br />

mit Abstieg von Rifugio Sasso Piatto<br />

zum Rifugio Micheluzzi (3¼ Std.)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der<br />

Rodella-Seilbahn (2387 m); Talstation<br />

Campitello<br />

Einkehr: Friedrich-August-Hütte,<br />

Rifugio Sandro Pertini, Rifugio Sasso<br />

Piatto, Rifugio Micheluzzi<br />

Route: Seilbahnstation Col Rodela –<br />

Forcela Rodela (2318 m) – »Friedrich-<br />

August-Weg« – Plattkofelhütte<br />

(2300 m) – Mahlknechtjoch – Val<br />

Duron – Rifugio Micheluzzi (1860 m) –<br />

Campitello di Fassa (1414 m)<br />

4 Santnerpass-Klettersteig<br />

(Santnerpass, 2745 m)<br />

▶ K 2 6 Std.<br />

1025 Hm 1025 Hm<br />

Charakter: Recht alpiner Anstieg<br />

mit zahlreichen (ungesicherten)<br />

leichten Kletterstellen (max. I–II) in<br />

glatt polierten Felsen. Helm wichtig,<br />

Klettersteigset für weniger Geübte.<br />

Tolle Landschaft, einmaliger Blick auf<br />

die Vajolettürme<br />

Ausgangspunkt: Gardeccia (1950 m)<br />

im Vajolettal. Anfahrt von Pera di Fassa<br />

(Liftstation) Ende Juni bis Anfang<br />

September per Shuttlebus; Infos über<br />

Tel. 00 39/3 35/6 45 47 55<br />

Einkehr: Santnerpasshütte, Gartlhütte,<br />

Preußhütte, Vajolethütte<br />

Route: Gardecia – Tschagerjoch (2630<br />

m) – Weggabelung oberhalb Rosengartenhütte<br />

(ca. 2400 m) – Santnerpass-<br />

Klettersteig – Santnerpass – Gartl<br />

– Vajolethütte (2243 m)<br />

– Gardeccia<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

5 Rotwand-Masarè-Klettersteig<br />

(Rotwand, 2806 m)<br />

▶ K 3 6¾ Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Recht langer, sehr<br />

abwechslungsreicher Klettersteig<br />

in schönster Dolomitenkulisse.<br />

Eine echte Genussroute, bestens,<br />

teilweise sogar übertrieben gesichert<br />

(Nordgrat der Rotwand). Teilbegehungen<br />

möglich; markierte Zwischenabstiege<br />

beiderseits des Fensterlturms.<br />

Wegen der Länge der gesicherten<br />

Route ist eine ordentliche Kondition<br />

wichtig.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der<br />

Funivia Catinaccio (Ciampediè);<br />

Talstation Vigo di Fassa<br />

Einkehr: Rotwandhütte/Rifugio Roda<br />

di Vaèl, Baita Pederiva<br />

Route: Ciampediè (Seilbahnstation,<br />

1980 m) – Vajolonpass (2560<br />

m) – Klettersteig – Rotwand – Punta<br />

Masarè (2585 m) – Rotwandhütte –<br />

Stalon de Vaèl (2028 m) – Ciampediè<br />

6 Alta via Bruno Federspiel<br />

(Spiz del Malinvern, 2630 m)<br />

▶ K 2 7¾ Std.<br />

1200 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Aussichtsreiche Überschreitung<br />

des Monzoni-Kamms,<br />

bestens gesichert (Drahtseile,<br />

Holzbrücken und -stufen, ein paar<br />

Eisenstifte). Nur bei trockenem Wetter<br />

ratsam (steile Grashänge). Beim<br />

»Sentiero Badia« handelt es sich um<br />

eine kleine originelle Klettersteig-Zugabe<br />

am Aufstieg zum Pas de le Sele.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei der<br />

Baita Monzoni (1792 m); Ende Juni<br />

bis Mitte September Shuttlebus ab<br />

Pozza di Fassa<br />

Einkehr: Rifugio Passo le Selle,<br />

Rifugio Vallaccia<br />

Route: Baita Monzoni – Forcela dal<br />

Piéf (2186 m) – »Via ferrata Badia«<br />

– Forcela del’Ort (2480 m) – Pas de<br />

le Sele (2528 m) – »Alta via Bruno<br />

Federspiel« – Costela (2491 m) –<br />

Rifugio Vallaccia (2275 m)<br />

– Baita Monzoni<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 87


BERG-BILDER<br />

Fotowettbewerb: Herbst in den Bergen<br />

Goldenes Licht<br />

Berge bieten eine schier unendlich große Vielfalt<br />

an Motiven. Die Kunst ist es, sie zu entdecken und<br />

richtig ins Bild zu setzen. Für den BERGSTEIGER<br />

verrät der renommierte Bergfotograf und Autor<br />

Heinz Zak exklusiv Tipps und Tricks.<br />

Motive liegen oft versteckt: Binsen im Ferchensee<br />

1<br />

Zeit lassen<br />

Heinz Zak: Bergfotograf,<br />

Extremkletterer, Autor<br />

Bunte Wälder, klare und ruhige<br />

Luft, weiß angezuckerte Berge<br />

und wunderbar tiefer Sonnenstand sind beste<br />

fotografi sche Voraussetzungen. Für viele ist<br />

der Herbst ihre liebste Jahreszeit. Bei stabilen<br />

Wetterlagen ist man gerne langsamer unterwegs<br />

und genießt intensiv die letzten wärmenden<br />

Strahlen der Sonne. Wenn ich bei meinen Fotokursen<br />

(www.heinzzak.com) in die Runde frage,<br />

warum die Teilnehmer denn dabei sind, lautet<br />

die Antwort immer wieder: Weil man endlich<br />

Zeit hat, sich fotografi sch mit einem Thema auseinandersetzen<br />

zu können. Somit sind wir beim<br />

ersten fotografi schen Tipp gelandet, der auch<br />

als Lebensweisheit gar nicht so schlecht ist:<br />

Bei der Suche nach Motiven braucht man Zeit<br />

ebenso wie beim Schwammerlsuchen – wer zu<br />

schnell durch die Gegend rennt, fi ndet viel weniger!<br />

Zeit lassen sollen wir uns unbedingt, wenn wir ein<br />

gutes Motiv erkannt haben. Einer der besonderen<br />

Reize der Fotografi e liegt für mich darin, dass ich<br />

mich intensiv mit einem Motiv auseinandersetzen<br />

kann. Die Kamera raus, ein paar »Klicks« und dann<br />

weiter, ist lange nicht so befriedigend wie das Motiv<br />

aus verschiedenen Blickwinkeln oder von ganz<br />

nahe zu betrachten, es zu umrunden: Eine Blume<br />

schaut anders aus, wenn ich mit der Makrolinse<br />

und meinen Augen nur wenige Zentimeter vor ihr<br />

liege. Die Zeit verändert auch die Empfi ndung für<br />

das Motiv: Wir können einen Baum besser »begreifen«,<br />

seine Form, sein Alter, wie er sich in die<br />

Landschaft einfügt. Einfacher zu verstehen ist die<br />

Wirkung der Zeit, wenn wir einen Berg im goldenen<br />

Abendlicht fotografi eren wollen und bereits mittags<br />

da sind: Zwischen »grauen Bergen« und »goldenen<br />

Bergen« liegen eben einige Stunden!<br />

Vordergrund macht Bild gesund 2<br />

Eine wundersam einfache Eselsbrücke!<br />

Versuchen Sie es einfach und Sie werden erstaunt<br />

sein, wie gut dieser Rat funktioniert. Etwas in den<br />

Vordergrund zu setzen hat einen ganz einfachen<br />

Effekt: Die zusätzliche Ebene bringt automatisch<br />

mehr Tiefe ins Bild. Das heißt aber nicht, dass dies<br />

ein Allheilmittel für alle Bilder ist. Etwas plump<br />

und klotzig ins Bild zu setzen, kann natürlich auch<br />

störend wirken. Wichtig ist, dass Sie über die<br />

Möglichkeit Bescheid wissen und dass Sie damit<br />

spielen können!<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13<br />

Ahornboden im Karwendel.


Wer nur alleine unterwegs ist, sieht nur seine<br />

eigenen Bilder und klopft sich schnell mal selbst<br />

zu früh auf die Schulter: »Super Bild!« Erst beim<br />

Unterwegssein in einer Gruppe von Fotografen sieht<br />

man die Vielfalt an Bildwiedergabemöglichkeiten.<br />

Natürlich bemüht man sich, selbst ein gutes Bild<br />

zu machen – und ist dann umso erstaunter, wenn<br />

jemand, der nur einen Meter daneben steht, einfach<br />

das bessere gemacht hat. »Spielen« heißt die<br />

Devise! Besonders interessant ist, dass wir uns oft<br />

zu schnell auf den Bildausschnitt festlegen. Zwingen<br />

Sie sich dazu, das gleiche Motiv mit verschiedenen<br />

Brennweiten festzuhalten. Wir sind oft zu fokussiert<br />

auf das für uns Spezielle im Bild und übersehen<br />

dabei, dass das Bild auch ganz was anderes kann.<br />

Abendstimmung am Lago Nero, Adamello, mit Blick auf die Brenta<br />

»Spielen« mit dem Bildaufbau 3<br />

4<br />

Drei Zinnen mit drei Fotografen<br />

Eine Geschichte erzählen<br />

Ein sicheres Merkmal für ein gutes Bild:<br />

Wenn wir Lust haben, förmlich in das Bild hineinzugehen.<br />

Bilder, die uns zum »Hineinwandern« einladen,<br />

haben in der Regel einen guten Bildaufbau.<br />

Wir werden nicht abgestoßen von Dingen, die nicht<br />

zum Bild passen oder falsch ins Bild gesetzt sind.<br />

Wobei: Bei der Aussage »falsch« können wir uns<br />

sehr schnell selbst in den Finger schneiden! Wirklich<br />

gute Bilder widersprechen oftmals jeglicher<br />

Regel – und sind gerade deshalb so gut!<br />

Bei schönen »Sonnensternen« in Bildern<br />

denken viele Betrachter sofort an den Einsatz<br />

eines Filters. Dem ist aber nicht so: Ein Stern-Filter<br />

macht nur einen unschönen, viel zu ebenmäßigen<br />

und daher sehr künstlich wirkenden Stern. Für<br />

einen wirklich guten Stern brauchen wir ein starkes<br />

Weitwinkel – am besten eine Festbrennweite – oder<br />

sogar ein Fischauge. Wir schließen den Blendenring<br />

auf eine kleine Öffnung (Blende 16 oder 22).<br />

Wichtig ist, an welchem Punkt im Bild die Sonne<br />

platziert wird. Dazu müssen wir mit dem jeweiligen<br />

Objektiv einige Testbilder machen – an unterschiedlichen<br />

Stellen im Bild sieht der Stern anders aus<br />

und erzeugt auch mehr oder weniger Refl exe.<br />

Mehr Tipps und Bildbeispiele gibt’s beim nächsten<br />

Fotowettbewerb zum Thema »Winter« in der<br />

Dezember-Ausgabe des BERGSTEIGER!<br />

Am Gipfel der Großen Ochsenwand in den Kalkkögeln<br />

5 Sonnenstern<br />

Fotowettbewerb: »Herbst in den Bergen«<br />

Schicken Schicken Sie uns Ihre besten Herbstbilder! Der Hauptgewinn ist ein Daunenschlafsack »Glacier 500« im Wert von 350 Euro,<br />

der zweiter Preis eine Slackline («Chill«) im Wert von 80 Euro (beide von Mountain Equipment). Die Plätze 3 bis 10 erhalten jeweils das<br />

Bruckmann-Buch »Die schönsten Wanderhütten der Alpen«. Teilnehmen kann jeder Hobbyfotograf. Bis zu drei Bilder dürfen digital zunächst<br />

in niedriger Aufl ösung an bergsteiger@bruckmann.de eingesandt werden. Wir veröffentlichen die zehn besten Bilder mit Kurzbesprechungen<br />

von Heinz Zak. Bild-Collagen werden nicht bewertet. Einsendeschluss: 31. 10. 2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


KAUFBERATUNG: Trekkingstöcke<br />

Gerade bei unwegsamen<br />

Passagen<br />

sind Stöcke hilfreich.<br />

Kompakt<br />

verpackt<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


So hilfreich Trekkingstöcke beim Abstieg auch sein mögen – am Klettersteig<br />

oder bei Klettereinlagen gehen sie im Weg um. Es sei denn, es handelt sich<br />

um Stöcke mit Minipackmaß, denn die lassen sich so klein zusammenfalten,<br />

dass sie komplett in den Rucksack passen. Von Christian Schneeweiß<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

Auszieh-Längen und Verstellsysteme<br />

Faltstöcke können sich nicht unbeabsichtigt<br />

zusammenschieben – außer am obersten<br />

Segment, das meist verstellbar ist, zumindest<br />

als Variante. Ihre Längen sollten<br />

mindestens 110 bis 130 Zentimeter betragen<br />

(Leki). Für Mini-Teleskopstöcke gibt es<br />

bei Verwendung de facto keine Längenuntergrenze,<br />

konstruktionsbedingt aber relativ<br />

knappe Obergrenzen (Mini-Vierteiler<br />

Exped 130 cm, Mini-Dreiteiler Fizan 132<br />

cm). 120 Zentimeter Maximal- oder Fixlänge<br />

(Variante Exped bzw. Black Diamond) mit<br />

noch kleinerem Packmaß ist nicht für größere<br />

Personen geeignet.<br />

Während bei Mini-Teleskopstöcken noch<br />

die verschleißanfälligere Drehverstellung<br />

mit interner Spreizdübelfixierung vor-<br />

Trekkingstöcke gehören längst<br />

zur Standardausstattung von<br />

<strong>Bergsteiger</strong>n. Optimal eingesetzt,<br />

entlasten sie im Abstieg die Beingelenke<br />

und im Aufstieg die Muskulatur.<br />

Zudem helfen sie, in ausgesetzten<br />

Passagen die Balance zu halten. Beim Klettersteiggehen,<br />

Alpinbergsteigen oder Klettern<br />

mit kompletter Ausrüstung sind die<br />

Stöcke allerdings ziemlich lästig: außen am<br />

Rucksack fixiert, können sie sich in steilen<br />

Passagen im Drahtseil oder Fels verhängen.<br />

Der Transport: Packmaß und Gewicht<br />

Dieses Problem existiert bei auf unter 60<br />

Zentimeter (Kohla und Fizan 58 cm) zusammenschiebbaren<br />

oder neuerdings bis<br />

unter 40 Zentimeter faltbaren (Leki und<br />

Gipron 38 cm!) Stöcken mit Minipackmaß<br />

nicht mehr. Sie lassen sich vollständig in<br />

Bergrucksäcke (ab ca. 30 l) bzw. kleinere<br />

Tages-Wanderrucksäcke versenken oder<br />

rückenlängengleich außen befestigen, sodass<br />

sie am Klettersteig oder beim Klettern<br />

nicht behindern. Die neuen (von Komperdell<br />

eingeführten) Faltstöcke sind keineswegs<br />

besonders leicht (mit Trekkingtellern<br />

meist um 500 g/Paar). Komperdell bietet<br />

aber bereits Karbon-Ultraleichtmodelle an<br />

(Expedition, Ultralight ca. 400 g!), während<br />

ultraleichte Alu-Teleskopstöcke deutlich<br />

unter 400 Gramm wiegen können (Fizan<br />

340 g!), aber etwas weniger stabil sind.<br />

Kleines Manko: Zerlegte Faltstöcke brauchen<br />

mehr Platz als zusammengeschobene<br />

Teleskopstöcke.<br />

Verbindung und Fixierung der Segmente<br />

Alle vorgestellten Trekkingstöcke mit Minipackmaß<br />

bestehen aus drei oder vier Segmenten.<br />

Je mehr Segmente ein Stock besitzt,<br />

desto kürzer sein Packmaß, aber desto<br />

weniger robust ist er im Einsatz. Während<br />

klassische Trekkingstöcke teleskopartig auf<br />

die gewünschte Länge ausgezogen werden,<br />

funktionieren zerlegbare Faltstöcke wie<br />

Zeltstangen, d. h. die Segmente sind mit einem<br />

Seil miteinander verbundenen (meist<br />

3 + Verstellsegment), lassen sich in einem<br />

Zug zusammensetzen und mit Arretierknopf<br />

auch fixieren (Black Diamond und Leki;<br />

nicht Gipron; auch Teleskopstock Exped).<br />

Achtung: Bei Komperdell muss jedes Segment<br />

mit einer Drehung fixiert werden!<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 91


EXPERTEN-TIPP<br />

»Ein steifer Stock<br />

ermöglicht eine<br />

bessere Übertragung<br />

der Kraft – vor allem<br />

beim Bergaufgehen.«<br />

Bei leichten Passagen sind Stöcke in der Hand gut aufgehoben. Am Fels ist das keine gute Idee.<br />

Thomas Roiser ist Geschäftsführer<br />

von Komperdell<br />

Tipp 1 Dreiteilige Teleskopstöcke haben<br />

deshalb ein relativ großes Packmaß, weil man<br />

die einzelnen Segmente ineinander schiebt.<br />

Hierbei geht Packmaß verloren. Deshalb haben<br />

wir vierteilig faltbare Stöcke entwickelt.<br />

Tipp 2 Für die Stabilität von Faltstöcken<br />

ist das Material besonders wichtig. Komperdell<br />

verwendet ausschließlich Karbon. Dieses<br />

wird von uns selbst entwickelt und hergestellt,<br />

damit wir eine gute Steifi gkeit erreichen.<br />

Zudem haben wir eine spezielle Segmentverbindung<br />

konstruiert: Wir wollten kein Produkt<br />

machen, das einem Zeltgestänge ähnelt.<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Andreas Strauß (5), privat<br />

herrscht (leichter und kleiner; nur Kohla<br />

mit Härte-Einstellung), haben sich bei den<br />

Faltstöcken mit variabler Länge die externen<br />

Klemmverstellungen mit Daumenverschluss<br />

und Härteeinstellung durchgesetzt<br />

(ursprünglich entwickelt von Gipron<br />

für Black Diamond). Segmente mit dieser<br />

Fixierung können beim Verstellen herausrutschen<br />

und sollten daher nicht (wie bei<br />

interner Fixierung möglich) beim Gehen<br />

verstellt werden (außer Leki).<br />

Technik im Detail: Spitzen und Teller<br />

Trekkingstöcke besitzen einen Aufsatz<br />

(Gipron ohne), an dem ein flexibler Kunststoffschaft<br />

mit Stockteller und Hartmetallspitze<br />

befestigt sind. Letztere besteht in der<br />

Regel aus dem Metall Wolfram mit Karbidkrone,<br />

wobei die Ring- oder Blütenform<br />

am effektivsten ist (v. a. Leki bzw. Exped).<br />

Gummi-Aufsätze statt der Schutzkappen<br />

eignen sich für das Gehen auf Teerstra-<br />

ßen (Fizan, Gipron und Black Diamond). Der<br />

Schaft sollte sich bei starker Querbelastung<br />

(z. B. in Felsritze) verbiegen. Ansonsten<br />

besteht die Gefahr, dass der Stock verbiegt<br />

(wenn aus Alu) oder bricht (Karbon).<br />

Um den Teller effizient einsetzen zu können,<br />

sollte der Schaft im Sommer kürzer<br />

sein, im Winter länger (bei Kohla und Exped<br />

wechselbar).<br />

Der nicht zu kleine Trekkingteller sollte<br />

eine Kerbe besitzen, damit man die Stöcke<br />

dort aneinanderhaken kann (Exped, Kohla,<br />

Quechua). Besonders praktisch gelöst ist dies<br />

bei Black Diamond: Der Teller besitzt Doppelkerben,<br />

in die man im zusammengeklappten<br />

Zustand beide Segmente stecken<br />

kann. Bei Komperdell ist der Teller beweglich<br />

gelagert, um sich einem Hang anzupassen.<br />

Die meisten Trekkingteller lassen sich an<br />

den Teller-Rasten gegen größere Winterteller<br />

austauschen (Black Diamond, Exped und<br />

Quechua leichtgängigere Gewinde).<br />

Tipp 3 Grundsätzlich ist das, was man<br />

sucht, ein stabiler Stock! Ein steifer Stock hat<br />

eine bessere Kraftübertragung besonders<br />

beim bergauf gehen. Ein Problem bei steiferen<br />

Stöcken kann sein, dass es zu mehr<br />

Vibrationen kommt. Bei einer guten Konstruktion<br />

kommen keine Vibrationen vor. Um einen<br />

steifen Stock zu erhalten wählt man am<br />

besten Karbon. Würde man mit Aluminium die<br />

gleiche Steifi gkeit haben wollen, wäre der<br />

Stock zu schwer.<br />

Tipp 4 Am ehesten kann ein Stock – egal<br />

welcher Art – bei einem Sturz brechen, wenn<br />

man mit dem ganzen Gewicht auf ihn fällt,<br />

oder wenn der Stock aus Versehen zwischen<br />

zwei Felsen verkeilt wird.<br />

Hergezeigt: Faltstock nach dem Prinzip<br />

Zeltstange + Spreizdübel mit Gummizug und<br />

einer Fixierungsdrehung (Komperdell, oben)<br />

bzw. dem Prinzip Lawinensonde mit Leine +<br />

Fixierung an einem Arretierknopf (Leki)<br />

Längenanpasser: Für verstellbare Faltstöcke<br />

werden externe Klemmmechanismen mit<br />

Daumenfixierung verwendet (Flic Lock von<br />

Gipron, oben), für Mini-Teleskopstöcke interne<br />

Drehfixierungen (ultraleichter Fizan).<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


So bewertet der BERGSTEIGER<br />

KONSTRUKTION<br />

Die kürzesten und die längsten<br />

markierten Stocklängen wurden<br />

nachgemessen und waren in<br />

etwa korrekt (Komperdell Vario 3,<br />

Ultralite weitere Spanne). Am kürzesten<br />

ließen sich Leki und Gipron<br />

zusammenfalten (38 cm!) sowie<br />

Fizan und Exped zusammenschieben<br />

(3-teilig 58 cm bzw. 4-teilig<br />

52 cm). Besonders kraftsparend<br />

waren Stöcke, die beim Gehen fast<br />

automatisch wie Pendel vorschwangen<br />

(v. a. Kohla und Komperdell<br />

Expedition)<br />

Die Längenverstellung mit<br />

Bewertung von Verstellsystem und<br />

Längenvarianz war durchwegs<br />

unproblematisch (außer Gipron<br />

mit fi eseligen Arretierknöpfen): Bei<br />

Faltstöcken mit externer Verstellung<br />

schnell und sicher, bei Vierfach-<br />

Teleskopstöcken langwieriger (v. a.<br />

Leki). Die meisten Stöcke waren<br />

ausgezogen für Größere im Abstieg<br />

etwas kurz (außer Kohla). Gipron<br />

war auch für Kleinere geeignet,<br />

Komperdell Ultralite v. a. für<br />

Größere bis Große. Für fast jede<br />

Körpergröße optimal variabel war<br />

Komperdell Approach als Vario 3<br />

(103–139 cm).<br />

Bei der Segmentefixierung<br />

wurde bewertet, wie zuverlässig das<br />

Fixierungssystem ist, oder ob es<br />

unbeabsichtigt zusammenrutschen<br />

kann. Im Neuzustand hielten alle<br />

Fixierungen bei starker senkrechter<br />

Belastung, bei reinen Feststellstöcken<br />

100-prozentig. Fixierungen<br />

von Faltstöcken mit Arretierknopf<br />

(auch Exped) waren schnell<br />

und zuverlässig (Komperdell mit<br />

Drehfi xierung etwas weniger; Gipron<br />

fi eselig). Externe Verstellungen<br />

waren konstruktionsbedingt leichter<br />

zu bedienen als interne, deren<br />

Anfälligkeit außerdem langfristig<br />

höher ist. Aussagen zum Verschleiß<br />

der Faltmechanismen sind nach<br />

dem Test nicht möglich.<br />

Die Hartschaumstoffgriffe aller<br />

vorgestellten Stockmodelle boten<br />

ein angenehmes Greifgefühl (am<br />

besten Komperdell für Größere).<br />

Ausgeprägtere Formen ließen sich<br />

besser halten als glattere (v. a. Leki<br />

bzw. Komperdell). Der Komfort der<br />

Handschlaufen reichte dagegen<br />

von hervorragend (Black Diamond,<br />

Komperdell und Exped) bis angenehm,<br />

aber bei Wärme schweißig<br />

(Fizan und Kohla).<br />

Obwohl die Schlaufenverstellungen<br />

im Prinzip alle gleich funktionierten<br />

(außer hakelige Riemenverstellung<br />

von Black Diamond), gab<br />

es Qualitätsunterschiede im Detail.<br />

Bei Quechua, Fizan und Komperdell<br />

kann der Standard-Zugkeil blockieren<br />

oder sich auf Tour schleichend<br />

verlängern. Bei Leki ist die Verstellung<br />

absolut zuverlässig.<br />

Die Steifigkeit des Gesamtstocks<br />

bei 120 cm Länge wurde durch<br />

ruckartige Belastung von oben<br />

mit leichter seitlicher Abweichung<br />

Nur 38 Zentimeter misst dieser<br />

Faltstock (Gipron) zusammengelegt<br />

und lässt sich außen oder<br />

im Minirucksack verstauen, ohne<br />

dass sich die Spitze an Drahtseil<br />

oder Fels verhaken könnte.<br />

Dafür nimmt er den Platz von<br />

zwei Teleskopstöcken ein.<br />

geprüft. Sie hat nur bedingt etwas<br />

mit dem Risiko eines Stockbruchs<br />

zu tun, der besonders bei abrupter<br />

hoher Seitenbelastung vorkommt.<br />

Besonders steif und somit exakt zu<br />

setzen und für kleinere bis mittlere<br />

Personen auch skitourentauglich<br />

waren Black Diamond und Gipron,<br />

besonders fl exibel und somit<br />

stoßdämpfend für Wanderer Fizan,<br />

Kohla und Leki Carbon 4.<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Bergwandern (nur bei An-/Abreise<br />

verstaut): Der Stock sollte<br />

möglichst komfortabel sein, kann<br />

ruhig mehr wiegen und muss<br />

weder robust noch besonders kurz<br />

verpackbar sein (um 60 cm reicht).<br />

Federung im Abstieg idealerweise<br />

über höhere Flexibilität.<br />

Alle Faltstöcke funktionieren<br />

nach dem Zeltstangenprinzip.<br />

Komperdell fixiert mit interner<br />

Drehklemme, die übrigen Hersteller<br />

mit Arretierknopf (wie Lawinensonde).<br />

Der Fixlängenstock<br />

lässt sich in einem Zug zusammenstecken<br />

(Black Diamond).<br />

Bike&Hike (teils verstaut): Der<br />

möglichst leichte Stock kann aus<br />

dem oder am Rucksack etwas oben<br />

heraus stehen (Bike) und sollte<br />

ansonsten die Eigenschaften des<br />

bevorzugten Einsatzes besitzen.<br />

Alpin/Hochtour (teils verstaut):<br />

Der Stock sollte relativ leicht, kurz<br />

verpackbar und doch robust sein,<br />

sich nicht oder kaum unbeabsichtigt<br />

zusammenschieben können<br />

und eine Greifmanschette besitzen.<br />

Steifes Material erlaubt exakte<br />

Handhabung.<br />

Klettersteig/Klettern: Der leichte<br />

Stock sollte zusammengefaltet<br />

auch in einen kleinen Tagesrucksack<br />

passen (ca. 50 bis unter 40<br />

cm) und zusammengesetzt für den<br />

Abstieg zuverlässig sein (relativ<br />

steif, kaum unbeabsichtigtes<br />

Zusammenschieben).<br />

Stauraum: Faltstöcke sind zwar kurz,<br />

bestehen aber aus drei bis vier Einzelteilen.<br />

Das Packproblem, das sich daraus ergibt,<br />

löst Leki durch einen Beutel für beide Stöcke,<br />

der sich auch am Rucksack fixieren lässt.<br />

Sicher fixiert: Die Schlaufenverstellung<br />

erfolgt in Europa über einen offenen Zugkeil,<br />

der aber herausrutschen kann (Komperdell,<br />

li.). Sicherer ist die Verstellung nach Anheben<br />

einer Fixierungskappe (Quechua).<br />

Qual der Wahl: Die Stöcke mit den griffigsten<br />

Manschetten haben einen glatten Griff mit<br />

gerundetem Stützknauf (Kohla, oben) bzw.<br />

einen ergonomischen (auch ohne Handschlaufe)<br />

mit unergonomischem Knauf (Exped).<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93


KAUFBERATUNG : Trekkingstöcke mit Minipackmaß<br />

TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

Black Diamond<br />

Ultra Mount. Carbon<br />

Exped<br />

Explorer 130<br />

Fizan<br />

Compact<br />

Gipron<br />

Micro FL<br />

Kohla<br />

4.one<br />

Komperdell Carbon<br />

Approach Vario3<br />

Vertrieb, Info 00 41/61/5 64 33 33,<br />

www.blackdiamondequipment.com<br />

00 41/44/4 97 10 10,<br />

www.exped.com<br />

0 88 21/9 32 30,<br />

www.fi zan.it<br />

0 89/75 07 94 01,<br />

www.gipron.it<br />

00 43/5 12/33 51 00,<br />

www.kohla.at<br />

00 43/62 32/4 20 10,<br />

www.komperdell.com<br />

Preis in Euro 149,- 114,95 69,95 89,- 90,- 99,95<br />

Gewicht/Paar 500 g 445 g 340 g 520 g 490 g 465 g<br />

Längen /<br />

Segmente<br />

41 bzw. 120 cm<br />

(auch 110, 130) / 3,5<br />

52 bzw. 105–130,5 / 4 58–132 cm / 3 38 bzw. 106–131 cm<br />

/ 4<br />

57,5–136 cm / 4 55,5 bzw. 102,5–138,5<br />

cm / 3<br />

Fixierung und<br />

Verstellung<br />

Faltstock mit Arretierknopf<br />

und ohne<br />

Verstellung<br />

Arretierknöpfe + interne<br />

Spreizklemme mit Drehverstellung<br />

Teleskopstock mit interner<br />

Spreizklemme und<br />

Drehverstellung<br />

Faltstock mit 2 Arretierknöpfen<br />

+ externer<br />

Daumen-Verstellklemme<br />

Teleskopstock mit internem<br />

Doppel-Klemmkonus<br />

und Drehverstellung<br />

Faltstock mit Drehfi xierung<br />

+ externer Daumen-<br />

Verstellklemme<br />

Material Gehärtetes Aluminium Gehärtetes Aluminium Alu-Speziallegierung Gehärtetes Aluminium Gehärtetes Aluminium Karbon<br />

Spitzen<br />

Lang; Flex mit Wolfram/<br />

Karbid-Ringkrone/Gummi<br />

Kurz; mit Wolfram/<br />

Karbid-Blütenkrone<br />

Kurz; mit Wolfram/Karbid-Ringkrone/Gummi<br />

Kurz; Metall mit Wolfram/<br />

Karbid-Bohrkrone/Gummi<br />

Kurz; Flex mit Wolfram/<br />

Karbid-Bohrkrone<br />

Lang; Flex mit Wolfram/<br />

Karbid-Bohrkrone<br />

Stockteller<br />

Wechselgewinde Trekking/Winter<br />

Wechselgewinde Trekking/Winter<br />

Trekking gezahnt,<br />

Wechselraste<br />

Trekking gezahnt,<br />

Wechselraste<br />

Wechselraste Trekking/<br />

Winter<br />

Hang-anpassender<br />

Trekkingteller<br />

Griffe<br />

Hartschaum mit Stützknauf<br />

+ Kurz-Manschette<br />

Hartschaum mit<br />

mäßigem Stützknauf +<br />

Profi l-Manschette<br />

Hartschaum mit gerundetem<br />

Stützknauf<br />

Hartschaum mit Kork-<br />

Stützknauf + simpler<br />

Manschette<br />

Hartschaum mit rundem<br />

Stützknauf + Profi l-<br />

Manschette<br />

Hartschaum breit mit<br />

weichem Stützknauf<br />

Handschlaufen<br />

Riemenverstellung / Futter:<br />

Airmesh, kuschelig<br />

Interner Zugkeil<br />

Zugkeil / Futter:<br />

Neoprenpolster<br />

Interner Zugkeil / Futter:<br />

Schaumpolster<br />

Interner Zugkeil / Futter:<br />

breit mit Neopren<br />

Zugkeil / Futter: breit mit<br />

absorbierendem Stoff<br />

Verstauung<br />

Doppelte Tellerfi xierungen;<br />

in alle Rucksäcke<br />

Doppelclip + Kerben; in<br />

Tagesrucksäcke<br />

Doppelclip; in längere<br />

Rucksäcke (um 30 l)<br />

Gummibänder; auch in<br />

Winz-Rucksäcke<br />

Doppelclip + Tellerfi xierung;<br />

längere Rucksäcke<br />

2 Doppelclips oder Handschlaufe;<br />

Tages-Rucksäcke<br />

Extras<br />

Krone wechselbar gegen<br />

Gummi, Anleitung; als FL<br />

40 bzw. bis 125 cm<br />

Spitzen wechselbar,<br />

Refl ektoren, Anleitung; 49<br />

bzw. bis 120 cm<br />

Ganz abgespeckt, Kurzanleitung,<br />

als Compact 4<br />

50 bzw. bis 125 cm<br />

Klemmung einstellbar,<br />

Kurzanleitung<br />

Klemmung einstellbar,<br />

Teller und Spitze wechselbar<br />

3 Jahre Reparaturgarantie;<br />

als Vario 4 41 bzw. bis<br />

126 cm<br />

BEWERTUNGEN<br />

Greifgefühl ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Einstellung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Verstell-Länge – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Fixierung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Steifigkeit ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Steifer Fixlängenstock.<br />

Geniale Verstauung, in<br />

dieser Länge für 172–<br />

182 cm Körpergröße,<br />

setzt sich fast von<br />

selbst zusammen,<br />

gutes Pendeln, auch<br />

für Winter, kann nicht<br />

zusammenrutschen<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Kompaktester Teleskopstock.<br />

Auch für<br />

Winter, griffi ger Griff,<br />

eher für kleinere Hände,<br />

Bedienung Arretierknöpfe<br />

+ Schlaufeneinstellung<br />

leichtgängig, griffi ge<br />

Manschette, kann kaum<br />

zusammenrutschen<br />

Leichtester Trekkingstock.<br />

Günstig, elastisch, ohne<br />

Extras, für Dreiteiler<br />

sehr kurz verpackbar,<br />

Schlaufen bequem, aber<br />

evtl. schweißig, Griff<br />

etwas rutschig, kann<br />

zusammenrutschen,<br />

weniger robust<br />

Günstigster Faltstock.<br />

Extrem klein, sehr steif,<br />

auch für Winter, griffi ger<br />

Griff, gutes Pendeln,<br />

kann nur an Verstellung<br />

zusammenrutschen,<br />

Arretierknöpfe mühsam<br />

zu schließen/öffnen<br />

(Abwertung)<br />

Durchdachter Teleskopstock.<br />

Auch für Winter<br />

(nicht Skitour), sehr<br />

elastisch, super Pendeln,<br />

griffi ge Manschette,<br />

interne Verstellung<br />

einstellbar, Schlaufen<br />

sehr exakt, aber etwas<br />

schweißig/schwergängig<br />

Günstiger Faltstock für<br />

fast jede Körpergröße.<br />

Top Komfortgriff, 2-teilig<br />

verstaubar (auseinandergenommen<br />

53 cm), als<br />

Faltstock relativ stabil (nur<br />

3 Teile), Griff für Kleine zu<br />

dick, kann nur an Verstellung<br />

zusammenrutschen<br />

Wandern ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Bike&Hike ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Alpin ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Klettersteig ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


TIPP<br />

Allround<br />

TIPP<br />

Packmaß<br />

Komperdell Carbon<br />

Expedition Solid 4<br />

Komperdell Carbon<br />

Ultralite Vario 4<br />

Leki<br />

Micro Vario Titanium<br />

Leki<br />

Micro Vario Carbon<br />

Leki<br />

Carbon 4<br />

Quechua<br />

Forclaz 500 Light<br />

00 43/62 32/4 20 10,<br />

www.komperdell.com<br />

00 43/62 32/4 20 10,<br />

www.komperdell.com<br />

0 70 21/9 40 00,<br />

www.leki.de<br />

0 70 21/9 40 00,<br />

www.leki.de<br />

0 70 21/9 40 00,<br />

www.leki.de<br />

0 71 53/5 75 99 00,<br />

www.decathlon.de<br />

139,95 189,95 129,95 149,95 149,95 45,80<br />

400 g 390 g 560 g 480 g 445 g 450 g<br />

40 bzw. 130 cm / 4<br />

(110–135 in 5er-Folge)<br />

46 bzw. 118–145 cm / 4 37,5 bzw. 110–129 cm / 4 37,5 bzw. 110–129 cm / 4 55,5–130 cm / 4 57–125 cm / 3<br />

Faltstock mit Drehfi xierung<br />

und ohne Verstellung<br />

Faltstock mit Drehfi xierung<br />

und externer Daumen-<br />

Verstellklemme<br />

Faltstock mit Arretierknopf<br />

+ externer Daumen-Verstellklemme<br />

Faltstock mit Arretierknopf<br />

+ externer Daumen-Verstellklemme<br />

Teleskopstock mit interner<br />

Spreizklemme und Drehverstellung<br />

Teleskopstock mit interner<br />

Spreizklemme und Drehverstellung<br />

Karbon, unten Alu Karbon Gehärtetes Aluminium Karbon Karbon Gehärtetes Aluminium<br />

Lang; Flex mit Wolfram/<br />

Karbid-Bohrkrone<br />

Lang; Flex mit Wolfram/<br />

Karbid-Bohrkrone<br />

Flex mit Wolfram/Karbid-<br />

Ringkrone<br />

Flex mit Wolfram/Karbid-<br />

Ringkrone<br />

Flex mit Wolfram/Karbid-<br />

Ringkrone<br />

Flex kurz mit Stahl/Karbid-<br />

Ringkrone<br />

Hang-anpassender<br />

Trekkingteller<br />

Hang-anpassender<br />

Trekkingteller<br />

Einfacher Trekkingteller klein Einfacher Trekkingteller klein Einfacher Trekkingteller klein Wechselgewinde Trekking/<br />

Winter<br />

Hartschaum breit mit<br />

weichem Stützknauf<br />

Hartschaum breit mit<br />

weichem Stützknauf + Kurz-<br />

Manschette<br />

Hartschaum mit Allround-<br />

Knauf + Profi l-Manschette<br />

Hartschaum mit Allround-<br />

Knauf + Profi l-Manschette<br />

Hartschaum mit Allround-<br />

Knauf + Profi l-Manschette<br />

Hartschaum mit Stützknauf<br />

Zugkeil / Futter: breit mit<br />

absorbierendem Stoff<br />

Zugkeil / Futter: breit mit<br />

absorbierendem Stoff<br />

Öffnung mit zuverlässigem<br />

Keil / Trikotfutter<br />

Öffnung mit zuverlässigem<br />

Keil / Trikotfutter<br />

Öffnung mit zuverlässigem<br />

Keil / Trikotfutter<br />

Öffnung mit zuverlässigem<br />

Keil / Trikotfutter<br />

2 Doppelclips;<br />

alle Rucksäcke<br />

2 Doppelclips; kleinere<br />

Tages-Rucksäcke<br />

Beide lose im Packbeutel;<br />

auch in Winz-Rucksäcke<br />

Beide lose im Packbeutel;<br />

auch in Winz-Rucksäcke<br />

Doppelclip oder Beutel; in<br />

Tagesrucksäcke<br />

Nur Tellerfi xierung; in längere<br />

Rucksäcke<br />

3 Jahre Reparaturgarantie,<br />

als Vario 4 46 bzw. bis<br />

145 cm<br />

Klemmung einstellbar, 3<br />

Jahre Reparaturgarantie,<br />

Kurzmanschette<br />

Sicherheitsschlaufen,<br />

Klemmung einstellbar, top<br />

Anleitung<br />

Sicherheitsschlaufen,<br />

Klemmung einstellbar, top<br />

Anleitung<br />

Sicherheitsschlaufen,<br />

stärkste interne Fixierung,<br />

top Anleitung<br />

Erhältlich nur über www.<br />

decathlon.de, Kurzanleitung<br />

Schlaufenverstellung<br />

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– ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

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Ultraleichter Fixlängenstock.<br />

Top Komfortgriff dick, relativ<br />

robust (Schlagschutz), setzt<br />

sich fast von selbst zusammen,<br />

super Pendeln, kann<br />

nicht zusammenrutschen,<br />

Festgrößen für fast alle,<br />

schlecht verstaubar<br />

Ultraleichter Faltstock. Auch<br />

für Nordic Walking, steif, top<br />

Komfortgriff dick, ideal für<br />

größere Personen/sportliches<br />

Gehen, bei Tiefergreifen 7<br />

cm kürzer, kann nur an Verstellung<br />

zusammenrutschen,<br />

anfällig für Querlast<br />

Robuster, kürzester Faltstock.<br />

Extrem klein, sehr<br />

robust, gleichzeitig relativ<br />

elastisch, auch für Winter,<br />

Griff sehr griffi g + top Knauf,<br />

kann an Verstellsegment<br />

kaum zusammenrutschen,<br />

relativ schwer<br />

Steifer, kürzester Faltstock.<br />

Extrem klein, ziemlich<br />

steif, auch für Winter, Griff<br />

sehr griffi g + top Knauf,<br />

kann an Verstellsegment<br />

kaum zusammenrutschen,<br />

Schlaufe kann auf längerer<br />

Tour kratzen<br />

Leichter Vierfach-Teleskopstock.<br />

Sehr fl exibel, Griff<br />

sehr griffi g + top Knauf,<br />

kann kaum zusammenrutschen,<br />

interne Fixierung<br />

sehr sicher, aber beim Verstellen<br />

viel zu drehen (inkl.<br />

Zwischenwiderstand)<br />

Super günstiger Teleskopstock.<br />

Bequem, griffi ger<br />

Griff dick, Schlaufen sicher<br />

einstellbar, aber etwas<br />

schwergängig, relativ steif,<br />

kann zusammenrutschen,<br />

Spreizdübel anfällig, Teller<br />

kann sich abdrehen<br />

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09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95


Großer Stock<br />

ganz klein<br />

Bevor man sich einen Trekkingstock zulegt,<br />

sollte man sich über die verschiedenen<br />

Fixier- und Verstellsysteme genau informieren.<br />

HANDSCHLAUFE<br />

Die Handschlaufe sollte breit und<br />

weich gefüttert, ihre Verstellung<br />

leichtgängig und exakt sein.<br />

GRIFF<br />

Ein Griff aus<br />

Hartschaum mit<br />

ergonomisch gerundetetem<br />

Knauf<br />

zum Aufstützen ist<br />

angenehm, eine<br />

Manschette zum<br />

Tiefergreifen für alpine<br />

Einsätze ideal.<br />

TIPP<br />

Checkliste für<br />

den richtigen Stock<br />

■ Schwergewichtige sollten beim Kauf<br />

ultraleichter Stöcke bedenken, dass diese<br />

bei zu großer Belastung brechen können.<br />

■ Bei interner Fixierung sollte man die<br />

Teleskopstöcke nach 20 Minuten Gehen<br />

nachdrehen (bei externer Schraube gelegentlich<br />

nachziehen).<br />

■ Beim Gehen mit den Handgelenken in<br />

die Handschlaufen schlüpfen. Die Griffe<br />

ohne Schlaufe zu umfassen, erfordert Kraft,<br />

und der Stock kann runterfallen.<br />

■ Sollten die Stöcke oben etwas herausstehen,<br />

wenn sie am Rucksack befestigt<br />

sind, möglichst den Deckel des Rucksacks<br />

über die Spitzen ziehen.<br />

■ Zerlegte Faltstöcke ohne Verpackung<br />

lassen sich problemlos mit einem Haushaltsgummi<br />

oder Riemen zusammenhalten.<br />

FIXIERUNG<br />

Die Fixierung besteht in Reihenfolge<br />

der Zuverlässigkeit aus: Drehverschluss<br />

mit internem Spreizdübel,<br />

externem Klemmverschluss mit<br />

Daumenclip oder Feststellung mit<br />

Dreh- oder Arretierknopf-Fixierung.<br />

SEGMENTE<br />

Ministöcke bestehen aus drei bis<br />

vier kurzen Segmenten, entweder<br />

verstellbaren Teleskopstöcken oder<br />

kleineren zerlegbaren Faltstöcken,<br />

meist inkl. Verstell-Segment.<br />

TREKKINGTELLER<br />

Der Trekkingteller an der Stockspitze<br />

sollte gegen einen Winterteller<br />

wechselbar sein, das Verbindungsstück<br />

fl exibel und die Spitze aus<br />

extrem hartem Karbid bestehen.<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Soll der Stock<br />

stabil und leicht<br />

sein, kommt nur<br />

Karbon in Frage.<br />

Komfort: Griffe und Handschlaufen<br />

Nachdem Leki einen ergonomisch<br />

gerundeten Allroundknauf über dem<br />

Griff lanciert hat, sind alle vorgestellten<br />

Hersteller mit gerundeten Stützknäufen<br />

nachgezogen (Komperdell mit Schaumstoff-<br />

Überzug). Je nachdem, wie man sie hält,<br />

lässt sich damit die Reichweite des Stocks<br />

verlängern. Umgekehrt gibt es teils<br />

Schaumstoff-Manschetten unterhalb des<br />

Griffs, um bei Steilpassagen im Aufstieg<br />

oder Hangquerungen tiefergreifen zu<br />

können (sehr griffig bei Kohla und Exped).<br />

Weniger auffällig fällt der Unterschied<br />

zwischen dünneren (Exped und Fizan),<br />

mittleren oder dickeren (Komperdell und<br />

Quechua breiter, Leki schmaler) Griffen für<br />

eher kleine, fast alle bzw. eher große Hände<br />

aus. Ergonomische Griffe (optimal Leki<br />

und Exped) sind nicht bequemer, lassen<br />

sich aber ohne Handschlaufen besser halten<br />

als glattere Griffe.<br />

Die im Knauf befestigten Griffschlaufen lassen<br />

sich durch Zug nach oben verlängern<br />

bzw. durch Zug am Schlaufenende verkürzen<br />

(Black Diamond Riemen-Einstellung).<br />

Hierbei wird ein Keil am Knauf verschoben,<br />

der herausgezogen, seltener festgezogen<br />

werden kann (v. a. Komperdell; evtl. Fizan).<br />

Im Gegensatz dazu gibt es den internen Keil<br />

(leichtgängig bei Exped und Gipron; Kohla exakteste<br />

Einstellung). Bei Leki und Quechua<br />

lässt sich die Schlaufe nach Öffnung des<br />

Knaufs durchrutschsicher einstellen. Breite<br />

Komfortschlaufen mit Textilfutter sind<br />

angenehm auf der Haut und absorbieren<br />

den Schweiß (Komperdell und Exped; Black<br />

Diamond gepolstert). Erstaunlich angenehme<br />

Neoprenpolsterungen (Kohla und Fizan)<br />

»schweißeln« bei Wärme.<br />


SERVICE<br />

Gut sitzende Schuhe sind<br />

das A und O jeder Bergtour.<br />

Lösungen für Problemfüße<br />

Wenn der Schuh drückt<br />

Passt der Bergschuh nicht hundertprozentig, ist die Tour gelaufen. Vor allem<br />

Hanwag bemüht sich daher mit verschiedenen Modellen und maß geschneiderten<br />

Bergschuhen um Kunden mit Problemfüßen. Von Bettina Willmes<br />

Die erste Stunde der Wanderung ist<br />

noch nicht weiter problematisch.<br />

Aber dann, auf einen Schlag geht<br />

es los, man könnte fast die Uhr<br />

danach stellen. 70 Minuten, und der rechte<br />

Schuh beginnt erbarmungslos auf den Ballen<br />

des großen Zehs zu drücken. So lange, bis<br />

der Fuß aus dem Schuh kommt.<br />

Die Ursache für den Schmerz hat einen Namen:<br />

Hallux Valgus. Wer daran leidet, hat<br />

einen fehlgestellten ersten Mittelfußknochen.<br />

Dieser wandert in Richtung Fußaußenseite,<br />

wodurch sich der vordere Teil des<br />

Fußes verbreitert. Vor allem Frauen sind<br />

davon betroffen. Das deutsche Ärzteblatt<br />

beziffert das Vorkommen mit 23 Prozent<br />

bei 18- bis 65-Jährigen und 35 Prozent bei<br />

Personen, die älter als 65 Jahre sind.<br />

Auch an den bayerischen Bergschuhhersteller<br />

Hanwag traten wegen dieses Problems<br />

immer wieder Kunden heran. »Eine Kundin<br />

hat ihren Bergschuh an der Stelle aufgeschnitten,<br />

uns geschickt, und gebeten, ob<br />

wir ihr nicht einen Schuh bauen könnten,<br />

der vorne breiter ist«, erzählt Jürgen Siegwarth,<br />

Geschäftsführer von Hanwag. Und<br />

tatsächlich hat Hanwag schließlich rund<br />

zwei Jahre lang an einem entsprechenden<br />

Schuh gebastelt. Das Problem: Der Leisten<br />

muss dem Großzehballen mehr Luft lassen,<br />

außerdem dürfen dort keine Nähte verlaufen,<br />

die drücken könnten. Dennoch muss<br />

der Fuß im Schuh noch einen guten Halt bekommen.<br />

Im Handel erhältlich ist das Spezial-Modell<br />

seit Februar 2013. »Die Nachfrage<br />

ist so groß, dass wir zum nächsten Sommer<br />

INFO<br />

Schritt für Schritt<br />

Ohne grün-gelbe Socken geht bei der Maßschuhfertigung<br />

gar nichts. Bis über die Knie<br />

muss man sie ziehen, damit sie absolut faltenfrei<br />

sitzen. Erst dann darf man den Fuß auf den<br />

Messbereich stellen. Auf die Socken sind ca.<br />

sechs mal sechs Millimeter kleine Felder gewebt,<br />

deren Kreuzungs punkte anhand einer Kamera<br />

vermessen werden. Erst beim einen, dann beim<br />

zweiten Fuß. Es folgt eine Vermessungsrunde<br />

ohne Socken. »So sehe ich, ob die Person zum<br />

Beispiel Spreiz zehen hat, die das Ergebnis verfälschen<br />

könnten«, erklärt Stephan Schmidt von<br />

Hanwag. Anschließend versucht er mit Fragen<br />

heraus zubekommen, worauf der Kunde Wert legt<br />

und wo Knackpunkte liegen könnten.<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


zwei weitere Modelle als Hallux-Valgus-<br />

Version ins Programm nehmen«, berichtet<br />

Siegwarth. Wenig überraschend: Vor allem<br />

die Frauenmodelle verkaufen sich sehr gut.<br />

Auch der Schuhhersteller Meindl bietet eine<br />

Schuhlinie an, die sich an Problemfüße<br />

richtet, der ComfortFit. Dort ist der Leisten<br />

in der Basis breiter, wodurch auch die Großzehe<br />

mehr Platz erhält. Zudem ist der Ballen<br />

voluminöser ausgearbeitet und die Sohle so<br />

konstruiert, dass ein leichteres Abrollen<br />

möglich ist.<br />

Bergschuhe nach Maß<br />

Wer allerdings an Fehlstellungen leidet, die<br />

nur selten auftreten oder die auf spezielle<br />

Unfälle oder Operationen zurückzuführen<br />

sind, hatte bisher Pech. »Manches kann<br />

man mit speziellen Einlagen auffangen, oft<br />

hilft es auch, den Schuh dort, wo er drückt<br />

weichzuklopfen oder auszuweiten«, sagt der<br />

Orthopäde und Bergmediziner Walter Treibel.<br />

Es gebe aber auch Fälle, bei denen helfe<br />

all das nichts. »Diese Patienten können dann<br />

nicht mehr in die Berge, oder wenn, dann<br />

nur mit großen Schmerzen währenddessen<br />

oder danach.« Für diese Fälle bietet Hanwag<br />

eine Fertigung nach Maß an. Seit Einführung<br />

im September 2011 hat der Bergschuhhersteller<br />

rund 90 Anfragen bearbeitet – in<br />

erster Linie von Personen mit unterschiedlich<br />

großen Füßen. »Viele von ihnen hatten<br />

TIPP<br />

Eher die Ausnahme<br />

Außer bei Hanwag und Meindl sind Spezialschuhe<br />

für Problemfüße die Ausnahme.<br />

Mammut verweist auf zwei Modelle (Nova<br />

und Mercury), die aus besonders weichem<br />

Leder gefertigt sind und sich dadurch,<br />

so der Hersteller, dem Fuß anpassen. Der<br />

italienische Hersteller Aku bietet der zeit<br />

zwei Bergschuhmodelle an, die Knickfüßen<br />

entgegenwirken sollen. Durch ein spezielles<br />

Spritzverfahren erhält der Leisten laut Aku<br />

genau die Neigung im Vorfuß- sowie im<br />

Fersenbereich, die er braucht, um die Pronation<br />

oder Supination zu kompensieren.<br />

schon lange Leidenswege und Enttäuschungen<br />

hinter sich. Wir hatten beispielsweise<br />

mal jemanden, der sofort am Fuß geblutet<br />

hat, wenn er einen normal geschnittenen<br />

Schuh zugebunden hat«, erzählt Stephan<br />

Schmidt, Schuhtechniker bei Hanwag.<br />

999,90 Euro kostet das Schuh-Modell »Ancash«<br />

nach Maß mit Lederfutter, 1029,90<br />

Euro mit GoreTex. Wer einen solchen Schuh<br />

möchte, wendet sich an Globetrotter in München<br />

oder direkt an Hanwag in Vierkirchen.<br />

Dort werden die Füße mit 3D-Fuß-Scannern<br />

exakt vermessen. In Kürze soll auch die Globetrotter-Filiale<br />

in Köln ein entsprechendes<br />

Gerät erhalten. Anhand der Messungen fertigt<br />

Hanwag den Maßschuh in einem Zeitraum<br />

von vier bis sechs Wochen (Details dazu<br />

siehe INFO-Kasten). Eines steht dann allerdings<br />

noch aus: das Einlaufen. Das bleibt einem<br />

auch beim Maßschuh nicht erspart. ◀<br />

Ein Tag,<br />

der bleibt.<br />

Mit dem<br />

Bayern-Ticket<br />

für nur 22 Euro<br />

und 4 Euro<br />

je Mitfahrer.<br />

Die Vermessung der Füße: Ein spezielles<br />

Programm erfasst alle relevanten Daten.<br />

Ticket gilt auch in:<br />

Eine 3-D-Kamera scannt die Kreuzungspunkte<br />

auf den Socken milimetergenau.<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Peter Wilson (2)<br />

Ist der Fuß vermessen, sieht Schmidt die Längen,<br />

Breiten, Höhen und Umfänge sowie die Abbildung<br />

des gescannten Fußes auf einem Bildschirm.<br />

Darauf basierend wird ein individueller Leisten<br />

aus Holz gefertigt. Anschließend zieht Schmidt<br />

den Schaft über den Leisten und befestigt die<br />

Laufsohle. Trägt jemand Einlagen, wird der Leisten<br />

so angefertigt, dass diese optimal in den Schuh<br />

passen. Dann folgt die erste Anprobe. »Wir feilen<br />

an dem Schuh, bis alles exakt passt – in der<br />

Regel ist das aber schon nach der ersten Nacharbeit<br />

der Fall«, sagt Schmidt.<br />

Weitere Informationen,<br />

Ausflugstipps und Kauf<br />

unter bahn.de/bayern<br />

Mit persönlicher Beratung für 2 Euro mehr.<br />

Erhältlich für bis zu 5 Personen.<br />

Die Bahn macht mobil.


SERVICE<br />

SERIE: Stille Helfer<br />

Stille<br />

Helfer<br />

+<br />

Teil 6: Traumhafte Bergnächte<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

Bettenwechsel<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Form, Füllung und Größe sind bei der Wahl des<br />

Schlafsacks entscheidend. Der Käufer benötigt<br />

neben ausreichend Kleingeld vor allem eines:<br />

Zeit fürs Probeliegen. Von Moritz Baumstieger<br />

Nichts für Hobbyfakire: Selbstaufblasbare<br />

Isomatten vermitteln heimischen Komfort.<br />

So gemütlich kann<br />

ein Biwak sein.<br />

Grundvoraussetzung:<br />

der richtige<br />

Schlafsack<br />

Fotos: Cory Rich/Mammut, Andreas Strauß<br />

»Heimat to go« – natürlich ist dieser<br />

Satzfetzen ein Widerspruch in sich.<br />

Schon allein weil das Wort Heimat,<br />

das nach Althergebrachtem und<br />

Tradition klingt, mit einem sprachlich<br />

fragwürdigen Anglizismus verbunden<br />

wird. Trotzdem beschreibt es das Prinzip<br />

Schlafsack und Matte ziemlich genau: Wärme<br />

und Geborgenheit, fast wie zu Hause,<br />

nur eben zum Mitnehmen. Zum Zusammenstopfen,<br />

zum Zusammenrollen, zum<br />

irgendwo wieder Auspacken. Um so selbst<br />

einen Widerspruch zu überbrücken: Mit<br />

einem Schlafsack lässt es sich zumindest<br />

für ein paar Nächte dort heimisch werden,<br />

wo sonst nichts ist. Außer Natur und Sternen,<br />

einem Lagerfeuer vielleicht und einer<br />

Blechtasse voll Rotwein dazu.<br />

Wer bereit ist, ein wenig Geld zu investieren,<br />

kann mit Schlafsack und Matte nah<br />

an den Komfort des heimischen Betts herankommen.<br />

Die dünnen Isomatten, bei denen<br />

der Rücken jede Unebenheit plastisch<br />

vermittelt bekam, haben die meisten schon<br />

lange durch selbstauf blasbare Isomatten<br />

ersetzt. Leichter Schaumstoff ist von einer<br />

Hülle umschlossen. Wenn das Ventil der<br />

Matte geöffnet wird, kann der Schaumstoff<br />

endlich das tun, was er eigentlich die ganze<br />

Zeit schon wollte: sich ausdehnen und seine<br />

Poren und Hohlräume mit Luft füllen.<br />

Wer noch zwei, drei Mal hinein pustet, wird<br />

keinen Stein mehr unter sich spüren – es<br />

sei denn, es ist ein besonders spitzer und in<br />

der Matte nun ein Loch.<br />

Ob die Nacht im 1000-Sterne-Hotel aber<br />

Traum oder Tortur wird, darüber entscheidet<br />

vor allem aber auch das, was<br />

auf die Matte kommt. Wer friert, verliert:<br />

Schlafzeit, Energie für den nächsten Tag<br />

und schnell auch mal die Lust auf eine<br />

Fortsetzung der Tour. Seit 2005 regelt eine<br />

EU-Norm, wie Schlafsäcke kategorisiert<br />

werden – und den Erwartungen entsprechend<br />

ist EN 13537 einigermaßen kompliziert:<br />

Die Komfort-Temperatur »T comf«<br />

zeigt die Außentemperatur an, bei der eine<br />

»Standard-Frau« (25 Jahre, 60 Kilo, 1,60 Meter<br />

groß) gerade nicht friert. »T lim« – die<br />

Grenztemperatur – gibt im Gegenzug an,<br />

wann der etwas weniger kälteempfindliche<br />

»Standard-Mann« (ebenfalls 25, 1,73 Meter<br />

groß und 70 Kilo schwer) es gerade noch angenehm<br />

findet. Der zusätzliche Extremwert<br />

wiederum steht für die Außentemperatur,<br />

bei der die »Standard-Frau« überlebt, aber<br />

langfristig Gefahr einer Unterkühlung läuft<br />

– wer das nicht unbedingt austesten will,<br />

sollte sich bei der Kaufentscheidung eher<br />

am Komfortwert orientieren.<br />

Alle bürokratischen Normen können das<br />

Frieren aber auch nicht verhindern, wenn<br />

man zur falschen Form, Füllung oder Größe<br />

greift. Wer hoch hinaus will (was meistens<br />

auch bedeutet: in große Kälte) sollte einen<br />

Schlafsack in der eng am Körper liegenden<br />

Mumienform wählen. Neben dieser werden<br />

klassisch rechteckige Schlafsäcke in<br />

Deckenform angeboten, in denen der Schlafende<br />

zu jedem Traum die passenden<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101


Frischluft nach der Zeltnacht<br />

tut auch dem Schlafsack gut.<br />

Taglingers Tipp:<br />

Waschen,<br />

nicht warten!<br />

Fußbewegungen strampeln kann. Da <strong>Bergsteiger</strong><br />

aber meist müde Beine haben und<br />

ungern überflüssiges Material mit sich rumschleppen,<br />

eignen sich solche Modelle eher<br />

für den Campingplatz. Ein Kompromiss<br />

zwischen dem Larven-Kokon der Mumie<br />

und der breiten Decke bietet der Schlafsack<br />

in Eierform, bei dem die Beine ein wenig<br />

angezogen werden können.<br />

Daunenschlafsäcke sind wärmer, leichter,<br />

haben ein geringeres Packmaß, bieten ein<br />

angenehmeres Schlafgefühl – sind aber<br />

auch deutlich teurer als mit Kunstfaser gefüllte<br />

Schlafsäcke. Doch auch die haben ihre<br />

Vorzüge: Sie nehmen Feuchtigkeit deutlich<br />

langsamer auf, geben sie zudem auch<br />

schneller wieder ab. Für Schotten, die nur<br />

die verregneten Highlands vor der Tür haben<br />

und gleichzeitig gerne aufs Geld schauen,<br />

sind sie sicher die beste Wahl.<br />

Bleibt noch die Größe: Auch wenn man<br />

den Verdacht haben könnte, dass sich die<br />

wertvolle Wärme keinesfalls in überflüssigen<br />

Kubikzentimetern verlieren darf, sollte<br />

man den Schlafsack keinesfalls zu eng kaufen.<br />

Stoßen beispielsweise die Füße unten<br />

an, werden Daune oder Kunstfaser zusammengedrückt.<br />

So entsteht eine sogenannte<br />

»Kältebrücke« – die Körperwärme wird<br />

nicht mehr durch die Füllung im Schlafsack<br />

gehalten, sondern kann an dieser Stelle austreten.<br />

Die meisten Ausstatter bieten deshalb<br />

Schlafsäcke in verschiedenen Größen an, in<br />

den vielen Geschäften darf man auch gerne<br />

einmal probeliegen. Schlafsäcke sollen im<br />

Idealfall »Heimat to go« bieten – gerade<br />

deshalb sollte man sich beim Kauf mehr<br />

Zeit nehmen als bei dem eines Kaffees im<br />

Pappbecher.<br />

◀<br />

»Dass man Schlafsäcke nicht waschen<br />

soll, weil sonst die Daunen oder Fasern<br />

verklumpen, gilt nicht mehr. Im Fachhandel<br />

gibt es spezielle Waschmittel, die genau<br />

das verhindern. Man braucht jedoch eine<br />

Waschmaschine, deren Trommel groß genug<br />

ist – wenn man den Schlafsack hineinstopfen<br />

muss, sollte man ihn lieber bei einem<br />

speziellen Reinigungsservice abgeben. Es<br />

gibt aber noch einen ganz einfachen Trick,<br />

um etwas für die Hygiene zu tun: Ein Inlet<br />

aus Seide oder ein dünner Hüttenschlafsack<br />

verhindern Verschmutzung durch den Körper,<br />

lassen sich jederzeit waschen und erweitern<br />

den Temperaturbereich, laut Tests um bis zu<br />

fünf Grad. Damit der Schlafsack gar nicht erst<br />

zu muffeln anfängt, macht man sich auf Tour<br />

bei längeren Pausen besser die Mühe, ihn aus<br />

Rucksack und Packsack zu befreien. Wenn<br />

der Schlafsack dann trocken ist, wird er in den<br />

Packsack gestopft – und keinesfalls gerollt,<br />

das ist nicht gut für Daunen und Fasern. Daheim<br />

angekommen: Auspacken und in einem<br />

größeren Aufbewahrungssack lagern. Immer<br />

nur zusammengedrückt sein, das mag die<br />

Füllung auch nicht.«<br />

Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />

Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />

des deutschen Bergführerverbandes und<br />

Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />

Fotos: Andreas Strauß, Mammut (6), privat<br />

Wie man sich bettet, so liegt man.<br />

Die meisten, die einmal einen Schlafsack gekauft<br />

haben, kennen dieses Gefühl: Da steht<br />

man im Sportgeschäft vor einer ganzen Reihe<br />

an Modellen – und kann sich partout nicht<br />

entscheiden: der richtig gut Gefütterte für<br />

winterliche Bedingungen? Der Breite für Beinfreiheit?<br />

Oder doch der ganz leichte? Die sechs<br />

hier dargestellten Modelle repräsentieren den<br />

Artenreichtum an Schlafsäcken – und stehen<br />

stellvertretend für je eine Gattung. Welcher von<br />

ihnen am ehesten den eigenen Bedürfnissen<br />

entspricht, lässt sich mit dem – nicht immer<br />

ernst gemeinten – Entscheidungsbaum auf der<br />

nächsten Seite herausfi nden.<br />

Der Klassiker<br />

Wander-Synthetikschlafsack<br />

(Kompakt 3-Season,<br />

1350 g, 160 Euro)<br />

Der Breite<br />

Reise-Synthetikschlafsack<br />

(Kompakt CFT 3-Season,<br />

1550 g, 180 Euro)<br />

6<br />

5<br />

1 2 3 4<br />

Der Ultraleichte<br />

Sehr leichter Daunenschlafsack<br />

(Sphere UL Spring, 550 g, 370 Euro)<br />

Der Komfortable<br />

Allround-Daunenschlafsack<br />

(Lahar 3-Season, 1150 g, 320 Euro)<br />

Der Extreme<br />

Expeditions-Daunenschlafsack<br />

(Altitude EXP 3-Season, 1200 g, 550 Euro)<br />

Der Hüttengehilfe<br />

Schlafsackinlet/Hüttenschlafsack<br />

(Thermo Liner CFT, 60 Euro)<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Die Qual der Schlafsackwahl<br />

Och, hier in Europa gibt es doch<br />

auch noch genügend wilde Flecken<br />

Wo geht<br />

es hin?<br />

Weit weg, nach Asien. Die Luft<br />

ist mal feucht, mal heiß, mal<br />

feuchtheiß, der Flug teuer. Wenn<br />

es geht, könnte man ein wenig<br />

an Material sparen.<br />

Geht’s auf Paddeltour?<br />

Im Watt wandern?<br />

In eine enge, nasse Höhle?<br />

ja<br />

nein<br />

Hüttenschlafsack<br />

4<br />

ja<br />

Fahren Sie zum Abhängen<br />

nach Goa? Oder an den<br />

Strand von Thailand?<br />

Auf gemütliche Hüttenwanderung?<br />

nein<br />

Nein! Zum Bergsteigen!<br />

nein<br />

ja<br />

In den Himalaya?<br />

Sind Steigeisen & Eispickel<br />

im Rucksack?<br />

ja<br />

Geben Sie Ihr Geld lieber für<br />

Material aus als für Hüttenübernachtungen<br />

in der Schweiz?<br />

So richtig<br />

hoch hinaus?<br />

Nein, Trekking im<br />

laotischen Hochland<br />

nein<br />

ja<br />

ja<br />

nein<br />

3<br />

6<br />

Also nette Durchquerung<br />

oder Radtour?<br />

Das teuerste ist gerade gut<br />

genug: ein Expeditions-Daunenschlafsack<br />

in Mumienform<br />

Ein Schlafsack mit Kunstfaser-Füllung<br />

reich. Trocknet<br />

schnell und ist billiger.<br />

ja<br />

nein<br />

Wenn Sie sich schon<br />

auf Hotelbett und<br />

All inclusive freuen –<br />

warum der Test?<br />

Campen mit dem VW-Bus?<br />

nein<br />

ja<br />

€ €<br />

Ah, eines noch: Müssen Sie<br />

Auf jeden Fall Daune.<br />

Aber da im Bus Platz<br />

ist, können Sie auch<br />

die Bettdecken von<br />

zu Hause mitnehmen.<br />

2<br />

das Gepäck selbst tragen?<br />

Mittlerer Temperaturbereich<br />

reicht – Daune und Mumienform<br />

sind wegen Gewicht und<br />

Packmaß zu empfehlen.<br />

1<br />

nein<br />

Ist Ihnen Komfort<br />

wichtiger als Packmaß<br />

und Gewicht?<br />

ja<br />

ja<br />

nein<br />

Ein breit geschnittener Schafsack<br />

bietet das angenehmste Schlafgefühl.<br />

5


Glaubt man den Herstellern,<br />

ist so gut wie jedes Produkt<br />

grandios. Doch stimmt<br />

das wirklich? Die Redaktion<br />

schildert ihre Eindrücke.<br />

Austrialpin Eispickel<br />

G-light<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Vereint gewichtssparende Materialien mit einer<br />

ergonomischen Schaftkrümmung und gewährleistet<br />

so eine optimale High-end-Funktion. Die Haue<br />

ist aus Chrom-Molybdänstahl und die Schaufel<br />

aus 7075 Aluminium.<br />

Länge: 55 cm Gewicht: 503 g ohne, 563 g<br />

mit Handschlaufe Preis: 75,- € ohne, 86,80 €<br />

mit Handschlaufe Info: www.austrialpin.at<br />

▶ Das sagen wir: Ein guter Begleiter für jede<br />

Gletschertour. Die Schaufel ist schön breit und<br />

scharf genug, um auch an vereisten Stellen<br />

Stufen schlagen zu können. Allerdings könnte<br />

der Pickel etwas leichter sein. Die Handschlaufe<br />

ist theoretisch verzichtbar, da der Schaft einen<br />

beschichteten Griff hat. Trotzdem lässt sich der<br />

Pickel sicherer halten, wenn die Schlaufe dran ist.<br />

Einschlagen<br />

Gewicht<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■■■<br />

The North Face Zustiegsschuh<br />

Verto Plasma<br />

Casio Trekking-Uhr<br />

Pro Trek PRW-2500-1ER<br />

Columbia Shirt<br />

Coolest Cool Shirt<br />

Fotos: Hersteller, Andreas Strauß<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Für Kletterer und<br />

Klettersteiggeher konzipierter Schuh, der Stabilität<br />

und Traktion auf unebenem Gelände garantiert.<br />

Die Sohle mit Cradle-Technologie sorgt<br />

für hohen Komfort und einen biomechanisch<br />

korrekten Bewegungsablauf. Gleich einem<br />

natürlichen Stoßdämpfer unterstützt sie den<br />

gesamten Fersenbereich und ermöglicht<br />

einen optimalen Tritt.<br />

Gewicht: 820 g (Gr. 9) Größen: 7–14<br />

Farben: grau/schwarz, blau/grau, grün/schwarz,<br />

rot/schwarz, pink/schwarz, gelb/schwarz<br />

Preis: 150 € Info: www.thenorthface.com<br />

▶ Das sagen wir: Sehr bequemer Schuh mit<br />

fl exibler Schnürung bis zu den Zehen. Bei<br />

schwierigen Zu- bzw. vor allem Abstiegen kommt<br />

man allerdings schnell an seine Grenzen,<br />

da der Schuh nicht über den Knöchel reicht.<br />

Griffigkeit Profil<br />

Tragekomfort<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■■<br />

■■■■■<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Solarbetriebene Funkuhr mit Digitalkompass,<br />

Höhenmesser (inkl. Höhenaddition und<br />

Höhenmesser-Datenspeicher), Barometer,<br />

Thermometer, Mondphasenanzeige, Stoppfunk<br />

tion, Timer, Kalender und vielem mehr.<br />

Wasserdicht bis 20 Bar.<br />

Größe: 51x56x15 mm (ohne Band) Preis: 299 €<br />

Gewicht: 81 g Info: www.casio-europe.com<br />

▶ Das sagen wir: Die richtige Uhr für alle,<br />

die sich nicht mit einer ellenlangen Bedienungsanleitung<br />

herumschlagen wollen und denen<br />

GPS-Uhren zu umständlich sind. Die Casio<br />

Trekking-Uhr bietet viele nützliche Features, die<br />

einfach zu handhaben sind, und die die Orientierung<br />

am Berg erleichtern. Dank Solarbetrieb<br />

muss man auch keine Angst haben, dass sie<br />

unterwegs ihre Dienste versagt.<br />

Funktionsumfang ■■■■■<br />

Tragekomfort ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■■<br />

▶ Das sagt der Hersteller: er:<br />

Der Frische-Effekt mit<br />

Omni-Freeze ZERO und das<br />

schnell trocknende Omni-Wick<br />

Material ergänzen sich beim Cool Short zu einer<br />

funktionalen Kombination. Das Shirt hat auf<br />

der Innenseite blaue Ringe, die aufquellen, sobald<br />

sie mit Schweiß in Kontakt kommen. Dadurch<br />

wird die Haut gekühlt.<br />

Farben: weiß, blau-grau, orange, schwarz<br />

(Damen); weiß, blau, schwarz (Herren)<br />

Preis: 44,95 € Größen: XS–XL (Damen),<br />

S–XXL (Herren) Info: www.columbia.com<br />

▶ Das sagen wir: Wunderbar weiches Shirt,<br />

das schnell trocknet. Der Kühl-Effekt lässt sich<br />

allerdings nur schwer messen. Fakt ist: Anders<br />

als viele Shirts aus Merino trägt es sich auch bei<br />

Hitze sehr angenehm.<br />

Tragekomfort<br />

Trocknung<br />

Preis/Leistung<br />

■<br />

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104 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


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09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 107


AUF TOUR<br />

SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />

Teil 3: Valle Camonica – Das Tal der 100 000 Bilder<br />

Familien-TIPP<br />

Krieg und Frieden: Das Volk der<br />

Camuner ritzte seine Geschichte<br />

in Abertausende Felsen –<br />

ein weltweit einmaliger Schatz.<br />

Geritzte<br />

Geschichte<br />

Das kleine Alpenvolk der Camuner hat über Jahrtausende sein Leben und<br />

Sterben in Form von Felszeichnungen dokumentiert. Im Tal »Valle Camonica«<br />

in der Lombardei sind mehr als 100 000 dieser Felsbilder erhalten.<br />

Ein wahrhafter Schatz – von der Unesco geadelt. Von Isabel Meixner<br />

108 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


INFO<br />

Der heilige Berg<br />

Der Pizzo Badile Camuno ist 2345 Meter<br />

hoch. Er ist einer der westlichsten Ausläufer<br />

der Adamello-Gruppe. Auf seinen Gipfel<br />

führt eine »via ferrata«, ein Klettersteig<br />

(siehe »<strong>Bergsteiger</strong> TOUREN«). Möglicherweise<br />

war der markante Gipfel der heilige<br />

Berg der Camuner. Zumindest fällt es auf,<br />

dass sich die Felsbilder der Valle Camonica<br />

an den Flanken des Berges und auf der<br />

gegenüberliegenden Talseite konzentrieren.<br />

Das besondere Faszinosum dieses Berges,<br />

das die Camuner möglicherweise schon<br />

vor 5000 oder 6000 Jahren in seinen Bann<br />

schlug, lässt sich noch heute erleben. Im<br />

Frühjahr und Herbst, rund um das Datum<br />

der Tag- und Nachtgleiche, geht nämlich –<br />

vom Oglio-Tal aus betrachtet – die Sonne<br />

direkt hinter diesem Berg auf. Und sie<br />

wirft dabei einen Schatten in den Himmel,<br />

den die italienischen Bewohner des Tals<br />

in ihrem Bergamasker Dialekt noch heute<br />

den »Geist des Berges« nennen. Berge,<br />

denen eine besondere heilige Aura zugesprochen<br />

wird, sind ein ebenso globales<br />

Phänomen wie die Felsbilder, die sich<br />

in ihrem Umfeld fi nden. Naturphänomene<br />

und die Majestät der Berge waren offen -<br />

bar schon immer Anstoß für die Menschen,<br />

die im Schatten der steinernen Riesen<br />

lebten, sich mit dem Göttlichen an sich<br />

auseinanderzusetzen. Erstaunlich ist, dass<br />

sich die dabei verwendeten Symbole auf<br />

allen Kontinenten gleichen.<br />

Das Tal Camonica ist trotz seiner landschaftlichen Reize noch kaum von Wanderern entdeckt.<br />

Nein, es war nicht der Petersdom in<br />

Rom. Und es war nicht der Schiefe<br />

Turm von Pisa. Es waren auch<br />

nicht der Vesuv oder die Drei Zinnen<br />

in den Dolomiten, die die Hüter des<br />

Welterbes bei der Unesco im Jahr 1979 für<br />

würdig befanden, als erste Stätte Italiens<br />

zum Erbe der gesamten Menschheit und<br />

damit als besonders schützenwert erklärt<br />

zu werden. Es war ein kleines, abgelegenes<br />

Bergtal zwischen Adamello-Gruppe und<br />

Bergamasker Alpen, dem diese Ehre zu Teil<br />

wurde. Ein Tal abseits der Touristenströme,<br />

auch unter Bergwanderern ein Geheimtipp.<br />

Kein besonders reizvolles Tal, zumindest<br />

auf den ersten Blick nicht. Erst beim<br />

genauen Hinsehen offenbart sich der Zauber<br />

der Gegend im Schatten des Pizzo Badile<br />

Camuno. Da ist er, der Begriff, der auch<br />

dem ganzen Tal den Namen gegeben hat:<br />

Valle Camonica – das Tal der Camuner.<br />

Kaum eineinhalb Autostunden entfernt<br />

tummeln sich am Gardasee die Touristen,<br />

wuchert weiter unten in der Poebene eines<br />

der größten Industriegebiete Europas. Doch<br />

dieses vergessene Tal nördlich des kleinen<br />

Iseosees, eingezwängt zwischen Bergen, die<br />

bis zu 2500 Meter hoch aufragen, mit Orten<br />

wie Boario Terme, Edolo und Capo di Ponte,<br />

ist geheimnisvoll zeitlos. Hier lebte vor<br />

mehreren tausend Jahren das kleine Alpenvolk<br />

der Camuner. Ein vergessenes Volk in<br />

einem vergessenen Tal.<br />

Weltweit einmaliges Geschichtsbuch<br />

Und doch haben die Camuner Geschichte<br />

geschrieben wie kein anderes Alpenvolk,<br />

vielleicht wie überhaupt kein anderes Volk<br />

auf dieser Welt. Wobei: »geschrieben« nicht<br />

ganz stimmt. Die Camuner haben gezeichnet,<br />

geritzt, vielleicht auch gemalt. Über<br />

mindestens 3000 Jahre haben sie ihr Leben,<br />

ihren Alltag, ihre Riten, ihre Kämpfe dokumentiert<br />

– in Felszeichnungen. Vielen<br />

Felszeichnungen: 130 000 dieser »incisioni<br />

rupestri« sind offiziell registriert, Schätzungen<br />

gehen von bis zu 400 000 Darstellungen<br />

an den Hängen des rund 60 Kilometer<br />

langen Tals aus. Ein weltweit einmaliges Geschichtsbuch,<br />

das erst seit rund hundert Jahren<br />

allmählich wieder aufgeblättert wird.<br />

Wie viele Felsen mit Zeichnungen es in dem<br />

Tal genau gibt, weiß niemand. Nicht einmal<br />

Emmanuel Anati, der Vater der weltweiten<br />

Felsbildforschung, der einen Großteil seines<br />

Lebens mit der Analyse der »Petroglyphen«<br />

im Valle Camonica zubrachte. Und erst recht<br />

nicht kann sie ein Tagestourist zählen, der<br />

in den archäologischen Parks von Naquane,<br />

Cemmo, Seradina, Asinino, Sellero, Sonico,<br />

Luine oder Nadro-Cimbergo dem Geheimnis<br />

der Camuner nachspürt. Bequeme, meist gut<br />

ausgeschilderte Wanderwege führen durch<br />

lichte Eichen- und Esskastanienwälder und<br />

an felsigen Berghängen entlang zu den spektakulärsten<br />

Stationen europäischer Felsbildkunst,<br />

tausende Szene auf glatten Felsplatten<br />

und auf Findlingen. Studienzentren<br />

Fotos: Martin Bernstein, Carlo Zani, Luca Giarelli<br />

Geist des Berges: Die aufgehende Sonne am<br />

Pizzo Badile Camuno wirft mystisches Licht.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 109


Komplexe Felsbilder:<br />

Schautafel versuchen die<br />

Vielfalt zu verdeutlichen.<br />

Alte Kulturlandschaft<br />

mit tollen Ausblicken: auf<br />

Tour im Valle Camonica<br />

und sogar ein Freizeitpark, in dem viel Wert<br />

auf experimentelle Archäologie für Kinder<br />

gelegt wird, helfen dabei, zumindest ein<br />

kleines Stückchen in das Geheimnis einzudringen.<br />

Entstanden ist der Park in Boario<br />

Terme auf Initiative eines einheimischen<br />

Archäologen und Felsbildforschers, Ausilio<br />

Priuli. Die Macher sind stolz auf ihren Park,<br />

der »nicht nur besichtigt, sondern gelebt<br />

werden kann«. Die Besucher können dort<br />

»unter der Leitung von Animatoren« lernen,<br />

wie man einen Steinbohrer benutzt und wie<br />

man ein Feuer entfacht.<br />

Webstühle wie bei den alten Griechen<br />

Dass die alten Camuner vor mehr als 2000<br />

Jahren das alles konnten, haben sie auf<br />

ihren Felsbildern dokumentiert. Die von<br />

ihnen gezeichneten (und offenbar auch<br />

benutzten) Webstühle gleichen aufs Haar<br />

denen im klassischen Griechenland. Ihre<br />

Helme und Waffen erinnern an die, die man<br />

in Gräbern der Etrusker und anderer Völker<br />

Norditaliens gefunden hat. Das alles ist nicht<br />

chronologisch geordnet – jahrtausendelang<br />

gravierten die Camuner neben- und oft auch<br />

KOMPAKT<br />

Gut vorbereitet ins Valle Camonica<br />

Anreise: Über die Autobahn<br />

München-Verona und Brescia<br />

zum Iseo-See. Nördlich liegt<br />

das Valle Camonica. Oder von<br />

Trento aus über den Tonale-Pass<br />

Ausgangspunkt:<br />

Capo di Ponte (Provinz Brescia).<br />

Weitere Besichtigungsmöglichkeiten<br />

in Boario Terme<br />

(www.archeopark.net)<br />

Karten: Kompass-Wanderkarte<br />

1:50 000 Adamello/<br />

La Presanella (WK 71); im<br />

Internet: www.capodiponte.eu/<br />

mappa.php; Valle Camonica<br />

la Valle dei Segni 1:25 000,<br />

Blatt 1–6, www.trailmap.it<br />

Führer: Emmanuel Anati:<br />

Capo di Ponte. Ausilio Priuli:<br />

Felszeichnungen in den Alpen.<br />

Alberto Galbiati: Naquane.<br />

Rother-Wanderführer Brenta<br />

mit Adamello, Presanella und<br />

Paganella<br />

Die Camuner dürfen<br />

sich als Erfinder der<br />

Wanderkarten feiern<br />

lassen: Ihre Zeichnungen<br />

geben exakt die<br />

Talstrukturen wieder.<br />

Viele der Symbole geben Rätsel auf. In acht<br />

archäologischen Parks gibt es Erklärungen.<br />

Kontakt: Agenzia Turistico<br />

Culturale, Comunale di<br />

Capo di Ponte, Via Italia 32,<br />

25044 Capo di Ponte (BS),<br />

Tel. 00 39/03 64/42 10 4,<br />

agenzia.capodiponte@libero.it<br />

Informationen:<br />

www.turismovallecamonica.it,<br />

www.capodiponte.eu; Überblickskarte<br />

der Felsbildstationen<br />

von Capo di Ponte: www.capodiponte.eu/mappa.php<br />

übereinander, was ihnen jeweils wichtig<br />

war. Und so liegen steinzeitliche Tierdarstellung<br />

neben Inschriften in einer sehr<br />

altertümlichen Variante des Lateinischen,<br />

die einige Forscher dazu brachte, in den Camunern<br />

entfernte Verwandte jener Römer<br />

zu sehen, die im Jahr 16 vor Christus das Tal<br />

unter ihre Kontrolle brachten und damit<br />

schlagartig das Ende der Felsbildkunst herbeiführten.<br />

Andere bezeichnen die antiken<br />

Bewohner des Oglio-Tals als »Ligurer« oder<br />

»Räter«. Aber was heißt das schon? Doch nur,<br />

dass über die Herkunft dieses rätselhaften<br />

Alpenvölkchens nicht mehr herauszufinden<br />

ist als über die Bedeutung vieler seiner »graffiti«.<br />

Manche Symbole entziehen sich jedem<br />

Deutungsversuch, weil uns Menschen des<br />

21. Jahrhunderts die dahinter stehende Vorstellungswelt<br />

fremd geworden ist. Andere<br />

Zeichen werfen Fragen gerade wegen ihrer<br />

vermeintlichen Eindeutigkeit auf: Sind die<br />

Leitern, die auf vielen Felsen zu sehen sind,<br />

nur Leitern – oder Verbindungen zwischen<br />

dem Diesseits und dem Jenseits, wie manche<br />

Forscher annehmen?<br />

Initiationsriten für Jugendliche<br />

Einige Symbole tauchen wieder und wieder<br />

auf, etwa eine Art Schaufel oder Spatel.<br />

Felsbild-Exegeten vermuten, dass es sich<br />

dabei um einen ursprünglichen Gebrauchsgegenstand<br />

handelte, der irgendwann kultische,<br />

glücksbringende Bedeutung erlangte.<br />

Ebenfalls an vielen Stellen zu entdecken ist<br />

das alteuropäische Symbol des Labyrinths.<br />

Ausilio Priuli deutet die Labyrinthe »als Einweihungspfade<br />

für Jugendliche, die durch<br />

eine Reihe von Riten die Reife erlangten«.<br />

In seinem Archeoparc gibt es natürlich ein<br />

begehbares Labyrinth à la Camuna, wenngleich<br />

die Horden von Schulkindern, die es<br />

mit großem Spaß und noch größerer Lautstärke<br />

durchlaufen, an der Reifetheorie eher<br />

110 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


TOUREN<br />

Auf den Spuren der Camuner<br />

Im Valle Camonica lassen sich die jahrtausendealten Felszeichnungen<br />

auf vielfältige Weise erwandern – wir machen<br />

Ihnen zwei Vorschläge von einfach bis ambitioniert.<br />

zweifeln lassen… Die »rosa Camuna«, die<br />

Camuner Rose, ein anderes Symbol, das immer<br />

wieder zu sehen ist, möglicherweise ein<br />

bronzezeitliches Sonnensymbol, ist mittlerweile<br />

zum Emblem der Region Lombardei<br />

geworden – und zum Namensgeber eines<br />

regionalen Kuhmilchkäses.<br />

Erfinder der Wanderkarten<br />

Andere Zeichnungen erzählen aber auch<br />

ganz konkret vom Leben der Camuner in<br />

den Jahrtausenden vor Christi Geburt: von<br />

Jagd, Ackerbau und Viehzucht; von religiösen<br />

Zeremonien und vom Fischfang. Bäuerliche<br />

Geräte werden dargestellt, Waffen, Helme<br />

und Schilde. Die Tiere des Bergtals treten<br />

Fotos: Michael Ruhland, Carlo Zani, Martin Bernstein (3)<br />

1 Die Felszeichnungen von<br />

Naquane<br />

▶ leicht 1 Std.<br />

100 Hm 100 Hm<br />

Charakter: Leichte Wanderungen im<br />

umzäunten, 35 Hektar großen »Parco<br />

Nazionale delle Incisioni Rupestri« bei<br />

Capo di Ponte. Man sollte mindestens<br />

eine Stunde einkalkulieren (die Tour ist<br />

für Familien geeignet, Kinder ab sechs<br />

Jahren werden in der Regel zu kleinen<br />

Abenteurern). Nach oben hin ist der<br />

Entdeckerlust nur eine Grenze gesetzt:<br />

die jahreszeitlich differierenden Schließungszeiten.<br />

Achtung! Montags ist –<br />

wie fast überall in Italien – der öffentliche<br />

Park geschlossen.<br />

Ausgangspunkt: Von Capo di Ponte im<br />

Valle Camonica den Ausschilderungen<br />

zum Park folgen<br />

Route: Im Park (Kassenhäuschen)<br />

gibt es mehrere markierte Wege<br />

zu den wichtigsten Felsbildstationen<br />

(www.archeocamuni.it).<br />

2 Auf den Pizzo Badile Camuno<br />

▶ II–III 5 Std.<br />

1600 Hm 1600 Hm<br />

Charakter: Wanderung bis zur Berghütte<br />

»De Marie« (für Kinder geeignet), anschließend<br />

Bergtour nur für Geübte, im<br />

oberen Teil Klettersteig, der die entsprechende<br />

Ausrüstung erfordert.<br />

Ausgangspunkt: Der Ort Cimbergo östlich<br />

von Capo di Ponte. Rund um den<br />

Ort gibt es zahlreiche Felszeichnungen,<br />

die bedeutendsten im Park von Nadro.<br />

Route: Von Cimbergo in rund zwei<br />

Stunden zum Rifugio De Marie al Volano<br />

(1420 m). Von dort aus in gut drei<br />

Stunden über den Klettersteig (II-III) zum<br />

Gipfel (2435 m)<br />

Einkehr: Rifugio De Marie al Volano,<br />

Localita Volano di Cimbergo,<br />

24 Betten, geöffnet Juni bis September,<br />

Tel. 00 39/03 64/48 05 3 oder<br />

00 39/03 64/33 11 21, rifugio.volano@<br />

libero.it (www.rifugiovolano.it /<br />

www.rifugiodemarie.it )<br />

Dank der Felszeichenungen konnten Forscher<br />

die Pfahlbauten der Camuner rekonstruieren.<br />

Im Valle Camonica nutzten die Bewohner<br />

Webstühle wie im alten Griechenland.<br />

auf: Hirsche vor allem, Gemsen, Steinböcke,<br />

Schweine, Rinder, Pferde, Hunde, Fische…<br />

Und Häuser, ganze Dörfer. So detailgetreu,<br />

bis hin zur Ständer- und Fachwerkbauweise<br />

und den offenbar grasbewachsenen Dächern,<br />

dass Archäologen in den Forschungszentren<br />

und Ausstellungen sie mühelos<br />

rekonstruieren konnten. Die Camuner dürfen<br />

sich sogar als Erfinder der Wanderkarten<br />

feiern lassen: Einige Zeichnungen geben<br />

exakt wieder, was auf der gegenüberliegenden<br />

Talseite noch heute zu erkennen ist:<br />

Quellen, prähistorische Siedlungsplätze,<br />

bis zu drei Meter hohe Bruchsteinmauern,<br />

die offenbar seit Jahrtausenden die Felder<br />

umschließen. Der Wanderer, der auf eigene<br />

Faust oder auf den gut ausgeschilderten<br />

Wegen zwischen diesen Mauern das Valle<br />

Camonica durchstreift, entdeckt immer wieder<br />

Neues, oft auch merkwürdig Vertrautes.<br />

Denn er ist unterwegs auf den Spuren eines<br />

kleinen, lange vergessenen Bergvolks, das<br />

seine Geschichte – und damit die Geschichte<br />

Alteuropas – in Stein geritzt für die Nachwelt<br />

überliefert hat.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 111


Via Raetia: Wandern auf<br />

alten Pfaden, vorbei an<br />

romanischen Kirchen<br />

Mondän und dennoch<br />

beschaulich: Der Ferienort<br />

Borno ist ein Etappenziel.<br />

Die neue »Via Raetia«: Trekking in vier Etappen<br />

Räter, Römer und Rätsel<br />

Nach zehn Minuten Fußmarsch<br />

durch die engen, am Morgen noch<br />

angenehm schattigen Gassen Edolos<br />

hält Carlo Zani zum ersten<br />

Mal inne. Er packt eine Karte im Maßstab<br />

1:5000 aus und sieht sich das unbebaute<br />

Hanggrundstück nochmals genau an. Kurze<br />

Zeit später deutet er nach links und strahlt<br />

souverän, weil er den alten, von blühenden<br />

Sträuchern überwucherten Weg gefunden<br />

hat. Man hätte die Wiese auch einfach<br />

schräg überqueren können und auf den<br />

Weg stoßen, der weiter durch einen lichten<br />

Hain aus Esskastanien führt. Doch Zanis Anspruch<br />

ist ein höherer: Er will seinen Gästen<br />

die Reste der womöglich Jahrtausende alten<br />

Verbindungswege im Valle Camonica zeigen.<br />

Und da darf ein hundert Meter langes<br />

Stück mit seiner Mauer aus rund verwitterten<br />

Bruchsteinen natürlich nicht fehlen.<br />

Geschichte en passant erleben<br />

Der Tourismus-Fachmann aus Brescia hat<br />

ein neues Kartenwerk mit sechs Blättern im<br />

Maßstab 1:25 000 für das Tal zwischen dem<br />

Nordende des Lago d'Iseo und dem Passo<br />

Tonale betreut. Im Zuge des Projekts kam<br />

ihm die Idee, einen Wanderweg mit vier<br />

bis fünf Etappen zu konzipieren, der historische<br />

Saumpfade nutzt und sich nicht weit<br />

vom Talboden entfernt – ideal also, um<br />

Geschichte aus der Früh- bis in die Jetztzeit<br />

zu erwandern. So kann man en passant romanische<br />

Kirchen mit mittelalterlichen<br />

Fresken bewundern oder aber die Felszeichnungen<br />

der Camuner interpretieren (siehe<br />

S. 108–111) – eines Alpenvolkes aus der<br />

Antike, das sich auf den von Gletschern flachgeschliffenen<br />

Felsen verewigte, bis die Römer<br />

sie in ihr Reich einverleibten. Carlo Zani hat<br />

den Weg dennoch nicht »Via Camuna«, sondern<br />

»Via Raetia« genannt. Das ist letztlich<br />

dem Umstand geschuldet, dass die Camuner<br />

außerhalb der Lombardei nur Fachleute kennen<br />

(und das obwohl die Felszeichnungen<br />

INFO<br />

Die Via Raetia im Detail<br />

Ausgangsort: Edolo<br />

(699 m); alternativer Startpunkt:<br />

Tirano (441 m) für<br />

eine Zusatzetappe<br />

Endpunkt: Boario Terme<br />

Charakter: Die Via Raetia<br />

ist eine neue Wanderroute in<br />

vier Etappen über insgesamt<br />

75 km, die für jeden<br />

konditionell fi tten Wanderer<br />

geeignet ist; Orientierung<br />

per Karten ist notwendig, die<br />

Route ist nicht immer ausreichend<br />

markiert; ambitionierte<br />

<strong>Bergsteiger</strong> können nach<br />

Belieben Gipfel »einstreuen«.<br />

Vom Endpunkt kommt man<br />

per Bahn oder Bus zum Ausgangsort<br />

zurück, jede Etappe<br />

ist auch einzeln machbar.<br />

Etappen: 1) Edolo – Capo<br />

di Ponte, 530 Hm hoch,<br />

850 Hm runter, 16 km, 7 Std.<br />

2) Capo di Ponte – Paspardo<br />

– Capo di Ponte, 600/600 Hm,<br />

14 km, 6 Std.<br />

3) Capo di Ponte – Borno,<br />

770/390 Hm, 21 km, 6 Std.<br />

4) Borno - Boario Terme,<br />

500/1160 Hm<br />

Infos: www.viaraetia.eu,<br />

info@viaraetia.eu,<br />

Tel. 00 39/030/68 54 301;<br />

Pauschalangebot mit eigener<br />

Anreise ab 350 Euro/Person<br />

(z.B. 4 Ü/HP, Kartenmaterial,<br />

Koffertransport), Begleitung<br />

durch einen Wanderleiter<br />

nach vorheriger Anmeldung<br />

und gegen Zuzahlung<br />

Pecorino aus dem Tal: Wirt Mauro vom<br />

»Vivione« in Forno serviert Antipasti.<br />

112 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


des Camonica-Tals seit 1979 zum Weltkulturerbe<br />

der Unesco gehören), während die<br />

Räter mehr Menschen ein Begriff sind. Ihre<br />

Ausbreitung reichte in der Antike von den<br />

oberitalienischen Seen Lago Maggiore und<br />

Lago di Como bis nach Verona, weshalb Zani<br />

sie natürlich auch beanspruchen darf.<br />

Capo di Ponte ist idealer Startpunkt für Bergtouren – Blick auf die Cima della Bacchetta<br />

Wanderer sind bislang Mangelware<br />

»Wir hatten bisher nur Wintertourismus«,<br />

erzählt Zani. Vor allem Italiener kommen<br />

zum Skifahren in die Adamellogruppe oder<br />

in den Stelvio-Nationalpark (Stilfser Joch).<br />

Doch seit ein paar Jahren nimmt die Schneesicherheit<br />

ab. Er will deshalb einen nachhaltigen<br />

Sommertourismus aufbauen, die »Via<br />

Raetia« macht da einen Anfang. »Das ist ein<br />

Projekt, das wir vor allem für die Deutschen<br />

und Österreicher machen«, sagt Zani. Italiener<br />

wanderten nicht besonders gerne.<br />

Das Valcamonica (wie die Einheimischen ihr<br />

Tal nennen) – das wird schnell klar – hat<br />

viel Abwechslung zu bieten: 60 Prozent sind<br />

als National- oder Naturparks geschützt, lichter<br />

Laubwald spendet Schatten und sorgt an<br />

den Morgen und Spätnachmittagen dafür,<br />

dass die einfallenden Sonnenstrahlen wirken,<br />

als könne man sie mit den Händen greifen<br />

und mitnehmen. Noch scheinen nur wenige<br />

die Vorzüge zu kennen. Andere Wanderer<br />

halten sich an diesem sonnigen Wochenende<br />

zumindest gut versteckt. Dank Zanis Projekt<br />

könnte sich das ändern. Michael Ruhland ◀<br />

Fein hat sich Edolo, Startort der Via Raetia, herausgeputzt. Von hier geht es in vier Tagesetappen<br />

gen Süden – gespickt mit vielen archäologischen und historischen Sehenswürdigkeiten.<br />

IM NOVEMBER-HEFT: Teil 4: Das Salz der Kelten –<br />

der frühe Bergbau in Hallein und Hallstatt<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 113


PORTRÄT<br />

UNSERE BESTEN<br />

Rocking Hill<br />

Tausend Meter Granit mit Passagen<br />

bis zum zehnten Schwierigkeitsgrad:<br />

»The Nose« am El Capitan im Yosemite<br />

National Park wurde im September<br />

1993 erstmals im freien Stil begangen.<br />

Von einer ehemaligen Kunstturnerin.<br />

Von Caroline Fink<br />

Sie kam, sah und<br />

schrieb Klettergeschichte<br />

– auch dank<br />

kleiner Finger, die<br />

an den Rissen der<br />

Nose ein Vorteil sind.<br />

114 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Lynn Hill<br />

Auch abseits der Nose eine der Besten ihrer Zunft: Lynn Hill (mit Marcos Costa)<br />

im Getu Valley, China, und beim Scalatabel Climbing Festival, Frankreich<br />

Die Wand galt als zu<br />

schwierig, zu feingriffig,<br />

zu strukturlos.<br />

Die große Masse der<br />

Kletterer meinte:<br />

»Keiner wird das jemals<br />

schaffen.« Lynn Hill,<br />

die kleine Kletterin,<br />

meinte: »Warum<br />

es nicht probieren?«<br />

Fotos: Sam Bié (3)<br />

Zwanzig Jahre ist es her, seit Lynn<br />

Hill und Brooke Sandahl abends<br />

auf dem Gipfel des El Capitan<br />

im Yosemite Valley saßen. Sie<br />

hatten sich neben einem alten<br />

Wacholderbusch ein Camp eingerichtet,<br />

vor ihnen ein knisterndes Lagerfeuer, über<br />

ihnen ein glitzernder Sternenhimmel. Ab<br />

und zu warfen sie kleine Holzstücke ins<br />

Feuer und betrachteten die Flammen. Sie<br />

redeten nicht viel. Beide wussten, dass<br />

Lynn Hill an diesem Tag Klettergeschichte<br />

geschrieben hatte.<br />

Wenig vor ihrem Lagerplatz fällt die Felsflanke<br />

des El Capitan 1000 Meter in die Tiefe.<br />

Eine Granitwand, in der Warren Harding<br />

mit mehreren Seilpartnern 1958 eine legendäre<br />

Route eröffnet hatte: The Nose. Seither<br />

war diese Linie im klassischen Bigwall-Stil<br />

immer wieder durchstiegen worden. Auch<br />

Lynn Hill war auf diese Weise die Nase<br />

bereits zweimal hochgeklettert. Mit dem<br />

Zeitalter des Freikletterns begannen Kletterer<br />

aber davon zu träumen, die »Nose« frei<br />

zu begehen: ohne Schlingen, Strickleitern<br />

und Sicherungspunkte zur Fortbewegung<br />

zu nutzen, einzig mit einem Seil gesichert.<br />

Mancher Spitzenkletterer hatte es probiert,<br />

doch keinem war es gelungen, die gesamte<br />

Linie im freien Stil zu begehen. Und nun,<br />

nun war sie gekommen: Lynn Hill. Eine<br />

kleine Frau – leicht, stark und beharrlich.<br />

Eine ehemalige Kunstturnerin, die seit<br />

Mitte der 1970er-Jahre die Kletterwelt aufmischte.<br />

Die »Nose« aber war mehr als nur eine kurze,<br />

schwierige Route. Hier musste man, 700<br />

Meter Luft unter sich, die Schlüsselstelle<br />

überwinden: das Great Roof. Ein Dach im<br />

Schwierigkeitsgrad 8a+, unter dem es mit<br />

eingezogenem Kopf nach rechts zu traversieren<br />

gilt, die Finger in einem feinen Riss,<br />

die Füße auf Reibung stehend. Vor diesem<br />

Dach war Lynn Hill schon mehrmals gestanden,<br />

zuletzt ein paar Wochen vor jenem<br />

Abend am Campfeuer auf dem Gipfel des El<br />

Capitan. Es war ein Sommertag und die Passage<br />

verlangte der Amerikanerin alles ab.<br />

Mehrmals nacheinander war sie an diesem<br />

Tag bereits gestürzt beim Versuch, das Dach<br />

frei zu klettern. Aber sie kletterte nochmals<br />

los, duckte sich unter dem Felsdach,<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 115


»In diesen Momenten<br />

spielst du mit<br />

dem Körper Schach.«<br />

Das Schachspiel<br />

dauerte drei Tage.<br />

Lynn Hill an der<br />

Schlüsselstelle:<br />

das Große Dach<br />

(8a+), 700 Meter<br />

über dem Boden<br />

Ihr Ziel, die »Nose« frei zu klettern, erstaunte<br />

dennoch Konkurrenten und Freunde. Zu<br />

schwierig, zu feingriffig, zu strukturlos sei<br />

diese Wand, sagten sie. Keiner würde dies je<br />

schaffen, so der Tenor. Lynn Hill lacht heute<br />

noch wie ein Schelm, wenn sie davon erzählt,<br />

wie sie sich dachte: »Warum es also<br />

nicht probieren?«<br />

Als sie das »Great Roof« schließlich frei kletterte,<br />

war für viele klar, dass sie das Hauptproblem<br />

für eine freie Begehung der »Nose«<br />

damit gelöst hatte. Aber sie täuschten sich<br />

alle. Für die Spitzenkletterin sollte eine andere<br />

Wandpassage zur Knacknuss werden:<br />

die »Changing Corners«, eine Passage, bei<br />

der Körpergröße ein Vorteil ist – Lynn Hill<br />

ist 1,57 Meter groß. Sie merkte rasch: Als<br />

kleine Frau hatte sie in dieser Seillänge ohne<br />

technische Ausrüstung keine Chance.<br />

Sie entschied sich deshalb, ihr Glück weiter<br />

rechts zu versuchen. In einer Verschneidung,<br />

durch die frühere Begeher oft gestiegen<br />

waren. Doch als sie kurz vor der<br />

Verschneidung stand, bot sich ein neues<br />

Problem, wie sie in ihrem Bericht im American<br />

Alpine Journal schrieb: »Es schien<br />

unmöglich, mich über diese glatte, runde<br />

Kante zu schieben, um in die Verschnei-<br />

schob sich dem Fels entlang und – rutschte<br />

mit dem Fuß wieder ab. Doch anstatt ins<br />

Seil zu stürzen, klemmte sie sich – wie sie<br />

selbst sagt: »auf wundersame Weise« – mit<br />

dem Kopf unter das Dach, streckte die Arme<br />

blitzschnell nach vorn, griff mit ihren kleinen<br />

Händen in einen winzigen Untergriff<br />

und – erreichte wenig später den nächsten<br />

Stand, wo ein kroatischer Kletterer gerade<br />

seinen Kollegen sicherte. Ungläubig schaute<br />

er die junge Frau an, die ohne technische<br />

Ausrüstung bei ihm ankam. »Wir waren<br />

beide gleichermaßen erstaunt«, schreibt<br />

Lynn Hill später über diese Begegnung.<br />

Es kam für viele überraschend, wie locker<br />

Lynn Hill das »Great Roof« befreit hatte –<br />

ganz unerwartet war der Erfolg indes nicht.<br />

Lynn Hill hatte schon mehrmals neue Maß-<br />

stäbe gesetzt, im Fels wie auch in der damals<br />

jungen Disziplin des Wettkampfkletterns.<br />

Zwischen 1986 und 1992 nahm sie<br />

an 38 Kletterwettkämpfen teil und gewann<br />

26 davon. Sie war keine Unbekannte: Nach<br />

den Wettkämpfen tauchten in jedem Klettermagazin<br />

Bilder von ihr auf. Sie wurde<br />

zum Star der Szene.<br />

Doch weder Ruhm noch Preisgelder bedeuteten<br />

ihr viel. »Ich wollte nie reich werden,<br />

weil dich das als Mensch kaputt machen<br />

kann«, sagt sie. Darüber hinaus zog sie Fels<br />

den Plastikgriffen immer vor. Sie mochte<br />

die frische Luft, die Sonne auf der Haut, den<br />

Wind in den Haaren, das Abenteuer. Deshalb<br />

konzentrierte sie sich ab 1992 ganz auf die<br />

Felswände. Jene Orte, an denen sie den Spirit,<br />

den wahren Geist des Kletterns, erlebte.<br />

INFO<br />

»Erste am Seil«<br />

Diesen September erscheint das Buch<br />

»Erste am Seil«. Die Autorinnen Caroline<br />

Fink und Karin Steinbach zeichnen dabei<br />

in Form von 26 Porträts der Pionierinnen in<br />

Fels und Eis – darunter auch<br />

Lynn Hill – die Geschichte<br />

des Frauenalpinismus von<br />

1800 bis heute nach.<br />

Caroline Fink, Karin<br />

Steinbach »Erste am Seil<br />

– Pionierinnen in Fels und<br />

Eis«, Tyrolia, Innsbruck<br />

2013, ISBN 978-3-7022-<br />

3252-8, 24,95 Euro<br />

116 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Fotos: Heinz Zak (2), Manuel Ferrigato, Tyrolia-Verlag<br />

Hill widerlegt gerne<br />

gängige Vorstellungen –<br />

so wie jene über<br />

Geschlechterrollen.<br />

dung selbst zu gelangen. Einzig mögliche<br />

Lösung des Problems bot ein winziger Riss,<br />

in den meine Fingerspitzen gepasst hätten.<br />

In genau diesem Riss aber steckte ein abgebrochener,<br />

alter Haken.« Lynn Hill musste<br />

unverrichteter Dinge heimfahren und es<br />

ein anderes Mal erneut versuchen. Was ihr<br />

nicht viel ausmachte, denn sie ist zäh. Ihre<br />

aufrechte Haltung, ihr klarer Blick, die Gesten<br />

ihrer kleinen, gegerbten Hände – alles<br />

drückt dies bis heute aus.<br />

Mag sein, dass sie deswegen im Umgang mit<br />

Fremden manchmal hart und unnahbar<br />

wirkt. Als so etwas wie ein Rockstar der Klettererwelt<br />

musste sie lernen, mit Bekanntheit<br />

umzugehen. Allzu viele kannten sie, bewunderten<br />

sie, ohne etwas über sie als Menschen<br />

zu wissen. So ist sie es auch heute noch<br />

leid, von Unbekannten in Raster gepresst<br />

zu werden. Etwa in Geschlechterrollen, die<br />

definieren, was sie als Frau zu tun hat und<br />

was nicht. Denn bereits als Mädchen und Jugendliche<br />

entsprach sie nicht dem Bild, das<br />

die Gesellschaft für sie entworfen hatte. »Ich<br />

genoss es schon damals, die Vorstellungen<br />

der Leute zu widerlegen, was ein zierliches<br />

Mädchen kann und was nicht.«<br />

»Es war wie ein Traum«<br />

Auch bei der »Nose« spornte sie dieser Gedanke<br />

an, allen das Gegenteil der gängigen<br />

Meinung zu beweisen. Deshalb rief sie im<br />

Spätsommer 1993, einige Zeit nach ihrer<br />

freien Begehung des Großen Dachs, Brooke<br />

Sandahl an, einen Kletterkollegen, der<br />

ebenfalls an einer Befreiung der Nase interessiert<br />

war. Er war davon begeistert, diesen<br />

Versuch erneut zu wagen. Wenige Tage später<br />

reisten sie gemeinsam zum El Cap.<br />

Bevor sie die Route zusammenhängend<br />

zu klettern versuchten, wollten sie indes<br />

die letzten Probleme einzeln lösen. Und so<br />

stand Lynn Hill bald wieder vor den »Chan-<br />

ging Corners« oberhalb von Camp 6. Den<br />

festgesteckten Haken hatte sie entfernt, der<br />

winzige Riss diente ihr nun als Griff. Beim<br />

Versuch, in die Verschneidung zu gelangen,<br />

rutschte sie jedoch am glatten Fels immer<br />

wieder ab, fand keine weiteren Griffe, keine<br />

Tritte, keinen Halt. Doch Lynn Hill liebt es,<br />

nach neuen Lösungen im Fels zu suchen.<br />

»In diesen Momenten spielst du mit deinem<br />

Körper Schach.«<br />

Drei Tage dauerte diesmal das Schachspiel,<br />

dann hatte sie die Lösung gefunden: »Eine<br />

bizarre Folge von Kletterbewegungen, bei<br />

denen ich mal mit den Füßen auf Reibung<br />

stand, dann mich hochstemmte, verspreizte,<br />

die Füße wieder kreuzte, die Arme in<br />

Risse klemmte, kleine Zangengriffe für die<br />

ZUR PERSON<br />

Immer der Nase nach<br />

Lynn Hill wurde 1961 in Detroit im US-Staat<br />

Michigan geboren, zog mit ihrer Familie aber<br />

schon früh nach Kalifornien. Mit vierzehn<br />

Jahren nahmen sie ihre ältere Schwester und<br />

deren Verlobter zum Klettern mit. Sie war<br />

sofort begeistert und kletterte in den Jahren<br />

darauf mit der Community der Stonemasters<br />

im Joshua Tree National Park sowie im<br />

Yosemite National Park und gehörte in den<br />

1980er-Jahren zur Klettergemeinde des legendären<br />

Camp 4 im Yosemite Valley. Bereits<br />

1979 gelang ihr mit der Erstbegehung der<br />

Route »Ophir Broke« in Colorado als erster<br />

Frau der Schwierigkeitsgrad 7c+, im Jahr<br />

1984 eröffnete sie in den Shawangunks im<br />

Staat New York die Linie »Vandals« im Schwierigkeitsgrad<br />

8a. In den Jahren 1986 bis 1992<br />

gewann sie 26 Kletterwettkämpfe sowie fünf<br />

Mal das renommierte Rock Master Festival in<br />

Finger fand oder mich mit der Handfläche<br />

nach oben schob.« Im Anschluss daran begaben<br />

sich Lynn Hill und Brooke Sandahl<br />

erneut zum Wandfuß. Nun ein Ziel vor Augen:<br />

die 1000 Meter hohe Route in einem<br />

mehrtägigen Unternehmen als erste von<br />

unten bis oben frei zu begehen.<br />

Es ist ein klarer Septembermorgen, als<br />

Lynn Hill im Biwak bei Camp 6 aufwacht<br />

und direkt in die Verschneidung über sich<br />

blickt – die alte Bekannte, die sie so lange<br />

beschäftigt hat. Tags zuvor hat sie den<br />

ersten Teil der Route erfolgreich frei geklettert.<br />

Nun steigt sie früh morgens ein in jene<br />

Passage, die ihr alles abverlangt. Doch<br />

sie ahnt, dass es gut gehen wird, spürt die<br />

kühle Herbstluft im Gesicht, konzentriert<br />

sich auf ihre Bewegungen und den Fels,<br />

reiht Zug um Zug aneinander. »Es war wie<br />

im Traum, alles passte zusammen«, wird<br />

sie später dazu schreiben. Was danach<br />

folgt, ist nur noch Zugabe: Lynn Hill klettert<br />

Meter um Meter hoch, von einem Stand<br />

zum nächsten. Die letzte Seillänge vor dem<br />

Gipfel empfindet sie als eine der schönsten<br />

Seillängen ihres Lebens: Mehr als 900 Meter<br />

Luft liegen unter ihr, als sie über die letzten<br />

Überhänge steigt.<br />

Dass sie als erster Mensch die »Nose« befreit<br />

hat, macht Lynn Hill bis heute glücklich.<br />

Noch immer leuchtet Schalk in ihren Augen,<br />

wenn sie davon erzählt. Genau wie vor<br />

zwanzig Jahren, als sie im Anschluss an die<br />

Befreiung der Nase nur eines sagte: »It goes,<br />

boys!« – Jungs, es ist machbar.<br />

◀<br />

Arco.1991 kletterte sie mit «Masse Critique»<br />

in Frankreich als erste Frau eine 8b+. Ein<br />

Jahr später zog sie sich aus dem Wettkampfklettern<br />

zurück und verwirklichte 1993 ihren<br />

größten Traum: die erste freie Begehung der<br />

«Nose» am El Capitan im Yosemite National<br />

Park. Sie bewertete die Schlüsselstellen<br />

mit 8a+, später wurde die Bewertung auf<br />

8b+ angehoben. Es dauerte elf Jahre, bevor<br />

Beth Rodden und Tommy Caldwell eine freie<br />

Wiederholung der Nase gelang.<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 117


AUSFLUGSTIPP<br />

Das Perfekte Bergwochenende I Ultental<br />

Hang zur Sonne<br />

Ultental – ein Südtiroler Almenrausch<br />

Von Michael Ruhland<br />

Es ist nicht der schlechteste Gradmesser,<br />

sich das Verhältnis von<br />

Gästebetten zu Einwohnern anzuschauen.<br />

Sofern man auf der Suche<br />

nach wenig Trubel und möglichst<br />

viel Erholung ist. Im Ultental leben etwa<br />

5000 Menschen, die Pensionen und Hotels<br />

haben Platz für ungefähr 1400 Touristen.<br />

Selbst in Hoch-Zeiten kann man deshalb<br />

sicher sein, auf seinen Streifzügen durch<br />

die Orte und über die zahlreichen Almen<br />

auf den ein oder anderen Einheimischen zu<br />

treffen. Einer, den hier jeder im Tal kennt, ist<br />

Richard Schwienbacher (siehe S. 121 oben).<br />

»Wir sind das wasserreichste Tal Südtirols«,<br />

erzählt er. Schwienbacher blickt sein Gegenüber<br />

abwartend an, und legt die Pointe nach.<br />

»Wenn sich bei uns die Bauern streiten, dann<br />

ums Wasser.« Der Ultener ist also auch nur<br />

ein Mensch, möchte man anmerken, doch<br />

der Bäckermeister ist schon beim nächsten<br />

Thema angelangt: der Sonnenseite seiner<br />

Heimat gewissermaßen. »Wir haben von<br />

morgens bis abends Sonne.« Und in der Tat:<br />

Im Ultental sind praktisch nur die südexponierten<br />

Hänge besiedelt worden – die dafür<br />

richtig: Eine Alm reiht sich an die nächste,<br />

das Lärchenholz von der Sonne über die<br />

Jahrzehnte (und manchmal Jahrhunderte)<br />

dunkel verfärbt, ja regelrecht verbrannt.<br />

Stolz sind die Ultener auf ihre Höfe und das<br />

Holz. Drei imposante Ur-Lärchen, fast 30 Meter<br />

hoch, sind längst zu Naturdenkmälern<br />

deklariert und gelten als die ältesten Exemplare<br />

im Alpenraum. Noch ein Superlativ also<br />

in einem Tal, das erstaunlich still geblieben<br />

ist und angenehm unaufgeregt. Wie geschaffen<br />

für ein perfektes Wochenende. ◀<br />

Fotos: TV Ultental, Schmelz Fotodesign, Arosea, M. Ruhland<br />

Wo anklopfen?<br />

Tourismusvereinigung<br />

Ultental/Proveis Gen.<br />

I-39016 St. Walburg<br />

Tel. 00 39/04 73/79 53 87<br />

info@ultental.it<br />

www.ultental-deutschnonsberg.info<br />

118 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


Richard Schwienbacher<br />

ist Ultener Bäcker,<br />

besser gesagt: der<br />

Bio-Bäcker im Ultental.<br />

70 Brotsorten stellt er in<br />

seinem Familienbetrieb im<br />

Zentrum St. Wallburgs her (unbedingt<br />

vorbeischauen!), dazu gehört auch ein<br />

Bio-Schüttelbrot sowie »Bio Struzen Chips«<br />

mit Sultaninen, Korinthen und Haselnüssen<br />

– ein idealer Energielieferant beim Wandern<br />

oder Biken. Schwienbacher war 20 Jahre lang<br />

Landesvorstand der Bäckerinnung und setzt<br />

sich für die regionale Vermarktung von bäuerlichen<br />

Produkten ein. Mit dem ambitionierten<br />

Bergsteigen tut sich der 65-Jährige heute<br />

nicht mehr so leicht, die Tour zum Riemerbergl<br />

geht aber immer noch. »Was Schöneres kann<br />

man nicht sehen«, sagt er.<br />

Was essen?<br />

Schlutzkrapfen<br />

Was dem Italiener seine Ravioli, sind dem<br />

(Süd-)Tiroler seine Schlutzer. Der Nudelteig<br />

wird gewöhnlich aus einer Mischung<br />

von Roggen- und Weizenmehl hergestellt.<br />

Spezialität im Ultental: Schlutzkrapfen gefüllt<br />

mit einer Kombination aus Spinat und<br />

Topfen. Feinschmecker schätzen es, wenn<br />

noch Zwiebeln, geriebener Parmesan und<br />

eine Messerspitze Muskatnuss die Füllung<br />

verfeinern …<br />

Wo wohnen?<br />

Eins vorweg: Man kann im Ultental einfach<br />

unterkommen. Für ein perfektes Wochenende<br />

darf man sich aber auch mal etwas gönnen.<br />

Das Arosea Live Balance Hotel setzt<br />

ganz auf Zirbenholz, was an der Außenfassade<br />

beginnt und in der Zirm-Biosauna endet.<br />

Jedes Detail ist durchdacht und trägt zum<br />

Wohfühlen bei. Dazu gehört zum Beispiel<br />

ein Trinkbrunnen im Zimmer (36–85 m 2 ), ein<br />

begehbarer Schrankraum und eine große<br />

Terrasse. Der große Teich ist übrigens auch<br />

zum Schwimmen da. Der Luxus<br />

hat auch seinen Preis, der bei<br />

128 Euro für die Halbpension<br />

(Person/Tag) beginnt. Infos<br />

unter www.arosea.it<br />

Basiswissen<br />

Ankommen: Mit dem Auto bis Meran, anschließend<br />

von Lana aus hinauf ins Ultental;<br />

mit dem Zug bis Meran, von dort weiter<br />

per Bus (»St. Gertraud«; dichter Fahrplan)<br />

Sich orientieren: Tabacco, Blatt 042; Kompass,<br />

Blatt 052 (beide 1:25 000 »Ultental«)<br />

Mehr erfahren: Mark Zahel »Wanderführer<br />

Meraner Land«, Bruckmann Verlag, 2012;<br />

Hanspaul Menara »Wanderparadies Südtirol:<br />

Ultental – Deutschnonsberg«, Athesia, 2010<br />

Nicht versäumen!<br />

Lammwochen im Ultental<br />

Nein, selbst als Vegetarier<br />

sollte man sich beim Stichwort<br />

»Ultener Lammwochen«<br />

(20. September bis 6. Oktober)<br />

nicht sofort angeekelt<br />

abwenden: Es gibt ja den<br />

Kuppelwieser Markt. Dort<br />

bieten Bauern aus dem Tal all das an, was<br />

Lämmer und Schafe so wertvoll für den Menschen<br />

macht: Woll- und Filzprodukte zum<br />

Beispiel. Zudem öffnen viele Landwirte ihre<br />

Höfe für Führungen, auch<br />

Themenwanderungen<br />

kann man mitmachen.<br />

Nichtsdestotrotz wäre es<br />

ein Jammer, wenn man<br />

die Delikatessen, welche<br />

die Köche während der<br />

nunmehr 15. Lammwochen auf den Tisch<br />

bringen, versäumen würde. Das Ultental ist<br />

für seine Kräuterwiesen bekannt, und das<br />

macht das Fleisch besonders schmackhaft.<br />

Wandertipps: Urig und romantisch<br />

Lieblich: Wandern<br />

im Ultental<br />

entspannt – zumal<br />

mit Einkehr auf<br />

der Riemerberglalm.<br />

1 Riemerberglalm (2049 m)<br />

Wertung: Uriger geht’s kaum. Die<br />

kleine Einkehrhütte am Riemerbergl<br />

könnte einem Märchen entsprungen<br />

sein, mit etwas Phantasie erwachen<br />

die geschnitzten Trolle und Berggeister<br />

plötzlich zum Leben. Tolle Rundtour,<br />

die 3–3½ Stunden einfache<br />

Wanderung macht Lust auf mehr.<br />

Start und Ziel: Höfeweiler Sirmian<br />

(1500 m) oder Riemhof (1640 m)<br />

Route: Sirmian – Riemerbergl – Larchenberg<br />

Säge – Hochrain – Sirmian<br />

2 Ultener Höfeweg<br />

Wertung: Ein Wander-Spaziergang für<br />

Romantiker mit einem Faible für<br />

schöne Details. Höhenmeter sind<br />

Nebensache, es geht im hinteren<br />

Ultental auf kleinen Verbindungswegen<br />

über die Sonnenhänge und<br />

durch Dutzende Weiler, deren Höfe oft<br />

noch mit Holzschindeln gedeckt sind.<br />

Start und Ziel: Kuppelwies (1153 m)<br />

am westl. Ende des Zogglerstausees<br />

Route: Kuppelwies – Train – St. Nikolaus<br />

– St. Gertraud – Kuppelwies<br />

09 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 119


LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />

GRASSLS TIPPS<br />

Toni Grassl ist staatlich geprüfter<br />

Berg- und Skiführer<br />

und Inhaber der Eventagentur<br />

grassl-eps. Exklusiv für<br />

den BERGSTEIGER gibt er<br />

Tipps rund ums Bergsteigen.<br />

Diesmal geht es um Zweierseilschaften<br />

am Gletscher.<br />

»Wer sich auf Gletschern bewegt,<br />

sollte sich anseilen –<br />

mindestens zu zweit, maximal<br />

in einer Fünfer- Seilschaft.<br />

Allerdings ist die Zweierseilschaft<br />

auf Gletschern unter<br />

Umständen eine heikle Sache.<br />

Gewichtsunterschiede (z. B.<br />

Vater mit Kind) können im<br />

Ernstfall des Sturzes fatale Folgen<br />

haben. Eine feste Regel,<br />

wer die Seilschaft anführt<br />

oder wer am Ende geht, gibt es<br />

nicht. Das Halten oder gar die<br />

BERGSTEIGER<br />

August 2013<br />

Bildstrecke Frauen am Fels<br />

Betrifft: Kein Bild von Simone Kuly<br />

Werte Redaktion!<br />

Schöne Bilder habt ihr da gezeigt.<br />

Vermisst habe ich allerdings<br />

meine Nachbarin. Die Simone<br />

Kuly hatte damals<br />

schließlich als erste Frau den<br />

»Ghettoblaster« im Frankenjura<br />

geklettert und ist noch heute in<br />

dieser Schwierigkeitsklasse unterwegs.<br />

Viele Grüße<br />

Friedrich Hotz, Höchstadt<br />

Bergung eines Gestürzten, der<br />

allein vom Gewicht für den<br />

Rettenden zu schwer ist, wird<br />

nicht zu realisieren sein! Ein<br />

großes Risiko birgt hier auch<br />

noch die Gefahr, mitgerissen<br />

zu werden. Hier gilt mein<br />

Tipp: Zweierseilschaften auf<br />

Gletschern mit unterschiedlichen<br />

Körpergewichten besser<br />

vermeiden! Wenn möglich<br />

weitere Bekannte ansprechen<br />

und eine Seilschaft aus mehreren<br />

Personen bilden, die<br />

auch die Rettungstechniken<br />

beherrschen.<br />

Grundsätzlich gilt: Anseilen<br />

mit Sitz- und Brustgurt, das<br />

Seil (Einfach- oder Halbseil, da<br />

nur diese beiden Arten im Einfachstrang<br />

verwendet werden<br />

dürfen) wird mit einem Sackstich<br />

oder Achterknoten in einen<br />

Schraubkarabiner eingehängt.<br />

Je weniger Mitglieder<br />

eine Seilschaft hat, desto weiter<br />

müssen die Abstände beim<br />

Gehen sein. Das Anseilen erfolgt<br />

immer von der Mitte des<br />

Seiles aus, so dass jeweils das<br />

erste und letzte Mitglied die<br />

gleiche Länge Restseil verstauen<br />

muss – man weiß ja nicht,<br />

wer in die Spalte fällt.«<br />

BERGSTEIGER<br />

Juli 2013<br />

Seven Summits<br />

Betrifft: Deutschland-Alternative<br />

Servus BERGSTEIGER-Redaktion!<br />

Zu den »Seven Summits« möchte<br />

ich anmerken, dass es diese auch<br />

in Deutschland gibt. Da die Bayerischen<br />

Alpen Anteile an sieben<br />

Gebirgen – Allgäuer Alpen, Ammergauer<br />

Alpen, Wettersteingebirge,<br />

Bayerische Voralpen, Karwendel,<br />

Chiemgauer Alpen und<br />

Berchtesgadener Alpen – haben,<br />

kann man deren höchste Gipfel<br />

auch zu »Seven Summits« zusammenfassen:<br />

Hochfrottspitze<br />

(Allgäuer Alpen), Kreuzspitze<br />

(Ammergauer Alpen), Zugspitze<br />

(Wettersteingebirge), Krottenkopf<br />

(Bayerische Voralpen), Östliche<br />

Karwendelspitze, (Karwendel),<br />

Sonntagshorn (Chiemgauer<br />

Alpen), Watzmann (Berchtesgadener<br />

Alpen). Zwar sind diese<br />

Gipfel weniger anspruchsvoll,<br />

aber auch hier wird der Komplett-<strong>Bergsteiger</strong><br />

gefordert.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Fabian Beißwenger, per Mail<br />

BERGSTEIGER<br />

Juni 2013<br />

Stubaier Höhenweg<br />

Betrifft: Treffende Einstufung<br />

Liebe Redaktion,<br />

im Heft 06/13 beschreiben und<br />

berichten Sie anschaulich über<br />

die Etappen des Stubaier Höhenweges.<br />

Vielen Dank für die sachliche<br />

Darstellung und die treffenden<br />

Aussagen zur Schwierigkeit<br />

der Abschnitte.<br />

In den dazu veröffentlichten Bildern<br />

der Schutzhütten spiegelt<br />

sich der Charakter der einzelnen<br />

Hütten wieder und die Beschreibung<br />

ist treffend. Mal romantisch,<br />

mal zweckbestimmt, aber<br />

immer in einem der Lage der<br />

Hütte entsprechenden Licht. Das<br />

Bild der Dresdner Hütte zeigt die<br />

Hütte bei Regen und wirkt trist,<br />

fast abschreckend. Das entspricht<br />

wohl kaum ihrer Bedeutung<br />

am Höhenweg und allgemein<br />

als eine am stärksten<br />

besuchten Hütten des DAV.<br />

Übrigens : Die uns zur Verfügung<br />

gestellten Exemplare kommen<br />

sehr gut an. Wir mussten sie »an<br />

die Kette legen«, sonst wären sie<br />

alle am ersten Tag weg gewesen.<br />

Auch die Hüttenbroschüre ist<br />

gut gelungen und auf der Dresdner<br />

Hütte bereits vergriffen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Hüttenwart Ludwig Gedicke, per Mail<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

09/13 | 80. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Beate Dreher, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Bettina Willmes<br />

Assistenz Beate Dreher<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Christian Rolle<br />

Illustrationen Max Baitinger, Moritz Reischl<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

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Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bruckmann.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport),<br />

Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />

medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 49 vom<br />

1. Januar 2013, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />

Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />

(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />

Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2013 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

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100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />

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Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />

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Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

120 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


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122 <strong>Bergsteiger</strong> 09 ⁄13


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