Berlin.Friedrichstraße Ausgabe 2/2013 (Vorschau)
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Culture | architektur<br />
→ Welche unvorhersehbaren Risiken könnten<br />
zu Bauverzögerungen führen?<br />
Da gibt es einige Punkte, aber ich bin kein<br />
Hellseher. Wir haben gerade Kohle-Ablagerungen<br />
im Baufeld gefunden, was zusätzliche<br />
Verdichtungsmaßnahmen in der Sohle auslöste.<br />
Damit haben wir gerechnet und diese<br />
Maßnahmen bereits kostenmäßig einkalkuliert.<br />
Der schwierigste Fall sind Planungsänderungen,<br />
die in die Baukonstruktion eingreifen.<br />
Das führt zu Bauverzögerungen und zu<br />
erhöhten Baukosten. Das lasse ich nicht zu.<br />
Nach dem Planungsabschluss gibt es keine<br />
Änderungen mehr, da muss man stur sein.<br />
Die Gelassenheit dafür habe ich durch meine<br />
jahrelange Erfahrung.<br />
→ Der Wiederaufbau des »<strong>Berlin</strong>er Schloss –<br />
Humboldtforum« ist das größte Kulturbaustellen-Projekt<br />
in Deutschland. Andere Kulturprojekte<br />
wie der Bau der Elbphilharmonie<br />
in Hamburg geraten wegen der steigenden<br />
Kosten völlig aus dem Ruder. Wie garantieren<br />
Sie, im Kostenrahmen zu bleiben?<br />
Die größten Kostentreiber bei Großbauvorhaben<br />
sind Planungs- und Nutzungsänderungen<br />
sowie eine unzureichende Vorplanung. Wir<br />
haben diese Probleme nicht, weil wir Vorlaufzeiten<br />
hatten, um eine vernünftige Grundlagenplanung<br />
zu entwickeln. Es kann trotzdem<br />
noch etwas dazwischen kommen. Alle Eventualitäten<br />
kann man nicht ausschließen. Der<br />
Wiederaufbau des »<strong>Berlin</strong>er Schloss – Humboldtforum«<br />
ist ein Einzelprojekt. Es gibt<br />
keinen Prototypen. Die Elbphilharmonie und<br />
das Humboldtforum bringe ich gern in einen<br />
Frank Nehring im Gespräch mit Manfred Rettig.<br />
überregionalen Zusammenhang. Beides sind<br />
Gebäude, die Deutschland als Kulturnation<br />
international repräsentieren werden. Die<br />
Elbphilharmonie ist ein Furore-Bauwerk für<br />
Hamburg und zeigt das neue Selbstbewusstsein<br />
einer Stadt. Das Humboldtforum ist einzigartig<br />
mit seinem Angebot des Dialogs der<br />
Kulturen.<br />
→ Wann wird das Humboldtforum fertig<br />
gestellt sein?<br />
Der Bau soll Ende 2017/Anfang 2018 fertig gestellt<br />
sein. Die Eröffnung des Gebäudes wird<br />
Mitte 2019 sein. Das hängt mit der immensen<br />
Technik zusammen, die eingebaut wird. Das<br />
betrifft beispielsweise die Software-Technik,<br />
Entrauchungsanlagen und das Einspielen der<br />
gesamten Technik. Das braucht Zeit, die wir<br />
von Anfang an eingeplant haben.<br />
→ Wer überwacht die Baumaßnahmen?<br />
Alle Maßnahmen werden von uns als Eigentümerin,<br />
also von der Stiftung überwacht.<br />
Es gibt regelmäßige Jours fixes, an denen die<br />
wichtigen Beteiligten teilnehmen.<br />
→ Was kostet der Wiederaufbau des »<strong>Berlin</strong>er<br />
Schloss – Humboldtforum«?<br />
Er kostet 590 Millionen Euro, davon 478 Millionen<br />
vom Bund, 32 Millionen vom Land<br />
<strong>Berlin</strong> und 80 Millionen durch Spenden. Der<br />
Bund kalkuliert immer mit Ist-Kosten. Er gibt<br />
keine Inflationsvorgaben. Wenn die Inflationsrate<br />
berücksichtigt wird, kommen diese<br />
Blick in den Schlüterhof.<br />
34 <strong>Berlin</strong>.<strong>Friedrichstraße</strong> Nr. 2 <strong>2013</strong>