Ausgabe 459 - Dedinghausen
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D.a. <strong>459</strong> Januar 2014<br />
Ein Dorfladen in<br />
<strong>Dedinghausen</strong> –<br />
Wie naiv ist das<br />
denn?<br />
Welbergen, Otersen, Gelting, in ganz Deutschland<br />
gibt es seit einigen Jahren wieder wirtschaftlich<br />
tragfähige Dorfläden - doch gibt es auch Beispiele<br />
für das Gegenteil (siehe Möhnesee-Völlinghausen).<br />
Nur, was macht den Unterschied aus zwischen<br />
„läuft“ und „läuft nicht“? Und warum ist es wichtig,<br />
dass ein Dorfladen überhaupt wieder entsteht?<br />
Passendes Konzept und Menschen, die was können<br />
Grundlegend für den Erfolg ist das auf den Ort und<br />
die Lage abgestimmte Konzept. Der Dedinghauser<br />
Ansatz als Mischung aus konkurrenzfähigen Preisen,<br />
Regionalität, Menschlichkeit sowie der Erweiterung<br />
des Dorfladens zu einem lebendigen Mittelpunkt im<br />
Dorfalltag mit Café, Dorfküche usw., ist stimmig.<br />
Wichtig hier ist einerseits Berater Wolfgang Gröll,<br />
dessen Fachlickkeit bei der Gründung der Dorfladen-Genossenschaft<br />
erkennbar wurde. Zahlreiche<br />
erfolgreiche Dorfläden zeigen seine Handschrift.<br />
Gleichwohl sind das in Geschäftsführung und Aufsichtsrat<br />
gebündelete Know-how aus unserem Dorf<br />
ein echtes Pfund. Hierfür stehen Namen wie Carina<br />
Ahlke, Hans-Peter Angenendt, Jürgen Christ, Günter<br />
Hagenhoff, Reiner Prieger und Heinz Timmermann.<br />
Dorfläden stärken unsere Region<br />
Ist uns bewusst, dass wir mit unserem Einkaufsverhalten<br />
auch unser Lebensumfeld gestalten? Die Gewinne<br />
der anonymen Supermarktketten fließen in der<br />
Regel aus der Region ab in die jeweiligen Konzernzentralen,<br />
und von dort nicht selten weiter ins Ausland,<br />
wo mehr Rendite gemacht wird. So investiert<br />
z.B. die Metro-Gruppe (u.a. real,-, Mediamarkt)<br />
massiv in den Wachstumsmärkten Südostasiens. Unterm<br />
Strich verbleiben so an Wertschöpfung in unserer<br />
Region nur die oftmals kargen Löhne der Mitarbeiter.<br />
Nicht einmal die Mieteinahmen der Immobilien<br />
werden hier versteuert, wenn der Investor des<br />
Gebäudes seinen Sitz in Süddeutschland hat, wie das<br />
Beispiel Südertor-Zentrum in Lippstadt zeigt. Auf<br />
Dauer bluten Regionen mit solchen einseitig geöffneten<br />
Geld-Kreisläufen aus.<br />
D.a. <strong>459</strong>/32<br />
Ein Kommentar<br />
(von Ludger Schulte-Remmert)<br />
Anders der Dorflladen. Von jedem Euro, der hier in<br />
der Region erwirtschaftet und im Dorfladen ausgegeben<br />
wird, bleibt viel mehr dem regionalen Kreislauf<br />
erhalten. Wir alle können einkaufen, wo wir zu<br />
Hause sind und sparen somit Zeit und Geld. Auch<br />
Eigentümer werden wir selbst sein und die Mitarbeiter,<br />
die im Dorfladen ihre Brötchen verdienen<br />
werden, kommen ebenfalls aus unserer Mitte. Nicht<br />
zuletzt sorgt der hohe Anteil an heimischen Produkten<br />
für regionale Wertschöpfung. Was hingegen ist<br />
das Interesse der anoymen Supermarktkette an uns?<br />
Der Dorfladen als ein Baustein fürs Dorfleben<br />
Unser Dorf ist zu Recht stolz und im Umkreis bekannt<br />
für ein aktives Dorfleben. Die Menschen, die<br />
sich hier für uns engagieren, haben Wertschätzung<br />
und Unterstützung verdient. Wichtig sind deshalb<br />
auch junge Menschen, die in diese Dorfstrukturen<br />
hineinwachsen. Das wiederum setzt voraus, dass es<br />
Familien gibt, die hier leben wollen und die entsprechend<br />
Kindergarten und Grundschule am Ort vorfinden.<br />
Auch ein Dorfladen ist Teil einer solchen<br />
Grundversorgung und ein Baustein von vielen, der<br />
Lebensqualität im Dorf sichert. So hängt alles mit<br />
allem zusammen: Weihnachtsmarkt und Schützenfest,<br />
Bürgertreff und Bahnhaltepunkt, Kirche und Kneipe,<br />
Vereinsleben und Dorfzeitung, Kindergarten und Seniorengemeinschaft,<br />
Grundschule und Grundversorgung<br />
– erst im Zusammenwirken aller entsteht etwas,<br />
das mehr ist als die Summe der „Einzelteile“.<br />
Natürlich traut sich ein Dorf mit solch einem Projekt<br />
„Dorfladen“ raus auf die öffentliche „Lichtung“, wo<br />
Kritiker und Neider andernorts mit gespannter Flinte<br />
im Anschlag liegen. Andererseits ist <strong>Dedinghausen</strong><br />
längst Vorbild für andere geworden, seine Geschicke<br />
selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Vor einem Jahr im Dezember 2012 standen am Ende<br />
der ersten Dorfkonferenz im Bürgertreff der Dorfladen<br />
und der Aufbau eines Bürgernetzwerkes ganz<br />
oben auf der Wunschliste. Mit viel Engagement<br />
konnte die Dorfladen-Gnossenschaft Ende November<br />
(und das Bürgernetzwerk als Verein in dieser Woche)<br />
konstituiert werden.<br />
Der Dorfladen in <strong>Dedinghausen</strong> ist deshalb keine<br />
naive Vorstellung mehr. Er macht wirtschaftlich wie<br />
als sozialer Treffpunkt im Alltag Sinn. Zugleich will<br />
er seinen Beitrag leisten, die bestehenden wertvollen<br />
Strukturen in unserem Dorf zu unterstützen.<br />
Bitte überlegen Sie, ob Sie, mit der Zeichnung eines<br />
Dorfladen-Anteils, diesen entstehen lassen wollen.