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Anforderungen an die Technik: Einfach vs. komplex<br />

3. Anforderungen<br />

an die Technik:<br />

Einfach vs. komplex<br />

Der Einfluss von Informationsdiensten auf die Nutzung des öffentlichen<br />

Verkehrs (ÖV) wurde schon vor zehn Jahren im Zusammenhang<br />

mit Telematikanwendungen diskutiert (vgl. u.a.<br />

Beckers et al. 2001, VSVI 1999). Schon damals wurde erkannt,<br />

dass es einen großen Bedarf nach Services zur mobilen Routenplanung<br />

im ÖV gibt und dafür PDAs wie Smartphones bestens<br />

geeignet seien (ebda., 13). Allerdings hatten damals nur wenige<br />

Menschen überhaupt Zugang zum mobilen Internet: Noch 2005<br />

wurden in Deutschland lediglich 900.000 PDAs/Smartphones<br />

verkauft, 2011 waren es hingegen schon fast zwölf Millionen<br />

(Statista 2012, BITKOM 2012). Im Jahr 2008 gaben 13 Prozent,<br />

2011 28 Prozent und 2012 schon die Hälfte der befragten Internetnutzer<br />

an, regelmäßig mobil zu surfen (Accenture 2011, 5) 3 .<br />

Bei den unter 30-Jährigen nutzen sogar 58 Prozent ein internetfähiges<br />

Handy (BMELV 2012).<br />

Der Kostenfaktor hat bei der App-Nutzung bzw. Nutzung des<br />

mobilen Internets in den letzten zwei Jahren deutlich an Bedeutung<br />

verloren, da die Kosten für mobiles Internet stark gesunken<br />

sind. So musste man im Jahr 2009 für Datenflatrates<br />

monatlich noch etwa 30-50 Euro zahlen, während heute Flatrates<br />

für das mobile Internet schon für unter zehn Euro zu haben<br />

sind. Gleichfalls ist der Verbraucherpreisindex für Telekommunikationsdienstleistungen<br />

von 2005 bis 2010 um ganze 17,2<br />

Prozent gesunken (Destatis 2011), während er sich in fast allen<br />

anderen Konsumbereichen seit 20 Jahren stetig erhöht. Empirische<br />

Ergebnisse zur Wirkung von IKT auf den öffentlichen<br />

Verkehr konnten somit erst mit der zunehmenden Verbreitung<br />

von Smartphones seit etwa vier Jahren erarbeitet werden. Bisherige<br />

Studien zu Mobilitäts-Apps kommen allerdings nicht zu<br />

eindeutigen Ergebnissen, was die Wirkung auf die persönlichen<br />

Mobilitätsmuster angeht. Wittowsky (2009) nimmt z.B. in seiner<br />

Untersuchung zu dynamischen Informationsdiensten im ÖPNV<br />

an, dass „die vermehrte Bereitstellung von Echtzeitinformationen<br />

einen Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl ausübt“ und kommt zu<br />

dem Schluss, dass „nicht nur die Qualität des Angebots, sondern<br />

auch Informationen einen entscheidenden Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl<br />

haben“ (ebd., S. 48). Dem gegenüber stellt<br />

eine österreichische Studie fest, dass Verkehrsinformationen<br />

nur eine geringe Wirkung auf das von Gewohnheiten geprägte<br />

Verkehrsverhalten haben (x-sample/verkehrplus 2010, S. 10).<br />

Auch das cairo-Projekt befasste sich mit den Wirkungen von<br />

Informationen auf die Verkehrsmittelwahl und damit auf den<br />

Modal-Split. Der Ansatz des Projekts war dabei die Annahme,<br />

dass ein Modal-Shift weg vom eigenen Auto und hin zu öffent-<br />

lichen Verkehrsmitteln generell gefördert wird, wenn der mobile<br />

Routenplaner das intermodale Reisen optimiert und komfortabler<br />

macht. Hierzu gilt es zunächst zu erfassen, welche Funktionen<br />

das Reisen komfortabler machen und welche Informationen<br />

die Nutzer konkret für die Routenplanung benötigen.<br />

Intermodale Routen mobil zusammenstellen<br />

Smartphone-Apps für den öffentlichen Verkehr greifen an einer<br />

entscheidenden Stelle in das Mobilitätssystem ein – und zwar<br />

an den Informationen zu Abfahrten, Ankünften und optimalen<br />

Umsteigeverbindungen. Indem per App aktuelle Informationen<br />

jederzeit und überall bereit stehen, hat man so stets im Blick,<br />

wie man auch ohne Auto auf der optimalen Route zum Ziel<br />

kommt. Somit wird ein zentraler Nachteil von Bus und Bahn<br />

gegenüber dem Individualverkehr behoben, denn bisher wird<br />

der ÖV noch oft mit Wartezeiten durch Anschlussprobleme<br />

aufgrund von Verspätungen, der falschen Streckenwahl etc.<br />

assoziiert, was eine genaue Planung erschwert.<br />

In den letzten Jahren hat sich allerdings nicht nur die Informationsbasis<br />

gebessert, es sind zudem viele neue Mobilitätsangebote<br />

geschaffen worden, die das bestehende Angebot des öffentlichen<br />

Verkehrs verdichten. Stationsgebundenes und flexibles<br />

Carsharing, Rufbusse oder Leihfahrradsysteme können den<br />

Nutzern eine höhere zeitliche und räumliche Flexibilität bieten.<br />

Dadurch ähneln sie dem Auto oder dem Rad, sind aber dennoch<br />

wie der ÖV für jeden Nutzer, der sich zuvor registriert hat, frei<br />

verfügbar. Die Möglichkeiten, mehrere Verkehrsmittel flexibel<br />

und spontan miteinander zu kombinieren, sind also insgesamt<br />

zumindest in Großstädten derzeit so vielfältig wie noch nie.<br />

Nutzeranforderungen an intermodale Routing-Apps werden<br />

bisher meist im Rahmen von Pilotprojekten wie cairo erfasst,<br />

bei denen lediglich eine begrenzte Nutzerzahl die Anwendung<br />

testet. Inwiefern die Erkenntnisse aus der Testgruppe übertragbar<br />

sind, wird in den folgenden Abschnitten erörtert.<br />

Nach der Internationalen Organisation für Standardisierung (ISO)<br />

ist Usability demnach ein Qualitätsmerkmal, das darüber Aufschluss<br />

gibt, inwiefern ein Produkt geeignet ist, „bestimmte<br />

Ziele in einem bestimmten Kontext effektiv, effizient und zufriedenstellend<br />

zu erreichen“ (ISO-Norm DIN EN ISO 9241, Teil 11).<br />

Usability ist somit ein genereller Indikator dafür, wie gut die<br />

jeweilige Anwendung zu gebrauchen ist. Neben organisatorischen<br />

Faktoren wie z.B. die laufende Aktualisierung der Datenbanken<br />

ist für die Usability die konkrete Benutzbarkeit oder<br />

auch sog. Operability ausschlaggebend. Diese gibt an, wie die<br />

einzelnen Schritte der Abfrage strukturiert und gestaltet sind.<br />

Die Operability wird oft mit ergonomischen Anforderungen in<br />

Verbindung gebracht, die sich bei einer App z.B. in der Lesbarkeit<br />

oder der Haptik bei der Abfrage ausdrückt. Dies hängt wiede r-<br />

um von der Qualität der softwaretechnischen Komponenten ab<br />

(vgl. Abbildung 4).<br />

3 Obwohl bei der Accenture-Studie nur Internetnutzer befragt wurden und bei<br />

der BMELV-Studie keine Auswahl vorgenommen wurde, unterscheiden sich<br />

die beiden Werte zum Anteil der Smartphone-Nutzer im Jahr 2011 kaum (28<br />

Prozent bei Accenture bzw. 26 Prozent beim BMELV).<br />

12 Einfach und komplex · <strong>InnoZ</strong>-Baustein Nr. 13

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