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Das Smartphone als „ÖV-Navi“<br />

Datenmengen bedürfen, an nahezu jedem Ort möglich. Der<br />

Ablösung des Handys durch das Smartphone steht also auch<br />

technisch nichts mehr im Wege.<br />

Durch diese neuen Möglichkeiten der informatorischen Vernetzung<br />

lassen sich die Herausforderungen intermodaler Mobilität<br />

durch das Smartphone bewältigen. Für die Nutzer kann die Überkomplexität<br />

vielfältigster Mobilitätsoptionen durch geeignete<br />

Apps in eine sog. Seamless-Erfahrung umgekehrt werden, d.h.<br />

es gibt keine Lücken im Informationsfluss und somit keine Brüche<br />

beim Wechsel zwischen den unterschiedlichen Mobilitätsangeboten.<br />

Dieser informatorische Mehrwert ermöglicht eine<br />

effiziente Fortbewegung, unabhängig von Systemgrenzen oder<br />

verkehrsmittelspezifischen Zugangsbarrieren.<br />

Das Abrufen von Informationen über Smartphones kann zudem<br />

dazu beitragen, in öffentlichen Räumen ein Gefühl der<br />

Privatheit und der Sicherheit zu erzeugen. So wie das Automobil<br />

als „Reizschutzpanzer“ (Rammler 2001, S. 56) dient, das den<br />

Nutzer vor äußeren Einflüssen schützt, kann auch das Smartphone<br />

ein Stück der vertrauten und privaten Welt im öffentlichen<br />

Raum bzw. in öffentlichen Verkehrsmitteln erzeugen.<br />

Dies ist auch notwendig, da viele Menschen beim Fahren mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln ein Gefühl des Kontrollverlusts<br />

bzw. „Ausgeliefertseins“ empfinden (vgl. Knie 2009, S. 34). Vor<br />

allem wenn sich der Verbindungsablauf unterwegs aufgrund von<br />

Verspätungen oder anderen Störungen ändert, sind selbst geübte<br />

Nutzer von Bus und Bahn überfordert. Verlässliche und<br />

aktuelle Informationen zu intermodalen Verkehrsmittelverbindungen<br />

können demnach das Gefühl der Entscheidungsautonomie<br />

sowie die Flexibilität bei der Fahrt selbst deutlich erhöhen.<br />

In der Kombination mit neuen „halböffentlichen“ Mobilitätsdiensten<br />

lässt sich die Lücke zwischen ÖV und Individualverkehr<br />

in urbanen Räumen schon heute schließen. Einige Studien<br />

(wie z.B. Maertins/Schäfer 2008, S. 8, Wittowsky 2009, S. 8f.)<br />

deuten bereits darauf hin, dass eine bessere Informationslage<br />

die „gefühlte Verfügbarkeit“ der jeweiligen Verkehrsmittel stärkt<br />

und letztlich auch die Nutzungsintensität erhöht. Es zeigte sich,<br />

dass durch Mobilitäts-Apps und die damit verbundene subjektiv<br />

wahrgenommene Verhaltenskontrolle und erhöhte Sichtbarkeit<br />

alternativer Mobilitätsangebote tatsächlich die Nutzungsfrequenz<br />

öffentlicher sowie halböffentlicher Mobilitätsangebote erhöhen<br />

lässt. Beispielsweise hat sich nach Einführung der Smartphone-<br />

App für den Call-a-Bike-Service innerhalb von wenigen Monaten<br />

die Anzahl der Ausleihen um 30 Prozent steigern lassen.<br />

mit der Schüttelfunktion des Smartphones ein Fahrrad erfasst<br />

und dann entliehen werden kann. Ebenso wird die Abgabe des<br />

Fahrrads beim stationsungebundenen Call-a-Bike-System<br />

über das Smartphone grundlegend vereinfacht. Früher war ein<br />

Anruf erforderlich, bei dem der Abmeldecode über die Tastatur<br />

eingegeben und der aktuelle Standort mit Straßennamen<br />

durchgesagt werden musste. Heute kann man über die digitale<br />

Karte die „virtuelle Station“ eingeben, ohne nach Straßenschildern<br />

suchen zu müssen. Smartphones werden des Weiteren<br />

zunehmend für Buchungs- und Zahlungsfunktionen eingesetzt.<br />

Vorabbuchungen z.B. von Carsharing-Fahrzeugen am<br />

heimischen PC oder die Suche nach Kleingeld am Fahrscheinautomaten<br />

können damit umgangen werden.<br />

All diese Befunde bestätigen, dass Apps die Nutzung öffentlicher<br />

und halböffentlicher Verkehrsangebote verstärken können. Bisherige<br />

Studien haben gezeigt, dass Smartphones eine persönliche<br />

und selbstbestimmte Aneignung einer häufig als fremd und<br />

unsicher erlebten öffentlichen Verkehrswelt fördern können.<br />

Das wurde bereits früh am Beispiel des mobilen Ticketings<br />

(Ring&Ride, Touch&Travel) nachgewiesen (vgl. Maertins, Schaefer<br />

2008, S. 48). Die problematisierte Lücke zwischen den Systemen<br />

des ÖV und des Individualverkehrs lässt sich durch die informatorische<br />

Vernetzung über Smartphones egalisieren. Um in den<br />

Köpfen eine verkehrsmittelübergreifende Mobilität denkbar<br />

werden zu lassen, müssen die Apps von morgen in der Lage sein,<br />

die Komplexität aller verfügbaren Verkehrsmittelangebote nutzerund<br />

kontextspezifisch aufzubereiten. Besonders das Management<br />

von intermodalen Verbindungen stellt hier die Herausforderung<br />

dar, um dem Nutzer das Gefühl einer Seamless-Erfahrung zu<br />

geben und die Mobilität zu vereinfachen. Wie App-basierte mobile<br />

Informationssysteme zu diesem Zweck konkret gestaltet werden<br />

müssen, ist bisher noch nicht hinreichend untersucht worden.<br />

Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Carsharing-Angebot der<br />

Deutschen Bahn „Flinkster“: Im <strong>InnoZ</strong>-Projekt „BeMobility“<br />

konnte eine vermehrte Buchung der Carsharing-Fahrzeuge<br />

durch die App beobachtet werden, während die Buchungsoptionen<br />

über das Internet oder Telefon weiterhin gleichbleibend<br />

intensiv genutzt wurden. Auch die Einführung von Handytickets<br />

kann unter Umständen eine deutliche Umsatzsteigerung im<br />

ÖPNV nach sich ziehen (vgl. Mattila 2010, S. 26).<br />

Durch die technischen Möglichkeiten von Smartphones lässt<br />

sich die Nutzung des (halb-) öffentlichen Verkehrs vereinfachen.<br />

Bei Call a Bike werden z.B. Zugangshürden abgebaut, indem<br />

8 Einfach und komplex · <strong>InnoZ</strong>-Baustein Nr. 13

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