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Informationsnutzung in der Praxis<br />
können beispielsweise zu Stoßzeiten auf bestimmten Strecken<br />
Bahn- statt Busfahrten empfohlen werden. Wenn die App auf<br />
Termine aus dem persönlichen Kalender zurückgreifen kann,<br />
ist es z.B. möglich, dass das Routing bei geschäftlichen Terminen<br />
automatisch öffentliche Verkehrsmittel bzw. Taxifahrten auswählt.<br />
Am Wochenende sollten zudem z.B. automatische Störungsmeldungen<br />
zum Arbeitsweg deaktiviert sein.<br />
Abb. 19: Screenshot der<br />
Car2Go-App<br />
Abb. 20: Screenshot der<br />
Alarmfunktion bei cairo<br />
Eine weitere Funktion, die Zeitangaben für kontextsensitive<br />
Auskünfte nutzt, sind Alarmdienste. Auch bei der cairo-App<br />
können Nutzer des ÖV bei dieser Funktion einstellen, dass sie<br />
vor dem Erreichen des Zielorts alarmiert und z.B. über Anschlusszüge<br />
informiert werden (vgl. Abbildung 20). Eine solche<br />
Alarmfunktion muss allerdings sehr zuverlässig sein, da die<br />
Folgen wie ein verpasster Ausstieg vor allem im Fernverkehr<br />
gravierend sind. Dementsprechend bemängelte etwa jeder<br />
fünfte cairo-Testnutzer, dass die Alarmfunktion noch nicht zu<br />
100 Prozent fehlerfrei funktioniere.<br />
Benutzerkontexts ersetzt. So könnte zum Beispiel bei der Integration<br />
von Wetterinformationen bei Regen auf Fahrradsharing-<br />
Angebote im Routing verzichtet werden. Nach Ackermann et al.<br />
(2009) haben Informationen zum Ort (wo?), zur Zeit (wann?),<br />
zur Identität (wer?) sowie zur aktuellen Aktivität (was?) als<br />
„primärer Kontext“ eine übergeordnete Bedeutung (ebd., S. 91).<br />
Alle weiteren sekundären Kontextinformationen wie „Wegezweck“<br />
oder „Wetter“ leiten sich nach Ackermann hieraus ab.<br />
Dienste wie Moovel haben diesen primären Kontext durch<br />
dialogartige Abfragen in die App-Gestaltung eingebunden.<br />
Für ein kontextsensitives Routing werden in erster Linie Standortdaten<br />
genutzt, die über GPS erfasst werden. Die Einbindung<br />
von Standortinformationen ist bei Routenplanern mittlerweile<br />
eine Standardfunktion. Die meisten Applikationen nutzen dabei<br />
GPS-Ortung bzw. den Positioning-Layer oder andere Ortungstechnologien,<br />
um den Standort des Nutzers zu bestimmen und<br />
aus dieser Position heraus Verbindungen oder lokale Informationen<br />
bereit zu stellen. Für stationsungebundene Carsharing-<br />
Angebote wie Car2go oder DriveNow sind die Ortung der Person<br />
und der Fahrzeuge sowie die Anzeige auf einer Karte eine zentrale<br />
Voraussetzung für die Nutzung des Dienstes (vgl. Abbildung 19).<br />
Auch die cairo-App besitzt bereits einige kontextsensitive Dienste.<br />
So können z.B. über die Funktion „Unterwegs“ der gerade genutzte<br />
Zug geortet und am Ankunftsort Anschlüsse, Haltestellen<br />
oder Carsharing-Stationen angezeigt werden. Da die Standorterfassung<br />
bei Mobilitäts-Apps schon weit verbreitet ist, sehen<br />
es viele Nutzer daher auch als selbstverständlich an, dass standortbasierte<br />
Dienste problemlos funktionieren. So fiel demnach<br />
auch etwa einem Drittel der cairo-Testnutzer auf, dass die<br />
Standortfunktion der cairo-App noch nicht optimal umgesetzt<br />
ist und die Nutzung einschränkt. Allerdings war auch etwa die<br />
Hälfte der Testnutzer mit der Standortfunktion zufrieden.<br />
Wetterinformationen sind ebenfalls für die Verkehrsmittelwahl<br />
von Belang. Bei Dauerregen oder Glatteis sollten z.B. möglichst<br />
keine Radfahrten in die Route integriert werden. Einige Fahrradroutenplaner<br />
berücksichtigen zumindest in der Internet-Version<br />
bereits Wetterinformationen: Beim Radroutenplaner NRW kann<br />
z.B. das Wetter je Etappe angezeigt werden. Schließlich lassen<br />
sich über bestimmte Smartphone-Funktionen weitere Informationen<br />
aus dem Kontext gewinnen. So kann z.B. über die Rüttelsensoren<br />
des Smartphones erfasst werden, ob man gerade zu<br />
Fuß geht, die Bahn benutzt, joggt oder Fahrrad fährt. Dementsprechend<br />
können dann passende, z.B. attraktive Jogging-Routen<br />
vorgeschlagen werden oder Push-Services z.B. zu umliegenden<br />
Sehenswürdigkeiten passende Informationen liefern.<br />
Insgesamt besteht bei der Berücksichtigung kontextsensitiver<br />
Informationen jedoch die Gefahr, dass sie zu stark die individuelle<br />
Auswahl an Informationen beschränken. Nutzer können<br />
sich demnach auch durch kontextsensitive Selektionen bevormundet<br />
fühlen, z.B. wenn Mietfahrräder bei einer schlechten<br />
Wetterlage als Option nicht angezeigt werden. Insgesamt bestehen<br />
insbesondere im Bereich der Kontextsensitivität von<br />
Mobilitätsdiensten noch viele offene Fragen, was Nutzeranforderungen<br />
und Akzeptanzbedingungen angeht. Ähnliches gilt<br />
auch für die Push-Dienste. Wichtig erscheint, so bleibt festzuhalten,<br />
dass zunächst ein Verständnis für Nutzeranforderungen<br />
und -motivationen erreicht werden muss, um diese Funktionen<br />
nutzergerecht einbringen zu können. Die sozialwissenschaftliche<br />
Analyse von Informationsbedürfnissen und Nutzungskontexten<br />
der User nimmt somit bei der Entwicklung solcher Angebote<br />
eine Schlüsselrolle ein.<br />
Für kontextsensitive Abfragen können auch Kalendereinträge,<br />
Wetterinformationen und viele weitere Datenquellen genutzt<br />
werden. Zeitangaben wie die Uhrzeit oder der Wochentag geben<br />
ebenfalls wertvolle Hinweise für die Routenplanung. So<br />
24 Einfach und komplex · <strong>InnoZ</strong>-Baustein Nr. 13