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E-COMMERCE<br />

20 <strong>Internet</strong> <strong>World</strong> BUSINESS<br />

25. November 2013 24/13<br />

LOGISTIK IM AUSLAND<br />

Weltweit will gelernt sein<br />

Verpacken, versenden, versichern, verfolgen: Die Logistikprozesse beim Verkauf ins Ausland sind für<br />

Online-Händler grundsätzlich die gleichen wie im Offline-Geschäft – der Teufel steckt aber im Detail<br />

s klingt schon verlockend:<br />

ERund 400 Millionen <strong>Internet</strong>-<br />

Nutzer und Online Shopper gibt<br />

es in Europa – also 400 Millionen<br />

potenzielle Kunden für deutsche<br />

Online-Händler? Tatsächlich ist<br />

Internationalisierung für deutsche<br />

Webshop-Betreiber ein großes<br />

Thema: Schon heute erzielt jeder<br />

Vierte mindestens zehn Prozent<br />

seines Umsatzes im Ausland, 13<br />

Prozent erwirtschaften sogar ein<br />

Viertel ihres Gesamtumsatzes jenseits<br />

der deutschen Landesgrenzen.<br />

Das sind durchaus überzeugende<br />

Zahlen angesichts der Herausforderungen,<br />

die ein internationaler<br />

Verkauf mit sich bringt. Rechtliche<br />

Unsicherheiten, Sprachbarrieren<br />

und kulturell bedingte Unterschiede<br />

in Sachen Usability und<br />

Zahlungsabwicklung stellen nur<br />

der Anfang der Probleme dar –<br />

und sie enden keineswegs in dem<br />

Moment, wenn das Paket auf dem<br />

Laster ist, eher das Gegenteil ist<br />

hier der Fall.<br />

Verpackung und Adresse<br />

Die Logistik im Ausland beginnt<br />

für die meisten Online-Händler<br />

im eigenen Lager – oft eher zufällig,<br />

wenn ungeplant erste Bestellungen<br />

von ausländischen Kunden eintrudeln.<br />

Hier bleibt dann zu hoffen, dass die<br />

Logistik im Haus professionell genug ist,<br />

um das unverhofft anfallende Auslandsgeschäft<br />

abzuwickeln. „Lieferzeiten und<br />

Lieferkosten erhöhen sich je nach Entfernung<br />

zwischen Start- und Zielland mindestens<br />

um den Faktor zwei bis drei“, so<br />

die Pi-mal-Daumen-Schätzung von Christina<br />

Thurner, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

beim Logistikspezialisten Loxxess.<br />

Die Konsequenz: Schnell muss es gehen,<br />

Verzögerungen im eigenen Lager darf es<br />

nicht geben, das Paket muss am Bestelltag<br />

versandfertig sein. Sonst verzögert sich die<br />

international ohnehin längere Lieferzeit<br />

unnötigerweise für den Kunden, sodass es<br />

nicht tragbar wird. Und die Waren müssen<br />

sachgemäß verpackt sein, damit die Pakete<br />

es unbeschadet überstehen, wenn sie<br />

durch mehrere Hände gehen und verschiedene<br />

Transportmittel durchlaufen.<br />

„Wir verpacken alles so gut, dass wir ins<br />

Ausland keine andere Verpackung brauchen“,<br />

betont Hans Thomann, Geschäftsführer<br />

vom Musikhaus Thomann, das<br />

seine Waren vom zentralen Warenlager in<br />

Flugzeug, Schiene, Straße: Der lange Weg zum Auslandskunden kann für Online-Händler teuer werden<br />

„Die Größe eines Landes ist nur<br />

ein Aspekt bei der Entscheidung<br />

für eine Vor-Ort-Logistik“<br />

JAN STARKEN<br />

Leiter Internationales Marketing bei Bonprix<br />

Treppendorf aus in 27 europäische Länder<br />

verschickt und 2012 mehr als die Hälfte<br />

seines Umsatzes über den Verkauf ins<br />

Ausland verdient hat. „Der Prozess im Lager<br />

ist grundsätzlich der<br />

Gleiche. Eine Herausforderung<br />

sind höchsten<br />

Klaviere und Flügel“, fügt<br />

der Franke schmunzelnd<br />

hinzu. Ähnlich läuft es<br />

auch bei der Otto-Tochter<br />

Bonprix: Über das<br />

Auslandsumsatz wächst<br />

Kein Umsatz<br />

Bis 1 %<br />

1 % bis 5 %<br />

5 % bis 10 %<br />

10 % bis 25 %<br />

Mehr als 25 %<br />

Ein Viertel der deutschen Online-Händler erzielt<br />

mehr als 10 Prozent des Umsatzes im Ausland<br />

© INTERNET WORLD<br />

<strong>Business</strong> 24/13<br />

14 %<br />

13 %<br />

13 %<br />

17 %<br />

13 %<br />

30 %<br />

Quelle: E-Commerce<br />

Leitfaden 2013<br />

Hermes-Warehouse in<br />

Haldensleben werden das<br />

deutsche Inland und viele internationale<br />

Märkte bedient. „Unser logistischer Abwicklungsprozess<br />

für Inlands- wie Auslandssendungen<br />

ist hier abgesehen von<br />

unterschiedlichen Rechnungsformularen<br />

im Warenausgang grundsätzlich identisch“,<br />

berichtet Jan Starken, Leiter internationales<br />

Marketing bei Bonprix. Innerhalb<br />

der EU müssen allerdings sogenannte<br />

Intrastat-Meldungen gemacht werden, die<br />

im Inland wegfallen. Eine Ausnahme stelle<br />

die Schweiz dar, wo besondere Zollbestimmungen<br />

gelten.<br />

Ein weiteres Problem beim<br />

internationalen Versand, das<br />

noch im Lager auftaucht,<br />

unterschätzen Händler gern:<br />

die Gestaltung des Adressaufklebers.<br />

Das deutsche Adresssystem<br />

– Vorname, Nachname,<br />

Straße, Hausnummer, Postleitzahl,<br />

Stadt – lässt sich noch<br />

nicht einmal auf das europäische<br />

Ausland übertragen, von<br />

Adressen weltweit ganz zu<br />

schweigen. In Irland gibt es<br />

keine Postleitzahlen, in<br />

Frankreich steht die Hausnummer<br />

vor der Straße, in<br />

Großbritannien besteht die Postleitzahl<br />

aus zwei Gruppen von Buchstaben und<br />

Zahlen. In Asien schließlich wird der<br />

Nachname vor den Vornamen gestellt. Bei<br />

Sendungen nach Russland, Griechenland<br />

oder in asiatische Staaten sollten Händler<br />

zudem nicht davon ausgehen, dass der<br />

Paketdienstfahrer lateinische Schriftzeichen<br />

beherrscht. Das alles klingt nach vernachlässigbaren<br />

Kleinigkeiten; doch falsche<br />

Adressdaten – zum Beispiel aufgrund<br />

einer für internationale Kunden<br />

nicht passenden Checkout-Seite –<br />

können schnell unnötige und sehr<br />

teure Auslandsretouren produzieren,<br />

wenn der Paketdienstleister<br />

auf der letzten Meile den Kunden<br />

nicht zuordnen kann.<br />

Versichern und verfolgen<br />

Ist die Ware ordentlich verpackt<br />

und adressiert, landet sie im Lkw<br />

des Paketdienstleisters. Der wiederum<br />

muss nicht unbedingt<br />

derselbe wie der für die Inlandszustellung<br />

sein. „Wir nutzen im Ausland<br />

wie auch beim Inlandsversand<br />

DHL und UPS“, berichtet<br />

Hans Thomann. „Allerdings<br />

haben wir in den meisten Ländern<br />

in der Regel nur einen Dienstleister.<br />

Es gibt Länder, da klappt es mit<br />

der DHL nicht gut, bei anderen<br />

ziehen wir die DHL den braunen<br />

Lastern von UPS vor. Bei den<br />

Retouren ist es ähnlich.“<br />

Abgesehen von diesen persönlichen<br />

Erfahrungen ist die Auswahl<br />

oft auch begrenzt: Die in Deutschland<br />

starken Paketdienstleister<br />

sind nicht in jedem Zielland mit<br />

eigenen Gesellschaften vertreten.<br />

Hermes kooperiert beispielsweise<br />

für den Versand nach Russland<br />

oder Dänemark mit DPD, für Sendungen<br />

nach Frankreich, Italien oder Österreich<br />

aber mit nationalen Logistikpartnern.<br />

DHL arbeitet in den meisten Ländern mit<br />

der jeweiligen Postgesellschaft zusammen.<br />

Händler sollten also genau wissen, auf welchen<br />

Wegen ihre Pakete zu den Auslandskunden<br />

kommen, ob sie auf dem ganzen<br />

Weg versichert sind (und in welcher Höhe)<br />

Foto: Fotolia / Franck Boston<br />

Gut geschützt: Hans Thomann überwacht die Verpackung<br />

seiner empfindlichen Waren für den internationalen Versand<br />

und ob eine Sendungsverfolgung bis zur<br />

ausländischen Haustür möglich ist. So lassen<br />

sich Retouren oder Paketverluste im<br />

Auslandsgeschäft minimieren.<br />

Nicht zu vergessen: Wie laufen Retouren<br />

aus dem Ausland beim jeweiligen Dienstleister<br />

ab? Wie schnell kommen die Waren<br />

nach Hause, was kostet die Retoure? Wie<br />

können die Retouren von den Auslandskunden<br />

abgeschickt werden? Ganz wichtig<br />

ist auch: Passt das Angebot des Dienst-

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