Das Campe bleibt - HAWK
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MITTWOCH, 23 . FEBRUAR 2011<br />
STADT UND LANDKREIS<br />
„In diesem maroden Gebäude wird super Arbeit geleistet"<br />
Lehrer sammeln Argumente gegen den Umzug des <strong>Campe</strong>-Gymnasiums / Klares Nein für eine Oberschule mit gymnasialem Zweig<br />
Holzminden (bs) . Die Unterrichtsversorgung<br />
liegt bei 100<br />
Prozent . <strong>Das</strong> Lehrerkollegium<br />
ist motiviert . „Eigentlich<br />
herrscht Aufbruchstimmung",<br />
betont Karl-Georg Haase . Und<br />
seine Kollegen quittieren die<br />
Aussage des Personalratsvorsitzenden<br />
mit einem Kopfnicken .<br />
Doch seit Wochen ist es vorbei<br />
mit der Ruhe im Holzmindener<br />
<strong>Campe</strong>-Gymnasium . Ein Umzug<br />
ins Schulzentrum Liebigstraße,<br />
weil die Sanierung der<br />
alten Penne zu teuer ist? Die<br />
Diskussion irritiert die Eltern,<br />
treibt die Schüler auf die Straße<br />
und lässt die Lehrer Argumente<br />
sammeln . Für ein starkes Gymnasium<br />
mitten in der Stadt und<br />
gegen eine Schwächung durch<br />
die Einrichtung von Oberschulen<br />
mit gymnasialem Zweig .<br />
„Es gibt hier vieles, was qualitativ<br />
gut läuft, doch das wird<br />
vergessen", ärgert sich Astrid<br />
Appel, Personalrätin im <strong>Campe</strong> .<br />
„In diesem maroden Gebäude<br />
wird super Arbeit geleistet",<br />
weiß sie . „Andere Landkreise<br />
pflegen solche Standorte", kritisiert<br />
Werner Wellmann vom<br />
Philologenverband, der Kreis<br />
Holzminden aber wolle ein<br />
solch altehrwürdiges Gebäude<br />
einfach aufgeben . Deshalb haben<br />
Karl-Georg Haase, Astrid<br />
Appel, Werner Wellmann,<br />
<strong>Campe</strong>-Personalrätin Heike,<br />
1lollensen und Karsten Siegel,<br />
hehrer und GEW-Vertreter,<br />
um ein Gespräch mit dem TAH<br />
gebeten . „Wir haben geguckt,<br />
was will das Kollegium, was hedcutet<br />
das für die Schüler", erklärt<br />
Astrid Appel . Punkt für<br />
funkt haben sie zusammengetra<br />
h < n, was den Schulalltagg in<br />
i~ •n lr :dcr I,al.ri It fit btt r nix ht,<br />
was das <strong>Campe</strong> in der Innenstadt<br />
auszeichnet, was beschwerlicher<br />
würde am Rande Holzmindens<br />
.<br />
Da ist natürlich zuallererst die<br />
Geschichte, die Tradition, die<br />
Identifikation mit dem Gebäude<br />
und dem Standort . Da sind aber<br />
auch viele praktische Punkte .<br />
Der Sport zum Beispiel. Gerade<br />
wird die Sporthalle Billerbeck<br />
saniert . „<strong>Das</strong> machen sie toll",<br />
weiß Astrid Appel. Sie weiß<br />
auch, dass die Sporthallen-Zeiten<br />
an der Liebigstraße nicht<br />
ausreichen. <strong>Das</strong> <strong>Campe</strong> müsste<br />
die Billerbeck-Halle weiter nutzen<br />
- „da geht viel Zeit für den<br />
Weg verloren" . <strong>Das</strong> gleiche gilt<br />
für die Schülerruderriege, die es<br />
seit 1927 gibt und um die andere<br />
Schulen die Holzmindener beneiden.<br />
„Je länger der Weg zur<br />
Weser wird, umso schwieriger<br />
wird es", argumentiert Astrid<br />
Appel . „Und zum Schwimmunterricht<br />
ins Hallen- oder Freibad<br />
können wir bislang auch zu<br />
Fuß gehen", fügt Karl-Georg<br />
Haase hinzu .<br />
Die Nähe zur Innenstadt und<br />
zu den Teichanlagen begrüßen<br />
auch die Naturwissenschaftler<br />
und die Geografen im Kollegium<br />
. Projektunterricht - in dem<br />
zum Beispiel Geschäftsstraße<br />
kartiert, Stadtführer erarbeitet<br />
oder Biotope untersucht werden<br />
- ist problemlos . Und die Zusammenarbeit<br />
mit der Fachhochschule,<br />
in der das <strong>Campe</strong><br />
Unterrichtsräume nutzt und die<br />
Mensa, könnte intensiviert werden.<br />
Auch die Nähe zum Bahnhof<br />
- viele Fahrschüler kommen<br />
mit dem Zug - ist ein wichtiges<br />
Argument . „Die Schüler sind<br />
mit dem Gong;schlag da, wie soll<br />
das in drr 1 u bigslraße klag<br />
TÄGLICHER ANZEIGER • 17<br />
Sammeln Argumente für das <strong>Campe</strong>-Gymnasium im Herzen Holzmindens (von links) : Karsten Siegel (GEW), Heike Hollensen (Personalrat), Werner<br />
Wellmann (Philologenverband), Personalratsvorsitzender Karl-Georg Haase und Astrid Appel (Personalrat) . Foto: bs<br />
pen", verweist Astrid Appel auf<br />
die Fahrpläne der Bahn.<br />
„Es gibt bisher kein einziges<br />
Argument außer dem finanziellen<br />
gegen diesen Standort. <strong>Das</strong><br />
kann nicht reichen", kritisiert<br />
Werner Wellmann . „In den<br />
letzten Monaten ist durch<br />
Mehrfachplanungen, die schnell<br />
Makulatur waren, Geld verschwendet<br />
worden . Jede Schule<br />
ist mit de.m jetzigen Standort<br />
zufrieden und alle sind gegen<br />
den Plan", betont Karsten Siegel<br />
.<br />
Am -b niit di •r I )bi r.rbnl finit<br />
gymnasialem Zweig können sich<br />
die Gymnasiallehrer nicht anfreunden<br />
. „<strong>Das</strong> kann nicht die<br />
Lösung für den Kreis Holzminden<br />
sein", meint Karl-Georg<br />
Haase . Hier würde nur der<br />
Mangel verwaltet, Schüler verteilt,<br />
die dem <strong>Campe</strong> schließlich<br />
fehlen . „Man kann es bei zurückgehenden<br />
Schülerzahlen<br />
nicht allen recht machen, das<br />
geht nur durch Zentralisierung",<br />
räumt Haase ein. Und<br />
Astrid Appel fügt hinzu : „Lieber<br />
ein feutes als drei halbgut . (<br />
n :r;i 1)ir NeufassenI„. d(-t .<br />
Schulbezirke gegen den Elternwillen<br />
sei negativ, die angestrebten<br />
Schülerzahlen für die gymnasialen<br />
Zweige in Bodenwerder<br />
oder Stadtoldendorf könnten<br />
nicht erreicht werden, „das<br />
steht auf tönernden Füßen" .<br />
Werner Wellmann jedenfalls<br />
glaubt nicht, dass damit die Abwanderung<br />
der Schüler gestoppt<br />
werden könne . „Die Hoffnungen<br />
des Landkreises werden<br />
nicht zutreffen ." Und : „Ein gutes<br />
Gymnasium ist an eine bestimmte<br />
Größe gebunden ."<br />
„1Vie soll sie Ausstattung finit<br />
/1<br />
Lehrern gewährleistet werden?"<br />
fragt Haase . „<strong>Das</strong> geht mit der<br />
zweiten Fremdsprache los . Da<br />
besteht das ganz große Problem,<br />
Chancengleichheit herzustellen<br />
." „Bei Mathematik und den<br />
Naturwissenschaften wird es<br />
ähnlich sein", vermutet Karsten<br />
Siegel. Und Astrid Appel befürchtet,<br />
„dass die Attraktivität<br />
der Schule hier im Randbezirk<br />
Niedersachsens für junge Kollegen<br />
wieder schwindet, wenn es<br />
Abordnungen gibt und sie nach<br />
Stalltol dt,ndort oder Bodenwtrde<br />
•r fahren müssen" .