Das Campe bleibt - HAWK
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MITTWOCH, 9. MÄRZ 2011<br />
STADT UND LANDKREIS ---<br />
<strong>Das</strong> Misstrauen wächst: Was ist mit der <strong>Campe</strong>-Planung?<br />
Bürgerinitiative <strong>Campe</strong> 11 ruft zur Teilnahme an der Bauausschusssitzung heute Nachmittag auf<br />
Holzminden (bs). Die Bürgerinitiative<br />
„<strong>Campe</strong> 11" macht<br />
mobil: Heute ist Bauausschusssitzung<br />
(14.30 Uhr, Sitzungssaal<br />
des Kreishauses). Und das Thema<br />
<strong>Campe</strong> bestimmt die Tagesordnung.<br />
Raumkonzept und Sanierungsmaßnahmen,<br />
auch der<br />
mögliche Umzug ins Schulzentrum<br />
Liebigstraße sollen diskutiert<br />
werden. So weit, so gut.<br />
Doch die Beschlussempfehlung<br />
der Verwaltung bringt den Lenkungsausschuss<br />
der BI auf die<br />
Barrikaden. Da steht nämlich<br />
drin, dass es eines Gutachters<br />
nicht bedarf, der die beiden Architekten-Berechnungen<br />
für die<br />
<strong>Campe</strong>-Sanierung einerseits<br />
und den Umzug ins Schulzentrum<br />
andererseits untersucht.<br />
Genau das aber hatte der Kreistag<br />
in seiner letzten Sitzung mit<br />
großer Mehrheit beschlossen<br />
(der TAH berichtete).<br />
Ein Runder Tisch, ein externer<br />
Gutachter — dieser SPD-<br />
Vorschlag fand im Kreistag eine<br />
breite Mehrheit. Auch Landrat<br />
Walter Waske stimmte zu. Einen<br />
Tag später formuliert die<br />
Verwaltung, die er leitet, einen<br />
Beschlussvorschlag: Da es keine<br />
Anhaltspunkte gibt, die an der<br />
baufachlichen Korrektheit der<br />
Untersuchungen, Planungen<br />
und Kostenberechnungen zweifeln<br />
lassen, und weil der Unterschied<br />
zwischen den Investitionskosten<br />
am <strong>Campe</strong> einerseits<br />
und am Schulzentrum andererseits<br />
deutlich ist, soll auf die<br />
Einschaltung des externen Planungsbüros<br />
verzichtet werden.<br />
Bei der BI „<strong>Campe</strong> 11" lässt<br />
das die Alarmglocken schrillen.<br />
„Hier werden Apfel mit Birnen<br />
verglichen, es muss ein unabhängiger<br />
Architekt noch einmal<br />
darüber schauen", erklärt BI-<br />
Vorsitzender Ralf Schwager, der<br />
gestern morgen mit der Lenkungsgruppe<br />
zum TAH<br />
kommt. „Wir zweifeln die<br />
Zahlen der Architekten<br />
nicht an", stellt er klar.<br />
Dennoch gebe es viel<br />
Klärungsbedarf. „Wir<br />
haben Landrat Was-<br />
ke gebeten, vor der<br />
Sitzung noch ein Ge-<br />
spräch mit den Baufachleuten<br />
des Land-<br />
eises Holzminden<br />
führen zu können. <strong>Das</strong><br />
ist aus Termingründen ,<br />
nicht genehmigt worden",<br />
so Schwager.<br />
Er hat sich gemeinsam mit<br />
Jörg Lüttmann, Jens-Martin<br />
Wolff, Lina Wolff, Marion<br />
Sehröter, Jürgen Hesse, Dietmar<br />
Heinze, Tanja Adamski und<br />
Dieter Telp in die Materie eingearbeitet,<br />
hat die Zahlen der<br />
Architekturbüros Klünker (fürs<br />
<strong>Campe</strong>) und Bolte (fürs Schulzentrum<br />
Liebigstraße verglichen).<br />
Auf 20 Mio. Euro, das hat<br />
Klünker erklärt, ließen sich die<br />
Sanierungskosten der <strong>Campe</strong>-<br />
Gebäude deckeln. 16 Mio. Euro<br />
würden Sanierung und Ausbau<br />
des Schulzentrums Liebigstraße<br />
ten,<br />
müssten die<br />
Gymnasiasten umziehen. Doch<br />
Schwager will sehr viel mehr<br />
eingerechnet wissen. Zum Beispiel<br />
die Tatsache, dass in das<br />
Gymnasium im Herzen der<br />
Stadt in den letzten Jahrzehnten<br />
nur sehr wenig investiert wurde.<br />
„Wenn die I Ieizung nicht funktioniert,<br />
wenn Schalterschränke<br />
eingebaut werden, die leer stehen,<br />
wenn Klassen-Container<br />
angeschafft werden, die man<br />
nicht nutzt, dann ist es doch<br />
sinnvoll zu fragen, ob das alles<br />
richtig ist".<br />
Und gefragt werden müsse<br />
auch, was mit den Gebäuden an<br />
der Wilhelmstraße passiert,<br />
wenn das <strong>Campe</strong> in die Liebigstraße<br />
zieht. „Die Folgekosten<br />
müssen doch mit eingerechnet<br />
werden", mahnt Jens-Martin<br />
Wolff. Auch der Schülertransport<br />
ist ein Thema: zur Turnhalle<br />
Billerbeck, die weiter genutzt<br />
werden muss, vom Bahnhof<br />
zur Liebigstraße, von Holzminden<br />
nach Bevern.<br />
Die Bürgerinitiative kontert<br />
mit Vorschlägen: Ein offener<br />
Architektenwettbewerb würde<br />
weniger als 50.000 Euro kosten,<br />
so Schwager. I)er Auftrag an die<br />
Planer: Lösungen ermitteln, die<br />
nicht teurer sind als 20 Mio.<br />
Euro. Schwager habe schon mit<br />
mehreren Architekten gesprochen.<br />
„Die sind hoch interessiert.<br />
I)as macht denen Freude."<br />
Und noch ein weiterer Vorschlag<br />
kommt von der Bürgerinitiative:<br />
PPP (public-private<br />
partnership). Ein privater Investor<br />
saniert die Gebäude des<br />
<strong>Campe</strong>-Gymnasiums gegen ein<br />
Nutzungsentgelt, das der Landkreis<br />
anschließend an ihn zahlt.<br />
<strong>Das</strong> Holzmindener Polizeigebäude<br />
ist so entstanden. „So<br />
könnte der Landkreis Holzmin-<br />
TAGLICHER ANZEIGER 1J<br />
den Schulden senken", schlägt<br />
Schwager vor und weiß bereits:<br />
„Es gibt Interessenten, die bauen<br />
wollen." Vorteilhaft auch:<br />
„In diesem Fall trägt der Investor<br />
das Risiko bei einer Baukostensteigerung",<br />
erklärt Jens-<br />
Martin Wolff.<br />
„Wir reden nur über Steine",<br />
ärgert sich Jörg Lüttmann über<br />
die Diskussion, die zurzeit geführt<br />
wird. „Was fehlt, ist die<br />
pädagogische Komponente".<br />
Schwager bestätigt. „Wir brauchen<br />
gute Schulen im Kreis.<br />
Und die Schulen brauchen ein<br />
starkes Gymnasium in Holzminden".