Probleme des Ãbersetzens Berndeutsch â Hochdeutsch - Sursee
Probleme des Ãbersetzens Berndeutsch â Hochdeutsch - Sursee
Probleme des Ãbersetzens Berndeutsch â Hochdeutsch - Sursee
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4.2. Übersetzung und Analyse<br />
Ferienerläbnis<br />
Ferienerlebnis<br />
5<br />
Vilecht kennt öpper dohie<br />
zuefäuig der (1) Egger,<br />
eine, wo aube vor em Aperto (2)<br />
are grosse Büchse Bier mämmelet (3)<br />
und aune, wo vor dürelouffe,<br />
lut und überfründlech<br />
„Grüessech“ seit.<br />
Vielleicht kennt hier jemand<br />
zufällig (1) Egger,<br />
einen, der jeweils vor dem Bahnhofskiosk (2)<br />
eine große Dose Bier schlürft (3) ,<br />
und allen Leute, die vorübergehen,<br />
laut und überfreundlich<br />
„Guten Tag“ sagt.<br />
10<br />
I kenne ne säuber nid so guet,<br />
aber einisch chürzlech<br />
sig er im Radio cho (5) ,<br />
hei si verzöut (4) ,<br />
Ich selbst kenne ihn nicht so gut,<br />
aber mir wurde erzählt (4) ,<br />
er sei vor kurzer Zeit<br />
einmal im Radio gewesen (5) ,<br />
(1)<br />
Der erste Punkt, der eine Überlegung benötigt, ist der Artikel vor ‚Egger‘. Im Schweizerdeutschen ist<br />
dieses ‚de‘ unabdingbar, im <strong>Hochdeutsch</strong>en wird es hingegen grösstenteils nicht benutzt. 48 Da die<br />
Entscheidung hier eher schwierig ist, denn der bestimmte Artikel vor Eigennamen kann auch eine<br />
„abwertende Haltung“ 49 ausdrücken, habe ich diese Frage in der Befragung mit Deutschen nochmals<br />
aufgegriffen. Auf Grund der Resultate habe ich mich dazu entschieden, den bestimmten Artikel vor ‚Bärni‘<br />
zu schreiben, vor ‚Egger‘ hingegen nicht. Genaueres zu diesem Thema ist unter dem Abschnitt 5.1.4.<br />
Bestimmter Artikel vor Vor- und Nachnamen nachzulesen.<br />
(2)<br />
Der Name ‚Aperto‘ ist in Deutschland unbekannt, daher können sich deutsche Leser nichts darunter<br />
vorstellen. Aus diesem Grund habe ich ihn mit ‚Bahnhofskiosk‘ übersetzt.<br />
(3)<br />
Eine Schwierigkeit bietet das Wort ‚mämmele‘. In der deutschen Sprache bedeutet es „langsam u.<br />
genüsslich trinken, vom Säugling, aber auch vom Gewohnheitstrinker“ 50 . Die Übersetzung mit ‚langsam und<br />
genüsslich trinken‘ würde zwar die denotative Äquivalenz erfüllen, in diesem Zusammenhang aber nicht die<br />
konnotative. Mit dem Wort ‚mämmele‘ kann man sich ein sehr gutes Bild von Bärni mit seiner Dose Bier<br />
machen. Ausserdem ist in ‚mämmele‘ auch das Wort Mama enthalten, was wiederum ein Hinweis auf seine<br />
eher kindliche Art sein könnte.<br />
Die konnotative Äquivalenz ist leider auch mit ‚schlürfen‘ nicht erfüllt.<br />
(4)<br />
In diesem Abschnitt ist unklar, was für Personen mit ‚si‘ gemeint sind. Da dies etwas verwirrend sein kann,<br />
habe ich in der Übersetzung dieses ‚si‘ weggelassen und damit aus einem Aktivsatz einen Passivsatz<br />
gemacht.<br />
(5)<br />
Diese Zeile hatte ich zuerst ganz wörtlich mit ‚er sei im Radio gekommen‘ übersetzt. Da diese Textstelle<br />
jedoch in der Umfrage von vielen als ungewöhnlich beschrieben wurde, habe ich mich für die jetzt<br />
vorhandene Variante entschieden.<br />
48 Vgl. Eigenname. http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenname#Eigenname_und_Artikelgebrauch. verwendet am 26. Juli 2012.<br />
49 Ebd.<br />
50 von Greyerz, Otto und Bietenhard, Ruth. <strong>Berndeutsch</strong>es Wörterbuch. 1976. A. Francke AG Verlag Bern. Bern. S. 206.<br />
17