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Go for Growth« gibt DB Schenker Logistics Gas

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Interview<br />

»Wir suchen<br />

das Gespräch«<br />

Ulrich Weber, Personalvorstand<br />

der <strong>DB</strong>, will die vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit im Unter-<br />

nehmen stärken. Davon sollen<br />

auch die Kunden profitieren<br />

[ Interview ] Axel novak<br />

ulrich Weber: Seit Juli 2009 ist der 59-jährige Jurist Vorstand Personal der <strong>DB</strong> AG und der <strong>DB</strong> ML AG<br />

Die Deutsche Bahn beschäftigt<br />

rund 240 000 mitarbeiter weltweit.<br />

sie kommen von evonik,<br />

einem Chemie- und energie konzern<br />

mit weltweit rund 41 000<br />

mitarbeitern. ist ihr Job vergleichbar?<br />

Es <strong>gibt</strong> sicher Unterschiede, weil ja<br />

auch die Geschäfte völlig andere sind.<br />

Beeindruckt hat mich in den ersten<br />

Wochen bei der <strong>DB</strong>, wie die verschiedenen<br />

Berufsgruppen im Interesse<br />

unserer Kunden zusammenarbeiten.<br />

Dieser Zusammenhalt ist sicherlich<br />

eine Gemeinsamkeit mit dem Bergbau,<br />

dem ich beruflich bis zu zuletzt<br />

verbunden war. Hier wie dort begreift<br />

man sich als Solidargemeinschaft.<br />

Die gesamte mobilitätsbranche ist<br />

derzeit krisengeschüttelt. Was können<br />

sie aktuell tun?<br />

Wir müssen uns auf zwei Aspekte<br />

konzentrieren: Die Krise bewältigen<br />

und die Zukunftsfähigkeit des<br />

Unternehmens sichern. Wir müssen<br />

also dazu beitragen, dass sich<br />

unser wirtschaftliches Ergebnis<br />

wieder stabilisiert. Andererseits<br />

sind wir nur dann nachhaltig erfolgreich,<br />

wenn wir leistungsstarke<br />

Mitarbeiter und Führungskräfte<br />

haben, die der <strong>DB</strong> verbunden sind.<br />

Von der Krise sind die Arbeitsplätze<br />

im Ressort Transport und Logis-<br />

16 | <strong>Logistics</strong><br />

tik am stärksten betroffen. Wir hatten<br />

von Jahresanfang bis Mitte Oktober<br />

2009 insgesamt rund 12 300 Mitarbeiter<br />

in Kurzarbeit, davon allein 8 900<br />

Mitarbeiter bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail. Im<br />

Ausland mussten wir spürbar Personal<br />

abbauen. Gleichzeitig müssen wir<br />

dafür sorgen, dass wir gute, engagierte<br />

Mitarbeiter halten, um für die Zeit<br />

nach der Krise gerüstet zu sein.<br />

Wie steuert der Konzern gegen?<br />

Um den Umsatzeinbruch von <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Logistics</strong> aufzufangen, streichen<br />

wir beispielsweise Aufträge an<br />

Subunternehmer. Das schont eigene<br />

Arbeitsplätze, und unsere Belegschaft<br />

nimmt im Verhältnis weniger ab als<br />

VitA<br />

ulrich Weber<br />

■ erfahrung: Der gebürtige Krefelder ist<br />

seit 1. Juli 2009 Personalvorstand der <strong>DB</strong><br />

AG und Vorstand Personal und Dienstleistungen<br />

der <strong>DB</strong> Mobility <strong>Logistics</strong> AG.<br />

■ tätigkeit: Nach dem Jurastudium arbei -<br />

tete Weber als Rechtsanwalt und wechsel<br />

te 1984 in die Industrie. 2001 wurde er<br />

Arbeitsdirektor der Ruhrkohle AG in Essen,<br />

2006 Arbeitsdirektor der RAG-Nachfolgerin<br />

Evonik.<br />

unser Umsatz. Bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Rail<br />

ist die Situation eine andere: Hier<br />

erwirtschaften wir Umsatz vor allem<br />

in Eigenleistung und mit eigenen<br />

Fahrzeugen. Die damit verbundenen<br />

Fixkosten lassen sich nicht von heute<br />

auf morgen senken. Aber, zumindest<br />

im Inland hilft uns unser konzernweiter<br />

Arbeitsmarkt. Mitarbeiter aus Geschäftsfeldern<br />

mit Personalanpassungen<br />

werden erfolgreich in solche mit<br />

Bedarf vermittelt. Um diesen Erfolg zu<br />

halten und die Personalsituation konzernweit<br />

besser steuern zu können,<br />

haben wir ein reACT09-Programm zur<br />

Arbeitsmarktsteuerung entwickelt.<br />

Vermittlung von Arbeit in Arbeit<br />

innerhalb des <strong>DB</strong>-Konzerns steht für<br />

uns im Vordergrund. Sollte dies<br />

nicht ohne Weiteres möglich sein<br />

– derzeit werden drei von vier Mitarbeitern<br />

neu vermittelt –,<br />

bieten wir Qualifizierungen an,<br />

zum Beispiel vom Lokführer zum<br />

Fahrdienstleiter.<br />

ist denn die Deutsche Bahn attraktiv<br />

als Arbeitgeber?<br />

Ja, aber wir müssen noch attraktiver<br />

werden. Unser Problem ist:<br />

Wir stehen mitten im demografischen<br />

Wandel, unsere Alterstruktur<br />

ändert sich rapide. Das Durchschnittsalter<br />

der <strong>DB</strong>-Beschäftigten<br />

Fotos: Nicole Maskus, Roland Berger Strategy Consultants GmbH<br />

im Inland steigt bis 2015 von heute 45<br />

Jahren auf voraussichtlich 50 Jahre.<br />

Um neue und die richtigen Mitarbeiter<br />

zu gewinnen, müssen wir ein attraktives<br />

Arbeitgeberimage aufbauen. Hier<br />

schneiden wir manchmal schlechter<br />

ab, als wir tatsächlich sind. Außerdem<br />

müssen wir Mitarbeiter von Anfang<br />

an an uns binden. Dazu gehören zum<br />

Beispiel Einstiegsprogramme und ein<br />

hohes Ausbildungsniveau – konzernweit<br />

bilden wir 8 100 Auszubildende,<br />

600 Dual-Studierende und 500 „Chance<br />

plus“-Praktikanten aus. Und wir<br />

müssen unseren Mitarbeitern gute<br />

Perspektiven bieten. Ich denke da an<br />

Entwicklungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

im Konzern. Als große<br />

Flächenorganisation mit unterschiedlichsten<br />

Tätigkeiten haben wir viel zu<br />

bieten. Das sollten wir nutzen.<br />

Was ist der zentrale Wert der <strong>DB</strong>?<br />

Wir wollen eine Kultur des vertrauensvollen,<br />

offenen Umgangs. Dazu<br />

gehört, dass wir das Gespräch suchen<br />

und auf allen Ebenen des integrierten<br />

Konzerns kollegial zusammenarbeiten.<br />

Aus diesem Grund hat der Vorstand<br />

im Herbst eine Dialogoffensive<br />

mit rund 5 400 Führungskräften und<br />

betrieblichen Interessenvertretern<br />

veranstaltet. Das werden wir 2010<br />

<strong>for</strong>tsetzen. Wir wollen ein gemeinsames<br />

Verständnis über unsere Ziele<br />

und unseren Weg erreichen.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Für die Mitarbeiter der <strong>DB</strong> sind es<br />

unruhige Zeiten. Da ist es besonders<br />

wichtig, Vertrauen wieder herzustellen,<br />

wo Unsicherheit entstanden<br />

ist. Darum müssen wir wieder mehr<br />

mit einander reden. Ein Weg sind<br />

Mitarbeiterdialoge, mit denen wir<br />

schrittweise beginnen. Darin treten<br />

die Führungskräfte in einen direkten<br />

und offenen Austausch mit ihren Mitarbeitern<br />

auf betrieblicher Ebene.<br />

und der Kunde?<br />

Unsere Kunden sind auf jeden Fall<br />

Gewinner einer transparenten und<br />

vertrauensvollen Zusammenarbeit.<br />

Zum einen, weil sie auf eine Kultur der<br />

Offenheit stoßen. Zum anderen, weil<br />

sie mit Menschen zu tun haben, die<br />

motiviert sind und hinter ihrem Unternehmen<br />

stehen. Zufriedene Mitarbeiter<br />

sorgen für zufriedene Kunden.<br />

Dafür setze ich mich ein.<br />

um die Welt fließen, strömen auch In<strong>for</strong>mationen<br />

von Kontinent zu Kontinent.<br />

Und Finanzen. Und, und, und.<br />

„Es hat sich herumgesprochen,<br />

dass die Branche täglich neue Heraus<strong>for</strong>derungen<br />

bietet und genau das will<br />

die Studentengeneration von heute“,<br />

so Elbert. Transport- und Logistikprozesse<br />

müssen entwickelt, gesteuert<br />

und immer wieder verbessert werden.<br />

Diese ständige Weiterentwicklung<br />

und das sich <strong>for</strong>tsetzende Wachstum<br />

der Branche schafft ständigen Bedarf<br />

sowohl an operativen als auch an konzeptionell-strategischen<br />

Jobs.<br />

Bei <strong>DB</strong> schenker zum Beispiel hat das interessante<br />

Auswirkungen. Mit 62 000<br />

Mitarbeitern in rund 130 Ländern<br />

zählt der Logistikdienstleister zur<br />

weltweiten Spitze. Auf die wirtschaftliche<br />

Krise muss <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> reagieren<br />

und Überkapazitäten reduzieren.<br />

Das heißt weltweiter Einstellungsstopp,<br />

Entlassung von Zeitarbeitern<br />

und Stammbeschäftigten.<br />

„Jedoch verlieren wir die wesentlichen<br />

strategischen Ziele auch in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten nicht aus<br />

den Augen“, so Steffen Wurst, seit Juli<br />

2005 Human Resources-Vorstand der<br />

<strong>Schenker</strong> AG und gleichzeitig verantwortlich<br />

für das gesamte Personal bei<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Das bedeutet, dass <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> in einigen Regionen dieser<br />

Erde wieder expandiert und einstellt.<br />

Als global agierender Dienstleister ist<br />

das Unternehmen in den Wirtschaftsregionen<br />

dieser Erde zumeist mit eigenen<br />

Landesorganisationen vertreten.<br />

Hart umkämpfte Aufträge lassen sich<br />

heute nur gewinnen, wenn die Landesgesellschaften<br />

gut mitein ander<br />

kooperieren. Andererseits sind diese<br />

rechtlich selbstständig und gewinnverantwortlich.<br />

„Es wirken immer<br />

zwei Kräfte mit, wenn bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Geschäft<br />

gemacht wird: zum einen<br />

„local entrepreneurship“, also die Fähigkeit,<br />

mit dem lokalem Know-how<br />

den höchsten Gewinn zu realisieren,<br />

zum anderen „global networking“, also<br />

die Motivation, durch grenz- und<br />

kulturübergreifende Zusammenarbeit<br />

getragen von einem weltweiten Wir-<br />

Gefühl zum Erfolg der Gesamtorganisation<br />

beizutragen“, erläutert Wurst.<br />

„Die idealen Mitarbeiter sind lokale<br />

Unternehmer mit einem guten Gespür<br />

für den wirtschaftlichen Erfolg, reaktionsstark<br />

und flexibel, kreativ und<br />

Vision<br />

pragmatisch. Als hervorragende globale<br />

Networker identifizieren sie sich<br />

stark mit dem Gesamtunternehmen.“<br />

Er weiß, dass heute ein wichtiger Faktor<br />

zählt: „Wie attraktiv ein Arbeitgeber<br />

ist, misst sich nicht nur an der Zahl<br />

der Fort- oder Weiterbildungen, sondern<br />

daran, welche kreativen Freiheiten<br />

er den Mitarbeitern lässt.“<br />

Doch trotz Wirtschaftskrise bleibt<br />

es schwierig, solch ideale Mitarbeiter<br />

zu finden. „Der Erfolg des Unternehmens<br />

hängt von qualifizierten Mitarbeitern<br />

ab. Diese aber sind ein knapper<br />

werdendes Gut“, sagt Wurst.<br />

Das gilt für die gesamte Branche.<br />

Die Expertin für Personalstrategie<br />

und Talentmanagement der Unter-<br />

{ maren Hauptmann, roland Berger }<br />

»Flexible und<br />

gute Leute<br />

sind heute<br />

schwer zu<br />

bekommen.«<br />

nehmensberatung Roland Berger, Maren<br />

Hauptmann, hört Ähnliches von<br />

ihren Logistikkunden: „Gute, flexible<br />

Leute mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung<br />

sind selbst in Krisenzeiten<br />

schwer zu bekommen.“ Doch genau<br />

das sind nun mal diejenigen, die das<br />

große Ganze im Blick halten können<br />

und deren Arbeit für die Unternehmen<br />

einen hohen Mehrwert bietet.<br />

Attraktiv aus Sicht eines Mitarbeiters<br />

ist die Logistikbranche nach Ansicht<br />

von Hauptmann, weil die Abteilungen<br />

durchlässiger sind als in anderen<br />

Industrien. Das eröffnet, zumindest<br />

><br />

<strong>Logistics</strong> | 17

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