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Go for Growth« gibt DB Schenker Logistics Gas

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Solution<br />

26 | <strong>Logistics</strong><br />

LebkuCheN<br />

ein Gebäck mit<br />

tausend Gesichtern<br />

■ Der Lebkuchen ist das klassische deutsche<br />

Adventsgebäck. Auch Pfeffer-, Gewürz- oder<br />

Honigkuchen genannt, versüßen die Küchlein seit<br />

fast tausend Jahren die Weihnachtszeit. Lebkuchen<br />

werden ohne Hefe gebacken. Pottasche oder<br />

Hirschhornsalz treiben den Teig langsam hoch.<br />

Richtige Lebkuchen brauchen daher viel Zeit.<br />

■ Je nach Region und Stadt unterscheiden sich<br />

die Rezepte für Lebkuchen – und sind häufig<br />

strengstes Betriebsgeheimnis der Bäcker. Honig<br />

und Gewürze machen den Teig geschmeidig und<br />

schmackhaft. Gemahlene Mandeln, Zitronat,<br />

Orangeat und Trockenfrüchte können die Kuchen<br />

auflockern. Zuckerguss oder Schokoladenüberzug<br />

geben den Lebkuchen den letzten Schliff.<br />

Rezepte für die traditionellen Lebkuchen sind<br />

strengstens gehütete Familiengeheimnisse<br />

Für den Bäcker mit dem Saisonprodukt ist es essenziell,<br />

auf dem Markt vertreten zu sein. Doch auch als langjähriger<br />

Stammbeschicker muss er sich jedes Jahr erneut um<br />

einen der 155 Plätze auf dem Hauptmarkt bewerben. Zwar<br />

stehen die Chancen für bekannte Händler besser als für andere.<br />

Doch schaffen es pro Jahr etwa zehn Neulinge auf den<br />

Markt. „Die Auswahl erfolgt hauptsächlich nach der Qualität<br />

der Waren und der Standgestaltung“, so Hübner.<br />

Wo Werte wie „original“ und „traditionell“ wichtig genommen<br />

werden, hat ein Unternehmen wie Fraunholz gute<br />

Chancen. Schließlich gelten nicht nur das Christkind und<br />

Spielzeug, sondern auch die Lebkuchen als Markenzeichen<br />

der Stadt. Sorgsam gehütete Rezepte gehören bei den Lebküchnern<br />

dazu. „Nur so kann man sich von anderen unterscheiden“,<br />

sagt Günter Fraunholz.<br />

Wenn er in seiner duftenden Backstube im traditionsreichen<br />

Stadtteil Johannis die Grundmischung aus Nüssen,<br />

Mandeln, Zitronat, Orangeat, Zucker, Backtriebmitteln<br />

und Gewürzen für seine „Elisen“ herstellt, verschwindet er<br />

allein in den Keller. Außer ihm kennt inzwischen nur noch<br />

die ortsansässige Firma „Schuco-Gewürze“ das von seinem<br />

Großvater, einem Nürnberger Konditor, weitervererbte, fast<br />

100 Jahre alte Rezept. „Früher habe ich Zimt, Koriander, Nelke<br />

und Muskatnuss selbst gemischt. Doch das ist mir heute<br />

zu zeitaufwendig geworden. Bei meinem Gewürzhändler ist<br />

das gesamte Rezept hinterlegt und auf einen Knopfdruck<br />

fließt aus den Silos die richtige Mischung zusammen.“<br />

Wer ein kulinarisches High-End-<br />

Produkt wie Günter Fraunholz anbietet,<br />

muss auf seine Lieferanten<br />

zählen können. Der „Elisen“ steht<br />

auf der Qualitätsskala der Nürnberger<br />

Lebkuchen ganz oben. Er darf nur<br />

zehn Prozent Mehl enthalten. Günter<br />

Fraunholz stellt seine sogar ganz ohne<br />

als exquisite reine Haselnuss- oder<br />

Mandellebkuchen her. Bei der Qualitätskontrolle<br />

seiner Rohstoffe, die er<br />

teilweise über Händler bezieht, mit<br />

denen schon sein Vater zusammenarbeitete,<br />

verlässt sich der Spezialist auf<br />

seine Erfahrung. „Ich sehe, schmecke,<br />

rieche und fühle.“ Sollte die Qualität<br />

einmal nicht seinen An<strong>for</strong>derungen<br />

entsprechen, kommt es schnell zu einem<br />

Engpass und Günter Fraunholz<br />

muss handeln. In seinen Räumlichkeiten<br />

mitten in der Stadt findet nur<br />

der Bedarf für zwei bis drei Tage Platz.<br />

{ Günter Fraunholz }<br />

»Weihnachten<br />

muss Geld fürs<br />

ganze Jahr verdient<br />

werden.«<br />

Also muss er selbst bei der 20 Kilometer entfernten Firma<br />

einen neuen 80-Kilo-Sack mit dem Wagen holen. Geliefert<br />

wird nur an zwei festen Tagen.<br />

Das Geschäft mit den Lebkuchen verlangt von einem Handwerksbetrieb<br />

wie Fraunholz viel Flexibilität. Im Gegensatz<br />

zu industriellen Herstellern, die schon im September täglich<br />

bis zu drei Millionen Stück produzieren, richtet sich<br />

Fraunholz nach dem aktuellen Bedarf. Bis zu 15 000 Stück<br />

wandern an einem Spitzentag in den Backofen, um danach<br />

größtenteils mit Schokolade oder Zuckerguss überzogen zu<br />

werden. Die Hochsaison bei Fraunholz beginnt Mitte November<br />

und dauert bis Heiligabend. In dieser Zeit stehen 15<br />

Mitarbeiter und nach Bedarf weitere Aushilfen oft auch am<br />

Wochenende am „Cutter“, der die Nüsse und Mandeln klein<br />

macht, der Rührmaschine für den Teig, der Lebkuchen-Aufstreichmaschine,<br />

oder sie übernehmen das Schokolieren<br />

und Verpacken.<br />

Welche Mengen für den Stand am Markt und den an die<br />

Backstube angeschlossenen Laden benötigt werden, kann<br />

der Chef nach all den Jahren gut abschätzen. Überraschungen<br />

<strong>gibt</strong> es dagegen bei Firmenbestellungen, die für Kunden<br />

oder die Weihnachtsfeier Lebkuchen benötigen. „Wir<br />

können nichts ablehnen. In dieser Zeit muss Geld fürs ganze<br />

Jahr verdient werden“, sagt Günter Fraunholz.<br />

Auf dem Markt vertritt Ingrid Schnaus seit 29 Jahren die<br />

Fraunholz-Spezialitäten. Sogar Italienern, Franzosen und<br />

Japanern, die mit Lebkuchen kaum<br />

etwas anfangen konnten, hat sie schon<br />

das Gebäck mit Kostproben nähergebracht.<br />

Fraunholz profitiert von dieser kulinarischen<br />

Neugier. Denn die Besucher<br />

in Nürnberg sind längst international.<br />

Bei den Asiaten gehört inzwischen ein<br />

Besuch auf den Weihnachtsmärkten<br />

mit Glühwein, Bratwurst und Lebkuchen<br />

ebenso zur Europa-Reise wie<br />

Schloss Neuschwanstein. Die Amerikaner<br />

haben sich sogar einen Weihnachtsmarkt<br />

nach Chicago geholt. Seit<br />

1996 <strong>gibt</strong> es dort einen offiziellen Nürn-<br />

berger Christkindlesmarkt. „Deutsche<br />

Weihnacht“ ist ein Exportschlager<br />

und auch die Chinesen überlegen, ob<br />

sie sich einen Markt nach Hongkong<br />

holen sollen. ■<br />

www.christkindlesmarkt.de<br />

Solution<br />

<strong>Logistics</strong> | 27

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