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Exkursionsbericht Landschaftspflege in der Nordeifel 03.09.2006 ...

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<strong>Exkursionsbericht</strong><br />

<strong>Landschaftspflege</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nordeifel</strong><br />

<strong>03.09.2006</strong> – 08.09.2006<br />

Zusammengestellt von den Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmern<br />

Andreas Ihme, Anja Heske, Constanze Dietmann, Daniel Otto, Domenica Wilke, Elisabeth<br />

Me<strong>in</strong>el, Elke Luge, Fanny Nitschke, Franziska Wun<strong>der</strong>lich, Frauke R<strong>in</strong>k, Johannes<br />

Ammerschläger, Jörg Kersten, Karen Zybura, Katja Roloff, Katr<strong>in</strong> Priebe, Manuel Endmann,<br />

Manuela Friedrich, Mart<strong>in</strong> Köth, Matthias Necker, Ronny Nagel, Sebastian Doerks, Silvio<br />

Hoop, Sonja Klemich, Susanne Kunz, Toni W<strong>in</strong>kler<br />

Exkursionsleitung: Birgit Fel<strong>in</strong>ks mit Unterstützung von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

vom Amt für Agrarordnung Euskirchen, <strong>der</strong> Biologischen Station Nettersheim, <strong>der</strong><br />

Biologischen Station Stolberg, dem Nationalpark Eifel, dem Naturzentrum Nettersheim und<br />

<strong>der</strong> Universität Bonn – Institut für Landwirtschaftliche Botanik


Montag, 04.09.2006 - Vormittag<br />

Katja Roloff, Katr<strong>in</strong> Priebe, Matthias Necker<br />

1 Naturschutzzentrum Nettersheim<br />

1.1 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Naturraum<br />

Die Geme<strong>in</strong>de Nettersheim liegt zwischen Köln und Trier <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und gehört<br />

geologisch zur Eifel. Diese ist e<strong>in</strong> Teil des l<strong>in</strong>ksrhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges und damit <strong>der</strong><br />

östliche Teil des Mittelgebirges Eifel-Ardennen. Die typische Berglandschaft des Raumes ist<br />

durch Vulkanismus geprägt, <strong>der</strong> Vulkaniten und Tuffablagerungen zurückließ. Durch<br />

E<strong>in</strong>senkungen <strong>in</strong> den Boden durch Fließgewässer wie Urft und Erft entstand das so<br />

genannte Rumpfgebirge Eifel mit Kalkmulden und Silikatsätteln. Der geologische Untergrund<br />

besteht überwiegend aus Schiefer, Kalk, Sandste<strong>in</strong>en und Quarziten <strong>der</strong> Devonzeit. Der<br />

höchste Berg <strong>der</strong> Eifel ist die Hohe Acht mit 747 m ü. NN zwischen Ahrweiler und Mayen-<br />

Koblenz <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Ursprünglich wurde das Gebiet von Buchenwäl<strong>der</strong>n geprägt. Auf<br />

gerodeten und beweideten Flächen wurde aber häufig mit Nadelgehölzen, wie z.B. Fichte,<br />

aufgeforstet. Heute s<strong>in</strong>d vorwiegend Buchenmischwäl<strong>der</strong> zu f<strong>in</strong>den. Außer <strong>der</strong> Waldnutzung<br />

auf Silikatböden, wird hier vor allem We<strong>in</strong>bau und Landwirtschaft auf kalkreicheren Böden<br />

betrieben.<br />

1.2 Umweltbildung <strong>in</strong> Nettersheim<br />

Die Umweltbildungsarbeit im Nettersheimer Naturzentrum ruht auf drei Schwerpunkten zum<br />

e<strong>in</strong>en die Paläontologie, welche sich mit <strong>der</strong> Geologie <strong>der</strong> Umgebung befasst, die<br />

Archäologie die E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Kulturgeschichte zulässt und die Biologie die die<br />

Zusammenhänge <strong>der</strong> Natur beleuchtet. Das Naturzentrum mit se<strong>in</strong>en neun Naturhäusern<br />

wird von Wolfgang Düx, e<strong>in</strong>em gelernten Biologen geleitet, welcher noch durch zwei feste<br />

Mitarbeiter und unzählige Honorarkräfte unterstützt wird. Führungen und Aktivprogramme für<br />

Schulklassen und <strong>in</strong>teressierte Bürger werden seit 1989 angeboten. In jüngster Zeit entstand<br />

e<strong>in</strong> Holzkompetenzzentrum, das <strong>in</strong> Kooperation mit dem Forstamt Euskirchen und <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de Nettersheim alle mit Holz arbeitenden Gewerke an e<strong>in</strong>en Tisch br<strong>in</strong>gt und neue<br />

Ideen zur Verarbeitung o<strong>der</strong> Nutzung vorstellt, um heimische Hölzer attraktiver und<br />

wirtschaftlicher zu machen. Die Ballung <strong>der</strong> Naturschutzarbeit und die Entstehung des<br />

Naturzentrums <strong>in</strong> Nettersheim s<strong>in</strong>d u.a. auf Prof. Schumacher von <strong>der</strong> Universität Bonn<br />

zurückzuführen. Er setzte sich unermüdlich und mit viel Engagement für Projekte und<br />

F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>, wodurch das Naturzentrum erst ermöglicht wurde.<br />

1.3 Kultur- und Naturgeschichte<br />

1.3.1 Paläontologie (Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdzeitalter)<br />

Vor 400 Mio. Jahren im Devon bildeten Europa und Nordamerika e<strong>in</strong>e zusammenhängende<br />

Landmasse, den Old Red Cont<strong>in</strong>ent o<strong>der</strong> Euramerika genannt, <strong>der</strong> von Laurentia, Baltika<br />

und Avalonia gebildet wurde. Zu dieser Zeit lag das Gebiet <strong>der</strong> heutigen Eifel südlich des<br />

Äquators. Mit dem Old Red Cont<strong>in</strong>ent im Norden und dem Variskischen Meer mit e<strong>in</strong>igen<br />

2


Inseln im Süden war das Gebiet tropisch geprägt und hatte e<strong>in</strong>e Durchschnittstemperatur<br />

von etwa 25°C. Im Bereich Bonn/Meckenheim beispielsweise befand sich e<strong>in</strong>e Insel mit<br />

Schachtelhalmen, Farnen und Bärlappen, die teilweise baumgroß wurden. Höhere Pflanzen<br />

und Landtiere gab es noch nicht, weil noch ke<strong>in</strong> UV-Schutz <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Ozonschicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Atmosphäre gebildet war. Die Grenze des Old Red Cont<strong>in</strong>ent zum Meer erstreckte sich von<br />

Düsseldorf nach Aachen. Durch die Lage im Schelfmeerbereich gab es e<strong>in</strong> großes<br />

Vorkommen an Korallenriffen, die heute als Devonisches Riff bezeichnet werden. Hier lebten<br />

bereits viele Schwämme, Korallen, Muscheln, Schnecken, Armfüßer (Brachiopoda) und<br />

T<strong>in</strong>tenfische. Korallen haben e<strong>in</strong>zellige Algen (Xyhoxanthelen) e<strong>in</strong>geschlossen, mit denen sie<br />

<strong>in</strong> Symbiose leben. Diese brauchen Licht durchflutetes Wasser, um Photosynthese zu<br />

betreiben. Stirbt die Alge, stirbt meist auch die Koralle ab. Dies ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Gründe, weshalb<br />

viele Korallen sehr empf<strong>in</strong>dlich auf E<strong>in</strong>flüsse wie Temperaturän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Schadstoffe<br />

im Wasser reagieren. Die zu den Zoantharia zählenden Tabulata und Rugosa, sowie die zu<br />

den Schwämmen gestellten Stromatoporen (blockartige Tiere) waren aktiv an <strong>der</strong> Bildung<br />

<strong>der</strong> Korallenriffe beteiligt, die im Devon ihren Höhepunkt erreichten. Weiterh<strong>in</strong> entwickelten<br />

sich Panzerfische (Placo<strong>der</strong>mi), die sehr vielfältig auftraten. Der größte Fisch und zugleich<br />

das größte tierische Lebewesen dieser Periode war Dunkleosteus, e<strong>in</strong> räuberisch leben<strong>der</strong><br />

Panzerfisch aus dem späten Devon, <strong>der</strong> zu den Arthrodira zählt und e<strong>in</strong>e Länge von bis zu<br />

neun Metern erreicht haben soll. Erst gegen Ende des Devons besiedelten die ersten<br />

Wirbeltiere das Land <strong>in</strong> Form von Amphibien wie Ichthyostega.<br />

Panzerfisch Dunkleosteus<br />

Baumfarn Archaeopteris<br />

An<strong>der</strong>e große Landmassen, wie die des Old Red Cont<strong>in</strong>ent, bildeten <strong>in</strong> dieser Zeit die<br />

Kont<strong>in</strong>ente Asien und Gondwana. Später, vor 300 Millionen Jahren, vere<strong>in</strong>ten sich die drei<br />

Kont<strong>in</strong>ente zum Superkont<strong>in</strong>ent Pangäa, <strong>der</strong> sich vom Nordpol bis zum Südpol erstreckte.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit aber wurde <strong>der</strong> Bereich des Schelfmeeres von Bodenschichten abgedeckt<br />

und verän<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong>zelne frühere Inselbereiche bewegten sich weiter Richtung Norden und<br />

wurden so <strong>in</strong> die Landmasse des Old Red Cont<strong>in</strong>ent h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gedrückt. Durch diesen Druck<br />

faltete sich e<strong>in</strong> Schiefergebirge auf, das stellenweise 4000m erreichte. Dieses wurde jedoch<br />

über Millionen von Jahren wie<strong>der</strong> abgetragen. Die höchsten Berge <strong>der</strong> heutigen Eifel s<strong>in</strong>d<br />

aus Vulkankratern übrig geblieben, welche erst wesentlich später im Tertiär und Quartär<br />

entstanden. Der letzte Ausbruch e<strong>in</strong>es Vulkanes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel war vor etwa 10.000 Jahren.<br />

3


Fossile Teile von Seelilien<br />

(Seelilienwurzel, Seeliliensielstücke<br />

und E<strong>in</strong>zelstielglie<strong>der</strong>,<br />

Seelilienkelch ohne und mit<br />

Fangarmen)<br />

Knollen-Blockriff<br />

Rasenkoralle<br />

Nachzeichnung von<br />

Dünnschliffen<br />

Brachiopode<br />

1.3.2 Archäologie<br />

Im Naturzentrum Nettersheim stehen den Besuchern neben vielen Informationen über<br />

Sehenswürdigkeiten und Naturerlebnisse <strong>der</strong> Umgebung auch e<strong>in</strong>ige Ausstellungen zur<br />

Verfügung. Dazu gehört auch <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Archäologie, <strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> Vorgeschichte<br />

des Menschen und dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Römer und Franken im Gebiet <strong>der</strong> Eifel befasst.<br />

Die ersten Menschen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel lebten, waren <strong>der</strong> Nean<strong>der</strong>taler und <strong>der</strong> Cro-Magnon-<br />

Mensch. Beide lebten vor etwa 40.000 Jahren parallel <strong>in</strong> diesem Gebiet und waren nicht<br />

verwandt. Der Nean<strong>der</strong>taler, <strong>der</strong> hier vor allem <strong>in</strong> Karsthöhlen lebte, folgte den<br />

Großtierherden, um zu jagen und ist heute ausgestorben. Der Cro-Magnon-Mensch dagegen<br />

entwickelte sich weiter und ist somit unser Vorfahr.<br />

Vor etwa 7.000 Jahren wurden die Menschen im Rhe<strong>in</strong>land sesshaft und begannen hier<br />

erstmals mit Tierhaltung und Pflanzenanbau und -zucht. In diesem Zusammenhang wurden<br />

auch die ersten Waldflächen gerodet, die <strong>in</strong> Mitteleuropa fast flächendeckend vorhanden<br />

waren. In <strong>der</strong> Eifel waren das vor allem Eichen-Mischwäl<strong>der</strong>. Außerdem wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel<br />

bereits zur Eisenzeit Eisen von den hier lebenden Menschen verarbeitet.<br />

Die Eifelregion wurde von den Römern besiedelt. Noch heute s<strong>in</strong>d viele Siedlungen und<br />

Gutshäuser römischen Ursprungs bei Nettersheim zu f<strong>in</strong>den. Außerdem gab es e<strong>in</strong>e wichtige<br />

römische Straße zwischen Trier und Maas, auf welcher Handel betrieben wurde. Weitere<br />

Zeugen dieser Zeit bilden drei römische Tempelanlagen, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Matronenkult <strong>der</strong><br />

Kelten von den Römern übernommen wurde. Die Matronen waren Fruchtbarkeitsgött<strong>in</strong>nen,<br />

die <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> gemeißelt <strong>in</strong> den Tempeln verehrt wurden. Dies ist sehr ungewöhnlich, da bei<br />

4


den Römern im Allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e Frauen verehrt wurden. Die Römer brachten aber vor<br />

allem technische Neuerungen mit, wie zum Beispiel e<strong>in</strong>e ste<strong>in</strong>erne Wasserleitung, die von<br />

Nettersheim bis Trier reichte. Diese war komplett frostfrei und wurde ohne Pumpen<br />

betrieben. Zur Überw<strong>in</strong>dung von Geländeunterschieden wurden Brücken e<strong>in</strong>gesetzt wie zum<br />

Beispiel die Aquäduktbrücke <strong>in</strong> Tussen. Das Gebiet <strong>der</strong> Eifel war zu dieser Zeit e<strong>in</strong><br />

bedeuten<strong>der</strong> Wirtschaftsraum, <strong>der</strong> vor allem durch den Abbau von Bodenschätzen wie Blei,<br />

Galmei, Eisen, Kalk und Ste<strong>in</strong>en bestimmt wurde. Diese wurden zum Bauen benötigt o<strong>der</strong><br />

weiterverarbeitet wie <strong>in</strong> Eisenschmelzen, wo das Metall <strong>in</strong> fast schon <strong>in</strong>dustrieller Weise<br />

e<strong>in</strong>geschmolzen und bearbeitet wurde. Im Gebiet <strong>der</strong> Eifel wurde <strong>in</strong> dieser Zeit auch schon<br />

We<strong>in</strong> bis <strong>in</strong> 500m Höhe angebaut.<br />

Im 5./6. Jahrhun<strong>der</strong>t siedelten sich dann Franken aus dem Rechts-Rhe<strong>in</strong>ischen Land an.<br />

Diese bauten wie<strong>der</strong> mit Stroh und Holz, wovon heute nur noch wenig erhalten ist.<br />

5


Montag, 04.09.2006 - Nachmittag<br />

Andreas Ihme, Domenica Wilke<br />

2 Vertragsnaturschutz <strong>in</strong> NRW, Pflege von Streuobstwiesen<br />

Von 13.00 bis 14.30 Uhr Vortrag von Herrn Schulze und Frau Günther mit den Themen<br />

Biostationen und Vertragsnaturschutz <strong>in</strong> NRW, sowie Streuobstwiesen.<br />

2.1 Biologische Stationen<br />

Michael Schulze (Landwirt), Heike Günther (Landwirt<strong>in</strong>)<br />

Anzahl:<br />

F<strong>in</strong>anzierung:<br />

Aufgaben:<br />

Projekte:<br />

- es gibt 46 Biostationen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

- E<strong>in</strong>richtung wird zu 20% vom Kreis und zu 80% vom Land f<strong>in</strong>anziert<br />

- Koord<strong>in</strong>ationspartner für den Naturschutz auf Kreisebene<br />

- Koord<strong>in</strong>ation zwischen ehrenamtlichem und amtlichem Naturschutz<br />

- Vertragsnaturschutz (z.B. Schafbeweidung, Streuobstwiesen)<br />

- INTEREG (Renaturierung von Flüssen und Bächen)<br />

- Artenschutz (Wildkatze, Knoblauchkröte, Feldhamster,<br />

Flussperlmuschel, Flusskrebs, Fle<strong>der</strong>maus, …)<br />

- Erhaltung alter Haustierrassen<br />

2.2 Gehölzschnitt auf Streuobstwiesen<br />

• Streuobstwiesen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> NRW gesetzlich geschützte Biotope<br />

• Neuanlage von Streuobstwiesen auf traditionellen Standorten<br />

• es werden 55 Obstbäume pro Hektar geför<strong>der</strong>t, mit ca. 14€/Baum<br />

• häufig wollen die Eigentümer von sich aus ihre Flächen im Rahmen von<br />

Vertragsnaturschutzmaßnahmen bewirtschaften<br />

„Lieber falsch schneiden als gar nicht.“ (Michael Schulze)<br />

Positivliste:<br />

• Totholz rausnehmen mit Sommerschnitt (Totholz besser erkennbar und Baum treibt<br />

nicht so viel aus)<br />

• regelmäßige Sichtung des Baumbestandes<br />

• regelmäßige Pflege- und Entwicklungsschnitte<br />

• regelmäßige Mahd und/o<strong>der</strong> Beweidung <strong>der</strong> Kraut- und Strauchschicht<br />

Negativliste:<br />

• zu tief e<strong>in</strong>pflanzen<br />

• falscher Pflanzzeitpunkt<br />

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• ke<strong>in</strong> Pflanzschnitt ( im Kronen- und/o<strong>der</strong> Wurzelbereich)<br />

• Leittrieb wegnehmen<br />

• Baum ganz abholzen<br />

• gar ke<strong>in</strong>e Schnittmaßnahmen (fehlen<strong>der</strong> Pflege- und Entwicklungsschnitt, Bäume<br />

brechen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>)<br />

2.2.1 Positivbeispiel: Streuobstwiese <strong>in</strong> Pesch (alter Hof)<br />

14.30 bis 15.30 Uhr Besichtigung des Hofes <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Streuobstwiese.<br />

• Streuobstwiese unter Vertragsnaturschutz<br />

• Vollerwerbslandwirt, wenig Zeit für<br />

Obstbaumpflege, es werden nur<br />

e<strong>in</strong>ige Bäume pro Jahr verschnitten<br />

(Rotationspr<strong>in</strong>zip)<br />

• Gelände mit starkem Gefälle<br />

• 2002 teilweise Neupflanzung<br />

(Nachpflanzung ist 4 - 5 Jahre alt)<br />

• Totholzbestand liegt bei 10 –15%<br />

(Tot- und Altholz darf auf <strong>der</strong> Fläche<br />

bleiben wenn es nicht befallen ist)<br />

• ke<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>terbeweidung erlaubt (wegen Verbissschäden)<br />

• es gibt Verbissschutz für Jungbäume<br />

2.2.2 Negativbeispiel: Streuobstwiese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von Blankenheim<br />

• Streuobstwiese wurde als Ausgleichsmaßnahme<br />

angelegt<br />

• geschützte Wiese, weil Herbstzeitlose und<br />

Wiesen-Storchschnabel auf <strong>der</strong> Wiese stehen<br />

• 12-14 Jahre alte Bäume<br />

• seit <strong>der</strong> Anpflanzung ke<strong>in</strong>e Pflegeschnitte, es<br />

gab nur e<strong>in</strong>en Pflanzschnitt<br />

Folgen:<br />

• ger<strong>in</strong>ges Höhenwachstum<br />

• zu tiefe Pflanzung führt zum Austrieb unter<br />

<strong>der</strong> Veredlung<br />

• es kommt zu Wildwuchs<br />

7


Ab 15.30 Uhr: Arbeitse<strong>in</strong>satz vor Ort, Schnittmaßnahmen des Obstbaumbestandes<br />

Obstbaumschnitt (1)<br />

Obstbaumschnitt (2) Obstbaumschnitt (3)<br />

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Dienstag, 05.09.2006 - Vormittag<br />

Manuela Friedrich, Susanne Kunz<br />

3 Vertragsnaturschutz (Ackerrandstreifen) und Flurbere<strong>in</strong>igungsverfahren<br />

Referent<strong>in</strong>nen: Cornelia Chemnitz (Landespflege), Brigitte Daniels (Agrarwirt<strong>in</strong>)<br />

3.1 Vertragsnaturschutzmaßnahmen<br />

Ackerrandstreifenprogramm<br />

• normal bewirtschaftete Flächen<br />

• <strong>in</strong> den Randbereichen wird auf die Bekämpfung von Ackerwildkräutern verzichtet<br />

Gründe für den Rückgang von Ackerwildkräutern<br />

• Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landschaft<br />

• E<strong>in</strong>satz chemischer Pflanzenschutzmittel<br />

• Intensive M<strong>in</strong>eraldüngung<br />

• Tiefere Bodenbearbeitung<br />

• Dichtere Getreidesaat<br />

• Effektivere Saatgutre<strong>in</strong>igung<br />

Charakteristische, gefährdete Pflanzen (z.B.)<br />

• Großer Frauenspiegel (Legousia speculum veneris, Rote Liste), Rittersporn (Consolida<br />

regalis, Kalkzeiger), Adonisröschen (Adonis spec., Kalkzeiger), Sonnenwend-<br />

Wolfsmilch (Euphorbia helioscopia)<br />

Charakteristische, aber noch häufigere Pflanzenarten<br />

• Knollenplatterbse (Lathyrus tuberosus), Kamille (Matricaria spec.), Klatsch-Mohn<br />

(Papaver rhoeas), Kornblume (Centaurea cyanus), Kle<strong>in</strong>er Frauenspiegel (Legousia<br />

hybrida), Ackerste<strong>in</strong>same (Lithospermum arvense)<br />

Beispiele für typische faunistische Arten bzw. Artengruppen<br />

• Rebhuhn, Laufkäfer, Krabbensp<strong>in</strong>nen, Schwebfliegen, "Blütenbesucher"<br />

Entwicklung des Schutzprogrammes:<br />

• Initiiert von Prof. Schumacher<br />

• 1977 Modellvorhaben<br />

• Beg<strong>in</strong>n 1984<br />

• Ab 1986: Umsetzung durch die Agrarämter<br />

• 1990: 350 Vertragspartner (1-jähriger Vertrag)<br />

• Ab 1994: 5-jähriger Vertrag (100 Verträge)<br />

• heute: 60 Verträge (180ha) <strong>in</strong> Euskirchen und Düren<br />

9


Umsetzung über Vertragsnaturschutzmaßnahmen:<br />

Randstreifen 3 – 6m; auch bis zu 12m<br />

• landesweite För<strong>der</strong>kulisse, EU – Mitf<strong>in</strong>anzierung<br />

• 5 Jahre Laufzeit<br />

• Beteiligte: Landwirte<br />

• Auszahlung bis 15. Mai jeden Jahres<br />

• Jährliche E<strong>in</strong>reichung e<strong>in</strong>es Flächenverzeichnisses*<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Flächenauswahl<br />

• Anbau von Getreide und Raps<br />

• Flächen beson<strong>der</strong>er Eignung, z.B. fachliche Kriterien: Vorkommen gefährdeter<br />

Ackerwildkräuter<br />

• Deckung <strong>der</strong> Beikräuter muss m<strong>in</strong>d. 50% betragen<br />

• Vorgewenden berücksichtigen (= Wendekreis den Traktor benötigt)<br />

Zuwendung<br />

• Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel e<strong>in</strong>schließlich ätzen<strong>der</strong><br />

Düngemittel und Wachstumsregulatoren, Verzicht auf mechanische, thermische o<strong>der</strong><br />

elektrische Unkrautbekämpfung, Verzicht auf Gülle und Klärschlamm, Verzicht auf<br />

Untersaaten, Verzicht auf Ablagerungen (Mieten/Silage u.a.): 357 €/ ha/Jahr<br />

• Zusätzlich: Verzicht auf chemisch-synthetischen Stickstoffdünger: 511 €/ha/Jahr<br />

• Bei Fruchtwechsel kann die Bewilligung im För<strong>der</strong>zeitraum bis zu zweimal aussetzen<br />

(ke<strong>in</strong>e Zahlung erfolgt)<br />

Bed<strong>in</strong>gung für Eignung<br />

• Landwirt<br />

• Flächenverzeichnis (= Feldblöcke; Umgrenzung erfolgt durch Wege bei<br />

Landwirtschaftskataster)<br />

• Grundstück nicht im Eigentum <strong>der</strong> Öffentlichen Hand<br />

• Fachliche Eignung<br />

Bed<strong>in</strong>gung nach Vertragsabschluss<br />

• bei Verstoß: Bestrafung<br />

• regelmäßige Kontrollen<br />

• gleichzeitige För<strong>der</strong>ung nicht möglich, d.h. nur e<strong>in</strong> Vertrag gilt<br />

3.2 KULAP = Kulturlandschaftwirtschaftsprogramm<br />

• Agrarumweltmaßnahme - Betriebsbezogene Programme, die von <strong>der</strong><br />

Landwirtschaftsverwaltung angeboten werden.<br />

• F<strong>in</strong>anzierung durch EU, Bundeslän<strong>der</strong> und Landkreise<br />

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• 50 % EU + 50% Land (nur <strong>in</strong> Naturschutzgebieten)<br />

• außerhalb von NSGs: nur 20% von <strong>der</strong> EU f<strong>in</strong>anziert<br />

• Programm wird 2007 von <strong>der</strong> ELER-Verordnung abgelöst: birgt große Verän<strong>der</strong>ung<br />

im Agrarbereich<br />

Richtl<strong>in</strong>ien über die Gewährung von Zuwendungen für die För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er markt- und<br />

standortangepassten Landbewirtschaftung<br />

E<strong>in</strong>führung o<strong>der</strong> Beibehaltung e<strong>in</strong>es extensiven Produktionsverfahren im Ackerbau o<strong>der</strong> bei<br />

Dauerkulturen, durch Verzicht auf chemisch-synthetische Düngemittel sowie<br />

Pflanzenschutzmittel im Betriebszweig Ackerbau o<strong>der</strong> Dauerkulturen, ke<strong>in</strong> Ausbr<strong>in</strong>gen von<br />

Abwasser, Fäkalien, Klärschlamm o<strong>der</strong> ähnlichen Stoffen aus Siedlungsabfällen o<strong>der</strong><br />

vergleichbaren Stoffen aus an<strong>der</strong>en Quellen, auch wenn sie weiterbehandelt o<strong>der</strong><br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gemischt wurden, im S<strong>in</strong>ne des § 1 Nr. 2 a des Düngemittelgesetzes auf die<br />

Flächen, für die e<strong>in</strong>e Beihilfe gewährt wird.<br />

• E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Maßnahme: je ha Ackerfläche 153 €, je ha Dauerkulturfläche 736 €<br />

• Beibehaltung <strong>der</strong> Maßnahme: je ha Ackerfläche 122 €, je ha Dauerkulturfläche 613 €<br />

3.3 Flurbere<strong>in</strong>igungsverfahren<br />

Amt für Agrarordnung<br />

• Zuständigkeit: Acht Ämter <strong>in</strong> NRW (unter an<strong>der</strong>em: Euskirchen, Düren, He<strong>in</strong>sberg,<br />

Aachen)<br />

• Dezernate werden zukünftig zusammen gelegt<br />

• Abteilungen: Verwaltungsfachleute, Vermessung, Landschaftsplaner, Juristen,<br />

Bau<strong>in</strong>genieure<br />

Aufgaben<br />

• Bodenordnung<br />

• Dorfentwicklung<br />

• Regionalmanagement<br />

Bodenordnungsverfahren für<br />

• Ackerflächen und Waldflächen: 13 Verfahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beteiligung<br />

(Agrarstrukturverfahren), 18.600 ha Fläche, es werden ke<strong>in</strong>e neuen Verfahren mehr<br />

aufgestellt<br />

• Boden- und Wasserwirtschaft: Naturschutzverfahren, Große FFH-Gebiete (Eifel),<br />

Nationalpark<br />

• Bodenordnung im Straßenbau: 14 Verfahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beteiligung, Flächentausch für<br />

neue Straßentrassen<br />

• Bodenordnung für Braunkohletagebau, z.B. Tagebau Hambach: Verlegung <strong>der</strong> A4<br />

aufgrund des Braunkohletagebaus und damit e<strong>in</strong>hergehende Besitzzerschneidung,<br />

Wegeunterbrechung<br />

• AHR 2000 (Süd-EU): Pilotprojekt mit Schwerpunkt auf Gewässersystem, Umsetzung<br />

mit För<strong>der</strong>ung durch das Bundesamt für Naturschutz und gleichzeitiger Durchführung<br />

e<strong>in</strong>es Flurbere<strong>in</strong>igungsverfahren<br />

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Dorfentwicklung<br />

• Instandsetzung von Gebäuden<br />

• Dorferneuerung<br />

• Umnutzung von Gebäuden (EU- För<strong>der</strong>mittel)<br />

• landwirtschaftlicher Gebäudeteil wird zu Ferienwohnung o<strong>der</strong> Geschäft<br />

• stärkt Lebenskultur im ländlichen Raum<br />

Regionalmanagement<br />

• ILEK – Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept: Verknüpfung <strong>der</strong> Potenziale<br />

ländlicher Regionen und Aktivierung von Zukunfts- und Entwicklungschancen, <strong>in</strong>dem<br />

engagierte Bürger, Verwaltung, Wirtschaft, Verbände und demokratisch gewählte<br />

Organe geme<strong>in</strong>sam nach Wegen für e<strong>in</strong>e tragfähige, nachhaltige Entwicklung<br />

(Strategien und Ideen) suchen. Integrierte ländliche Entwicklungskonzepte und<br />

Regionalmanagement s<strong>in</strong>d die Instrumente <strong>der</strong> Integrierten Ländlichen Entwicklung.<br />

• Ökologisch und soziales Entwicklungskonzept: Umsetzung <strong>in</strong> LEADER-Regionen:<br />

Regionen entwickeln Konzept für ökologische und soziale Regionalentwicklung. Über<br />

die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er LEADER-Region entscheidet das M<strong>in</strong>isterium nach Bewertung<br />

<strong>der</strong> von den Regionen vorgelegten Konzepten. Beispiel für e<strong>in</strong>e LEADER-Region:<br />

"Eifel – Rur": Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität, För<strong>der</strong>ung des ländlichen Tourismus,<br />

Stärkung <strong>der</strong> Land- und Dorfentwicklung, durch z.B. Dorfaktionstage o<strong>der</strong> Tag <strong>der</strong><br />

Regionen.<br />

3.3.1 Flurbere<strong>in</strong>igung Billig: "Realisierung e<strong>in</strong>er Ortsumgehung"<br />

Grundlage: <strong>Landschaftspflege</strong>rischer Begleitplan (April 2003) -> E<strong>in</strong>griffsbewertung/<br />

E<strong>in</strong>griffsregelung, vorher – Landschaftsbericht mit folgenden grundlegenden Aussagen:<br />

Wertvolles Gebiet auf Grund e<strong>in</strong>er artenreichen Pflanzenwelt (200 Arten) und hoher<br />

Strukturvielfalt. In 2005 wurden Än<strong>der</strong>ungen aufgenommen: weitere Biotope, Beseitigung <strong>der</strong><br />

Gewässer, Wege entfallen.<br />

Als Vermeidungs- und Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsmaßnahmen wird u.a. vorgeschlagen: Wege<br />

weglassen (o<strong>der</strong> nur unter Vorbehalt e<strong>in</strong>richten), Wege weniger stark befestigen, Weglassen<br />

von Wegen mir starkem Gefälle.<br />

Als weiteres Verfahren für e<strong>in</strong> Flurbere<strong>in</strong>igungsverfahren wurde das Eschweiler Tal<br />

vorgestellt. Die vorher überwiegend <strong>in</strong> Privatbesitz bef<strong>in</strong>dlichen Flächen wurden durch das<br />

Verfahren und durch jahrelangen Grundstückstausch <strong>in</strong> die öffentliche Hand übertragen.<br />

Heute wird davon oftmals wie<strong>der</strong> abgesehen.<br />

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Dienstag, 05.09.2006 - Nachmittag<br />

Constanze Dietmann, Elisabeth Me<strong>in</strong>el, Ronny Nagel<br />

4 Vertragsnaturschutz <strong>in</strong> Grünlandbereichen, Kreis Euskirchen<br />

4.1 Station 1 – Glanviehstall<br />

Glanvieh<br />

• Halslappen herunterhängend, gerade Rückenl<strong>in</strong>ie, heller Augenspiegel<br />

• sehr groß, robuste Rasse<br />

• 30% re<strong>in</strong>blütig, E<strong>in</strong>züchtung von Gelbvieh<br />

• früher waren mit <strong>der</strong> R<strong>in</strong><strong>der</strong>haltung im wesentlichen drei Nutzungsoptionen verbunden:<br />

Milch, Fleisch, Arbeit<br />

Kreuzungsr<strong>in</strong><strong>der</strong>: Rot-Bunte, Blau-Weiße Belgier<br />

4.2 Station 2 – Biologische Station Euskirchen <strong>in</strong> Nettersheim<br />

Aufgabenbereiche:<br />

• Betreuung von Schutzgebieten und Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen<br />

(Vertragsnaturschutz)<br />

• Erfassung und Fortschreibung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Grundlagen über Flora, Fauna<br />

und Biotope im Kreisgebiet<br />

• Erarbeitung von Pflege- und Entwicklungsplänen für geschützte und schutzwürdige<br />

Flächen sowie Unterstützung bei <strong>der</strong>en Umsetzung<br />

• Erarbeitung von Biotopverbundkonzepten, die <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Fachplanungen e<strong>in</strong>fließen<br />

können<br />

• Durchführung praxisorientierter wissenschaftlicher Forschungsvorhaben<br />

• Naturschutzfachliche Betreuung von Landwirten, die an Extensivierungsprogrammen<br />

des Landes/Kreises teilnehmen<br />

• Durchführung von Effizienzkontrollen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />

Fachbehörden<br />

4.3 Station 3 – Tanzberg <strong>in</strong> Keldenich<br />

• Gebiet wurde im Mittelalter für Bleiabbau genutzt<br />

• anstehen<strong>der</strong> Kalkuntergrund<br />

• Arten <strong>der</strong> Kalkmagerrasen und Schwermetallrasen: Fie<strong>der</strong>zwenke (Brachypodium<br />

p<strong>in</strong>natum), Grasnelke (Armeria maritima), Kle<strong>in</strong>er Wiesenknopf (Sanguisorba m<strong>in</strong>or),<br />

Prachtnelke (Dianthus superbus), Augentrost (Euphrasia spec.), Geranium spec.,<br />

Trifthafer (Avenula pratensis), Kreuzenzian (Gentiana cruciata, Ansaat), Blutroter<br />

Storchschnabel (Geranium sangu<strong>in</strong>eum), Fransenenzian (Gentiana ciliata)<br />

• FFH-Gebiet (Kiefernwald, Halbtrockenrasen, Schwermetallheide) gibt<br />

Verschlechterungsverbot vor; Verzahnung dieser Bereiche soll angestrebt werden<br />

• Bundesweite Bedeutung aufgrund von Kle<strong>in</strong>schmetterl<strong>in</strong>gen<br />

• Pflegeverträge seit 15 Jahren; Verpflichtungen <strong>der</strong> Pächter zu: später Mahd im Jahr,<br />

13


Entfernung des Mahdgutes (nicht Deponie, da schwermetallbelastet), Entbuschung<br />

(Zitterpappel) wichtig für Schmetterl<strong>in</strong>gserhalt, Strukturenerhaltung<br />

4.4 Station 4 – FFH-Gebiet Nettersheim-Urfttal<br />

400ha, erste Durchführung e<strong>in</strong>es Flurbere<strong>in</strong>igungsverfahrens mit Schwerpunkt<br />

"Naturschutz", im Zuge damit wurde <strong>der</strong> 1. Landschaftsplan erstellt. Die Geme<strong>in</strong>de hat<br />

planerische Hoheit. Die Bewirtschaftung mit Auflagen:<br />

• Entbuschung<br />

• ke<strong>in</strong>e Düngung<br />

• Viehbesatz beschränkt auf 2 Großviehe<strong>in</strong>heiten pro Hektar<br />

Strukturen und Lebensräume und ihre Bewirtschaftung<br />

• wärmeliebende Buchenwäl<strong>der</strong> und Kalk-Buchenwäl<strong>der</strong><br />

• Magerrasen bzw. -weiden (Auflage: ger<strong>in</strong>ge Besatzdichte, Weidepflege wird über<br />

Vertragsnaturschutzmaßnahmen bezahlt: 255,-€/ha, 300,-€/ha Entbuschung)<br />

• Kalkmagerrasen<br />

• Schmetterl<strong>in</strong>gsschutzgebiet (mit Schmetterl<strong>in</strong>gspfad)<br />

• FFH-Art: Erebia aethiops (Graub<strong>in</strong>diger Mohrenfalter)<br />

• Kiefernaufforstung zum Erhalt dieser Art nötig, Naturverjüngung, wenn Buche<br />

und Eiche entnommen werden würden<br />

• Große Bereiche im Offenland sowie lichte Wäl<strong>der</strong> werden über Wan<strong>der</strong>schäferei<br />

bewirtschaftet.<br />

• Insgesamt wurden im Landkreis Euskirchen 400 Verträge zur Durchführung von<br />

Vertragsnaturschutzmaßnahmen mit 300 Landwirten abgeschlossen.<br />

• Die Überprüfung <strong>der</strong> Auflagen erfolgt durch Prüfer von <strong>der</strong> Landwirtschaftskammer;<br />

Feldblocksystem nimmt ke<strong>in</strong>e Rücksicht auf Hangneigung, im Gegensatz zum<br />

Katastersystem (auch digital)<br />

4.5 Station 5 – Genfbachtal<br />

• über Flurbere<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>dehand übernommen<br />

• vorkommende Vegetationse<strong>in</strong>heiten: Hangweide (Halbtrockenrasen, Magerrasen);<br />

Talwiesen (Glatthaferwiese, Goldhaferwiese); Nasswiesen<br />

• charakteristische Arten: Herbstzeitlose, Großer Wiesenknopf, Kle<strong>in</strong>er Wiesenknopf<br />

• Heu ist problematisch aufgrund des giftigen Alkaloid Colchic<strong>in</strong> (Herbstzeitlose)<br />

• 2-schürige Mahd führt zum Artenrückgang<br />

4.6 Station 6 – Naturschutzgebiet Alendorf – Kalvarienberg<br />

• 2.700 ha, 1993 Ausweisung zum Großschutzgebiet "Ahr 2000“, heute FFH-Gebiet<br />

• Kalkmagerasen als vorherrschende Vegetationse<strong>in</strong>heit, hoher Wachhol<strong>der</strong>bewuchs<br />

• Pflegemaßnahmen: Entbuschung, Schafbeweidung<br />

• seit 1987 Schafbeweidung: E<strong>in</strong>satz von gefährdeten Nutztierrassen (Schafe),<br />

Beweidung von 1-1,5 ha pro Tag (650 Muttertiere, 300-400 Lämmer); 70 % <strong>der</strong><br />

Pflanzenmasse wird gefressen. Durch Beweidung wird die verfilzte Streuschicht<br />

14


eseitigt und kle<strong>in</strong>flächige Offenbodenstandorte geschaffen.<br />

• 1 – 2-malige Mahd von angrenzenden ertragreicheren Wiesen zur Heugew<strong>in</strong>nung<br />

• Dauerkartierung mit repräsentativem Zählrahmen zur Erfolgskontrolle <strong>der</strong><br />

verschiedenen Pflegemaßnahmen wird heute nicht mehr durchgeführt<br />

Extensive Beweidung von Magerrasen im<br />

Genfbachtal mit Glanvieh<br />

Schafbeweidung von Halbtrockenrasen <strong>in</strong> Alendorf<br />

15


Mittwoch 06.09.2006 - Vormittag<br />

Elke Luge, Frauke R<strong>in</strong>k, Sonja Klemich<br />

5 Erfolgskontrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landschaftspflege</strong> am Beispiel verschiedener<br />

Grünlandtypen<br />

Die NRW – Stiftung ist e<strong>in</strong>e private Organisation, welche sich <strong>der</strong> Heimat- und Kulturpflege<br />

sowie dem Naturschutz widmet. Zu diesem Zweck werden geeignete Flächen angekauft<br />

(mittlerweile <strong>in</strong>sgesamt 4.500 ha), die entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer Nutzung optimiert werden o<strong>der</strong> auf<br />

denen Sukzession zugelassen wird. Die Absicherung <strong>der</strong> Dauernutzung wird durch<br />

Vertragsnaturschutz realisiert, wobei überwiegend Haupterwerbsbetriebe (Milchvieh), welche<br />

ökologisch o<strong>der</strong> extensiv produzieren, zu den Vertragspartnern zählen.<br />

Beispielhaft für die Flächen <strong>der</strong> NRW – Stiftung werden im Folgenden die Sistig-Krekeler<br />

Heide sowie das Seidenbachtal kurz vorgestellt.<br />

5.1 Sistig-Krekeler Heide<br />

Bei den Flächen <strong>der</strong> Sistig-Krekeler Heide handelt es sich um e<strong>in</strong>en Silikatstandort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Höhe von 607m ü.NN. Ursprünglich wurde dieses Gebiet von Ha<strong>in</strong>simsen – Buchenwald<br />

dom<strong>in</strong>iert. Auf nasseren Standorten befanden sich Birken – Bruchwäl<strong>der</strong>. Die <strong>der</strong>zeit<br />

e<strong>in</strong>schürig bewirtschafteten Flächen (Mahd Mitte Juli – Anfang August) umfassen<br />

Goldhaferwiesen, Borstgrasrasen, Weiden-Gebüsche sowie kle<strong>in</strong>e Sümpfe und anmoorige<br />

Bereiche. Die Mahd wird regelmäßig seit 1995, auf ca. 20% <strong>der</strong> Flächen seit 1985,<br />

durchgeführt. Dadurch konnten erhebliche Populationssteigerungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von Rote<br />

Liste Arten, erreicht werden. Als optimal wird e<strong>in</strong>e gestaffelte Mahd angestrebt. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Beweidung wird es vermieden, die Tiere über den W<strong>in</strong>ter auf <strong>der</strong> Fläche zu belassen.<br />

Typische Arten des Grünlandes:<br />

Botanischer Name<br />

Achillea ptarmica<br />

Euphrasia offic<strong>in</strong>alis<br />

Gentiana pneumonanthe<br />

Potentilla recta<br />

Salix aurita<br />

Salix repens<br />

Succisa pratensis<br />

Deutscher Name<br />

Sumpf-Schafgarbe<br />

Gewöhnlicher Augentrost<br />

Lungen-Enzian<br />

Aufrechtes F<strong>in</strong>gerkraut<br />

Ohr-Weide<br />

Kriech-Weide<br />

Teufelsabbiß<br />

Durch kle<strong>in</strong>flächige Nutzungsaufgabe entstand auf sauren, nährstoffarmen, tertiären<br />

Substraten <strong>in</strong>nerhalb von 60 Jahren e<strong>in</strong> Pionierwald mit Karpaten-Birke, Zitter-Pappel,<br />

Eberesche und Rot-Buchenjungwuchs, welche auf Ha<strong>in</strong>simsen – Rotbuchenwald als<br />

potentiell natürliche Vegetation h<strong>in</strong>weisen.<br />

16


Typische Arten <strong>der</strong> Krautschicht s<strong>in</strong>d:<br />

Botanischer Name<br />

Deschampsia cespitosa<br />

Galium saxatile<br />

Mol<strong>in</strong>ia caerulea<br />

Nardus stricta<br />

Vacc<strong>in</strong>ium myrtillus<br />

Deutscher Name<br />

Rasenschmiele<br />

Harz-Labkraut<br />

Pfeifengras<br />

Bostgras<br />

Heidelbeere<br />

Durch kle<strong>in</strong>räumige Standortunterschiede erreicht das Gesamtgebiet e<strong>in</strong>e große<br />

Artenvielfalt, wobei durch die Engräumigkeit zahlreiche ökologische Gradienten erkennbar<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Beispiele:<br />

• frisch bis feucht: Borstgrasrasen<br />

• deutlich feucht: Torfb<strong>in</strong>senrasen<br />

• sehr feucht: Glockenheiden – Gesellschaft<br />

• nass: Torfmoose, Wollgräser<br />

Um e<strong>in</strong>e rasche Etablierung von Offenlandbiotopen auf Standorten von Fichtenforsten zu<br />

ermöglichen, ist darauf zu achten, dass <strong>der</strong> Kronenschluss <strong>der</strong> Bäume noch nicht erfolgt ist,<br />

da bei bereits geschlossenen Kronen die Krautschicht so stark zurückgedrängt ist, dass nur<br />

noch Carex – Diasporen im Boden überdauern, dann ist mit e<strong>in</strong>er 20 – 30 jährigen<br />

Entwicklungs-dauer zu e<strong>in</strong>em kraut- und artenreichen naturschutzfachlich wertvollem<br />

Grünland zu rechnen.<br />

Weitere Arten <strong>der</strong> NRW-Fläche mit Angaben zu Individuen- bzw. Rosettenzahlen<br />

(Ergebnisse <strong>der</strong> Zählungen seit 2002):<br />

Botanischer Name Deutscher Name Bemerkungen<br />

Dactylorhiza maculata Geflecktes Knabenkraut 120.000 Individuen<br />

Dactylorhiza majalis Breitblättriges Knabenkraut 10.000 Individuen<br />

Coeloglossum viride Hohlzunge 2.150 Individuen<br />

Platanthera bifolia Weiße Waldhyaz<strong>in</strong>the 20.000 Individuen<br />

Platanthera chlorantha Grünliche Waldhyaz<strong>in</strong>the 20.000 Individuen<br />

Botrychium lunaria Mondraute 550 Individuen<br />

Ophioglossum vulgatum<br />

Natternzunge<br />

Arnica montana Arnika 10.000 Rosetten<br />

Pedicularis sylvatica Waldläusekraut 8.000 Individuen<br />

5.2 Naturschutzgebiet "Seidenbachtal"<br />

Die Flächen <strong>der</strong> NRW-Stiftung im Seidenbachtal umfassen 90 ha auf kalkhaltigem<br />

Untergrund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhe von 530 m ü. NN. Sie setzen sich überwiegend aus Grünland für<br />

Milchviehbetriebe (VNS) und kle<strong>in</strong>räumigen Wachhol<strong>der</strong>heiden zusammen. E<strong>in</strong>e Zonierung<br />

<strong>der</strong> Wiesen, welche durch partielle Gülledüngung sowie edaphische Faktoren (wie z.B.<br />

17


Gründigkeit, Feuchtestufen) hervorgerufen wird, ist deutlich erkennbar. Beson<strong>der</strong>s deutlich<br />

wurde die Zonierung anhand des Ausbreitungsschemas <strong>der</strong> Herbstzeitlosen. Diese weist <strong>in</strong><br />

ungedüngten und nicht zu trockenen Wiesenbereichen die höchsten Individuendichten auf.<br />

Typische Arten des Grünlandes:<br />

Botanischer Name<br />

Primula veris<br />

Pulsatilla pratensis<br />

Ophrys <strong>in</strong>sectifera<br />

Coeloglossum viride<br />

Gentianella germanica<br />

Gentianella ciliata<br />

Globularia bisnagarica<br />

Hypochaeris maculata<br />

Orchis ustulata<br />

Deutscher Name<br />

Wiesen-Schlüsselblume<br />

Wiesen Küchenschelle<br />

Fliegenragwurz<br />

Hohlzunge<br />

Deutscher Enzian<br />

Fransen Enzian<br />

Kugelblume<br />

Geflecktes Ferkelkraut<br />

Brand-Knabenkraut<br />

Sistig-Krekeler-Heide<br />

Herbstzeitlose<br />

(Colchicum autumnale)<br />

18


6 Besenheide und Borstgrasrasen<br />

6.1 Gebietsbeschreibung – Hasbachtal<br />

Das Gebiet des Hasbachtals ist Teil e<strong>in</strong>er Gegend, die vor ca. 400 Millionen Jahren aus<br />

Sedimenten <strong>der</strong> Tiefsee entstand, also unterdevonischen Ursprungs ist, die Eifel.<br />

Ursprünglich war diese durch vulkanische Aktivität geprägte, kalkfreie Gegend großflächig<br />

mit bodensauren Buchenwäl<strong>der</strong>n bedeckt, die von den E<strong>in</strong>wohnern im Laufe <strong>der</strong> Zeit sowohl<br />

für die Holzgew<strong>in</strong>nung, vor allem für die Verhüttung von Eisen, als auch für die<br />

Holzkohleproduktion immer stärker genutzt wurden. Die abgeholzten Flächen wurden<br />

anschließend beweidet. Als Folge dieser <strong>in</strong>tensiven Nutzung, ohne Wie<strong>der</strong>aufforstung,<br />

degradierten die Flächen zu Ödland.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts prägten <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Übernutzung<br />

anstelle des Waldes, <strong>der</strong> zu <strong>der</strong> Zeit nur noch max. 2 bis 3% <strong>der</strong> Landesfläche ausmachte,<br />

zusammenhängende bodensaure Weiden das Bild dieser Landschaft.<br />

Unter preußischer Herrschaft begann die Aufforstung mit Fichten <strong>in</strong> dieser offenen<br />

Landschaft, daher stammt auch die <strong>in</strong> dieser Region verwendete Bezeichnung Preußen-<br />

Tanne. Diese Fichtenforste s<strong>in</strong>d somit e<strong>in</strong> Indiz für alte Kulturlandschaften, denn auf diese<br />

Weise sollte e<strong>in</strong>e Aufwertung <strong>der</strong> Landschaft erreicht werden.<br />

Die übrigen, nicht aufgeforsteten Flächen - großflächige Heidegebiete - waren Allmende-<br />

Flächen und wurden von allen Dorfbewohnern genutzt, das heißt Mischherden aus R<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

Pferden usw. wurden <strong>in</strong> ortsferne Gründe zur Weide getrieben.<br />

Ab 1930 wurde versucht diese Heideflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nutzbare Agrarlandschaft umzuwandeln<br />

und dabei die Ertragsfähigkeit <strong>der</strong> Böden zu verbessern. Das Ergebnis war die E<strong>in</strong>bettung<br />

von Wirtschaftsgrünland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e heterogene Kulturlandschaft, bestehend aus verschiedenen<br />

Elementen mit unterschiedlicher Nähe zu e<strong>in</strong>er Kultur- bzw. Naturlandschaft, wie<br />

Borstgrasrasen, Feucht- und Nasswiesen und Zwischenmoore.<br />

6.2 Heide<br />

Die Offenlandstruktur <strong>der</strong> Rengener Heide, <strong>der</strong>en Bestände von Besenheide (Calluna<br />

vulgaris) dom<strong>in</strong>iert werden, wurde durch e<strong>in</strong>e extensive Bewirtschaftung erreicht.<br />

In <strong>der</strong> Vergangenheit wurde e<strong>in</strong>e Feld-Heide-Wechselwirtschaft betrieben: Die<br />

Heidebestände ließ man ca. 20-25 Jahre wachsen und beweidete sie zum Teil. Da<br />

irgendwann ke<strong>in</strong> Futter mehr für das Vieh vorhanden war, wurde <strong>der</strong> Aufwuchs abgehackt<br />

und die Heidefläche verbrannt. Die Asche wurde als M<strong>in</strong>eraldünger für diese Flächen<br />

genutzt, auf denen dann erst Roggen und Weizen und später auch Buchweizen (je 1 bis 2<br />

Jahre lang) e<strong>in</strong>gesät wurde. Wenn <strong>der</strong> Nährstoffvorrat aus dem Boden verbraucht war, gab<br />

man die Fel<strong>der</strong>wirtschaft auf und die Flächen wurden wie<strong>der</strong> zu Heideflächen.<br />

Das Abbrennen von Vegetationsflächen wird als Schiffelwirtschaft bezeichnet. Dies<br />

funktioniert nur <strong>in</strong> bodensauren Gebieten wie <strong>der</strong> Rengener Heide, da beim Verbrennen auf<br />

Kalk Calcium-Oxid entsteht, das <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Nie<strong>der</strong>schlag zu e<strong>in</strong>em harten Boden<br />

führt. Auf kalkhaltigen Flächen wurde daher extensive Hutewirtschaft betrieben. Die<br />

Schiffelwirtschaft hat großflächig zur Entstehung von ausgedehnten Zwergstrauchheiden mit<br />

19


e<strong>in</strong>gestreuten Borstgrasrasen beigetragen.<br />

Die Pflanzengesellschaft <strong>der</strong> Rengener Heide - Genisto pilosae-Callunetum (Haarg<strong>in</strong>ster-<br />

Besenheide-Gesellschaft) – besteht aus überwiegend azidophilen Arten wie Besenheide –<br />

Calluna vulgaris; Behaarter G<strong>in</strong>ster – Genista pilosa; Aufrechtes F<strong>in</strong>gerkraut – Potentilla<br />

erecta; Berg- Platterbse – Lathyrus l<strong>in</strong>ifolius; Arnika – Arnica montana; Borstgras – Nardus<br />

stricta.<br />

Die früher großflächig vorhandenen sauren, eher artenarmen Heiden s<strong>in</strong>d im Laufe des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel extrem selten geworden. Gründe für das zunehmende<br />

Verschw<strong>in</strong>den dieser ökologisch-kulturhistorisch wertvollen Flächen s<strong>in</strong>d Aufforstungen und<br />

die Umwandlung <strong>der</strong> Heiden <strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv genutztes Wirtschaftsgrünland. Der kle<strong>in</strong>e<br />

verbliebene Rest bedarf e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Aufmerksamkeit von Natur- und<br />

Landschaftsschutz.<br />

Dies geschieht seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rengener Heide <strong>in</strong> Form von beson<strong>der</strong>en<br />

Pflegemaßnahmen: Die Heideflächen waren e<strong>in</strong>er zunehmenden Sukzession ausgesetzt und<br />

zeigten bereits Degradationsmerkmale wie Verbuschung und das Aufwachsen von Bäumen.<br />

In den Jahren 2000-2003 wurden deshalb Maßnahmen im Rahmen e<strong>in</strong>er Erstpflege<br />

durchgeführt. Die überalterten Heidebestände wurden von aufgewachsenen Bäumen und<br />

Gebüschen befreit. E<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>zelne Buchen, Eichen und Vogelbeeren wurden belassen. Der<br />

größte Teil des Gehölzaufwuchses aus Kiefern, Zitterpappel, Schlehe, Weißdorn,<br />

Brombeeren und Rosen bestehend, wurde jedoch mit masch<strong>in</strong>eller Hilfe entfernt. Das<br />

anfallende Holz wurde sofort verbrannt und die Asche anschließend wegen des zu hohen<br />

E<strong>in</strong>trags an Nährstoffen entfernt. Danach wurde e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil <strong>der</strong> Fläche gemäht. Zur<br />

Bekämpfung <strong>der</strong> Wurzelschössl<strong>in</strong>ge <strong>der</strong> Zitterpappel wurde schließlich noch beweidet.<br />

Auf e<strong>in</strong>e Pflege durch Verbrennen (wie traditionell üblich) wurde verzichtet, da dies Schäden<br />

für die vorhandene Fauna bedeutet hätte und die nur noch kle<strong>in</strong>en, <strong>in</strong>stabilen Teilgebiete <strong>der</strong><br />

Heide nach dem Verbrennen nicht genügend Regenerationskraft hätten entwickeln können.<br />

Die Pflege wurde mit Unterstützung des Naturschutzvere<strong>in</strong>es Rengen und Fachleuten <strong>der</strong><br />

Forstverwaltung sowie vielen ehrenamtlichen Helfern durchgeführt.<br />

Seit 2004 werden die e<strong>in</strong>zelnen Flächen abwechselnd von e<strong>in</strong>er Mischherde aus Schafen<br />

und Ziegen beweidet. Trotzdem bef<strong>in</strong>det sich die Fläche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em besorgniserregenden<br />

Zustand, da die Bestände überaltert s<strong>in</strong>d und nun das Problem <strong>der</strong> Heideverjüngung besteht.<br />

Wie oben bereits erläutert, kann Brennen nicht <strong>in</strong> Betracht gezogen werden und die<br />

verschiedenen Störfaktoren während des geschichtlichen Verlaufs können nicht imitiert<br />

werden. Aus diesem Grund wird das Plaggen o<strong>der</strong> das Umbrechen mit Hilfe forstlicher<br />

Masch<strong>in</strong>erie <strong>in</strong> Erwägung gezogen.<br />

6.3 Borstgrasrasen<br />

Auf dem Rabenberg bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e kürzere und vitalere Heide, die mit Borstgrasrasen<br />

(Polygalo-Nardetum strictae) verzahnt ist und dauerhaft beweidet wird. Auch sie ist im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Abholzung entstanden und stellt somit e<strong>in</strong>e Ersatzgesellschaft für die<br />

ursprünglich vorhandenen bodensauren Buchenwäl<strong>der</strong> dar. Auf <strong>der</strong> abgeholzten Fläche fand<br />

e<strong>in</strong>e dauerhafte, extensive Beweidung statt. Diese ökologisch wertvollen Flächen, mit Arten<br />

wie dem Aufrechten F<strong>in</strong>gerkraut – Potentilla erecta, Borstgras – Nardus stricta, Rundblättrige<br />

Glockenblume – Campanula rotundifolia, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Zeit eher selten geworden.<br />

20


Die meisten möglichen Beweidungsflächen wurden landwirtschaftlich verbessert, das heißt<br />

aufgedüngt, so dass die genannten Arten verschw<strong>in</strong>den.<br />

Gepflegt werden Borstgrasrasen entwe<strong>der</strong> durch dauerhafte, extensive Beweidung o<strong>der</strong><br />

durch zweischürige Mahd. Ziel ist es dabei, aufkommenden Wachol<strong>der</strong> möglichst kle<strong>in</strong> und<br />

damit den Borstgrasrasen offen zu halten. E<strong>in</strong> Problem bei <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Vegetationsstrukturen ergibt sich aus <strong>der</strong> unmittelbaren Nachbarschaft <strong>der</strong> Fläche zu e<strong>in</strong>em<br />

Kiefernwald, denn sie unterliegt e<strong>in</strong>em sehr hohen Druck durch Wildschwe<strong>in</strong>e, die auf <strong>der</strong><br />

Suche nach Geophyten und Engerl<strong>in</strong>gen immer wie<strong>der</strong> große Bereiche umbrechen.<br />

Regener Heide<br />

Versuchsgut Rengen<br />

21


Donnerstag 07.09.06 - Vormittag<br />

Anja Heske, Jörg Kersten, Toni W<strong>in</strong>kler<br />

7 Moore, Hohes Venn<br />

7.1 Biologische Station Stolberg – Vortrag Dr. Manfred Aletsee<br />

Die Biologische Station betreut über 20 Naturschutzgebiete im Kreis. Zu<br />

den Aufgaben gehören die Erfassung <strong>der</strong> Tier- und Pflanzenwelt, die<br />

Aufstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen, sowie <strong>der</strong>en praktische<br />

Umsetzung. Sie berät Landbewirtschafter/<strong>in</strong>nen, Verbände, Behörden<br />

sowie die Öffentlichkeit zu Fragen im Bereich Naturschutz. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

Land- und Forstwirt/<strong>in</strong>nen werden vor allem bezüglich <strong>der</strong> Teilnahme am<br />

Kulturlandschafts- und Heckenpflegeprogramm des Kreises beraten.<br />

Durch zahlreiche Exkursionen, Vorträge und<br />

Ausstellungen <strong>in</strong>formiert die Biologische Station<br />

regelmäßig über ihre Arbeit, die Schutzgebiete sowie die<br />

Natur im Kreisgebiet. Dies schließt beson<strong>der</strong>e Themen<br />

des Biotop- und Artenschutzes wie beispielsweise die<br />

Ökologie von Fließgewässern und die Anpassungen von<br />

Flora und Fauna mit e<strong>in</strong>. Zur Arbeit <strong>der</strong> Biologischen<br />

Station gehört die Leitung und Mitarbeit an<br />

Biologische Station <strong>in</strong> Stolberg verschiedenen Projekten, die i.d.R. über e<strong>in</strong>en<br />

mehrjährigen Zeitraum laufen.<br />

Aktuelle Projekte s<strong>in</strong>d im Moment das LIFE-Natur-Projekt "Lebendige Bäche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel" <strong>in</strong><br />

den Kreisen Aachen und Euskirchen, sowie das deutsch-belgische Interreg-Projekt "Heiden-<br />

Moore-Wiesen".<br />

7.2 Führung durch das Hohe Venn<br />

Das Hohe Venn (nie<strong>der</strong>l. Veen = Moor)<br />

besteht aus Hoch- und Nie<strong>der</strong>mooren. Es<br />

hat e<strong>in</strong>e Größe von ca. 4.500 ha und zieht<br />

sich durch Teile Deutschlands und Belgien,<br />

bis zu e<strong>in</strong>er Höhe von bis zu 700m ü. NN.<br />

Es ist e<strong>in</strong> sehr regenreiches Gebiet mit<br />

e<strong>in</strong>em durchschnittlichen Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />

von 1100 - 1400 mm. Durch diesen hohen<br />

Nie<strong>der</strong>schlag und Staunässe wurden die<br />

Graulehmböden <strong>in</strong> nährstoffarme, organische<br />

Nassböden (Moorböden, Stagno- o<strong>der</strong><br />

Pseudogleye) umgewandelt. Das Hohe Venn<br />

erstreckt sich zwischen Eupen im Norden,<br />

Monschau im Osten, Spa im Westen und<br />

Malmedy im Süden.<br />

22


Vennlandschaft<br />

Das Hochmoor besteht aus mächtigen,<br />

meterdicken Torfschichten. Die tiefsten und<br />

ältesten von ihnen s<strong>in</strong>d bis zu 8 m dick. Sie<br />

wachsen 1mm/Jahr. Das Hohe Venn wird<br />

unterteilt <strong>in</strong><br />

• Brackvenn: Atlantische Flora, (Bsp.<br />

Besenheide, Trockenheide Rauschebeere)<br />

• Clefay Venn: Kont<strong>in</strong>entale Flora (Bsp.<br />

Krähenbeere)<br />

• Wallonisches Venn: Sattelhochmoor mit z.B. Pfeifengras<br />

Außergewöhnliche geologische Ausformungen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den NSG<br />

“Wollerschei<strong>der</strong>-” und “Mützenicher Venn”<br />

(beide Flächen) die dort mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

gut erhaltenen Palsen o<strong>der</strong> auch "P<strong>in</strong>gos"<br />

genannt.<br />

Palsen s<strong>in</strong>d postglaziale Eishügel. Heute s<strong>in</strong>d<br />

es vorwiegend rundliche Becken, <strong>der</strong>en Wälle<br />

sehr nährstoffarm (weil m<strong>in</strong>eralisch) s<strong>in</strong>d. Sie<br />

bef<strong>in</strong>den sich auf e<strong>in</strong>er Höhe von 500m bis<br />

700 m NN<br />

Entstehung e<strong>in</strong>es Palsen<br />

Die Palsen im Hohen Venn entstanden vor ca. 10.000 bis 11.000 Jahren am Ende <strong>der</strong><br />

letzten Eiszeit (<strong>in</strong> <strong>der</strong> jüngeren Dryaszeit des Pleistozän). Zu dieser Zeit herrschte hier e<strong>in</strong><br />

raues Klima. Die Temperaturen lagen im Jahresmittel zwischen -1°C bis -5°C. Während des<br />

Sommers konnte <strong>der</strong> Boden oberflächlich auftauen. E<strong>in</strong>e weitere wichtige Bed<strong>in</strong>gung für die<br />

Entstehung von Palsen war das sehr feuchte und fe<strong>in</strong>körnige Bodensubstrat.<br />

23


In <strong>der</strong> schneereichen Landschaft konnte <strong>der</strong> Frost <strong>in</strong><br />

durch Verwehung freigelegten Boden verstärkt e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen.<br />

Der anhaltende Frost führt zur Bildung von Segregationseisl<strong>in</strong>sen.<br />

Bei diesem Gefrierungsprozess wurde die<br />

Wassermenge <strong>in</strong> den Bodenkappilaren verr<strong>in</strong>gert, und<br />

Wasser aus größerer Tiefe angesogen. Dieser Vorgang<br />

heißt Kryosuktion. Solange sich die Bildung von kle<strong>in</strong>en<br />

Eisl<strong>in</strong>sen und <strong>der</strong> Nachtransport von Wasser ausgleichten,<br />

wuchsen die Hügel.<br />

Die wachsende Hangneigung löste e<strong>in</strong> erstes Bodenfließen<br />

abwärtsgerichtet aus.<br />

Im wärmeren Sommer konnten die oberen Bodenschichten<br />

des Palsen auftauen. Durch das Abgleiten e<strong>in</strong>zelner<br />

Lagen bildeten sich am Rand des Hügels erste größere<br />

Schüttungen. Durch die langsam e<strong>in</strong>setzende Erwärmung<br />

des Klimas wurde dieser Prozess noch verstärkt.<br />

Im Präboreal des Holozän (8.300-7.000 v.Chr.) erwärmte<br />

sich das Klima bis zum völligen Abtauen <strong>der</strong> Frosthügel.<br />

Die seitlichen Bodenschichten senkten sich dabei leicht<br />

ab. Die so gebildeten Becken füllten sich rasch mit<br />

Nie<strong>der</strong>schlagswasser.<br />

In <strong>der</strong> Folgezeit lagerte sich abgestorbenes Pflanzenmaterial<br />

<strong>in</strong> den wassergefüllten Senken ab. Durch Sauerstoffmangel<br />

und niedrigen pH-Wert wurde das organische<br />

Material nicht vollständig zersetzt. Es bildete sich Torf.<br />

In heutiger Zeit s<strong>in</strong>d viele dieser Frosthügelreste durch<br />

Trockenlegung und Abtorfung freigelegt. In e<strong>in</strong>zelnen<br />

Hochmoorbereichen des Hohen Venns lassen sich unter<br />

mächtigen Torflagen noch unberührte Frosthügelformen<br />

vermuten.<br />

Neben den üblichen Renaturierungsarbeiten zur Sicherung und Vernetzung von<br />

Feuchtbiotopen wurden verstärkt Mittel zur Besucher-/Besucher<strong>in</strong>nenlenkung und Besucher-<br />

/Besucher<strong>in</strong>nen<strong>in</strong>formation e<strong>in</strong>gesetzt. So entstanden <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s sensiblen Bereichen des<br />

Brackvenns und im Eschvenn <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Forstämtern neue Bohlenstege.<br />

Diese hölzernen Bauten s<strong>in</strong>d Bestandteil <strong>der</strong> im Aufbau bef<strong>in</strong>dlichen überregionalen Moor-<br />

Route. Dieser deutsch-belgische Rad- und Wan<strong>der</strong>weg führt ab Juni 2006 durch Heiden,<br />

Moore und Bachtäler. Auf rund 200 km geht es von den nördlichen Ausläufern des Hohen<br />

24


Venns über Belgien bis <strong>in</strong> die Schneifel von Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Lehrpfade geben an<br />

verschiedenen Stellen E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Entstehung und Geschichte, Tier- und Pflanzenwelt<br />

dieser e<strong>in</strong>zigartigen Landschaft und bietet dem Wan<strong>der</strong>er / <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong><strong>in</strong> die Möglichkeit<br />

sicheren Fußes den Innenbereich <strong>der</strong> Schneifelmoore hautnah zu erleben. Die Figur "Toni<br />

Torfmoos" leitet den Wan<strong>der</strong>er / die Wan<strong>der</strong><strong>in</strong> über e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>formativ ausgestattete,<br />

erlebnisreiche Strecke.<br />

Flora des Hohen Venns (Auswahl):<br />

Typische Heidepflanzen wie Besen- und<br />

Glockenheide, alp<strong>in</strong>e bzw. boreale Flora:<br />

• Geflecktes Knabenkraut, Lungenenzian,<br />

Sonnentau, Wollgras, Pfeifengras,<br />

Moororchidee, Enzian, Schmalblättriges<br />

Wollgras, Lungengras, Moorlilie<br />

Südlich des Hohen Venns, im Nationalpark<br />

Eifel:<br />

• Wild-Narzissen-Wiesen (e<strong>in</strong>zigartig <strong>in</strong><br />

Deutschland)<br />

Moosbeere<br />

Fauna des Hohen Venns: (Auswahl)<br />

Biber, Luchse, Birkhühner, Mooreidechse, Baumpieper. R<strong>in</strong>gelnatter, Bergmolch, Schl<strong>in</strong>gnatter<br />

Hochmoorperlmutterfalter<br />

Hochmoormosaikjungfer<br />

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Donnerstag 07.09.06 - Nachmittag<br />

Franziska Wun<strong>der</strong>lich, Johannes Ammerschläger, Manuel Endmann<br />

8 Moorrenaturierung<br />

Am Nachmittag des 7.9.2006 fuhren wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Hochmoorgebiet nahe <strong>der</strong> belgischen Grenze.<br />

Während e<strong>in</strong>ige Bereiche noch sehr naturnah bzw. wie<strong>der</strong> renaturiert waren, waren <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Teilen deutliche Degradationsersche<strong>in</strong>ungen zu erkennen.<br />

Um e<strong>in</strong>en Torfabbau möglich zu machen, wurden durch das Moor Entwässerungsgräben<br />

gezogen, die auch heute noch, nach Aufgabe <strong>der</strong> Nutzung, zu erkennen s<strong>in</strong>d und ihre<br />

ehemalige Funktion erfüllen. Für die ökologische Funktion s<strong>in</strong>d sie jedoch äußerst<br />

nachteilhaft.<br />

Wenn durch die Entwässerung e<strong>in</strong>e dauerhafte Wasserhaltigkeit nicht mehr gewährleistet ist,<br />

kommt es durch Luftzutritt zur beschleunigten Torfzersetzung. Die Folge s<strong>in</strong>d drastische<br />

Vegetationsverän<strong>der</strong>ungen, wie z. B. das Aufkommen von Gehölzen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e flächige<br />

Verheidung.<br />

Durch die Gehölze wie<strong>der</strong>um kommt es zu e<strong>in</strong>em noch höheren Wasserverbrauch (die<br />

Evapotranspiration ist erheblich höher als bei e<strong>in</strong>er moortypischen krautigen Vegetation). Mit<br />

<strong>der</strong> gleichzeitigen weiteren Torfzersetzung wird pflanzenverfügbarer Stickstoff frei, was<br />

wie<strong>der</strong>um die Gehölze begünstigt. Es entsteht e<strong>in</strong>e Spirale, an <strong>der</strong>en Ende die völlige<br />

Bewaldung e<strong>in</strong>es Moores stehen kann. Durch Beschattung, verän<strong>der</strong>tes Wasserregime und<br />

Nährstoffverhältnisse kann e<strong>in</strong>e natürliche Regeneration <strong>der</strong> typischen Vegetation auf lange<br />

Zeit unterbunden werden. Hierbei ist noch zu beachten, dass durch die sehr isolierte Lage<br />

<strong>der</strong> Moorstandorte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ke<strong>in</strong>e Diasporenverbreitung von <strong>in</strong>takten zu regenerierenden<br />

Mooren stattf<strong>in</strong>den kann, so dass auch bei nur vorübergehen<strong>der</strong> Bewaldung es zu e<strong>in</strong>em<br />

lokalen Aussterben moortypischer Arten kommen kann.<br />

Im selben Gebiet bef<strong>in</strong>den sich noch geologisch beson<strong>der</strong>e Strukturen, welche als Palsen<br />

bezeichnet werden. Dieses s<strong>in</strong>d aus <strong>der</strong> Eiszeit stammende Überbleibsel von Frosthügeln.<br />

Es handelt sich dabei um Bodenvertiefungen die von e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>gwall umgeben ist. Diese<br />

Vertiefungen wurden von Regenwasser gespeist und im Laufe <strong>der</strong> Zeit haben sich <strong>in</strong> ihnen<br />

Nie<strong>der</strong>moore bzw. Hochmoore entwickelt. Durch die frühere Entwässerung wurden die<br />

R<strong>in</strong>gwälle aufgebrochen und das Wasser durch Gräben abgeleitet, was dann zur Zerstörung<br />

<strong>der</strong> Moore führte. Im Zuge <strong>der</strong> Renaturierungsarbeiten sollen diese Palsen wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihre<br />

Ursprungsform zurück versetzt werden. Die R<strong>in</strong>gwälle werden wie<strong>der</strong> geschlossen, was aber<br />

unter beson<strong>der</strong>en Aspekten geschehen muss. Zuerst wird die im Graben anstehende<br />

Torfschicht bis zum anstehenden Unterboden ausgehoben. Im Anschluss wird dieser mit dort<br />

vorhandenem, anstehendem Unterboden aufgefüllt und verdichtet. Als Abschluss wird die<br />

entnommene Torfschicht auf den vorher verfüllten Graben aufgebracht um das alte Bild<br />

wie<strong>der</strong> herzustellen. Mit dieser Maßnahme kann sich <strong>der</strong> Palsen über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeitraum wie<strong>der</strong> mit Wasser füllen und die Moorbildung wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>setzen.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es also s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>e Renaturierung des Moorkörpers <strong>in</strong> Gang zu<br />

setzen bzw. vorzunehmen.<br />

Unsere Maßnahmen umfassten zum E<strong>in</strong>en die Verfüllung <strong>der</strong> Entwässerungsgräben, zum<br />

An<strong>der</strong>en die Beseitigung von Gehölzen.<br />

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Die noch deutlich sichtbaren Gräben waren von kle<strong>in</strong>en Wällen begrenzt, dem früheren<br />

Aushubmaterial <strong>der</strong> Gräben. Dieses Material konnte nun genutzt werden, um an zwei Stellen<br />

des Grabens den Ablauf zu unterbrechen. E<strong>in</strong> Auffüllen auf e<strong>in</strong>er Länge von ca. 1,5 m war<br />

jeweils ausreichend, da auf diese Weise das Wasser aufgestaut wurde und <strong>in</strong> absehbarer<br />

Zeit die umliegenden Bereiche wie<strong>der</strong> vernässen würde.<br />

Auf <strong>der</strong> gesamten Fläche waren zahlreiche Triebe und Jungbäume von Fichten zu sehen. In<br />

e<strong>in</strong>em früheren Renaturierungse<strong>in</strong>satz waren bereits die größeren Bäume masch<strong>in</strong>ell<br />

entfernt worden, jedoch waren noch austriebsfähige Diasporen im Boden vorhanden, die nun<br />

als Jungwuchs auftraten. Je nach Größe und "Resistenz“ rissen wir die Fichten von Hand<br />

aus o<strong>der</strong> kappten sie mit Astscheren. Hierbei war es wichtig, unterhalb des ersten Astes<br />

anzusetzen, um e<strong>in</strong> Wie<strong>der</strong>austreiben zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Auch wenn hierdurch eventuell nicht restlos alle Fichten erfasst wurden, so wurde doch<br />

durch die gleichzeitige Wie<strong>der</strong>vernässung e<strong>in</strong>e weitere Etablierung deutlich erschwert.<br />

Ebenso kann auf diese Weise die konkurrenzschwache Nie<strong>der</strong>moorvegetation geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Auf jeden Fall s<strong>in</strong>d auch zukünftig noch weitere Pflegemaßnahmen notwendig, die<br />

jedoch <strong>in</strong> ihrer Intensität ger<strong>in</strong>ger ausfallen können.<br />

(Wegen anhaltendem Regen wurde die geplante Führung durch e<strong>in</strong> Hochmoor im Hohen<br />

Venn auf das Nötigste reduziert und dadurch können hier ke<strong>in</strong>e weiteren Angeben erfolgen.)<br />

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Donnerstag 08.09.06 - Vormittag<br />

Daniel Otto, Sebastian Doerks, Silvio Hoop<br />

9 Nationalpark <strong>Nordeifel</strong><br />

Beg<strong>in</strong>n: 10:15 Uhr<br />

Ausgangspunkt für den Besuch im Nationalpark <strong>Nordeifel</strong> war Gemünd. Die Führung wurde<br />

durch e<strong>in</strong>en Ranger und e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> im freiwilligen ökologischen Jahr geleitet.<br />

9.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Der Nationalpark <strong>Nordeifel</strong> wurde 2004 gegründet und ist somit e<strong>in</strong> sehr junger Nationalpark.<br />

Die Fläche beträgt 11.000 ha und erstreckt sich auf e<strong>in</strong>er Höhenlage von 630 – 280m. Die<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge schwankt zwischen 1300 mm – 680 mm, abhängig von <strong>der</strong><br />

geografischen Lage.<br />

Entsprechend dieser Daten schwankt auch die den Bäume zur Verfügung stehende<br />

Wachstumsperiode zwischen 120 Tagen/Jahr im südlichen und 170 Tagen/Jahr im<br />

nördlichen Teil des Nationalparks <strong>Nordeifel</strong>.<br />

Im Park bef<strong>in</strong>den sich zwei Talsperren:<br />

• Urfttalsperre:<br />

• hoher Schutzstatus<br />

• dient zum Hochwasserschutz und zur Energieerzeugung<br />

• Hoheseetalsperre:<br />

• ger<strong>in</strong>ger Schutzstatus<br />

• "Industriewassser"<br />

Auch das Gelände e<strong>in</strong>es ehemaligen Truppenübungsplatzes gehört seit 2006 zum Gebiet<br />

des Nationalparks.<br />

15 Ranger s<strong>in</strong>d im Park beschäftigt. Die Aufgaben <strong>der</strong> Ranger umfassen vor allem die<br />

Information von Besuchern (Umweltbildung) sowie die Überwachung <strong>der</strong> im Park geltenden<br />

Regeln. Voraussetzung für die Stelle e<strong>in</strong>es Rangers ist e<strong>in</strong>e Berufausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Grünen Beruf, 3 Jahre Berufspraxis sowie die Weiterbildung zum anerkannten<br />

<strong>Landschaftspflege</strong>r.<br />

9.2 Die Führung im Nationalpark<br />

9.2.1 Douglasienforst<br />

Aufgrund des ger<strong>in</strong>gen Alters des Nationalparks s<strong>in</strong>d viele Flächen noch forstwirtschaftlich<br />

geprägt. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Problem stellen dabei Douglasienforste dar. In dem von uns<br />

besuchten Gebiet ist diese Baumart konkurrenzstärker als die hier natürlich vorkommende<br />

Buche. Deshalb werden die Douglasien von den Mitarbeitern aktiv beseitigt. Dabei wird bis<br />

zur Saatreife <strong>der</strong> Bäume gewartet. Um e<strong>in</strong> Aussamen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n werden die Douglasien<br />

geschlagen.<br />

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Bed<strong>in</strong>gung für den Nationalpark ist<br />

das m<strong>in</strong>destens 75 % <strong>der</strong> Fläche<br />

naturnah gestaltet s<strong>in</strong>d. Um dieses<br />

Ziel umzusetzen hat <strong>der</strong> Nationalpark<br />

30 Jahre Zeit.<br />

Douglasienforst im Nationalpark Eifel<br />

Philosophie des Nationalparks ist<br />

es den Park durch natürliche<br />

Eigenverjüngung sich selbst<br />

gestalten zu lassen. Auf allen<br />

Flächen ist dies aufgrund von<br />

speziellen Artenschutzzielen jedoch<br />

nicht möglich. Diese Flächen<br />

bezeichnet man als Managementflächen.<br />

Um des Vorkommen <strong>der</strong> Wildnarzisse zu erhalten werden regelmäßig Pflegemaßnahmen<br />

durchgeführt.<br />

9.2.2 Stauseen<br />

Der Urftsee: Fassungsvermögen ca.<br />

45,5 Mio. m 3 ; Länge 12 km, max. Tiefe:<br />

52 m<br />

Die Urftstaumauer: ist die älteste<br />

Staumauer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifelregion; sie dient<br />

<strong>der</strong> Stromgew<strong>in</strong>nung sowie zum Schutz<br />

vor Hochwasser; Länge: 226 m; Höhe<br />

54 m; Bauzeit 1900-1905<br />

Der Rursee: Fassungsvermögen: 205<br />

Mio. m 3 ; Länge ca. 20 km; max. Tiefe:<br />

66 m<br />

Die Rurstaumauer: Länge: 480 m, Höhe 72 m; Bauzeit erfolgte <strong>in</strong> 2 Ausbaustufen: 1934-<br />

1938; 1955-1959<br />

9.2.3 Die Meilerstelle<br />

• diente <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit zur Herstellung von Holzkohle<br />

• die Eifel war im 17 Jh. e<strong>in</strong>e baumarme Gegend<br />

• durch die Übernahme <strong>der</strong> Eifel durch die Preußen wurde die Eifel wie<strong>der</strong> aufgeforstet,<br />

vor allen mit Fichten<br />

• heute wird die Fichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel auch noch Preußenbaum genannt<br />

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9.2.4 Beson<strong>der</strong>e Arten<br />

• Wildkatze<br />

• Luchs<br />

9.2.5 Management<br />

Es wird jeglicher menschlicher E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Flächen vermieden dazu zählt:<br />

die Jagd, Beseitigung von W<strong>in</strong>dbruch sowie die Behandlung gegen Borkenkäfer.<br />

E<strong>in</strong>gegriffen wird nur <strong>in</strong> Fällen welche nicht durch Naturkreisläufe beseitigt bzw. reguliert<br />

werden können. So ist e<strong>in</strong>e bestimmte Jagd notwendig, da die Ansiedlung von<br />

Großraubtieren, welche für die natürlichen Kreisläufe notwendig wären, im dicht besiedelten<br />

Deutschland nicht möglich ist und auch die Akzeptanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung nicht vorhanden<br />

ist. Jedoch wird jegliche kommerzielle Nutzung <strong>der</strong> Jagd unterbunden, so werden auch die<br />

Trophäen nicht vermarktet son<strong>der</strong>n geschred<strong>der</strong>t und <strong>in</strong> den Naturkreislauf zurückgegeben.<br />

Weitere E<strong>in</strong>griffe die stattf<strong>in</strong>den müssen, s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>griffe die für die Sicherheit <strong>der</strong><br />

Besucher des Nationalparks durchgeführt werden. Dazu zählen die Instandhaltung des<br />

Wegsystems sowie die Instandhaltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen zur Besucherlenkung (Schautafeln,<br />

Aussichtsplattformen etc.) Dabei wird jedoch darauf geachtet das die Maßnahmen für den<br />

Besucher nicht sichtbar erfolgen.<br />

So wurden aus Gründen <strong>der</strong> Verkehrssicherheit e<strong>in</strong>ige Bäume so umgelegt, dass sie e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong>dbruchfläche gleich kamen. Auch müssen die Wege so frei gehalten werden, dass im<br />

Notfall Rettungskräfte zu den Besuchern gelangen können.<br />

E<strong>in</strong> Effekt dieser Besucherlenkung ist es, große Teile des Nationalparks vor den Zugriffen<br />

<strong>der</strong> Besucher zu schützen, um die natürliche Entwicklung <strong>in</strong> diesen Gebieten zu<br />

gewährleisten.<br />

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