06.04.2014 Aufrufe

bürger- und polizeiball bürger- und polizeiball - bei Polizeifeste.de

bürger- und polizeiball bürger- und polizeiball - bei Polizeifeste.de

bürger- und polizeiball bürger- und polizeiball - bei Polizeifeste.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Karin Lange<br />

Amoklauf<br />

Serienmor<strong>de</strong><br />

Mehrfachtötungen<br />

Massenmor<strong>de</strong><br />

spree killings<br />

genozi<strong>de</strong> /<br />

zivile Massaker<br />

terroristische<br />

Anschläge<br />

Amoktaten<br />

opferspezifische<br />

Massenmor<strong>de</strong><br />

„klassischer“<br />

Amoklauf<br />

School<br />

Shootings<br />

workplace<br />

violence<br />

Einordnung von Amok in die verschie<strong>de</strong>nen Formen <strong>de</strong>r Mehrfachtötungen <strong>und</strong> Subformen von Amok.<br />

School Shootings in vielfacher Hinsicht.<br />

Diese Taten wur<strong>de</strong>n ebenfalls geplant<br />

<strong>und</strong> zumin<strong>de</strong>st einige Opfer<br />

wer<strong>de</strong>n bereits im Vorfeld durch <strong>de</strong>n<br />

Täter ausgewählt. Die Täter stehen im<br />

Berufsleben, sind <strong>de</strong>utlich älter <strong>und</strong><br />

wählen <strong>de</strong>n Tatort (ebenfalls durchaus<br />

bewusst) zielgerichtet aus: ihren Ar<strong>bei</strong>tsplatz.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren haben gera<strong>de</strong> School<br />

Shootings eine große Aufmerksamkeit auf<br />

sich gezogen. In Verbindung mit School<br />

Shootings han<strong>de</strong>lt es sich um zielgerichtete,<br />

bewaffnete Angriffe mit Tötungsabsicht<br />

<strong>de</strong>r Lehrer o<strong>de</strong>r Mitschüler, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>nen<br />

entgegen <strong>de</strong>m etwas irreführen<strong>de</strong>n Begriff<br />

nicht nur Schusswaffen zum Einsatz kommen,<br />

son<strong>de</strong>rn unter an<strong>de</strong>rem auch Klingenwaffen,<br />

stumpfe Gegenstän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

Bomben. Ganz bewusst wird die Schule als<br />

Tatort gewählt. Die gravierendste Form<br />

von schwerer, zielgerichteter Schulgewalt,<br />

worunter je<strong>de</strong>r gezielte Angriff, bezogen<br />

auf ein o<strong>de</strong>r mehrere Opfer zu verstehen<br />

ist, <strong>de</strong>r sich im Rahmen <strong>de</strong>r Schule ereignet,<br />

sind School Shootings (shoot, schießen).<br />

Was die Bezeichnung von School<br />

Shootings als Amoklauf bzw. als Amoklauf<br />

an Schulen betrifft, ist irreführend <strong>und</strong><br />

sollte daher vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, weil <strong>de</strong>r<br />

Amoklauf im Alltag häufig als spontane<br />

<strong>und</strong> ungeplante Verhaltensweise verstan<strong>de</strong>n<br />

wird. Untersuchungen aus <strong>de</strong>n USA<br />

sowie erste Ergebnisse aus Deutschland<br />

zeigen dagegen, dass School Shootings<br />

häufig längerfristige Entwicklungen vorausgehen<br />

<strong>und</strong> diese ebenfalls über einen<br />

längerfristigen Zeitraum vorbereitet sowie<br />

geplant wer<strong>de</strong>n. Deshalb verw<strong>und</strong>ert es<br />

auch nicht, dass die Opfer solcher Taten<br />

meistens nur zum Teil zufällig sind. In vielen<br />

Fällen haben die Täter bereits im Vorfeld<br />

bestimmte Opfer ausgewählt. Im zweiten<br />

Schritt weitet sich die Tat dann auch<br />

auf an<strong>de</strong>re Personen aus. Sogar ähnliche<br />

Ereignisse, die sich an <strong>de</strong>n Universitäten<br />

ereignen, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Medien als<br />

„Amokläufe“ bezeichnet, obwohl diese<br />

Taten in ihrer Erscheinungsform offenbar<br />

vor allem <strong>de</strong>n School Shootings ähneln.<br />

Schwere, zielgerichtete<br />

Schulgewalt in Deutschland<br />

Nicht nur in <strong>de</strong>n letzten Jahren, son<strong>de</strong>rn<br />

noch vor wenigen Monaten (Amoklauf<br />

von Winnen<strong>de</strong>n) erregten vielmehr die<br />

School Shootings <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Fälle schwerer,<br />

zielgerichteter Schulgewalt das öffentliche<br />

Interesse. Lei<strong>de</strong>r geraten die Taten<br />

trotz <strong>de</strong>s großen Medienrummels im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Jahre zunehmend in Vergessenheit<br />

– was zur Folge hat, dass die Anzahl<br />

schwerer zielgerichteter Gewalttaten an<br />

<strong>de</strong>utschen Schulen meist unterschätzt<br />

wird.<br />

Ein schweres School Shooting ereignete<br />

sich am 11. März 2009 in Winnen<strong>de</strong>n, Nähe<br />

Stuttgart. Der 17-jährige Tim Kretschmer<br />

tötete 15 Menschen <strong>und</strong> nach einem<br />

Schusswechsel mit <strong>de</strong>r Polizei tötete er sich<br />

schließlich selbst. Laut Darstellung <strong>de</strong>r<br />

Ermittler wird <strong>de</strong>r Tathergang wie folgt<br />

beschrieben:<br />

Um 9.30 Uhr betrat er mit einem dunklen<br />

Tarnanzug beklei<strong>de</strong>t seine ehemalige<br />

Albertville-Realschule. Er suchte das<br />

Obergeschoss auf, dort schoss er mit einer<br />

Pistole Neun-Millimeter-Beretta 92 (hier<strong>bei</strong><br />

han<strong>de</strong>lt es sich um eine halbautomatische<br />

Pistole, das heißt: Nach einmaligem<br />

Durchla<strong>de</strong>n lässt sich das gesamte Magazin<br />

mit 15 Schuss abfeuern), die er aus <strong>de</strong>m<br />

Schlafzimmer seines Vaters entwen<strong>de</strong>t<br />

hatte, auf Lehrer <strong>und</strong> Schüler. Er verletzte<br />

hier<strong>bei</strong> neun Schüler <strong>und</strong> drei Lehrer<br />

tödlich. Die Beamten sahen <strong>bei</strong>m Eintreffen<br />

<strong>de</strong>r ersten Streifen <strong>de</strong>n 17-jährigen<br />

kurz am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Treppe. Sofort schoss<br />

er <strong>und</strong> flüchtete aus <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong>. Seine<br />

Flucht erfolgte über das angrenzen<strong>de</strong><br />

Gebäu<strong>de</strong> einer psychiatrischen Klinik,<br />

dort erschoss er einen Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>de</strong>s<br />

Krankenhauses. Der Täter kidnappte<br />

gegen 9.50 Uhr ein Auto, am Steuer <strong>de</strong>s<br />

dunkelgrünen VW Sharan saß Igor Wolf,<br />

41. Der Täter, auf <strong>de</strong>m Rücksitz sitzend,<br />

hielt Wolf die Waffe an die rechte Schläfe<br />

<strong>und</strong> sagte: „Auf, fahr los!“ Zunächst fuhren<br />

sie Richtung Tübingen, dann wie<strong>de</strong>r<br />

zurück, auf <strong>de</strong>r B297 vor<strong>bei</strong> an Reutlingen,<br />

Metzingen, nach Nürtingen, dort auf<br />

die B313 bis zum Autobahnkreuz Wendlingen.<br />

Es stand ein Streifenwagen am<br />

Straßenrand, <strong>de</strong>r Fahrer erhielt <strong>de</strong>n<br />

Befehl, auf die Autobahn A8 abzubiegen;<br />

Wolf lenkte seinen Wagen auf <strong>de</strong>n Grünstreifen<br />

<strong>und</strong> schmiss sich aus <strong>de</strong>m noch<br />

rollen<strong>de</strong>n VW. Mit <strong>de</strong>m Zündschlüssel<br />

floh er; „ich bin in Winnen<strong>de</strong>n gekidnappt<br />

wor<strong>de</strong>n“, das war das Erste, was die Polizeibeamten<br />

vernahmen. Tim K. brauchte<br />

ein neues Auto. Der Täter rannte in das<br />

Gewerbegebiet Wertstraße, gelangte zu<br />

einem Autohaus, dort erschoss er einen<br />

Angestellten sowie einen K<strong>und</strong>en, die sich<br />

in einem Verkaufsgespräch befan<strong>de</strong>n.<br />

Kretschmer geht ins Freie <strong>und</strong> steht auf<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!