30.10.2012 Aufrufe

Berichte über Landwirtschaft - Bundesministerium für Ernährung ...

Berichte über Landwirtschaft - Bundesministerium für Ernährung ...

Berichte über Landwirtschaft - Bundesministerium für Ernährung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

372 Agnes Klein, Klaus Menrad<br />

gessen ist außerdem, dass die Projekte gerade in der Startphase häufig keine relevanten<br />

Beiträge zum Betriebsergebnis der beteiligten Landwirte leisten. Aus diesen Gründen ist<br />

es notwendig, dass die Marktleistung der Projekte von den Beteiligten realistisch eingeschätzt<br />

und kommuniziert wird. So ist es beispielsweise nicht vertretbar, den beteiligten<br />

Landwirten unrealistische Versprechen bezüglich erzielbarer Milchpreise zu geben. Dies<br />

ist v. a. insofern kritisch und als fragwürdig zu beurteilen, als teilnehmende Landwirte<br />

zum Beispiel bestehende Lieferverträge mit ihrer Molkerei gekündigt oder Investitionen<br />

getätigt habe (z. B. Umstellung auf GVO-freie Fütterung). Außerdem sollte durch die<br />

Kommunikation der Verantwortlichen auch nicht der Eindruck erweckt werden, dass man<br />

mithilfe eines solchen Projektes die „Probleme“ der ganzen Wertschöpfungskette Milch<br />

lösen und insgesamt aus dem bestehenden Preisgefüge am Markt ausbrechen kann. Wahrscheinlicher<br />

ist dagegen, dass solche Projekte nur <strong>für</strong> bestimmte Unternehmen und eine<br />

eingeschränkte Anzahl an Erzeugern ein interessantes Differenzierungspotenzial bieten<br />

und eine Erfolg versprechende Marktnische darstellen können.<br />

Etablierung von allgemeingültigen „Fair-Kriterien“ und Übertragung auf den Milchsektor<br />

Die Kernaussage in der Kommunikation der meisten untersuchten Projekte besteht darin,<br />

dass durch das Projekt „Fairness“ erreicht wird. Dabei unterscheiden sich sowohl die<br />

Zielpersonen/-gruppen, <strong>für</strong> die „Fairness“ erreicht werden soll (z. B. nur Erzeuger, auch<br />

Verbraucher etc.), als auch die Art und Weise, wie „Fairness“ erreicht werden soll, zwischen<br />

den Projekten. Vielfach bleibt das „Fairness“-Argument bei den Initiativen aber<br />

bisher verhältnismäßig schwammig und unklar. Auch eine gesetzliche Definition oder<br />

ein allgemein gültiges Verständnis des Begriffs ist (noch) nicht vorhanden. Anzunehmen<br />

ist zwar, dass Konsumenten aufgrund der „Fair Trade“-Bewegung ein gewisses „Vorverständnis“<br />

haben, was im Lebensmittelsektor unter „fair“ zu verstehen ist. Andererseits<br />

lässt die steigende Anzahl an Initiativen, die in den letzten Jahren entstanden ist, vermuten,<br />

dass sich ein gewisser Markt <strong>für</strong> „Domestic Fair Trade“ entwickelt. Aus Wettbewerbs-<br />

und Verbraucherschutzgründen wären daher allgemeingültige und verbindliche<br />

Definitionen und Kriterien <strong>für</strong> „Fairness/fair“ notwendig. Nur so kann gewährleistet werden,<br />

dass es zu keinen Wettbewerbsverzerrungen kommt, wenn unterschiedliche Niveaus/<br />

Auslegungsgrade von „Fairness“ insolchen Projekten kommuniziert und zugrunde gelegt<br />

werden. Außerdem kann nur auf diese Weise sichergestellt werden, dass Verbraucher die<br />

in der Kommunikation verwendeten Angaben <strong>für</strong> ihre Kaufentscheidung nutzen können<br />

und dass Verbrauchertäuschung vorgebeugt bzw. verhindert wird. Einige solcher „Fair“-<br />

Kataloge existieren bereits. Auffällig ist, dass ein Großteil davon aus der Bio-Branche<br />

stammt. So hat z. B. Naturland „Fair-Kriterien“ entwickelt (28). Auch der Verein „Bio<br />

Bestes Fair- Für alle“ und der Anbauverband „Biokreis“ besitzen einen solchen Katalog<br />

(45). Weitere Beispiele sind eher aus Regionalbewegungen entstanden (z. B. FairRegional<br />

Charta Berlin Brandenburg) oder stammen aus der „Domestic Fair Trade“-Bewegung<br />

des angelsächsischen Sprachraums (4; 10; 11). Diese existierenden Kataloge könnten als<br />

Grundlage <strong>für</strong> eine gemeinsame Entwicklung von „Fair-Kriterien“ dienen.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass mittlerweile eine ganze Reihe von<br />

(regionalen) Milchvermarktungsprojekten existieren, die mit einer Unterstützung der<br />

beteiligten Erzeuger bzw. „Fairness zum Landwirt“ werben. Viele dieser Projekte sind<br />

noch verhältnismäßig „neu“ am Markt. Auffällig ist dabei, dass gerade diese „jungen“ Initiativen<br />

oftmals vom Handel aufgebaut wurden und die Produkte unter einer Eigenmarke<br />

des betreffenden Handelsunternehmens vermarktet werden. Inwieweit diese Projekte langfristig<br />

erfolgreich am Markt bestehen werden, ist derzeit kaum absehbar, dasie einerseits<br />

einer Vielzahl an Hemmnissen und Barrieren gegen<strong>über</strong>stehen. Andererseits weisen sie<br />

aufgrund ihrer Projektorganisation zum Teil aber auch erheblichen Verbesserungsbedarf<br />

Buel_3_11.indb 372 17.11.2011 08:13:09

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!