Berichte über Landwirtschaft - Bundesministerium für Ernährung ...

356 Agnes Klein, Klaus Menrad
2 Methodik und Datengrundlage
Der vorliegende Beitrag beruht auf den Ergebnissen eines Forschungsprojektes, das von
Frühjahr 2009 bis Frühjahr 2010 im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten durchgeführt wurde. Ziel des Projekts war eine
Bestandsaufnahme von am Markt existierenden (regionalen) Milchvermarktungsprojekten,
die mit einer (direkten) Unterstützung der beteiligen Landwirte werben. Im Zuge des
Projekts fand zunächst eine umfangreiche Literaturrecherche statt, um einen Überblick
über relevante Projekte am Markt zu erhalten. Basierend auf diesen Ergebnissen, wurden
in einem zweiten Schritt Fallstudien mit den folgenden Projekten durchgeführt:
● Bayerische Bauernmilch (Träger: Milchproduktenhandel Oberland eG) und Bauernmilch
(Träger: Milchproduktenhandel Oberland eG, Vertrieb über: Real)
● Ein Herz für Erzeuger (Träger: Netto Marken-Discount)
● Erzeugerfair-Milch (Träger: Upländer Bauernmolkerei)
● Unser Land-Milch (Träger: Unser Land)
● Afaire Milch (Träger: IG-Milch, Österreich).
Im Rahmen der Fallstudien wurden vierzehn, überwiegend persönliche, leitfadengestützte
Interviews mit verschiedenen Akteuren der Projekte geführt. Unter den Gesprächspartnern
befanden sich Vertreter der Erzeuger-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstufe sowie sonstige
Partner der Projekte. Bei den Gesprächen wurden allgemeine Informationen zur Entstehung
und Organisation der Initiativen erfasst. Darüber hinaus wurden bisherige Erfahrungen
mit den Projekten, Hemmnisse und Barrieren, Stärken und Schwächen sowie notwendige
Anpassungsmaßnahmen diskutiert. Die Interviews wurden anschließend mithilfe
einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. In einem nächsten Schritt wurden diese
Ergebnisse aus den Fallstudien im Zuge von verschiedenen Expertengesprächen sowie
in einem Workshop diskutiert, validiert und generalisiert. Die am Workshop teilnehmenden
Experten waren überwiegend Vertreter von Verbänden, Wissenschaftler, Vertreter von
Handelsunternehmen oder von NGOs.
Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über relevante, am Markt existierende Konzepte
gegeben.
3 Übersicht über und Systematisierung von bestehenden (regionalen)
Vermarktungsinitiativen für einen „fairen“ Milchpreis
3.1 Darstellung und Beschreibung der (regionalen) Initiativen
für einen „fairen“ Milchpreis
AlsErgebnis der Literatursichtung wurden in Deutschland undÖsterreich zwölf,überwiegend
regionale Milchvermarktungsinitiativen identifiziert, die mit einer (direkten) Unterstützung
der beteiligten Erzeuger bzw. „fairen“ Erzeugerpreisen werben oder geworben
haben. Tabelle 1gibt einen Überblick über diese Projekte, deren Startzeitpunkt und Produktsortiment
sowie über die verfolgte Preis(setzungs-)strategie. Im Folgenden werden
die Projekte zunächst kurz charakterisiert.
Eine der ersten Initiativen, die mit einer Unterstützung der beteiligten Bio-Milcherzeuger
geworben hat, ist das „Erzeugerfair-Milch“-Projekt der Upländer Bauernmolkerei.
Das Projekt wurde bereits im Januar 2005 mit der Kampagne „Aktiv für heimische
Bio-Bäuerinnen –denn faire Preise bieten Zukunft“ gestartet. Zunächst wurde nur Bio-
Frischmilch im Naturkosthandel verkauft. Jedoch folgten im weiteren Verlauf eine Sortimentsausdehnung
auf Schmand und der Verkauf über den Lebensmitteleinzelhandel. Zu
Beginn des Projekts wurde die Ein-Liter-Packung Milch mit einem direkten Preisauf-
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