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<strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetent denken und h<strong>an</strong>deln Grundlagen einer geschlechtergerechten Didaktik ¬ Nadja Ramsauer und Ingrid Ohlsen Geschlecht ist eine Kategorie <strong>der</strong> sozialen Strukturierung, ebenso wie das Alter o<strong>der</strong> die soziale und kulturelle Zugehörigkeit – auch von Lehrpersonen und Lernenden. Wenn diese Kategorie in <strong>der</strong> Lehre berücksichtigt wird, verän<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong>en Qualität. Voraussetzung dafür ist die <strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetenz <strong>der</strong> Lehrenden sowie das Wissen um eigene stereotypisierende Vorstellungen über Frauen und Männer. <strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetenz bildet die Grundlage für didaktisches Denken und H<strong>an</strong>deln, die den Lernbedürfnissen bei<strong>der</strong> Geschlechter entspricht. Geschlecht und Didaktik zu verbinden bedeutet, die Lebenssituation von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen theoriegeleitet, institutionenbezogen und datensensibel zu betrachten, um damit geschlechtergerechte H<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>sätze für Schule und Unterricht zu entwickeln. Die Berücksichtigung <strong>der</strong> Kategorie Geschlecht ist auf <strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetenz <strong>der</strong> Lehrpersonen <strong>an</strong>gewiesen und erweitert diese zugleich: ‹<strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetenz ist […] das Wissen, in Verhalten und Einstellungen von Frauen und Männern soziale Festlegungen im […] Alltag zu erkennen und die Fähigkeit, so damit umzugehen, dass beiden Geschlechtern neue und vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet werden.› 1 <strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetente Lehrpersonen können die Geschlechterthematik im Unterricht <strong>an</strong>gemessen einbringen und Resultate aus <strong>der</strong> Geschlechterforschung inhaltlich vermitteln. Dadurch werden die weiblichen und männlichen Lernenden in dem Sinne geför<strong>der</strong>t, dass sie ihr Interessenspektrum erweitern und in <strong>der</strong> Folge auch ihre Berufs- und Studienperspektiven erweitern können. Die Lernprozesse von Erwachsenen auf <strong>der</strong> einen Seite o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite sind dabei unter dem Vorzeichen <strong>der</strong> Geschlechterkategorie sehr ähnlich. Was sich unterscheidet, sind die Beispiele aus Schule o<strong>der</strong> Hochschule und aus den verschiedenen Fachbereichen. Ansatzpunkte und Ziele Inhalte und Ziele einer geschlechtergerechten Didaktik sind mit einer über dreissigjährigen Entwicklungsgeschichte verschiedener Ansätze feministischer, em<strong>an</strong>zipatorischer Frauenbildung und ausserschulischer parteilicher Mädchenarbeit verbunden. Aber auch spätere Ansätze kritischer Jungenarbeit und Männerbildung sowie reflektierte koedukative Ansätze in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung, <strong>der</strong> Jugendarbeit und <strong>der</strong> Schule dienen als Ausg<strong>an</strong>gspunkt. Ziele einer geschlechtergerechten Didaktik sind zum einen die Sensibilisierung für geschlechterbezogene Zuschreibungen und die kritische Urteilsfähigkeit über Geschlechterverhältnisse. Sensibilisierung und Urteilsfähigkeit setzen die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen zur Hinterfragung von vermeintlich Selbstverständlichem in Geschlechterverhältnissen voraus. Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>n zielt eine geschlechtergerechte Didaktik auf die Erweiterung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dlungskompetenzen von Frauen und Mädchen sowie von Männern und Jungen im Sinne einer Partizipation <strong>an</strong> gesellschalichen Tr<strong>an</strong>sformationsprozessen ab. <strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetenz – drei Dimensionen <strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetent unterrichten bedeutet zunächst einmal, dass wir die Geschlechterverhältnisse in unserer Gesellscha verstehen und bewerten: Wie haben sich Geschlechterdifferenzen in soziale Strukturen und Denksysteme eingeschrieben und inwiefern sind sie historisch und kulturell w<strong>an</strong>delbar? Zweitens bedeutet <strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetenz, dass wir bereit sind, unsere persönlichen Einstellungen zu Geschlechterrollen zu reflektieren und gegebenenfalls zu än<strong>der</strong>n: Wie sieht meine persönliche Biographie und mein Berufswahlverhalten aus, wenn ich beides aus <strong>der</strong> <strong>Gen<strong>der</strong></strong>perspektive heraus betrachte? Wie nehme ich meine Vorbildrolle als Frau o<strong>der</strong> als M<strong>an</strong>n im Unterricht wahr? Welche Bil<strong>der</strong> von Weiblichkeit und Männlichkeit vermittle ich? Und welche Folgen hat dies für meine Unterrichtspl<strong>an</strong>ung, das heisst, wie k<strong>an</strong>n ich die <strong>Gen<strong>der</strong></strong>(un)-bewusstheit <strong>der</strong> Lernenden in meine Vorbereitung des Unterrichts mit einbeziehen? Schliesslich geht es beim Begriff <strong>der</strong> <strong>Gen<strong>der</strong></strong>kompetenz darum, konkrete Strategien zur Gleichstellung in einem bestimmten beruflichen und institutionellen Umfeld im Sinne des <strong>Gen<strong>der</strong></strong> Mainstreaming umzusetzen. Mit Blick auf den Unterricht bedeutet dies, in Didaktik und Methodik geschlechterdifferenzierende Aspekte zu berücksichtigen und die Interaktion mit den Lernenden geschlechtergerecht auszugestalten. 9