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Gender an der Mittelschule - PHBern

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nicht nur von den Lehrpersonen in den Unterricht hineingetragen,<br />

son<strong>der</strong>n entstehen auch im Unterricht selbst.<br />

Interpretation <strong>der</strong> Wünsche<br />

Für das Verhalten <strong>der</strong> Mädchen gibt es vielfältige Interpretationsmöglichkeiten.<br />

Eine wichtige Erklärung ist das mit <strong>der</strong> Zuschreibung<br />

<strong>der</strong> Mathematik zum männlichen Geschlecht in Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

stehende fehlende Vertrauen <strong>der</strong> Mädchen in ihre<br />

mathematische Kompetenz. Carmen Keller (1998) hat nachgewiesen,<br />

dass nicht das Geschlecht, son<strong>der</strong>n das mit dem Geschlecht<br />

in Zusammenh<strong>an</strong>g stehende jeweilige Selbstvertrauen<br />

die Mathematikleistungen beeinflusst. Konkret scheint das<br />

H<strong>an</strong>deln <strong>der</strong> Mädchen von <strong>der</strong> Furcht vor Misserfolg bestimmt<br />

zu sein. Diese wird zu einem ‹Hemmschuh› im Unterricht: Herausfor<strong>der</strong>nde<br />

Situationen werden vermieden, es erfolgt weniger<br />

eigenständige Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung mit mathematischen<br />

Problemen. Geringere Mathematikleistungen, als von <strong>der</strong> Begabung<br />

her zu erwarten wären, sind die Folge. Vermutlich trägt<br />

nicht nur die Zuschreibung <strong>der</strong> Mathematik zum männlichen<br />

Geschlecht, son<strong>der</strong>n auch die gängige mathematische Unterrichtskultur<br />

zur Entstehung einer von <strong>der</strong> Furcht vor Misserfolg<br />

geprägten Haltung <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler bei.<br />

Erlernte Hilflosigkeit<br />

Mari<strong>an</strong>ne Nolte (1991) konnte aufzeigen, dass spezifische<br />

Strukturmomente des Mathematikunterrichts zu einer Haltung<br />

<strong>der</strong> ‹erlernten Hilflosigkeit› bei Schülern und Schülerinnen führen.<br />

Eine solche Haltung entsteht immer d<strong>an</strong>n, wenn eine Person<br />

einmal richtige und einmal falsche Lösungen produziert<br />

und nicht durchschauen k<strong>an</strong>n, weshalb ihre Lösungsbemühungen<br />

einmal erfolgreich sind und ein <strong>an</strong><strong>der</strong>mal nicht. Entsprechende<br />

Situationen entstehen dadurch, dass die Schüler und<br />

Schülerinnen eigene, auf unbewussten Regeln basierende Strategien<br />

verwenden – neben den im Unterricht <strong>an</strong>gesprochenen.<br />

Je nach dem vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen Reiz (z.B. einer Nachfrage <strong>der</strong><br />

Lehrperson) wird einmal die <strong>an</strong>gemessene und einmal eine un-<br />

Gemeinsame Wünsche von Mädchen und Jungen<br />

Haltung vieler Mädchen<br />

Durch einen sehr guten Lehrer, <strong>der</strong> mit viel Humor, Geduld, Verständnis<br />

und Anschauung den Unterricht gestaltet hat und kreative/lebensnahe<br />

Aufgaben gestellt hat, habe ich Mathe als durchaus sinnvoll fürs Leben für<br />

mich entdeckt und zum ersten Mal nach l<strong>an</strong>ger Zeit wie<strong>der</strong> Interesse und<br />

Spass für dieses Fach gewonnen!!! (Schüler, Kl. 12)<br />

Am interess<strong>an</strong>testen f<strong>an</strong>d ich, dass m<strong>an</strong> durch die Aufgaben auch Sachen<br />

über die Welt erfuhr (Weltbevölkerung … ), dass sie nützlich waren.<br />

(Schülerin, Kl. 11)<br />

Am interess<strong>an</strong>testen f<strong>an</strong>d ich, als wir uns alle auf eine Platte gestellt haben,<br />

um herauszubekommen, wie viele Kin<strong>der</strong> auf einen Quadratmeter passen.<br />

(Schüler, Kl. 5)<br />

Am interess<strong>an</strong>testen f<strong>an</strong>d ich, als wir versucht haben, unsere Klasse in<br />

einen 1 m 3 grossen Kasten zu quetschen. (Schülerin, Kl. 5)<br />

Am wohlsten habe ich mich im Unterricht gefühlt, als wir Gruppenarbeit<br />

gemacht haben, denn dort konnte je<strong>der</strong> dem einen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en schneller<br />

auf die Sprünge helfen bei dem, was er nicht so gut konnte.<br />

(Schüler, Kl. 9)<br />

M<strong>an</strong> sagt immer, dass m<strong>an</strong> in Gruppenarbeit nicht vor<strong>an</strong>kommt, aber es ist<br />

eigentlich genau das Gegenteil, weil sie sich je<strong>der</strong> wünscht.<br />

(Schülerin, KL 9)<br />

Am wohlsten habe ich mich im Unterricht gefühlt, wenn es g<strong>an</strong>z leise o<strong>der</strong><br />

nur im Flüsterton war. (Schülerin, Kl. 5)<br />

Am wohlsten habe ich mich im Unterricht gefühlt, wenn wir Stillarbeit gemacht<br />

haben und es auch wirklich still war. (Schüler, Kl.11)<br />

Alle Mathematiklehrerinnen und Mathematiklehrer sollten die Kin<strong>der</strong> so<br />

beh<strong>an</strong>deln, wie sie auch selber beh<strong>an</strong>delt werden wollen. (Schüler, Kl. 5)<br />

Von meinen Mitschülerinnen und Mitschülern wünsche ich mir, dass sie<br />

mir helfen, wenn ich mal nicht weiterkomme. (Schülerin, Kl. 6)<br />

Von meinen Mitschülerinnen und Mitschülern wünsche ich mir Liberalität,<br />

auch wenn ich (ein <strong>an</strong><strong>der</strong>er) mal absolut nichts verstehe, Zusammenhalt,<br />

vielleicht auch Unterstützung. (Schülerin, Kl. 11)<br />

Alle Lehrerinnen und Lehrer sollten die Kin<strong>der</strong> in Ruhe ausarbeiten lassen<br />

und erklären, bis wir es verstehen. (Schülerin, Kl. 5)<br />

Wenn ich Lehrerin wäre, würde ich viel Geduld mit den Kin<strong>der</strong>n haben und<br />

wenn ich alles 10 mal erklären müsste. (Schülerin, Kl. 6)<br />

Am Verhalten <strong>der</strong> Lehrerin gefiel mir, dass unsere Lehrerin alles <strong>an</strong> <strong>der</strong> Tafel<br />

vorrechnete und uns d<strong>an</strong>n eine Stillaufgabe gegeben hat; d<strong>an</strong>n konnte<br />

sich je<strong>der</strong> melden, <strong>der</strong> was nicht kapiert hat, Probleme gehabt hat (beim<br />

Rechnen) und wer sich nicht getraut hat, vor <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Klasse zu fragen,<br />

und sie ist gekommen und m<strong>an</strong> hat es leise besprochen. (Schülerin, Kl. 8)<br />

Mit <strong>der</strong> Lehrerin möchte ich folgende Vereinbarung schliessen: Dass sie<br />

sich genug Zeit lässt bzw. uns genug Zeit lässt, um sich mit dem Thema<br />

ausein<strong>an</strong><strong>der</strong> zusetzen. (Schülerin, Kl. 10)<br />

Am Verhalten des Lehrers gefiel mir, dass wir viel Material bekommen<br />

haben und genügend Aufgaben zum Üben hatten. (Schülerin, Kl. 10)<br />

Am Verhalten des Lehrers gefiel mir, dass, wenn ein Problem vor zwei Wochen<br />

zwar schon erklärt worden ist. wobei es aber wie<strong>der</strong>' zu Schwierigkeiten<br />

gekommen war, dieses nochmals besprochen werden konnte.<br />

(Schülerin, LK13)<br />

Haltung vieler Jungen<br />

Am Verhalten des Lehrers gefiel mir: dass wir nicht wochenl<strong>an</strong>g Übungen<br />

von einem Thema gemacht haben. (Schüler, Kl. 6)<br />

Gestört hat mich beim Lernen das viele Erklären. (Schüler, Kl. 6)<br />

Wenn ich Lehrer wäre, würde ich nicht so l<strong>an</strong>ge erklären und öfters das<br />

Thema wechseln. (Schüler, Kl. 6)<br />

Gestört hat mich beim Lernen: das aufwändige Wie<strong>der</strong>holen von Unterrichtsstoffen<br />

<strong>der</strong> verg<strong>an</strong>genen Klassen. (Schüler, Kl. 9)<br />

Am interess<strong>an</strong>testen f<strong>an</strong>d ich: neue Themen erarbeiten. Dort konnte m<strong>an</strong><br />

versuchen zu denken und zu tüfteln und nicht nur Gelerntes wie<strong>der</strong> und<br />

wie<strong>der</strong> <strong>an</strong>wenden in gleicher Form. (Schüler, Kl. 9)<br />

Ich mag es nicht, wenn wir Aufgaben 1000 mal durchkauen.<br />

(Schüler, Kl. 11)<br />

Am Verhalten <strong>der</strong> Lehrerin/des Lehrers gefiel mir nur, dass er jedes Thema<br />

kurz <strong>an</strong>geschnitten hat. (Schüler, Kl. 15)

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