Gender an der Mittelschule - PHBern
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Abb.<br />
Sabina Baum<strong>an</strong>n<br />
Ohne Titel, 2007<br />
Ungebr<strong>an</strong>nter Ton, Zweig,<br />
Acrylfarbe und Lack<br />
27 × 22 × 13 cm<br />
An Universitäten und Fachhochschulen sind <strong>Gen<strong>der</strong></strong> Studies<br />
heute quer durch viele Fachbereiche etabliert.5 Wenn es um<br />
<strong>Gen<strong>der</strong></strong>fragen am Gymnasium geht, d<strong>an</strong>n meist im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
mit <strong>der</strong> Studienfach- und Berufswahl junger Frauen. Eine<br />
Reihe bisher empirisch kaum überprüer Hypothesen über die<br />
Ursachen <strong>der</strong> Geschlechterunterschiede lösen bildungspolitische<br />
Kontroversen aus und zahlreiche Forschungsprojekte<br />
gehen <strong>der</strong> Frage nach, weshalb junge Männer <strong>an</strong>geblich die Lust<br />
am Lernen (und Lesen) verloren haben.6 Diese Forschungen<br />
sind in breitere Untersuchungen <strong>der</strong> kritischen Männerforschung<br />
eingebettet, die sich unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em mit <strong>der</strong> Konstruktion<br />
von Männlichkeit beschäigen.7<br />
Neue interdisziplinäre Fragestellungen unter Einbezug von<br />
<strong>Gen<strong>der</strong></strong>aspekten haben in den Natur-, Technik- und Sozialwissenschaen<br />
gleichermassen fruchtbare Ergebnisse geliefert.<br />
Differenz vs. Gleichheit<br />
Noch heute stehen sich in <strong>der</strong> <strong>Gen<strong>der</strong></strong>diskussion Differenz- und<br />
Gleichheitsdiskurs gegenüber. Letzterer kommt im Berliner<br />
<strong>Gen<strong>der</strong></strong>m<strong>an</strong>ifest zum Ausdruck, einem ‹Plädoyer für eine kritisch<br />
reflektierende Praxis in <strong>der</strong> gen<strong>der</strong>orientierten Bildung<br />
und Beratung› wenn es heisst: ‹Unseres Erachtens geht es nicht<br />
darum, identifizierte Geschlechtsunterschiede zu m<strong>an</strong>agen,<br />
son<strong>der</strong>n die unserer Wahrnehmung imm<strong>an</strong>enten Geschlechtsunterscheidungen<br />
zu identifizieren. Dies bedeutet, die Herstellung<br />
dieser Unterschiede als Normalisierungsprozess zu erkennen,<br />
<strong>der</strong> gesellschalich hergestellte Ungleichheiten als «natürliche»<br />
objektiviert und sie als körperlich o<strong>der</strong> psychisch ver<strong>an</strong>lagt<br />
präsentiert.›8<br />
Demgegenüber stehen Differenzvertreterinnen wie Lotte<br />
Rose, die sagt: ‹In dem Moment, in dem ich sage «Ich k<strong>an</strong>n mit<br />
Mädchen und Jungen gleich gut umgehen, ich mache keine Unterschiede»,<br />
verschwindet das Geschlechterthema. Gerade das<br />
Bewusstsein von Unterschieden und damit auch das Bewusstsein,<br />
selbst Unterschiede zu machen, ist Merkmal von Professionalität<br />
geschlechterbewusster Pädagogik, nicht aber die ‚Fähigkeit‘,<br />
keine Unterschiede zu machen.› 9<br />
Ein Highlight in diesem He bilden die Illustrationen <strong>der</strong><br />
Künstlerin Sabina Baum<strong>an</strong>n. Auf eigenwillige Art entlarvt sie<br />
Rollenzuweisungen und nimmt ironisch Stellung zum Geschlechterdiskurs:<br />
‹Personen mit XX Chromosomensatz haben<br />
keine genetisch geprägte Präferenz für die Farbe Rosa, high<br />
Heels o<strong>der</strong> Burkas, die Erde wurde nicht in 7 Tagen erschaffen<br />
und Nationen und Geld sind verh<strong>an</strong>delbare Abmachungen.›<br />
Wir wünschen Ihnen <strong>an</strong>regende Lektüre und ergiebige Diskussionen<br />
im Kollegium. Und obwohl es nicht in den neuen Lehrplänen<br />
steht, scheint es uns ein wichtiges Ziel, dass unsere Aargauer<br />
K<strong>an</strong>tonsschülerinnen und Schüler als gen<strong>der</strong>sensible und<br />
gen<strong>der</strong>kompetente junge Menschen unsere Schulen verlassen.<br />
Britta Holden, Redaktion<br />
48 Wieso sind junge Männer<br />
<strong>an</strong> den Gymnasien untervertreten?<br />
Caterina Savi<br />
53 Faule Jungen, strebsame Mädchen?<br />
Elisabeth Grünewald-Huber<br />
57 Bedrohliche Erfolge?<br />
Rudolf Künzli<br />
59 Weichenstellungen auf dem Weg<br />
zum MINT-Beruf<br />
Silvia Grossenbacher<br />
65 Ich will Ingenieurin werden –<br />
ich will Lehrer werden<br />
Christine Bieri Buschor, Simone Berweger,<br />
Andrea Keck Frei und Christa Kappler<br />
68 Räumliches Vorstellungsvermögen –<br />
von Natur aus Männersache?<br />
Kerstin Palm<br />
76 Blick durch die <strong>Gen<strong>der</strong></strong>brille<br />
Britta Holden<br />
78 November bis März im Blätterwald<br />
Michael Bouvard<br />
80 Exp<strong>an</strong>sion <strong>der</strong> Maturitäten<br />
Lucien Criblez und Flavi<strong>an</strong> Imlig<br />
85 Gegen Interpretation<br />
Sabina Baum<strong>an</strong>n<br />
1 zeit.de/2012/34/C-Schule-Kin<strong>der</strong>garten-Schwede (30.12.12)<br />
2 weltbild.ch/3/16162163-1/buch/warum-maenner-nichtzuhoeren-und-frauen-schlecht-einparken.html<br />
3 zit. nach Fr<strong>an</strong>k H<strong>an</strong>sjörg, Das bringt kein Brod ins Haus.<br />
Die Erziehungslehre Augustin Kellers am Aargauischen<br />
Lehrerseminar 1841 bis 1842, Baden 1997, S. 84 f.<br />
4 uni-potsdam.de/fileadmin/projects/gleichstellung/assets/<br />
OEffentlichkeitsarbeit/Publikationen/Leitfaden_2013.pdf<br />
5 zum Beispiel <strong>an</strong> <strong>der</strong> Uni Basel:<br />
gen<strong>der</strong>studies.unibas.ch/fileadmin/gen<strong>der</strong>studies/user_<br />
upload/redaktion/pdf/Semesterunterlagen/<br />
Themenfel<strong>der</strong>_LVA_FS2012.pdf (30.12.12)<br />
6 faulejungs.ch/publikationen.html<br />
7 wikis.hawk-hhg.de/wikis/fields/Maennliche_<br />
Sozialisation/uploads/Materialien/King_Flaake_M%e4nnl<br />
Adoleszenz_Schule_Budde_Faulstich-Wieg<strong>an</strong>d.pdf<br />
8 gen<strong>der</strong>.de/mainstreaming/<strong>Gen<strong>der</strong></strong>M<strong>an</strong>ifest01_2006.pdf (30.12.12)<br />
9 Rose, Lotte (2011): Geschlechtsspezifische Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendarbeit. In: Fachlexikon <strong>der</strong> sozialen Arbeit (Deutscher<br />
Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V.),<br />
Nomos: Baden-Baden 2011, S. 354 – 35.