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GL 1/2008 - der Lorber-Gesellschaft eV

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<strong>GL</strong> 1/<strong>2008</strong> Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

31<br />

Erleuchtung im Durchbruch des Nichts<br />

Der Mystiker Johannes Tauler und Zen<br />

Ketzerische Annäherungen an das eigentlich Unbeschreibliche<br />

Werner Krebber<br />

Den Theologen, <strong>der</strong> Martin Luther und Thomas Münzer beeinflusste,<br />

kennen sehr wenige, seinen „Meister“ kennen allerdings viele, nämlich den<br />

Mystiker Meister Eckhart.<br />

Johannes Tauler hatte aber auch noch an<strong>der</strong>e Meister, die so genannten<br />

„heidnischen Meister“. Auf die Suche nach den letzteren begibt sich dieser<br />

Beitrag und entdeckt dabei eine geheime, „mystische“ Verwandtschaft<br />

zwischen <strong>der</strong> Botschaft des Eckhart-Schülers und <strong>der</strong> Zen-Praxis<br />

Der Mensch „muss alles lassen, dieses Lassens selbst noch ledig<br />

werden, es lassen, es für nichts halten und in sein lauteres Nichts<br />

sinken.“<br />

„Du musst auf dein Nichts gewiesen werden und sehen, was in dir<br />

verborgen und verdeckt liegt. Bleib bei dir selber!“<br />

„Soll Gott sprechen, so musst du schweigen, soll Gott eingehen, so<br />

müssen alle Dinge ihm den Platz räumen.“<br />

„Du sollst dieses tiefe Schweigen oft und oft in dir haben und es in dir<br />

zu einer Gewohnheit werden lassen, so dass es durch Gewohnheit ein<br />

fester Besitz in dir werde.“<br />

Anweisungen eines buddhistischen Zen-Meisters? So könnte man auf<br />

den ersten Blick zunächst meinen. Doch es sind die Worte eines Menschen<br />

des Spätmittelalters, eines christlichen Mystikers. Es sind Sätze von<br />

Johannes Tauler, <strong>der</strong> wahrscheinlich kurz nach 1300 geboren wurde und<br />

1361 starb. Das ihm zugeschriebene Adventslied „Es kommt ein Schiff<br />

geladen …“ kennen viele. Weniger bekannt jedoch ist die tiefe mystische<br />

Schau Taulers, die in weiten Teilen ganz erstaunliche Parallelen zum Zen<br />

aufweist. Sie ist nicht in philosophisch-theologischen Abhandlungen<br />

spekulativer Mystik überliefert, son<strong>der</strong>n in knapp über achtzig Predigten,<br />

die vermutlich kurze Zeit nach dem Tode Taulers nie<strong>der</strong>geschrieben<br />

wurden.<br />

Was ist Zen? Und was ist Mystik?<br />

Eine Bemerkung vorab: Wer in <strong>der</strong> umfangreichen Literatur zum Zen<br />

<strong>der</strong> Frage „Was ist Zen?“ nachgeht, stößt auf mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

einleuchtende Be- und Umschreibungen, die häufig in negativer<br />

Darstellung angeben, was Zen nicht ist. Was aber ist Zen? Diese Frage<br />

muss beantwortet werden, bevor wir Parallelen bei Tauler suchen und

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