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Jahresbericht 2012 - Kommunale Unfallversicherung Bayern

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Das lernförderliche Klassenzimmer – Raumakustik<br />

Pädagogische Konzepte, Engagement der Lehrkräfte und Lehrmethoden<br />

verlieren erheblich an Bedeutung, wenn die Grundanforderungen<br />

an Licht, Luft und Akustik im Klassenzimmer<br />

nicht erfüllt sind.<br />

So wurde in vielen Studien der Zusammenhang zwischen der<br />

Konzentration, der Aufmerksamkeit und dem Sozialverhalten<br />

von Schülerinnen und Schülern und den raumakustischen Verhältnissen<br />

im Klassenzimmer nachgewiesen.<br />

Die Halligkeit – gemessen als Nachhallzeit – und der Lärmpegel<br />

beeinflussen in erheblichem Maß die Sprachverständlichkeit<br />

und damit die Qualität der akustischen Interaktion im Unterricht.<br />

Durch glatte, harte Wände und Decken werden die von einer<br />

Schallquelle kommenden Schallwellen mehrfach reflektiert<br />

und überlagert. Dadurch verschwinden Konsonanten, nur<br />

Vokale bleiben hörbar. Das gesprochene Wort kann in seiner<br />

Bedeutung nicht mehr erfasst werden. Kinder leiden besonders<br />

darunter, weil sie viel weniger als Erwachsene in der Lage<br />

sind, die Bedeutung eines Wortes auf Grund der eigenen<br />

Spracherfahrung zu erraten.<br />

90<br />

80<br />

70<br />

Herzfrequenz (1/min)<br />

110<br />

100<br />

90<br />

Lärmminderung durch Einbau von Akustikdeckenverkleidungen<br />

Ein weiterer Effekt: Durch hohe Nachhallzeiten steigt der<br />

Schallpegel der Grund- und Störgeräusche an. Lehrer und<br />

Schüler sprechen lauter, um trotzdem verstanden zu werden.<br />

Dieser Zusammenhang wird in der Akustik als „Lombard-<br />

Effekt“ bezeichnet. Ein Teufelskreis beginnt: Durch das laute<br />

Sprechen steigt der Schallpegel weiter, die Sprachverständlichkeit<br />

sinkt noch mehr und es wird deshalb noch lauter gesprochen.<br />

In halligen Unterrichtsräumen wurden bei gleichen<br />

Unterrichtssituationen im Vergleich zu akustisch optimalen<br />

Räumen bis zu 20 dB(A) höhere Schallpegel gemessen. Der<br />

Lärm wird vier Mal so laut empfunden.<br />

Die gesundheitliche Belastung der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen<br />

und Schüler nimmt dadurch erheblich zu. In Untersuchungen<br />

der Uni Bremen wurde der Zusammenhang zwischen<br />

dem Anstieg des Lärmpegels und dem Anstieg<br />

der Herzfrequenz von Lehrkräften während des Unterrichts<br />

eindrucksvoll bestätigt. Die Herzfrequenz gilt als objektiver Indikator<br />

für die Beanspruchung des Organismus.<br />

Seit 2004 sind in der DIN 18041 „Hörsamkeit in kleinen bis<br />

mittelgroßen Räumen“ Berechnungsformeln und damit Werte<br />

für Nachhallzeiten in Unterrichtsräumen und Sporthallen festgelegt.<br />

In Kindertagesstätten sind gemäß der Vorschrift GUV-V<br />

S2 diese raumakustischen Anforderungen einzuhalten. Für<br />

den Schulbereich gibt es in der analogen Vorschrift GUV-V S1<br />

keine verbindlichen Aussagen zur Raumakustik.<br />

Es bleibt somit im Ermessen des Bauherren, bei Neubauten,<br />

Sanierungen oder im Bestand die aus pädagogischen und gesundheitlichen<br />

Gründen zwingend erforderlichen Maßnahmen<br />

umzusetzen.<br />

60<br />

50<br />

Schallpegel LAeq (dBA)<br />

80<br />

70<br />

Die KUVB berät die Sachaufwandsträger für die Schulen zum<br />

Thema Raumakustik und informiert über die Zusammenhänge<br />

zwischen der Lernförderlichkeit und den physikalischen Einflussfaktoren.<br />

40<br />

7:50<br />

8:10<br />

8:30<br />

8:50<br />

9:10<br />

9:30<br />

Tageszeit<br />

Herzfrequenz in Abhängigkeit der Lautstärke (Quelle: Institut für<br />

interdisziplinäre Schulforschung, Universität Bremen)<br />

9:50<br />

10:10<br />

10:30<br />

10:50<br />

11 :10<br />

60<br />

So hat die Landeshauptstadt München, motiviert durch viele<br />

Gespräche und Informationsveranstaltungen, für alle Neubauten<br />

und Sanierungen von Kindertagesstätten und Schulgebäuden<br />

die Einhaltung der DIN 18041 beschlossen und stellt zudem<br />

seit 2010 jährlich 1 Million Euro für Akustiksanierungen<br />

bereit.<br />

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