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Betrieb und Markt<br />

Werner Schmid<br />

Warenterminbörsen für Agrargüter am Beispiel der MATIF<br />

Teil 3: Terminkurse – wie bildet sich der Preis an der Warenterminbörse ?<br />

Der Kurs eines Futures verändert sich, so wie sich die Einschätzungen der Marktteilnehmer verändern,<br />

während eines Handelstages laufend dadurch, dass an der Börse ein Käufer Ware von einem<br />

Verkäufer kauft. Jeweils der Preis der letzten Transaktion (last trade) stellt in dem Moment, in welchem<br />

die beiden das Geschäft abschließen, die aktuelle Markteinschätzung und damit auch den aktuellen<br />

Preis/Kurs zu dem Produkt und dem gehandelten Termin dar. Bei einer Preisänderung gegenüber<br />

dem vorherigen Handel ändert sich dann der Kurs für diesen Future auf den neuen Wert. Das heißt an<br />

der Warenterminbörse werden echte Warengeschäfte auf Termin gemacht, der jeweils letzte<br />

„Vertragsabschluss“ bildet den aktuellen Kurs. Und wer zu einem bestimmten Preis verkauft hat, ist<br />

entsprechend die Verpflichtung eingegangen, zum Beispiel den Weizen zu dem Termin, welcher dem<br />

gehandelten Terminkontrakt zugrunde liegt, in Rouen anzuliefern.<br />

Dasselbe mit umgekehrten Vorzeichen gilt für<br />

den Käufer. Ausnahmen von dieser Regel in<br />

Sachen Kursbildung gibt es nur dann, wenn Terminkontrakte<br />

nicht liquide sind, d.h. wenn ein bestimmter<br />

Terminkontrakt nur sehr wenig gehandelt<br />

wird und daher während eines Handelstages<br />

nur sehr geringe oder überhaupt keine Umsätze zu<br />

verzeichnen sind. Gründe hierfür können sein,<br />

dass bestimmte Termine für die Handelsteilnehmer<br />

nicht attraktiv sind. Dies galt beispielsweise<br />

für Weizenfutures mit Liefertermin im August an<br />

der MATIF, weshalb dieser Termin seit März 2012<br />

von der Börse nicht mehr angeboten wird. Der<br />

Augusttermin wurde oft tage- oder wochenlang<br />

gar nicht gehandelt, da sich Käufer und Verkäufer<br />

lieber auf liquide Futures wie den Novemberweizen<br />

konzentrieren. Das lag nicht zuletzt auch daran,<br />

dass der Liefertermin des Augustfutures für<br />

Absicherer zu nahe am Erntetermin des Weizens<br />

lag, weshalb Absicherungsgeschäfte für Weizen,<br />

aber auch für Raps oder Mais, vorzugsweise mit<br />

späteren Terminen abgeschlossen werden.<br />

Daneben gibt es auch Produkte, die in der Handelspraxis<br />

noch nicht richtig Fuß gefasst haben. So<br />

z.B. die Schlachtschweine- oder die Ferkelkontrakte<br />

an der EUREX, aber auch die Magermilchpulver-<br />

und Butterkontrakte. Oftm<strong>als</strong> werden hier<br />

einzelne Futures an einem Handelstag nur mit<br />

geringen Umsätzen oder über lange Strecken gar<br />

nicht gehandelt. Dennoch muss die Börse auch bei<br />

diesen nicht liquiden Futures am Tagesende einen<br />

Verrechnungskurs (Settlement) ausweisen. Dieser<br />

wird in solchen Fällen ggf. aus dem letzten getätigten<br />

Geschäft an diesem Tag, oder bei völligem<br />

Fehlen von Handelstätigkeit für einen Future <strong>als</strong><br />

arithmetisches Mittel zwischen dem/den am engsten<br />

beieinander liegenden Verkaufsangeboten<br />

(Briefkurs; ask, offer) und Kaufangeboten (Geldkurs,<br />

bid) ermittelt.<br />

Abbildung 1 zeigt den Kontraktkurs für den Mahlweizen-<br />

Future mit Liefertermin November 2011<br />

(NOV11) an der MATIF bis Mitte Mai 2011. Nach<br />

einem Preishoch bei rund 250, €/t im Februar<br />

2011 waren die Kurse im März auf unter 200,- €/t<br />

gefallen. Auch die Katastrophe in Fukushima ging<br />

am Weizen nicht spurlos vorüber, wie der kurzfristige<br />

Einbruch des Weizenkurses Mitte März 2011<br />

von rund 210, €/t auf unter 190, €/t zeigt. Aber<br />

nach diesem Ereignis gewannen die fundamentalen<br />

Daten wieder Oberhand. Die Trockenheit in<br />

Europa und die Ungewissheit, ob ausreichend<br />

Weizen in der Ernte 2011 auf der Nordhalbkugel<br />

geerntet werden kann, ließ die Kurse bis Mitte Mai<br />

wieder steigen. Am 18.05.11 notierte Mahlweizen<br />

an der MATIF bei rund 242,- €/t.<br />

Unser Landwirt im vorliegenden Beispiel, der gut<br />

50 ha Weizen angebaut hat (entspricht einer Ernte<br />

von ca. 350-450 t in einem normalen Jahr), denkt<br />

zu diesem Zeitpunkt darüber nach, 100 t schon<br />

vor der Ernte zu verkaufen. Nur 100 t deshalb,<br />

weil er nicht weiß, wie viel er, z.B. auf Grund von<br />

Witterungseinflüssen, ernten wird. Aber mit<br />

242,- €/t an der MATIF, was ungefähr einem Er-<br />

Während eines<br />

Handelstages verändert<br />

sich der aktuelle Preis mit<br />

jeder Transaktion.<br />

Ausnahmen sind lediglich<br />

unattrkative Termine ohne<br />

Handelsabschlüsse oder<br />

Produkte, die in der<br />

Handelspraxis noch nicht<br />

Fuß gefasst haben<br />

Bisher erschienen<br />

Teil 1: Landinfo 1/2013<br />

Teil 2: Landinfo 2/2013<br />

Landinfo 4 | 2013<br />

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