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Kennzeichnung und Aufmachung von Lebensmitteln aus Sicht der ...

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Anhang<br />

59<br />

Für die untersuchten <strong>Kennzeichnung</strong>sfel<strong>der</strong> lassen sich folgende übergreifende Ergebnisse<br />

festhalten: 76<br />

(1) Tierartenkennzeichnung bei Wurst- <strong>und</strong> Fleischwaren: Über diesen <strong>Kennzeichnung</strong>sbereich<br />

waren sich die Probanden in den verschiedenen Diskussionsr<strong>und</strong>en weitgehend einig.<br />

Wird eine Tierart in <strong>der</strong> Produktbezeichnung genannt, verstehen sie darunter, dass<br />

<strong>aus</strong>schließlich Fleisch <strong>der</strong> genannten Tierart verarbeitet worden ist. Wenn mehrere<br />

Fleischsorten verarbeitet sind, sollte dies <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Produktbezeichnung deutlich werden.<br />

Es wird erwartet, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> namensgebenden Fleischart mindestens über 50 %<br />

liege. Jene Fleischarten, die darüber hin<strong>aus</strong> verarbeitet worden sind, sollten ebenfalls im<br />

Produktnamen genannt werden (zum Beispiel Putensalami mit Schweinefleisch). Die<br />

Probanden empfanden es als Zumutung, wenn Mitbürger, die eine Fleischsorte meiden<br />

wollen (bspw. <strong>aus</strong> religiösen Gründen), durch den Produktnamen getäuscht werden. Wird<br />

bei Wurst- <strong>und</strong> Fleischwaren keine Fleischart genannt, gehen die Probanden da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>,<br />

dass Schweinefleisch verarbeitet worden ist.<br />

(2) Ortsbezeichnungen auf Verpackungen (Text, <strong>Aufmachung</strong>): Die Thematik „Ortsbezüge<br />

auf Verpackungen“ ist ein äußerst komplexes Feld, das sich bei <strong>der</strong> Vermarktung <strong>von</strong><br />

<strong>Lebensmitteln</strong> in vielfältigen Ausprägungsformen finden lässt. In den Fokusgruppen wurden<br />

verschiedene Fallbeispiele mit nationalen <strong>und</strong> internationalen Herkunftsbezügen diskutiert.<br />

Im Ergebnis hat sich ein differenziertes Meinungsspektrum mit produktspezifisch<br />

unterschiedlichen Erwartungshaltungen gezeigt. Folgende Gr<strong>und</strong>tendenzen lassen sich<br />

her<strong>aus</strong>arbeiten:<br />

Insgesamt ist die Kenntnis <strong>der</strong> Produktherkunft nahezu allen Probanden wichtig. Im<br />

Hinblick auf die <strong>Kennzeichnung</strong> wurde für eine möglichst genaue Herkunftsangabe des<br />

Produktionsortes <strong>und</strong> <strong>der</strong> verarbeiteten Zutaten plädiert.<br />

Bei heimischen regionalen Spezialitäten mit expliziter Ortsnennung im Produktnamen<br />

(zum Beispiel Nürnberger o<strong>der</strong> Thüringer Rostbratwurst) erwarten die Diskussionsteilnehmer<br />

mindestens eine ortstypische Rezeptur, vielfach auch die Produktion im genannten<br />

Gebiet. Nur wenige <strong>der</strong> Probanden gehen da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>, dass auch die Zutaten<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> betreffenden Region sind.<br />

Dass die Rohstoffherkunft <strong>aus</strong> dem benannten Gebiet erfolgt, wird umso weniger erwartet,<br />

je bekannter eine Marke o<strong>der</strong> ein Produkt ist (Überlagerung <strong>der</strong> Herkunftserwartung<br />

durch die Markenkenntnis). Die Probanden vermuten bei einem großen Absatzgebiet<br />

Mengenrestriktionen bei <strong>der</strong> regionalen Rohstoffbeschaffung <strong>und</strong> halten es für<br />

unwahrscheinlich, dass die Rohstoffe <strong>aus</strong> dem jeweiligen Gebiet stammen.<br />

Bei Regionalprodukten ohne spezifische Ortsbezeichnung (zum Beispiel „<strong>von</strong> hier“,<br />

„regional“) richten sich die Erwartungen dagegen auch auf die Herkunft <strong>der</strong> Zutaten.<br />

Bei verarbeiteten Produkten mit mehreren Zutaten ist vor allem die regionale Herkunft<br />

<strong>der</strong> Hauptzutat beziehungsweise wertgebenden Zutat (zum Beispiel Äpfel beim Apfelkuchen)<br />

wichtig.<br />

Auch bei internationalen Spezialitäten zeigen sich produktspezifische Unterschiede <strong>und</strong><br />

uneinheitliche Herkunftserwartungen bei den Probanden.<br />

Die Herkunftserwartungen werden durch Markenüberlegungen <strong>und</strong> das Einkaufsstättenimage<br />

beeinflusst: Handelt es sich etwa um eine bekannte deutsche Marke o<strong>der</strong><br />

steht <strong>der</strong> Lebensmittelhändler für preiswerte Standardware, werden Produkte in (international)<br />

landestypischer <strong>Aufmachung</strong> tendenziell mit einer entsprechenden Rezeptur<br />

assoziiert. Das gilt umso mehr, je stärker die Produkte Bestandteil <strong>der</strong> deutschen Küche<br />

geworden sind (zum Beispiel Nudeln).<br />

76 Vgl. detailliert im Zwischenbericht Zühlsdorf, A., Nitzko, S., Spiller, A. (2012c).

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