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Vom 21. bis 25. Juni fand dieses Jahr nun schon zum 7. Mal das Freilerner-Sommertreffen statt.<br />
Heidrun Krisa, Freilerner-Mutter aus Herzogenburg, berichtet vom heurigen Treffen in Leibnitz in der<br />
Steiermark, wo sich etwa 130 kleine und große Menschen dieser wachsenden Gemeinschaft trafen.<br />
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n den letzten Jahren steigt das Interesse<br />
an einem „Leben ohne Schule“<br />
kontinuierlich an. Es begann mit einer<br />
kleinen, überschaubaren Gruppe auf der<br />
yahoo-Plattform, wandelte sich dank<br />
einiger weniger Engagierter zu einem<br />
gut strukturierten Internet-Forum, und<br />
inzwischen finden in mehreren Bundesländern<br />
regelmäßige Treffen statt.<br />
Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn<br />
aus „virtuellen Bekannten“ reale Menschen<br />
werden, wenn man die Familienmitglieder<br />
dieser Menschen und ihre<br />
Ideen und Interessen in der Wirklichkeit<br />
kennen lernen kann. Aus dieser Motivation<br />
heraus wurde die Idee geboren, ein<br />
gemeinsames Sommertreffen zu organisieren.<br />
Es sollte ein Ort sein, an dem sich<br />
große und kleine Menschen wohlfühlen,<br />
der genug Platz für gemeinsame Aktivitäten<br />
bietet und wo die Abhängigkeit<br />
vom Wetter nicht zu groß ist.<br />
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In diesem Jahr fiel die Wahl auf den Pfadfinder-Lagerplatz<br />
in Leibnitz in der Steiermark.<br />
Das Wetter am Anreisetag lässt<br />
alle schwitzen, und umso mehr freuen<br />
wir uns über den großzügigen Lagerplatz<br />
im schattigen Auwaldrest der Sulm.<br />
Die guten Rahmenbedingungen der<br />
modernen Anlage ermöglichen ein entspanntes<br />
Zusammensein von etwa 130<br />
großen und kleinen Menschen aus ganz<br />
Österreich, denen ein schulfreies Leben<br />
ein Anliegen ist. Mancher entdeckt bereits<br />
vertraute Gesichter und freut sich<br />
über das Wiedersehen oder kommt den<br />
Zeltnachbarn im Smalltalk näher.<br />
Als Mutter empfinde ich es sehr angenehm,<br />
dass mein 6-jähriger Sohn mit seinen<br />
Freilerner-Freunden losziehen kann<br />
und relativ gefahrlos auf eigene Faust<br />
das weitläufige, aber dennoch übersichtliche<br />
Gelände erkunden kann. Eine<br />
Attraktion sind zwei ausrangierte Eisenbahnwaggons,<br />
die umgebaut wurden<br />
und nun als Spiel- und Schlafstätte für<br />
Kinder und Jugendliche dienen.<br />
Claudia aus Wien berichtet: „Unser Sohn<br />
Niklas (4,5 J.) kannte niemanden, war<br />
aber schon nach fünf Minuten mitten<br />
im Getümmel anderer Kinder und hatte<br />
die Rolle des Lokführers übernommen.“<br />
Niklas: „Mama, ich hab leider keine Zeit.<br />
Ich muss mit dem Zug jetzt nach Peru<br />
fahren!“<br />
Auch die Großen genießen die Tage im<br />
Umfeld von Gleichgesinnten. Ein verständnisvolles<br />
Umfeld ist das, was im<br />
Alltag oft fehlt. Dennoch wird beim<br />
intensiveren Austausch immer wieder<br />
klar, dass das Leben ohne Schule in jeder<br />
Familie anders umgesetzt wird und<br />
jeweils ganz eigene, individuelle Erfahrungen<br />
gemacht werden. Trotz – oder<br />
wegen – dieser Unterschiede spüre ich<br />
eine große Offenheit im Gespräch mit<br />
Fotos: Autorin<br />
<br />
anderen Eltern, Interesse am Leben der<br />
anderen und immer wieder die große<br />
Begeisterung darüber, Kinder sich<br />
selbstbestimmt entwickeln und lernen<br />
sehen zu dürfen. Das sind wunderschöne,<br />
verbindende Erlebnisse! In einer Gesellschaft,<br />
die andere Wertigkeiten lebt,<br />
ist es für die meisten nicht einfach, den<br />
Alltag nach den eigenen Maßstäben zu<br />
organisieren.<br />
Besonders gut gefällt mir die Selbstverständlichkeit,<br />
mit der große und kleine<br />
Menschen hier miteinander umgehen.<br />
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Gut erkennbar ist das bei gemeinsamen<br />
Aktivitäten wie der von Karin angebotenen<br />
Möglichkeit, T-Shirts mit Siebdruck<br />
zu gestalten oder beim Original Play.<br />
Ein wichtiges Thema dieses Sommertreffens<br />
ist die weitere Zukunft des<br />
Freilerner-Vereines. Im Zuge einer ausführlichen<br />
Meinungsrunde wird die<br />
Auflösung besprochen und bei der anschließenden<br />
Generalversammlung<br />
mehrheitlich beschlossen. Nach außen<br />
bleiben die Familien in einem offenen<br />
Netzwerk organisiert, und wie schon<br />
<br />
<br />
bisher werden gemeinsame Aktivitäten<br />
über das bestehende Internet-Forum<br />
koordiniert.<br />
In einer weiteren Gesprächsrunde geht<br />
es um die Problematik, Kinder im „häuslichen<br />
Unterricht“ alternativpädagogisch<br />
zu begleiten und neue Formen für<br />
die vorgeschriebene Jahresprüfung zu<br />
finden. Mehrere Eltern gründen dafür<br />
eine „Unschooling“-Arbeitsgruppe und<br />
organisieren im August ein erstes Arbeitstreffen.<br />
(Siehe Infokasten zur rechtlichen<br />
Situation)