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freigeist herbst 2013<br />

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freigeist herbst 2013<br />

9<br />

leben,<br />

wie‘s der seele gut tut!<br />

info<br />

PAN stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „gesamthaft, ein Gesamtes“. Das PAN-Projekt, das<br />

sich in seiner Gesamtheit als Bildungsprojekt versteht, will zeigen, dass eine Gemeinschaft mehr ist, als die<br />

Summe ihrer Teile. Es will Mut machen zu alternativen Wegen und versteht sich als gelebtes Beispiel für „Neues<br />

Lernen und Neues Wirtschaften“. Beheimatet ist das Projekt im Waldviertel, in Harmannstein, südlich von<br />

Weitra. Rainer Wisiak traf dort Barbara und Johannes Hahn zum Gespräch.<br />

e<br />

s ist beeindruckend, wenn<br />

man sieht, was ihr hier in fast<br />

20 Jahren aufgebaut habt.<br />

J: Vorgefunden haben wir es natürlich<br />

nicht so. Begonnen haben wir hier mit<br />

dem Kauf eines kleinen Bauernhofes,<br />

gewohnt haben jedoch die meisten von<br />

uns anfangs in einer nahegelegenen Ferienwohnung.<br />

Und die Zeit davor?<br />

B: Da haben wir in Horn gelebt – und bis<br />

wir (14 Personen!!) mit dem Bauernhof<br />

fündig wurden, uns über ein Jahr lang<br />

120 Quadratmeter geteilt.<br />

J: Da lernt man sich kennen. Ich glaube<br />

aber, dass das sehr wichtig ist. Ich sage oft:<br />

Gemeinschaft vor Projekt. Es ist gut, wenn<br />

es vorab eine Gemeinschaft gibt, auf welche<br />

man sich verlassen kann und aus der<br />

heraus sich dann ein Projekt entwickelt.<br />

Heute ist es oft umgekehrt. Man findet<br />

sich beispielsweise zu einem Wohnprojekt<br />

zusammen und stellt dann oft fest,<br />

dass keine Gemeinschaft wachsen will,<br />

weil viele stark auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />

pochen oder letztlich sehr verschiedene<br />

Werte-Haltungen haben.<br />

Wie seid ihr im Ort aufgenommen<br />

worden?<br />

B: Anfangs recht wohlwollend, gepaart<br />

mit einem gewissen Staunen: „Ach, ihr<br />

wollts anbauen?“<br />

J: Später ist dann der Neid hinzugekommen,<br />

als wir größer und größer wurden.<br />

Begonnen haben wir hier mit 10 Hektar<br />

Grund. Da Gmünd aber ein Bezirk mit<br />

starker Abwanderung ist, ist uns immer<br />

wieder Grund zum Kauf angeboten worden.<br />

Ist die Abwanderung hier ein<br />

großes Problem?<br />

J: Ja, immer noch. Und das Einzelkämpfertum,<br />

die Landwirtschaft doch noch<br />

schaffen zu wollen, obwohl gemeinsam<br />

vieles besser ginge.<br />

Seid ihr über den Ort hinaus mit<br />

anderen Initiativen verknüpft?<br />

B: Ja, wie beispielsweise mit „Schöpfungsverantwortung<br />

Tier und Mensch“ oder<br />

Die PAN-Gemeinschaft<br />

Foto: PAN<br />

mit der „Arche Noah“. Aber eine größere<br />

Öffnung und bessere Vernetzung wird<br />

einer unserer nächsten Schritte sein. Dabei<br />

soll es aber nicht darum gehen, sich<br />

nur mit Initiativen zu vernetzen, sondern<br />

mit Menschen, die in Resonanz gehen,<br />

die „mitschwingen“. Viele Jahre waren<br />

wir jetzt natürlich mit dem Aufbau des<br />

Projekts und dem Aufwachsen unserer<br />

Kinder beschäftigt.<br />

J: Und streiten mit dem Bürgermeister<br />

(lacht). 1997 habe ich mit dem Aufbau<br />

einer Firma in Tschechien begonnen. Sie<br />

ist gut gelaufen und mit dem Geld von<br />

außen konnten wir hier vieles aufbauen,<br />

was sonst viel schwieriger gewesen<br />

wäre, denn es war uns immer wichtig,<br />

keine Kredite aufzunehmen und nur mit<br />

dem zu wirtschaften, was da ist.<br />

Man könnte ja sagen, dass ihr es<br />

fast geschafft habt, von den Nahrungsmitteln<br />

bis hin zur Energieversorgung<br />

alles selbst zu produzieren.<br />

Was wäre da ein nächster<br />

Schritt?<br />

J: Vielleicht Rapsanbau für den Treibstoff.<br />

Nur liegen wir für Raps hier viel zu hoch.<br />

Aber das mit dem „was noch?“ ist eine<br />

schwierige Frage. Ursprünglich wollten<br />

wir nicht einmal so groß werden wie jetzt.<br />

Wir wollten einen Bauernhof und unsere<br />

Kinder großziehen. Und über einer Größe<br />

von 50 – 60 Personen funktionieren dann<br />

Gemeinschaften ja nur wieder mit ganz<br />

anderen Organisationsstrukturen, allein<br />

schon, was die Kommunikation betrifft.<br />

PAN<br />

Projekt für<br />

gemeinschaftliche<br />

Gesellschaftsentwicklung<br />

Unsere Gesellschaft steht an der Schwelle<br />

einer großen Veränderung. Die Generation<br />

unserer Kinder wird mit neuen, komplexen<br />

Problemen konfrontiert sein, die unsere<br />

Großeltern noch nicht kannten. Doch „Probleme<br />

kann man niemals mit derselben<br />

Denkweise lösen, durch die sie entstanden<br />

sind“, meinte einst Albert Einstein.<br />

Darum ist klar, dass wir neue Gedanken, ja<br />

ein neues Bewusstsein benötigen werden,<br />

um den kommenden gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen gewachsen zu sein.<br />

Dieses Bewusstsein des Wandels wird<br />

in jedem Fall ein teilendes sein müssen.<br />

Eines, das in der Gemeinsamkeit des WIR<br />

verbindet und nicht im Ego der Vereinzelung<br />

trennt. Und um diese neue Denk- und<br />

damit Handlungsqualität zu erwerben,<br />

wird es auch einer neuen Art des Lernens<br />

bedürfen.<br />

Diese neue Art des Lernens und des gemeinschaftlichen<br />

Lebens versuchen die<br />

derzeit 36 Erwachsenen, Jugendlichen<br />

und Kinder des PAN-Projekts seit nun<br />

schon fast zwei Jahrzehnten umzusetzen.<br />

Aus dem „Versuch“ ist inzwischen ein<br />

wunderbares Projekt gewachsen, das Modellcharakter<br />

hat und zeigt, welche Kräfte<br />

und Möglichkeiten frei werden, wenn eine<br />

gewachsene Gemeinschaft von Menschen<br />

den Herausforderungen der Zukunft mit<br />

einem WIR begegnet.<br />

Unter dem gemeinsamen Dach der Privatstiftung<br />

PAN findet sich die Tagesbetreuungseinrichtung<br />

PANINI für 3- bis<br />

6-Jährige, die PAN-Freilandschule mit Öffentlichkeitsrecht<br />

für 6- bis 15-Jährige, die<br />

PAN-Projektschule als außerschulisches<br />

Bildungsmodell für über 15-Jährige sowie<br />

die PAN-Werkschule (mit Lehrwerkstätten<br />

in den Bereichen Lebensmittelveredelung,<br />

Holz, Textil, Metall und Medien) als<br />

breites, handwerkliches Angebot nach<br />

außen. In der PAN-Projektewerkstatt<br />

Entwicklung&Schulung GmbH soll zu<br />

guter Letzt das PAN-Modell wirtschaftlich<br />

schlüssig werden. Hier wird es jungen<br />

Menschen auf selbstständiger Basis möglich,<br />

ihre kreativen und handwerklichen<br />

Fähigkeiten bei ethisch-nachhaltigen Projekten<br />

im Team umzusetzen.<br />

Als Grundlage des Projekts dienen 40 Hektar<br />

Grund, die im Besitz der PAN-Privatstiftung<br />

sind. Diese werden vom Verein<br />

„PAN-Gemeinschaft für nachhaltiges Leben“<br />

biologisch bewirtschaftet und bieten<br />

ein hohes Maß an Selbstversorgung wie<br />

auch Ernährungsqualität. Wichtige Eckpfeiler<br />

sind Vielfalt, Kreislaufbewirtschaftung<br />

und Bevorzugung alter, heimischer<br />

Pflanzensorten und Tierrassen.<br />

Als Bildungsmodell ist das PAN-Projekt<br />

eine Plattform für Pioniere des Wandels<br />

und will allen Interessierten Mut machen,<br />

am unerlässlichen Bewusstseinswandel<br />

zu mehr echter Gemeinschaftlichkeit aktiv<br />

mitzuwirken und das dazu nötige Denken<br />

und Handeln zu erlernen. Kennenlernen<br />

kann man das PAN-Projekt an jedem „FREI-<br />

TAG bei PAN“, wo der Hofladen geöffnet ist,<br />

Schmankerlabende in echter PAN-Qualität<br />

sowie ganztägige Gruppenexkursionen<br />

und Besucherangebote stattfinden oder<br />

bei der PAN-Sommerschule, wo in den<br />

Juli-August-Ferien Workshops angeboten<br />

werden. Nähere Informationen und Veranstaltungskalender<br />

unter<br />

www.pan.at

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