Der Aufschwung Böhmisch-Mährischen Kirche, - Licht und Recht
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nen in große Gemeinden beruft, <strong>und</strong> niemals aus großen in kleine.“ Prediger <strong>und</strong> Presbyterien<br />
machten dann auch die meisten Schwierigkeiten, wenn aus einer Gemeinde zwei gebildet werden<br />
sollten; der Prediger war besorgt um seine Stolgebühren, die ihm dann abgehen sollten, <strong>und</strong> die Gemeindeglieder<br />
berechneten, dass, wenn ihre Zahl eine geringere sei, sie alsdann mehr <strong>Kirche</strong>nsteuer<br />
zahlen müssten. Dass dabei die entfernten Gemeindeglieder ohne Predigt blieben, kam nicht in Betracht.<br />
Auch die besten Prediger dieser Zeit waren meistens dem Priester Eli ähnlich; wenn sie auch<br />
selbst kein ärgerliches Leben führten, so erlaubten sie doch ihren Kindern allerlei weltliche Lustbarkeiten;<br />
<strong>und</strong> geschah es nicht, dass die Söhne selbst wieder Pfarrer wurden, dann waren sie oft die<br />
ersten, die mit der <strong>Kirche</strong> brachen. Da in diese Zeit auch die böhmische Nationalerweckung fällt,<br />
wurden viele junge Prediger von der nationalen Strömung hingerissen, <strong>und</strong> eiferten mehr für die<br />
Nationalität, als für die <strong>Kirche</strong>. Anfangs stellten sich die römischen Priester der nationalen Strömung<br />
entgegen; die reformierten Pfarrer dagegen schmeichelten sich, Leiter derselben zu sein; man<br />
feierte die glorreiche Vergangenheit der Brüderkirche, aber ach, den Glauben <strong>und</strong> das Leben der<br />
Brüder beachtete man nicht (Památka, S. 366 ff.). Später stellte sich die römische Priesterschaft an<br />
die Spitze der nationalen Strömung, damit das Volk ihnen nur nicht abwendig würde, – <strong>und</strong> heutzutage<br />
ist alles modern <strong>Böhmisch</strong>e vom ultramontanen Geiste durchzogen, so dass sich – <strong>und</strong> mit<br />
<strong>Recht</strong> – alle gläubige Christen mit Widerwillen von dem Nationalitätsschwindel abwenden.<br />
Durch solche Strömung hat stets die reformierte <strong>Kirche</strong>, wie überall, so auch in Böhmen <strong>und</strong><br />
Mähren, den meisten Schaden erlitten. <strong>Der</strong> Rationalismus untergrub nicht nur den Glauben an Gottes<br />
Offenbarung, sondern verbreitete auch Widerwillen gegen die reformierten Prinzipien, sodass<br />
die Pfarrer, die an rationalistischen Universitäten studiert hatten, sich ganz von der reformierten<br />
Lehre abwendeten. <strong>Der</strong> mährische Superintendent Samuel von Nagy, ein sonst energischer <strong>und</strong> tatkräftiger<br />
Mann, zeichnete sich besonders durch seinen Eifer für Einführung der Union aus; doch<br />
trotz seiner vielen Versuche besteht, Gott sei Dank, die böhmisch-mährisch reformierte <strong>Kirche</strong> bis<br />
heute; wären seine eifrigen Bemühungen gelungen, bei denen er die Selbstständigkeit der <strong>Kirche</strong> für<br />
jeden Preis aufzugeben bereit war, – die reformierte <strong>Kirche</strong> in Böhmen <strong>und</strong> Mähren wäre schon<br />
ebenso vom Schauplatz getreten, wie in Deutschland. Unter der Führerschaft des Superintendenten<br />
von Nagy <strong>und</strong> des rationalistischen Predigers B. V. Košut in Prag eiferten alle sogenannten reformierten<br />
Pfarrer für die Union (Šebesta, dějiny S. 439); man hielt diese Vereinigung für ein heilbringendes<br />
Werk. Unter der Hand war übrigens schon seit den dreißiger Jahren der Altartisch in die reformierten<br />
<strong>Kirche</strong>n eingeschmuggelt worden, – <strong>und</strong> in Sachen der Liturgie aller Willkür Tür <strong>und</strong><br />
Tor geöffnet. Die Reformierten waren also bereit die Union anzunehmen, wozu eben die Diktatur<br />
des Herrn von Nagy <strong>und</strong> die von Košut redigierte Zeitschrift (Českobratrský Hlasatel <strong>und</strong> Veštnik)<br />
am meisten beitrugen. Zum Glück fassten die Lutheraner in Böhmen schon damals die Union in<br />
dem Sinne auf, dass die Reformierten alle ihre Gr<strong>und</strong>sätze verleugnen <strong>und</strong> einfach alle lutherischen<br />
Zeremonien aufnehmen sollten, sodass wider Willen der Führer die Union doch nicht erzielt ward.<br />
<strong>Der</strong> Prager Pfarrer Košut wurde aber den 21. März 1852 wegen religiös-politischer Umtriebe in Untersuchungshaft<br />
genommen (wozu auch wohl der Neid der römischen Priester viel beigetragen haben<br />
wird, da unter ihm so viele Römische, denen ein loses Leben wohl am erwünschtesten sein<br />
mochte, zur protestantischen <strong>Kirche</strong> übertraten) <strong>und</strong> bis zum April 1857 in Klagenfurt interniert,<br />
worauf ihm zwar die Rückkehr nach Böhmen gestattet wurde, aber zum Predigtamt wurde er nicht<br />
mehr zugelassen. B. V. Košut wanderte aus; er wurde Prediger in Wirschweiler in der Rhein-Provinz,<br />
von wo aus er, selbst eine rationalistische Ruine, die Prager Gemeinde bis heute mit seinen<br />
Vernunftphrasen <strong>und</strong> Hetzereien beirrt.<br />
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