Der Aufschwung Böhmisch-Mährischen Kirche, - Licht und Recht

hat eine neue Kirche und Pfarrwohnung; sie erhielt manche Unterstützung aus Elberfeld und Holland,
und der Ertrag der Grundstücke wurde bestimmt zur Besoldung des Pfarrers.
Im Jahre 1868 wurde das Reisepredigerinstitut für die nördliche reformierte Diaspora in Böhmen
mit dem Sitze in Hronov errichtet, und als Reiseprediger Paul Jelen angestellt, dessen Gehalt
aus dem Staatspauschale bestritten wurde. Die evangelische Bewegung in der Umgebung von Hronov
begann einen bedenklichen Charakter anzunehmen; aus Mangel an Zucht in der Kirche begannen
die lebendigeren Gläubigen unter Führung des Johann Balcar (s. S. 14) die reformierte Kirche
zu verlassen und sich zur Independenten-Gemeinde zu schlagen; dazu waren die Hronover zu weit
entfernt von der Muttergemeinde, so dass sie die nötige pastorale Sorge entbehren mussten. Damit
die ganze Gegend der Kirche nicht entfremdet würde, wurde für sie der Reiseprediger bestellt; und
als Jelen, im Jahre 1870 als Pfarrer nach Strměch gewählt, Hronov verließ, wurde Josef Šára als
Reiseprediger angestellt. Das Institut des Reisepredigers hat sich dort als sehr heilsam erwiesen, besonders
da Šára in Hronov, – wo eine mächtige Bewegung für die Freie Gemeinde im Schwange
war, und die Lutheraner auch festen Fuß fassen wollten, wo überdies alles die reformierte Lehre nur
mit Verachtung und Hohn überhäufte, – anfing im Geiste apostolischer Mäßigung Gottes Wort
schlicht zu verkündigen und Kirchenzucht zu üben. Denen es in Wahrheit um Christum und Seine
Gemeine ging, erkannten bald, dass die reformierte Kirche in Wirklichkeit ganz anders aussehe, als
wie die Feinde sie schilderten, und wie sie dieselbe nur in ihrer rationalistischen verknöcherten Gestalt
kannten, und kehrten so von den Independenten und Lutheranern zur Kirche zurück. Viele Römische
fügten sich aus Verlangen nach Erlösung zum Volke Gottes, und das Häuflein der Gläubigen
in der Umgebung von Hronov wuchs unter der reinen Predigt des Wortes geistlich und an Zahl immer
mehr. Im Jahre 1885 erlangte die Filialgemeinde in Hronov ihre Selbstständigkeit und wählte
zu ihrem ersten Pfarrer den bisherigen Reiseprediger. Die Gläubigen in Hronov errichteten sich im
Jahre 1876 einen schmucken Betsaal und gute Pfarrwohnung an einem sehr passenden Orte. Freunde
in Elberfeld schenkten den Hronovern einen Dotationsfonds von 12 000 Gulden, wodurch die
Selbstständigkeit der Gemeinde ermöglicht wurde, und erfreut dieselbe sich noch stets der Liebesgaben
deutscher und holländischer Glaubensgenossen. Eine erfreuliche Erinnerung bleibt es uns, in
dieser Gemeine geweilt, das Wort des Lebens gehört und ihr gepredigt zu haben.
Im Jahre 1869 wurde die Gemeinde in Strměch bei Pilgram in Böhmen errichtet; bei Herausgabe
des Toleranzpatents 1781 bekannten sich 197 Personen zur reformierten Lehre; damals konnten sie
die Begründung einer eigenen Gemeinde nicht erreichen und begründeten darum im Jahre 1784
eine Filialgemeinde, erbauten im Jahre 1788 Kirche und Schule und der Prediger von Moraveč verrichtete
jeden zweiten Sonntag den Gottesdienst in Strměch.
Im Jahre 1870 wurde die Gemeinde in Ranna bei Chrudim neu errichtet; in Ranna bestand schon
zu Anfang der Toleranzzeit eine selbstständige Gemeinde, da sich aber viele Arianer in ihr befanden,
die zu kirchlichen Zwecken nichts beitragen wollten, musste die Gemeinde aus Mangel an Mitteln
eingehen.
In demselben Jahre wurde auch die Gemeinde in Heršpitz bei Austerlitz in Mähren begründet
und berief zu ihrem ersten Pfarrer August von Nagý, gewesenen Pfarrvikar in Klobouk. Die Gemeinde
in Heršpitz hat eine neue Kirche und Pfarrwohnung und erfreut sich der Unterstützung des
Gustav-Adolf-Vereins.
Das Bedürfnis einer höheren Erziehungsanstalt wurde schon lange empfunden; Sammlungen
wurden zu dem Zwecke allerwege veranstaltet, und hauptsächlich ist es durch die Bemühungen des
Senior Janata, dass im Jahre 1870 das reformierte Lehrerseminar in Čáslau eröffnet wurde, welche
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