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Der Aufschwung Böhmisch-Mährischen Kirche, - Licht und Recht

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<strong>Der</strong> gegenwärtige Bestand der böhmisch-reformierten <strong>Kirche</strong> ist folgender (Sěbesta, dějiny, S.<br />

444):<br />

In der böhmischen Superintendentur sind 4 Seniorate, 51 Gemeinden, 6 Filialgemeinden <strong>und</strong> 7<br />

Predigtstationen, eine Gesamtzahl von 69 900 Seelen; in der mährischen Superintendentur sind 2<br />

Seniorate, 24 Gemeinden, 4 Filialen, 4 Predigtstationen, eine Gesamtzahl von 40 055 Seelen; also<br />

zusammen 75 Muttergemeinden mit 110 000 Seelen.<br />

Sehr beachtenswert für die böhmische <strong>Kirche</strong> ist, dass sie jetzt so viele Kandidaten <strong>und</strong> Studierende<br />

der Theologie hat, sodass zu ihrer Anstellung die Zahl der Gemeinden bei weitem nicht hinreicht,<br />

<strong>und</strong> die wenigsten der an sich so gering dotierten Pfarrer können sich einen Vikar zur Hilfe<br />

zuziehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wäre die Vermehrung der Gemeinden <strong>und</strong> Predigtstellen sehr wünschenswert,<br />

damit die jungen Kräfte nicht müßig seien.<br />

VII. Die reformierte <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> die übrigen Konfessionen in Böhmen <strong>und</strong> Mähren.<br />

Böhmen hat 5 600 0000 Einwohner, unter diesen 70 000 Reformierte; Mähren hat 2 160 000<br />

Einwohner, unter diesen 40 000 Reformierte, zusammen also unter fast 8 Millionen nur 110 000 Reformierte;<br />

es entfällt demnach auf je 70 Einwohner 1 Reformierter; dazu sind in Böhmen 32 400<br />

Lutheraner, <strong>und</strong> in Mähren 22 800, also zusammen 55 200 Lutheraner in 47 Gemeinden, dazu noch<br />

Bekenner anderer evangelischer Denominationen. Nimmt man die Gesamtbevölkerung auf 8 Millionen<br />

<strong>und</strong> die Gesamtzahl der Evangelischen auf 200 000, so entfällt auf 40 Einwohner je 1 Evangelischer;<br />

es sind demnach 2½ Prozent der Gesamtbevölkerung evangelisch. Bis zum Jahre 1620<br />

waren diese Länder so entschieden evangelisch, dass auf 100 Evangelische kaum 1 Römischer fiel.<br />

Die erdrückend größte Mehrzahl der Einwohner bekennt sich demnach zur römisch-katholischen<br />

<strong>Kirche</strong>. Rom <strong>und</strong> der Syllabus zeichnen sich durch ihre Konsequenz <strong>und</strong> Unnachgiebigkeit aus; der<br />

römische Klerus nimmt zu den Evangelischen in Böhmen dieselbe Stellung ein, wie er sie seit jeher<br />

eingenommen, er betrachtet den Protestantismus als Irrlehre <strong>und</strong> Abtrünnigkeit; dass er ihn nicht<br />

mit Gewalt zu unterdrücken trachtet, liegt nicht etwa in der veränderten Gesinnung, sondern in den<br />

veränderten Umständen, weil die Staatsgewalt ihm dazu nicht mehr die Hand bietet. Wo es aber<br />

möglich ist, da zeigt der Klerus noch immer seine Verachtung gegen die Evangelischen ganz unverhohlen;<br />

in Dörfern, wo der Einfluss der Priester auf das Volk noch ungeschwächt herrscht, haben<br />

die Evangelischen oft allerlei Unbill <strong>und</strong> Zurücksetzung von ihren Mitbürgern zu erfahren. Besonders<br />

zeigt sich dies bei Begräbnissen, wenn die Leiche eines Evangelischen auf einen Kommunalfriedhof<br />

bestattet werden soll; die Priester nehmen den Friedhof für die römische <strong>Kirche</strong> in Anspruch<br />

<strong>und</strong> weigern dem evangelischen Pfarrer den Zutritt, sodass oft die Bezirksbehörde mit Gendarmeriegewalt<br />

dazwischentreten <strong>und</strong> den Zugang erzwingen muss. Es kommen jedoch auch Fälle<br />

vor, wo der Ortsvorsteher selbst trotz allen Einspruchs des Priesters den Begräbnisort öffnet. Das<br />

römische Volk kommt haufenweise zu evangelischen Begräbnissen <strong>und</strong> hört die Leichenrede mit<br />

Wohlgefallen an; die Sonntagsgottesdienste meidet es aber. Bis in die sechziger Jahre waren im<br />

böhmischen Volke noch viele Reminiszenzen an die evangelische Zeit, aber die jüngere Generation<br />

ist ganz im ultramontanen Geist erzogen, daher sind die Übertritte zur evangelischen <strong>Kirche</strong> seltener;<br />

aber noch immer treten doppelt so viele jährlich zur evangelischen <strong>Kirche</strong>, als ihrer austreten.<br />

Die Priester veranstalten nationale Festlichkeiten <strong>und</strong> allerlei Schaugepränge, um das Volk zu<br />

locken, <strong>und</strong> es ist an die Stelle einer früher allgemein verbreiteten Beschäftigung mit ernsten religiösen<br />

Dingen ein geistlicher Indifferentismus <strong>und</strong> ein Sichzufriedenstellen mit äußeren Zeremonien<br />

getreten. Übrigens ist die tschechische Bevölkerung bigotter <strong>und</strong> Rom anhänglicher, als die deutsche;<br />

beim Adel <strong>und</strong> den böhmischen Volksführern herrscht eine ausgesprochen ultramontane Strö-<br />

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