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Der Aufschwung Böhmisch-Mährischen Kirche, - Licht und Recht

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sohn Lehrer der angehenden Prediger dieser Märtyrerkirche wurde. Professor Böhl brachte eine innige<br />

Liebe zu der böhmischen <strong>Kirche</strong> mit, die als Christi Braut ihm sehr zu Herzen geht, <strong>und</strong> um<br />

deretwillen er die Schmach Christi trägt in der Verachtung der übrigen protestantischen Welt. Es<br />

war im Jahre 1864, als Herr Pastor Kohlbrügge mit Professor Böhl die böhmischen Gemeinden besuchte,<br />

<strong>und</strong> wurde so die Verbindung mit der niederländisch-reformierten Gemeine in Elberfeld vermittelt.<br />

Diese Gemeine ist in Wahrheit von den einst so zahlreichen reformierten Gemeinden Preußens<br />

die einzige, welche, frei von der Union, die reine Predigt des Wortes <strong>und</strong> reformierte Ordnung<br />

sich bewahrt hat; infolge dessen entstand in ihr ein wahres christliches Leben, <strong>und</strong>, was sonst nirgend<br />

mehr auf dem Kontinent zu finden, wird auch <strong>Kirche</strong>nzucht im apostolischen Geiste gehandhabt.<br />

Die böhmische <strong>Kirche</strong> erwiderte den fre<strong>und</strong>lichen Besuch, <strong>und</strong> sandte den Consenior Hermann<br />

von Tardy, derzeit Pfarrer in Hořatev, im Jahre 1865 nach Elberfeld, welcher dort über die<br />

Ostern weilte <strong>und</strong> der Gemeine Bericht erstattete über den gegenwärtigen Stand der böhmisch-reformierten<br />

<strong>Kirche</strong>. (Zur Erinnerung a. d. von Herrn H. von Tardy unserer Gemeine erstatteten Besuch.<br />

Elberfeld 1865.) Seit der Zeit gehen viele Theologen, die in Wien in die Erkenntnis der reinen<br />

Lehre <strong>und</strong> Wahrheit eingeführt sind, zum Besuch nach Elberfeld, damit sie dort in der niederländisch-reformierten<br />

Gemeine das rechte Glaubensleben aus eigener Anschauung kennen lernen, was<br />

ihnen wohl mehr nutzt als der Besuch vieler Hochschulen; wie wir ja selbst, geboren <strong>und</strong> erzogen in<br />

dieser Gemeine, nicht genug dem Herrn für Seine große Gnade danken können. Durch die Verbindung<br />

mit der niederländisch-reformierten <strong>und</strong> der presbyterianischen <strong>Kirche</strong> ist die böhmisch-reformierte<br />

<strong>Kirche</strong> von den Unionsgelüsten geheilt. Auch sind durch Vermittlung des Herrn Pastor Kohlbrügge,<br />

Professor Böhl, <strong>und</strong> ihrer Schüler <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e auch im Ausland der böhmisch-reformierten<br />

<strong>Kirche</strong> ansehnliche Hilfeleistungen zuteil geworden, sodass gar manche arme Gemeinde ihre<br />

Selbstständigkeit erlangen konnte.<br />

Die wohltätigen Wirkungen dieser Verbindung der böhmischen <strong>Kirche</strong> mit den reformierten auswärtigen<br />

Glaubensgenossen wurden bald merklich; in Böhmen <strong>und</strong> Mähren war der Heidelberger<br />

Katechismus ganz außer Gebrauch <strong>und</strong> in Vergessenheit geraten; die <strong>Kirche</strong> wurde auf dieses Kleinod<br />

aufmerksam gemacht; er erschien in neuer böhmischer Übersetzung, bearbeitet von Pfarrer H.<br />

von Tardy; die Prediger fingen an, ihn in <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> Schulen einzuführen, <strong>und</strong> die Gläubigen nahmen<br />

das Trostbüchlein mit Freuden an. Die <strong>Kirche</strong> begann den Mangel der <strong>Kirche</strong>nzucht zu empfinden;<br />

auf den Konventen verhandelte man über die Einführung derselben, <strong>und</strong> obwohl bis heute<br />

amtlich nichts Bestimmtes über die Zucht festgesetzt ist, so warten doch die gewissenhaften Prediger<br />

nicht erst auf den Befehl von oben, sondern handhaben die Zucht mit Hilfe des Presbyteriums<br />

im Geiste der Liebe <strong>und</strong> Sanftmut. Dabei ist sehr häufig die beachtenswerte Erfahrung der Pfarrer,<br />

dass die Erinnerung an die Zucht der alten Brüder in den Gemeinden noch rege geblieben ist. Wie<br />

überhaupt das Fleisch sich Gottes Gesetz nicht unterwerfen will, so beugt sich auch die jetzige Generation<br />

nicht gern unter die Zucht, dennoch erkennen selbst die Widerspenstigen die Notwendigkeit<br />

derselben unumw<strong>und</strong>en an.<br />

Im Jahre 1867 erfüllte die Regierung auch den Wunsch der ersten General-Synode, indem sie in<br />

den Oberkirchenrat den Consenior Hermann von Tardy berief, der bald darauf von der theologischen<br />

Fakultät den Doktortitel erhielt. Herr von Tardy gab dann eine Postille von Kohlbrügges Predigten<br />

in böhmischer Sprache heraus, welche Predigten um ihrer ges<strong>und</strong>en Lehre willen gar bald<br />

die geistliche Nahrung der Gläubigen wurden (Vergl. „Eine Stimme aus Böhmen“. Vorrede zur neuen<br />

<strong>Böhmisch</strong>en Postille von H. von Tardy. Halle 1871.) <strong>und</strong> die bis dahin gebrauchte lutherische<br />

Postille von Sartorius verdrängten.<br />

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