Der Aufschwung Böhmisch-Mährischen Kirche, - Licht und Recht
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Anstalt besonders auch durch Oberkirchenrat Dr. von Tardy eifrig unterstützt wird. Aus diesem Seminar<br />
ist schon mancher tüchtige Lehrer hervorgegangen. Dasselbe erhält einen jährlichen Beitrag<br />
aus dem Staatsunterstützungspauschale, der aber nicht hinreicht. Weitere Unterstützungen empfängt<br />
dasselbe aus der Schweiz, besonders von dem Komitee Genfer Fre<strong>und</strong>e zur Förderung der böhmisch-reformierten<br />
Schulen, <strong>und</strong> aus Basel. Ohne diese Unterstützungen könnte die Anstalt nicht<br />
bestehen. Oft war schon von einem Predigerseminar die Rede, da ja die theologische Fakultät in<br />
Wien für die Theologen, die aus der böhmischen <strong>Kirche</strong> kommen, nicht genug praktische Vorbildung<br />
gewähren kann. Doch hat dieser Wunsch nach einem Predigerseminar noch wenig Aussicht<br />
auf Erfolg. Möchte es dem Kaiser aber gefallen, der alten Hauptstadt Böhmens eine reformierte<br />
theologische Fakultät bei der Universität zu bewilligen, so wäre dem Wunsche der böhmisch redenden<br />
Reformierten gewiss vollkommen Genüge getan.<br />
Besonders schöne Erfolge erzielte die Töchter-Erziehungsanstalt in Krábšice bei Raudnitz in<br />
Böhmen – worauf wir an diesem Ort zu sprechen kommen, – durch Pfarrer Wenzel Šubert gegründet.<br />
Pfarrer Šubert machte merkwürdige Wandlungen durch; anfangs der sechziger Jahre war er eifrig<br />
national, veranstaltete nationale Feste <strong>und</strong> arbeitete mit römischen Priestern <strong>und</strong> Weltmenschen<br />
an der nationalen Erweckung der Böhmen; als er aber von Gottes Wort mehr Einsicht bekam, sagte<br />
er sich von dem allen los; er wurde aber dann ein eifriger Pietist, der im Eifer für die Allgemeinbekehrung<br />
sich wenig um das Wohl der reformierten <strong>Kirche</strong> bekümmerte; später schwand sein pietistischer<br />
Eifer, <strong>und</strong> er ward ein inniger Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Anhänger der reinen reformierten Lehre. Als Šubert<br />
ernster wurde begann er zunächst sein Augenmerk auf die geistliche Erweckung seiner Gemeinde<br />
zu richten, er hielt Gebetsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> eröffnete für die verwahrlosten Kinder seiner Gemeinde eine<br />
Kleinkinderbewahranstalt. Aus diesen geringen Anfängen entwickelte sich mit Hilfe ausländischer<br />
Fre<strong>und</strong>e, – besonders waren Engländer <strong>und</strong> Schotten seine Begünstiger, – die Erziehungsanstalt für<br />
Mädchen, die der <strong>Kirche</strong> schon viele gottesfürchtige Töchter erzogen hat. Die Anstalt wuchs mehr<br />
<strong>und</strong> mehr, sodass Šubert im Jahre 1872 sein Pfarramt niederlegte <strong>und</strong> nur die Leitung der Anstalt<br />
behielt; später wurde er zum Senior des Prager Bezirkes gewählt <strong>und</strong> starb im Jahre 1885. Die Anstalt<br />
blieb bestehen, fordert aber völlige Hingebung der Vorsteher; gegenwärtig steht sie unter Leitung<br />
des Pfarrers <strong>und</strong> Conseniors Gustav Šolthesz.<br />
Im Jahre 1871 entstand die Gemeinde in Hohenbruck bei Königgrätz, einem alten Sitz der Orebiten,<br />
– <strong>und</strong> berief zu ihrem ersten Pfarrer Ivan Fleischer.<br />
Im Jahre 1871 entstand auch die Gemeinde in Střitež bei Walachisch-Meseritsch in Mähren. Die<br />
Gemeinde in Groß-Lhota stand vor der Notwendigkeit, eine neue <strong>Kirche</strong> zu erbauen; da die hölzerne<br />
<strong>Kirche</strong> in Groß-Lhota baufällig <strong>und</strong> an einem unzugänglichen Orte gelegen ist, beschloss die<br />
Majorität der Gemeindeglieder die neue <strong>Kirche</strong> in Střitež zu bauen, <strong>und</strong> der Pfarrsitz wurde dorthin<br />
verlegt. Die Minorität in Groß-Lhota war mit diesem Beschluss nicht zufrieden, erstrebte aufs Neue<br />
die Selbstständigkeit, <strong>und</strong> so entstanden aus einer zwei Gemeinden. Herr Jan Karafiát ist hier Prediger.<br />
Im Jahre 1872 wurde die Filialgemeinde in Kladno von Prag aus, <strong>und</strong> im Jahre 1876 die Filialgemeinde<br />
in Groß-Bělč bei Königgrätz in Böhmen, <strong>und</strong> um dieselbe Zeit die Filialgemeinde in<br />
Jablunka bei Vsetin in Mähren gestiftet. In Přelouč bei Pardubitz in Böhmen wurde eine Predigtstation<br />
eröffnet, die so heranwuchs, dass im Jahr 1879 eine Filialgemeinde in Přelouč errichtet werden<br />
konnte.<br />
Im Jahre 1880 wurde die Filialgemeinde in Džbánov bei Leitomischl in Böhmen eine selbstständige<br />
Gemeinde, die zu ihrem ersten Pfarrer Bohumil Mareš, gewesenen Superintendentialvikar in<br />
Mähren, berief.<br />
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