Der Aufschwung Böhmisch-Mährischen Kirche, - Licht und Recht
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der Sonntagsheiligung, der <strong>Kirche</strong>nzucht <strong>und</strong> einem vor Gott aufrichtigen Wandel wird streng gewacht.<br />
Im Jahre 1883 eröffnete der Pfarrer von Auspitz F. Šebesta die Predigtstation in L<strong>und</strong>enburg an<br />
der Grenze von Nieder-Österreich, wo man bis dahin von „reformiert“ nichts wusste. L<strong>und</strong>enburg<br />
ist eine verkehrsreiche Stadt an der Grenzscheide zwischen Mähren, Ungarn <strong>und</strong> Nieder-Österreich,<br />
an einem Hauptpunkte der Eisenbahn; es halten sich dort viele Arbeiter auf, die die Nahrung für die<br />
Seele doppelt nötig haben. Die Station in L<strong>und</strong>enburg zählt schon über 80 Seelen, <strong>und</strong> wird der<br />
Gottesdienst dort in deutscher <strong>und</strong> böhmischer Sprache abgehalten. Es war am 29. Juli 1883, dass es<br />
mir selbst vergönnt war, in einer zu dem Zwecke gemieteten Arbeiterwohnung in deutscher Sprache<br />
das Evangelium zu predigen. Mitteilung der dort gemachten Erfahrungen weckten Liebe zu den<br />
Glaubensgenossen in der Ferne, <strong>und</strong> war es durch das hocherfreuliche Geschenk der Baronin van<br />
Tuyll van Zuylen möglich, dass die L<strong>und</strong>enburger Station einen passenden Betsaal erhielt.<br />
Im Jahre 1884 eröffnete Pfarrer Šára die Predigtstation in dem bekannten Braunau an der böhmisch-schlesischen<br />
Grenze, wo die Furie des dreißigjährigen Krieges ihren Anlass erhielt; der Gottesdienst<br />
wird da jeden vierten Sonntag in deutscher Sprache verrichtet.<br />
Im Jahre 1885 eröffnete der Brünner Reiseprediger Pokorný die Station in Namiest in Mähren,<br />
dem einst berühmten Sitze der böhmischen Brüder. Ebenso eröffnete derselbe Reiseprediger den 13.<br />
November 1887 die Predigtstation in Prerau, einer industrie- <strong>und</strong> verkehrsreichen Stadt in Mähren,<br />
wo die böhmischen Brüder einst eine blühende Gemeinde <strong>und</strong> Schule hatten; bis zum dreißigjährigen<br />
Kriege war hier alles reformiert, nun ist alles römisch. Die Lutheraner haben in Prerau eine Kapelle,<br />
in welcher viermal im Jahre Gottesdienst in deutscher Sprache abgehalten wird; für die böhmischen<br />
Reformierten war bisher gar keine Vorsorge getroffen worden; <strong>und</strong> doch sind noch im Jahre<br />
1843 zahlreiche Familien aus einem Orte bei Prerau zur reformierten <strong>Kirche</strong> übergetreten, wiewohl<br />
sie deswegen körperliche Misshandlungen zu erdulden hatten; so wurde eine Frau, weil sie<br />
nicht römisch bleiben wollte, so sehr misshandelt, dass sie unzeitig niederkam <strong>und</strong> das Gesicht <strong>und</strong><br />
Gehör verlor (Památnik, S. 213). Die Stationen in Braunau, Namiest <strong>und</strong> Prerau haben noch keine<br />
eigene Betsäle, <strong>und</strong> müssen sich mietweise behelfen.<br />
Auf die Predigtstationen in Städten sollte besonders die böhmische <strong>Kirche</strong> ihr Augenmerk gerichtet<br />
haben <strong>und</strong> auf deren Vermehrung bedacht sein; da die reformierten Gemeinden so zerstreut<br />
<strong>und</strong> meistens in entlegenen Ortschaften bestehen, so erleidet die <strong>Kirche</strong> gerade dadurch den größten<br />
Schaden. Von den Städten ist nur in Prag, Brünn, Třebenic, Loun, Kolin, Časlau, Kuttenberg, Lysa,<br />
Nimburg, Poděbrad, Chotzen, Hořitz, Hohenbruck, Auspitz, Neustadtl, Vsetin <strong>und</strong> L<strong>und</strong>enburg die<br />
reformierte Predigt vertreten, in allen übrigen Städten Böhmens <strong>und</strong> Mährens entbehren die Reformierten<br />
den Gottesdienst. Bei dem jetzigen Zufluss in die Städte können aber die Seelen nicht ohne<br />
geistliche Nahrung bleiben, überdies sind sie in dem beweglichen Stadtleben einer größeren Gefahr<br />
ausgesetzt sich zu entfremden; <strong>und</strong> falls die reformierte <strong>Kirche</strong> nicht für ihre Glieder in den Städten<br />
sorgt, so werden diese eine Beute der übrigen Religionsgenossenschaften, – <strong>und</strong> der reformierten<br />
<strong>Kirche</strong> ist der Zutritt in solche Städte dann versperrt. Es ist wahrnehmbar, wie Lutheraner <strong>und</strong><br />
Herrnhuter gerade diese Taktik befolgen, dass sie zuerst die Städte besetzen <strong>und</strong> sich die dort befindlichen<br />
Reformierten als Glaubensgenossen zueigenen; wie ja die meisten lutherischen Gemeinden<br />
in den Städten zum guten Teil aus reformierten Gemeindegliedern bestehen, <strong>und</strong> doch wird dem<br />
reformierten Element gar keine Rechnung getragen; ebenso haben die Herrnhuter aus den Reformierten<br />
sich Glieder zugezogen. Aus den Städten strömt der Gedankenwechsel in die konservativen<br />
Orte; werden die Städte gewonnen, so kann man hoffen, dass auch das Land folgen wird; denselben<br />
Gang nahm ja auch die Reformation. Freilich geht in dieser materialistischen Zeit die Evangelisati-<br />
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