Hugo von Hofmannsthal, Der Schwierige
Hugo von Hofmannsthal, Der Schwierige
Hugo von Hofmannsthal, Der Schwierige
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Crescence Dir?<br />
Hans Karl Aber tret' Sie dann gleich weg und misch Sie's nicht in die Konversation. Sie hat sich – ich hab'<br />
mich – wir haben uns miteinander verlobt.<br />
Crescence Du hast dich! Ja, da bin ich ja selig!<br />
Hans Karl Ich bitte Sie, jetzt vor allem zu bedenken, daß Sie mir versprochen hat, mir diese odiosen<br />
Konfusionen zu ersparen, denen sich ein Mensch aussetzt, der sich unter die Leut' mischt.<br />
Crescence Ich werd' gewiß nichts tun – Blick nach Stani.<br />
Hans Karl Ich hab' Ihr gesagt, daß ich nichts erklären werd', niemandem, und daß ich bitten muß, mir die<br />
gewissen Mißverständnisse zu ersparen!<br />
Crescence Werd' Er mir nur nicht stutzig! Das Gesicht hat Er als kleiner Bub' gehabt, wenn man Ihn<br />
konterkariert hat. Das hab' ich schon damals nicht sehen können! Ich will ja alles tun, wie Er will.<br />
Hans Karl Sie ist die beste Frau <strong>von</strong> der Welt, und jetzt entschuldig' Sie mich, der Ado hat das Bedürfnis,<br />
mit mir eine Konversation zu haben – die muß also jetzt in Gottes Namen absolviert werden. Küßt ihr die<br />
Hand.<br />
Crescence Ich wart' noch auf Ihn!<br />
Crescence, mit Stani, treten zur Seite, entfernt, aber dann und wann sichtbar.<br />
Elfte Szene<br />
Hechingen Du siehst mich so streng an! Es ist ein Vorwurf in deinem Blick!<br />
Hans Karl Aber gar nicht: ich bitt' um alles, wenigstens heute meine Blicke nicht auf die Goldwaage zu<br />
legen.<br />
Hechingen Es ist etwas vorgefallen, was deine Meinung <strong>von</strong> mir geändert hat? oder deine Meinung <strong>von</strong><br />
meiner Situation?<br />
Hans Karlin Gedanken verloren Von deiner Situation?<br />
Hechingen Von meiner Situation gegenüber Antoinette natürlich! Darf ich dich fragen, wie du über meine<br />
Frau denkst?<br />
Hans Karlnervös Ich bitt' um Vergebung, aber ich möchte heute nichts über Frauen sprechen. Man kann<br />
nichts analysieren, ohne in die odiosesten Mißverständnisse zu verfallen. Also ich bitt' mir's zu erlassen!<br />
Hechingen Ich verstehe. Ich begreife vollkommen. Aus allem, was du da sagst oder vielmehr in der zartesten<br />
Weise andeutest, bleibt für mich doch nur der einzige Schluß zu ziehen: daß du meine Situation für<br />
aussichtslos ansiehst.<br />
Zwölfte Szene<br />
Hans Karl sagt nichts, sieht verstört nach rechts.<br />
Vinzenz ist <strong>von</strong> rechts eingetreten, im gleichen Anzug wie im ersten Akt, einen kleinen runden Hut in der<br />
Hand.<br />
Crescence ist auf Vinzenz zugetreten.<br />
Hechingensehr betroffen durch Hans Karls Schweigen Das ist der kritische Moment meines Lebens, den ich<br />
habe kommen sehen. Jetzt brauche ich deinen Beistand, mein guter Kari, wenn mir nicht die ganze Welt ins<br />
Wanken kommen soll.<br />
Hans Karl Aber mein guter Ado – für sich, auf Vinzenz hinübersehend Was ist denn das?<br />
Hechingen Ich will, wenn du es erlaubst, die Voraussetzungen rekapitulieren, die mich haben hoffen<br />
lassen –<br />
Hans Karl Entschuldige mich für eine Sekunde, ich sehe, da ist irgendwelche Konfusion passiert. Er geht<br />
hinüber zu Crescence und Vinzenz.<br />
Hechingen bleibt allein stehen.<br />
Stani ist seitwärts zurückgetreten, mit einigen Zeichen <strong>von</strong> Ungeduld.<br />
Crescencezu Hans Karl Jetzt sagt er mir: du reist ab, morgen in aller Früh – ja was bedeutet denn das?<br />
Hans Karl Was sagt er? Ich habe nicht befohlen –<br />
Crescence Kari, mit dir kommt man nicht heraus aus dem Wiegel-Wagel. Jetzt hab' ich mich doch in diese<br />
Verlobungsstimmung hineingedacht!<br />
Hans Karl Darf ich bitten –<br />
Crescence Mein Gott, es ist mir ja nur so herausgerutscht!<br />
Hans Karlzu Vinzenz Wer hat Sie hergeschickt? Was soll es?<br />
Vinzenz Euer Erlaucht haben doch selbst Befehl gegeben, vor einer halben Stunde im Telephon.<br />
Hans Karl Ihnen? Ihnen hab' ich gar nichts befohlen.