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Hugo von Hofmannsthal, Der Schwierige

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Hans Karl schweigt.<br />

Crescence Hast du sie schon besucht, seit du aus dem Feld zurück bist?<br />

Hans Karl Nein, ich sollte natürlich.<br />

Crescencenach der Seite sehend So besuch' sie doch morgen und red' ihr ins Gewissen.<br />

Hans Karlbückt sich, wie um etwas aufzuheben Ich weiß wirklich nicht, ob ich gerade der richtige Mensch<br />

dafür wäre.<br />

Crescence Du tust sogar direkt ein gutes Werk. Dadurch gibst du ihr deutlich zu verstehen, daß sie auf dem<br />

Holzweg war, wie sie mit aller Gewalt sich hat vor zwei Jahren mit dir affichieren wollen.<br />

Hans Karlohne sie anzusehen Das ist eine Idee <strong>von</strong> dir.<br />

Crescence Ganz genau so, wie sie es heut' auf den Stani abgesehen hat.<br />

Hans Karlerstaunt Deinen Stani?<br />

Crescence Seit dem Frühjahr. Sie war bis zur Tür gegangen, kehrt wieder um, kommt bis zum Schreibtisch.<br />

Er könnte mir da einen großen Gefallen tun, Kari...<br />

Hans Karl Aber ich bitte doch um Gottes willen, so sag Sie doch!<br />

Er bietet ihr Platz an, sie bleibt stehen.<br />

Crescence Ich schick' Ihm den Stani auf einen Moment herunter. Mach' Er ihm den Standpunkt klar. Sag' Er<br />

ihm, daß die Antoinette – eine Frau ist, die einen unnötig kompromittiert. Kurz und gut, verleid' Er sie ihm.<br />

Hans Karl Ja, wie stellst du dir denn das vor? Wenn er verliebt in sie ist?<br />

Crescence Aber Männer sind doch nie so verliebt, und du bist doch das Orakel für den Stani. Wenn du die<br />

Konversation benützen wolltest – versprichst du mir's?<br />

Hans Karl Ja, weißt du – wenn sich ein zwangloser Übergang findet –<br />

Crescenceist wieder bis zur Tür gegangen, spricht <strong>von</strong> dort aus Du wirst schon das Richtige finden. Du<br />

machst dir keine Idee, was du für eine Autorität für ihn bist. Im Begriff hinauszugehen, macht sie wiederum<br />

kehrt, kommt bis an den Schreibtisch vor. Sag ihm, daß du sie unelegant findest – und, daß du dich nie mit<br />

ihr eingelassen hättest. Dann laßt er sie <strong>von</strong> morgen an stehen. Sie geht wieder zur Tür, das gleiche Spiel.<br />

Weißt du, sag's ihm nicht zu scharf, aber auch nicht gar zu leicht. Nicht gar zu sous-entendu. Und daß er ja<br />

keinen Verdacht hat, daß es <strong>von</strong> mir kommt – er hat die fixe Idee, ich will ihn verheiraten, natürlich will ich,<br />

aber – er darfs nicht merken: darin ist er ja so ähnlich mit dir: die bloße Idee, daß man ihn beeinflussen<br />

möcht' – ! Noch einmal das gleiche Spiel. Weißt du, mir liegt sehr viel dran, daß es heute noch gesagt wird,<br />

wozu einen Abend verlieren? Auf die Weise hast du auch dein Programm: du machst der Antoinette klar,<br />

wie du das Ganze mißbilligst – du bringst sie auf ihre Ehe – du singst dem Adolf sein Lob – so hast du eine<br />

Mission, und der ganze Abend hat einen Sinn für dich. Sie geht.<br />

Vierte Szene<br />

Vinzenzist <strong>von</strong> rechts hereingekommen, sieht sich zuerst um, ob Crescence fort ist, dann Ich weiß nicht, ob<br />

der erste Diener gemeldet hat, es ist draußen eine jüngere Person, eine Kammerfrau oder so etwas...<br />

Hans Karl Um was handelt sich's?<br />

Vinzenz Sie kommt <strong>von</strong> der Frau Gräfin Hechingen nämlich. Sie scheint so eine Vertrauensperson zu sein.<br />

Nochmals näher tretend. Eine verschämte Arme ist es nicht.<br />

Hans Karl Ich werde das alles selbst sehen, führen Sie sie herein.<br />

Vinzenz rechts ab.<br />

Fünfte Szene<br />

Lukasschnell herein durch die Mitte Ist untertänigst Euer Erlaucht gemeldet worden? Von Frau Gräfin<br />

Hechingen die Kammerfrau, die Agathe. Ich habe gesagt: Ich weiß durchaus nicht, ob Erlaucht zu Hause<br />

sind.<br />

Hans Karl Gut. Ich habe sagen lassen, ich bin da. Haben Sie zum Grafen Altenwyl telephoniert?<br />

Lukas Ich bitte Erlaucht untertänigst um Vergebung. Ich habe bemerkt, Erlaucht wünschen nicht, daß<br />

telephoniert wird, wünschen aber auch nicht, der Frau Gräfin zu widersprechen – so habe ich vorläufig nichts<br />

telephoniert.<br />

Hans Karllächelnd Gut, Lukas.<br />

Lukas geht bis an die Tür.<br />

Hans Karl Lukas, wie finden Sie den neuen Diener?<br />

Lukaszögernd Man wird vielleicht sehen, wie er sich macht.<br />

Hans Karl Unmöglicher Mann. Auszahlen. Wegexpedieren!<br />

Lukas Sehr wohl, Euer Erlaucht. So hab' ich mir gedacht.

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