Pressemappe - Musées de Strasbourg
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PRESSEMAPPE „INTERFERENZEN / INTERFERENCES. ARCHITEKTUR. DEUTSCHLAND - FRANKREICH, 1800 – 2000“<br />
MUSEUM FÜR MODERNE UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST STRASSBURG, 30. MÄRZ – 21. JULI 2013<br />
4. Projekt zur Aufnahme <strong>de</strong>r Straßburger Neustadt ins<br />
UNESCO-Welterbe (in Erweiterung <strong>de</strong>r „Gran<strong>de</strong>-Île“)<br />
Die Straßburger Neustadt: Geschichte und Einzigartigkeit<br />
Die Neustadt entstand im Zuge eines militärischen Projektes, das die Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Wilhelminischen<br />
Kaiserreiches ab 1871, als Straßburg Hauptstadt <strong>de</strong>s annektierten „Reichslan<strong>de</strong>s Elsass-Lothringen“<br />
wur<strong>de</strong>, umsetzen. Zunächst ging es <strong>de</strong>r Regierung darum, die Verteidigung Straßburgs durch die<br />
Errichtung von Forts am Stadtrand sowie <strong>de</strong>n Bau einer neuen Befestigungsanlage zu verbessern. Sehr<br />
bald zeigte sich, dass auch eine Erweiterung <strong>de</strong>r Stadt notwendig wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, um die neue Hauptstadt<br />
zu einer mo<strong>de</strong>rnen und angesehenen Metropole zu machen und Wohnraum für die zahlreichen<br />
zuwan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Reichs<strong>de</strong>utschen (Beamte, Professoren, Militärangehörige usw.) zu schaffen.<br />
Im Ergebnis <strong>de</strong>s daraus resultieren<strong>de</strong>n städtebaulichen Großprojekts verdreifachte sich die Gesamtfläche<br />
Straßburgs. Die Neustadt umschließt <strong>de</strong>n historischen Stadtkern vom Hauptbahnhof über <strong>de</strong>n Haguenau-<br />
Platz und <strong>de</strong>n Platz <strong>de</strong>r Republik, die Parks Conta<strong>de</strong>s und Orangerie, die Universität und das „Schweizer<br />
Viertel“ bis zum städtischen Krankenhaus.<br />
Für die Umsetzung <strong>de</strong>s 1880 beschlossenen Bebauungsplans wur<strong>de</strong>n außergewöhnliche technische und<br />
finanzielle Mittel aufgebracht. Auf einer Fläche von rund 400 Hektar entstan<strong>de</strong>n bis in die 1950er Jahre<br />
mehr als 10 000 Gebäu<strong>de</strong>. Die Straßburger Neustadt gehört heute zu <strong>de</strong>n am besten erhaltenen<br />
Stadterweiterungen dieser Art in Europa. In Deutschland wur<strong>de</strong> ein Großteil <strong>de</strong>r vergleichbaren Viertel<br />
während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges zerstört.<br />
Die Neustadt war nicht nur <strong>de</strong>r bauliche Ausdruck Wilhelminischer Politik, sie wur<strong>de</strong> auch zum<br />
Versuchsterrain für zahlreiche französische, elsässische und <strong>de</strong>utsche Architekten. Sie ließen sich von<br />
Baustilen <strong>de</strong>r Vergangenheit – insbeson<strong>de</strong>re Renaissance, Romanik, Gotik und Barock – inspirieren,<br />
interpretierten regionale Beson<strong>de</strong>rheiten neu und experimentierten mit <strong>de</strong>n großen Architekturtrends<br />
(z. B. <strong>de</strong>m Jugendstil), die um die Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> in europäischen Hauptstädten wie Paris, Brüssel und<br />
Budapest in Mo<strong>de</strong> waren.<br />
Bewerbung um die Aufnahme <strong>de</strong>r Neustadt ins UNESCO-Welterbe (in Erweiterung <strong>de</strong>r „Gran<strong>de</strong>-Île“)<br />
In ihrer Bewerbung schlägt die Stadt Straßburg vor, <strong>de</strong>n 1988 an das Stadtviertel Gran<strong>de</strong>-Île verliehenen<br />
Titel „UNESCO-Welterbe“ auf die Neustadt auszu<strong>de</strong>hnen. Im Laufe <strong>de</strong>r letzten zwanzig Jahre hat sich die<br />
Notwendigkeit gezeigt, <strong>de</strong>n „außergewöhnlichen universellen Wert 1 “ <strong>de</strong>s Viertels neu zu be<strong>de</strong>nken und<br />
seinen Anwendungsbereich zu erweitern. Dies ergab sich zum einen aus einer besseren Kenntnis <strong>de</strong>s<br />
Straßburger Kulturerbes im Allgemeinen und <strong>de</strong>r lange verkannten Neustadt im Beson<strong>de</strong>ren, zum<br />
an<strong>de</strong>ren aus <strong>de</strong>r größeren Wertschätzung <strong>de</strong>r vielfältigen und unversehrten historischen Bausubstanz <strong>de</strong>r<br />
Stadt.<br />
Die Bewerbung zielt darauf ab, das gesamte Kulturerbe Straßburgs besser zu dokumentieren, zu schützen<br />
und für Bewohner und Besucher zugänglicher zu machen. Ferner bekräftigt sie <strong>de</strong>n europäischen<br />
Charakter <strong>de</strong>r elsässischen Hauptstadt.<br />
Im Rahmen einer gemeinsamen Initiative wollen Stadt und Stadtgemeinschaft Straßburg, französischer<br />
Staat und Region Elsass zu einer besseren Kenntnis, Bewahrung und Nutzung <strong>de</strong>s Erbes beitragen. Das<br />
Projekt zur Neubewertung und Erweiterung <strong>de</strong>r unter Denkmalschutz stehen<strong>de</strong>n Stadtteile (unter Leitung<br />
<strong>de</strong>r Stadtgemeinschaft Straßburg, Laufzeit 2011-2017) und die Bestandsaufnahme <strong>de</strong>s städtebaulichen<br />
Erbes <strong>de</strong>r Neustadt (unter Leitung <strong>de</strong>s Service <strong>de</strong> l’Inventaire et du Patrimoine <strong>de</strong> la Région Alsace,<br />
Laufzeit 2010-2016) sind Teil dieser Bestrebungen.<br />
Wechselseitige Beeinflussung von Gran<strong>de</strong>-Île<br />
und Neustadt<br />
Das Bauerbe Straßburgs zeugt von wechselseitigen Einflüssen, die sich städtebaulich im Nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen römischen Ringmauer, <strong>de</strong>r mittelalterlichen Stadtstruktur und <strong>de</strong>r Großstadt <strong>de</strong>s 19. und<br />
20. Jahrhun<strong>de</strong>rts zeigen. Architektonisch schlägt sich dieser Austausch im Wechselspiel von rheinischen<br />
Stilelementen mit regional gefärbter französischer Baukunst und historisieren<strong>de</strong>m Eklektizismus <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Perio<strong>de</strong> nie<strong>de</strong>r. Gran<strong>de</strong>-Île und Neustadt waren von jeher ein großartiges Experimentierfeld.<br />
Ihre wechselseitigen Einflüsse sind Gegenstand einer im Rahmen <strong>de</strong>r Ausstellung erarbeiteten<br />
Präsentation.<br />
1 Laut UNESCO bezeichnet <strong>de</strong>r außergewöhnliche universelle Wert „eine kulturelle und/o<strong>de</strong>r natürliche Be<strong>de</strong>utung, die so außergewöhnlich ist, dass sie<br />
die nationalen Grenzen durchdringt und sowohl für gegenwärtige als auch für künftige Generationen <strong>de</strong>r gesamten Menschheit von Be<strong>de</strong>utung ist“ (s.<br />
UNESCO, Richtlinien für die Durchführung <strong>de</strong>s Übereinkommens zum Schutz <strong>de</strong>s Kultur- und Naturerbes <strong>de</strong>r Welt, 2008, § 49).<br />
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