Pressemappe - Musées de Strasbourg
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PRESSEMAPPE „INTERFERENZEN / INTERFERENCES. ARCHITEKTUR. DEUTSCHLAND - FRANKREICH, 1800 – 2000“<br />
MUSEUM FÜR MODERNE UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST STRASSBURG, 30. MÄRZ – 21. JULI 2013<br />
2. Aufbau <strong>de</strong>r Ausstellung<br />
I. GOTIK VERSUS KLASSIK: SIK: GRENZÛBERSCHREITENDE PASSIONEN<br />
Die Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s politischen Umsturzes zwischen Französischer Revolution und Juli-Monarchie und <strong>de</strong>r zur<br />
gleichen Zeit in Deutschland betriebenen nationalen Einigung zeichnete sich durch rege Bautätigkeit und<br />
architektonische Vielfalt aus. Nach 1789 formierten sich zwei unterschiedliche Bewegungen, in <strong>de</strong>nen<br />
sich <strong>de</strong>utsche und französische Architekten begegneten. Paris war ein Mekka für junge Architekten, die in<br />
die französische Hauptstadt kamen, um ihre Monumente zu studieren, darunter Friedrich Gilly und später<br />
auch sein Schüler Karl-Friedrich Schinkel.<br />
In <strong>de</strong>n Departements, die von <strong>de</strong>n Truppen <strong>de</strong>s Nationalkonvents in Deutschland gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />
waren, errichteten französische Ingenieure und Architekten eine neuartige Infrastruktur sowie<br />
Herrschaftsresi<strong>de</strong>nzen, wie das Kasseler Schloss. Die Werke <strong>de</strong>r napoleonischen Baumeister Percier und<br />
Fontaine fan<strong>de</strong>n beim König von Württemberg so großen Anklang, dass er ein Lustschloss bei ihnen in<br />
Auftrag gab; auch Schinkel schätzte die bei<strong>de</strong>n Architekten und inspirierte sich beim Entwurf <strong>de</strong>s Alten<br />
Museums in Berlin an ihren Bauten.<br />
Eine an<strong>de</strong>rer Trend in dieser Zeit waren romantische Reminiszenzen an die Burgen und Kathedralen <strong>de</strong>r<br />
Gotik. In aller Deutlichkeit manifestierte sich diese Strömung in Köln, wo die Fertigstellung <strong>de</strong>s Doms zu<br />
einem ein Anliegen von nationaler Be<strong>de</strong>utung wur<strong>de</strong>. An <strong>de</strong>r Baukunst <strong>de</strong>s Mittelalters entzün<strong>de</strong>ten sich<br />
die Debatten über die Prädominanz <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen o<strong>de</strong>r französischen Konzepts. So mag es nicht<br />
verwun<strong>de</strong>rn, dass die Entwürfe zur ersten neogotischen Kirche in Paris, <strong>de</strong>r Basilika Sainte-Clothil<strong>de</strong>, von<br />
<strong>de</strong>m gebürtigen Kölner Franz Christian Gau stammten.<br />
Victor Hugo, Burg en ruines, 1857<br />
plume, lavis d'encre brune, aquarelle ou encre bleue, gouache sur vélin<br />
20,8 x 28,8 cm. Maison <strong>de</strong> Victor Hugo, Paris © Maisons <strong>de</strong> Victor Hugo / Roger-Viollet<br />
II. BEGINN DES INDUSTRIEZEITALTERS<br />
In <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Jahrzehnten zwischen <strong>de</strong>n europäischen bürgerlichen Revolutionen von 1848 und <strong>de</strong>m<br />
Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wur<strong>de</strong>n Architektur und Bauen vom Verhältnis zur Geschichte<br />
und <strong>de</strong>m durch die Industrielle Revolution beför<strong>de</strong>rten Städtewachstum bestimmt. Neue, auf die<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierung und ihre Bedürfnisse abgestimmte Architekturformen entwickelten sich und prägten die<br />
Gestalt von Fabrikbauten ebenso wie die von Markthallen, Kaufhäuser und Bahnhöfe. Im Zuge <strong>de</strong>r<br />
Neubefestigung von Paris intra-muros, die <strong>de</strong>r Präfekt Haussmann ab 1854 im Auftrag von Napoleon III.<br />
betrieb, entstand auf <strong>de</strong>n Ruinen <strong>de</strong>r alten Stadt eine durchgängige mo<strong>de</strong>rne Stadtlandschaft. An diesem<br />
Mo<strong>de</strong>ll orientierten sich auch die Erweiterungsstrategien <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Großstädte, wie beispielsweise<br />
James Hobrechts Berliner Planung in <strong>de</strong>n 1860er Jahren.<br />
In Preußen und an<strong>de</strong>ren Provinzen wur<strong>de</strong> die Architektenausbildung, die sich bis dahin ausschließlich am<br />
Vorbild <strong>de</strong>r weiterhin von <strong>de</strong>utschen Stu<strong>de</strong>nten besuchten École <strong>de</strong>s Beaux-Arts und École Polytechnique<br />
orientiert hatte, neu organisiert. An <strong>de</strong>n Technischen Hochschulen entstan<strong>de</strong>n Institute und Aka<strong>de</strong>mien<br />
für Architektur.<br />
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