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culture | historie<br />
Der imposante Schaugiebel fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.<br />
Zwölf hochwertige Wohnungen sollen hier demnächst entstehen.<br />
Damals und Heute<br />
Historische Gebäude in ihrem Wandel – Teil 2<br />
W<br />
as machte Wolf Biermann vier<br />
Tage lang in der Behrenstraße<br />
14/15? Wo war einmal das Zentrum<br />
der modernen Textilkonfektion? Und<br />
wer verkehrte um 1800 im literarischen Salon?<br />
Antwort auf diese Fragen hat Autor Harald<br />
Neckelmann. Er hat zu interessanten Gebäuden<br />
in Mitte recherchiert und stellt sie in<br />
unserer Serie Damals und Heute gegenüber.<br />
Behrenstraße 14/15<br />
Das Wohn- und Geschäftshaus Behrenstraße<br />
14/15 an der Ecke Glinkastraße wurde für<br />
ein Bauvorhaben zuletzt um eine Etage aufgestockt.<br />
Der Bauträger Frankonia Eurobau<br />
plant in dem denkmalgeschützten Gebäude<br />
zwölf Wohnungen. Im Durchschnitt müssen<br />
Käufer dafür 6.000 Euro pro Quadratmeter<br />
bezahlen – mit einer Spanne von 3.500 bis<br />
12.000 Euro. So viel kosten die Penthouses,<br />
die damit zu den teuersten Wohnungen <strong>Berlin</strong>s<br />
gehören. Der Schaugiebel mit geflügeltem<br />
Wappentier wurde allerdings nicht rekonstruiert.<br />
Entworfen hat das Eckhaus 1898 Heinrich<br />
Theising, nach dem es (Palais Theising)<br />
benannt wurde. Vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
waren hier zuletzt unter anderem die Etag<br />
Erdöl- und Teerprodukten GmbH und die<br />
volkstümliche Pfälzer Weinstube Otto Kölsch<br />
vertreten. Das sandsteinverkleidete Gebäude<br />
bestand vor dem derzeitigen Umbau aus zwei<br />
Geschäftsetagen und einem darüber liegenden<br />
Wohnhausteil. Das Geschäftsgeschoss mit seiner<br />
Rundbogengliederung wirkt stabil und<br />
mächtig, die Wohngeschosse mit der schlanken<br />
Binnengliederung der Fenster und den<br />
filigranen Balkonen dagegen viel leichter. Der<br />
Architekt verwendete eine an der Romanik<br />
orientierte Grundstruktur, die mit barocken<br />
Ornamenten verziert und belebt wird. Das<br />
vierte Obergeschoss und die Dachaufbauten<br />
fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Geschichte<br />
geschrieben hat das Gebäude unmittelbar<br />
nach dem Fall der Mauer, als sich hier<br />
der erste Dienstsitz des Bundesbeauftragten<br />
für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes,<br />
die Gauck-Behörde, befand. Der Liedermacher<br />
Wolf Biermann studierte hier seine<br />
über ihn verfertigten Berichte. Vier Tage lang<br />
saß er im ersten Stock. Das Haus wurde in der<br />
DDR auch von der Staatssicherheit genutzt,<br />
sie soll von dort aus die Botschaften in der<br />
Umgebung bespitzelt haben. Den seit 1997<br />
stattfindenden Fundusverkauf von Requisiten<br />
der Komischen Oper und Staatsoper trifft man<br />
heute in einem Hof in der Mauerstraße 81/82.<br />
Fotos: links: Wikipedia; rechts: www.stadtbild-deutschland.de<br />
42 <strong>Berlin</strong>.<strong>Friedrichstraße</strong> Nr. 2 <strong>2014</strong>