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Berlin Friedrichstraße Ausgabe 2/2014 (Vorschau)

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culture | historie<br />

Der imposante Schaugiebel fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.<br />

Zwölf hochwertige Wohnungen sollen hier demnächst entstehen.<br />

Damals und Heute<br />

Historische Gebäude in ihrem Wandel – Teil 2<br />

W<br />

as machte Wolf Biermann vier<br />

Tage lang in der Behrenstraße<br />

14/15? Wo war einmal das Zentrum<br />

der modernen Textilkonfektion? Und<br />

wer verkehrte um 1800 im literarischen Salon?<br />

Antwort auf diese Fragen hat Autor Harald<br />

Neckelmann. Er hat zu interessanten Gebäuden<br />

in Mitte recherchiert und stellt sie in<br />

unserer Serie Damals und Heute gegenüber.<br />

Behrenstraße 14/15<br />

Das Wohn- und Geschäftshaus Behrenstraße<br />

14/15 an der Ecke Glinkastraße wurde für<br />

ein Bauvorhaben zuletzt um eine Etage aufgestockt.<br />

Der Bauträger Frankonia Eurobau<br />

plant in dem denkmalgeschützten Gebäude<br />

zwölf Wohnungen. Im Durchschnitt müssen<br />

Käufer dafür 6.000 Euro pro Quadratmeter<br />

bezahlen – mit einer Spanne von 3.500 bis<br />

12.000 Euro. So viel kosten die Penthouses,<br />

die damit zu den teuersten Wohnungen <strong>Berlin</strong>s<br />

gehören. Der Schaugiebel mit geflügeltem<br />

Wappentier wurde allerdings nicht rekonstruiert.<br />

Entworfen hat das Eckhaus 1898 Heinrich<br />

Theising, nach dem es (Palais Theising)<br />

benannt wurde. Vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

waren hier zuletzt unter anderem die Etag<br />

Erdöl- und Teerprodukten GmbH und die<br />

volkstümliche Pfälzer Weinstube Otto Kölsch<br />

vertreten. Das sandsteinverkleidete Gebäude<br />

bestand vor dem derzeitigen Umbau aus zwei<br />

Geschäftsetagen und einem darüber liegenden<br />

Wohnhausteil. Das Geschäftsgeschoss mit seiner<br />

Rundbogengliederung wirkt stabil und<br />

mächtig, die Wohngeschosse mit der schlanken<br />

Binnengliederung der Fenster und den<br />

filigranen Balkonen dagegen viel leichter. Der<br />

Architekt verwendete eine an der Romanik<br />

orientierte Grundstruktur, die mit barocken<br />

Ornamenten verziert und belebt wird. Das<br />

vierte Obergeschoss und die Dachaufbauten<br />

fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Geschichte<br />

geschrieben hat das Gebäude unmittelbar<br />

nach dem Fall der Mauer, als sich hier<br />

der erste Dienstsitz des Bundesbeauftragten<br />

für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes,<br />

die Gauck-Behörde, befand. Der Liedermacher<br />

Wolf Biermann studierte hier seine<br />

über ihn verfertigten Berichte. Vier Tage lang<br />

saß er im ersten Stock. Das Haus wurde in der<br />

DDR auch von der Staatssicherheit genutzt,<br />

sie soll von dort aus die Botschaften in der<br />

Umgebung bespitzelt haben. Den seit 1997<br />

stattfindenden Fundusverkauf von Requisiten<br />

der Komischen Oper und Staatsoper trifft man<br />

heute in einem Hof in der Mauerstraße 81/82.<br />

Fotos: links: Wikipedia; rechts: www.stadtbild-deutschland.de<br />

42 <strong>Berlin</strong>.<strong>Friedrichstraße</strong> Nr. 2 <strong>2014</strong>

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