JAHRES- BERICHT 2012 - Paracelsus-Kliniken
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KAPITEL 01 | EDITORIAL 5<br />
Dr. Manfred Georg Krukemeyer<br />
Vorsitzender der Gesellschafterversammlung<br />
war so groß, dass die ärztlichen Zuweiser verkü ndeten, keine<br />
Patienten nach Henstedt zu schicken. Das mü ssen Sie<br />
sich einmal vorstellen! Wir hatten fü r zwei Krankenhäuser<br />
kalkuliert – Betten, Mitarbeiter, Funktionseinrichtungen –,<br />
es kamen aber nur Patienten fü r ein Krankenhaus. Das hat<br />
mich Millionen gekostet. Daraufhin wollten wir das Krankenhaus<br />
in Henstedt-Ulzburg verkaufen. Weil aber kein Kaufinteressent<br />
fü r den Fortbestand garantieren wollte, haben<br />
wir das dann doch nicht gemacht. Uns war der Fortbestand<br />
des Hauses wichtiger als die Rendite.<br />
Schreibt das Krankenhaus heute immer noch rote Zahlen?<br />
Krukemeyer: Die Lage hat sich beruhigt, wir werden im nächsten<br />
Jahr die Verlustzone verlassen. Das Haus wird gut angenommen.<br />
Als börsennotiertes Unternehmen hätten wir uns<br />
das so nicht leisten können.<br />
Ist ein Börsengang von <strong>Paracelsus</strong> denn definitiv<br />
ausgeschlossen? Was, wenn Sie dringend zusätzliches<br />
Kapital fü r Investitionen benötigen?<br />
Krukemeyer: Ja, selbst fü r diesen Fall. Aber Investitionen sind<br />
ein wichtiges Stichwort: Die sind fü r die Krankenhäuser derzeit<br />
ü berlebenswichtig, weil die dualistische Finanzierung in<br />
einigen Bundesländern beendet wird. Wenn die Länder sich<br />
aber aus der Krankenhausfinanzierung verabschieden, dann<br />
tun sie das bewusst, weil sie wollen, dass der Markt sich<br />
selbst reguliert. Damit kommt die Privatisierungswelle erst<br />
so richtig ins Rollen.<br />
Warum schließen Sie einen Börsengang so kategorisch aus?<br />
Krukemeyer: Krankenhäuser gehören nicht an die Börse. Punkt.<br />
Ich kann nicht auf Dauer im Krankenhaus die Gewinne maximieren,<br />
wie es von den Aktionären erwartet wird. Wenn<br />
das möglich ist, ist unser System falsch. Es muss immer<br />
genü gend investiert werden. Dass es nicht funktioniert,<br />
lässt sich doch wunderbar an der vorerst gescheiterten<br />
Rhön-Übernahme demonstrieren. Bei einem Kaufpreis von<br />
drei Milliarden Euro muss man sich fragen: Wie soll das refinanziert<br />
werden? Wovon? Die Fallpauschalen decken die<br />
Kosten fü r die Fälle ab, also die Kosten der Behandlung,<br />
nicht aber den Kapitaldienst.<br />
„Niemand gibt ein gut<br />
gehendes saniertes Haus<br />
ab, das ein klares medi zinisches<br />
Konzept hat.“<br />
Jetzt betrachten Sie die Krankenhausversorgung als<br />
öffentliche Daseinsvorsorge, die notfalls auch trotz Verlusten<br />
zu finanzieren ist. Die Investitionen, die Sie tätigen,<br />
mü ssen doch irgendwie wieder verdient werden.<br />
Krukemeyer: Die Ausgaben fü r die Instandhaltung und das medizinische<br />
Gerät eines Krankenhauses durchaus, aber nicht<br />
ein Kaufpreis in Höhe von drei Milliarden Euro. Der Kaufpreis<br />
fü r eine Klinikkette hat mit Investitionen nichts zu tun.<br />
Aber Ihre Investitionen sollen sich doch auch rentieren.<br />
Krukemeyer: Die beinhalten aber auch noch Fördermittel vom<br />
Land. Am Neubau des Krankenhauses in Henstedt hat sich<br />
das Land beispielsweise mit 28 Millionen Euro beteiligt.<br />
Eine solche Summe kann ich mit dem Krankenhaus niemals<br />
refinanzieren. Bei Fresenius/Rhön liegt der Fall anders. Da<br />
sind zwei Krankenhausgruppen, die investieren, die ihre<br />
Förderanträge stellen, die ihre <strong>Kliniken</strong> fü hren. Und „on top“<br />
mü ssen drei Milliarden refinanziert werden. Das funktioniert<br />
nicht. Das ist nur die Gier der Börse.<br />
Jahresbericht <strong>2012</strong>