21.05.2014 Aufrufe

Juli/August 2013 - pharmaSuisse

Juli/August 2013 - pharmaSuisse

Juli/August 2013 - pharmaSuisse

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

18<br />

7-8 / <strong>2013</strong><br />

Mehr Sicherheit dank Rezept<br />

Sie haben ein Recht darauf!<br />

Wie soll man reagieren, wenn einem der Arzt eine Medikamentenpackung in die Hand<br />

drückt, statt ein Rezept auszustellen? Die Stiftung SPO Patientenschutz gibt Tipps.<br />

Angela Brunner, <strong>pharmaSuisse</strong><br />

Ein Rezept bringt viele Vorteile. Nach<br />

Möglichkeit kann der Apotheker dem<br />

Patienten ein günstigeres Generikum oder<br />

eine kleinere Packung vorschlagen. Falls<br />

hingegen die verschriebene Dosierung zu<br />

hoch ist oder gefährliche Wechselwirkungen<br />

bestehen, kontaktiert der Apotheker<br />

den behandelnden Arzt. Durch diese zusätzliche<br />

und fachlich qualifizierte Kontrolle<br />

gewinnt der Patient an Sicherheit.<br />

Wahlfreiheit<br />

Grundsätzlich hat jeder Patient die Wahlfreiheit,<br />

wo und wann er seine Medikamente<br />

beziehen möchte. In der Praxis wird<br />

diese jedoch durch verschiedene Faktoren<br />

eingeschränkt. Beispielsweise wenn für<br />

bestimmte Versicherungsmodelle die Auflage<br />

besteht, dass die Krankenkasse nur<br />

Leistungen von ihren Vertragsapotheken<br />

vergütet. Der Stiftung SPO Patientenschutz<br />

sind zudem mehrere Fälle bekannt, in denen<br />

sich der Arzt weigerte, ein entsprechendes<br />

Rezept auszustellen. Stattdessen<br />

drückte er dem Patienten eine Packung<br />

Medikamente aus seiner limitierten Apotheke<br />

in die Hand.<br />

Margrit Kessler, Stiftung SPO Patientenschutz<br />

Druck auf Patienten<br />

«Der Druck vom Arzt auf den Patienten<br />

wächst. Immer mehr Leute melden sich bei<br />

uns, weil sich ihr Arzt weigert, ein Rezept<br />

auszustellen», sagt Margrit Kessler von der<br />

Stiftung SPO Patientenschutz. Betroffen seien<br />

vor allem Personen in jenen Kantonen,<br />

in denen Ärzte Medikamente selbst verkaufen<br />

dürfen. Durch diese sogenannte Selbstdispensation<br />

(SD) erwirtschaften diese<br />

Ärzte einen lukrativen Zusatzverdienst. Auf<br />

der Strecke bleibt bei diesem System u. a.<br />

das bewährte 4-Augen-Prinzip bzw. die<br />

Sicherheitskontrolle durch den Apotheker.<br />

Ein Rezept bietet zusätzliche Sicherheit<br />

Recht auf Rezept<br />

Die Stiftung SPO Patientenschutz empfiehlt<br />

daher, vom Recht auf Wahlfreiheit<br />

Gebrauch zu machen und beim Arzt stets<br />

ein schriftliches Rezept zu verlangen. Dieses<br />

kann der Patient dann in seiner Apotheke<br />

einlösen. «Es ist wichtig, dass alle Fäden<br />

in der Stammapotheke zusammenlaufen»,<br />

sagt Kessler. Nur so hat die Stammapotheke<br />

den Überblick, welche Medikamente<br />

ihr Patient einnimmt – unabhängig davon,<br />

von welchem Arzt sie verschrieben werden.<br />

Dies hilft dem Apotheker, neu verschriebene<br />

Medikamente auf gefährliche<br />

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln<br />

zu prüfen und allfällige Risiken frühzeitig<br />

zu erkennen. «Der eigentliche Spezialist<br />

für Medikamente ist der Apotheker, nicht<br />

der Arzt», wie Margrit Kessler betont. Der<br />

einzelne Arzt verfüge weder über die notwendigen<br />

Informationen der möglichen<br />

Wechselwirkungen noch die entsprechende<br />

Ausbildung.<br />

Besser informiert<br />

Bei Bedarf Arzt wechseln<br />

Falls sich ein Arzt weigert, ein Rezept auszustellen,<br />

kann man dies der Stiftung SPO<br />

Patientenschutz oder dem Kantonsarzt<br />

melden. In derartigen Fällen rät die SPO<br />

meist, den Arzt zu wechseln. Eine Alternative<br />

in der Nähe zu finden, ist jedoch nicht<br />

immer einfach, da Hausärzte laut Kessler<br />

aufgrund des wachsenden Mangels an<br />

Fachpersonen mittlerweile zu einer «seltenen<br />

Spezies» gehören.<br />

Mehr Risiko statt Sicherheit?<br />

Gerade in SD-Gebieten wird dies zunehmend<br />

zum Problem. Erfahrungsgemäss<br />

würden sich viele Betroffene dem Druck des<br />

Arztes beugen und bei ihm Medikamente<br />

beziehen. Die SPO will die Verbreitung<br />

des SD-Modells beobachten und allenfalls<br />

eine gesetzliche Verankerung des Rechtes<br />

auf Wahlfreiheit fordern. Für Kessler ist klar:<br />

«Die Sicherheit des Patienten ist nicht mehr<br />

gewährleistet, wenn das 4-Augen-Prinzip<br />

nicht spielt.» Ihrer Meinung nach könnte es<br />

künftig zu mehr Zwischenfällen kommen,<br />

welche mit der bewährten Arbeitsteilung<br />

von Arzt und Apotheker vermeidbar gewesen<br />

wären.<br />

n<br />

Entscheiden Sie selbst, wo und wann Sie Ihre Medikamente beziehen<br />

möchten. Im Merkblatt der Stiftung SPO Patientenschutz erfahren Sie,<br />

welche Rechte Sie als Patient haben.<br />

Mehr Informationen finden Sie auf www.spo.ch und www.<strong>pharmaSuisse</strong>.org

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!