politikorange zur Berlinwahl 2006 - Politikorange.de

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orangenhaut
WAHLZEIT
AUF LEEREN MAGEN
Am 17. September ist Wahlzeit.
Mahlzeit - manchmal fühlt man sich wie im Supermarkt.
Eine Glosse von Ali Aslan Gümüsay
JA ZUM VOLKSENTSCHEID!
DER VOLKSENTSCHEID ÜBER DEN VOLKSENTSCHEID.
Neben den Parteien steht am Tag der Wahl noch etwas
anderes zur Abstimmung: Ein Volksentscheid,
der die Zukunft aller Volksentscheide verändern könnte.
Eine Glosse von Daniela Uhrich
W
ahlzeit ist Mahlzeit. An
den Ständen der Parteien
gibt es gut zu essen. Das
war schon immer so. Das wird so bleiben.
Konservatismus pur. Es ist aber
auch Zeit der Veränderungen. Alles, so
scheint es, wird sich ändern. So heißt
es. So sagt man. So hört man. Politik
wird zum Angebotsdienstleister. Auf
der Suche nach Nachfrage. Ein-Tag-
Kapitalismus am 17. September in
Berlin. Oligopolstellung der Parteien.
Wenig Angebote. Kaum Produktunterschiede.
Unschärfe. Im Schlussverkauf
vor 18.00 Uhr muss man spätestens
einkaufen, ansonsten verfällt
der Gutschein. Und Gutscheine, die
nimmt man mit. Da kennt man nichts.
Und nach der Wahl? Der Markt löst
sich auf. Ausverkauft. Geschlossen.
Die Produkte unterstehen keiner
Marktkontrolle mehr. Marktversagen
ohne Markt – nicht möglich. Dagegen
erhält die Regierungspartei eine
Monopolstellung. Kein Kartellamt.
Keine zwei- oder einjährige Garantie
wie üblich. Dafür eine auf 4 Jahre
befristete Monopolstellung und
Wettbewerbsflaute. Da hungert man.
Wird bei Brot und Wasser gehalten,
obwohl man doch die schönen roten,
grünen, gelben und schwarzen Gummibärchen
so gerne aß. Ganz auf seine
Geschmacksnerven hat man sich beim
Griff nach dem Süßen gerichtet. Nun
gähnende Leere – im Magen. Und
nach der Flaute kommt die zyklische
Hochzeit der nächsten Wahl. Auf
leerem Magen. Wie ein Rad der Zeit.
Unaufhaltbar. Nur mitlebbar.
D
er Begriff ist selbsterklärend:
das Volk entscheidet.
Bei der Volksabstimmung
am 17. September entscheidet der
Wähler, ob er in Zukunft bei Volksentscheiden
entscheiden möchte.
Bei dem Volksentscheid über den
Volksentscheid hat der geneigte Bürger
die Chance sich selbst mehr Mitbestimmungsrechte
zu geben. Heißt:
gibt er dem Volksentscheid jetzt seine
Stimme, wird er in Zukunft die Gelegenheit
haben direkte Demokratie auszuüben.
Und wir wünschen sie uns alle,
die direkte Demokratie, die wirkliche
Herrschaft des Volkes. Wozu Politiker
– einfache Sachentscheidungen treffen
die Bürger am Besten alleine. Zum
Beispiel den Einstieg in eine teilweise
Steuerfinanzierung von gesamtgesellschaftlichen
Aufgaben der gesetzlichen
Krankenversicherung. Oder die
zukunftsfähigen Rahmenbedingungen
für ein wirksames Umweltrecht im
föderalen Deutschland. Um wirklich
überall teilnehmen, überall mitmachen
zu können, wird sich der bundesdeutsche
Durchschnitt lernbeflissen mit
Politiklektüre versorgen müssen. Lediglich
einen negative Aspekt birgt dieser
Entscheid des Volkes: Einkaufen bei
Aldi kann man nicht mehr, denn die
Kasse ist unbesetzt, das neue Gebäude
gegenüber vom Supermarkt bleibt
Fundament und den Wasserschaden
im Badezimmer muss man alleine
beheben. Ehemalige Kassiererinnen,
Ärzte oder Beamte verbringen ihren
Tag jetzt zu Hause, lesend, sich bildend.
Die Deutschen auf dem Weg zu einem
mündigen, selbst bestimmenden Volk.
Die Arbeit müssen andere erledigen.
frisch. fruchtig. selbstgepresst.
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