Achtung, nAturgefAhr ! - Kanton Bern
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Gefahren ist man ausgesetzt – Risiken geht man ein<br />
«Katastrophen kennt allein der Mensch, sofern er<br />
sie überlebt. Die Natur kennt keine Katastrophen.»<br />
(Max Frisch, 1981)<br />
Frank (Grimselstrasse, 2001)<br />
Das Dichterwort von Max Frisch offenbart<br />
das Dilemma, das unseren Umgang mit entfesselten<br />
Naturgewalten prägt: Naturgefahren<br />
werden ausschliesslich aus der Sicht des<br />
Menschen definiert. Es sind extreme Ereignisse,<br />
die menschliches Leben bedrohen,<br />
menschliche Einrichtungen antasten oder<br />
menschliche Empfindlichkeiten verletzen.<br />
In diesem Konfliktbereich treffen individuelle<br />
Ansprüche und gesellschaftliche Erwartungen<br />
auf Prozesse und Abläufe, die<br />
ganz unterschiedliche Merkmale haben:<br />
• Standortgebundenheit.<br />
Manche Naturgefahren sind an bestimmte<br />
geologische oder topografische Verhältnisse<br />
gebunden (etwa Steinschlag).<br />
• Zeitgebundenheit.<br />
Manche Naturgefahren treten nur in gewissen<br />
Jahreszeiten und bei bestimmten<br />
Witterungen auf (etwa Lawinen).<br />
• Spontaneität.<br />
Manche Naturgefahren treten überraschend<br />
(spontan) auf, andere manifestieren<br />
sich als kontinuierliche (permanente)<br />
Prozesse.<br />
• Beeinflussbarkeit.<br />
Manche Naturgefahren lassen sich durch<br />
Massnahmen an der Gefahrenquelle beeinflussen<br />
(etwa Lawinen), bei anderen<br />
Naturgefahren sind solche Möglichkeiten<br />
kaum oder gar nicht vorhanden (etwa<br />
bei Hangmuren nach Starkregen).<br />
1<br />
Schadenereignisse verlaufen je<br />
nach Prozess und Rahmenbedingungen<br />
ganz unterschiedlich. Der<br />
grösstmögliche Schaden kann<br />
entweder schlagartig eintreten,<br />
etwa bei Lawinen, oder er erreicht<br />
sein volles Ausmass erst durch<br />
eine Verkettung von Ereignissen,<br />
beispielsweise bei Hochwassern<br />
(Fotos unten und unten rechts):<br />
1 Geschiebe, Rutschmaterial<br />
und Schwemmholz werden vom<br />
Hochwasser mitgerissen und<br />
füllen das Gerinne auf.<br />
2 Die Wassermassen stauen sich<br />
an Engstellen auf, brechen aus,<br />
suchen sich weiträumig neue<br />
Abflusswege, reissen Strassen<br />
und Leitungen auf, lagern grossflächig<br />
Geschiebe ab und zerstören<br />
unter Umständen Häuser.<br />
Gefahr<br />
Eine Gefahr ist ganz allgemein<br />
ein Zustand, Umstand oder Vorgang,<br />
der Schäden verursachen<br />
oder Opfer fordern kann. Von<br />
Naturgefahren spricht man,<br />
wenn natürliche Prozesse die<br />
Ursache für den Zustand, Umstand<br />
oder Vorgang sind, der Kulturlandschaften,<br />
Menschen, Siedlungen<br />
oder Infrastrukturen<br />
bedroht. Verschiedene Faktoren<br />
bestimmen, ob gefährliche Prozesse<br />
überhaupt ausgelöst werden:<br />
• Grunddisposition.<br />
Über längere Zeit gleichbleibende<br />
und vom Relief bzw. von der<br />
Geologie abhängige Anfälligkeit<br />
für gefährliche Prozesse.<br />
• Variable Disposition.<br />
Von Tages- oder Jahreszeit abhängige<br />
Grössen, etwa der Wasserhaushalt<br />
in einem potenziellen<br />
Felssturzgebiet (Foto oben).<br />
• Auslösendes Ereignis.<br />
Setzt bei gegebener Disposition<br />
den gefährlichen Prozess in<br />
Gang. Auslösende Ereignisse<br />
sind zum Beispiel Gewitter oder<br />
lang anhaltende Niederschläge.<br />
Häsler (Lütschental, 23. August 2005)<br />
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