Download des Lageberichts der AGAB als PDF - Produktion
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Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
Lagebericht 2012/2013<br />
Mit Globalisierung und Flexibilität<br />
den Wettbewerb meistern<br />
Beiträge zum Industrieanlagenbau
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau im VDMA<br />
Stand: 01.03.2013<br />
ABB AUTOMATION GMBH<br />
ALD VACUUM TECHNOLOGIES GMBH<br />
ALSTOM DEUTSCHLAND AG<br />
ALSTOM POWER GMBH<br />
ALSTOM BOILER DEUTSCHLAND GMBH<br />
BOSCH REXROTH AG<br />
BÜHLER GMBH<br />
CATERPILLAR MOTOREN GMBH & CO. KG<br />
UNTERNEHMENSBEREICH CAT POWER GENERATING SYSTEMS<br />
CHEMIEANLAGENBAU CHEMNITZ GMBH<br />
CLAUDIUS PETERS PROJECTS GMBH<br />
COPERION GMBH<br />
DIEFFENBACHER GMBH MASCHINEN- UND ANLAGENBAU<br />
DOOSAN LENTJES GMBH<br />
FERROSTAAL GMBH<br />
FERROSTAAL INDUSTRIEANLAGEN GMBH<br />
FLSMIDTH HAMBURG GMBH<br />
FRIEDRICH KOCKS GMBH & CO. KG<br />
HITACHI POWER EUROPE GMBH<br />
HUMBOLDT WEDAG GMBH<br />
JOSEF MEISSNER GMBH & CO. KG<br />
KRAUSSMAFFEI BERSTORFF GMBH<br />
KRONES AG<br />
KUKA SYSTEMS GMBH<br />
LINDE AG DIVISION ENGINEERING<br />
LINDE ENGINEERING DRESDEN GMBH<br />
LURGI GMBH<br />
MARTIN GMBH FÜR UMWELT- UND ENERGIETECHNIK<br />
OUTOTEC GMBH<br />
SIEMENS AG INDUSTRY SECTOR - INDUSTRY SOLUTIONS DIVISION<br />
SIEMENS AG ENERGY SECTOR – ENERGY SOLUTIONS<br />
SIEMENS VAI METALS TECHNOLOGIES GMBH<br />
SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU GMBH & CO. KG<br />
SMS SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT<br />
THYSSENKRUPP RESOURCE TECHNOLOGIES GMBH<br />
THYSSENKRUPP UHDE GMBH<br />
VOITH GMBH<br />
Mannheim<br />
Hanau<br />
Mannheim<br />
Mannheim<br />
Stuttgart<br />
Lohr am Main<br />
Braunschweig<br />
Kiel<br />
Chemnitz<br />
Buxtehude<br />
Stuttgart<br />
Eppingen<br />
Ratingen<br />
Essen<br />
Geisenheim<br />
Pinneberg<br />
Hilden<br />
Duisburg<br />
Köln<br />
Köln<br />
Hannover<br />
Neutraubling<br />
Augsburg<br />
München, Pullach<br />
Dresden<br />
Frankfurt am Main<br />
München<br />
Oberursel, Köln<br />
Erlangen<br />
Erlangen<br />
Linz<br />
Krefeld<br />
Düsseldorf, Hilchenbach<br />
Beckum, Essen<br />
Dortmund, Bad Soden<br />
Heidenheim
Großanlagenbau in Zahlen<br />
(Angaben in Milliarden Euro)<br />
2008 2009 2010 2011 2012 Verän<strong>der</strong>ung<br />
2012/2011<br />
Auftragseingang 32,8 22,1 22,4 24,9 20,5 -18%<br />
Inland 6,5 3,9 4,8 6,6 3,9 -41%<br />
Ausland 26,3 18,3 17,6 18,3 16,6 -9%<br />
davon<br />
Asiatisch-Pazifischer Raum 4,5 2,9 3,2 5,1 4,9 -4%<br />
Industrielän<strong>der</strong> 8,7 4,7 4,9 4,0 3,3 -17%<br />
Osteuropa und GUS 4,3 2,8 2,0 1,9 2,4 28%<br />
Naher und Mittlerer Osten 2,4 4,6 2,9 4,0 1,8 -55%<br />
Übrige Welt 6,5 3,3 4,6 3,3 4,2 26%<br />
Umsatz 21,9 22,0 22,1 22,4 22,6 1%<br />
Auslandsanteil (in %) 80,2 82,5 78,8 73,4 81,0<br />
Kundenlän<strong>der</strong> 113 110 109 113 117<br />
Beschäftigte in Deutschland 58.400 59.600 60.700 59.800 59.200 -1%<br />
Abbildung 1<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
Gesamt-Auftragseingang nach Regionen 2012<br />
Gesamt-Auftragseingang nach Anlagen 2012<br />
Naher und<br />
Mittlerer<br />
Osten<br />
8,8%<br />
Osteuropa<br />
und GUS<br />
11,6%<br />
Übrige Welt<br />
20,5%<br />
Industrielän<strong>der</strong><br />
16,2%<br />
Inland<br />
19,0%<br />
Asiatisch-<br />
Pazifischer<br />
Raum<br />
23,8%<br />
Sonstige<br />
Anlagen<br />
18,5%<br />
Anlagen für<br />
die Rohstoffför<strong>der</strong>ung<br />
3,4%<br />
Ersatzteil- und<br />
Kleinaufträge<br />
11,4%<br />
Elektrotechnische<br />
Ausrüstungen Chemieanlagen<br />
5,9%<br />
6,3%<br />
Kraftwerke<br />
41,3%<br />
Hütten- und<br />
Walzwerke<br />
13,2%<br />
Abbildung 2<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
Abbildung 3<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
Großanlagenbau – Portrait einer<br />
weltweit bedeutenden Branche<br />
Großanlagenbauer im Sinne <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>) sind Unternehmen<br />
mit <strong>der</strong> Fähigkeit, auf Basis umfassen<strong>der</strong><br />
Kenntnis <strong>des</strong> verfahrenstechnischen Prozessablaufs<br />
ein- o<strong>der</strong> mehrm<strong>als</strong> jährlich kundenspezi -<br />
fische Industrieanlagen im Wert von jeweils<br />
min<strong>des</strong>tens 25 Mio. € zu bauen.<br />
Großanlagenbau ist die gesamtverantwortliche<br />
Kombination und Integration verschiedener Lie -<br />
f erungen und Leistungen zu einem funktionsfähi -<br />
gen System (Industrieanlage) zur Bewirkung<br />
eines Prozessablaufs, <strong>der</strong> verschiedene, miteinan<strong>der</strong><br />
verbundene, Prozessschritte umfasst. Zu<br />
den Lieferungen <strong>des</strong> Großanlagenbaus gehören<br />
im Wesentlichen Teilanlagen, Maschinen, Apparate,<br />
Komponenten, verbindende Elemente (z.B.<br />
Gerüste, Rohrleitungen, Verkabelungen) sowie<br />
Software, zu den Leistungen im Wesentlichen<br />
Dokumentation und Schulung, Finanzierung,<br />
Herstellung und/o<strong>der</strong> weltweiter Einkauf, Inbetriebnahme,<br />
Instandhaltung, Konstruktion, Lieferung,<br />
Montage sowie Planung (in alphabetischer<br />
Reihenfolge). Dementsprechend zählen beispiels -<br />
weise die Hersteller von Kraftwerken, Stahlfabriken<br />
und Chemieanlagen zum Großanlagenbau.<br />
Insgesamt liefert die Branche Anlagen an über<br />
zwanzig unterschiedliche Industriebereiche.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft akquirie -<br />
r en einen Auftragseingang von rund 25 Mrd. €<br />
(Durchschnitt <strong>der</strong> Jahre 2008-2012) und haben<br />
einen Weltmarktanteil von ca. 17%. Sie beschäftigen<br />
in Deutschland rund 60.000 hochqualifizierte<br />
Mitarbeiter sowie weitere 120.000 an<br />
internationalen Standorten und üben mit einer<br />
Zulieferquote von ca. 75% einen beträchtlichen<br />
Mitnahmeeffekt auf den mittelständischen<br />
Maschinen- und Anlagenbau aus. Von den Projekten<br />
hängen etwa 170.000 weitere Arbeitsplätze<br />
in zuliefernden Unternehmen ab. Die<br />
deutschen Großanlagenbauer pflegen Kontakte<br />
zu Kunden in nahezu allen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt<br />
und lieferten in den letzten Jahren über drei<br />
Viertel ihrer Erzeugnisse ins Ausland. Mit <strong>der</strong><br />
Erschließung neuer und <strong>der</strong> Pflege entwickelter<br />
Märkte leistet die Branche einen erheblichen<br />
Beitrag zur Anbahnung und Erhaltung deutscher<br />
Wirtschaftsbeziehungen im Ausland. Häufig ist<br />
sie Pionier <strong>der</strong> industriellen Entwicklung aufstreben<strong>der</strong><br />
Regionen und Wegbereiter für die nachfolgende<br />
Exportwirtschaft.<br />
Mit <strong>der</strong> Errichtung von Anlagen zur <strong>Produktion</strong><br />
von Nahrungsmitteln, Textilien o<strong>der</strong> Baustoffen<br />
sowie zur Wasser- und Abwasserbehandlung<br />
und Energieerzeugung ist <strong>der</strong> Großanlagenbau<br />
maßgeblich an Aufbau und Aufrechterhaltung<br />
<strong>der</strong> menschlichen Grundversorgung beteiligt.<br />
Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung von<br />
Bodenschätzen ermöglichen die industrielle Nut -<br />
z ung <strong>des</strong> natürlichen Reichtums von Regionen,<br />
<strong>der</strong> Auf- und Ausbau leistungsfähiger Infrastrukturen<br />
sowie industrieller <strong>Produktion</strong>seinrichtungen<br />
schafft Voraussetzungen für wirtschaflichen<br />
Fortschritt und Wohlstand. Schließlich legt <strong>der</strong><br />
Großanlagenbau auch die Grundlage für hochentwickelte<br />
Industrieproduktionen, z.B. von pharmazeutischen<br />
Erzeugnissen, regenerativen Energieträgern<br />
o<strong>der</strong> Halbleitern. In allen Sektoren setzt er<br />
Maßstäbe in <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit, <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />
sowie im Umweltschutz <strong>der</strong> Anlagen.<br />
Neben <strong>der</strong> weltweiten Präsenz zählen Technologieführerschaft<br />
und Innovationskraft sowie die<br />
Fähigkeit zur Entwicklung und Realisierung kundenspezifischer<br />
Gesamtlösungen, die auch<br />
Finanzierungen einschließen, zu den Tragpfeilern<br />
<strong>der</strong> internationalen Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong><br />
<strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong>. Eine weitere Säule ist ihr exzellentes<br />
methodisches Wissen im Projekt- und im<br />
Risikomanagement. Die Unternehmen gehören<br />
zu den Weltmarktführern in <strong>der</strong> Herstellung<br />
industrieller <strong>Produktion</strong>s- und Energieerzeugungsanlagen<br />
und bewegen sich auf Märkten<br />
mit langfristig beständiger sowie wachsen<strong>der</strong><br />
Nachfrage. Die steigende Weltbevölkerung, die<br />
wachsende Kaufkraft und zunehmende Qualitätsansprüche<br />
<strong>der</strong> Verbraucher sowie ein zunehmen<strong>des</strong><br />
globales Nachhaltigkeitsbewusstsein<br />
werden auch zukünftig für einen weltweiten<br />
Bedarf an <strong>Produktion</strong>skapazitäten für Energie,<br />
Roh- und Grundstoffe sowie Ressourcen schonende<br />
<strong>Produktion</strong>stechnologien sorgen. Wenig<br />
beeinflusst von teils kurzlebigen Trends <strong>der</strong> Konsumgüterindustrien<br />
ist <strong>der</strong> Großanlagenbau<br />
eine auf lange Sicht wertstabile Branche.
Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
Lagebericht 2012/2013<br />
Mit Globalisierung und Flexibilität den<br />
Wettbewerb meistern<br />
Beiträge zum Industrieanlagenbau
VDMA – LAGEBERICHT 1<br />
Inhalt<br />
Inhalt<br />
3 Vorwort<br />
4 Das Wichtigste in Kürze<br />
7 Wirtschaftspolitische For<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
7 Exportfinanzierung<br />
12 Steuerpolitik<br />
13 Verkehrspolitik<br />
15 Geschäftsentwicklung<br />
17 Inlandsgeschäft<br />
19 Auslandsgeschäft<br />
24 Asiatisch-Pazifischer Raum<br />
27 Industrielän<strong>der</strong><br />
29 Osteuropa und GUS<br />
31 Naher und Mittlerer Osten<br />
33 Übrige Welt<br />
35 Umfeld und Trends im Großanlagenbau<br />
35 Allgemeines Marktumfeld und Kundenerwartungen<br />
39 Trends in den Unternehmen<br />
44 Branchenberichte und Geschäftsaussichten<br />
45 Kraftwerke<br />
49 Hütten- und Walzwerke<br />
55 Verfahrenstechnische Chemieanlagen<br />
59 Baustoffanlagen<br />
62 Papier- und Zellstoffanlagen<br />
64 Wasserkraftanlagen<br />
66 Anlagen für die Holzwerkstoffindustrie<br />
68 Abfallverbrennungsanlagen<br />
72 Statistischer Anhang
VORWORT 3<br />
Lagebericht 2012/2013<br />
Vorwort<br />
Der deutsche Großanlagenbau hat 2012 Or<strong>der</strong>rückgänge<br />
von 18 % verkraften müssen. Das Minus<br />
im Inlandsgeschäft von 41 % unterstreicht deutlich,<br />
dass er sich nicht auf eine stetige o<strong>der</strong> gar<br />
wachsende Binnennachfrage verlassen kann. Der<br />
Großanlagenbau muss <strong>des</strong>halb um seine Auslandsmärkte<br />
kämpfen.<br />
Auf den global wachsenden Wettbewerb stellen<br />
sich die Unternehmen technisch und wirtschaftlich<br />
dank hochqualifizierter Mitarbeiter immer<br />
neu und flexibel ein. Sie sind grundsätzlich gut<br />
gerüstet, einen erheblichen volkswirtschaftlichen<br />
Beitrag für Deutschland zu leisten, das Image<br />
deutscher Technologie zu steigern und vor allem<br />
die Entwicklungs- und Schwellenlän<strong>der</strong> in ihrer<br />
wirtschaftlichen Entwicklung nachhaltig zu<br />
unterstützen.<br />
politischen Aufgabe, die Voraussetzungen in<br />
Deutschland für dieses anspruchsvolle Geschäft<br />
zu sichern und – insbeson<strong>der</strong>e international –<br />
Chancengleichheit zu gewährleisten.<br />
Der Lagebericht <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
stützt sich seit nun schon mehreren<br />
Jahrzehnten auf eigene Erhebungen unter seinen<br />
Mitgliedsfirmen, da amtliche Statistiken über den<br />
Auftragseingang und Umsatz im Großanlagenbau<br />
nicht verfügbar sind. Die Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau verbindet mit dieser Berichterstattung<br />
das Ziel, das Verständnis für die Beson<strong>der</strong>heit<br />
<strong>des</strong> Industriezweiges zu för<strong>der</strong>n, Diskussionen<br />
zu versachlichen und Argumente für Entscheidungen<br />
zu liefern. Sie spricht Politiker, Analys -<br />
ten, Investoren und alle interessierten Meinungsbildner<br />
an.<br />
Der immer schärfere Wettbewerb auch aus neuen<br />
Anbieternationen und die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kunden<br />
nach einer stärkeren arbeitsteiligen Einbindung<br />
in die Projekte machen es zur vordringlichen<br />
Der Sprecher<br />
Der Geschäftsführer<br />
Helmut Knauthe<br />
Thomas Waldmann
4 LAGEBERICHT 2012/2013 – DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE<br />
Lagebericht 2012/2013 –<br />
Das Wichtigste in Kürze<br />
Konjunktur 2012<br />
• Die von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> VDMA Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>) gemeldeten<br />
Auftragseingänge sanken 2012 um 18 %<br />
auf 20,5 Mrd. €. Während die inländischen<br />
Bestellungen um 41 % unter das Vorjahresniveau<br />
rutschten, blieb die Auslands-Nachfrage<br />
mit einem Minus von 9 % relativ robust.<br />
• Die Industrielän<strong>der</strong> büßten 2012 <strong>als</strong> Absatzmärkte<br />
<strong>des</strong> Anlagenbaus weiter an Bedeutung<br />
ein, an<strong>der</strong>s hingegen die Schwellen- und<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>. Deren Anteil am Auslands-Auftragseingang<br />
liegt heute bei rund<br />
80 %, vor zehn Jahren waren es erst 60 %<br />
gewesen.<br />
• China war im Berichtszeitraum zum vierten<br />
Mal in Folge <strong>der</strong> wichtigste Auslandsmarkt<br />
<strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus, gefolgt von<br />
Südkorea und Indien. Osteuropa und die GUS<br />
bildeten 2012 mit einem Or<strong>der</strong>anstieg um 28<br />
% den am stärksten wachsenden Markt.<br />
Zuwächse gab es ferner im Geschäft mit Kunden<br />
aus Sub-Sahara-Afrika sowie aus Süd- und<br />
Nordamerika. Die Nachfrage nach Großanlagen<br />
aus dem Mittleren Osten und Nordafrika brach<br />
hingegen ein.<br />
• Im Kraftwerksbau war <strong>der</strong> Markt gespalten.<br />
Während die Bestellungen aus Westeuropa<br />
und dem Mittleren Osten deutlich sanken,<br />
gab es in Osteuropa, <strong>der</strong> Türkei und Ostasien<br />
Zuwächse. Im Hütten- und Walzwerksbau<br />
ließ die Nachfrage in allen Regionen und<br />
bei allen Produkten spürbar nach. Besser war<br />
die Lage im Chemieanlagenbau. Die Bestellungen<br />
in diesem Teilsegment stiegen um<br />
30 % auf 3,0 Mrd. €.<br />
Wettbewerbssituation<br />
• Wettbewerber aus Ostasien werden kontinuierlich<br />
stärker. Lagen die Marktanteile chine -<br />
sischer und koreanischer Anlagenbauer 2006<br />
zusammengenommen noch bei rund 10 %,<br />
stieg diese Quote mittlerweile auf etwa 25 %.<br />
• Die Branche geht davon aus, dass sich <strong>der</strong><br />
Wettbewerbsdruck in den kommenden fünf<br />
Jahren noch verschärfen wird. Diese Einschätzung<br />
gilt für alle Anlagenbaubereiche und<br />
Unternehmensgrößen – Unterschiede sind<br />
allenfalls in den Erwartungen bezüglich<br />
Tempo und Verlauf <strong>der</strong> kommenden Entwick -<br />
lung festzustellen.<br />
• Zudem werden trotz <strong>der</strong> erfolgreichen Aufholjagd<br />
asiatischer Anbieter Anlagenbauer aus<br />
Westeuropa und vor allem aus Deutschland<br />
nach wie vor <strong>als</strong> starke Konkurrenten wahrgenommen.<br />
Marktumfeld und Kundenerwartungen<br />
• Die För<strong>der</strong>ung von Schiefergas in den USA und<br />
die damit einhergehenden sinkenden Gaspreise<br />
bewirken im Anlagenbau tiefgreifende<br />
Verän<strong>der</strong>ungen. Während die Darstellbarkeit<br />
von Vorhaben außerhalb <strong>der</strong> USA (z.B. LNG-<br />
Anlagen auf Schiffen, Flüssiggasprojekte in<br />
arktischen Regionen o<strong>der</strong> Kohlevergasungs -<br />
anlagen) abnimmt, werden in den Vereinigten<br />
Staaten neue Großprojekte geplant o<strong>der</strong><br />
bereits realisiert. Für deutsche Anlagenbauer<br />
ergeben sich daraus vielfältige Chancen.<br />
• Der im Großanlagenbau zu beobachtende<br />
Trend zu größeren und komplexeren Projekten<br />
hält an und manifestiert sich vor allem in<br />
den Schwellenlän<strong>der</strong>n. Der Anteil mittelgroßer<br />
Projekte ist hingegen rück läufig.<br />
• Gleichzeitig steigt in den klassischen Industrie -<br />
län<strong>der</strong>n mit einer bereits hohen Anlage ndichte<br />
die Nachfrage nach Instandhaltungs- und<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsleistungen.<br />
• Komplettpakete, die zumeist schlüsselfertig<br />
zum Festpreis bestellt werden, liegen im Trend.<br />
Ziel <strong>der</strong> Kunden ist es, Verträge nur mit einem<br />
Anlagenbauer abzuwickeln und Schnittstellen -<br />
risiken damit auf denjenigen abwälzen, <strong>der</strong> für<br />
das Komplettpaket die Verantwortung trägt.
LAGEBERICHT 2012/2013 – DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE 5<br />
Trends in den Unternehmen<br />
• Im Zuge <strong>des</strong> Trends zu Megaprojekten und<br />
den damit verbundenen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
Finanzkraft und Abwicklungskompetenz ist<br />
die Unternehmensgröße zu einem entscheidenden<br />
Wettbewerbsparameter geworden.<br />
• Technologieführerschaft ist ein wesentliches<br />
Differenzierungsmerkmal gegenüber <strong>der</strong><br />
asiatischen Konkurrenz, das deutsche Großanlagenbauer<br />
mit vielfältigen Maßnahmen<br />
ausbauen und damit sichern.<br />
• Die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> setzen weiterhin an den<br />
klassischen Parametern Preis, Zeit und Qualität<br />
zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />
an. Sie bemühen sich um Kostensenkungen<br />
im Einkauf und optimieren ihre Arbeitsprozesse<br />
– auch mit Blick auf die zunehmende<br />
Globalisierung.<br />
Politik<br />
• Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> deutschen Exportkreditversicherung<br />
im Rahmen <strong>des</strong> OECD-Re -<br />
gelwerks für einen fairen Wettbewerb steht<br />
zunehmend im Spannungsfeld mit den Usancen<br />
<strong>der</strong> bedeuten<strong>der</strong> werden den Volkswirtschaften<br />
außerhalb <strong>der</strong> OECD, insbeson<strong>der</strong>e den<br />
BRIC-Staaten. Auf nationaler Ebene weicht die<br />
deutsche Exportkreditversicherung in Ihrer<br />
Ausgestaltung zum Teil deutlich von <strong>der</strong> ihrer<br />
OECD-Partner ab, die immer stärker auf ein<br />
„National interest“-Modell übergehen.<br />
Dadurch fallen deutsche Großanlagenbauer<br />
weiter in ihrer Wettbewerbs fähigkeit zurück.<br />
Politischer Handlungsbedarf zur Herstellung<br />
vergleichbarer Rahmenbedingungen in <strong>der</strong><br />
Exportfinanzierung besteht daher zum einen<br />
innerhalb <strong>der</strong> OECD. Die rasche Einbindung<br />
an<strong>der</strong>er Wettbewerbsnationen ist aber<br />
ebenso dringlich geboten.<br />
• Wichtige For<strong>der</strong>ungen an die Politik beziehen<br />
sich auf eine realitätsgerechte Beurteilung<br />
<strong>der</strong> Pro jektför <strong>der</strong>würdigkeit bei hohen ausländischen<br />
Zulieferungen, eine „erweiterte Lieferantenkreditdeckung“,<br />
eine Reform <strong>der</strong><br />
Fabrikationsrisikodeckung, die flexible Handhabung<br />
von Avalgarantien und die Möglichkeit,<br />
Finanzierungen „aus einem Guss“ darzustellen.<br />
• In <strong>der</strong> Steuerpolitik setzt sich <strong>der</strong> VDMA weiterhin<br />
gegen eine Aufweichung <strong>des</strong> Betriebsstättenbegriffs<br />
ein, um eine Verlagerung <strong>des</strong><br />
Steueraufkommens in den jeweiligen Tätigkeitsstaat<br />
zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
• Die Verkehrspolitik rückt in den Fokus <strong>des</strong><br />
Großanlagenbaus, denn <strong>der</strong> teilweise marode<br />
Zustand <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur erschwert<br />
Großraum- und Schwerguttransporte und<br />
zwingt zur Sicherung zuverlässiger Alternativ -<br />
routen zu den Binnen- und Seehäfen.<br />
Ausblick 2013<br />
• Nach dem spürbaren Rückgang <strong>der</strong> Auftragseingänge<br />
im Jahr 2012 ist auch 2013 nicht<br />
mit einer umfassenden Belebung <strong>der</strong> Nachfrage<br />
im deutschen Großanlagenbau zu<br />
rechnen. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> erwarten<br />
im laufenden Jahr ein Or<strong>der</strong>plus im einstelligen<br />
Prozentbereich.<br />
• Die Vereinigten Staaten sind <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />
Boommarkt <strong>des</strong> Anlagenbaus. Günstig sind<br />
die Aussichten für 2013 darüber hinaus in<br />
Osteuropa sowie in Asien mit den beiden<br />
Kernmärkten China und Indien. Die Perspektiven<br />
für den westeuropäischen Markt sind<br />
hingegen trübe, insbeson<strong>der</strong>e die negative<br />
Entwicklung im Südeuropageschäft dürfte<br />
sich 2013 fortsetzen. Auch aus Südamerika,<br />
Nordafrika sowie dem Mittleren Osten kommen<br />
<strong>der</strong>zeit nur wenige positive Signale.
WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 7<br />
Wirtschaftspolitische For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
Exportfinanzierung<br />
Wachsende globale Konkurrenz trifft auf<br />
geringere und strukturell verän<strong>der</strong>te Nachfrage<br />
Im Großanlagenbau haben sich angebots- und<br />
nachfrageseitig die Rahmenbedingungen grundlegend<br />
geän<strong>der</strong>t, die Branche muss ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
behaupten und in vielen Fällen<br />
Prozesse und Aufstellung neu strukturieren. Wa -<br />
rum, und was ist zu tun? Die im Herbst 2008<br />
einsetzende Weltwirtschaftskrise beendete den<br />
Höhenflug <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus ab -<br />
rupt. Die Zahl <strong>der</strong> auf dem Markt zugänglichen<br />
Projekte brach <strong>als</strong> Folge einer Kombination von<br />
Nachfrageschwäche, Finanzierungsengpässen<br />
und allgemeinem Pessimismus ein, entsprechend<br />
schwach war <strong>der</strong> Auftragseingang. Ab Mitte 2010<br />
setzte zwar eine Stabilisierung ein. Abhängig von<br />
Region und Projektstruktur blieb die Entwicklung<br />
jedoch volatil. Generell ist festzustellen, dass die<br />
Anzahl <strong>der</strong> Projekte nach wie vor deutlich unter<br />
dem Niveau vor <strong>der</strong> Wirtschaftskrise liegt. Vor<br />
allem die Zahl <strong>der</strong> mittelgroßen Vorhaben ist<br />
deutlich zurückgegangen, Megaprojekte werden<br />
häufiger. Einem wachsenden Angebot steht so -<br />
mit eine im Volumen tendenziell konstante aber<br />
strukturell verän<strong>der</strong>te Nachfrage gegenüber. Die<br />
Erwartungen <strong>der</strong> Kunden haben sich geän<strong>der</strong>t:<br />
Sie verlangen gerade bei Großprojekten zuneh -<br />
m end die Übernahme <strong>der</strong> Gesamtverantwortung<br />
im Rahmen von EPC-Projekten. Bei den heute<br />
typischen EPC-Projekten verteilen sich die Leistungsanteile<br />
in etwa wie folgt: 10 % bis 15 %<br />
<strong>des</strong> Auftragswerts entfallen auf Entwicklung,<br />
Planung und Konstruktion (Engineering),<br />
zwischen 45 % und 60 % auf den Einkauf<br />
(Procurement) und 30 % bis 40 % auf Bau und<br />
Montage (Construction).<br />
Insbeson<strong>der</strong>e im Mittleren Osten konnte <strong>der</strong><br />
Anlagenbau nicht an die Erfolge <strong>der</strong> Boomjahre<br />
anknüpfen. Die Konkurrenz durch koreanische<br />
und mittlerweile auch chinesische Anlagenbauer<br />
ist enorm und viele <strong>der</strong> großen Anlagenbauprojekte<br />
am Golf werden <strong>der</strong>zeit unter Führung<br />
asiatischer Unternehmen abgewickelt. Etablierten<br />
Anlagenbauern bleibt häufig nur die Rolle <strong>des</strong><br />
Technologie- und Lizenzgebers sowie <strong>des</strong> Partners<br />
für die Grundlagenplanung.<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> massiven Fortschrittsbemühungen<br />
<strong>der</strong> neuen asiatischen Wettbewerber<br />
im Technologiebereich reicht die Optimierung<br />
<strong>der</strong> Innovationsleistung deutscher Anbieter alleine<br />
nicht aus. Vielmehr muss die Branche sich auf<br />
allen relevanten Wettbewerbsfel<strong>der</strong>n verbessern.<br />
Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e Maßnahmen, die an<br />
den klassischen Projektparametern Preis, Qualität<br />
und Durchlaufzeit ansetzen. Hohe Relevanz<br />
haben hierbei Einkauf und Beschaffung sowie Bau<br />
und Montage, die mit rund 85 % den weitaus<br />
größ ten Anteil an den Projektkosten für viele<br />
Großanlagenbauer ausmachen.<br />
„Der Trend zur Größe und die Vergabe von Kom -<br />
plett paketen im Anlagenbau ist ungebrochen.<br />
Die Auftraggeber wollen am liebsten nur mit<br />
einem Kontraktor verhandeln und abwickeln.<br />
Zum an<strong>der</strong>en haben sich die Märkte aber auch<br />
verschoben und es gibt eine Vielzahl von kleineren<br />
Projekten für Spezialprodukte. Diejenigen<br />
Anlagenbauer, die flexibel aufgestellt sind und<br />
eine große internationale Reichweite haben,<br />
sind hier eindeutig im Vorteil.“<br />
(Helmut Knauthe, Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsführ ung, ThyssenKrupp<br />
Uhde GmbH).
8 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS<br />
Zukunftssicherung heißt auch Globalisierung<br />
Über all diesen Maßnahmen zur Zukunftssicherung<br />
ist <strong>der</strong> Druck zur Globalisierung für den Großanlagenbau<br />
ein prägen<strong>des</strong> Thema. Die hinter <strong>der</strong><br />
Globalisierung stehenden Organisationsansätze<br />
sind nicht einheitlich. Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
bei diesem Verän<strong>der</strong>ungsprozess ist die Integration<br />
von Kompetenzen <strong>der</strong> ausländischen Nie<strong>der</strong>lassungen<br />
in die Prozesse. Die Unternehmen müssen<br />
ihre Internationalisierung auch durch eine Stärkung<br />
ihrer interkulturellen Kompetenzen unterstützen.<br />
Diese dürften für eine erfolgreiche Globalisierung<br />
wohl ähnlich bedeutsam sein wie weltweit standardisierte<br />
Prozesse und Werkzeuge.<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> deutschen<br />
Exportkreditversicherung<br />
Preis, Zeit und globale Ausrichtung sind die Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
die auch für die deutsche Ex -<br />
portkreditversicherung gelten. Diese hat sich seit<br />
ihrer Gründung vor mehr <strong>als</strong> 50 Jahren immer<br />
wie<strong>der</strong> an die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Exportwirtschaft<br />
angepasst. Die Bun<strong>des</strong>regierung hat diese<br />
Gestaltungskraft in Zeiten strukturellen Wandels<br />
eindrücklich unter Beweis gestellt: Die deutsche<br />
Hermesdeckung ist eine dauerhaft notwendige<br />
Einrichtung in Ergänzung zur privaten Versicherung.<br />
Ihre Weiterentwicklung erfolgt einmal auf<br />
supranationaler Ebene im Rahmen <strong>der</strong> OECD.<br />
Deren Regelwerk für einen fairen Wettbewerb<br />
steht zunehmend im Spannungsfeld mit den<br />
Usancen <strong>der</strong> im Welthandel immer bedeuten<strong>der</strong><br />
werdenden Volkswirtschaften außerhalb <strong>des</strong><br />
OECD-Rahmens, insbeson<strong>der</strong>e den BRIC-Staaten.<br />
Daneben steht innerhalb <strong>der</strong> OECD die bei allen<br />
Regierungen und Exportkreditversicherern gleichgerichtete<br />
Anwendung <strong>der</strong> selbst gesetzten Regeln<br />
zur praktischen Gewährleistung eines fairen Wett -<br />
bewerbs. Auf nationaler Ebene setzen die OECD-<br />
Vereinbarungen den „äußeren“ Rahmen für die<br />
konkrete Anwendung bei den deutschen Exportkreditgarantien.<br />
In <strong>der</strong> politischen Ausgestaltung<br />
weicht die deutsche Exportkreditversicherung<br />
zum Teil deutlich von <strong>der</strong> ihrer OECD-Partner ab,<br />
die immer stärker auf ein „National interest“-<br />
Modell übergehen. Dadurch fallen deutsche An -<br />
bieter im internationalen Großanlagengeschäft<br />
weiter in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zurück.<br />
Schere zwischen Praxis und politischer<br />
Wunschkonstellation öffnet sich<br />
Lieferungen und Leistungen aus dem Ausland im<br />
Rahmen eines Ausfuhrgeschäfts deckt <strong>der</strong> Bund<br />
in drei Stufen ab. Auslandsanteile von über 49 %<br />
werden aber nur im Ausnahmefall mit beson<strong>der</strong>er<br />
Begründung genehmigt (dritte Stufe). Diese An -<br />
fang 2008 eingeführte Stufenregelung war ein<br />
Schritt in die richtige Richtung. Doch die aus<br />
Sicht <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>regierung <strong>als</strong> Ausnahmefall<br />
gedachte Größenordnung von Lieferungen und<br />
Leistungen aus dem Ausland entwickelt sich im<br />
Großanlagenbau immer mehr zur unvermeidlichen<br />
Standardsituation, wenn die Chancen auf<br />
den Auftragserhalt gesichert werden sollen. Die<br />
Schere zwischen <strong>der</strong> Praxis im internationalen<br />
Anlagengeschäft und den politischen Wunschkonstellationen<br />
wird sich immer weiter öffnen.<br />
Rückversicherung, Mitversicherung o<strong>der</strong> Parallelversicherung<br />
zwischen den verschiedenen ECAs<br />
bieten zwar Möglichkeiten, um Projekte deck ungs -<br />
fähig zu gestalten. Die Mehrzahl <strong>der</strong> 23 Rück- und<br />
Mitversicherungsabkommen betreffen aber euro -<br />
päische Staaten, welche die Beschaffungsnotwendigkeiten<br />
<strong>des</strong> Großanlagenbaus regelmäßig<br />
nicht abdecken können. Es fehlen somit gerade<br />
Rückversicherungsmöglichkeiten mit den BRIC-<br />
Staaten und Südkorea.<br />
Gesamtanlagen können nicht<br />
am deutschen Standort erstellt werden<br />
Ein Anlagenbauer kann eine Gesamtanlage nicht<br />
im Inland komplett zusammensetzen und dann<br />
in das Land ihrer Verwendung transportieren.<br />
Die Anlage kann vielmehr nur im Verwendungsland<br />
final aufgebaut werden. Typischerweise<br />
muss <strong>der</strong> Großanlagenbauer Zusammen- und<br />
Aufbau <strong>der</strong> einzelnen Anlagenteile vor Ort auf<br />
dem Gelände <strong>des</strong> Kunden durchführen (lassen),<br />
da unüberwindliche logistische Hin<strong>der</strong>nisse die<br />
Auslieferung <strong>der</strong> kompletten Anlage o<strong>der</strong> selbst
WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 9<br />
von Teilanlagen und Großkomponenten verhin<strong>der</strong>n.<br />
Bei <strong>der</strong> Montage vor Ort for<strong>der</strong>n die Auftraggeber<br />
zudem mittlerweile fast durchgängig<br />
erhebliche Lokalisierungsgrade zur Entwicklung<br />
ihrer heimischen Volkswirtschaften. Der Zwang<br />
zur Leistungserbringung im Ausland erweist sich<br />
im deutschen System <strong>der</strong> Exportkreditversicherung<br />
zum strukturellen Nachteil. Dort, wo industrielle<br />
Produkte in Deutschland selbst hergestellt<br />
werden können, sind nennenswerte ausländische<br />
Lieferanteile im Wertschöpfungsprozess kein<br />
Ausschluss kriterium für die Deckungsfähigkeit<br />
eines Ge schäfts. Die in Deutschland produzier<br />
ende Industrie konzentriert sich in <strong>der</strong> heutigen<br />
hochspezialisierten und arbeitsteiligen Welt in<br />
zahlreichen Fällen auf die Entwicklung und auf<br />
die Montage <strong>der</strong> von ihr zugekauften Teile. Dabei<br />
ist es unerheblich, ob sie diese von deutschen<br />
o<strong>der</strong> ausländischen Zulieferern einkauft. Solange<br />
sie die entscheidenden letzten Weiterbearbeitungsschritte<br />
im Inland vornimmt, sind die Produkte<br />
mit einem deutschen Warenursprungszeugnis<br />
in <strong>der</strong> Exportkreditversicherung in ihrer<br />
Gesamtheit grundsätzlich deckungsfähig. Diese<br />
Regelung hat Sinn, da sie auf die letzten entscheidenden<br />
Weiterbearbeitungsschritte<br />
abstellt, die schlussendlich den Charakter <strong>des</strong><br />
Produktes bestimmen.<br />
Anpassung <strong>des</strong> Drei-Stufen-Modells<br />
für den Großanlagenbau<br />
Die deutschen Unternehmen sind bestrebt, das<br />
Kern-Know-how in Deutschland zu sichern und<br />
damit ihre eigene Überlebens- und Weiterentwicklungsfähigkeit.<br />
„Der Balanceakt besteht dabei darin, einerseits<br />
durch Regionalisierung <strong>der</strong> Wertschöpfung zu<br />
wettbewerbsfähigen Kosten anbieten zu können,<br />
an<strong>der</strong>erseits die Technologie möglichst komplett<br />
im eigenen Haus zu halten.“<br />
(Dieter Rosenthal, Mitglied <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong>, SMS Siemag AG).<br />
Die politische Motivation, Risiken aus dem langfristig<br />
finanzierten Exportgeschäft zu decken, die<br />
<strong>der</strong> private Versicherungsmarkt nicht adäquat<br />
übernehmen kann, ist für in Deutschland final<br />
erstellbare Exportprodukte sowie für nur im<br />
Verwendungsland final erstellbare Großanlagen<br />
<strong>als</strong> ähnlich wichtig einzuschätzen. Gleichwohl<br />
werden bislang die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
nicht ausreichend im Rahmen <strong>der</strong><br />
Feststellung <strong>der</strong> Deckungswürdigkeit berücksichtigt.<br />
Hermesdeckungen sichern nicht nur<br />
das jeweilige Anlagenbau-Projekt ab, sie sichern<br />
auch Arbeitsplätze im Inland bzw. bauen diese<br />
noch aus. Dies geht aus <strong>der</strong> Studie¹ <strong>des</strong> ifo-Instituts<br />
München im Auftrag <strong>des</strong> BMWi hervor. Im<br />
Großanlagenbau geht es hierbei insbeson<strong>der</strong>e<br />
um die entscheidenden Kernkompetenzen in<br />
den Bereichen Prozesstechnologie, Planung sowie<br />
<strong>der</strong> damit eng verknüpften anspruchsvollen Be -<br />
schaffung von Schlüsselkomponenten. Derartige<br />
Projekte liefern substanzielle Beiträge zur Auslastung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigung nicht nur beim deutschen<br />
Anlagenbauer selbst, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch bei <strong>des</strong>sen deutschen Unterlieferanten.<br />
Sie erfüllen auch wichtige im übergeordneten<br />
deutschen Interesse liegende Ziele. Industrielle<br />
Großprojekte sind <strong>der</strong> Grundpfeiler für das Image<br />
<strong>der</strong> deutschen Industrie <strong>als</strong> Technologielieferant.<br />
Sie stehen <strong>als</strong> weithin sichtbares Zeichen für die<br />
Kompetenzen einer Industrienation zur Be wäl ti -<br />
gung komplexester technisch-organisator ischer<br />
Aufgabenstellungen.<br />
Vor diesem Hintergrund regt <strong>der</strong> Großanlagenbau<br />
an, das bisherige Drei-Stufen-Modell für den Groß -<br />
anlagenbau anzupassen. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist<br />
die Planbarkeit <strong>des</strong> Erhalts einer Deckung für Ex -<br />
porteur und Bank im Voraus. Lei<strong>der</strong> ist bislang<br />
eine Zusage nach einem aufwendigen Verfahren<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei einer Projektfinanzierung und<br />
bezüglich umweltrelevanter Fragen häufig erst<br />
gegeben, nachdem <strong>der</strong> Exporteur sein binden<strong>des</strong><br />
Angebot im Rahmen <strong>der</strong> Ausschreibung abgeben<br />
musste.<br />
1<br />
Vgl. ifo-Institut, Beschäftigungseffekte <strong>der</strong> Exportkreditgarantien <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik Deutschland „Hermesdeckungen“,<br />
Oktober 2011, verfügbar unter http://www.bmwi.de.
10 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS<br />
Entwicklung, Planung und Einkauf sind entscheidend<br />
für den Charakter einer Großanlage<br />
Ein mögliches Vorbild könnte die Regelung für in<br />
Deutschland final herstellbare Produkte sein. So<br />
wie <strong>der</strong> Exporteur hierbei lediglich den entscheidenden<br />
Fertigungsschritt benötigt und damit<br />
Deckung erreicht, braucht auch <strong>der</strong> Großanlagen -<br />
bauer eine vergleichbare Betrachtung <strong>des</strong> relevanten<br />
deutschen Anteils. Die deutsche Politik<br />
könnte zum Beispiel ähnlich dem „entscheidenden<br />
Fertigungsschritt“ im Inland beim Anlagenbauer<br />
die entscheidende Planungsleistung, insbeson<strong>der</strong>e<br />
das Engineering und Procurement, <strong>als</strong> ergänzende<br />
Begründung dafür nehmen, dass die Gesamtanlage<br />
deckungsfähig ist. Denn entscheidend für<br />
den Charakter <strong>der</strong> Anlage sind die Entwicklung<br />
und Planung sowie die daraus re sultierende Fertigung<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einkauf <strong>der</strong> wesentlichen Bestandteile<br />
<strong>der</strong> Anlage. Der Aufbau <strong>der</strong> Anlage ist lediglich<br />
das Ergebnis <strong>der</strong> ersten beiden Schritte. Eine<br />
grundlegende Verbesserung für die deutschen<br />
Großanlagenbauer würde <strong>als</strong>o erreicht, wenn sich<br />
die Beurteilung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungswürdigkeit eines<br />
Großanlagenexports in verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an den deutschen Anteil in <strong>der</strong> Fallgruppe Großanlagenbau<br />
<strong>der</strong> dritten Stufe <strong>des</strong> Drei-Stufen-Modells<br />
wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />
Großanlagenbau braucht<br />
„erweiterte Lieferantenkreditdeckung“<br />
Die Kundenfor<strong>der</strong>ungen wandeln sich weiterhin<br />
in <strong>der</strong> Weise, dass zunehmend nicht nur Bauleistungen<br />
in EPC-Projekten, son<strong>der</strong>n auch wichtige<br />
Gesamtaufträge durch Ausschreibungen nur an<br />
Unternehmen vor Ort und nicht den im Ausland<br />
ansässigen Anlagenbauer vergeben werden. Für<br />
die durch <strong>des</strong>sen Regionalgesellschaften ge -<br />
schlossenen Projektverträge mit wesentlichen<br />
Lieferungen und Leistungen aus dem deutschen<br />
Stammhaus fehlt bislang ein praxistaugliches<br />
Deckungsangebot. Der Großanlagenbau setzt<br />
stark darauf, dass Mandatare und Politik nun<br />
pragmatische Lösungen einer erweiterten Liefe -<br />
rantenkreditdeckung für diese Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
anbieten wollen.<br />
Reform <strong>der</strong> Fabrikationsrisikodeckung in Arbeit<br />
Die Revision <strong>der</strong> Fabrikationsrisikodeckung im<br />
Jahr 2010 erfüllt die For<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
nach niedrigeren Prämien durch eine<br />
Orientierung am Verlauf <strong>der</strong> tatsächlichen Risiken<br />
an Stelle <strong>der</strong> höheren Selbstkosten nicht. Die<br />
anlagenbauende Industrie begrüßt, dass sich<br />
Politik und Mandatare mittlerweile den an dieser<br />
Stelle in den Vorjahren detailliert vorgetragenen<br />
Branchenfor<strong>der</strong>ungen angenommen haben und<br />
an einer Reform zur Deckung <strong>des</strong> Spitzenrisikos<br />
<strong>der</strong> Fabrikationsphase und daraus berechnete<br />
Prämien arbeiten.<br />
Avalgarantien flexibel handhaben<br />
Der Großanlagenbau for<strong>der</strong>t, dass zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Liquiditätssituation mehr Flexibilität<br />
bei <strong>der</strong> Obergrenze von Avalgarantien vereinbart<br />
wird. Die Volumenobergrenze wurde in <strong>der</strong> Krise<br />
auf € 300 Mio. erweitert und danach wie<strong>der</strong> auf<br />
€ 80 Mio. zurückgefahren. Die immer größeren<br />
Projektvolumina erfor<strong>der</strong>n in Einzelfällen eine<br />
Überschreitung <strong>des</strong> Limits von € 80 Mio. und<br />
selbst € 300 Mio. sind bei Megaprojekten heute<br />
immer weniger ausreichend.<br />
Finanzierung „aus einem Guss“<br />
Von <strong>der</strong> Konkurrenz – auch aus an<strong>der</strong>en OECD-/EU -<br />
Län<strong>der</strong>n wie Südkorea und Japan – wird immer<br />
öfter eine Finanzierung „aus einem Guss“, <strong>als</strong>o<br />
eine Exportfinanzierung einschließlich Deckung<br />
offeriert. Insbeson<strong>der</strong>e bei langfristigen Finanzierungen<br />
von Exportgeschäften bestehen eindeutig<br />
Engpässe im Bankensektor. Darüber hinaus<br />
scheint das Interesse <strong>der</strong> Banken an dem margen -<br />
schwachen Geschäft <strong>der</strong> Exportfinanzierung zu<br />
schwinden. OECD-Län<strong>der</strong> wie etwa die USA,<br />
Kanada, Australien, Japan und Südkorea praktizieren<br />
das sogenannte „direct lending“. Län<strong>der</strong><br />
wie Schweden, Norwegen, Finnland, Polen,<br />
Tschechien o<strong>der</strong> Ungarn stellen Exportkredite<br />
über För<strong>der</strong>banken zur Verfügung. Refinanzie -<br />
r ungsprogramme gibt es in den Nie<strong>der</strong>landen,<br />
Dänemark und <strong>der</strong> Schweiz.
WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 11<br />
„Vor <strong>der</strong> Lehman-Insolvenz war die Finanzierung<br />
von Projekten selten ein Problem. Dann hat das<br />
Risikopendel über Nacht deutlich in die an<strong>der</strong>e<br />
Richtung ausgeschlagen. Bei Großanlagen über<br />
100 Mio. Euro müssen Finanzierung und Projekte<br />
perfekt zusammenkommen. Wer eine Fremdfinanzierung<br />
braucht, tut sich schwer.“<br />
(Jürgen Nowicki, Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsleitung, Linde AG,<br />
Division Engineering).<br />
Der deutsche Großanlagenbau hat seit <strong>der</strong> Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise fast ein Drittel seines<br />
Geschäftsvolumens verloren. Politischer Handlungsbedarf<br />
zur Herstellung vergleichbarer Rahmenbedingungen<br />
in <strong>der</strong> Exportfinanzierung<br />
sowohl innerhalb <strong>der</strong> OECD <strong>als</strong> auch mit an<strong>der</strong>en<br />
Wettbewerbsnationen ist dringlich geboten:<br />
Je<strong>der</strong> Zuschlag für ein deutsches Unternehmen<br />
sichert Arbeitsplätze auch in Deutschland.<br />
OECD-„Common Approaches“ –<br />
Outreach-Gedanke aufgenommen,<br />
aber die Hürden steigen<br />
Der Großanlagenbau steht zu den umweltpolitischen<br />
Zielen <strong>der</strong> OECD, die diese durch Wettbewerbsregeln<br />
für staatlich geför<strong>der</strong>te Exportkredite<br />
aufstellt. Er steht für die von ihm gelieferte mo -<br />
<strong>der</strong>ne und umweltschonende Technik je<strong>der</strong>zeit<br />
ein. In die überarbeiteten und im Sommer 2012<br />
verabschiedeten OECD-„Common Approaches“<br />
wurden erstm<strong>als</strong> die von <strong>der</strong> Exportwirtschaft<br />
gefor<strong>der</strong>ten und unter dem Stichwort Outreach<br />
zusammengefassten Anstrengungen zur Einbindung<br />
<strong>der</strong> großen außerhalb <strong>der</strong> OECD stehenden<br />
Volkswirtschaften <strong>als</strong> politische Zielvorgabe aufgenommen.<br />
Dies ist aus Sicht <strong>des</strong> Anlagenbaus<br />
sehr zu begrüßen. Die Hürden aber bleiben o<strong>der</strong><br />
haben sich sogar erhöht, zum Beispiel dadurch,<br />
dass Exportkreditversicherer nicht nur die Großprojekte<br />
selbst, son<strong>der</strong>n auch Teilanlagen sowie<br />
benachbarte Einrichtungen wie Straßen, Energieversorgung<br />
o<strong>der</strong> bestehende Industrieanlagen<br />
prüfen, die nicht Projektbestandteile sind. Nach<br />
<strong>der</strong> nun vorliegenden Projektdefinition muss<br />
sogar etwa <strong>der</strong> völlig extern betriebene Hafen<br />
mitgeprüft werden, wenn über ihn eine entsprechende<br />
Belieferung o<strong>der</strong> Endproduktverladung<br />
<strong>der</strong> Industrieanlage stattfindet. Nach wie vor<br />
können die Wettbewerber außerhalb <strong>der</strong> OECD<br />
ohne vergleichbare Auflagen und zeitraubende<br />
Prozesse frühzeitig agieren und Verhandlungen<br />
konkret vorantreiben. Für Großanlagenbauer aus<br />
OECD-Län<strong>der</strong>n werden die Umweltprüfungen<br />
deutliche Hürden für rasche Finanzierungszusagen<br />
bleiben. Mit knapp 130 Großaufträgen über<br />
25 Mio. € ist <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />
schon in <strong>der</strong> Angebotsphase im Nachteil. Viele<br />
Kunden und Investoren können den Prüfungsaufwand<br />
gerade für verbundene Einrichtungen,<br />
die ja nicht Bestandteil <strong>des</strong> Projekt- und Finanzierungswunsches<br />
sind, kaum nachvollziehen.<br />
„Level playing field“ muss erreicht werden<br />
Industriell aufstrebende Volkswirtschaften außer -<br />
halb <strong>der</strong> OECD, insbeson<strong>der</strong>e China, Indien o<strong>der</strong><br />
Brasilien, steigern ihren globalen Anteil bei Investitionsgüterlieferungen.<br />
Län<strong>der</strong> wie China, mittlerweile<br />
Exportweltmeister, verfügen längst über<br />
sehr leistungsfähige staatliche Systeme <strong>der</strong> Ex -<br />
portkreditversicherung, die allerdings bezüglich<br />
Län<strong>der</strong>risiken, Laufzeiten und Umweltstandards<br />
nicht dem OECD-Konsensus unterliegen: Klare<br />
Wettbewerbsnachteile sind die Folge; das die<br />
OECD prägende Ziel <strong>des</strong> „level playing field“ wird<br />
damit immer mehr in Frage gestellt. Die Regie -<br />
r ungsvertreter müssen <strong>des</strong>halb noch stärkere<br />
Anstrengungen unternehmen, die staatlichen<br />
Exportkreditgarantien für Wettbewerber aus<br />
Nicht-OECD-Län<strong>der</strong>n rasch in den grundsätzlich<br />
bewährten Konsensus einzubinden. Die bisherigen<br />
einseitigen Verschärfungen <strong>der</strong> „Common<br />
Approaches“ haben sie diesem Ziel nicht näher<br />
gebracht.<br />
Dialog und mutige Gestaltung dringend nötig<br />
Die Großanlagenbauer nehmen zu den Verbesserungspotenzialen<br />
klar Stellung. Ebenso deutlich<br />
äußern sie ihre Anerkennung für den intensiven<br />
politischen Dialog <strong>der</strong> Ressorts und Mandatare<br />
zur erfolgreichen Gestaltung <strong>des</strong> OECD-Regelwerks<br />
und <strong>der</strong> Hermesdeckung. Der Anlagenbau<br />
im VDMA wird ihn begleiten und inhaltlich<br />
gestalten, wo immer er kann.
12 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS<br />
Steuerpolitik<br />
OECD-Musterabkommen:<br />
Keine Aufweichung <strong>des</strong> Betriebsstättenbegriffs<br />
zu Lasten <strong>der</strong> Anlagenbauer<br />
Die Definition von „Betriebsstätten“ im Rahmen<br />
von OECD-Mustervorlagen zu Doppelbesteue -<br />
r ungsabkommen (DBA) ist schon lange eine<br />
Kontroverse zwischen den Mitgliedstaaten. Ge -<br />
genwärtig droht eine weitere Aufweichung <strong>des</strong><br />
Betriebsstättenbegriffs im OECD-Musterkommentar<br />
2013. Der Stellungnahme <strong>des</strong> VDMA<br />
gegen den jüngsten Vorstoß <strong>des</strong> bereits seit<br />
2003 durch die OECD initiierten Aufweichungsprozesses<br />
folgte eine Einladung zu einer Anhö -<br />
r ung <strong>des</strong> in dieser Sache fe<strong>der</strong>führenden OECD-<br />
Fiskalausschusses am 7. September 2012 in Paris.<br />
Der VDMA trat dabei im Einklang mit den an<strong>der</strong>en<br />
deutschsprachigen Fachleuten (u.a. <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums<br />
<strong>der</strong> Finanzen) fiskalpolitisch motivierten<br />
Versuchen einiger Mitgliedsstaaten entgegen,<br />
unter dem Deckmantel <strong>der</strong> OECD eine<br />
Umverteilungspolitik zulasten von international<br />
operierenden Großanlagenbauern durchzusetzen.<br />
Denn eine Aufweichung <strong>des</strong> Betriebsstättenbegriffs<br />
hat nicht nur eine Verlagerung <strong>des</strong> Steueraufkommens<br />
vom Sitzstaat in den Tätigkeitsstaat zur<br />
Folge. Sie bringt für das betroffene Unternehmen<br />
auch einen enormen Anstieg <strong>der</strong> organisatorischen<br />
Kosten mit sich.<br />
Doppelbesteuerungsabkommen:<br />
Überzeugungsarbeit vor Ort in Indonesien<br />
und Indien<br />
Viele Staaten tendieren durch sinkende Staatseinnahmen<br />
dazu, Steuern abweichend von <strong>der</strong><br />
DBA-Regelung zu erheben. Immer wie<strong>der</strong> müssen<br />
sich die Unternehmen <strong>des</strong> Großanlagenbaus z.B.<br />
gegen unrechtmäßige Liefergewinnbesteuerungen<br />
wehren. Um dem entgegenzuwirken, starteten<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> steuerlichen Arbeitskreises <strong>der</strong><br />
VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau ein<br />
Pilotprojekt. Durch gezielte Information und Diskussion<br />
sollten die für die Besteuerung in den<br />
Ziellän<strong>der</strong>n Verantwortlichen sensibilisiert und<br />
eingebunden werden. Im Juni 2011 traf sich eine<br />
VDMA-Firmen-Delegation in Jakarta mit Vertre -<br />
t ern <strong>des</strong> indonesischen Finanzministeriums, um<br />
anlagenbauspezifische Themen zu diskutieren.<br />
Wie wichtig dieser steuerliche Dialog ist, zeigte<br />
ein zweiter Workshop im Oktober 2012 in New<br />
Delhi. 42 Unternehmensvertreter und 26 Vertreter<br />
<strong>der</strong> indischen Steuerbehörden aus dem ganzen<br />
Land diskutierten zwei Tage lang Auslegungs -<br />
fragen zum deutsch-indischen DBA. Ziel solcher<br />
Workshops ist es, gemeinsam mit <strong>der</strong> indischen<br />
Finanzverwaltung Lösungen zu erarbeiten, die<br />
Doppelbesteuerungen verhin<strong>der</strong>n. Um eine<br />
Steuer-Harmonisierung zu erreichen, müssen<br />
die Staaten immer wie<strong>der</strong> auf die steuerlichen<br />
Beson<strong>der</strong>heiten und Risiken <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
bei <strong>der</strong> Projektierung und Errichtung von<br />
Anlagen hingewiesen werden. Aus diesem<br />
Grund initiierte <strong>der</strong> VDMA die Fortführung <strong>der</strong><br />
Aktivitäten in Jakarta: In Zusammenarbeit mit<br />
dem Bun<strong>des</strong>finanzministerium und <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>finanzakademie<br />
wurde eine Schulung für indonesische<br />
Finanzbeamte in Berlin organisiert.<br />
Erstm<strong>als</strong> diskutierten deutsche und indonesische<br />
Finanzbeamte dabei gemeinsam mit Steuer -<br />
experten deutscher Anlagebauunternehmen. In<br />
diesen Gesprächen wurde deutlich, wie unterschiedliche<br />
Sichtweisen und Besteuerungskonzepte<br />
zu praktischen Schwierigkeiten bei <strong>der</strong><br />
Besteuerung von Großanlagenprojekten führen<br />
und Doppelbesteuerungen auslösen.<br />
Deutsches Steuerrecht:<br />
Praxistaugliche Ausgestaltung <strong>des</strong><br />
Authorised OECD Approach<br />
Seit Mitte 2012 versucht die Bun<strong>des</strong>regierung,<br />
den Authorised OECD Approach (AOA) in innerstaatliches<br />
Recht aufzunehmen. Damit wird die<br />
rechtlich unselbständige Betriebsstätte im Ausland<br />
künftig fiktiv wie ein eigenständiges und<br />
unabhängiges Unternehmen behandelt, <strong>der</strong>en<br />
Gewinnabgrenzung nach <strong>der</strong> jeweils ausgeübten<br />
Personalfunktion erfolgt. Das hat weitreichende<br />
Folgen und ist mit den meisten <strong>der</strong>zeit bestehenden<br />
DBA nicht vereinbar.
WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 13<br />
Verkehrspolitik<br />
Aktuell verfügt Deutschland über mehr <strong>als</strong> 90 DBA<br />
im Bereich <strong>der</strong> Ertragsteuern, die noch auf dem<br />
alten OECD-Musterabkommen basieren. Es dürfte<br />
daher selbst mittelfristig kaum möglich sein,<br />
diese neu zu verhandeln und anzupassen. Daher<br />
werden den abweichenden DBA-Regelungen<br />
Vorrang vor den neuen innerstaatlichen Bestimmungen<br />
eingeräumt, wenn <strong>der</strong> ausländische<br />
Staat sein Besteuerungsrecht entsprechend dem<br />
anzuwendenden Abkommen ausübt. Jedoch<br />
muss die letztgenannte Voraussetzung durch<br />
den Steuerpflichtigen nachgewiesen werden.<br />
Dies ist einmalig in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> deutschen<br />
steuerrechtlichen Abkommenspolitik. Darüber<br />
hinaus enthält das Gesetz keinerlei Hinweis, in<br />
welcher Form dieser Nachweis zu führen ist. Es<br />
belastet den Steuerpflichtigen mit einem kaum<br />
zu leistenden administrativen Aufwand.<br />
Die nunmehr geplante Rechtsverordnung, die<br />
den AOA konkretisieren soll, muss praxistauglich<br />
ausgestaltet werden. Hierzu steht <strong>der</strong> VDMA im<br />
engen Dialog mit dem Bun<strong>des</strong>ministerium für<br />
Finanzen, um eine Öffnungsklausel für Großanlagenbauprojekte<br />
zu erhalten. Diese soll es<br />
ermöglichen, das in Deutschland freizustellende<br />
Betriebsstättenergebnis nach <strong>der</strong> Profit-Split-<br />
Methode zu ermitteln.<br />
Die nachlassende Qualität <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur<br />
stellt den Großanlagenbau zunehmend<br />
vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen, da er in erheblichem<br />
Maße auf die Durchführung von Großraumund<br />
Schwerguttransporten angewiesen ist. Die<br />
Straße spielt dabei unter allen Verkehrsträgern<br />
eine herausragende Rolle, weil nur sie den jeweil i -<br />
gen <strong>Produktion</strong>sstandort mit den weiterführenden<br />
Verkehrsträgern Schiene und Wasserstraße<br />
verknüpft.<br />
Maro<strong>des</strong> Straßennetz zwingt zu Umwegen<br />
Viele Bun<strong>des</strong>fernstraßen und insbeson<strong>der</strong>e die<br />
wichtigen Trassen zu den Umschlagplätzen an<br />
den See- und Binnenhäfen befinden sich in einem<br />
maroden Zustand. Ausschlaggebend sind hierbei<br />
häufig die Brückenbauwerke, die ursprünglich<br />
nicht auf den Umfang <strong>des</strong> heutigen (Schwer-)<br />
Güterverkehrs ausgerichtet waren und mittlerweile<br />
aus Sicherheitsgründen abgelastet und<br />
damit vor allem für die Transporte <strong>des</strong> Großan -<br />
lagenbaus auf Jahre hin nicht nutzbar sind. Für<br />
Schwertransporte sind daher zunehmend weiträumige<br />
Umfahrungen über das Sekundärnetz<br />
(Bun<strong>des</strong>- und Kreisstraßen) notwendig, die zu<br />
Fahrzeitverlängerungen und Kostenerhöhungen<br />
führen. In diesem Zusammenhang seien auch<br />
vielfältige Behin<strong>der</strong>ungen durch diejenigen Kreis -<br />
verkehre und Baustellen erwähnt, die die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>des</strong> Großraum- und Schwerguttransports<br />
nicht berücksichtigen.
14 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS<br />
Bun<strong>des</strong>verkehrswegeplan 2015 <strong>als</strong> Chance<br />
Haup t ursache für diese Entwicklung ist die an -<br />
dauernde Unterfinanzierung <strong>der</strong> Verkehrswege.<br />
Trotz eines errechneten jährlichen Bedarfs von<br />
14 Mrd. € hat <strong>der</strong> Bund seit Jahren – mit Ausnahme<br />
<strong>der</strong> Jahre 2008/2009 – weniger <strong>als</strong> 10 Mrd. € in -<br />
vestiert. Auch die aktuelle Etatplanung sieht bis<br />
2016 keine Erhöhung vor. Grundlage <strong>der</strong> künftigen<br />
Planungen ist <strong>der</strong> für zehn Jahre geltende Bun -<br />
<strong>des</strong> verkehrswegeplan (BVWP) 2015. Die hierzu<br />
<strong>der</strong>zeit laufenden Vorbereitungen bieten nun die<br />
Chance, die Belange <strong>des</strong> Großanlagenbaus in die<br />
Bewertungskriterien <strong>der</strong> neuen Bun<strong>des</strong>verkehrswegeplanung<br />
aufzunehmen. Der VDMA hat in<br />
diesem Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en Verbänden in<br />
einer gemeinsamen Erklärung 2 bereits auf die<br />
Bedürfnisse <strong>der</strong> Wirtschaft hingewiesen und be -<br />
grüßt ausdrücklich die bisherige Grundkonzeption<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> für den neuen BVWP. Auch aus Sicht<br />
<strong>des</strong> VDMA ist es danach zwingend erfor<strong>der</strong>lich,<br />
an erster Stelle den Bedarf für Erhaltungsinvestitionen<br />
fachlich zu ermitteln und ihm Vorrang vor<br />
Aus- und Neubauvorhaben zu verleihen. Der VDMA<br />
begrüßt zudem das verkehrspolitische Oberziel<br />
<strong>der</strong> vorgelegten Grundkonzeption 3 , wettbewerbsfähige<br />
Transportbedingungen für die Wirtschaft<br />
zu gewährleisten.<br />
Verkehrspolitik im Fokus<br />
Neben <strong>der</strong> Exportfinanzierung und <strong>der</strong> Steuerpo -<br />
litik ist vor diesem Hintergrund auch die Verkehrspolitik<br />
verstärkt in den Fokus <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
gerückt. Da insbeson<strong>der</strong>e bisherige Hauptrouten<br />
über Bun<strong>des</strong>fernstraßen wegen notwendiger<br />
Ertüchtigungen teilweise für die kommenden<br />
20 Jahre nicht zur Verfügung stehen werden, müssen<br />
zuverlässige Ersatzstrecken im Sekundärnetz<br />
für Schwerguttransporte <strong>des</strong> Groß anlagenbaus zu<br />
den Binnen- und Seehäfen identifiziert werden.<br />
Diese sind im Dialog mit den zuständigen Län<strong>der</strong>n<br />
und Gemeinden zu schütz en sowie bei Erhaltung<br />
und Ausbau bevorzugt zu berücksichtigen.<br />
Der Zustand <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur lässt Großraum- und Schwertransporte<br />
zunehmend zur Herausfor<strong>der</strong>ung werden.<br />
2 Vgl. Gemeinsame Erklärung vom Oktober 2012 „Damit Deutschland wirtschaftlich stark bleibt. In die Verkehrs -<br />
infrastruktur investieren, die Grundlage <strong>des</strong> Wachstums sichern.“, BDI-Drucksache Nr. 461.<br />
3<br />
Vgl. Grundkonzeption für den Bun<strong>des</strong>verkehrswegeplan 2015 – Entwurf, Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,<br />
Februar 2013, abrufbar unter www.bmvbs.de.
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 15<br />
Geschäftsentwicklung<br />
Das Jahr 2012 war von wirtschaftlichen und po -<br />
litischen Unsicherheiten geprägt. Das sich verlangsamende<br />
globale Wirtschaftswachstum, die<br />
durch die Eurokrise hervorgerufene Verunsicherung<br />
<strong>der</strong> Finanzmärkte, instabile politische Rahmenbedingungen<br />
in Teilen <strong>der</strong> arabischen Welt,<br />
Um brüche auf den globalen Energiemärkten so -<br />
wie massive Überkapazitäten in Kernbranchen<br />
wie etwa <strong>der</strong> Stahl- und <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
stellten wesentliche Herausfor<strong>der</strong>ungen für den<br />
Anlagenbau dar. Vor diesem Hintergrund konnte<br />
<strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau nicht an die positive<br />
Geschäftsentwicklung <strong>der</strong> Jahre 2010 und 2011<br />
anknüpfen. Die von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> VDMA<br />
Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>)<br />
gemeldeten Auftragseingänge sanken 2012 um<br />
18 % auf 20,5 Mrd. € (2011: 24,9 Mrd. €).<br />
Hinter diesem Ergebnis verbergen sich auf Ebene<br />
<strong>der</strong> einzelnen Anlagenbaubranchen sehr unterschiedliche<br />
Entwicklungen. So litten die Anbieter<br />
von Kraftwerken und von Energieübertragungsanlagen<br />
im Berichtsjahr stark unter unklaren<br />
energiepolitischen Rahmenbedingungen im<br />
Inland. Die Auslandsnachfrage nach Kraftwerken<br />
sank in<strong>des</strong>sen nur leicht und zog in einzelnen<br />
Regionen sogar kräftig an. Auch <strong>der</strong> Hütten- und<br />
Walzwerksbau spürte die Zurückhaltung seiner<br />
Auftragseingang im Großanlagenbau von 2003 – 2012<br />
Mrd. €<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Auftragseingang<br />
insgesamt<br />
Drei-Jahres-<br />
Durchschnitt<br />
Ausland<br />
Inland<br />
Abbildung 4<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
16 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
Kunden deutlich. Der Bau neuer Stahlwerke<br />
wurde verschoben und einzelne Investitionsvorhaben<br />
sogar völlig gestrichen. Der verfahrens -<br />
technische Chemieanlagenbau konnte seine<br />
jahrelange Talfahrt hingegen stoppen, nicht zu -<br />
letzt dank mehrerer Großprojekte <strong>der</strong> chemischen<br />
Industrie in Deutschland. Die Anbieter von Anlagen<br />
zur Rohstoffför<strong>der</strong>ung und -verarbeitung erlebten<br />
mit einem Auftragsplus von knapp 50 % den<br />
höchsten Zuwachs aller betrachteten Branchen.<br />
Bezogen auf die regionale Verteilung <strong>der</strong> Aufträge<br />
hielt <strong>der</strong> generelle Trend <strong>der</strong> vergangenen Jahre<br />
auch 2012 an: Die Industrielän<strong>der</strong> büßten an<br />
Bedeutung ein, Schwellenlän<strong>der</strong> in Asien, Südamerika<br />
und Osteuropa werden <strong>als</strong> Absatzmärkte<br />
<strong>des</strong> Großanlagenbaus hingegen immer wichtiger.<br />
Es gab jedoch Ausnahmen von diesem Verlauf.<br />
So beschränkte sich die Nachfrageschwäche in<br />
den Industrielän<strong>der</strong>n auf Westeuropa. Nordamerika<br />
gewann im Berichtszeitraum in Folge <strong>der</strong><br />
beschleunigten Exploration <strong>der</strong> US-Schiefergasvorkommen<br />
und <strong>des</strong> Wachstums <strong>der</strong> kanadischen<br />
Ölsandindustrie hingegen an Bedeutung und<br />
steht mittelfristig wohl vor einer industriellen<br />
Renaissance. Die Erfolge <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus<br />
in Asien beruhten im Berichtsjahr<br />
größtenteils auf Aufträgen aus Ost- und Südostasien.<br />
China, Südkorea und Vietnam waren die<br />
wesentlichen Absatzmärkte. Hingegen mussten<br />
die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> in Südasien und vor allem<br />
im Mittleren Osten Rückschläge hinnehmen. Der<br />
Anteil Asiens am Gesamtexport war mit 47 %<br />
zwar hoch, fiel aber unter den Rekordwert von<br />
2011 (59 %).<br />
Im Auslandsgeschäft setzte sich über alle Branchen<br />
hinweg auch 2012 <strong>der</strong> Trend zu Großprojekten<br />
und Generalunternehmerschaft fort. Die<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft reagierten<br />
auf diese Entwicklung mit einer stärkeren internationalen<br />
Aufstellung sowie durch Kooperationen<br />
mit Lieferanten und an<strong>der</strong>en Anlagenbauern.<br />
Details hierzu liefert das Kapitel „Trends in den<br />
Unternehmen“ auf den Seiten 39ff.<br />
Umsatz steigt auf neuen Rekordwert<br />
Zum zehnten Mal in Folge meldeten die Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> im Jahr 2012 steigende Umsätze. Mit<br />
22,6 Mrd. € überstieg das Volumen den Vorjah -<br />
r eswert (2011: 22,4 Mrd. €) leicht. Der Auslands-<br />
Umsatz lag bei 17,7 Mrd. € (2011: 18,8 Mrd. €),<br />
<strong>der</strong> Inlands-Umsatz bei 4,9 Mrd. € (2011: 3,6<br />
Mrd. €). Der von vielen Unternehmen konsequent<br />
betriebene Ausbau <strong>des</strong> Servicegeschäfts und die<br />
damit bewirkte Verstetigung <strong>der</strong> Mittelzuflüsse<br />
haben zu diesem erfreulichen Ergebnis beigetragen.<br />
Ferner spiegelt <strong>der</strong> deutliche Zuwachs <strong>des</strong> inländischen<br />
Umsatzes die gute Auftragslage im Kraft -<br />
werksbau in den Jahren 2010 und 2011 wi<strong>der</strong>.<br />
Als Indikator zur Beurteilung <strong>der</strong> aktuellen Markt -<br />
entwicklung ist <strong>der</strong> Umsatz im Großanlagenbau<br />
allerdings ungeeignet, da er angesichts <strong>der</strong> Lang -<br />
fristigkeit <strong>des</strong> Geschäfts zurückliegende Auf -<br />
träge spiegelt. Daher bleibt diese Kennzahl im<br />
Folgenden unberücksichtigt.
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 17<br />
Inlandsgeschäft<br />
Die inländische Nachfrage ist 2012 eingebrochen.<br />
Mit 3,9 Mrd. € lagen die Auftragseingänge um<br />
41 % unter Vorjahresniveau (2011: 6,6 Mrd. €).<br />
Selbst für eine an starke Ausschläge gewöhnte<br />
Branche wie den Großanlagenbau ist dieser Rück -<br />
gang ungewöhnlich und historisch einmalig.<br />
Zwei Gründe sind für diese Entwicklung verantwortlich.<br />
Zum einen war die allgemeine Investitionsneigung<br />
in Deutschland 2012 sehr gering:<br />
Die nominalen Ausrüstungsinvestitionen gingen<br />
um über 6 % zurück, auch Bestellungen von Groß -<br />
anlagen waren hiervon betroffen. Zum an<strong>der</strong>en<br />
wurden 2011 mehrere Großaufträge für Windparks<br />
in <strong>der</strong> Nordsee sowie die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Netztechnik an die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> vergeben.<br />
Solche Bestellungen blieben im Berichtsjahr<br />
völlig aus. Doch es gab auch Lichtblicke: So<br />
erreichten die Bestellungen für verfahrenstechnische<br />
Chemieanlagen das höchste Niveau seit<br />
1998 und auch die Anbieter för<strong>der</strong>technischer<br />
Ausrüstungen sowie <strong>der</strong> Anlagenbau für die<br />
Holzwerkstoffindustrie verzeichneten Zuwächse.<br />
Der drastische Bestellrückgang ging Hand in Hand<br />
mit dem Bedeutungsverlust von Großprojekten,<br />
<strong>als</strong>o Einzelor<strong>der</strong> mit einem Wert von min<strong>des</strong>tens<br />
25 Mio. €. Die heimische Industrie realisierte 2012<br />
insgesamt 21 <strong>der</strong>artige Projekte mit einem Ge -<br />
samtvolumen von 2,2 Mrd. € (2011: 23 Vorhaben<br />
mit 4,8 Mrd. €). Der Anteil dieser Vorhaben am<br />
Inlands-Auftragseingang war mit 58 % so niedrig<br />
wie zuletzt 2007.<br />
Buchungen um 59 % unter dem Wert <strong>des</strong> Vorjahres<br />
(2011: 3,4 Mrd. €) und um 30 % unter<br />
dem langjährigen Durchschnitt (2003 bis 2012:<br />
2,0 Mrd. €).<br />
Die wesentlichen Gründe für diesen Einbruch<br />
wurden bereits genannt. So konnten die <strong>AGAB</strong>-<br />
Mitglie<strong>der</strong> nicht von den im Markt vorhandenen<br />
Aufträgen für Windkraftanlagen profitieren.<br />
Ferner lassen sich fossil befeuerte Kraft werke<br />
unter dem aktuellen energiepolitischen Rahmen,<br />
<strong>der</strong> regenerativen Energien einen Vorrang einräumt,<br />
kaum wirtschaftlich betreiben. Energieversorgungsunternehmen<br />
schrecken unter diesen<br />
Umständen vor größeren Investitionen zurück.<br />
Die Bestellungen <strong>des</strong> vergangenen Jahres bezogen<br />
sich überwiegend auf die Mo<strong>der</strong>nisier ung<br />
und Wartung von Bestandsanlagen. Der Auftrag<br />
für die schlüsselfertige Errichtung eines Gas- und<br />
Dampfturbinen (GuD)-Kraftwerks in Düsseldorf,<br />
<strong>der</strong> 2012 von einem <strong>AGAB</strong>-Mitglied gewonnen<br />
wurde, stellte eine Ausnahme dar. Weitere Details<br />
zur aktuellen Situation und den Perspektiven im<br />
Kraftwerksbau sind dem Branchenbericht auf den<br />
Seiten 45ff. zu entnehmen.<br />
Inlands-Auftragseingang nach Anlagen 2012<br />
Politische Rahmenbedingungen<br />
bremsen Kraftwerksbau<br />
Traditionell ist <strong>der</strong> Kraftwerksbau die am Auftragseingang<br />
gemessen wichtigste Branche im<br />
Inland. Auch 2012 übertrafen die Bestellungen<br />
für Energieanlagen die Nachfrage in an<strong>der</strong>en<br />
Sektoren deutlich. Dennoch war das absolute<br />
Niveau enttäuschend. Mit 1,4 Mrd. € lagen die<br />
Ersatzteil- und<br />
Kleinaufträge<br />
24,8%<br />
Sonstige<br />
Anlagen<br />
7,2%<br />
Elektrotechnische<br />
Ausrüstungen<br />
7,1% Hütten- und<br />
Walzwerke<br />
7,7%<br />
Kraftwerke<br />
36,0%<br />
Verfahrenstechnische<br />
Chemieanlagen<br />
17,2%<br />
Abbildung 5<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
18 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
Chemieanlagenbau profitiert von<br />
Großprojekten im Inland<br />
Der deutsche Chemieanlagenbau – dieser Bericht<br />
versteht darunter neben den klassischen organischen<br />
und anorganischen Chemieanlagen auch<br />
Gaserzeugungs- und Luftzerlegungsanlagen –<br />
war mit <strong>der</strong> Geschäftsentwicklung <strong>des</strong> Jahres<br />
2012 sehr zufrieden. Die Bestellungen addierten<br />
sich auf 672 Mio. € (2011: 100 Mio. €) und er -<br />
reichten damit ein Zehn-Jahres-Hoch. Erstm<strong>als</strong><br />
seit langem gab es auch wie<strong>der</strong> mehrere Großaufträge<br />
im Wert von über 100 Mio. €. Damit hat<br />
die Branche spürbar von den 2012 gestarteten<br />
Großprojekten <strong>der</strong> chemischen Industrie in<br />
Deutschland profitiert. Beispiele für die Beteiligung<br />
von <strong>AGAB</strong>-Firmen an heimischen Vorhaben<br />
sind <strong>der</strong> Bau eines Reformers zur Herstellung von<br />
Wasserstoff und Kohlenmonoxid im Chemiepark<br />
Dormagen und die Umrüstung einer Amalgam-<br />
Elektrolyse auf das mo<strong>der</strong>ne Membranverfahren<br />
am Standort Frankfurt-Höchst.<br />
Dass <strong>der</strong> inländische Chemieanlagenbau solche<br />
Projekte gegen die in Deutschland sehr agile<br />
US-amerikanische und europäische Konkurrenz<br />
ge winnen konnte, spricht für seine hohe Technologie-<br />
und Abwicklungskompetenz sowie für seine<br />
preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Überdies stellen<br />
solche Erfolge auf dem Heimatmarkt starke<br />
Referenzen auch für das Auslandsgeschäft dar.<br />
Nachfrage im Hütten- und Walzwerksbau von<br />
kleineren Mo<strong>der</strong>nisierungsvorhaben geprägt<br />
Im metallurgischen Anlagenbau setzte sich <strong>der</strong><br />
Aufschwung <strong>der</strong> Jahre 2010 und 2011 im Be -<br />
richtszeitraum nicht fort. Mit 301 Mio. € lagen<br />
die Inlands-Bestellungen um 46 % unter dem<br />
letztjährigen Rekordwert (2011:561 Mio. €).<br />
Angesichts <strong>des</strong> schwierigen Marktumfelds in<br />
<strong>der</strong> Stahl- und Aluminiumindustrie ist dies jedoch<br />
nicht <strong>als</strong> Misserfolg zu werten – vielmehr waren<br />
die Anbieter zufrieden, den langjährigen Durch -<br />
schnitt swert von 275 Mio. € übertroffen zu haben.<br />
Das Marktgeschehen war 2012 von vielen Vor -<br />
haben im einstelligen und niedrigen zweistelligen<br />
Millionenbereich geprägt. Die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
und Instandhaltung älterer Anlagen stand dabei<br />
im Blickpunkt, Großprojekte über 25 Mio. € bildeten<br />
Ausnahmen. Eines <strong>der</strong> wenigen Vorhaben<br />
in dieser Größenordnung war <strong>der</strong> Lieferauftrag<br />
zum Umbau einer Stranggießanlage für ein<br />
Stahlwerk in Duisburg.<br />
An<strong>der</strong>e Branchen entwickeln sich uneinheitlich<br />
Die übrigen in <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> vertretenen 15 Anlagen -<br />
bausparten, die nicht zu den Kernbereichen<br />
Energie, Chemie und Stahl gehören, entwickelten<br />
sich 2012 uneinheitlich. Hinter einem Auftragsrückgang<br />
von insgesamt rund 20 % steht eine<br />
Bandbreite, die von plus 85 % in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>technik<br />
bis minus 76 % bei den Anbietern elektrotechnischer<br />
Ausrüstungen reicht. Ein allgemeiner Trend<br />
ist dabei nicht auszumachen. Allerdings sind<br />
Branchen mit negativem Vorzeichen in <strong>der</strong> Mehr -<br />
heit. So bestellten bedeutende Industriezweige<br />
wie die Papier- und die Nahrungsmittelindustrie<br />
2012 wesentlich weniger Anlagen <strong>als</strong> noch im<br />
Vorjahr. Das schwierige konjunkturelle Umfeld,<br />
aber auch <strong>der</strong> seit vielen Jahren zu beobachtende<br />
schleichende Bedeutungsverlust <strong>des</strong> Inlandsmarktes<br />
spiegelt sich in diesen Zahlen wi<strong>der</strong>.
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 19<br />
Auslandsgeschäft<br />
Das Auslandsgeschäft ist seit jeher Treiber <strong>der</strong><br />
Nachfrage nach Großanlagen. Dabei hat die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Exportmärkte in jüngster Ver -<br />
gangenheit sogar noch zugenommen. Lag <strong>der</strong><br />
Auslandsanteil in den 1980er und 1990er Jahren<br />
bei jeweils gut 60 %, waren es im Durchschnitt<br />
<strong>der</strong> Jahre 2000 bis 2012 knapp 80 %. Ein Ende<br />
o<strong>der</strong> gar eine Umkehr dieser Entwicklung ist<br />
nicht in Sicht.<br />
Schwellenlän<strong>der</strong> werden wichtiger<br />
Mit dem Bedeutungszuwachs <strong>der</strong> Auslandsmärkte<br />
einher ging eine Verschiebung <strong>der</strong> Nachfragestruktur<br />
weg von den klassischen Industrielän<strong>der</strong>n<br />
in Westeuropa und Nordamerika hin zu Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />
in Asien, Südamerika und Osteuropa.<br />
Der Anteil dieser Län<strong>der</strong>gruppe am Auslands-<br />
Auftragseingang liegt heute bei rund 80 %, vor<br />
zehn Jahren waren es erst 60 % gewesen.<br />
Die Entwicklung <strong>des</strong> Jahres 2012 passt sich gut<br />
in dieses langfristige Muster ein. Zwar sanken<br />
die Auslands-Bestellungen mit 16,6 Mrd. € um<br />
9 % unter das Niveau von 2011 (18,3 Mrd. €),<br />
angesichts <strong>des</strong> sehr viel stärkeren Einbruchs <strong>der</strong><br />
Inlandsnachfrage schnellte <strong>der</strong> Auslandsanteil<br />
jedoch sprunghaft auf 81 % hoch (2011: 73 %).<br />
Und auch die Verschiebung <strong>des</strong> Geschäfts nach<br />
Asien setzte sich fort: Knapp 30 % <strong>der</strong> Bestellungen<br />
wurden im Berichtsjahr von Kunden aus Ostund<br />
Südostasien getätigt – eine Quote, wie sie<br />
zuletzt Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahren erreicht wurde.<br />
Der Anteil Westeuropas war mit 10 % hingegen<br />
so niedrig wie noch nie.<br />
China bleibt größter Auslandsmarkt<br />
Die aktuelle Struktur <strong>der</strong> wichtigsten Absatzmärkte<br />
spiegelt den beschriebenen Langfristtrend wi<strong>der</strong>:<br />
Fünf <strong>der</strong> zehn bedeutendsten Märkte lagen 2012<br />
in Asien, die Plätze eins bis drei wurden sogar<br />
ausschließlich von asiatischen Län<strong>der</strong>n belegt<br />
(vgl. Abb. 6). China stand zum vierten Mal in<br />
Folge an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Rangliste. Südkoreas<br />
zweiter Platz ist Folge mehrerer Großaufträge<br />
für hocheffiziente Gaskraftwerke, die das Land<br />
infolge starken Wirtschaftswachstums zur<br />
Sicherstellung seiner Energieversorgung benötigt.<br />
Indien mo<strong>der</strong>nisiert und erweitert seine indus -<br />
triellen Kapazitäten umfassend. Deutsche Anlagenbauer<br />
konnten im Berichtsjahr von diesen<br />
Programmen profitieren und erhielten zahlreiche<br />
Großaufträge für Kohlekraftwerke, metallurgische<br />
Anlagen sowie Papiermaschinen.<br />
China war 2012 <strong>der</strong> bedeutendste<br />
Absatzmarkt für den deutschen Großanlagenbau.<br />
Das Thema Umweltschutz<br />
gewinnt auch in <strong>der</strong> Volksrepublik bei<br />
vielen Projekten immer mehr an<br />
Bedeutung.
20 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
Doch auch außerhalb Asiens bieten wachstumsorientierte<br />
und bevölkerungsreiche Län<strong>der</strong> wie<br />
die Türkei, Brasilien und Russland dem deutschen<br />
Anlagenbau großes Potenzial. Im vergangenen<br />
Jahr kamen aus diesen drei Län<strong>der</strong>n Aufträge im<br />
Wert von jeweils über einer halben Milliarde Euro.<br />
Projekte zur Rohstoffför<strong>der</strong>ung und -verarbeitung<br />
sowie zur Verbesserung <strong>der</strong> Energieversorgung<br />
standen dabei im Blickpunkt.<br />
Die USA waren 2012 das einzige Industrieland<br />
unter den „Top Ten“. Der Boom in <strong>der</strong> Schiefergasför<strong>der</strong>ung<br />
sorgte sowohl in <strong>der</strong> Exploration<br />
<strong>als</strong> auch in <strong>der</strong> Weiterverarbeitung <strong>des</strong> Gases<br />
für eine Vielzahl von Anlagenprojekten, an<br />
denen auch <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> beteiligt waren. Da<br />
die För<strong>der</strong>menge in den Vereinigten Staaten<br />
weiter ansteigt und <strong>der</strong> dortige Gaspreis damit<br />
auch absehbar unter dem Niveau in Europa<br />
o<strong>der</strong> Asien liegen wird, sind die Aussichten für<br />
den US-Anlagenbaumarkt <strong>als</strong> dauerhaft günstig<br />
zu beurteilen (Details siehe Seite 35f.).<br />
Auslands-Auftragseingang nach Kundenlän<strong>der</strong>n 2012<br />
(in Prozent)<br />
China 11% Südkorea 9%<br />
Die Mitgliedsfirmen <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> erhielten 2012<br />
Aufträge von Kunden aus 117 Län<strong>der</strong>n (Vorjahr:<br />
113). Die Anteile <strong>der</strong> 10 (20, 50) or<strong>der</strong>stärksten<br />
Staaten an den gesamten Auslandsbestellungen<br />
lagen bei 56 % (74 %, 95 %). Im Vergleich zum<br />
Vorjahr haben sich diese Quoten leicht reduziert<br />
(2011: 59 % / 75 % / 96 %). Eine Abhängigkeit<br />
<strong>des</strong> Großanlagenbaus von einzelnen Län<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> Regionen war und ist somit nicht erkennbar.<br />
Vielmehr sind die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> auf allen<br />
Kontinenten aktiv und weltweit mit Nie<strong>der</strong>lassungen<br />
vertreten. Sie bemühen sich überdies<br />
verstärkt um die Erschließung neuer, bislang<br />
wenig beachteter Märkte, etwa in Afrika o<strong>der</strong> in<br />
Zentralasien. Mit mehreren Großaufträgen aus<br />
Schwarzafrika (Kongo, Liberia, Sambia) waren die -<br />
se Bestrebungen im vergangenen Jahr von Erfolg<br />
gekrönt.<br />
Zahl <strong>der</strong> Großprojekte rückläufig<br />
Die Auslands-Bestellungen waren auch 2012<br />
mehrheitlich auf die Hereinnahme von Großaufträgen<br />
ab 25 Mio. € zurückzuführen. Der Anteil<br />
dieser Projekte am gesamten Auslandsgeschäft<br />
ist bezogen auf ihren Wert allerdings seit meh -<br />
r eren Jahren rückläufig und lag mit 59 % unter<br />
den Quoten <strong>der</strong> Vorjahre (2011: 60 %; 2010: 63 %).<br />
Vor allem an dem beschriebenen Markttrend zu<br />
Megaprojekten konnte <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />
nicht proportional teilhaben. Insgesamt<br />
gingen im Berichtszeitraum zwei Großaufträge<br />
im Wert von über 500 Mio. € bei den Mitgliedsfirmen<br />
ein, nicht mehr <strong>als</strong> im Durchschnitt <strong>der</strong><br />
Jahre 2007 bis 2011.<br />
an<strong>der</strong>e<br />
Län<strong>der</strong><br />
44%<br />
Indien 6%<br />
Russland 5%<br />
USA 5%<br />
Polen 5%<br />
Türkei 4%<br />
Brasilien 4%<br />
V.A.E. 3%<br />
Vietnam 3%<br />
Einen genauen Überblick über die Anzahl und<br />
das Volumen <strong>der</strong> Großprojekte in den Jahren<br />
2008 bis 2012 liefert Abbildung 7.<br />
Abbildung 6<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 21<br />
Großprojekte Ausland 2008 – 2012<br />
Großprojekte (Anzahl) 2008 2009 2010 2011 2012<br />
größer 500 Mio. € 2 2 1 2 2<br />
größer 125 Mio. € bis 500 Mio. € 35 17 20 15 11<br />
größer 50 bis 125 Mio. € 77 51 48 47 46<br />
25 bis 50 Mio. € 98 56 77 78 69<br />
Insgesamt 212 126 146 142 128<br />
Großprojekte (Mrd. €) 2008 2009 2010 2011 2012<br />
größer 500 Mio. € 1,5 1,7 0,5 1,5 1,2<br />
größer 125 Mio. € bis 500 Mio. € 7,2 4,4 4,0 3,4 2,6<br />
größer 50 bis 125 Mio. € 6,4 4,0 3,8 3,7 3,6<br />
25 bis 50 Mio. € 3,4 2,0 2,7 2,6 2,4<br />
Insgesamt 18,5 12,1 11,0 11,2 9,8<br />
Abbildung 7<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
Die Zahl <strong>der</strong> von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> ak qui -<br />
rierten Großprojekte sank im Berichtszeitraum<br />
auf 128 Aufträge (2011: 142 Aufträge), was<br />
hauptsächlich auf fallende Bestellungen für Projektgrößen<br />
zwischen 125 und 500 Mio. € zurück -<br />
zuführen ist. Auch das absolute Volumen reduzierte<br />
sich: die Summe aller Großprojekte<br />
erreichte 2012 einen Wert von 9,8 Mrd. € (2011:<br />
11,2 Mrd. €). Im Durchschnitt hatten die Aufträge<br />
damit einen Umfang von 77 Mio. € (2011: 79<br />
Mio. €).<br />
Die meisten Großaufträge wurden im Berichtszeitraum<br />
im asiatisch-pazifischen Raum vergeben.<br />
Hier gab es 35 Großprojekte im Gesamtwert<br />
von 3,3 Mrd. € (2011: 43 Vorhaben mit 3,5 Mrd. €).<br />
Auffallend war hier, dass die Zahl <strong>der</strong> Vorhaben<br />
in China mit insgesamt 18 Projekten deutlich<br />
unter dem Wert von 2011 (27 Projekte) lag. In<br />
den Industrielän<strong>der</strong>n sank die Zahl <strong>der</strong> Großprojekte<br />
2012 auf 25 Vorhaben für 1,2 Mrd. € (2011:<br />
31 Projekte mit 1,7 Mrd. €). Nordamerika lag hier<br />
mit 14 Projekten an <strong>der</strong> Spitze. Das durchschnitt -<br />
liche Volumen eines Großprojekts war mit 104<br />
Mio. € in Osteuropa am größten. Die Anzahl <strong>der</strong><br />
Vorhaben lag bei 14 Projekten – darunter ein<br />
Megaprojekt im Kraftwerkssektor. Kunden aus<br />
dem Mittleren Osten gaben 20 Großbestellungen<br />
für insgesamt 1,3 Mrd. € (2011: 22 Vorhaben<br />
mit 3,3 Mrd. €) in Auftrag. Die verbleibenden<br />
34 Projekte verteilen sich auf Südasien (11),<br />
Afrika (11), Süd- und Mittelamerika (6) sowie das<br />
übrige Europa (6).<br />
Teilbranchen:<br />
Grundstoffnahe Sparten legen zu<br />
Die nachlassende Auslandsnachfrage im Großanlagenbau<br />
war 2012 in erster Linie durch rückläufige<br />
Bestellungen von Käufern metallurgischer Anlagen<br />
(-26 % im Vergleich zu 2011), von Anlagen<br />
für die Holzwerkstoffindustrie (-30 %) sowie von<br />
elektrotechnischen Ausrüstungen (-46 %) bedingt.<br />
Im Kraftwerksbau war <strong>der</strong> Markt gespalten.<br />
Während die Anbieter von Energieerzeugungsanlagen<br />
im Westeuropa- und Nahostgeschäft<br />
einen starken Einbruch hinnehmen mussten,
22 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
Auslands-Auftragseingang nach ausgewählten Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />
(ohne Ersatzteil- und Kleinaufträge)<br />
Mrd. €<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Westeuropäische<br />
Industrielän<strong>der</strong><br />
Nordamerika<br />
Asiatisch-<br />
Pazifischer Raum<br />
Nah- und<br />
Mittelost<br />
Osteuropäische<br />
Län<strong>der</strong> und GUS<br />
Abbildung 8<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
gab es in Osteuropa, <strong>der</strong> Türkei und Ostasien<br />
zum Teil erhebliche Or<strong>der</strong>zuwächse. Eine vollstän -<br />
dige Kompensation <strong>der</strong> Verluste war dadurch aber<br />
nicht möglich. Insgesamt verzeichnete die Branche<br />
einen Or<strong>der</strong>rückgang um 9 %.<br />
Branchen, die Anlagen für Grundstoffindustrien<br />
liefern, meldeten 2012 überwiegend mo<strong>der</strong>ate,<br />
vereinzelt sogar deutliche Zuwächse und setzten<br />
damit den im Jahr 2011 begonnenen Aufwärtstrend<br />
fort. So legten etwa die Bestellungen für<br />
Baustoff anlagen um 4 % zu (2011: 4 %), <strong>der</strong> Auftragseingang<br />
im verfahrenstechnischen Chemieanlagenbau<br />
wuchs um 6 % (2011: 3 %). Die<br />
Anbieter von Anlagen zur Rohstoffför<strong>der</strong>ung verbuchten<br />
sogar um 43 % höhere Or<strong>der</strong>s – <strong>der</strong><br />
stärkste Zuwachs in dieser Sparte seit 2004.<br />
Nach einem Plus von 41 % in 2011 entspricht das<br />
einer Verdop pelung <strong>der</strong> Nachfrage innerhalb von<br />
zwei Jahren.<br />
Detaillierte Ausführungen zu den Entwicklungen<br />
in wesentlichen Anlagenbaubranchen sind im<br />
Abschnitt „Branchenberichte und Geschäftsaussichten“<br />
ab Seite 44 zu finden.
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 23<br />
Auslands-Auftragseingang nach Anlagen 2011 und 2012<br />
2011 2012<br />
Kraftwerke<br />
Hütten- und Walzwerke<br />
Verfahrenstechnische<br />
Chemieanlagen<br />
Elektrotechnische<br />
Ausrüstungen<br />
Anlagen zur<br />
Rohstoffför<strong>der</strong>ung<br />
Sonstige Anlagen<br />
Ersatzteil- und<br />
Kleinaufträge<br />
0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0<br />
Mrd. €<br />
Abbildung 9<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
Auslands-Auftagseinang nach Anlagen 2012<br />
(in Prozent)<br />
Sonstige Anlagen<br />
11%<br />
Anlagen zur<br />
Rohstoffför<strong>der</strong>ung<br />
4%<br />
Elektrotechnische<br />
Ausrüstungen<br />
6%<br />
Ersatzteil- und<br />
Kleinaufträge 8%<br />
Kraftwerke<br />
43%<br />
Verfahrenstechnische<br />
Chemieanlagen 14%<br />
Hütten- und<br />
Walzwerke<br />
14%<br />
Abbildung 10<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
24 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
Asiatisch-Pazifischer Raum<br />
Der asiatisch-pazifische Raum – nach <strong>AGAB</strong>-<br />
Definition sind das die Län<strong>der</strong> China, Hongkong,<br />
Nord- und Südkorea, die Mongolei, Taiwan sowie<br />
die komplette ASEAN-Gruppe 4 – war 2012 <strong>der</strong><br />
wichtigste internationale Absatzmarkt <strong>des</strong> deutschen<br />
Großanlagenbaus. Die Buchungen sanken<br />
gegenüber dem Rekordwert <strong>des</strong> Vorjahres zwar<br />
leicht um 4 % auf 4,9 Mrd. € (2011: 5,1 Mrd. €).<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Asien-Pazifik-Region am gesamten<br />
Auftragseingang <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft erhöhte<br />
sich dennoch weiter – die Quote stieg von 15 % im<br />
Jahr 2010, auf über 20 % 2011 und aktuell auf 24 %.<br />
Auslöser hierfür war in erster Linie die anhaltend<br />
dynamische Marktentwicklung in Ostasien. China<br />
und Südkorea waren 2012 nicht nur die beiden<br />
wichtigsten Märkte in <strong>der</strong> Region und standen für<br />
zwei Drittel aller asiatisch-pazifischen Bestellungen.<br />
Vielmehr waren diese beiden Län<strong>der</strong> auch<br />
weltweit die bedeutendsten Abnehmer deutscher<br />
Großanlagen.<br />
China weltweit wichtigster Markt<br />
China war 2012 zum dritten Mal in Folge das<br />
bedeutendste Kundenland <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus.<br />
Allerdings gingen die Bestellungen<br />
gegenüber dem Vorjahr um gut ein Viertel zurück.<br />
Mit 1,6 Mrd. € (2011: 2,2 Mrd. €) lagen die Bu -<br />
ch ungen deutlich unter dem langjährigen Schnitt<br />
von 2,0 Mrd. €.<br />
Daraus eine grundlegende Verschlechterung <strong>der</strong><br />
Absatzperspektiven in China abzuleiten, wäre<br />
jedoch verfehlt. Nach wie vor ist die Volksrepublik<br />
ein dynamisch wachsen<strong>des</strong> Land, das seine<br />
industrielle Infrastruktur kontinuierlich ausbaut<br />
und dabei häufig auf deutsche Expertise setzt.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Energieversorgung, aber<br />
auch in <strong>der</strong> chemischen Industrie ergeben sich<br />
für die in <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> organisierten Unternehmen<br />
weiterhin gute Geschäftschancen. Die aktuelle<br />
Marktschwäche stellt daher eher eine <strong>der</strong> für die<br />
Branche charakteristischen Schwankungen dar.<br />
Erschwerend kam im Berichtszeitraum hinzu,<br />
dass <strong>der</strong> Staat in einigen Industrien Maßnahmen<br />
zur Beruhigung <strong>des</strong> überhitzten Investitionsverhaltens<br />
eingeleitet hat. So war es für einige Kunden<br />
schwierig, Genehmigungen für die Errichtung<br />
neuer Werke zu erhalten o<strong>der</strong> den gewünschten<br />
Baugrund zu erwerben.<br />
Im Jahr 2012 waren in <strong>der</strong> Volksrepublik vor allem<br />
Hütten- und Walzwerke sowie Energieerzeugungs -<br />
anlagen gefragt. Rund zwei Drittel aller Bestellun -<br />
gen bezogen sich auf diese beiden Segmente – in<br />
Summe waren das Aufträge im Wert von 1,1 Mrd. €,<br />
25 % weniger <strong>als</strong> noch 2011. Auch in den übrigen<br />
Sparten war <strong>der</strong> Auftragseingang überwiegend<br />
rückläufig. Ein Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> Papieranlagenbau<br />
mit um 25 % reduzierten Buchungen.<br />
Gegenüber dem Spitzenjahr 2007 hat sich die<br />
Auftragslage sogar um 67 % verschlechtert. Grün -<br />
de hierfür sind die erheblichen Investitionen <strong>der</strong><br />
vergangenen Jahre, die einen weiteren Zubau<br />
<strong>der</strong>zeit nicht sinnvoll erscheinen lassen sowie<br />
die wachsende chinesische Binnenkonkurrenz.<br />
Südkorea mit Rekordbestellungen<br />
Südkorea hat in den vergangenen Jahren vor allem<br />
<strong>als</strong> neuer Konkurrent im Markt für Großanlagen<br />
für Furore gesorgt. Erfolge, die südkoreanische<br />
Unternehmen bei Megaprojekten im Mittleren<br />
Osten erzielen konnten, sind Ausweis für <strong>der</strong>en<br />
gestiegene Wettbewerbsfähigkeit (Details siehe<br />
S. 36ff.). Südkorea ist aber nicht nur ein bedeuten<strong>der</strong><br />
Exporteur von Industrieanlagen. Vielmehr<br />
ist das ostasiatische Land für den deutschen<br />
Anlagenbau seit langem auch ein wichtiger<br />
Absatzmarkt, <strong>des</strong>sen Bedeutung im Zuge <strong>des</strong><br />
wirtschaftlichen Aufstiegs aktuell weiter steigt.<br />
2012 erreichten die Bestellungen aus Südkorea<br />
4 ASEAN = Association of South East Asian Nations. Ge gründet wurde diese Organisation im Jahr 1967.<br />
Ihre Mitglie<strong>der</strong> sind Brunei, Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam (seit 1995),<br />
Laos (seit 1997), Myanmar (seit 1997) und Kambod scha (seit 1999).
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 25<br />
Auftragseingang aus China und aus Südkorea von 2003 – 2012<br />
Mrd. €<br />
3,0<br />
2,75<br />
2,5<br />
2,25<br />
2,0<br />
1,75<br />
1,5<br />
1,25<br />
1,0<br />
0,75<br />
0,5<br />
0,25<br />
0<br />
03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />
China<br />
Südkorea<br />
Abbildung 11<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
mit 1,4 Mrd. € (2011: 726 Mio. €) zum zweiten<br />
Mal in Folge einen Rekordwert. Auslöser für diesen<br />
Anstieg war die Vergabe mehrerer Großaufträge<br />
für den Neubau von GuD-Kraftwerken an<br />
ein Mitglied <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft. Angesichts<br />
<strong>der</strong> sehr hohen Gaspreise in Südkorea konnte <strong>der</strong><br />
deutsche Anlagenbauer den Kunden mit seiner<br />
energieeffizienten Technologie überzeugen. Dies<br />
ist ein Beleg dafür, dass <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />
mit technisch herausragenden Angeboten<br />
auch in einem wettbewerbsintensiven Markt<br />
wie Südkorea reüssieren kann.<br />
Hohe Nachfrage aus Südostasien<br />
Die Auftragseingänge aus den ASEAN-Staaten<br />
haben sich 2012 auf hohem Niveau stabilisiert.<br />
Zwar unterschritten die Buchungen den Vorjah -<br />
r eswert (2011: 1,6 Mrd. €) leicht, erreichten mit<br />
1,4 Mrd. € dennoch das zweithöchste Volumen<br />
seit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende.<br />
Mit dem Zuschlag für elf Großprojekte profitier -<br />
t en die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> von den günstigen<br />
Rahmenbedingungen für den Anlagenbau in<br />
Südost asien und knüpften damit an die Erfolge<br />
<strong>der</strong> frühen 1990er Jahre an. Die bedeutendsten<br />
Märkte waren im Berichtszeitraum Vietnam mit<br />
Bestellungen in Höhe von 450 Mio. € (2011:<br />
21 Mio. €) und Malaysia mit 423 Mio. € (2011:<br />
129 Mio. €). In beiden Län<strong>der</strong>n standen neben<br />
dem Ausbau <strong>der</strong> Energieversorgung vor allem<br />
verfahrenstechnische Anlagenbauprojekte im<br />
Fokus. Aufträge zum Bau <strong>der</strong> größten Luftzerlegungsanlage<br />
Vietnams im Industriepark Phy My
26 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
sowie zum Bau einer mittelgroßen Erdgas ver flüs -<br />
sig ungsanlage im Osten Malaysias sind Beispiele<br />
hierfür. Hingegen sanken die Bestellungen aus<br />
Län<strong>der</strong>n wie Thailand (-87 %), Indonesien (-67 %)<br />
und Singapur (-31 %) deutlich unter das Niveau<br />
von 2011.<br />
Kraftwerksbau boomt in Asien<br />
Die Nachfrage nach Kraftwerken aus <strong>der</strong> Asien-<br />
Pazifik-Region erreichte 2012 mit 2,2 Mrd. € einen<br />
Rekordwert. Auslöser hierfür waren in erster Linie<br />
zahlreiche Großaufträge aus Südkorea. Ferner be -<br />
stellten auch Energiekonzerne aus China so wie<br />
aus Singapur komplette, überwiegend gasbefeu -<br />
erte Kraftwerke, um den dort rasant steigenden<br />
Strombedarf wirtschaftlich zu decken.<br />
Der asiatisch-pazifische Raum blieb im Berichtszeitraum<br />
<strong>der</strong> wichtigste Absatzmarkt für den<br />
Hütten- und Walzwerksbau weltweit. Die Bestellungen<br />
in Höhe von 854 Mio. € sanken in Relation<br />
zum Vorjahr (2011: 1,1 Mrd. €) allerdings deutlich.<br />
Grund hierfür waren vor allem die erheblichen<br />
Überkapazitäten für Massenstahl in China, die<br />
Investitionen in neue Anlagen <strong>der</strong>zeit unwirtschaftlich<br />
erscheinen lassen.<br />
Die Erholung im verfahrenstechnischen Chemieanlagenbau<br />
setzte sich 2012 bereits im dritten<br />
Jahr in Folge fort. Mit Bestellungen von 750 Mio. €<br />
(2011: 675 Mio. €) konnte die Branche den Einbruch<br />
von 2009 damit endgültig überwinden.<br />
Ne ben Südostasien war China <strong>der</strong> zentrale Ab -<br />
satzmarkt für den Chemieanlagenbau.<br />
Südkorea war 2012 <strong>der</strong><br />
wichtigste Markt für den<br />
<strong>AGAB</strong>-Kraftwerksbau.
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 27<br />
Industrielän<strong>der</strong><br />
Kunden aus den Industrielän<strong>der</strong>n – darunter<br />
versteht dieser Bericht die Staaten Westeuropas<br />
und Nordamerikas sowie Australien, Neuseeland,<br />
Japan und Südafrika – platzierten 2012 Aufträge<br />
im Wert von 3,3 Mrd. € (2011: 4,0 Mrd. €) bei<br />
den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau.<br />
Das ist <strong>der</strong> niedrigste Auftragseingang<br />
seit 1999. Grund für diesen Einbruch war<br />
die schwache Nachfrage aus Europa. Speziell<br />
Kunden aus Südeuropa haben ihre Bestellungen<br />
weiter zurückgefahren. Das spürten vor allem<br />
Branchen, die in erheblichem Maße von öffentlichen<br />
Investitionen abhängig sind, wie etwa <strong>der</strong><br />
Kraftwerksbau und die Anbieter von Abfallverbrennungsanlagen.<br />
Westeuropa im Tief<br />
Westeuropa war für den deutschen Großanlagen -<br />
bau über Jahrzehnte ein Kernmarkt. Geographische<br />
sowie kulturelle Nähe, gewachsene Geschäftsverbindungen<br />
und das Fehlen von Zollschranken<br />
begünstigten den Handel mit den Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />
Deutschlands. Zwar geht die relative Bedeutung<br />
Westeuropas bereits seit den späten 1990er Jahren<br />
tendenziell zurück. In einem insgesamt<br />
wachsenden Markt stiegen die absoluten Auftragszahlen<br />
aber weiter an und erreichten im<br />
Jahr 2007 mit dam<strong>als</strong> 5,9 Mrd. € einen Höchstwert.<br />
Seitdem ist jedoch ein kontinuierlicher Rückgang<br />
festzustellen. Im Jahr 2012 beschleunigte sich<br />
diese Entwicklung nochm<strong>als</strong>. Mit 1,7 Mrd. €<br />
lagen die Bestellungen aus Westeuropa um 29 %<br />
unter dem Vorjahreswert (2011: 2,4 Mrd. €) und<br />
um gut 70 % unter dem Allzeithoch von 2007.<br />
Der Anteil an den gesamten Auslandsbestellungen<br />
reduzierte sich im selben Zeitraum von 22 % auf<br />
aktuell 10 %.<br />
Betroffen von dieser Entwicklung ist vor allem<br />
<strong>der</strong> konventionelle Kraftwerksbau, <strong>der</strong> erheblich<br />
unter dem fehlenden Ausgabespielraum privater<br />
und öffentlicher Investoren in Südeuropa leidet.<br />
Doch auch <strong>der</strong> rasche Ausbau <strong>der</strong> regenerativen<br />
Energien in Nordeuropa lässt die Nachfrage<br />
nach fossilen Kraftwerken tendenziell sinken.<br />
Die Bestellungen aus Westeuropa für Energieerzeugungsanlagen<br />
gingen 2012 auf knapp 700 Mio.<br />
€ (2011: 1,0 Mrd. €) zurück. Auch in an<strong>der</strong>en Sektoren<br />
war die Nachfrage ausgesprochen schwach.<br />
Die wenigen größeren Bestellungen, die es im<br />
Berichtszeitraum etwa aus <strong>der</strong> Baustoff- und <strong>der</strong><br />
Chemieindustrie gab, waren ausnahmslos<br />
Instandhaltungs- o<strong>der</strong> Erweiterungsinvestitio nen.<br />
Aufträge für Projekte „auf <strong>der</strong> grünen Wiese“ gab<br />
es im Berichtszeitraum nicht.<br />
Über alle Branchen hinweg waren Schweden mit<br />
243 Mio. € (2011: 214 Mio. €), die Nie<strong>der</strong>lande mit<br />
193 Mio. € (2011: 279 Mio. €) und Frankreich mit<br />
186 Mio. € (2011: 224 Mio. €) die bedeutendsten<br />
westeuropäischen Abnehmer von Großanlagen.<br />
Wachstum im Nordamerikageschäft –<br />
Übrige Industrielän<strong>der</strong> ohne Impulse<br />
Das Nordamerikageschäft <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus<br />
befand sich 2012 weiter im Aufschwung.<br />
Die Auftragseingänge lagen mit<br />
1,2 Mrd. € um rund 200 Mio. € über dem Vorjahresniveau<br />
und sogar um mehr <strong>als</strong> 300 Mio. €<br />
über dem Durchschnitt <strong>der</strong> vergangenen Dekade.<br />
Im wichtigen US-Markt erreichten die Bestellungen<br />
2012 einen Wert von 810 Mio. € (2011:<br />
798 Mio. €). Mit <strong>der</strong> Hereinnahme von elf Großprojekten<br />
konnten die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> vom<br />
guten Investitionsklima in den Vereinigten Staaten<br />
profitier en. Die Mehrzahl dieser Projekte<br />
stand in direktem Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
Gewinnung und Veredlung <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Schiefergasvorkommen. Exemplarisch zu nennen<br />
sind etwa Aufträge für mehrere große Düngemittelfabriken,<br />
für Gasturbinen sowie für Anla-
28 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
Auftragseingang aus den USA und aus den Nie<strong>der</strong>landen von 2003 – 2012<br />
Mrd. €<br />
1,5<br />
1,25<br />
1,0<br />
0,75<br />
0,5<br />
0,25<br />
0<br />
03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />
USA<br />
Nie<strong>der</strong>lande<br />
Abbildung 12<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
gen zur Herstellung von Nahtlosrohren, die bei<br />
<strong>der</strong> Gasför<strong>der</strong>ung zum Ein satz kommen. Auch die<br />
Nachfrage aus Kanada war im Berichtsjahr<br />
äußerst lebhaft. Die Bestellungen erreichten mit<br />
325 Mio. € den höchsten Stand seit 1990. Der<br />
von einem <strong>AGAB</strong>-Mitglied gewonnene Auftrag<br />
zum Bau einer Wasserstoffanlage ist hierbei hervorzuheben.<br />
In den übrigen Industrielän<strong>der</strong>n entwickelte sich<br />
die Nachfrage im Berichtszeitraum unspektakulär.<br />
Leichten Zuwächsen in Australien (9 %) und<br />
Südafrika (11 %) stand ein deutlicher Rückgang<br />
im Japangeschäft (-72 %) gegenüber. Nennenswerte<br />
Großprojekte gab es 2012 in keinem dieser<br />
drei Län<strong>der</strong>.<br />
Kraftwerksbau verliert an Gewicht<br />
Über Jahre hinweg waren die Industrielän<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
wichtigste Markt für den deutschen Kraftwerksbau.<br />
Seit 2011 ist dies nicht mehr <strong>der</strong> Fall. Die<br />
Bestellungen, die im Rekordjahr 2007 noch bei<br />
5,1 Mrd. € lagen, sind seitdem eingebrochen. Sie<br />
erreichten 2012 einen Wert von nur noch 1,2 Mrd.<br />
€ (2011: 1,7 Mrd. €). Dramatisch waren die Verluste<br />
in Westeuropa, wo es erstm<strong>als</strong> seit über<br />
zehn Jahren keinen Neubauauftrag gab. Auch in<br />
den USA sank die Nachfrage nach Kraftwerken<br />
auf 255 Mio. € (2011: 354 Mio. €). Im Gegensatz<br />
zu Westeuropa sind die Aussichten in den Vereinigten<br />
Staaten allerdings günstig. Im Zuge <strong>der</strong><br />
geplanten Abschaltung älterer Kohlekraftwerke<br />
und angesichts niedriger Gaspreise setzen die<br />
USA zunehmend auf Erdgas: Von den bis 2035<br />
geplanten neuen Kraftwerkskapazitäten sollen<br />
min<strong>des</strong>tens 60 % mit diesem Brennstoff betrieben<br />
werden.<br />
Im Hütten- und Walzwerksbau sanken die Be -<br />
stellungen im vergangenen Jahr auf 464 Mio. €<br />
(2011: 561 Mio. €). Es überwogen Aufträge zur<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung bestehen<strong>der</strong> Anlagen und damit<br />
mittlere Auftragsgrößen. Eine zunehmend wichtiger<br />
werdende Rolle spielte 2012 das Servicegeschäft.<br />
Die Aufträge verteilten sich auf eine<br />
Vielzahl von Län<strong>der</strong>n; wichtigste Abnehmer waren<br />
die USA, Frankreich und Italien.<br />
In den übrigen Branchen gab es hingegen meist<br />
Zuwächse. Sehr erfreulich war dabei die Entwick -<br />
lung im verfahrenstechnischen Chemieanlagenbau,<br />
wo sich <strong>der</strong> seit 2010 zu beobachtende Aufschwung<br />
mit einem Or<strong>der</strong>plus von 25 % auf 503<br />
Mio. € fortsetzte. Steigende Auftragseingänge<br />
meldeten im Berichtszeitraum ferner die Anbieter<br />
von Baustoffanlagen, von Papiermaschinen<br />
sowie von Anlagen zur För<strong>der</strong>ung und Aufbereitung<br />
von Kohle und Erzen.
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 29<br />
Osteuropa und GUS<br />
Die Auftragseingänge aus Osteuropa – darunter<br />
versteht dieser Bericht die osteuropäischen Beitrittsstaaten<br />
<strong>der</strong> EU, den Balkan sowie Moldawien<br />
– und <strong>der</strong> GUS sind 2012 um 28 % auf 2,4 Mrd. €<br />
(2011: 1,9 Mrd. €) gestiegen. Damit war diese<br />
Region im vergangenen Jahr <strong>der</strong> am stärksten<br />
wachsende Markt für die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong>. Der<br />
Anteil Osteuropas und <strong>der</strong> GUS an den gesamten<br />
Auslands-Bestellungen erhöhte sich von 10 %<br />
(2011) auf aktuell 14 %.<br />
Die Nachfrage aus Osteuropa verdoppelte sich<br />
2012 nahezu – die Bestellung en stiegen von<br />
577 Mio. € auf gut 1,1 Mrd. €. Allerdings handelt<br />
es sich dabei nicht um den erhofften, breiten<br />
Aufschwung. Auslöser für den Auftragssprung<br />
war vielmehr ein Megaauftrag zum Bau eines<br />
Kohlekraftwerks in Polen. Die Bestellungen aus<br />
<strong>der</strong> GUS verharrten auf dem Niveau <strong>des</strong> Vorjahres.<br />
Mit 1,3 Mrd. € lagen sie leicht unter dem<br />
langjährigen Mittelwert von 1,4 Mrd. €.<br />
Russland bleibt wichtigster Markt in <strong>der</strong> Region<br />
Nach dem Einbruch <strong>des</strong> Russlandgeschäfts in<br />
den Jahren 2009 und 2010 – dieser Zeitraum<br />
war von zahlreichen Projektunterbrechungen<br />
und einzelnen Stornierungen gekennzeichnet –<br />
hat sich die Anlagennachfrage mittlerweile wie<strong>der</strong><br />
auf einem guten Niveau stabilisiert. Wie<br />
schon im Vorjahr lagen die Bestellungen 2012<br />
bei exakt 895 Mio. €. Russland war damit hinter<br />
China, Südkorea und Indien <strong>der</strong> viertwichtigste<br />
Markt für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong>. Bezogen auf<br />
den Zehnjahreszeitraum 2003 bis 2012 mit<br />
Buchungen in Höhe von 9,3 Mrd. € ist Russland<br />
sogar <strong>der</strong> drittgrößte Abnehmer deutscher Großanlagen<br />
(vgl. Abb. 38).<br />
Die Bestellungen aus Russland waren 2012 breit<br />
gestreut. An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Abnehmerbranchen<br />
stand die chemische Industrie, die Or<strong>der</strong> im Wert<br />
von 260 Mio. € (2011: 90 Mio. €) tätigte. Das be -<br />
deutendste Vorhaben war ein Engineering-Auftrag<br />
für eine <strong>der</strong> weltweit größten Ethylen-Anlagen,<br />
Auftragseingang aus Russland und aus Polen von 2003 – 2012<br />
Mrd. €<br />
2,5<br />
2,25<br />
2,0<br />
1,75<br />
1,5<br />
1,25<br />
1,0<br />
0,75<br />
0,5<br />
0,25<br />
0<br />
03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />
Russland<br />
Polen<br />
Abbildung 13<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
30 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
die in einem geplanten Chemiepark in West -<br />
sibir ien entstehen soll. Weitere Großaufträge<br />
gab es für Hütten- und Walzwerke sowie für<br />
Kraftwerke, wobei ein Projekt zur Umrüstung<br />
eines Dampfkraftwerks zu einem effizienten<br />
Gas- und Dam pf turbinen(GuD)-Kraftwerk hervorzuheben<br />
ist. Auf dem stark wachsenden russischen<br />
Markt sind solche Umrüstungen eine<br />
attraktive Möglichkeit, die Lebensdauer von Altanlagen<br />
zu verlängern und gleichzeitig die Be -<br />
triebskosten zu senken. Ferner ist Russland ein<br />
Wachstumsmarkt für die Anbieter von Anlagen<br />
zur Herstellung von Holzplatten. Auf Basis <strong>der</strong><br />
riesigen russischen Holzvorräte und in Folge <strong>der</strong><br />
steigenden Nachfrage nach höherwertigen Mö -<br />
beln und Parketten sowie <strong>der</strong> guten Exportpers -<br />
pektiven in die Nachbarrepubliken steigt die Nach -<br />
frage nach Holzplatten-Anlagen kontinuierlich.<br />
Sonstige GUS-Staaten fahren<br />
Bestellungen leicht zurück<br />
In den übrigen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> GUS war <strong>der</strong> Auftragseingang<br />
2012 überwiegend rückläufig, etwa<br />
in <strong>der</strong> Ukraine mit 60 Mio. € (2011: 67 Mio. €) o<strong>der</strong><br />
in Kasachstan mit 46 Mio. € (2011: 80 Mio. €). Einzige<br />
Ausnahme war Weißrussland, wo ein <strong>AGAB</strong>-<br />
Mitglied mit <strong>der</strong> Hereinnahme eines Groß auf trags<br />
für den Bau einer Elektrolyseanlage aufhorchen<br />
ließ. Insgesamt gingen aus den ehemaligen So -<br />
wjetrepubliken im Berichtszeitraum Be stel -<br />
lungen in Höhe von 263 Mio. € (2011: 293 Mio.<br />
€) ein, darunter vier Großaufträge im Wert von<br />
148 Mio. € (2011: 4 Projekte mit 181 Mio. €).<br />
Megaauftrag aus Polen<br />
Auslöser für den Zuwachs im Osteuropageschäft<br />
war <strong>der</strong> Auftrag zum Bau eines Steinkohlekraftwerks<br />
in Polen, <strong>der</strong> im September 2012 an ein<br />
<strong>AGAB</strong>-Mitglied ging. Das Unternehmen übernimmt<br />
mit dem Bau dieser Großanlage eine<br />
wichtige Aufgabe bei <strong>der</strong> Erweiterung <strong>des</strong> pol -<br />
nischen Kraftwerkparks und trägt zur Sicher ung<br />
einer verlässlichen Stromversorgung in einer<br />
wachsenden Wirtschaft bei.<br />
Von einem umfassenden Aufschwung kann jedoch<br />
nicht gesprochen werden. Vielmehr stand <strong>der</strong><br />
polnische Großauftrag allein für 68 % <strong>der</strong> ge -<br />
samten Or<strong>der</strong> aus Osteuropa. Folglich waren die<br />
Bestellungen in den meisten an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
rückläufig. Das gilt sowohl für Tschechien<br />
(65 Mio. €, -21 %) <strong>als</strong> auch für Ungarn (19 Mio. €,<br />
-49 %) und Serbien (16 Mio. €, -53 %).<br />
Kraftwerke und Chemieanlagen gefragt<br />
Rund die Hälfte aller Bestellungen aus Osteuropa<br />
und <strong>der</strong> GUS entfiel 2012 auf den Kraftwerksbau.<br />
Der Gesamtwert <strong>der</strong> Aufträge lag bei 1,1 Mrd. €<br />
(2011: 480 Mio. €) – das ist <strong>der</strong> zweithöchste<br />
bislang gemeldete Wert in diesem Segment. Der<br />
bereits erwähnte Megaauftrag aus Polen ragte<br />
deutlich heraus, doch auch in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
wie etwa Russland und Usbekistan wurden<br />
Großbestellungen für Kraftwerke getätigt.<br />
Erfreulich war ferner die Tatsache, dass sich die<br />
Nachfrage nach verfahrenstechnischen Chemieanlagen<br />
auf einem soliden Niveau stabilisiert<br />
hat. Mit 394 Mio. € (2011: 122 Mio. €) lagen die<br />
Buchungen um ein knappes Zehntel über dem<br />
langjährigen Mittelwert. Allerdings besteht<br />
angesichts <strong>des</strong> in <strong>der</strong> Region vorhandenen Reichtums<br />
an Öl und Gas noch erhebliches, bislang<br />
nicht genutztes Wachstumspotenzial für die<br />
Branche. Der Chemieanlagenbau bereitet sich<br />
durch den Ausbau seines lokalen Netzwerks auf<br />
den erhofften Investitionsschub vor.
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 31<br />
Naher und Mittlerer Osten<br />
Die Nachfrage nach Großanlagen durch Kunden<br />
aus dem Nahen und Mittleren Osten 5 brach<br />
2012 abrupt ein. Die Bestellungen in Höhe von<br />
1,8 Mrd. € lagen um 55 % unter dem Wert <strong>des</strong><br />
Vorjahres (2011: 4,0 Mrd. €) und um 65 % unter<br />
dem bisherigen Spitzenwert (2005: 5,2 Mrd. €).<br />
Der Anteil <strong>des</strong> Nahen und Mittleren Ostens an<br />
den Auslandsbestellungen halbierte sich damit<br />
von 22 % im Jahr 2011 auf aktuell 11 %. Gründe<br />
für diese Entwicklung waren zum einen die starke<br />
Konkurrenz durch etablierte europäische und<br />
US-amerikanische Anlagenbauer wie auch durch<br />
neue Wettbewerber aus Asien. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
Unternehmen aus Südkorea zeigen sich beständig<br />
in <strong>der</strong> Lage, die vor allem in <strong>der</strong> Petrochemie aus -<br />
geschriebenen Milliardenprojekte unter Finanzierungs-<br />
und Risikoaspekten zu stemmen. Dies<br />
gelingt ihnen aufgrund einer engen Kooperation<br />
untereinan<strong>der</strong> („Corporate Korea“) sowie – in<br />
Einzelfällen – durch gezielte Einflussnahme seitens<br />
<strong>der</strong> südkoreanischen Politik.<br />
Zum an<strong>der</strong>en litt <strong>der</strong> Großanlagenbau unter<br />
einem zum Teil schwierigen politischen Umfeld,<br />
hervorgerufen durch Unruhen in Län<strong>der</strong>n wie<br />
Bahrain und Jemen sowie den Bürgerkrieg in<br />
Syrien, <strong>der</strong> mittlerweile auch auf die Sicherheitslage<br />
in Nachbarstaaten ausstrahlt. Ferner trifft<br />
das Wegbrechen <strong>des</strong> Irangeschäfts die Branche<br />
hart. Deutsche Anlagenbauer konnten aufgrund<br />
ihrer über Jahrzehnte gewachsenen Geschäftsbeziehungen<br />
auf diesem strategischen Markt<br />
lange äußerst erfolgreich agieren – Auftragseingänge<br />
von knapp sechs Milliarden Euro im Zeit -<br />
raum 2001 bis 2009 sind hierfür ein starker<br />
Beleg. In Folge <strong>der</strong> EU-Embargopolitik sowie <strong>der</strong><br />
schwierigen Finanzierung embargokonformer<br />
Irangeschäfte ist den <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n diese<br />
Möglichkeit nun verwehrt. Profiteure sind insbeson<strong>der</strong>e<br />
Anlagenbauer aus China, die durch den<br />
politisch begünstigten Zuwachs an Iranprojekt en<br />
ihre Marktposition zu Lasten westlicher Anbieter<br />
verbessern konnten.<br />
Auftragseingang aus den VAE und Saudi-Arabien von 2003 – 2012<br />
Mrd. €<br />
1,75<br />
1,5<br />
1,25<br />
1,0<br />
0,75<br />
0,5<br />
0,25<br />
0<br />
03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />
VAE<br />
Saudi-Arabien<br />
Abbildung 14<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />
5 Nach Abgrenzung <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> sind das Bahrain, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Oman,<br />
Palästina, Saudi-Arabien, Syrien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Zypern.
32 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
V.A.E. wichtigster Markt –<br />
Keine Impulse aus Saudi-Arabien<br />
Größter Abnehmer deutscher Industrieanlagen<br />
am Persischen Golf waren im vergangenen Jahr<br />
die Vereinigten Arabischen Emirate (V.A.E.). Die<br />
Bestellungen in Höhe von 452 Mio. € lagen allerdings<br />
um 50 % unter dem Wert von 2011 (897 Mio.<br />
€) und auch in Relation zum langjährigen Durchschnitt<br />
(714 Mio. €) war die Nachfrage eher ge -<br />
dämpft. Das Gros <strong>der</strong> Buchungen entfiel auf<br />
Anlagen zur Stromerzeugung und -übertrag ung.<br />
Der Auftrag zum Bau eines schlüsselfertig en<br />
Gas- und Dampfturbinenkraftwerks am Stand ort<br />
Shuweihat ragte 2012 mit einem Volumen von<br />
etwa 300 Mio. € heraus.<br />
Die Bestellungen aus Saudi-Arabien lagen 2012<br />
mit 394 Mio. € deutlich unter dem Rekordwert<br />
<strong>des</strong> Vorjahres von 1,8 Mrd. €. Solche Schwankungen<br />
sind für den Großanlagenbau charakteris -<br />
tisch und waren in <strong>der</strong> Vergangenheit auch im<br />
Geschäft mit dem Königreich – etwa zur Jahrtausendwende<br />
o<strong>der</strong> im Krisenjahr 2009 – immer<br />
wie<strong>der</strong> zu beobachten. Daher än<strong>der</strong>t sich die<br />
grundsätzlich positive Einschätzung <strong>des</strong> sau d isch en<br />
Marktes auch nicht. Die Nachfrage war im Be -<br />
richtszeitraum breit gestreut – es gab insgesamt<br />
acht Großaufträge für metallurgische Anlagen,<br />
Kraftwerke und Chemieanlagen.<br />
Zukunftsmarkt Irak<br />
Ein vielversprechen<strong>der</strong> Markt für den Anlagenbau<br />
ist <strong>der</strong> Irak. Das Land verfügt über die drittgrößten<br />
konventionellen Erdölreserven <strong>der</strong> Welt<br />
und hat nach Jahren <strong>des</strong> Embargos und <strong>des</strong> Krieges<br />
einen riesigen Nachhol- und Aufbaubedarf.<br />
Das gilt sowohl für die Energie- und Wasserversorgung<br />
<strong>als</strong> auch für die Grundstoffindustrien in<br />
den Bereichen Chemie, Stahl und Zement. Die<br />
noch aus <strong>der</strong> Zeit vor dem Irak-Kuwait-Konflikt<br />
herrührenden guten Erfahrungen <strong>der</strong> Iraker mit<br />
deutschen Ingenieurleistungen sind nach wie<br />
vor präsent und eine Basis für die Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />
von Geschäftsbeziehungen. Mit Bestellungen<br />
von 323 Mio. € konnten die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
2012 gleich mehrere Großaufträge im<br />
Irak gewinnen. Im Vor<strong>der</strong>grund standen Investitionsvorhaben<br />
im Energiesektor wie Aufträge<br />
zur Lieferung von Kraftwerkskomponenten und<br />
von Stromübertragungstechnik.<br />
Rückläufige Bestellungen in<br />
vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
In den meisten an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>des</strong> Nahen und<br />
Mittleren Ostens war die Nachfrage 2012 rück läu -<br />
fig. Das gilt sowohl für Israel mit Buchungen im<br />
Umfang von 105 Mio. € (2011: 229 Mio. €) <strong>als</strong><br />
auch für den Oman mit 47 Mio. € (2011: 511<br />
Mio. €) und für Katar mit 32 Mio. € (2011: 205<br />
Mio. €). Steigende Bestellungen meldeten die<br />
<strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> lediglich aus Zypern, wo es mit<br />
106 Mio. € (2011: 9 Mio. €) sogar einen Auftragsrekord<br />
gab.<br />
Kraftwerke bilden Investitionsschwerpunkt<br />
Der nach wie vor steigende Stromverbrauch im<br />
Nahen und Mittleren Osten erfor<strong>der</strong>t einen weiteren<br />
Ausbau <strong>der</strong> Energieerzeugungskapazität<br />
am Golf. Die in Folge dieses Bedarfs vergebenen<br />
Aufträge für Kraftwerke in Höhe von 1,1 Mrd. €<br />
signalisieren jedoch angesichts <strong>des</strong> im Vergleich<br />
zum Vorjahr (2,7 Mrd. €) um knapp 60 % gesun -<br />
k enen Volumens eine Beruhigung <strong>des</strong> Marktes.<br />
Auch die Anbieter von Hütten- und Walzwerken<br />
mussten im Berichtszeitraum deutliche Einbußen<br />
hinnehmen. Die Aufträge summierten sich 2012<br />
auf 142 Mio. € nach 365 Mio. € im Vorjahr (-61 %).<br />
Der Nahe und Mittlere Osten ist ein Kernmarkt<br />
für den deutschen Chemieanlagenbau. Allerdings<br />
konnten die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> die hohe Anlagennachfrage<br />
aus <strong>der</strong> Region im Berichtszeitraum<br />
nicht in entsprechende Aufträge ummünzen. Die<br />
Bestellungen fielen um 55 % auf 147 Mio. €<br />
(2011: 329 Mio. €), den niedrigsten Wert seit<br />
2009. Insbeson<strong>der</strong>e bei den <strong>der</strong>zeit stark gefragten<br />
Mega-Projekten mit Auftragswerten von<br />
mehreren Milliarden Euro konnten sich deutsche<br />
Anbieter nicht <strong>als</strong> Generalunternehmer durchsetzen.<br />
Zuschläge für kleine und mittelgroße<br />
Projekte bildeten dafür keinen ausreichenden<br />
Ersatz.
GESCHÄFTSENTWICKLUNG 33<br />
Übrige Welt<br />
In dieser Rubrik sind alle Staaten zusammengefasst,<br />
die systematisch keiner <strong>der</strong> vier zuvor ge -<br />
nannten Gruppen zuzuordnen sind. Dazu zählen<br />
Afrika (ohne Südafrika), Süd- und Mittelamerika,<br />
Südasien mit Indien, die Türkei und Ozeanien. Die<br />
Bestellungen dieser Län<strong>der</strong> lagen mit 4,2 Mrd. € um<br />
26 % über dem Vorjahreswert (2011: 3,3 Mrd. €).<br />
Afrika:<br />
Wenig Nachfrage aus Nordafrika –<br />
Großprojekte in Schwarzafrika<br />
Nordafrika ist traditionell ein wichtiger Absatzmarkt<br />
vor allem für die Anbieter von Chemieund<br />
von Baustoffanlagen sowie von Kraftwerken.<br />
Die politischen Umstürze und Kriege <strong>der</strong> vergangenen<br />
beiden Jahre haben dieses Geschäft zwar<br />
beeinträchtigt, es allerdings nicht komplett zum<br />
Erliegen gebracht. So gab es auch 2012 einige<br />
nennenswerte Bestellungen, etwa aus Algerien<br />
mit 330 Mio. € (2011: 20 Mio. €) und aus Ägypten<br />
mit 253 Mio. € (2011: 398 Mio. €). Allerdings<br />
fehlten die in den 2000er Jahren noch charakteristischen<br />
Megaaufträge im hohen dreistelligen<br />
Millionen-Euro-Bereich. Das Umfeld für solche<br />
Projekte ist in den meisten Län<strong>der</strong>n Nordafrikas<br />
<strong>der</strong>zeit nicht verlässlich genug. Wann sich die<br />
politische Lage und damit auch die Rahmenbedingungen<br />
für den Anlagenbau wie<strong>der</strong> stabilisieren,<br />
ist <strong>der</strong>zeit unklar.<br />
Schwarzafrika bietet aufgrund seines Bevölkerungsund<br />
Rohstoffreichtums enormes Potenzial für<br />
den Großanlagenbau. Die Tatsache, dass mittlerweile<br />
fünf <strong>der</strong> zwanzig am stärksten wachsenden<br />
Volkswirtschaften <strong>der</strong> Erde in dieser Region liegen,<br />
erhöht die Attraktivität zusätzlich. Die Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> haben ihre Präsenz in Sub-Sahara-Afrika<br />
daher in jüngster Zeit verstärkt. Erste Erfolge<br />
dieser Strategie stellten sich mit <strong>der</strong> Hereinnahme<br />
mehrerer Großaufträge bereits 2011 ein. 2012<br />
beschleunigte sich <strong>der</strong> Trend mit <strong>der</strong> Bestellung<br />
för<strong>der</strong>technischer Ausrüstungen aus Liberia,<br />
dem Umbau eines Wasserkraftwerks im Kongo<br />
und <strong>der</strong> Errichtung zweier großer Schwefelsäureanlagen<br />
sowohl in Namibia <strong>als</strong> auch im Kongo.<br />
Insgesamt stieg <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Buchungen aus<br />
Schwarzafrika am Auslandsgeschäft von 1,5 %<br />
(2010) über 1,7 % (2011) auf aktuell 2,6 %.<br />
Süd- und Mittelamerika:<br />
Brasilien mit Rekordbestellungen<br />
Die Auftragseingänge aus Süd- und Mittelamerika<br />
stiegen 2012 um 30 % gegenüber dem Vorjahr.<br />
Das Akquisitionsvolumen von 1,1 Mrd. € (2011:<br />
880 Mio. €) entsprach dabei dem langjährigen<br />
Durchschnittsniveau, es blieb aber etwa eine<br />
halbe Milliarde Euro unter den Spitzenwerten<br />
<strong>des</strong> Zeitraums 2006 bis 2008.<br />
Der Kernmarkt <strong>des</strong> Anlagenbaus in Südamerika<br />
ist Brasilien. Mit seinen ergiebigen Erdöl- und<br />
Erzvorkommen, großen Mengen an Biomasse<br />
und einem erheblichen Potenzial für die Wasserkraft<br />
bietet das Land ein attraktives Umfeld<br />
für den Großanlagenbau. Dieses Potenzial spiegelt<br />
sich deutlich in <strong>der</strong> jüngeren Entwicklung <strong>der</strong><br />
Auftragseingänge wi<strong>der</strong>, die in den vergangenen<br />
fünf Jahren bei durchschnittlich rund 450 Mio. €<br />
lagen. Im Berichtszeitraum erreichten die Bestellungen<br />
mit 592 Mio. € (2011: 378 Mio. €) sogar<br />
einen Rekordwert. Dabei konnte <strong>der</strong> deutsche<br />
Großanlagenbau erstm<strong>als</strong> von <strong>der</strong> Erschließung<br />
<strong>der</strong> Offshore-Ölfel<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Südostküste Brasiliens<br />
profitieren: Ein Mitgliedsunternehmen<br />
erhielt einen Großauftrag für die Ausstattung<br />
von sechs baugleichen Spezi<strong>als</strong>chiffen für die<br />
Gas- und Ölgewinnung.
34 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />
Bemerkenswert war ferner die anhaltend hohe<br />
Nachfrage aus Chile. Im Berichtszeitraum stellten<br />
sich die Buchungen <strong>des</strong> Andenstaats auf<br />
einem Niveau von 100 Mio. € (2011: 167 Mio. €)<br />
ein. Gefragt waren vor allem Anlagen zur För<strong>der</strong>ung<br />
und Weiterverarbeitung von Rohstoffen,<br />
wie etwa <strong>der</strong> in Chile reichlich vorhandenen<br />
Kupfererze, sowie elektrischen Ausrüstungen<br />
zum Minenbetrieb. Weitere Großaufträge für<br />
Baustoffanlagen wurden 2012 in Mexiko und<br />
Peru vergeben.<br />
Südasien:<br />
Indien mit umfassendem Anlagenbedarf<br />
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in In -<br />
dien haben sich in den vergangenen Jahren weiter<br />
verbessert. Privatisierungen sowie Investitionsund<br />
För<strong>der</strong>programme im Energiesektor, in <strong>der</strong><br />
Stahlindustrie und in <strong>der</strong> chemischen Industrie<br />
haben ein Umfeld geschaffen, das dem deutschen<br />
Anlagenbau interessante Geschäftsperspektiven<br />
bietet. Im Berichtszeitraum lagen die<br />
Bestellungen aus Indien mit 945 Mio. € (2011:<br />
1,2 Mrd. €) erneut auf hohem Niveau. Der Subkontinent<br />
ist damit – hinter China – zum zweitwichtigsten<br />
Kunden <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus<br />
<strong>der</strong> vergangenen zehn Jahre aufgestiegen.<br />
Die indische Industrie vergab in diesem Zeit -<br />
raum Aufträge im Wert von 10,0 Mrd. € an die<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong>. 2012 waren in erster Linie<br />
Kraftwerke (399 Mio. €) sowie Ausrüstungen für<br />
Hütten- und Walzwerke (304 Mio. €) gefragt.<br />
Bemerkenswert waren ferner Aufträge für mehrere<br />
große Luftzerlegungsanlagen für den Stahlkonzern<br />
Tata Steel sowie für zwei komplette<br />
<strong>Produktion</strong>slin ien für die Herstellung von Banknotenpapier.<br />
Die anhaltenden Absatzerfolge in Indien verdankt<br />
<strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau nicht zuletzt seiner<br />
langjährigen lokalen Präsenz. Die <strong>AGAB</strong>-Firmen<br />
konnten sich dadurch ein belastbares Netzwerk<br />
in Politik und Wirtschaft aufbauen sowie gute<br />
Marktkenntnisse und ein tiefes Verständnis für<br />
die Wünsche <strong>der</strong> indischen Kunden entwickeln.<br />
Bei <strong>der</strong> Geschäftsanbahnung haben sich dieses<br />
Wissen und die gewachsenen Kontakte regelmäß ig<br />
<strong>als</strong> sehr wertvoll erwiesen.<br />
Wachstumsmarkt Türkei<br />
Das dynamische Wachstum <strong>der</strong> türkischen<br />
Volkswirtschaft spiegelt sich seit einigen Jahren<br />
auch in den Auftragseingängen <strong>des</strong> Großanlagen -<br />
baus wi<strong>der</strong>. Lagen die Bestellungen von 1990 bis<br />
2005 regelmäßig zwischen 50 und 200 Mio. € –<br />
eine Ausnahme stellte das Jahr 2000 mit dem<br />
Mega-Auftrag für das Kraftwerk Isken<strong>der</strong>un dar –<br />
zeichnet sich seit 2007 eine spürbare Belebung<br />
ab. Das durchschnittliche Auftragsvolumen er -<br />
höhte sich auf 360 Mio. € jährlich (2007 bis 2012).<br />
Im Berichtszeitraum stiegen die Buchungen mit<br />
698 Mio. € sogar auf ein Zehn-Jahres-Hoch. Die<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> profitierten dabei vom forcierten<br />
Ausbau <strong>der</strong> türkischen Stromversorgung<br />
durch den Zuschlag für zwei Kraftwerksprojekte.<br />
Ferner war <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau an<br />
weiteren Industrievorhaben direkt beteiligt. Herausragend<br />
war Ende 2012 <strong>der</strong> Auftrag über die<br />
Lieferung einer Großanlage zur Herstellung von<br />
Düngemitteln.
UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 35<br />
Umfeld und Trends im Großanlagenbau<br />
Allgemeines Marktumfeld<br />
und Kundenerwartungen<br />
Vielfältige Unsicherheiten prägen den Markt<br />
Im Großanlagenbau sind Projektlaufzeiten von<br />
zwei bis drei Jahren die Regel. Bei Megaprojekten<br />
im Milliarden-Euro-Bereich können es rasch auch<br />
vier, fünf o<strong>der</strong> gar sechs Jahre werden. Für einen<br />
Industriezweig, <strong>der</strong> in solchen Zeitspannen denkt<br />
und plant, sind stabile Rahmenbedingungen<br />
unerlässlich. Das <strong>der</strong>zeit von vielfältigen Unsich er -<br />
heiten geprägte Umfeld im internationalen<br />
Anlagenbau erschwert jedoch Geschäftsabschlüsse<br />
und wirkt sich somit negativ auf die Auftrags -<br />
perspektiven <strong>der</strong> inländischen Anbieter aus. So<br />
leidet <strong>der</strong> Großanlagenbau unter <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong><br />
europäischen Staatsfinanzen, die vor allem in<br />
Süd- und Südosteuropa Projekte betreffen, die in<br />
erheblichem Maß von öffentlichen Investitionen<br />
abhängig sind. Die Märkte <strong>der</strong> Kraftwerksbauer<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anbieter von Abfallverbrennungsanlagen<br />
sind komplett kollabiert. In Nordafrika gestaltet<br />
sich <strong>der</strong> nationale Neuanfang vielfach schwierig.<br />
Für Investitionen in Großanlagen sind diese<br />
Rahmenbedingungen nicht ideal. Projektstarts<br />
werden verschoben und unterbrochene Vorhaben<br />
nicht weitergeführt. Hinzu kommen Befürchtungen,<br />
dass sich die Unruhen in Westafrika ausdehnen<br />
könnten und damit auch die Sicherheit<br />
von Anlagenbaustellen in Nachbarlän<strong>der</strong>n gefährdet<br />
wird.<br />
Energiepolitik und Märkte im Umbruch<br />
Im Kraftwerksbau stellt <strong>der</strong> massive deutsche<br />
Ausbau von Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung<br />
die Betreiber fossiler Kraftwerke vor<br />
Probleme. Aufgrund <strong>des</strong> gesetzlich legitimierten<br />
Vorrangs für „grünen“ Strom verfehlen z.B. Gaskraftwerke<br />
heutzutage immer häufiger die für<br />
diesen Anlagentyp erfor<strong>der</strong>liche Gewinnschwelle<br />
von 3.500 Betriebsstunden. Als Folge wurden<br />
bestehende Anlagen bereits vom Netz genommen<br />
o<strong>der</strong> neue Anlagen direkt nach <strong>der</strong> Inbetrieb -<br />
nahme wie<strong>der</strong> heruntergefahren. Notwendige<br />
Inves titionen in flexible, fossil befeuerte Kraftwerke<br />
unterbleiben somit. Die nationale Politik<br />
ist dringend gefor<strong>der</strong>t, einen verlässlichen Rahmen<br />
zum Bau und wirtschaftlichen Betrieb von<br />
Anlagen zur Sicherung <strong>des</strong> deutschen Stromnetzes<br />
zu setzen.<br />
Nicht nur in Deutschland, son<strong>der</strong>n weltweit verän<strong>der</strong>n<br />
sich die Rahmenbedingungen auf den<br />
Energiemärkten momentan grundlegend. Ein<br />
wesentlicher Treiber dieses Wandels ist die zu -<br />
nehmende För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schiefergasvorkommen<br />
in den USA, die dort zu drastisch sinkenden Gaspreisen<br />
geführt hat. Die Auswirkungen auf die<br />
Wirtschaftlichkeit und damit auf die Standortwahl<br />
von Gas verarbeitenden Großanlagen sind<br />
weltweit spürbar: Währ end die Darstellbarkeit<br />
von Vorhaben außerhalb <strong>der</strong> USA – etwa <strong>der</strong> Bau<br />
von LNG-Anlagen auf Schiffen o<strong>der</strong> Flüssiggasprojekte<br />
in arktischen Regionen – abnimmt,<br />
werden in den Vereinigten Staaten stillgelegte<br />
Kapazitäten reaktiviert und neue Großprojekte<br />
geplant o<strong>der</strong> bereits realisiert. In <strong>der</strong> Pipeline <strong>des</strong><br />
Chemieanlagenbaus befinden sich Dutzende von<br />
Vorhaben zum Bau von Me th anol-, Ammoniakund<br />
Düngemittelanlagen sowie von Ethancrackern.<br />
Ferner verleiht <strong>der</strong> Boom auch den Anbietern von<br />
Erdgaskraftwerken Impulse. Aber auch Stahler -<br />
zeuger und Hersteller von Rohranlagen profitieren<br />
von sinkenden Energiepreisen sowie von <strong>der</strong> stei -<br />
genden Nachfrage nach nahtlosen Rohren für die<br />
Gasför<strong>der</strong>ung.<br />
Durch die zunehmende För<strong>der</strong>ung von Schiefergas in den<br />
USA haben sich die Rahmenbedingungen für den Großanlagenbau<br />
weltweit grundlegend verän<strong>der</strong>t.
36 UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU<br />
Für deutsche Anlagenbauer ist das eine riesige<br />
Chance. Der Auf- und Ausbau von Vertriebs- und<br />
Planungskapazitäten in den Vereinigten Staaten<br />
sowie die Suche nach Kooperationspartnern sind<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen sich die Branche im<br />
Zuge dieser Entwicklung verstärkt stellen muss.<br />
Gleichzeitig müssen die Unternehmen Schiefergasmärkte<br />
<strong>der</strong> Zukunft wie etwa Argentinien,<br />
China und Polen aufmerksam beobachten, um<br />
rasch auf sich dort bietende Marktchancen reagieren<br />
zu können.<br />
Projektstruktur hat sich deutlich gewandelt<br />
Der seit einigen Jahren branchenübergreifend<br />
im Großanlagenbau zu beobachtende Trend zu<br />
immer größeren und komplexeren Projekten hält<br />
an. Der Anteil <strong>der</strong> sogenannten Mega- o<strong>der</strong> World-<br />
Scale-Anlagen, die zumeist von Großinvestoren<br />
gestemmt werden und zunehmend an entlegenen<br />
Orten sowie Län<strong>der</strong>n mit hohen Risiken realisiert<br />
werden, ist deutlich gestiegen, während die Zahl<br />
mittelgroßer Projekte privater Unternehmen<br />
rückläufig ist.<br />
Hinter dieser Entwicklung steht für den Kunden<br />
das Ziel, die Kosten je <strong>Produktion</strong>seinheit zu<br />
minimieren und nach Möglichkeit nur mit einem<br />
einzigen Partner zu verhandeln. Gleichwohl sind<br />
damit für die Beteiligten, aber insbeson<strong>der</strong>e für<br />
den die Mega-Anlage realisierenden Anlagenbauer,<br />
spezielle Herausfor<strong>der</strong>ungen verbunden:<br />
die Finanzierung ist hochkomplex, <strong>der</strong> Bedarf an<br />
Finanzmitteln enorm. Auch an das Risikomanagement<br />
und die Logistik sowie an das Projektmanagement<br />
insgesamt werden erhöhte Anforde -<br />
rungen gestellt.<br />
Neben dem Trend zu immer größeren Projekten,<br />
<strong>der</strong> sich vor allem in den Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />
manifestiert, ist in den klassischen Industrielän<strong>der</strong>n<br />
mit einer bereits hohen Anlagendichte eine zu -<br />
nehmende Nachfrage nach Instandhaltungsund<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsleistungen sowie nach<br />
Anlagenerweiterungen zu beobachten. Auslöser<br />
für diese Projekte sind meist verschärfte Um -<br />
weltschutzauflagen o<strong>der</strong> auch wachsende<br />
Ansprüche <strong>der</strong> Kunden an die Qualität <strong>der</strong> Endprodukte.<br />
Solche Vorhaben erfor<strong>der</strong>n aufgrund<br />
ihrer hohen Komplexität und <strong>des</strong> Zeitdrucks,<br />
unter dem die Leistungen zu erbringen sind, ein<br />
ebenso hohes Maß an Erfahrung und Know-how.<br />
Wettbewerbsumfeld:<br />
Anbieter aus China und Südkorea holen auf<br />
Nach wie vor wird <strong>der</strong> Weltmarkt für Großanlagen<br />
von Anbietern aus Westeuropa, Nordamerika<br />
und Japan beherrscht. Doch <strong>der</strong> Vorsprung dieses<br />
Trios schmilzt seit Jahren. Wie in an<strong>der</strong>en Indus -<br />
triesektoren gewinnen auch im Großanlagenbau<br />
neue Wettbewerber aus Ostasien kontinuierlich<br />
Marktanteile hinzu. Lagen die am Umsatz ge -<br />
messenen Marktanteile chinesischer und koreanischer<br />
Anlagenbauer 2006 bei rund 10 %, waren<br />
es 2010 bereits 20 %. In einem insgesamt wach -<br />
s enden Markt konnten diese beiden Anbieternationen<br />
ihre Quote seitdem nochm<strong>als</strong> auf rund<br />
ein Viertel steigern.<br />
Keine Atempause:<br />
Wettbewerbsdruck wird weiter steigen<br />
Zwei aktuelle Umfragen 6 unter Top-Managern<br />
<strong>des</strong> deutschen und europäischen Großanlagenbaus<br />
belegen, dass sich <strong>der</strong> Wettbewerbsdruck<br />
in den vergangenen drei Jahren massiv verstärkt<br />
hat. Und eine Entspannung ist mittelfristig nicht<br />
in Sicht. So gehen in beiden Befragungen jeweils<br />
über 90 % <strong>der</strong> Teilnehmer davon aus, dass sich<br />
<strong>der</strong> Druck in den kommenden fünf Jahren nochm<strong>als</strong><br />
verschärfen wird. Diese Einschätzung gilt<br />
für alle Anlagenbaubereiche und Unternehmens -<br />
6 Vgl. Teilnehmerbefragung Engineering Summit (Oktober 2012) und „Projekt-Risikomanagement im Großanlagenbau“,<br />
Gemeinschaftsstudie VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Management Engineers (Februar 2013).
UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 37<br />
Marktanteile im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>n 2006 und 2012<br />
Region<br />
100 %<br />
(= 275 Mrd. €)<br />
100 %<br />
(= 300 Mrd. €)<br />
Region<br />
Übrige Welt<br />
Südkorea<br />
China<br />
Japan<br />
USA<br />
8 %<br />
5 %<br />
5 %<br />
15 %<br />
22 %<br />
11 %<br />
11 %<br />
14 %<br />
8 %<br />
19 %<br />
Übrige Welt<br />
Südkorea<br />
China<br />
Japan<br />
USA<br />
Westeuropa inkl.<br />
Deutschland<br />
45 %<br />
37 %<br />
Westeuropa inkl.<br />
Deutschland<br />
2006 2012<br />
Abbildung 15<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Management Engineers<br />
größen – Unterschiede sind allenfalls in den<br />
Erwartungen bezüglich Tempo und Verlauf <strong>der</strong><br />
kommenden Entwicklungen festzustellen.<br />
Anbieter aus Ostasien werden den Kampf um<br />
Marktanteile auch zukünftig anheizen. Die chinesischen<br />
Großanlagenbauer gelten <strong>als</strong> stärkste<br />
Herausfor<strong>der</strong>er und werden diese Position aufgrund<br />
ihrer breiten Aufstellung wohl auch in<br />
Zukunft halten können. Neu ist, dass China den<br />
Wettbewerb im Anlagenbau zunehmend auch<br />
auf <strong>der</strong> Technologieebene forciert. Die letztlich<br />
angestrebte Technologieführerschaft soll dabei<br />
Der Wettbewerbsdruck im Großanlagenbau hat zugenommen /<br />
wird weiter zunehmen<br />
100% 100% 100%<br />
7%<br />
8 %<br />
3 %<br />
53%<br />
71 %<br />
65 %<br />
Gar nicht<br />
Schwach<br />
Spürbar<br />
Sehr stark<br />
40%<br />
21 %<br />
32 %<br />
Letzte 3 Jahre<br />
Letzte 3 Jahre<br />
Nächste 5 Jahre<br />
Umfrage 2011<br />
Umfrage 2012<br />
Abbildung 16<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Management Engineers
38 UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU<br />
auch durch Kooperationen mit westlichen Partnern<br />
erreicht werden. Deutsche Anlagenbauer<br />
stehen im Fokus dieser Bemühungen und könnten<br />
durch einen verbesserten Marktzugang und<br />
den Zugriff auf die umfangreichen chinesischen<br />
Personalressourcen profitieren. Sie müssen aber<br />
darauf achten, ihren wesentlichen Trumpf – die<br />
Technologiekompetenz – nicht zu verspielen.<br />
Die südkoreanischen Engineering-Firmen sind<br />
zuletzt beson<strong>der</strong>s in den Wettbewerbsfokus ge -<br />
rückt. Dabei setzen Anlagenbauer aus Südkorea<br />
sowohl auf den Ausbau ihres Produktportfolios<br />
<strong>als</strong> auch auf eine Expansion speziell in Wachstumsmärkten.<br />
Beschränkten die Unternehmen<br />
sich bis vor kurzem auf die Bearbeitung <strong>der</strong> Mär k -<br />
te im Mittleren Osten und in Südostasien, haben<br />
sie seitdem schrittweise neue Absatzregionen –<br />
z.B. die USA, Südamerika o<strong>der</strong> Australien – er -<br />
schlossen. Ferner sind in Korea Bemüh ungen<br />
erkennbar, über die bisherigen Paradedisziplinen<br />
Chemieanlagen- und Kraftwerksbau hinaus auch<br />
im metallurgischen Anlagenbau Fuß zu fassen.<br />
Westeuropäische Anlagenbauer<br />
nach wie vor führend<br />
Trotz <strong>der</strong> erfolgreichen Aufholjagd asiatischer<br />
Anbieter dominieren Anlagenbauer aus West -<br />
europa und vor allem aus Deutschland nach wie<br />
vor in zahlreichen Segmenten das Marktgeschehen<br />
im Großanlagenbau. Dies belegt eine Umfrage<br />
unter den Teilnehmern <strong>des</strong> 2. Engineering Summit<br />
eindrucksvoll. Dabei identifizierten 85 % <strong>der</strong><br />
Befragten westeuropäische Unternehmen <strong>als</strong><br />
ihre Hauptwettbewerber. China und Südkorea<br />
lagen mit Werten von 60 % bzw. 40 % deutlich<br />
dahinter. Ein ähnliches Bild zeichnet eine für<br />
diesen Lagebericht durchgeführte Erhebung<br />
unter den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau. Auch hier werden Anbieter<br />
aus Westeuropa über alle Branchen hinweg <strong>als</strong><br />
Hauptkonkurrenten genannt.<br />
Den Unternehmen <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> ist bewusst, dass<br />
die Einschätzungen von heute kein Ruhekissen<br />
für die Zukunft darstellen. Vielmehr können sie<br />
ihre führende Weltmarktposition in einem<br />
herausfor<strong>der</strong>nden Umfeld nur durch intensive<br />
Anstrengungen in allen relevanten Wettbewerbsfel<strong>der</strong>n<br />
verteidigen. Welche Maßnahmen<br />
deutsche Großanlagenbauer konkret verfolgen,<br />
zeigen die Ausführungen auf den folgenden Seiten.<br />
Trend zu Komplettpaketen ungebrochen<br />
Branchenübergreifend sind die Erwartungen <strong>der</strong><br />
Kunden an die Unternehmen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
in den letzten Jahren nochm<strong>als</strong> gestiegen. Dabei<br />
ist weiterhin ein Trend zur Vergabe von Komplett -<br />
paketen, die zumeist schlüsselfertig zum Festpreis<br />
(„turnkey-lump-sum“) bestellt werden, zu<br />
beobachten. Ziel <strong>des</strong> Kunden ist es, die mit einem<br />
EPC-Projekt verbundenen Verträge nur mit einem<br />
einzigen Anlagenbauer zu verhandeln und abzuwickeln.<br />
Der Kunde kann dadurch die Schnittstellenrisiken<br />
auf denjenigen abwälzen, <strong>der</strong> für<br />
das Komplettpaket die alleinige Verantwortung<br />
trägt.<br />
Investitionskosten wichtigster<br />
Wettbewerbsparameter<br />
Unter den Anlagenbetreibern hat die internationale<br />
Aufholjagd in den verschiedenen Wettbewerbsfel<strong>der</strong>n<br />
dazu geführt, dass Auftraggeber ihre<br />
Präqualifizierung bei Projektausschreibungen<br />
zu nehmend auf die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Angebotspreise hin ausrichten. Bei<br />
einigen Kunden führt auch <strong>der</strong> kürzer gewordene<br />
Anlagehorizont mit einer angestrebten Amortisationszeit<br />
zwischen drei und fünf Jahren zu<br />
einer überwiegenden Preisorientierung bei ihrer<br />
Vergabeentscheidung. Kurze Abwicklungszeiten,<br />
hohe Qualitätsstandards und geringe Betriebskosten<br />
werden mehr und mehr vorausgesetzt und<br />
sind damit schwieriger <strong>als</strong> Differenzierungsmerk -<br />
mal zur Rechtfertigung höherer Preise nutzbar.
UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 39<br />
Trends in den Unternehmen<br />
Das allgemeine Marktumfeld im Großanlagenbau<br />
und die verän<strong>der</strong>ten Erwartungen <strong>der</strong> Kunden<br />
erfor<strong>der</strong>n von den Unternehmen eine umfassende<br />
Reaktion. Die wesentlichen Maßnahmen werden<br />
im Folgenden vorgestellt.<br />
Unternehmen streben nach Größe<br />
Im Zuge <strong>des</strong> Trends zu Megaprojekten und den<br />
damit verbundenen Anfor<strong>der</strong>ungen an Finanzkraft<br />
und Abwicklungskompetenz ist Unternehmensgröße<br />
zu einem entscheidenden Wettbewerbs -<br />
parameter geworden. Größe und finanzielle<br />
Stärke signalisieren dem Markt die notwendige<br />
Stabilität für die Erfüllung <strong>der</strong> langfristigen und<br />
komplexen Investitionsvorhaben. Kooperationen<br />
zwischen Anlagenbauern, aber auch die Zu sam -<br />
menarbeit mit Anlagenbetreibern, Industriedienstleistern<br />
und strategischen Zulieferern sowie<br />
die spartenübergreifende Kooperation innerhalb<br />
von Konzernen sind verschiedene Antworten auf<br />
diesen Trend. Die meisten deutschen Großanlagenbauer<br />
verfolgen bereits eine o<strong>der</strong> mehrere<br />
dieser Optionen, je nach Unternehmen und<br />
Branche mit unterschiedlicher Intensität und<br />
Zielrichtung.<br />
Ausbau <strong>des</strong> Servicegeschäfts<br />
Neben World-Scale-Anlagen waren 2012 auch<br />
zahlreiche kleinere Projekte zur Instandhaltung,<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung und Erweiterung bestehen<strong>der</strong><br />
Anlagen im Markt. Die mit diesen Vorhaben verbundenen<br />
Ziele <strong>der</strong> meist aus den Industrielän<strong>der</strong>n<br />
stammenden Kunden bestanden darin, die<br />
kurz- und langfristige Anlagenverfügbarkeit zu<br />
erhöhen, die Energie- und Rohstoffeffizienz von<br />
Anlagen zu verbessern o<strong>der</strong> auch die Produk t -<br />
qualität zu steigern. Deutsche Großanlagenbauer<br />
konnten von diesen Projekten profitieren, da sie<br />
sich bereits sehr frühzeitig – etwa durch die<br />
Neugründung eigener Servicebereiche o<strong>der</strong> die<br />
Übernahme etablierter Dienstleister – auf diesen<br />
Trend eingestellt hatten. Die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
verfolgen mittelfristig das Ziel, den Umsatzanteil<br />
ihres Servicegeschäftes zu steigern, um ihre<br />
Welche Maßnahmen zur Steigerung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit werden im Anlagenbau<br />
<strong>der</strong>zeit beson<strong>der</strong>s intensiv verfolgt?<br />
Sicherung <strong>der</strong> Technologieführerschaft<br />
Standardisierung und Modularisierung<br />
Kostensenkung im Einkauf<br />
Engineering in Niedriglohnlän<strong>der</strong>n<br />
Ausbau <strong>des</strong> Risikomanagements<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Prozessqualität<br />
Optimierung <strong>der</strong> Bau- und Montagephase<br />
Ausbau von Lieferantenpartnerschaften<br />
Ausbau <strong>des</strong> Value Engineering<br />
Ausbau <strong>des</strong> Servicegeschäfts<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Anteil <strong>der</strong> Befragten in %<br />
Abbildung 17<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau, Teilnehmerbefragung 2. Engineering Summit
40 UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU<br />
Geschäftschancen besser zu verteilen, die<br />
Umsätze zu verstetigen und sich vom aufkommenden<br />
Wettbewerb aus Asien abzuheben.<br />
Technologieführerschaft<br />
<strong>als</strong> Differenzierungsmerkmal<br />
Die Technologieführerschaft ist ein weiteres Differenzierungsmerkmal<br />
gegenüber <strong>der</strong> asiatischen<br />
Konkurrenz, das zur Sicherung weiter ausgebaut<br />
wird. Dies verdeutlicht nicht zuletzt eine aktuelle<br />
Umfrage unter den Teilnehmern <strong>des</strong> 2. Engineer ing<br />
Summit (vgl. Abb. 17). Die Befragten, die überwiegend<br />
aus dem Großanlagenbau stammen,<br />
nannten die Sicherung <strong>der</strong> Technologieführerschaft<br />
dabei <strong>als</strong> wesentliche Maßnahme zur<br />
Steigerung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit.<br />
So birgt fast je<strong>der</strong> Auftrag im Großanlagenbau<br />
wegen <strong>der</strong> langen Produktzyklen und geringen<br />
Stückzahlen die Chance, durch Neu- und Weiterentwicklungen<br />
von Verfahren und Bauteilen den<br />
jeweiligen Energiebedarf zu senken, die Umweltverträglichkeit<br />
zu verbessern und die Ausbringungsmengen<br />
zu erhöhen. Die Anlagenbauer<br />
haben hierzu umfassende Strategien und Prozesse<br />
entwickelt. Neue Ideen entstehen etwa im<br />
Rahmen eines systematischen Innovationsmanagements<br />
im Unternehmen. Dabei werden<br />
Neuerungen unter Zuhilfenahme einer Simulation<br />
bereits im Entwicklungsstadium getestet. Dem<br />
Großanlagenbau bieten lange Produktzyklen<br />
aber auch die Möglichkeit, gemeinsam mit Lieferanten<br />
Innovationen voranzutreiben.<br />
Forcierung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
bei Preisen, Zeit und Qualität<br />
Weiterhin setzen die Unternehmen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
an den klassischen Parametern Preis,<br />
Zeit und Qualität zur Verbesserung <strong>der</strong> internationalen<br />
Wettbewerbsfähigkeit an.<br />
Zur Wahrung ihrer preislichen Konkurrenzfähigkeit<br />
bemühen sich <strong>der</strong>zeit viele Unternehmen<br />
im Großanlagenbau, Kosteneinsparungen im<br />
Einkauf zu realisieren und richten ihre Beschaffungsaktivitäten<br />
verstärkt auf die sogenannten<br />
Best-Cost-Countries aus. Um im Spannungsfeld<br />
zwischen Qualitäts- und Termintreue <strong>der</strong> Zulieferungen<br />
und den angestrebten Kostenreduzierungen<br />
zu bestehen, entwickeln und verfeinern<br />
die Unternehmen ihre Expediting-Kompetenzen –<br />
<strong>als</strong>o die Fähigkeit, Fertigungsfortschritte von<br />
Zu lieferungen direkt beim Hersteller unter terminlichen<br />
und qualitativen Gesichtspunkten zu<br />
überprüfen. Einige Großanlagenbauer verfügen<br />
bereits über ein globales Netz von Kontrolleuren.<br />
An<strong>der</strong>e Unternehmen bemühen sich <strong>der</strong>zeit um<br />
einen beschleunigten Ausbau ihrer Expediting-<br />
Abteilungen, sowohl am Stammsitz in Deutschland<br />
<strong>als</strong> auch bei den ausländischen Tochterfirmen.<br />
In die gleiche Richtung zielen die Weiterführung<br />
<strong>der</strong> Standardisierung und Modularisierung be -<br />
stehen<strong>der</strong> Prozesse, Werkzeuge, aber auch von<br />
Bauteilen und Komponenten sowie die Verlagerung<br />
<strong>des</strong> (Detail-)Engineering ins Ausland.<br />
Die Projektdurchlaufzeiten haben die deutschen<br />
Großanlagenbauer in den vergangenen Jahren<br />
durch technische und organisatorische Maßnahmen<br />
bereits deutlich senken können. Aktuelle<br />
Ansätze zur weiteren Prozessoptimierung sind<br />
u.a. die Kritische-Weg-Planung und ein besseres<br />
Schnittstellenmanagement.
UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 41<br />
Welche Projektrisiken sind im Großanlagenbau am größten/kleinsten?<br />
(Durchschnittlicher Rang in einer Rangfolge von 1 bis 10)<br />
Trend<br />
1) Zeit (insb. enge Terminpläne mit Pönalen o<strong>der</strong><br />
Liquidated Damages)<br />
2) Projektausführung (Verfügbarkeit von Ressourcen, technische<br />
und organisatorische Fähigkeiten, Schnittstellenmanagement)<br />
3) Kalkulation (insb. Festpreisrisiko)<br />
2,9<br />
3,8<br />
4,3<br />
–<br />
4) Subkontraktoren und Lieferanten (Qualitäts- und<br />
Termintreue, Claimsmanagement, Insolvenz)<br />
5) Haftung<br />
6) Technik (insb. bei innovativen Technologien –<br />
zugesagte Leistungsparameter)<br />
7) Projektumfeld (Län<strong>der</strong>risiken, Stakehol<strong>der</strong>, höhere Gewalt)<br />
4,6<br />
5,3<br />
5,8<br />
6,0<br />
–<br />
–<br />
8) Projektplanung (Work-Breakdown-Structure, Ressourcen,<br />
Zeit, Kosten)<br />
9) Finanzierung (Finanzierungsstruktur, Zahlungssicherheit,<br />
Wechselkurs- und Zinsän<strong>der</strong>ungen)<br />
10) Auftraggeber (Zahlungssicherheit, Claimsmanagement)<br />
6,3<br />
7,2<br />
7,5<br />
–<br />
Trend: Risiken in Zukunft weniger wichtig – etwa gleichbleibend wichtiger<br />
Abbildung 18<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Management Engineers<br />
Zur Sicherung <strong>der</strong> Qualitätsführerschaft haben<br />
sich schließlich vor allem die gezielte För<strong>der</strong>ung<br />
qualitätsgerechten Verhaltens sowie die stetige<br />
Qualifizierung <strong>der</strong> Mitarbeiter bewährt. Zur<br />
Qualitätssicherung zählen ferner die Themen<br />
Baustellensicherheit und HSE 7 . In <strong>der</strong> Verbesserung<br />
<strong>des</strong> Projekt-Wissensmanagement steckt<br />
ebenfalls erhebliches Potenzial. Für viele Unternehmen<br />
ist es noch immer eine Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
alle relevanten Erfahrungen aus abgeschlossenen<br />
Projekten so aufzubereiten, dass neue Projekt-<br />
teams aus diesem Know-how bestmöglich lernen<br />
und die Wie<strong>der</strong>holung von Fehlern vermeiden.<br />
Unter dem Fachbegriff „Lessons Learned“ werden<br />
hierbei Werkzeuge und Strategien angesprochen,<br />
die es ermöglichen, diesen Prozess zu steuern, zu<br />
optimieren und gleichzeitig eingefahrene Verhaltensweisen<br />
aufzubrechen.<br />
7 HSE steht in diesem Zusammenhang für Health, Safety und Environment (Gesundheitsschutz, Arbeitssicherheit und Umweltmanagement).
42 UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU<br />
Verbesserung weiterer<br />
Managementkompetenzen<br />
Schließlich darf <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />
auch Erkenntnisse aus weiteren Managementbereichen<br />
nicht außer Acht lassen: So haben die<br />
<strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> bereits vor Jahren erkannt, dass<br />
eigene Bau- und Montagekompetenzen insbeson<strong>der</strong>e<br />
im Hinblick auf die verän<strong>der</strong>ten Kunden -<br />
erwartungen ausgebaut bzw. wie<strong>der</strong> aufgebaut<br />
werden müssen. Diese Erkenntnis geht mit <strong>der</strong><br />
Herausfor<strong>der</strong>ung einher, geeignetes Fach- und<br />
Führungspersonal für Baustellen vorhalten zu<br />
können. Ein Weg ist hierbei <strong>der</strong> Aufbau lokaler<br />
Nie<strong>der</strong>lassungen in wichtigen Kundenmärkten.<br />
Die Weiterentwicklung und Professionalisierung<br />
<strong>der</strong> Projektmanagement-Kompetenzen sowie<br />
<strong>der</strong> Ausbau <strong>des</strong> Projekt-Risikomanagements sind<br />
<strong>als</strong> zusätzliche zentrale Bausteine zu nennen. Da -<br />
bei steckt insbeson<strong>der</strong>e im Risikomanagement<br />
noch immer Potenzial: Binnen drei Jahren – so <strong>der</strong><br />
Tenor einer aktuellen Studie <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> – könnten<br />
die Projektdeckungsbeiträge im Großanlagenbau<br />
um 10 % bis 20 % steigen, sofern die jeweiligen<br />
Maßnahmen zur Optimierung <strong>des</strong> Projektrisikomanagements<br />
greifen. Im Projektgeschäft dominieren<br />
jedenfalls mehrheitlich zeitliche und<br />
kal kulatorische Risiken, aber auch Projektaus -<br />
führ ungs risiken, die es zu identifizieren und zu<br />
steuern gilt (vgl. Abb. 18).<br />
Ein wesentliches Steuerungsinstrument ist dabei<br />
das Vertragsmanagement. Die Neugestaltung<br />
von Vertragsmodellen ist im aktuellen Wettbewerbsumfeld,<br />
einem Käufermarkt, jedoch schwierig.<br />
Einige Unternehmen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />
haben <strong>des</strong>halb ihr Vertrags- und Claimsmanagement<br />
weiterentwickelt und dabei teilweise ihre<br />
internen Strukturen reorganisiert.<br />
Globalisierung nahezu alternativlos<br />
Auch in Zeiten <strong>der</strong> Globalisierung ist die Bedeut ung<br />
<strong>des</strong> Heimatstandortes für die Innovationskraft,<br />
die Unternehmenskultur sowie die Produktqualität<br />
im Großanlagenbau entscheidend. Die Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> bekennen sich daher zu ihren<br />
deutschen Wurzeln. Gleichzeitig baut <strong>der</strong> Industriezweig<br />
seine weltweiten Vertriebs-, Engineering-<br />
und <strong>Produktion</strong>skapazitäten aber massiv<br />
aus. Schon heute kommen auf einen in Deutschland<br />
Beschäftigten mehr <strong>als</strong> zwei Mitarbeiter an<br />
Auslandsstandorten. Dieses Verhältnis wird sich<br />
in Zukunft wahrscheinlich noch weiter zu Lasten<br />
<strong>der</strong> Inlandsstandorte verschieben. Will <strong>der</strong> Großanlagenbau<br />
im Wettbewerb mit europäischen,<br />
vor allem aber mit den neuen asiatischen Herausfor<strong>der</strong>ern<br />
bestehen, ist diese Strategie<br />
jedoch nahezu alternativlos.<br />
Kompetenzen verlagern<br />
und interkulturell stärken<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> deutschen Standorte ist die Bewältigung<br />
<strong>der</strong> Kompetenzverlagerung ins Ausland<br />
die größte Herausfor<strong>der</strong>ung. Die Ansätze <strong>der</strong><br />
Unternehmen hierzu sind sehr unterschiedlich.<br />
Einige Mitgliedsfirmen <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau haben ihre Wertschöpfung in<br />
internationalen Netzwerken organisiert, die<br />
durch entsprechende Kompetenzzentren gesteuert<br />
werden. An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um setzen ganz auf<br />
konsequente Lokalisierung aller operativen Funktionen,<br />
d.h., Geschäftseinheiten in bedeutenden<br />
Märkten sind in <strong>der</strong> Lage, die vollständige Wertschöpfung<br />
eines Großanlagenprojektes lokal zu<br />
erbringen.<br />
Weiterhin müssen die Unternehmen ihre Inter na -<br />
t ionalisierung durch eine Stärkung <strong>der</strong> interkulturellen<br />
Kompetenzen ihrer Mitarbeiter unterstützen.<br />
Die Akzeptanz <strong>der</strong> Unternehmen im<br />
Ausland ist umso größer, je besser sie sich in den<br />
Sprachen und kulturellen Gepflogenheiten ihrer<br />
jeweiligen Gastlän<strong>der</strong> auskennen. Zum Beispiel<br />
können sich beim Aufbau von Geschäftsbeziehungen<br />
durch die spezifische Lan<strong>des</strong>-, Arbeitsund<br />
Unternehmenskultur Schwierigkeiten ergeben.<br />
Darüber hinaus führt das teilweise unterschiedliche<br />
Zeit- und Vertragsverständnis bei <strong>der</strong> Ab -<br />
wicklung von Projekten immer wie<strong>der</strong> zu „Reibungsflächen“.<br />
Hier zeigt sich, dass <strong>der</strong> Aufbau<br />
interkultureller Kompetenzen ähnlich bedeutsam<br />
für den Markterfolg ist wie weltweit standardisierte<br />
Prozesse und Werkzeuge.
UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 43<br />
Fachkräftegewinnung schwierig –<br />
För<strong>der</strong>ung immer wichtiger<br />
Die Beschäftigtenzahl im deutschen Großanlagen -<br />
bau lag 2012 mit 59.200 Mitarbeitern in etwa<br />
auf Vorjahresniveau (2011: 59.800 Personen). Es<br />
bestehen jedoch Engpässe sowohl im Ingenieurbereich<br />
(Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Ma -<br />
schinenbau) <strong>als</strong> auch im Bereich <strong>der</strong> technischen<br />
Fachkräfte, wie eine aktuelle <strong>AGAB</strong>-Umfrage<br />
belegt (vgl. Abb. 19).<br />
Aufgrund <strong>des</strong> Fachkräftemangels haben die Mitgliedsfirmen<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Großan -<br />
lagenbau zunehmend Schwierigkeiten, offene<br />
Stellen zeitnah zu besetzen. Vor allem erfahrene<br />
Projektleiter, Baustellenleiter o<strong>der</strong> Claimsmanager<br />
sind Mangelware. Zudem nimmt das<br />
Interesse und die Flexibilität <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
bezüglich langjähriger Auslandsaufenthalte ab.<br />
Dies hat zur Folge, dass Firmen aufwändige<br />
Maßnahmen ergreifen müssen, um die benötigten<br />
Mitarbeiter zu gewinnen. Eine rasche Stellenbesetzung<br />
mit Absolventen ist oft schon <strong>des</strong>halb<br />
nicht möglich, da diese zwar fachlich meist<br />
hervorragend ausgebildet sind, aber nur selten<br />
die dringend benötigten sozialen und kommunikativen<br />
Kompetenzen zur Abwicklung internationaler<br />
Großprojekte mitbringen. Die aktuellen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen machen <strong>des</strong>halb die Nachwuchsgewinnung<br />
und -för<strong>der</strong>ung zu einem<br />
Kernthema <strong>des</strong> gesamten Anlagenbaus.<br />
Unternehmen setzten auf interne Weiterbildung<br />
Die Branche reagiert zumeist mit firmeninternen<br />
Fortbildungsmaßnahmen und dem Ausbau von<br />
Kooperationen mit Hochschulen auf den anhaltenden<br />
Personalmangel. Einige Mitgliedsfirmen<br />
haben inzwischen eigene Fort- und Weiterbildungszentren<br />
aufgebaut, um ihre Mitarbeiter für<br />
die jeweiligen stellenspezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
zu qualifizier en. Darüber hinaus versuchen die<br />
Mitgliedsfirmen durch flexible Arbeitsverträge<br />
und durch die stärkere Berücksichtigung familiärer<br />
Aspekte ansprechende Anreize zu schaffen. Aber<br />
auch <strong>der</strong> Einsatz von Leiharbei tnehmern o<strong>der</strong> die<br />
Reaktivierung ehemaliger Leistungsträger (Rentner)<br />
sind aktuelle Maßnahmen gegen Personalengpässe.<br />
Engpässe bestehen im Großanlagenbau insbeson<strong>der</strong>e für folgende Qualifikationen:<br />
Verfahrenstechnikingenieure<br />
Maschinenbauingenieure<br />
Elektrotechnikingenieure<br />
Bauingenieure<br />
technische Fachkräfte<br />
Juristen<br />
Kaufleute<br />
Wirtschaftsingenieure<br />
sonstige Ingenieure<br />
sonstige Qualifikationen<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />
Anteil <strong>der</strong> Befragten in %<br />
Abbildung 19<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau, Teilnehmerbefragung 2. Engineering Summit
44 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Branchenberichte und<br />
Geschäftsaussichten<br />
Nach dem spürbaren Rückgang <strong>der</strong> Auftragseingänge<br />
im Jahr 2012 ist auch 2013 nicht mit einer<br />
umfassenden Belebung <strong>der</strong> Nachfrage im deutschen<br />
Großanlagenbau zu rechnen. In Anbetracht<br />
<strong>der</strong> für 2013 prognostizierten Expansion <strong>der</strong> Welt -<br />
wirtschaft um 3,8 % ist ein Or<strong>der</strong>plus im einstelligen<br />
Prozentbereich für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong><br />
ein wahrscheinliches Szenario. Eine darüber hinaus<br />
gehende Belebung ist vor dem Hintergrund<br />
vielfältiger globaler Unsicherheiten nicht in Sicht.<br />
Impulse aus den USA und Osteuropa –<br />
Asien mit stabiler Nachfrage<br />
Die Vereinigten Staaten gelten <strong>der</strong>zeit <strong>als</strong> das<br />
„El Dorado“ <strong>des</strong> Anlagenbaus. Historisch niedrige<br />
Gaspreise haben in <strong>der</strong> US-amerikanischen Chemieindustrie<br />
einen Investitionsboom ausgelöst,<br />
<strong>des</strong>sen Ende nicht absehbar ist. Und auch in <strong>der</strong><br />
Stahlindustrie und im Energiesektor ist die Projektpipeline<br />
auf Jahre hin ausgefüllt. Deutsche<br />
Großanlagenbauer rechnen sich aufgrund ihrer<br />
starken Position im US-Markt bei zahlreichen<br />
Vorhaben Chancen auf einen Zuschlag aus. Ob<br />
aber alle Projekte wie geplant realisiert werden,<br />
bleibt angesichts steigen<strong>der</strong> Investitionskosten<br />
und <strong>der</strong> limitierten Verfügbarkeit von Planungsressourcen<br />
sowie von Bau- und Montagekapazitäten<br />
abzuwarten.<br />
Als günstig beurteilen die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong><br />
darüber hinaus die mittelfristigen Aussichten im<br />
Osteuropageschäft und hier vor allem in Russland.<br />
Eine wichtige Absatzregion bleibt ferner Asien<br />
mit den beiden Kernmärkten China und Indien<br />
sowie den aufstrebenden Län<strong>der</strong>n in Ost- und<br />
Südostasien. Mit anhaltend hohen Bestellungen<br />
rechnet die Branche 2013 überdies aus <strong>der</strong> Türkei.<br />
Wenig Neugeschäft in Westeuropa<br />
und im arabischen Raum<br />
Die Aussichten für den westeuropäischen Markt<br />
sind hingegen trübe, insbeson<strong>der</strong>e die negative<br />
Entwicklung im Südeuropageschäft dürfte sich<br />
2013 fortsetzen. Auch aus Südamerika, Nordafrika<br />
und dem Nahen und Mittleren Osten kommen<br />
<strong>der</strong>zeit nur wenige positive Signale. Der Absatz<br />
deutscher Anlagenbauer in den Golfstaaten leidet<br />
einerseits unter <strong>der</strong> intensiven Konkurrenz durch<br />
asiatische Engineering-Firmen, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
den im Mittleren Osten <strong>der</strong>zeit populären Megaprojekten.<br />
An<strong>der</strong>erseits spüren die Anlagenbauer<br />
eine generelle Unsicherheit <strong>der</strong> Investoren sowie<br />
eine sinkende Zahl von Projektstarts in Folge <strong>der</strong><br />
Rückverlagerung von Investitionen in die USA.<br />
Beschäftigungsaufbau vor allem im Ausland<br />
Für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> sind qualifizierte Mit -<br />
arbeiter ein entscheiden<strong>der</strong> Erfolgsfaktor. Die<br />
Branche hat die inländischen Stammbelegschaften<br />
daher in den Jahren 2005 bis 2010 auf rund<br />
60.000 Beschäftigte ausgebaut. Seitdem verharrt<br />
die Mitarbeiterzahl in Deutschland auf diesem<br />
Niveau und wird 2013 voraussichtlich nicht<br />
weiter steigen. Gleichzeitig bauen die Unternehmen<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft im Ausland Personal<br />
auf. So sind weltweit bereits mehr <strong>als</strong> 120.000<br />
weitere Experten für deutsche Anlagenbauer<br />
tätig. Diese starke internationale Aufstellung ist<br />
geboten, um die sich in den Wachstumsmärkten<br />
in Asien, Südamerika und Osteuropa bietenden<br />
Absatzchancen ergreifen zu können. Neben<br />
preislichen Überlegungen spielen die Nähe zum<br />
Kunden und um fangreiche Lokalisierungsfor<strong>der</strong>ungen<br />
dabei eine wesentliche Rolle. Überdies<br />
sichern Auslands investitionen aber auch Arbeitsplätze<br />
am Hochlohnstandort Deutschland. Vom<br />
Inland aus werden die Unternehmen gesteuert,<br />
Kernkomponenten werden hier gefertigt und die<br />
Produktentwicklung wird vorangetrieben.<br />
Langfristige Wachstumstreiber intakt<br />
Langfristige Wachstumstrends wie beispielsweise<br />
<strong>der</strong> weltweit steigende Energiebedarf sowie die<br />
wachsende Bedeutung von Energieeffizienz und<br />
Ressourcenschonung sind weiterhin intakt. Die<br />
über 2013 hinausreichenden Zukunftsperspektiven<br />
<strong>des</strong> Großanlagenbaus sind daher günstig.<br />
Detaillierte Beschreibungen <strong>der</strong> aktuellen Situation<br />
und <strong>der</strong> Aussichten wichtiger Segmente <strong>des</strong> Groß -<br />
anlagenbaus liefern die folgenden Branchenberichte.
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 45<br />
Kraftwerke<br />
Im Jahr 2012 war die Lage auf dem internationalen<br />
Kraftwerksmarkt durch Zurückhaltung geprägt.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e in den USA und in Westeuropa,<br />
aber auch im Mittleren Osten, gab es nur wenige<br />
Neuaufträge. Die Auswirkungen <strong>der</strong> Finanzkrise<br />
2008/2009 halten länger an <strong>als</strong> erwartet und<br />
werden von <strong>der</strong> Eurokrise verstärkt. Der Auftragseingang<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>) vertretenen<br />
Kraftwerksbauer ging vor diesem Hintergrund<br />
um 24 % auf 8,5 Mrd. € (2011: 11,2 Mrd. €)<br />
zurück.<br />
Wesentliche Impulse für den Kraftwerksbau gingen<br />
im vergangenen Jahr von Regionen mit relativ<br />
hohem Wirtschaftswachstum in Asien aus. Nach<br />
wie vor werden in China und Indien vorwiegend<br />
Kohlekraftwerke zugebaut, in Südostasien und<br />
in Korea setzen die Kunden hingegen verstärkt<br />
auf den Brennstoff Erdgas.<br />
Der Wettbewerb durch chinesische und südkoreanische<br />
Konkurrenten, die mittlerweile stärker<br />
aus ihren heimischen Märkten auf den Weltmarkt<br />
drängen, verschärfte sich 2012. Vor allem koreanische<br />
Firmen treten mittlerweile <strong>als</strong> mächtige<br />
Wettbewerber bei Projekten im Nahen Osten<br />
und in Südostasien auf, erhielten im vergangenen<br />
Jahr aber auch Aufträge zum Bau von Kraftwerken<br />
in Afrika und Südamerika.<br />
Deutschland:<br />
Energiewende führt zu Zurückhaltung<br />
bei Investitionen in Großkraftwerke<br />
2012 sind neue Photovoltaikanlagen (PVA) mit<br />
einer Leistung von 7,6 Gigawatt (GW) gebaut<br />
worden. Insgesamt beläuft sich die in Deutschland<br />
vorhandene PVA-Leistung damit auf über<br />
30 GW, die installierte Nennleistung aller Windenergieanlagen<br />
lag Ende 2012 ebenfalls bei gut<br />
30 GW. Dieser starke Ausbau ist notwendig, um<br />
das politische Ziel eines Anteils von 30 % regenerativer<br />
Energie an <strong>der</strong> gesamten inländischen<br />
Stromerzeugung bis 2030 zu erreichen. Er hat<br />
Zur Aufrechterhaltung einer sicheren und finanzierbaren<br />
Stromversorgung ist Deutschland noch auf Jahre auf fossile<br />
Kraftwerke angewiesen. Im aktuellen energiepolitischen Umfeld<br />
sind diese Anlagen allerdings kaum mehr wirtschaftlich zu<br />
betreiben – <strong>der</strong> Ausbau stockt daher.<br />
jedoch auch zu einer schwankenden Netzauslas -<br />
tung und einer regionalen Trennung zwischen<br />
den Standorten <strong>der</strong> Stromabnehmer und <strong>der</strong><br />
Stromerzeuger geführt. Um die Installation weiterer<br />
erneuerbarer Energien besser regeln zu<br />
können, hat die Bun<strong>des</strong>regierung mittlerweile<br />
begonnen, die För<strong>der</strong>ung dieser Energien einzuschränken.<br />
Gleichzeitig wird es für die Energieversorger<br />
zunehmend unrentabel, Gaskombikraftwerke zu<br />
betreiben. Das liegt sowohl an hohen inländischen<br />
Preisen für Gas <strong>als</strong> auch am Vorrang, den<br />
„grüner“ Strom dank <strong>des</strong> Erneuerbare-Energie-<br />
Gesetzes in Deutschland genießt. Mit den ak tuell<br />
üblichen rund 2.000 Betriebsstunden im Jahr –<br />
statt früher rund 4.000 Stunden – können reine<br />
Stromerzeugungsanlagen kaum mehr wirtschaftlich<br />
betrieben werden. Daher rücken hierzulande
46 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Kohlekraftwerke, die kostengünstigen Strom zu -<br />
meist aus heimischer Braunkohle produzieren,<br />
stärker in den Blickpunkt. Mehrere hocheffiziente<br />
Kraftwerke gingen bereits ans Netz bzw. werden<br />
den Betrieb bald aufnehmen. Allerdings stoßen<br />
diese Anlagen doppelt so viel Kohlendioxid pro<br />
Stromeinheit aus wie Gaskombikraftwerke und<br />
gefährden damit die ehrgeizigen CO 2 -Emissionsziele.<br />
Die noch unklaren politischen Rahmenbedingungen<br />
<strong>der</strong> deutschen Energiewende führten auch<br />
im letzten Jahr zu einer Zurückhaltung bei <strong>der</strong><br />
Beauftragung von Großkraftwerken. Der Inlands-<br />
Auftragseingang lag bei 1,4 Mrd. €, nach 3,4 Mrd. €<br />
2011. Anlagen mit Kraftwärmekopplung sind am<br />
ehesten noch wirtschaftlich. Marktchan c en bei<br />
konventionellen Kraftwerken ergeben sich<br />
mittelfristig im Bereich <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisier ung und<br />
Optimierung von Bestandsanlagen hinsichtlich<br />
einer Effizienz- und Flexibilitätsverbesserung.<br />
Die Perspektiven für den Bau von Anlagen zur<br />
Erzeugung regenerativen Stroms sind weiterhin<br />
<strong>als</strong> günstig zu bewerten.<br />
Auslandsnachfrage leicht rückläufig<br />
2012 ist <strong>der</strong> Auslands-Auftragseingang bei den<br />
<strong>AGAB</strong>-Kraftwerksbauern um 9 % auf 7,1 Mrd. €<br />
zurückgegangen. Die anfänglich hohen Bestellungen<br />
aus Asien und dem Mittleren Osten<br />
haben sich in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte deutlich<br />
abgeschwächt. Gleichzeitig gelang es Wettbewerbern<br />
aus Südkorea und China, sich einen<br />
zunehmenden Anteil an dem rasant wachsenden<br />
Kraftwerksmarkt in Asien zu erkämpfen.<br />
Nordamerika im Bann <strong>des</strong> Schiefergasbooms<br />
Zwei wesentliche Faktoren bestimmen <strong>der</strong>zeit den<br />
nordamerikanischen Markt. Die amerikan ische<br />
En vironmental Protection Agency (EPA) kündigte<br />
an, den CO 2 -Ausstoß für Neukraftwerke auf 435<br />
g/kWh zu begrenzen und macht den Bau von<br />
kohlebefeuerten Kraftwerken ohne CO 2 -Abscheidung<br />
damit praktisch unmöglich. Kombikraftwerke<br />
liegen üblicherweise unter diesem Grenzwert<br />
und werden somit begünstigt. Interessant<br />
ist diese politische Vorgabe unter dem Gesichtspunkt<br />
<strong>der</strong> rapide steigenden För<strong>der</strong>ung unkonventioneller<br />
Gasvorkommen, die offensichtlich<br />
einen weiteren prägenden Faktor in <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Stromerzeugung darstellen. Die Gaspreise<br />
in Nordamerika sind <strong>der</strong>zeit so günstig wie<br />
zuletzt Anfang <strong>der</strong> 2000er Jahre und beeinflussen<br />
über Substitutionsprozesse zunächst den lokalen<br />
Energiemarkt. Es ist zu erwarten, dass durch die<br />
nachlassende Importnachfrage <strong>der</strong> USA Energiemärkte<br />
in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ebenfalls massive<br />
Anpassungsprozesse durchlaufen werden.<br />
Der südamerikanische Kraftwerksmarkt hat sich<br />
2012 kaum bewegt. Leichte Impulse kamen aus<br />
Brasilien. Die Buchungen beliefen sich 2012 auf<br />
insgesamt knapp 113 Mio. € und lagen damit<br />
um 14 % über dem Niveau von 2011 (92 Mrd. €).<br />
Schwache Nachfrage in Westeuropa<br />
Die Nachfrage nach Großkraftwerken aus Westeuropa<br />
war 2012 sehr schwach: Die Bestellungen<br />
fielen auf den niedrigsten Stand seit Ende <strong>der</strong><br />
1990er Jahre. Insbeson<strong>der</strong>e Kunden aus Spanien<br />
und Italien bestellten kaum neue Anlagen bei<br />
den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong>. Dies ist angesichts<br />
<strong>der</strong> aktuellen Finanz- und Staatsschuldenkrisen<br />
nicht verwun<strong>der</strong>lich. Auch 2013 ist nicht mit<br />
einer Trendwende zu rechnen.
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 47<br />
Südkorea war 2012 <strong>der</strong> wichtigste Markt für den <strong>AGAB</strong>-Kraftwerksbau.<br />
Vor allem sparsame, mit Gas befeuerte Anlagen standen hoch<br />
im Kurs.<br />
In Osteuropa hat sich <strong>der</strong> Auftragseingang in<br />
Folge eines Großauftrags aus Polen deutlich<br />
verbessert. Das Land ist damit aktuell <strong>der</strong> wichtigste<br />
osteuropäische Markt für den <strong>AGAB</strong>-<br />
Kraftwerksbau – noch vor <strong>der</strong> GUS.<br />
Mittlerer Osten ist ein umkämpfter Markt<br />
Der aggressive Wettbewerb aus Asien und die<br />
schwierigeren Finanzierungsbedingungen prägten<br />
den Kraftwerksmarkt im Nahen und Mittleren<br />
Osten. Der Auftragseingang ging im letzten<br />
Jahr deutlich zurück: Lagen die Bestellungen<br />
2011 noch bei 2,7 Mrd. €, waren es 2012 nur<br />
noch 1,1 Mrd. € Dabei blieben Gas und Öl die<br />
Hauptquellen <strong>der</strong> Stromerzeugung.<br />
Kapazitätsausbau in Asien<br />
Das rasante Wirtschaftswachstum in Ost- und<br />
Südostasien erfor<strong>der</strong>t einen schnellen Ausbau<br />
<strong>des</strong> dortigen Kraftwerksparks – wovon deutsche<br />
Anbieter im vergangenen Jahr profitieren konnten.<br />
In China und Indien sind nach wie vor Kohlekraftwerke<br />
<strong>als</strong> wesentliche Stromerzeugungsressource<br />
gefragt. Erfreulich ist die Auftragslage<br />
ferner in Südostasien (Thailand, Singapur, Philippinen)<br />
sowie in Südkorea. Bestellt wurden dort<br />
vor allem Gaskraftwerke. Insbeson<strong>der</strong>e in Südkorea<br />
muss <strong>der</strong> Ausbau in Folge <strong>der</strong> raschen Industriali -<br />
sierung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> schnell erfolgen. Die Kunden<br />
sind daher oftm<strong>als</strong> risikofreudig und bereit, in<br />
neue Technologien zu investieren.<br />
Das Or<strong>der</strong>volumen aus Asien blieb 2012 auf relativ<br />
hohem Niveau annähernd stabil. Eine stärkere<br />
Lokalisierung von Personal- und Sachressourcen<br />
wird in Asien sowohl von den Kunden <strong>als</strong> auch<br />
von Seiten <strong>der</strong> Politik gefor<strong>der</strong>t. Durch die Einrichtung<br />
mo<strong>der</strong>ner Fertigungsstätten vor Ort,<br />
den Aufbau von Engineering-Kapazitäten sowie<br />
die Etablierung industrieller Partnerschaften mit<br />
lokalen Lieferanten sind deutsche Anlagenbauer<br />
diesen For<strong>der</strong>ungen bereits nachgekommen.<br />
Dennoch bleibt die Erschließung <strong>der</strong> Märkte in<br />
China und Indien ein schwieriges und langwieriges<br />
Unterfangen.<br />
Ausblick: Deutschland setzt zunehmend<br />
auf regenerative Energie<br />
Die Energiewende wird in Deutschland weiter<br />
vorangetrieben, um das gesetzte Ziel eines 30 %-<br />
Anteils <strong>der</strong> erneuerbaren Energien am deutschen<br />
Strom-Mix bis 2030 tatsächlich zu erreichen. Um<br />
die Versorgungssicherheit auch unter den neuen<br />
Rahmenbedingungen zu gewährleisten, werden<br />
die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Flexibilität von fossilen<br />
Kraftwerken, an den Netzausbau, die Leistungsreserven<br />
und die Speicherkapazitäten steigen.<br />
Ein Trend zu hochflexiblen Kraftwerken zeichnet<br />
sich dabei schon länger ab. Des Weiteren ist eine<br />
Zunahme <strong>der</strong> Forschungsaktivitäten bei Stromund<br />
Energiespeichern festzustellen. Experten<br />
gehen davon aus, dass sich Investitionen in Kurzund<br />
Langzeitspeicher ab einem Anteil von 40 %<br />
regenerativen Stroms an <strong>der</strong> gesamten Erzeugungsleistung<br />
lohnen. Die vorzuhaltenden Leistungsreserven<br />
könnten dann in nennenswertem<br />
Maße reduziert werden.
48 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Schwellenlän<strong>der</strong> mit großem Potenzial –<br />
Brennstoff Gas gewinnt an Bedeutung<br />
Weltweit wird die stärkste Zunahme <strong>des</strong> Strombedarfs<br />
in Asien, Afrika und Südamerika statt -<br />
finden. In Asien werden China und Indien ihren<br />
Strombedarf auch zukünftig zu wesentlichen<br />
Teilen durch Kohlekraftwerke decken. In den USA<br />
wird hingegen eine Verlagerung <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />
hin zu Gaskraftwerken erwartet. Auch im<br />
Mittleren Osten wird die Bedeutung von Gas für<br />
die Stromerzeugung in den nächsten zwei Jahrzehnten<br />
vermutlich zunehmen. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />
ist in dieser Region die Nutzung von Schweröl<br />
<strong>als</strong> günstigem, lokalem Brennstoff für die Strom -<br />
erzeugung. Erneuerbare Energien und dezentrale<br />
Kleinkraftwerke werden in Europa, aber auch<br />
in den USA eine wichtige Rolle spielen. Insgesamt<br />
befindet sich <strong>der</strong> Energiesektor weltweit in<br />
einem grundlegenden Wandel.<br />
Der Wettbewerb durch Anlagenbauer aus dem<br />
asiatischen Raum wird sich im Kraftwerksbau<br />
weiter verschärfen. Verbunden damit sind<br />
Kundenanfor<strong>der</strong>ungen nach kürzeren Projektlaufzeiten,<br />
Finanzierungsbeteiligungen sowie<br />
Spitzentechnologien. Will <strong>der</strong> deutsche Kraftwerksbau<br />
seine führende Weltmarktposition<br />
verteidigen, muss er diese Wünsche mit Ideenreichtum<br />
und hoher Kompetenz in methodischen<br />
und technischen Fragestellungen erfüllen. Aber<br />
auch eine Verbesserung <strong>der</strong> Kostenposition,<br />
eine Optimierung <strong>der</strong> weltweiten Lieferketten<br />
und <strong>des</strong> globalen Auftritts sind unbedingt erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Die Nähe zu den Kunden- und Lieferantenmärkten<br />
sowie die Entwicklung von regional<br />
angepassten Lösungen sind Schlüsselfaktoren,<br />
vor allem in den Märkten, in denen reine Strom -<br />
erzeugungsanlagen immer mehr zu einer<br />
„Massenware“ werden.<br />
Gesamt-Auftragseingang Kraftwerke 2003 – 2012<br />
Mrd. €<br />
13,0<br />
12,0<br />
11,0<br />
10,0<br />
9,0<br />
8,0<br />
7,0<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
2003 2004 2005 2006 2007<br />
2008<br />
2009 2010 2011 2012<br />
Inland<br />
Ausland<br />
Abbildung 20<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 49<br />
Hütten- und Walzwerke<br />
Die Nachfrage nach Hütten- und Walzwerken<br />
ließ im Jahr 2012 deutlich nach. Die Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>)<br />
verzeichneten mit 2,4 Mrd. € einen um 29 %<br />
geringeren Auftragseingang <strong>als</strong> noch 2011.<br />
Stahlproduktion weltweit<br />
mit leichtem Wachstum<br />
Die Weltrohstahlproduktion wuchs 2012 im Ver -<br />
gleich zum Vorjahr leicht um 1,2 % auf 1.548 Mrd.<br />
Tonnen (t). Das ist <strong>der</strong> höchste bislang in einem<br />
Jahr erreichte <strong>Produktion</strong>swert.<br />
Im Unterschied zu 2011 war 2012 kein eindeutiges<br />
<strong>Produktion</strong>smaximum im Jahresverlauf festzustellen.<br />
Stärkere und schwächere Monate wechselten<br />
sich ab. Im Jahresdurchschnitt wurden<br />
129 Mio. t pro Monat produziert.<br />
Die stärksten Wachstumsraten gab es 2012 im<br />
Mittleren Osten, die <strong>Produktion</strong>smenge stieg<br />
dort – von niedrigem Niveau ausgehend – um 5 %.<br />
Mit einem Zuwachs von 4 % und einer Jahrespro -<br />
duktion von 717 Mio. t blieb China die führende<br />
Nation in <strong>der</strong> weltweiten Rohstahlproduktion.<br />
Wachstumsimpulse zeigten ferner die USA mit<br />
einem Zuwachs von knapp 3 %. In Europa (-4,7 %),<br />
Lateinamerika (-3,0 %) und <strong>der</strong> GUS (-1,2 %) war<br />
die <strong>Produktion</strong> hingegen rückläufig.<br />
Obgleich die positiven Signale in einigen Region en<br />
wie etwa den USA überwiegen, ist auch 2013 bei<br />
<strong>der</strong> Weltrohstahlproduktion nur mit einer Wachs -<br />
tumsrate im niedrigen einstelligen Bereich zu<br />
rechnen.<br />
Kapazitätsauslastung leicht gesunken<br />
Die Auslastung <strong>der</strong> Rohstahlproduktionskapazität<br />
war 2012 geringer <strong>als</strong> im Vorjahr. Dabei zeigte<br />
sich eine Zweiteilung <strong>des</strong> Jahres. Während <strong>der</strong><br />
Wert im ersten Halbjahr um die für die langfristige<br />
Stabilisierung erfor<strong>der</strong>liche Quote von 80 %<br />
schwankte, sank die Auslastung ab Mitte <strong>des</strong><br />
Jahres bis auf 73 % im Dezember.<br />
Keine Erholung bei den Preisen<br />
für metallurgische Anlagen erkennbar<br />
Die Rohstoffpreise lagen 2012 weiterhin auf<br />
hohem Niveau, gingen jedoch vor allem in <strong>der</strong><br />
zweiten Jahreshälfte zum Teil deutlich zurück.<br />
Welt-Rohstahlproduktion 2003 – 2012<br />
Mio. Tonnen<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
2003 2004 2005 2006 2007<br />
2008<br />
2009 2010 2011 2012<br />
Weltstahlproduktion ohne China<br />
Rohstahlproduktion in China<br />
Abbildung 21<br />
Quelle: World Steel Association
50 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Kapazitätsauslastung in <strong>der</strong> Welt-Stahlindustrie Juni 2011 bis Januar 2013 (in Prozent)<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
Jul<br />
Jun<br />
Aug<br />
Sep<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez<br />
Feb<br />
Jan<br />
Mrz<br />
Mai<br />
Apr<br />
Jun<br />
Jul<br />
Aug<br />
Sep<br />
Okt<br />
Nov<br />
Dez<br />
Jan<br />
2011 2012<br />
Abbildung 22<br />
Quelle: World Steel Association<br />
Gegen Jahresende zeichnete sich vereinzelt eine<br />
Erholung ab. Die Stahlerzeuger stehen somit<br />
weiterhin unter starkem Preisdruck. Investitionen<br />
in metallurgische Anlagen werden daher verhalten<br />
getätigt, so dass die Anlagenpreise auf niedrigem<br />
Niveau verharren. Ein intensiver Wettbewerb<br />
verstärkt diesen Effekt und übt Druck auf die<br />
Margen <strong>des</strong> Anlagenbaus aus. Dieser Trend wird<br />
sich auch 2013 fortsetzen.<br />
Die neuen Wettbewerber aus Asien for<strong>der</strong>n die<br />
etablierten Anbieter auf ihren Heimatmärkten<br />
heraus, drängen aber zunehmend auch auf das<br />
internationale Parkett. Ferner entsteht vor allem<br />
in den klassischen Absatzmärkten <strong>des</strong> Hüttenund<br />
Walzwerksbaus für die europäischen Anbieter<br />
eine verschärfte Konkurrenzsituation durch<br />
lokale Firmen, die sich technologisch weiter entwickelt<br />
haben. Die Branche antwortet darauf<br />
mit lokaler Präsenz, mit Steigerung <strong>der</strong> Produktivität<br />
und mit Innovationen, die den Kunden<br />
einen höheren Nutzen bieten.<br />
China bleibt weltgrößter Stahlproduzent<br />
China war auch 2012 mit einer Jahresproduktion<br />
von 717 Mio. t <strong>der</strong> weltgrößte Stahlproduzent.<br />
Mit einem Anteil von 46 % an <strong>der</strong> weltweiten<br />
Rohstahlproduktion und relativ robusten Wachstumsraten<br />
bleibt das Land für den Hütten- und<br />
Walzwerksbau ein zentraler Markt. Mehr und<br />
mehr rückt dabei die Mo<strong>der</strong>nisierung bestehen<strong>der</strong><br />
Anlagen ins Blickfeld <strong>des</strong> Anlagenbaus.<br />
Neue Anlagen werden – bis auf wenige Einzelprojekte<br />
– aber kaum gebaut. Potenzial dafür ist<br />
nur im Bereich von Qualitätsstahl zu erwarten,<br />
wie er etwa für die Automobilindustrie benötigt<br />
wird. Hier gibt es in China noch Nachholbedarf.<br />
Die Produzenten von Massenstählen leiden hingegen<br />
unter den bestehenden Überkapazitäten<br />
und dem damit verbundenem Preis- und Ergebnisdruck.<br />
Entsprechend zurückhaltend ist das<br />
Investitionsverhalten <strong>der</strong> Unternehmen. Eine<br />
signifikante Än<strong>der</strong>ung ist kurzfristig nicht zu<br />
erwarten.
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 51<br />
Restliches Asien:<br />
Südostasien mit Potenzial<br />
Der Großteil <strong>der</strong> Rohstahlproduktion im Rest<br />
Asiens wird weiterhin von Japan und Südkorea<br />
beigesteuert. Mit 108 Mio. bzw. 69 Mio. t rangieren<br />
diese Län<strong>der</strong> auf den Plätzen zwei und sechs <strong>der</strong><br />
Liste <strong>der</strong> größten Stahlhersteller. Die aufstrebenden<br />
Län<strong>der</strong> Südostasiens (Thailand, Indonesien,<br />
Kambodscha, Malaysia, Vietnam) stellten 2012<br />
bislang noch keine bedeutsamen Märkte für den<br />
Hütten- und Walzwerksbau dar. Aufgrund <strong>der</strong><br />
wachsenden Industrialisierung und <strong>der</strong> damit<br />
verbundenen Investitionen in die Infrastruktur<br />
bietet die ASEAN-Region jedoch mittelfristig<br />
erhebliches Wachstumspotenzial. Das gilt vor<br />
allem für kleine und mittelgroße Neuanlagen.<br />
Europa und Nordamerika:<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungen im Fokus<br />
Europa verzeichnete 2012 einen Rückgang seiner<br />
Stahlproduktion um 5 % auf 169 Mio. t. Nach<br />
weitgehend gleichbleiben<strong>der</strong> Monatsproduktion<br />
im Verlauf <strong>des</strong> Jahres ging die <strong>Produktion</strong> im<br />
Dezember 2012 sehr deutlich zurück.<br />
Vor allem die Märkte Italien und Spanien litten<br />
unter den Auswirkungen <strong>der</strong> europäischen<br />
Schuldenkrise auf Stahl nachfragende Industrien.<br />
Doch auch die deutschen Stahlhersteller<br />
mussten trotz <strong>der</strong> relativ robusten deutschen<br />
Binnen- und Exportkonjunktur <strong>Produktion</strong>seinbußen<br />
von 4 % auf 43 Mio. t Rohstahl hinnehmen.<br />
Besser war die Lage in Nordamerika. Dort stieg<br />
die Stahlproduktion um 3 % auf 122 Mio. t, davon<br />
entfielen auf die USA 89 Mio. t. Das Land bleibt<br />
damit <strong>der</strong> drittgrößte Stahlproduzent <strong>der</strong> Welt.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> wachsenden Schiefergas-För<strong>der</strong>ung<br />
sanken die Energiepreise in den USA deutlich.<br />
Dadurch verbessern sich die Wachstumsaussichten<br />
für die amerikanische Industrie und<br />
damit auch für den Stahlmarkt erheblich.<br />
Für die metallurgischen Anlagenbauer bietet <strong>der</strong><br />
Markt für Mo<strong>der</strong>nisierungen sowohl in Europa<br />
<strong>als</strong> auch in Nordamerika die größten Geschäftsaussichten.<br />
Dabei sind vor allem für die Produzenten<br />
höherwertiger Stähle Geschäftspotenzi-<br />
Gesamt-Auftragseingang Hütten- und Walzwerke 2003 – 2012<br />
Mrd. €<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Inland<br />
Ausland<br />
Abbildung 23<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
Der Markt für Anlagenmo<strong>der</strong>nisierungen<br />
bietet dem Hütten- und Walzwerksbau vor<br />
allem in den klassischen Industrielän<strong>der</strong>n<br />
großes Potenzial – Blick auf ein Grobblechwalzwerk<br />
in den USA.<br />
ale zu erwarten. Auch bei Lieferung von Technologien<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> Ressourcen effizienz<br />
zeichnen sich Chancen für den Anlagen bau ab.<br />
Zukunftsmarkt Türkei<br />
Der türkische Stahlmarkt war 2012 von einer<br />
beachtlichen Wachstumsdynamik gekennzeichnet.<br />
Mit einem Zuwachs von 5 % produzierte das<br />
Land im vergangenen Jahr 36 Mio. t Rohstahl.<br />
Damit steht die Türkei mittlerweile auf Rang<br />
acht <strong>der</strong> weltgrößten Stahlproduzenten. Die<br />
generelle Dynamik <strong>der</strong> Türkei lässt auch für die<br />
Stahlindustrie weiterhin gutes Entwicklungspotenzial<br />
erwarten. Der Markt wird damit für den<br />
Hütten- und Walzwerksbau zunehmend attraktiv.<br />
GUS:<br />
Großprojekte stehen nicht auf <strong>der</strong> Agenda<br />
Die <strong>Produktion</strong> in Russland, dem fünftgrößten<br />
Rohstahlerzeuger <strong>der</strong> Welt, wuchs 2012 stabil<br />
mit einer Rate von 2,5 %. Eine gegenläufige Tendenz<br />
zeigte die Ukraine – <strong>der</strong> zweite wichtige<br />
Erzeuger in <strong>der</strong> GUS – mit einem Rückgang <strong>der</strong><br />
produzierten Menge um 7 % auf 32 Mio. t. Das<br />
Land fiel damit von Rang acht auf Rang zehn <strong>der</strong><br />
größten Stahlerzeuger zurück.<br />
Die gesamtwirtschaftliche Perspektive Russlands<br />
für 2013 ist positiv. Die Stahlhersteller konzentrieren<br />
sich <strong>der</strong>zeit auf den heimischen Markt,<br />
da die Abnehmerbranchen sich dort – im Gegensatz<br />
zum wichtigsten Exportmarkt Europa – gut<br />
entwickeln.<br />
Für den Hütten- und Walzwerksbau sind <strong>der</strong>zeit<br />
keine Großprojekte zu erwarten. Es ist jedoch<br />
abzusehen, dass die russischen Metallurgie-Konzerne<br />
versuchen werden, ihre <strong>Produktion</strong>skosten<br />
durch gezielte Investitionen zu senken und die<br />
Qualität ihrer Erzeugnisse zu verbessern. Mittelbis<br />
langfristig ist bei anhalten<strong>der</strong> Wirtschaftsdynamik<br />
Russlands wie<strong>der</strong> mit einer Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Investitionsbereitschaft <strong>der</strong> Stahlerzeuger<br />
und damit <strong>der</strong> Geschäftspotenziale für die metal -<br />
l urgischen Anlagenbauer zu rechnen.<br />
Indien:<br />
Schwieriges Umfeld bremst den<br />
Hütten- und Walzwerksbau<br />
Indien ist mittlerweile <strong>der</strong> viertgrößte Stahlproduzent<br />
<strong>der</strong> Welt und hat seine Rohstahlproduktion<br />
2012 erneut um gut 4 % auf 74 Mio. t steigern<br />
können. Damit ist <strong>der</strong> Subkontinent zwar weit<br />
vom absoluten <strong>Produktion</strong>sniveau in China entfernt,<br />
das Wachstum war 2012 aber deutlich<br />
dynamischer <strong>als</strong> in <strong>der</strong> Volksrepublik. Die indische<br />
Wirtschaft wird in erster Linie von einem starken<br />
Dienstleistungssektor getragen. Die produzi e -<br />
r ende Industrie leidet unter anhaltend hoher
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 53<br />
Inflation, hohen Zinsen und steigenden Rohstoff -<br />
preisen. Diese schwierigen Rahmenbedingungen<br />
treffen auch die heimische Stahlindustrie.<br />
Entsprechend schwierig ist das Umfeld für den<br />
Hütten- und Walzwerksbau. Mittel- bis langfristig<br />
bietet Indien aber erhebliche Absatzchancen, da<br />
die Regierung den Ausbau stahlintensiver Indus -<br />
trien wie <strong>der</strong> Automobilindustrie för<strong>der</strong>t und<br />
die Privatwirtschaft trotz <strong>des</strong> schwierigen Um -<br />
felds nach wie vor Investitionsbereitschaft zeigt.<br />
Politische Instabilität im Mittleren Osten<br />
und Nordafrika<br />
Die politische Instabilität einer Reihe von Län<strong>der</strong>n<br />
<strong>des</strong> Mittleren Ostens dauert an. Das Investitions -<br />
verhalten <strong>der</strong> Stahlproduzenten ist demgemäß<br />
sehr zurückhaltend. Zwar gibt es in einigen Län<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Golfregion Überlegungen, größere Neubauprojekte<br />
durchzuführen; <strong>der</strong>en Realisierung<br />
ist jedoch un gewiss. Eine solide Prognose für die<br />
Geschäfts aussichten <strong>der</strong> metallurgischen Anlagenbauer<br />
ist daher nicht möglich.<br />
Das Wachstum <strong>der</strong> indischen<br />
Stahlindustrie eröffnet dem<br />
deutschen Hütten- und Walzwerksbau<br />
interessante Ab -<br />
satzmöglichkeiten.
54 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Technologietrends:<br />
Energie- und Ressourceneffizienz im Fokus<br />
Der Trend zu energie- und ressourceneffizienten<br />
Technologien setzte sich 2012 fort. Hohe Rohstoffund<br />
Energiepreise sowie eine sich vielerorts verschlechternde<br />
Rohstoffqualität sind wesentliche<br />
Ursachen dafür. In zahlreichen Län<strong>der</strong>n führen<br />
ferner immer strengere Umweltauflagen dazu,<br />
dass die Stahlproduzenten ihr Augenmerk verstärkt<br />
auf die Entwicklung emissionsarmer und<br />
energiesparen<strong>der</strong> Anlagen richten. Mo<strong>der</strong>nisie -<br />
r ungen und Umbauprojekte gewinnen an<br />
Bedeutung.<br />
Ein weiterer Trend ist die Erhöhung <strong>der</strong> Anlagenflexibilität.<br />
Die Stahlhersteller müssen in <strong>der</strong> Lage<br />
sein, schnell und flexibel auf die zunehmende<br />
Volatilität auf den Absatzmärkten und die sich<br />
immer kurzfristiger än<strong>der</strong>nden Kundenwünsche<br />
zu reagieren, wenn sie dauerhaft wettbewerbsfähig<br />
bleiben wollen.<br />
Der metallurgische Anlagenbau muss ferner auf<br />
die For<strong>der</strong>ung nach höherwertigeren Stahlgüten<br />
eingehen und innovative Technologien und Lösungen<br />
hierfür anbieten. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Automobil-<br />
und <strong>der</strong> Maschinenbau sowie die Ausrüs -<br />
ter für die Öl- und Gasindustrie fragen qualitativ<br />
hochwertigere Stähle mit höheren Festigkeiten<br />
und gleichzeitig steigenden Zähigkeiten<br />
nach. Das gilt sowohl für die traditionellen Industrienationen<br />
<strong>als</strong> auch zunehmend für Län<strong>der</strong><br />
wie China, Indien o<strong>der</strong> Mexiko.<br />
Ein weiterer Trend, <strong>der</strong> eng mit den zunehmenden<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Flexibilität und Produktivität in<br />
<strong>der</strong> Stahlherstellung verbunden ist, ist die wach -<br />
s ende Bedeutung <strong>der</strong> Automations- und Informationstechnologie.<br />
Von <strong>der</strong> effizienten Basisautomatisierung<br />
zur Überwachung, Steuerung und<br />
Regelung <strong>der</strong> <strong>Produktion</strong>sprozesse, über Optimierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Produktion</strong>sabläufe durch intelligente<br />
Prozessmodelle bis hin zu IT-Lösungen wie<br />
innovative Manufacturing Execution Systems<br />
(MES) – die Beherrschung <strong>der</strong> Erfassung, Verknüpfung<br />
und Steuerung großer Datenströme<br />
ist mittlerweile eine unverzichtbare Kompetenz<br />
für die metallurgischen Anlagenbauer geworden.<br />
Die Zukunft auf diesem Gebiet wird nicht<br />
nur in <strong>der</strong> durchgängigen, IT-basierten Vernet -<br />
z ung <strong>der</strong> <strong>Produktion</strong>sströme bei <strong>der</strong> Stahlerzeugung<br />
liegen, son<strong>der</strong>n sie wird die Simulation<br />
ganzer Prozesse und Anlagen mit ihren Leistungs -<br />
parametern einschließen.<br />
Ausblick 2013<br />
Der Weltmarkt für Hütten- und Walzwerke entwickelte<br />
sich 2012 schwächer <strong>als</strong> erwartet. Hohe<br />
Überkapazitäten in China sowie eine anhaltend<br />
schwache Wirtschaftsdynamik in wesentlichen<br />
Kernmärkten machten es dem Anlagenbau<br />
schwer, seine Absatz- und Renditeziele zu erreichen.<br />
Positive Entwicklungen in einer Reihe von Län<strong>der</strong>n<br />
wie etwa den USA, Russland o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Türkei<br />
konnten die fehlende globale Wachstumsdynamik<br />
nicht hinreichend kompensieren.<br />
Eine deutliche Belebung <strong>der</strong> Märkte für Hüttenund<br />
Walzwerke ist auch für die erste Hälfte <strong>des</strong><br />
Jahres 2013 nicht in Sicht. Die Stahlproduzenten<br />
halten sich mit Investitionen weiterhin zurück.<br />
Eine Entspannung ist daher erst in <strong>der</strong> zweiten<br />
Jahreshälfte zu erwarten. Dabei wird das<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsgeschäft sowohl in den traditionellen<br />
Stahlmärkten Europas und Nordamerikas<br />
<strong>als</strong> auch in China und Russland im Mittelpunkt<br />
<strong>der</strong> Geschäftsperspektiven <strong>der</strong> Hüttenund<br />
Walzwerksbauer stehen.
RUBRIK 55<br />
Deutschland war 2012 mit Bestellungen von über einer halben Milliarde Euro ein wichtiger Markt für den deutschen Chemieanlagenbau<br />
– Im Bild die Kokerei Schwelgern in Duisburg, eine <strong>der</strong> weltweit mo<strong>der</strong>nsten und saubersten Anlagen ihrer Art.<br />
Verfahrenstechnische Chemieanlagen<br />
Chancen und Risiken in einer globalisierten Welt<br />
Der Einbruch <strong>der</strong> globalen Chemieindustrie in den<br />
Jahren 2008/2009 hat zu Verän<strong>der</strong>ungen im Che -<br />
mieanlagenbau geführt, die seine Flexibilität und<br />
Internationalität unter Beweis stellten. Heute<br />
steht bei vielen Projekten die Risikobetrachtung<br />
im Vor <strong>der</strong>grund, weshalb Projektfinanzierungen<br />
schwieriger geworden sind. Auch die Entwick -<br />
lung <strong>der</strong> Rohstoff- und Energiepreise hat zu<br />
Marktverschiebungen geführt. Insgesamt hat<br />
sich <strong>der</strong> deutsche Chemieanlagenbau diesen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen gut angepasst und lokale Expertise<br />
zunehmend in seine Projekte eingebunden.<br />
Der Chemieanlagenbau war 2012 angesichts<br />
schwieriger Rahmenbedingungen mit einem<br />
Auftragszuwachs von 30 % sehr zufrieden. Ge -<br />
tragen wurde dieser branchenspezifische Aufschwung<br />
sowohl von Bestellungen ausländischer<br />
<strong>als</strong> auch inländischer Kunden. Bemerkenswert<br />
ist, dass die inländische Nachfrage erstm<strong>als</strong> seit<br />
2006 die Marke von einer halben Milliarde Euro<br />
übertraf. Damit hat <strong>der</strong> Industriezweig spürbar<br />
von den 2012 gestarteten Großprojekten <strong>der</strong><br />
chemischen Industrie in Deutschland profitiert.<br />
Nicht aus dem Blick geraten darf bei dieser<br />
Betrachtung jedoch <strong>der</strong> langfristige Trend: Der<br />
Chemieanlagenbau ist nach wie vor weit von<br />
Rekordzahlen <strong>der</strong> Jahre 2006 und 2007 mit<br />
Bestellungen von jeweils über 5 Mrd. € entfernt.<br />
Schwieriges Umfeld im Mittleren<br />
Osten und in Nordafrika<br />
Insbeson<strong>der</strong>e im Mittleren Osten kann <strong>der</strong> deutsche<br />
Chemieanlagenbau <strong>der</strong>zeit nicht an die<br />
Erfolge <strong>der</strong> Boomjahre anknüpfen. Die Konkurrenz<br />
durch koreanische und chinesische Anlagenbauer<br />
ist stark und viele <strong>der</strong> großen Anlagenbauprojekte<br />
am Golf werden <strong>der</strong>zeit unter Führung asiatischer<br />
Unternehmen abgewickelt. Etablierten Anlagenbauern<br />
bleibt meist nur die Rolle <strong>des</strong> Technologieund<br />
Lizenzgebers sowie <strong>des</strong> Partners für die<br />
Grundlagenplanung. In Nordafrika führten die<br />
politischen Umwälzungen <strong>des</strong> Arabischen Frühlings<br />
zu Projektunterbrechungen und -aufschüben,<br />
etwa in Ägypten, Libyen und Algerien. Kurzfristig<br />
ist nicht mit einer Revitalisierung dieser Vorhaben<br />
zu rechnen, mittelfristig sind die Aussichten<br />
jedoch günstig. Diese Märkte werden auch in<br />
Zukunft nicht vernachlässigt.
56 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Russland – größter Energieproduzent <strong>der</strong> Welt<br />
mit mo<strong>der</strong>ater Wachstumserwartung<br />
Russlands Wirtschaft verzeichnet ein stabiles<br />
Wachstum – trotz einer Abschwächung <strong>der</strong><br />
Weltwirtschaft und <strong>der</strong> Entwicklungsprobleme<br />
in den GUS-Län<strong>der</strong>n. Dank hoher Ölpreise und<br />
einer stark steigenden Konsumnachfrage ist das<br />
russische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr<br />
2012 um 3,6 % gewachsen. Als einer <strong>der</strong> größten<br />
Energieproduzenten <strong>der</strong> Welt verfügt Russland<br />
mit einem Viertel <strong>der</strong> Weltgasreserven und den<br />
zweitgrößten Kohlereserven über bedeutende<br />
Ressourcen und bleibt damit ein interessanter<br />
Markt für den Chemieanlagenbau.<br />
Indien – wachsende Binnennachfrage bringt<br />
Chancen für den Chemieanlagenbau<br />
Die Größe <strong>der</strong> indischen Volkswirtschaft und ein<br />
anhaltend hohes Wachstum machen den Subkontinent<br />
zu dem nach China wichtigsten Markt<br />
<strong>der</strong> Zukunft. An<strong>der</strong>s <strong>als</strong> in China treibt hier die<br />
Binnennachfrage die Entwicklung voran. Indien<br />
gehört trotz rückläufiger Wachstumsraten<br />
(2012: 4,5 % 2011: 7,9 %) nach wie vor zu den<br />
am stärksten expandierenden Volkswirtschaften<br />
<strong>der</strong> Welt. Die industriepolitische Strategie zielt<br />
dabei auf den Ausbau <strong>der</strong> inländischen Indus -<br />
triebasis. Der deutsche Chemieanlagenbau ist in<br />
Indien sehr gut etabliert und wird die sich ihm<br />
bietenden Wachstumschancen auch gegen starke<br />
asiatische Konkurrenz wahrnehmen.<br />
China – Wachstum versus soziale Stabilität<br />
Die konsequente Wachstumspolitik hat in China<br />
eine Aufbruchstimmung und damit eine Eigendynamik<br />
geschaffen, die angesichts <strong>der</strong> Größe<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> noch lange anhalten könnte. Im Zuge<br />
<strong>der</strong> Wirtschafts- und Finanzkrise sind die Zu -<br />
wachsraten <strong>des</strong> BIP zwar zurückgegangen, doch<br />
meldet die Volksrepublik mit 9,3 % (2011) und<br />
7,8 % (2012) nach wie vor beeindruckende Werte,<br />
wodurch sich vielfältige Chancen für den deutschen<br />
Chemieanlagenbau ergeben.<br />
Brasilien – mittelfristige Wachstumsperspektive<br />
Brasilien konnte in den letzten Jahren stark vom<br />
Rohstoffboom profitieren. Für den deutschen<br />
Chemieanlagenbau bestehen daher mittelfristig<br />
gute Chancen, seine technologische Kompetenz<br />
in Gesamtpaketen zu platzieren. An den Wachstumsschüben,<br />
die von <strong>der</strong> Fußball-WM 2014 und<br />
den Olympischen Spielen 2016 ausgehen werden,<br />
wird <strong>der</strong> Industriezweig aber kaum partizipieren.<br />
Auch die Erschließung <strong>der</strong> 2008 entdeckten<br />
umfangreichen Rohöl- und Erdgasvorkommen<br />
an <strong>der</strong> südöstlichen Atlantikküste führte bis jetzt<br />
nur zu wenigen konkreten Projekten für deutsche<br />
Anbieter.<br />
USA bieten großes Potenzial<br />
In den USA hat das steigende Angebot von<br />
unkonventionellem Schiefergas zu drastisch<br />
sinkenden Gaspreisen geführt, die außerhalb<br />
<strong>des</strong> Mittleren Ostens mittlerweile die niedrig -<br />
s ten weltweit sind. Die Rahmenbedingungen<br />
für Downstream-Investitionen sind somit exze l -<br />
lent und zahlreiche Großprojekte befinden sich<br />
in <strong>der</strong> Planung o<strong>der</strong> bereits im Bau. Diese Vorhaben<br />
umfassen sowohl die Revitalisierung stillgelegter<br />
Kapazitäten <strong>als</strong> auch den Neubau kompletter<br />
Großanlagen. In <strong>der</strong> Pipeline befinden<br />
sich u.a. Projekte zum Bau von Ammoniak- und<br />
von Methanolanlagen, von LNG-Exporttermin<strong>als</strong>,<br />
von Gas-Crackern und von Düngemittelanlagen.<br />
Deutsche Anlagenbauer verfügen über erhebliches<br />
Know-how in diesen Bereichen und sind bereits<br />
vielfältig involviert, z.B. bei <strong>der</strong> Schiefergasproduktion<br />
und -verwertung o<strong>der</strong> beim Bau <strong>des</strong><br />
ersten LNG-Exporttermin<strong>als</strong> in Louisiana. Auch<br />
wird ein deutscher Anlagenbauer mehrere große<br />
Düngemittelanlagen im Mittleren Westen<br />
errichten. Für deutsche Anlagenbauer bietet <strong>der</strong><br />
US-Markt <strong>als</strong>o erhebliches Potenzial. Der Auf- und<br />
Ausbau von Vertriebs- und Planungskapazitäten<br />
sowie die verstärkte Suche nach Kooperationspartnern<br />
sind Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen sich<br />
deutsche Anlagenbauer im Zuge dieser Entwick -<br />
lung verstärkt stellen müssen.
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 57<br />
Megaprojekte liegen im Chemieanlagenbau weiterhin im Trend. Sie erfor<strong>der</strong>n vom Anlagenbau eine hohe Kompetenz<br />
im Projektmanagement, denn oft sind bei solchen Großvorhaben mehr <strong>als</strong> 100 Projektbeteiligte zu steuern.<br />
Trend zur Größe hält an<br />
Um den aktuellen Trends zu Megaprojekten und<br />
zur Vergabe von Komplettpaketen erfolgreich zu<br />
begegnen, brauchen auch die Unternehmen <strong>des</strong><br />
Chemieanlagenbaus eine kritische Größe. Ko op e -<br />
rationen zwischen Anlagenbauern, Anlagenbetreibern<br />
und strategischen Zulieferern aber auch<br />
die spartenübergreifende Zusammenarbeit in -<br />
nerhalb von Konzernen sind denkbare Reaktionen<br />
hierauf. Der Chemieanlagenbau hat diesen<br />
Weg bereits beschritten, etwa in Form einer<br />
engen Zusammenarbeit mit Lieferanten bei <strong>der</strong><br />
Technologieentwicklung. Gerade im europäi -<br />
sch en Kontext bieten sich zukünftig weitere<br />
intere ssante Möglichkeiten für Kooperationen.<br />
Politische Rahmenbedingungen sind wichtig<br />
Seit Jahrzehnten bewegt sich <strong>der</strong> deutsche Chemieanlagenbau<br />
in einem wettbewerbsintensiven<br />
Umfeld und hat in dieser Zeit gelernt, mit Strukturbrüchen<br />
– erinnert sei hier beispielsweise an<br />
den Markteintritt japanischer Anlagenbauer in<br />
den 1970er Jahren – umzugehen. Gelungen ist<br />
dies <strong>der</strong> Branche, indem sie flexibel und kreativ<br />
auf solche Verän<strong>der</strong>ungen reagierte und stets<br />
auf eigene Stärken gesetzt hat. Exzellent ausgebildete,<br />
eigenverantwortlich arbeitende Mitarbeiter,<br />
gesamtplanerische Kompetenz und ein<br />
herausragen<strong>des</strong> Technologieniveau sind Trümpfe,<br />
mit denen <strong>der</strong> Industriezweig im internationalen<br />
Vergleich nach wie vor sehr gut dasteht.<br />
Dem Wettbewerb aus Asien tritt <strong>der</strong> deutsche<br />
Chemieanlagenbau daher mit Selbstbewusstsein<br />
entgegen. Benötigt werden jedoch faire Rahmen -<br />
bedingungen, um gegen Unternehmen aus Län<strong>der</strong>n<br />
mit niedrigen Löhnen und weniger regulierten<br />
Märkten bestehen zu können.<br />
In einem von politischen Unsicherheiten geprägten<br />
Marktumfeld wird die Qualität und die Ingenieurs -<br />
kunst „Made in Germany“ <strong>als</strong> Wettbewerbsvorteil<br />
empfunden. Partnerschaftliche Entwicklungs -<br />
modelle innerhalb <strong>des</strong> Großanlagenbaus werden<br />
daher in Zukunft weiter zunehmen. Sie erfüllen<br />
gleich mehrere Voraussetzungen: geteilte Kosten<br />
und Risiken, vergleichbare Standards und Werkzeuge<br />
sowie ein Netzwerk von lokalen Organisationen<br />
mit eigenem Marktzugang.<br />
Wettbewerbsvorteil durch<br />
Technologiekompetenz<br />
Der deutsche Chemieanlagenbau lebt von seiner<br />
hohen Technologiekompetenz. Bedeutende In -<br />
novationsfel<strong>der</strong> sind <strong>der</strong>zeit die CO 2 -Reduzierung<br />
und die Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz <strong>des</strong><br />
Anlagenbetriebs. Auf kurze Sicht werden sich<br />
diese Aktivitäten insbeson<strong>der</strong>e auf Absatzmärkten<br />
mit hohen Energiepreisen auszahlen. Darüber<br />
hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer Bereiche,<br />
in denen neue Lösungen gefragt sind: in <strong>der</strong>
58 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Speicherung und Umwandlung von Energie, in<br />
<strong>der</strong> Ressourcengewinnung und -verarbeitung, in<br />
<strong>der</strong> <strong>Produktion</strong> und Verarbeitung von neuen<br />
Werkstoffen sowie in <strong>der</strong> Biotechnologie. Der<br />
deutsche Chemieanlagenbau bietet für all diese<br />
Themenfel<strong>der</strong> innovative Lösungen an.<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> massiven Fortschrittsbemühungen<br />
vor allem chinesischer Wettbewerber<br />
im Technologiebereich reicht die Optimierung<br />
<strong>der</strong> Innovationsleistung alleine aber nicht aus.<br />
Vielmehr muss die Branche sich auf allen relevanten<br />
Wettbewerbsfel<strong>der</strong>n verbessern. Dazu<br />
gehören insbeson<strong>der</strong>e Maßnahmen, die an den<br />
klassischen Projektparametern Preis, Qualität und<br />
Durchlaufzeit ansetzen. Hohe Relevanz haben<br />
hierbei die Themen Einkauf und Beschaffung,<br />
Bau und Montage sowie Standardisierung und<br />
Modularisierung.<br />
Fazit:<br />
Chemieanlagenbau für die Zukunft gut aufgestellt<br />
Trotz zunehmen<strong>der</strong> Konkurrenz aus Asien steht<br />
<strong>der</strong> europäische Chemieanlagenbau technologisch<br />
nach wie vor an <strong>der</strong> Spitze. Speziell die<br />
deutschen Unternehmen haben sich einen Vorsprung<br />
im Bereich effizienter und umweltscho -<br />
n en<strong>der</strong> Technologien erarbeitet. Diesen Trumpf<br />
kann die Branche gegenüber den asiatischen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ern spielen, die sich auf strenger<br />
werdende umweltrechtliche Vorgaben und kundenseitige<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Ressourceneffizienz<br />
von Anlagen noch einstellen müssen.<br />
An gesichts einer robusten Anlagennachfrage<br />
befindet sich <strong>der</strong> deutsche Chemieanlagenbau<br />
auf einem guten Weg. Die kurz- und mittelfristigen<br />
Aussichten sind positiv einzuschätzen.<br />
Nach den deutlichen Auftragsrückgängen in den<br />
Jahren 2007 bis 2011 sollte die Branche den<br />
aktuellen Aufwärtstrend fortsetzen und auch<br />
2013 steigende Bestellungen verzeichnen. Gründe<br />
zum Optimismus geben neben den günstigen<br />
Marktbedingungen in den USA die anhaltend<br />
starke Nachfrage aus Asien und das sich langsam<br />
stabilisierende Umfeld im Mittleren Osten<br />
und in Nordafrika. Die BRIC-Staaten (Brasilien,<br />
Russland, Indien und China) bleiben die Märkte<br />
mit dem größten Potenzial. Mit seiner breiten<br />
internationalen Aufstellung und herausragenden<br />
technologischen und methodischen Kompetenzen<br />
ist <strong>der</strong> deutsche Chemieanlagenbau für<br />
alle wesentlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen auf den<br />
globalen Märkten gut gerüstet.<br />
Gesamt-Auftragseingang verfahrenstechnische Chemieanlagen* 2003 – 2012<br />
Mio. €<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Inland<br />
Ausland<br />
* organische und anorganische Chemieanlagen,<br />
Luftzerlegungsanlagen, Gaserzeugungsanlagen<br />
Abbildung 24<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
59 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
RUBRIK 59<br />
Dank ihrer lokalen Präsenz konnten deutsche Zementanlagenbauer in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte auf dem indischen Markt gewinnen.<br />
Baustoffanlagen<br />
Der deutsche Zementanlagenbau konnte auch<br />
2012 nicht an die Erfolge <strong>der</strong> Boomjahre vor <strong>der</strong><br />
Weltwirtschaftskrise 2009 anknüpfen. Der<br />
Auftragseingang <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>) in Höhe<br />
von 406 Mio. € lag in etwa auf dem Niveau <strong>des</strong><br />
Vorjahres (2011: 388 Mio. €) und damit rund<br />
zwei Drittel unter dem Spitzenwert <strong>des</strong> Jahres<br />
2008 von 1,2 Mrd. €. Zuschläge bei Großprojekten<br />
stellten für die <strong>AGAB</strong>-Unternehmen dabei<br />
Ausnahmen dar. Insgesamt akquirierten die Firmen<br />
im vergangen en Jahr nur 3 Aufträge mit<br />
Volumina über 25 Mio. €. Gleichzeitig for<strong>der</strong>n<br />
die Kunden <strong>des</strong> Ze ment anlagenbaus jedoch verstärkt<br />
schlüsselfertige Gesamtlösungen.<br />
Geschäft in gesättigten Märkten ohne Impulse<br />
Das nachlassende Weltwirtschaftswachstum<br />
hatte 2012 negative Auswirkungen auf die globalen<br />
Zementmärkte und führte dazu, dass<br />
wichtige Kunden die Vergabe von Aufträgen verschoben<br />
o<strong>der</strong> Projekte sogar gänzlich strichen.<br />
Die Nachfrage nach Anlagen für die Baustoffindustrie<br />
entwickelte sich vor diesem Hintergrund<br />
regional sehr unterschiedlich. Kunden aus den<br />
Industrielän<strong>der</strong>n hielten sich wie schon in den<br />
Vorjahren mit Bestellungen zurück. Vor allem in<br />
Südeuropa gab es infolge <strong>der</strong> schwachen Baukonjunktur<br />
nur wenige, zumeist durch Umweltauflagen<br />
getriebene, Mo<strong>der</strong>nisierungsprojekte.<br />
Kaum besser war die Lage in West- und Osteuropa.<br />
Der nordamerikanische Markt bietet für die<br />
Anbieter von Serviceleistungen mittelfristig<br />
erhebliches Potenzial. Ab 2014 sind zahlreiche<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsprojekte an verschiedenen<br />
Standorten in den USA geplant. Auslöser hierfür<br />
sind Bemühungen zur Senkung <strong>der</strong> Anlagen-<br />
Betriebskosten sowie strengere nationale<br />
Umweltgesetze, die den Einbau von Filtern und<br />
an<strong>der</strong>en umwelttechnischen Ausrüstungen in<br />
bestehende Anlagen erfor<strong>der</strong>lich machen. Kapa -<br />
zitätserweiterungen stehen im Zusammenhang<br />
mit diesen Programmen nicht auf <strong>der</strong> Agenda.<br />
Boom-Markt Sub-Sahara-Afrika<br />
Günstiger ist die aktuelle Situation <strong>der</strong>zeit in<br />
Sub-Sahara-Afrika. In Län<strong>der</strong>n wie Nigeria, Tansania,<br />
Kamerun o<strong>der</strong> Angola wurden 2012 zahlreiche<br />
Anlagen bestellt und auch die weiteren<br />
Absatzperspektiven sind vielversprechend. Deutsche<br />
Baustoffanlagen-Lieferanten konnten an<br />
diesem Aufschwung partizipieren. Gleichzeitig<br />
ist jedoch die chinesische Konkurrenz in Afrika<br />
beson<strong>der</strong>s präsent. Für eine Vielzahl afrikanischer<br />
Län<strong>der</strong> ist China mittlerweile ein strategischer<br />
Partner, <strong>der</strong> den Ausbau <strong>der</strong> lokalen Infrastruktur<br />
unterstützt und dafür mit Rohstoffen entlohnt<br />
wird. Im Zuge dieser Entwicklung hat <strong>der</strong> chinesische<br />
Zementanlagenbau viele Aufträge aus<br />
Afrika erhalten. Gegenüber dem westlichen
60 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Anlagenbau bedeuten insbeson<strong>der</strong>e die engen<br />
Kontakte zur politischen Elite Afrikas und <strong>der</strong><br />
damit verbundene direkte Zugang zu Entscheidungsträgern<br />
einen nicht zu unterschätzenden<br />
Wettbewerbsvorteil für China.<br />
Während das Geschäft in Sub-Sahara-Afrika boomt,<br />
war die Nachfrage aus Nordafrika 2012 schwach.<br />
Kleinere Serviceaufträge prägten dort das Marktgeschehen.<br />
Nach wie vor ist das politische Umfeld<br />
in Nordafrika unsicher und das Investitionsklima<br />
gedämpft. Dennoch bietet <strong>der</strong> nordafrikanische<br />
Markt mittelfristig erhebliches Potenzial für den<br />
Zementanlagenbau; fraglich ist <strong>der</strong>zeit nur,<br />
wann <strong>der</strong> Startschuss für die Vergabe von Großaufträgen<br />
letztlich fällt.<br />
Schwellenlän<strong>der</strong> bauen<br />
ihre Kapazitäten weiter aus<br />
Im vergangenen Jahr bauten sowohl lokale Hersteller<br />
<strong>als</strong> auch internationale Baustoffkonzerne<br />
ihre Kapazitäten in großen Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />
wie etwa Brasilien, Indonesien, <strong>der</strong> Türkei und<br />
Indien aus. Hohe Wachstumsraten und ein fortgesetzter<br />
Infrastrukturausbau sind die Treiber<br />
dieser Entwicklung. Insbeson<strong>der</strong>e in Indien sind<br />
deutsche Anbieter seit langem kundennah aufgestellt<br />
und konnten durch ihre lokale Präsenz<br />
und ihre Marktkenntnisse von diesem Trend profitieren.<br />
Begünstigend kommt hinzu, dass sich<br />
<strong>der</strong> chinesische Wettbewerb in Indien traditionell<br />
schwer tut. Einerseits ist dies durch die wirtschaftspolitischen<br />
Rahmenbedingungen bedingt,<br />
wie beispielsweise das strenge indische Arbeitsrecht.<br />
An<strong>der</strong>erseits spielen auch die beson<strong>der</strong>en<br />
zwischenstaatlichen Beziehungen eine wichtige<br />
Rolle.<br />
Chinesische Anlagenbauer drängen ins Ausland<br />
Die Hauptwettbewerber <strong>des</strong> deutschen Zementanlagenbaus<br />
kommen aus Westeuropa und aus<br />
China. Die Marktkonzentration im Zementanlagenbau<br />
ist hoch: Die beiden führenden Anbieter<br />
aus Dänemark und China kommen gemeinsam<br />
auf einen Weltmarktanteil von mehr <strong>als</strong> 50 %.<br />
Gesamt-Auftragseingang Baustoffanlagen 2003 – 2012<br />
Mio. €<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Inland<br />
Ausland<br />
Abbildung 25<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 61<br />
Russland bietet dem deutschen Zementanlagenbau<br />
mittelfristig großes Potenzial.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Anteil <strong>des</strong> chinesischen Anlagen -<br />
baus dürfte mittelfristig zulegen. Zwar wird in<br />
China nach wie vor in den Ausbau <strong>der</strong> Infrastruktur<br />
investiert und <strong>der</strong> Zementbedarf steigt. Wachs -<br />
tumsraten <strong>der</strong> Zementproduktion von über 10 %<br />
gehören mittlerweile aber <strong>der</strong> Vergangenheit an.<br />
Die Behörden erschweren Genehmigungsverfahren<br />
erheblich und stellen weitere bürokratische<br />
Hürden auf, so dass <strong>der</strong>zeit weniger Neuanlagen<br />
<strong>als</strong> noch im vergangenen Jahrzehnt gebaut werden.<br />
Viele <strong>der</strong> bisher ausschließlich auf lokale<br />
Zementwerksprojekte ausgerichteten chinesischen<br />
Unternehmen werden dadurch gezwungen, sich<br />
neue, internationale Absatzmärkte außerhalb<br />
<strong>der</strong> Volksrepublik <strong>als</strong> Ausgleich zu erschließen.<br />
Dies wird den schon bestehenden Wettbewerbsdruck<br />
aus China auf deutsche Zementanlagenbauer<br />
nochm<strong>als</strong> erheblich verstärken.<br />
2013: Branche steht vor schwierigem Jahr<br />
Angesichts hoher weltwirtschaftlicher Unsicherheiten<br />
und rasch aufkommen<strong>der</strong> Konkurrenz aus<br />
China steht <strong>der</strong> deutsche Zementanlagenbau<br />
vor einem schwierigen Jahr 2013. Die Märkte in<br />
Nordamerika und Europa versprechen <strong>der</strong>zeit<br />
wenig Geschäft, die Aussichten für Nordafrika<br />
und den Mittleren Osten sind ebenfalls ge däm pft.<br />
Die Branche konzentriert ihre Vertriebsaktivitäten<br />
daher auf Projekte in Asien, Afrika, Südamerika<br />
und <strong>der</strong> Türkei.<br />
In <strong>der</strong> Türkei sind in den kommenden Jahren<br />
mehrere große Infrastrukturprojekte wie etwa<br />
<strong>der</strong> Bau <strong>des</strong> weltgrößten Flughafens in Istanbul<br />
sowie massive Investitionen in das Netz für<br />
Hochgeschwindigkeitszüge geplant, was die<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung und den Ausbau <strong>der</strong> türkischen<br />
Baustoffindustrie erfor<strong>der</strong>lich macht. Russland<br />
bietet mittelfristig ebenfalls Potenzial, kurzfristig<br />
verhin<strong>der</strong>n jedoch schwierige Finanzierungsbedingungen<br />
die Realisierung geplanter Vorhaben.<br />
Alle ausgeschriebenen Projekte sind <strong>der</strong>zeit hart<br />
umkämpft und erfor<strong>der</strong>n von den Anbietern<br />
wettbewerbsfähige Preise, das Angebot mo<strong>der</strong>ner<br />
Technik und vertragliche Flexibilität.<br />
Erhalt <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
erfor<strong>der</strong>t hohe Anstrengungen<br />
Mit einem breiten Aufschwung rechnet die Bran -<br />
che nicht vor Mitte 2014. Dank hoher Auftragsbestände,<br />
die die Auslastung <strong>der</strong> Kapazitäten bis<br />
Ende 2013 sichern, steht <strong>der</strong> deutsche Ze ment -<br />
anlagenbau aber nach wie vor auf solidem Fundament.<br />
Um langfristig erfolgreich am Markt zu<br />
sein, setzen die deutschen Anlagenbauer in einer<br />
umfassenden Strategie auf Technologieführerschaft,<br />
hohe Abwicklungskompetenz, weltweite<br />
Präsenz, internationale Kooperationen sowie auf<br />
gut ausgebildete Mitarbeiter. Ferner arbeiten die<br />
Unternehmen intensiv daran, das Servicegeschäft<br />
kundennah auszubauen, um damit Umsätze zu<br />
verstetigen und Geschäftschancen stärker zu<br />
verteilen. Ein weiteres Feld zur Steigerung <strong>der</strong><br />
Wettbewerbsfähigkeit im Zementanlagenbau ist<br />
die Standardisierung und Modularisierung we -<br />
sentlicher Anlagenkomponenten. Dank dieser<br />
Maßnahmen ist <strong>der</strong> deutsche Zementanlagenbau<br />
gut auf die Zukunft vorbereitet und sollte in einem<br />
anspruchsvollen Marktumfeld nicht nur bestehen<br />
können, son<strong>der</strong>n auch wie<strong>der</strong> wachsen.
62 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Papier- und Zellstoffanlagen<br />
Während sich Europa und die USA noch nicht voll -<br />
ständig von <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> Jahre 2008/2009 erholt<br />
haben, erweisen sich Schwellenlän<strong>der</strong> wie etwa<br />
Brasilien und China <strong>als</strong> beständige Motoren <strong>der</strong><br />
Weltwirtschaft. Diese Entwicklung beeinflusst<br />
auch das Geschäft <strong>der</strong> Hersteller von Papier- und<br />
Zellstoffanlagen.<br />
2012 war ein schwieriges Jahr<br />
Bereits Ende 2011 zeichnete sich eine Abschwä -<br />
ch ung <strong>der</strong> globalen Konjunktur ab. Dieser Trend<br />
setzte sich 2012 fort, was sich negativ auf die<br />
Investitionen in Papier- und Zellstoffanlagen<br />
auswirkte. Gründe dafür sind neben <strong>der</strong> schwierigen<br />
Finanzlage in Europa und den USA auch<br />
das langsamere Wirtschaftswachstum Chinas.<br />
Zwar ist China nach wie vor ein wichtiger Abneh -<br />
mer von Anlagen, jedoch hat sich das Investitions -<br />
klima deutlich abgekühlt.<br />
Hinzu kommt, dass amerikanische und mitteleuropäische<br />
Kunden kaum noch Neuanlagen nachfragen.<br />
Steigende Rohstoff- und Energiepreise<br />
treiben die <strong>Produktion</strong>skosten <strong>der</strong> Papier- und<br />
Zellstoffhersteller in die Höhe. Diese Mehrkosten<br />
lassen sich jedoch nicht auf den Preis umlegen.<br />
Als Konsequenz sind auch Großumbauten rar<br />
geworden. Dagegen entwickelt sich in diesen<br />
Märkten das Produkt- und Servicegeschäft zur<br />
Instandhaltung und Wartung <strong>der</strong> Anlagen er -<br />
freulich und sollte sich auf einem guten Niveau<br />
stabilisieren.<br />
Grafische Papiere und im Speziellen Zeitungsdruckpapiere<br />
befinden sich weiterhin in einem<br />
schwierigen Marktumfeld. Dagegen verzeichneten<br />
Karton und Verpackungspapiere geringe, aber<br />
stabile Wachstumszahlen. Durchweg positiv zeigen<br />
sich die Märkte für Spezial- und Hygienepapiere,<br />
die durch Stabilität und langfristiges Wachstum<br />
gekennzeichnet sind.<br />
Gesamt-Auftragseingang Papierproduktionsanlagen 2003 – 2012<br />
Mio. €<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Inland<br />
Ausland<br />
Abbildung 26<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
Karton und Verpackungspapiere verzeichnen geringe, aber stabile Wachstumszahlen.<br />
Ausblick 2013<br />
Der Markt für Anlagen zur Papierherstellung be -<br />
findet sich im Umbruch. Der Trend geht weg von<br />
großen und hin zu kleineren, flexibleren Anlagen.<br />
Die steigende Nachfrage nach diesen Produkten<br />
vor allem in China verspricht <strong>der</strong> Branche eine<br />
gewisse Grundauslastung und lässt auf neue<br />
Aufträge hoffen. Bei Anlagen zur Herstellung<br />
von Zellstoff gibt es einen gegenläufigen Trend<br />
zu Großanlagen mit erweiterter Kapazität. So<br />
sank in den vergangenen zehn Jahren <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> kleinen Zellstoffanlagen am Gesamtmarkt<br />
deutlich. Im gleichen Zeitraum wurden mehrere<br />
große Werke mit Jahreskapazitäten von mehr <strong>als</strong><br />
300.000 Tonnen errichtet.<br />
In den reifen Märkten Westeuropa und Nordame -<br />
ri ka ist auch 2013 nicht mit einem Wachstum<br />
<strong>der</strong> Papiernachfrage zu rechnen. Als Konsequenz<br />
für die Papiermaschinenbauer ergibt sich erneut<br />
ein geringes Neumaschinengeschäft. Mit Blick<br />
auf das leicht zurückgegangene gesamtwirtschaftliche<br />
Wachstum Chinas bleibt abzuwarten,<br />
inwiefern sich dies im Laufe <strong>des</strong> Jahres auf Inves -<br />
titionen in Papierproduktionsanlagen auswirkt.<br />
Brasilien <strong>als</strong> großer Abnehmer von Zellstoffanlagen<br />
wird weiterhin Taktgeber dieses Segments<br />
bleiben.
64 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Wasserkraftanlagen<br />
Regenerative Energien auf dem Vormarsch<br />
Die globale Energienachfrage ist 2012 weiter ge -<br />
stiegen. Weltweit zeichnet sich dabei ein Trend<br />
zu mehr Energieeffizienz und Sauberkeit ab. So<br />
setzt etwa China im Rahmen <strong>des</strong> aktuellen Fünfjahresplans<br />
ehrgeizige Ziele zur Senkung <strong>des</strong><br />
Energieverbrauchs und zum Ausbau erneuerbarer<br />
Energien aktiv um.<br />
Fast die Hälfte <strong>der</strong> weltweit neu geschaffenen<br />
elektrischen Kapazität entfiel bereits im Jahr<br />
2011 auf erneuerbare Energien. Dabei wurde<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Windkraft stark ausgebaut<br />
(40 % <strong>der</strong> neu geschaffenen regenerativen Kapazitäten),<br />
gefolgt von Solarenergie (30 %) und<br />
Wasserkraft (25 %). Der weitaus größte Anteil<br />
aller bestehenden erneuerbaren Kapazitäten<br />
(rund 80 %) stammt jedoch aus Wasserkraft.<br />
Von den Investitionen in erneuerbare Energien<br />
entfielen 2011 rund zwei Drittel auf entwickelte<br />
Staaten und rund ein Drittel auf Entwicklungsbzw.<br />
Schwellenlän<strong>der</strong>.<br />
Insgesamt wurden 2012 weltweit Kapazitäten<br />
von rund 20 Gigawatt im Markt für Wasserkraftanlagen<br />
neu vergeben (vgl. Abb. 27).<br />
Abschwächung <strong>des</strong> Wasserkraftmarktes<br />
Nachdem 2011 gleich mehrere außerordentlich<br />
große Infrastrukturprojekte mit langjährigen<br />
Abwicklungszeiten vergeben wurden, zeigte sich<br />
<strong>der</strong> globale Wasserkraftmarkt 2012 demgegenüber<br />
abgeschwächt. Mit <strong>der</strong> Vergabe neuer<br />
Großprojekte ähnlicher Dimension wie 2011 ist<br />
erst in den kommenden Jahren wie<strong>der</strong> zu rechnen.<br />
Dennoch wurden auch 2012 Aufträge für einige<br />
Large-Hydro-Projekte erteilt, insbeson<strong>der</strong>e in Rus s -<br />
land, Brasilien, den USA, China und <strong>der</strong> Türkei.<br />
Vergabevolumen im Markt für Wasserkraftwerke 2003 – 2012<br />
Megawatt pro Kalen<strong>der</strong>jahr<br />
60000<br />
50000<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
0<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Small Hydro<br />
Large Hydro<br />
Abbildung 27<br />
Quelle: Marktdatenbank Voith Hydro
Das Segment <strong>der</strong> Kleinwasserkraftwerke – das<br />
sind Anlagen mit einer Leistung von bis zu 30<br />
Megawatt je Maschine – bei dem mittelfristig<br />
mit einer anziehenden Auftragsvergabe zu rechnen<br />
ist, bewegte sich 2012 ebenfalls auf niedrigerem<br />
Niveau <strong>als</strong> in den Vorjahren.<br />
Die Nachfrage nach Großwasserkraftwerken war 2012 rückläufig.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Pumpspeicherkraftwerke wurden<br />
nur vereinzelt Projekte gestartet. Zwar ist Pumpspeicherung<br />
die bisher einzig erprobte, wirtschaft -<br />
lich attraktive Technologie zur Speicherung von<br />
Strom aus an<strong>der</strong>en erneuerbaren Quellen wie<br />
Wind und Solar, jedoch sind finanzielle Anreize<br />
in <strong>der</strong> Vergütungsstruktur für schnelle Leistungsreserven<br />
nicht ausreichend gegeben. Auch fehlen<br />
<strong>der</strong>zeit noch Übertragungskapazitäten in den<br />
Netzen Mitteleuropas.<br />
Der Trend zur Mo<strong>der</strong>nisierung und Instandhaltung<br />
bestehen<strong>der</strong> Anlagen setzte sich im vergangenen<br />
Jahr in Nordamerika und Europa weiter fort und<br />
weitet sich inzwischen auch auf Südamerika aus –<br />
dort in Ergänzung zum weiterhin starken Neubaugeschäft.<br />
Aussichten für die Wasserkraft<br />
Der Energiemarkt ist von einer steigenden Nachfrage<br />
nach sauberer, erneuerbarer Energie ge -<br />
kenn zeichnet. Im Energiemix <strong>der</strong> Zukunft wird<br />
die Wasserkraft weiterhin eine maßgebliche<br />
Rolle spielen. Daher ist mit einer anhaltend positiven<br />
Marktentwicklung zu rechnen, zumal auf<br />
mittlere Sicht zu einem stabilen Basisvolumen<br />
wie<strong>der</strong> Großprojekte zur Vergabe anstehen. Das<br />
größte Potenzial ist in Asien und Südamerika zu<br />
erwarten, wo etliche, teils große Wasserkraftanlagen<br />
projektiert werden. In Nordamerika und<br />
Teilen Asiens stehen überdies Mo<strong>der</strong>nisierungsprojekte<br />
an.<br />
Mittelfristig bleiben die Perspektiven für die<br />
Wasserkraft positiv. Die Anlagenbauer verspüren<br />
weltweit eine zunehmende Nachfrage, die sich<br />
aufgrund <strong>der</strong> langen Planungs- und Genehmigungszeiten<br />
allerdings erst zeitverzögert auswir -<br />
k en wird. Im Zusammenhang mit dem Ausbau<br />
an<strong>der</strong>er erneuerbarer Energieformen erwartet<br />
die Branche insbeson<strong>der</strong>e Buchungen für neue<br />
Pumpspeicherkraftwerke. Unter den <strong>der</strong>zeit auf<br />
dem europäischen Markt herrschenden Rahmen -<br />
bedingungen dürfte es allerdings bei <strong>der</strong> Realisierung<br />
von Projekten zu Verzögerungen kommen.<br />
In Nordamerika und in Europa werden <strong>der</strong>zeit zahlreiche<br />
Bestandsanlagen mo<strong>der</strong>nisiert.
66 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Anlagen für die<br />
Holzwerkstoffindustrie<br />
Holzwerkstoffe – mehr <strong>als</strong> nur Platten<br />
Gesamtanlagen zur Herstellung von Holzwerkstoffplatten<br />
aus einer Hand werden im inter -<br />
nat ionalen Markt von zwei etwa gleich starken<br />
deutschen Herstellern angeboten. Zu den Holzwerkstoffen<br />
zählen Span- und mitteldichte<br />
Faserplatten (MDF), die hauptsächlich in <strong>der</strong><br />
Möbelindustrie verwendet werden, OSB (Oriented<br />
Strand Board)-Platten, die in <strong>der</strong> Bauindustrie<br />
zum Einsatz kommen sowie Holzfaserdämmplatten<br />
für die ökologische Wärmedämmung<br />
von Gebäuden. Im weiteren Sinn werden auch<br />
Pellets, <strong>der</strong>en Materialaufbereitung <strong>der</strong>jenigen<br />
bei Holzwerkstoffplatten ähnelt, zu den Holzwerkstoffen<br />
gerechnet.<br />
2012 schwieriges Marktumfeld<br />
Die Projekttätigkeit im Markt für Holzwerkstoff-<br />
Anlagen hat sich 2012 schwächer entwickelt <strong>als</strong><br />
erwartet. Von Sommer 2011 bis Frühjahr 2012<br />
wurden weltweit nur sehr wenige Projekte vergeben.<br />
Erst danach konnten die Anlagenbauer<br />
wie<strong>der</strong> nennenswerte Aufträge verbuchen.<br />
Insgesamt rechnet die Branche mittelfristig nicht<br />
mit starkem Wachstum. In China und Südamerika<br />
sind die Investitionen <strong>der</strong> Plattenproduzenten<br />
sogar tendenziell rückläufig. Dagegen sieht <strong>der</strong><br />
Anlagenbau in Russland nach wie vor gute<br />
Chan c en auf Auftragsvergaben. In Nordamerika<br />
werden erste Mo<strong>der</strong>nisierungsaufträge platziert,<br />
Neuinvestitionen sind im US-Markt allerdings<br />
nach wie vor nicht in Sicht. In Europa schreitet<br />
die Konsolidierungswelle in <strong>der</strong> Holz verarbei -<br />
t enden Industrie voran, so dass auch hier nur<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsprojekte erwartet werden.<br />
Gesamt-Auftragseingang<br />
Holzwerkstoff-Anlagen 2007 – 2012<br />
Mio. €<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Inland<br />
Ausland<br />
Abbildung 28<br />
Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 67<br />
Mit innovativen Ideen senken die Anbieter von Holzwerkstoffanlagen den Energie- und Rohstoffverbrauch<br />
ihrer Produkte – Blick auf Energieanlage und Trockner eines Spanplattenwerks.<br />
Wettbewerber aus China holen auf<br />
Der Markt für Gesamtanlagen zur Herstellung<br />
von Holzwerkstoffplatten wird nach wie vor von<br />
zwei deutschen Anbietern dominiert. Allerdings<br />
ist in den letzten Jahren auf dem chinesischen<br />
Markt ernst zu nehmen<strong>der</strong> Wettbewerb durch<br />
lokale Anbieter entstanden. Hersteller aus <strong>der</strong><br />
Volksrepublik kooperieren zum Teil mit an<strong>der</strong>en<br />
europäischen Einzelmaschinenanbietern, sie<br />
waren bislang aber noch nicht in <strong>der</strong> Lage, im<br />
Segment <strong>der</strong> Großanlagen ernsthaft Fuß zu fassen.<br />
Kleinere Projekte in China konnten diese Unternehmen<br />
aber schon für sich entscheiden. Um<br />
den noch immer erheblichen Vorsprung gegenüber<br />
den chinesischen Herausfor<strong>der</strong>ern zu halten, ist<br />
es für die deutschen Anlagenbauer entscheidend,<br />
die eigene Technologiekompetenz weiter auszubauen<br />
und die Entwicklung von Innovationen zu<br />
forcieren.<br />
Steigende Herstellkosten<br />
bestimmen die technischen Trends<br />
Aufgrund <strong>der</strong> niedrigen Preise für Holzwerkstoffplatten<br />
sowie steigenden Kosten für Rohstoffe<br />
steht die Holz verarbeitende Industrie <strong>der</strong>zeit<br />
unter erheblichem Preisdruck und erwartet vom<br />
Anlagenbau Antworten, wie sie auf diese Entwicklungen<br />
reagieren soll.<br />
Holz, Leim und Energie sind die wesentlichen<br />
Kostenfaktoren bei <strong>der</strong> Herstellung von Holzwerkstoffplatten.<br />
Deshalb setzen viele Ideen und<br />
Maschinenkonzepte bei <strong>der</strong> Optimierung dieser<br />
Parameter an:<br />
• Leichtere Span- und MDF-Platten mit<br />
geringerer Dichte verbrauchen weniger Holz.<br />
• Günstigere Rohstoffe wie etwa Recyclingholz<br />
werden den Platten beigemischt.<br />
• Ausgeklügelte Beleimungskonzepte<br />
reduzieren den Leimverbrauch.<br />
Des Weiteren bemühen sich die Anlagenbauer<br />
in enger Abstimmung mit ihren Kunden, den<br />
gesamten <strong>Produktion</strong>sprozess zu optimieren,<br />
um die Tagesleistung <strong>der</strong> Anlagen zu erhöhen<br />
und damit die Stückkosten zu senken. Mit diesen<br />
und weiteren Maßnahmen schafft <strong>der</strong> deutsche<br />
Anlagenbau die Voraussetzungen für eine<br />
ökonomische und ökologische <strong>Produktion</strong> von<br />
Holzwerkstoffplatten und ermöglicht es seinen<br />
Kunden somit, wettbewerbsfähig zu bleiben.
68 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Abfallverbrennungsanlagen<br />
Infrastrukturprojekte wie Abfallverbrennungsanlagen<br />
haben eine sehr lange Vorlaufzeit. Die<br />
komplexe Planung, die fünf bis acht Jahre dauern<br />
kann, wird daher auch in wirtschaftlich schwierigen<br />
Zeiten nicht grundlos verworfen, es sei denn,<br />
die allgemeinen finanziellen Randbedingungen<br />
haben sich <strong>der</strong>art geän<strong>der</strong>t, dass eine Projektrealisierung<br />
nicht mehr darstellbar ist. Das Aufkommen<br />
<strong>des</strong> Hauptinputs solcher Anlagen – <strong>der</strong><br />
Haushaltsabfall – ist während <strong>der</strong> Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise weitgehend unverän<strong>der</strong>t ge -<br />
blieben. Einzig die gewerblichen Abfälle sind teils<br />
deutlich zurückgegangen, mittlerweile be wegen<br />
sich die Mengen in vielen Län<strong>der</strong>n aber wie<strong>der</strong><br />
auf dem Vorkrisenniveau.<br />
Der Stellenwert <strong>der</strong> thermischen Abfallbehandlung<br />
hat sich in den letzten Jahren grundlegend<br />
gewandelt. Standen früher Aspekte wie Hygiene<br />
o<strong>der</strong> die Vermin<strong>der</strong>ung von Risiken für Boden,<br />
Grundwasser und Luft durch die Deponierung<br />
im Vor<strong>der</strong>grund, haben die weltweiten Anstren -<br />
g ungen zur Reduktion von Treibhausgasen den<br />
Fokus verän<strong>der</strong>t. Die Nutzung <strong>der</strong> in den Abfällen<br />
enthaltenen Energie und die damit verbundene<br />
Einsparung von fossilen Brennstoffen sowie die<br />
Reduzierung von CO 2 -Emissionen sind jetzt<br />
wichtige Aspekte. Dies gelingt zum einen durch<br />
die Beendigung <strong>der</strong> Deponierung, zum an<strong>der</strong>en<br />
durch die Verbrennung <strong>der</strong> Abfälle.<br />
Europa:<br />
Hoffnungsträger Großbritannien<br />
In Europa hat in den letzten Jahren eine grundlegende<br />
Verschiebung <strong>der</strong> Märkte stattgefunden.<br />
In Län<strong>der</strong>n, die den Markt lange dominiert haben,<br />
wie etwa Deutschland, Frankreich, Nie<strong>der</strong>lande,<br />
Österreich, Schweden o<strong>der</strong> Schweiz, sind die<br />
Aktivitäten fast völlig zum Erliegen gekommen.<br />
Dort wird es in absehbarer Zeit nur noch sehr<br />
vereinzelt Neubauprojekte geben. In einigen<br />
nordeuropäischen Län<strong>der</strong>n wie Dänemark und<br />
Finnland gibt es einen gewissen Bedarf an<br />
zusätzlicher Kapazität, aber auch hier ist kurzfristig<br />
von einer Marktsättigung auszugehen. In Italien<br />
sind vor allem im Norden viele Anlagen in Betrieb,<br />
<strong>der</strong> Nachholbedarf ist weiterhin groß. Die Entscheidungsfindung<br />
ist aber häufig sehr komplex<br />
und meist verbunden mit nicht unerheblichen<br />
zeitlichen Verschiebungen.<br />
Die Hoffnungen in Westeuropa ruhen <strong>der</strong>zeit auf<br />
Großbritannien. Da dort grundsätzlich Entsorgungsdienstleistungen<br />
ausgeschrieben werden,<br />
dauert <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Projektentwicklung sehr<br />
lange und ist zeitaufwendig und kostenintensiv.<br />
Dennoch ist seit einigen Jahren spürbare Bewegung<br />
in den britischen Markt gekommen. Es<br />
werden vermehrt Aufträge zum Bau von Anlagen<br />
vergeben und auch umgesetzt. Der schon 2011<br />
gemeldete Trend zur Realisierung von lang ge -<br />
planten Projekten hat sich 2012 fortgesetzt und<br />
wird aller Voraussicht nach noch einige Jahre<br />
anhalten. Darüber hinaus gibt es Ankündigungen,<br />
dass einige dieser Vorhaben mit neuen Technologien<br />
(Vergasung, Plasma) realisiert werden sollen;<br />
inwieweit diese Anlagen die in sie gesetzten<br />
Erwartungen erfüllen werden, bleibt nach den<br />
bisher gemachten, hauptsächlich negativen<br />
Erfahrungen, abzuwarten.<br />
Großbritannien ist für die Anbieter von Abfall verbrennungsanlagen mo -<br />
mentan <strong>der</strong> wichtigste Markt in Europa – Modell <strong>der</strong> Anlage Shrewsbury<br />
in Shropshire.
BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 69<br />
Osteuropa:<br />
Projekte verzögern sich aufgrund<br />
bürokratischer Hürden<br />
In Osteuropa laufen die Geschäfte schleppend –<br />
trotz <strong>der</strong> Zugehörigkeit vieler Län<strong>der</strong> zur EU und<br />
<strong>des</strong> damit einhergehenden Zwangs zur Einhaltung<br />
<strong>der</strong> entsprechenden EU-Gesetzgebung sowie<br />
teils großzügiger Finanzierungszusagen. Häufig<br />
fehlen jedoch die notwendigen Strukturen für ein<br />
geregeltes Abfallmanagement. In Polen wurden<br />
2011 mehrere Anlagen ausgeschrieben. Das Vergabeproce<strong>der</strong>e<br />
ist aber aufwendig und formalis -<br />
tisch, die vorgegebenen Budgets fast durchweg<br />
nicht einzuhalten. Die kommerziellen Bedingungen<br />
sind sehr einseitig auf die Interessen <strong>der</strong> Kunden<br />
ausgerichtet. All dies hat zu großen Verzögerungen<br />
bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Angebote und <strong>der</strong> Vergabe<br />
geführt; teils mehrfache Einsprüche gegen<br />
die Vergabeentscheidung sind nicht ungewöhnlich.<br />
Derzeit sind zwei bis drei Projekte dennoch<br />
so weit fortgeschritten, dass mit dem Beginn <strong>der</strong><br />
Realisierung in Kürze gerechnet werden kann.<br />
Die Türkei verspricht ein wichtiger Markt <strong>der</strong><br />
Zukunft zu werden. Das Land erlebt einen beeindruckenden<br />
Wirtschaftsboom und steht finanziell<br />
auf solidem Fundament. Die Ausschreibung<br />
für ein großes Projekt in Istanbul läuft <strong>der</strong>zeit,<br />
die Vergabe sollte bis Ende 2013 erfolgen. Inte resse<br />
an Abfallverbrennungsanlagen wird aber auch aus<br />
weiteren Städten und Regionen bekundet.<br />
Amerika:<br />
Nur wenige attraktive Projekte im Markt<br />
Die Hoffnung, dass Präsident Obama die Themen<br />
Umweltschutz und Verringerung von CO 2 -Emissionen<br />
zu vorrangigen Zielen seiner Politik machen<br />
wird, hat sich in seiner 1. Amtszeit nicht erfüllt.<br />
Bei <strong>der</strong> Abfallbehandlung gibt es in den USA<br />
we<strong>der</strong> verstärkte Anstrengungen zur Vermeidung<br />
von Müll noch zu <strong>des</strong>sen Recycling. Ferner übt<br />
die Politik keinen gesetzlichen o<strong>der</strong> finanziellen<br />
Druck aus, um die Deponierung von Abfällen<br />
zumin<strong>des</strong>t einzuschränken. Folglich sind Projekte<br />
zur thermischen Behandlung von Restabfällen<br />
nur auf Grund lokaler Zwänge o<strong>der</strong> politischen<br />
Willens einzelner Kommunen möglich. Vereinzelt<br />
werden bestehende Anlagen erweitert, Projekte<br />
auf <strong>der</strong> ‚grünen Wiese‘ sind jedoch die Ausnahme.<br />
In Südamerika gibt es weiterhin keine zielführende<br />
Projektentwicklung. Allgemeine Interessensbekundungen<br />
werden in Abständen aus verschiedenen<br />
Län<strong>der</strong>n gemeldet. Einzig in Brasilien<br />
könnten in den nächsten Jahren Projekte so weit<br />
vorangetrieben werden, dass <strong>der</strong> Bau von Anlagen<br />
tatsächlich ausgeschrieben wird. Ob es anschließend<br />
zu einer Realisierung dieser Vorhaben kommen<br />
wird, ist aber ungewiss.<br />
Asien:<br />
Geschäft mit Abfallverbrennung boomt in China<br />
Der Markt in Japan hat sich nach einer Phase sehr<br />
geringer Vergabetätigkeit mittlerweile auf niedri -<br />
g em Niveau stabilisiert. In Japan setzten Anlagenbetreiber<br />
seit Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre auf die<br />
sogenannten NTT(New Thermal Treatment)-<br />
Technologies wie Vergasung, Pyrolyse, Plasma<br />
o<strong>der</strong> die nachgeschaltete Schmelze <strong>der</strong> Schlacke.<br />
Ziel dieser Aktivitäten war es, einen verglasten<br />
Reststoff zu erhalten. Es stellte sich jedoch heraus,<br />
dass <strong>der</strong> Bau und <strong>der</strong> anschließende Betrieb<br />
<strong>der</strong> Anlagen sehr teuer waren und sie zudem<br />
erhebliche technische Probleme aufwiesen. Mitt -<br />
lerweile ist auch in Japan <strong>der</strong> finanzielle Spielraum<br />
für die Kommunen enger geworden. Dies<br />
führte zu einer Phase <strong>des</strong> „Überdenkens“ und nur<br />
geringer Marktaktivität. Die Projekte, die <strong>der</strong>zeit<br />
in <strong>der</strong> Planung bzw. Umsetzung sind, basieren<br />
wie<strong>der</strong> überwiegend auf <strong>der</strong> bewährten Rosttechnologie.
70 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />
Ganz an<strong>der</strong>s ist die Situation in China, wo <strong>der</strong><br />
Markt für die Abfallverbrennung seit einigen<br />
Jahren boomt. Dies ist politisch gewollt und<br />
gesteuert. Der 12. Fünfjahresplan (2010–2015)<br />
sieht vor, den Anteil <strong>der</strong> Verbrennung von Ab -<br />
fällen von aktuell rund 20 % auf ca. 65 % zu steigern.<br />
Dies entspricht nach <strong>der</strong>zeitiger Planung<br />
etwa 600 neu zu bauenden Anlagen mit einer<br />
Kapazität von ca. 150.000 Tagestonnen. Falls die<br />
Ziele <strong>des</strong> 12. Fünfjahresplans umgesetzt werden,<br />
bedeutet dies eine Verdoppelung <strong>des</strong> jährlich zu<br />
vergebenden Auftragsvolumens in Relation zu<br />
den Jahren 2008 bis 2011 (siehe Abb. 29). Der an<br />
den Vergaben gemessene Marktanteil Chinas<br />
dürfte die jetzt erreichte Quote von 50 % dann<br />
deutlich übersteigen.<br />
Bislang konnte <strong>der</strong> deutsche Anlagenbau von<br />
diesem Boom nur in geringem Maße profitieren.<br />
Dies liegt zum einen an <strong>der</strong> generellen Tendenz,<br />
solche Anlagen möglichst weitgehend im eigenen<br />
Land zu konstruieren, zu fertigen und zu<br />
bauen. Nur bei wenigen Projekten wird die Lieferung<br />
von Kernkomponenten aus dem Ausland<br />
vorgeschrieben o<strong>der</strong> zugelassen. Zum an<strong>der</strong>en<br />
liegt <strong>der</strong> Marktpreis für Abfallverbrennungsanlagen<br />
in China bei ca. 25 % <strong>des</strong> europäischen Niveaus.<br />
Das bedeutet, dass bereits <strong>der</strong> Import von nur<br />
wenigen Kernkomponenten erhebliche Auswirkungen<br />
auf den Gesamtpreis einer Anlage hat.<br />
China geht es bei <strong>der</strong> Abfallverbrennung – wie<br />
bei vielen an<strong>der</strong>en Industrien auch – in erster<br />
Linie um den Transfer von Know-how. Ziel <strong>der</strong><br />
Politik ist es, möglichst schnell Anlagen im eigenen<br />
Land eigenständig planen und bauen zu können.<br />
Langfristig plant die Volksrepublik den Export<br />
von Abfallverbrennungsanlagen.<br />
Weltweite Vergaben für Abfallverbrennungsanlagen nach<br />
Län<strong>der</strong>n und Regionen 2008 bis 2011 (in Prozent)<br />
USA 6%<br />
Sonstige Län<strong>der</strong> 7%<br />
Japan 7%<br />
China 50%<br />
Europa 30%<br />
Gesamtvolumen:<br />
113.937 Tonnen pro Tag<br />
Abbildung 29<br />
Quelle: Vaccani, Zweig & Associates: Worldwide Market Shares<br />
Analysis of Thermal Waste Treatment Plants, Edition 2012
Müllverbrennungsanlagen sind auch in dicht besiedelten Gebieten akzeptiert – Anlage Winterthur in <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Ansonsten ist <strong>der</strong> Markt in Asien ruhig. Län<strong>der</strong><br />
wie Taiwan und Singapur haben die angestrebten<br />
Verbrennungskapazitäten bereits aufgebaut. In<br />
Malaysia, Thailand, Indonesien und den Philippin -<br />
en gibt es zwar regelmäßig Interesse an neuen<br />
Vorhaben, es kommt i.d.R. aber nicht zu einer<br />
ernsthaften Projektentwicklung.<br />
Fazit:<br />
Nachfrage verschiebt sich weiter nach China<br />
Der Markt für Abfallverbrennungsanlagen ist<br />
in einigen Län<strong>der</strong>n durch die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
negativ beeinflusst worden, aber<br />
weniger <strong>als</strong> zahlreiche an<strong>der</strong>e Branchen. In Europa<br />
hat es eine deutliche Verschiebung <strong>der</strong> Märkte<br />
gegeben, wobei die Aussichten für die nächsten<br />
Jahre generell positiv einzuschätzen sind. Einige<br />
Län<strong>der</strong> in Westeuropa haben noch deutlichen<br />
Nachholbedarf, in Osteuropa müssen vor allem<br />
die zur EU gehörenden Staaten die Strukturen<br />
ihres Abfallmanagements anpassen. In den USA<br />
wird es nur bei entsprechen<strong>der</strong> politischer Weichenstellung<br />
zu einer Neubelebung <strong>des</strong> Marktes<br />
kom men. Aus dem Boom in China konnten deutsche<br />
Anlagenbauer bislang lediglich eine geringe<br />
Wertschöpfung generieren.<br />
In vielen weiteren Län<strong>der</strong>n gibt es ein grundsätzliches<br />
Interesse an <strong>der</strong> Abfallverbrennung. Bis<br />
daraus eine spürbare Nachfrage erwächst, werden<br />
aber noch Jahre vergehen. Wenn dieser Zeitpunkt<br />
gekommen ist, werden Anlagenbauer aus China<br />
vermutlich bereit sein, in den Wettbewerb um<br />
internationale Kunden einzugreifen.
72 STATISTISCHER ANHANG<br />
Alle Angaben<br />
in Mio. €<br />
Statistischer Anhang<br />
Auftragseingang im Großanlagenbau von 2003 – 2012<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Großanlagenbau insgesamt 16.372 17.441 24.065 26.278 32.357 32.801 22.115 22.404 24.932 20.511<br />
Drei-Jahres-Durchschnitt 16.095 16.324 19.293 22.595 27.567 30.479 29.091 25.773 23.150 22.616<br />
Inland 4.084 3.177 5.598 5.914 5.575 6.489 3.861 4.756 6.625 3.901<br />
Ausland 12.288 14.265 18.467 20.364 26.781 26.312 18.254 17.648 18.307 16.610<br />
Auslandsanteil 75,1 81,8 76,7 77,5 82,8 80,2 82,5 78,8 73,4 81,0<br />
Abbildung 30<br />
Auslands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Asiatisch-Pazifischer Raum 2.548 3.755 4.217 3.752 4.943 4.547 2.874 3.248 5.097 4.890<br />
Industrielän<strong>der</strong> 4.175 3.717 4.678 5.371 8.866 8.698 4.666 4.869 3.997 3.325<br />
Osteuropa und GUS 1.037 1.149 1.779 2.630 3.060 4.255 2.810 1.987 1.861 2.380<br />
Nah- und Mittelost 2.012 3.365 5.167 4.646 3.487 2.358 4.634 2.939 4.023 1.814<br />
Übrige Welt 2.515 2.278 2.626 3.965 6.425 6.454 3.270 4.607 3.328 4.201<br />
Ausland insgesamt 12.288 14.265 18.467 20.364 26.781 26.312 18.254 17.648 18.307 16.610<br />
Abbildung 31
STATISTISCHER ANHANG 73<br />
Alle Angaben<br />
in Mio. €<br />
Umsatz im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Insgesamt 13.556 14.897 16.690 18.393 20.634 21.851 22.018 22.117 22.414 22.603<br />
Inland 3.468 4.140 3.404 4.386 3.486 3.773 3.262 3.907 3.479 4.892<br />
Ausland 10.088 10.757 13.286 14.007 17.148 18.078 18.756 18.210 18.935 17.711<br />
Industrielän<strong>der</strong> 3.404 4.337 5.005 5.234 5.865 6.265 6.096 5.848 5.910 4.322<br />
Asiatisch-Pazifischer Raum 2.279 2.492 2.997 3.378 3.355 3.847 3.952 3.472 4.126 3.789<br />
Nah- und Mittelost 2.044 2.030 2.535 2.384 4.228 3.617 2.969 3.518 3.162 2.957<br />
Osteurop. Län<strong>der</strong> und GUS 894 655 837 912 1.596 1.542 2.004 2.029 2.164 1.675<br />
Übrige Welt 1.468 1.243 1.912 2.099 2.133 2.133 3.735 3.343 3.573 4.968<br />
Abbildung 32<br />
Inlands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Anlagen 2003 – 2012<br />
Anlagenart 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Kraftwerke 984 440 2.407 2.606 1.829 3.522 2.001 1.340 3.440 1.403<br />
Hütten- und Walzwerke 189 109 105 254 446 402 153 233 567 301<br />
Ausrüstungen<br />
<strong>der</strong> Elektrotechnik 257 267 403 508 858 534 536 1.727 1.142 276<br />
Chemieanlagen 141 16 347 395 149 128 23 278 70 177<br />
Abbildung 33
74 STATISTISCHER ANHANG<br />
Alle Angaben<br />
in Mio. €<br />
Auslands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Anlagen 2003 – 2012<br />
Anlagenart 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Kraftwerke 4.538 4.841 6.316 6.339 9.126 9.238 8.208 7.177 7.768 7.068<br />
Walzwerke 839 1.385 1.741 1.780 3.285 3.575 1.524 2.340 2.398 1.949<br />
Organische Chemieanlagen 1.753 845 1.674 2.025 3.590 2.894 1.533 1.030 1.035 932<br />
Ausrüstungen<br />
<strong>der</strong> Elektrotechnik 671 865 1.397 1.769 2.428 1.961 2.167 2.010 1.724 927<br />
Anlagen für die Luftund<br />
Gasverflüssigung<br />
und -zerlegung 530 481 1.037 1.769 618 958 403 567 451 883<br />
Hüttenwerke 609 1.088 1.729 1.227 1.998 1.915 602 571 833 455<br />
Anlagen für die<br />
Papierherstellung 285 645 325 362 758 625 394 464 494 444<br />
Baustoffanlagen 258 626 644 820 1.066 1.196 286 371 384 401<br />
Abbildung 34<br />
Vierteljährlicher Auftragseingang im Großanlagenbau 2011 und 2012<br />
2011<br />
Quartal<br />
Inland Ausland Insgesamt<br />
2012<br />
Quartal<br />
Inland Ausland Insgesamt<br />
Auslandsanteil<br />
Auslandsanteil<br />
1 2.025 5.492 7.517 73,1<br />
2 808 4.689 5.497 85,3<br />
3 2.851 4.593 7.444 61,7<br />
4 941 3.533 4.473 79,0<br />
Insgesamt 6.625 18.307 24.932 73,4<br />
1 1.055 3.258 4.313 75,5<br />
2 870 4.043 4.913 82,3<br />
3 679 5.095 5.774 88,2<br />
4 1.297 4.214 5.511 76,5<br />
Insgesamt 3.901 16.610 20.511 81,0<br />
Abbildung 35
STATISTISCHER ANHANG 75<br />
Alle Angaben<br />
in Mio. €<br />
Auslands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />
(ohne Ersatzteil- und Kleinaufträge)<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Asiatisch-Pazifischer Raum 2.278 3.418 3.813 3.410 4.584 4.279 2.655 3.021 4.715 4.485<br />
Osteuropa und GUS 927 1.046 1.608 2.389 2.838 4.004 2.596 1.848 1.722 2.183<br />
Nah- und Mittelost 1.799 3.063 4.671 4.220 3.234 2.219 4.281 2.734 3.722 1.664<br />
Westeuropäische<br />
Industrielän<strong>der</strong> 3.094 2.199 2.772 3.402 5.529 5.001 3.495 3.046 2.234 1.530<br />
Afrika 1.367 1.005 1.050 1.043 3.431 3.550 775 1.421 845 1.265<br />
Nordamerika 189 600 808 839 1.128 1.510 459 944 951 1.135<br />
Mittel- und Südamerika 617 562 580 1.805 1.417 1.469 1.156 908 814 1.048<br />
Abbildung 36<br />
Anteil <strong>des</strong> Auslands-Auftragseingangs im Großanlagenbau<br />
nach Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />
Asiatisch- Industrielän<strong>der</strong> Osteuropäische Nah- und Übrige Welt<br />
Pazifischer Län<strong>der</strong> und GUS Mittelost<br />
Raum<br />
Wert % Wert % Wert % Wert % Wert %<br />
2003 2.548 20,7 4.175 34,0 1.037 8,4 2.012 16,4 2.515 20,5<br />
2004 3.755 26,3 3.717 26,1 1.149 8,1 3.365 23,6 2.278 16,0<br />
2005 4.217 22,8 4.678 25,3 1.779 9,6 5.167 28,0 2.626 14,2<br />
2006 3.752 18,4 5.371 26,4 2.630 12,9 4.646 22,8 3.965 19,5<br />
2007 4.943 18,5 8.866 33,1 3.060 11,4 3.487 13,0 6.425 24,1<br />
2008 4.547 17,3 8.698 33,1 4.255 16,2 2.358 9,0 6.454 24,5<br />
2009 2.874 21,9 4.666 25,6 2.810 15,4 4.634 25,4 3.270 17,9<br />
2010 3.248 18,4 4.869 27,6 1.987 11,3 2.939 16,7 4.607 26,1<br />
2011 5.097 27,8 3.997 21,8 1.861 10,2 4.023 22,0 3.328 18,2<br />
2012 4.889 29,4 3.325 20,0 2.380 14,3 1.814 10,9 4.200 25,3<br />
Abbildung 37
76 STATISTISCHER ANHANG<br />
Alle Angaben<br />
in Mio. €<br />
Auftragseingang im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>n 2003 – 2012<br />
(ohne Ersatzteil- und Kleinaufträge)<br />
Land 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2003 – 2012<br />
insgesamt<br />
1. China 1.382 2.429 2.062 1.913 2.835 2.537 1.217 2.211 2.237 1.629 20.451<br />
2. Indien 255 328 820 696 1.530 1.952 820 1.511 1.151 945 10.008<br />
3. Russland 347 372 438 547 1.519 2.459 1.127 736 895 895 9.335<br />
4. Saudi-Arabien 589 797 1.347 1.431 411 422 117 749 1.843 395 8.101<br />
5. USA 178 538 755 770 1.048 1.448 407 913 798 810 7.665<br />
6. V.A.E. 389 173 874 741 1.591 744 925 351 897 452 7.137<br />
7. Nie<strong>der</strong>lande 197 71 220 476 1.146 1.008 1.119 776 279 193 5.485<br />
8. Südkorea 314 332 600 268 699 555 240 256 726 1.386 5.376<br />
9. Iran 305 1.493 1.008 258 445 476 772 439 27 64 5.287<br />
10. Ägypten 656 372 250 323 1.747 238 286 154 398 253 4.675<br />
11. Großbritannien 159 273 262 741 751 1.094 240 313 332 176 4.434<br />
12. Südafrika 164 121 404 385 1.106 1.170 121 168 142 158 3.939<br />
13. Brasilien 59 237 183 561 432 492 251 472 378 591 3.656<br />
14. Katar 11 78 666 1.292 143 169 574 205 104 32 3.274<br />
15. Italien 315 142 590 325 477 456 295 225 176 158 3.158<br />
16. Türkei 115 214 162 320 439 139 353 331 238 698 3.009<br />
17. Frankreich 94 113 232 176 812 203 347 475 224 186 2.862<br />
18. Österreich 215 146 218 275 512 645 271 175 150 120 2.727<br />
19. Spanien 346 465 409 326 261 303 167 156 176 67 2.676<br />
20. Belgien 380 377 249 189 482 313 84 161 100 48 2.383<br />
21. Libyen 205 181 49 201 172 401 270 719 0 101 2.299<br />
22. Algerien 56 159 135 154 40 197 1.101 60 86 330 2.282<br />
23. Polen 29 166 367 344 125 91 99 83 206 738 2.248<br />
24. Taiwan 159 397 117 351 166 191 220 165 132 174 2.072<br />
25. Irak 0 19 111 51 20 26 1.375 92 53 323 2.070<br />
Abbildung 38
STATISTISCHER ANHANG 77<br />
Alle Angaben<br />
in Mio. €<br />
Auslands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Kontinenten und Län<strong>der</strong>n 2012<br />
Kontinent / Auftragseingang Verän<strong>der</strong>ung Kontinent / Auftragseingang Verän<strong>der</strong>ung<br />
Land 2012/2011 Land 2012/2011<br />
EUROPA 4.412 5 % NORDAMERIKA 1.135 20 %<br />
davon<br />
davon<br />
EU-15 1.394 -28 % USA 810<br />
darunter Kanada 325<br />
Schweden 243<br />
Nie<strong>der</strong>lande 193 MITTEL- UND SÜDAMERIKA 1.048 30 %<br />
Frankreich 186 darunter<br />
Großbritannien 176 Brasilien 591<br />
Italien 176 Peru 110<br />
Österreich 158 Mexiko 107<br />
Finnland 120 Chile 100<br />
Dänemark 73<br />
ASIEN 7.099 -29 %<br />
Osteuropa und GUS 2.183 28 % darunter<br />
darunter China 1.629<br />
Russland 895 Südkorea 1.385<br />
Polen 738 Indien 945<br />
Weißrussland 105 V.A.E. 452<br />
Slowakei 81 Vietnam 450<br />
Tschechien 75 Malaysia 423<br />
Saudi-Arabien 395<br />
Sonstiges Europa 835 60 % Irak 325<br />
darunter Singapur 215<br />
Türkei 698 Taiwan 174<br />
Norwegen 79 Israel 105<br />
Schweiz 56 Indonesien 90<br />
Kuwait 68<br />
AFRIKA 1.265 50 %<br />
darunter AUSTRALIEN UND OZEANIEN 177 13 %<br />
Algerien 330<br />
Ägypten 253 ERSATZTEILE UND<br />
Südafrika 158 KLEINAUFTRÄGE 1.374 0 %<br />
Sambia 119<br />
Kongo 103 INSGESAMT 16.610 -9 %<br />
Abbildung 39
3. Engineering<br />
Summit<br />
Perspektiven und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
im Anlagenbau<br />
1.-2. Juli 2014,<br />
Mannheim<br />
Bild: Eric Middelkoop/fotolia.com<br />
Weitere Infos:<br />
www.engineering-summit.de<br />
Networking für Anlagenbauer<br />
Der Engineering Summit, eine Gemeinschaftsveranstaltung <strong>der</strong> VDMA Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau und <strong>des</strong> Süddeutschen Verlags, Hüthig Fachverlage, feierte im Jahr 2011 in<br />
München Premiere. Die Konferenz ist eine branchenübergreifende Kommunikationsplattform<br />
für alle Segmente <strong>des</strong> Anlagenbaus, für Betreiber und Zulieferer und richtet sich an Führungskräfte<br />
sowie an Mitarbeiter mit Interesse an strategischen Fragestellungen.<br />
Mit <strong>der</strong> zweiten Veranstaltung im November 2012 hat sich <strong>der</strong> Engineering Summit mit über<br />
270 Teilnehmern <strong>als</strong> wichtigstes Networking-Forum im deutschen und europäischen Anlagenbau<br />
etabliert. In intensiven Diskussionen und hochkarätigen Vorträgen tauschten sich<br />
Experten <strong>des</strong> Großanlagenbaus sowie von Betreibern und Lieferanten über aktuelle Themen<br />
<strong>der</strong> Branche wie Risikomanagement, globalen Einkauf und Kooperationsmodelle aus.<br />
Der 3. Engineering Summit wird am 1. und 2. Juli 2014 in Mannheim stattfinden. Zentrales<br />
Thema wird dann die Frage sein, welche Antworten die Branche auf den Wettbewerbsdruck<br />
aus Asien und die fortgesetzte Globalisierung gibt.<br />
Weitere Informationen unter www.engineering-summit.de
Impressum<br />
Die in dieser Veröffentlichung dargestellte<br />
Geschäftsentwicklung und <strong>der</strong> statistische<br />
Anhang beruhen auf eigenen Erhebungen <strong>der</strong><br />
VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau.<br />
Redaktion<br />
Petra Bessert<br />
Klaus Gottwald<br />
Benjamin Vollmer<br />
Thomas Waldmann<br />
Layout<br />
VDMA DesignStudio<br />
Satz und Druck<br />
h. reuffurth gmbh<br />
Mühlheim am Main<br />
Bildquellen<br />
Alstom Deutschland AG (S. 45)<br />
Fotolia_Nightman1965 (S. 35)<br />
Humboldt Wedag GmbH Pyro Lines at Shree Cement, RAS (Rajasthan) (S. 59)<br />
Humboldt Wedag GmbH (S. 61)<br />
The Linde Group (S. 14)<br />
Martin GmbH für Umwelt- und Energietechnik ( S. 68, 71)<br />
Siemens AG (S. 19, 26, 47, 53)<br />
Siemens AG mit Copyright SSAB (S. 52)<br />
Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG (S. 67)<br />
ThyssenKrupp Uhde GmbH (S. 55, 57)<br />
Voith GmbH (S. 63, 65)<br />
Stand<br />
März 2013<br />
Preis: 290,– €<br />
© VDMA
VDMA<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Großanlagenbau<br />
Preis 290,– €<br />
Lyoner Straße 18<br />
60528 Frankfurt am Main<br />
Telefon +49 69 6603-1858<br />
Fax +49 69 6603-2858<br />
E-Mail agab@vdma.org<br />
Internet www.grossanlagenbau.vdma.org<br />
www.vdma.org<br />
www.grossanlagenbau.vdma.org