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Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

Lagebericht 2012/2013<br />

Mit Globalisierung und Flexibilität<br />

den Wettbewerb meistern<br />

Beiträge zum Industrieanlagenbau


Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau im VDMA<br />

Stand: 01.03.2013<br />

ABB AUTOMATION GMBH<br />

ALD VACUUM TECHNOLOGIES GMBH<br />

ALSTOM DEUTSCHLAND AG<br />

ALSTOM POWER GMBH<br />

ALSTOM BOILER DEUTSCHLAND GMBH<br />

BOSCH REXROTH AG<br />

BÜHLER GMBH<br />

CATERPILLAR MOTOREN GMBH & CO. KG<br />

UNTERNEHMENSBEREICH CAT POWER GENERATING SYSTEMS<br />

CHEMIEANLAGENBAU CHEMNITZ GMBH<br />

CLAUDIUS PETERS PROJECTS GMBH<br />

COPERION GMBH<br />

DIEFFENBACHER GMBH MASCHINEN- UND ANLAGENBAU<br />

DOOSAN LENTJES GMBH<br />

FERROSTAAL GMBH<br />

FERROSTAAL INDUSTRIEANLAGEN GMBH<br />

FLSMIDTH HAMBURG GMBH<br />

FRIEDRICH KOCKS GMBH & CO. KG<br />

HITACHI POWER EUROPE GMBH<br />

HUMBOLDT WEDAG GMBH<br />

JOSEF MEISSNER GMBH & CO. KG<br />

KRAUSSMAFFEI BERSTORFF GMBH<br />

KRONES AG<br />

KUKA SYSTEMS GMBH<br />

LINDE AG DIVISION ENGINEERING<br />

LINDE ENGINEERING DRESDEN GMBH<br />

LURGI GMBH<br />

MARTIN GMBH FÜR UMWELT- UND ENERGIETECHNIK<br />

OUTOTEC GMBH<br />

SIEMENS AG INDUSTRY SECTOR - INDUSTRY SOLUTIONS DIVISION<br />

SIEMENS AG ENERGY SECTOR – ENERGY SOLUTIONS<br />

SIEMENS VAI METALS TECHNOLOGIES GMBH<br />

SIEMPELKAMP MASCHINEN- UND ANLAGENBAU GMBH & CO. KG<br />

SMS SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT<br />

THYSSENKRUPP RESOURCE TECHNOLOGIES GMBH<br />

THYSSENKRUPP UHDE GMBH<br />

VOITH GMBH<br />

Mannheim<br />

Hanau<br />

Mannheim<br />

Mannheim<br />

Stuttgart<br />

Lohr am Main<br />

Braunschweig<br />

Kiel<br />

Chemnitz<br />

Buxtehude<br />

Stuttgart<br />

Eppingen<br />

Ratingen<br />

Essen<br />

Geisenheim<br />

Pinneberg<br />

Hilden<br />

Duisburg<br />

Köln<br />

Köln<br />

Hannover<br />

Neutraubling<br />

Augsburg<br />

München, Pullach<br />

Dresden<br />

Frankfurt am Main<br />

München<br />

Oberursel, Köln<br />

Erlangen<br />

Erlangen<br />

Linz<br />

Krefeld<br />

Düsseldorf, Hilchenbach<br />

Beckum, Essen<br />

Dortmund, Bad Soden<br />

Heidenheim


Großanlagenbau in Zahlen<br />

(Angaben in Milliarden Euro)<br />

2008 2009 2010 2011 2012 Verän<strong>der</strong>ung<br />

2012/2011<br />

Auftragseingang 32,8 22,1 22,4 24,9 20,5 -18%<br />

Inland 6,5 3,9 4,8 6,6 3,9 -41%<br />

Ausland 26,3 18,3 17,6 18,3 16,6 -9%<br />

davon<br />

Asiatisch-Pazifischer Raum 4,5 2,9 3,2 5,1 4,9 -4%<br />

Industrielän<strong>der</strong> 8,7 4,7 4,9 4,0 3,3 -17%<br />

Osteuropa und GUS 4,3 2,8 2,0 1,9 2,4 28%<br />

Naher und Mittlerer Osten 2,4 4,6 2,9 4,0 1,8 -55%<br />

Übrige Welt 6,5 3,3 4,6 3,3 4,2 26%<br />

Umsatz 21,9 22,0 22,1 22,4 22,6 1%<br />

Auslandsanteil (in %) 80,2 82,5 78,8 73,4 81,0<br />

Kundenlän<strong>der</strong> 113 110 109 113 117<br />

Beschäftigte in Deutschland 58.400 59.600 60.700 59.800 59.200 -1%<br />

Abbildung 1<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

Gesamt-Auftragseingang nach Regionen 2012<br />

Gesamt-Auftragseingang nach Anlagen 2012<br />

Naher und<br />

Mittlerer<br />

Osten<br />

8,8%<br />

Osteuropa<br />

und GUS<br />

11,6%<br />

Übrige Welt<br />

20,5%<br />

Industrielän<strong>der</strong><br />

16,2%<br />

Inland<br />

19,0%<br />

Asiatisch-<br />

Pazifischer<br />

Raum<br />

23,8%<br />

Sonstige<br />

Anlagen<br />

18,5%<br />

Anlagen für<br />

die Rohstoffför<strong>der</strong>ung<br />

3,4%<br />

Ersatzteil- und<br />

Kleinaufträge<br />

11,4%<br />

Elektrotechnische<br />

Ausrüstungen Chemieanlagen<br />

5,9%<br />

6,3%<br />

Kraftwerke<br />

41,3%<br />

Hütten- und<br />

Walzwerke<br />

13,2%<br />

Abbildung 2<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

Abbildung 3<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


Großanlagenbau – Portrait einer<br />

weltweit bedeutenden Branche<br />

Großanlagenbauer im Sinne <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>) sind Unternehmen<br />

mit <strong>der</strong> Fähigkeit, auf Basis umfassen<strong>der</strong><br />

Kenntnis <strong>des</strong> verfahrenstechnischen Prozessablaufs<br />

ein- o<strong>der</strong> mehrm<strong>als</strong> jährlich kundenspezi -<br />

fische Industrieanlagen im Wert von jeweils<br />

min<strong>des</strong>tens 25 Mio. € zu bauen.<br />

Großanlagenbau ist die gesamtverantwortliche<br />

Kombination und Integration verschiedener Lie -<br />

f erungen und Leistungen zu einem funktionsfähi -<br />

gen System (Industrieanlage) zur Bewirkung<br />

eines Prozessablaufs, <strong>der</strong> verschiedene, miteinan<strong>der</strong><br />

verbundene, Prozessschritte umfasst. Zu<br />

den Lieferungen <strong>des</strong> Großanlagenbaus gehören<br />

im Wesentlichen Teilanlagen, Maschinen, Apparate,<br />

Komponenten, verbindende Elemente (z.B.<br />

Gerüste, Rohrleitungen, Verkabelungen) sowie<br />

Software, zu den Leistungen im Wesentlichen<br />

Dokumentation und Schulung, Finanzierung,<br />

Herstellung und/o<strong>der</strong> weltweiter Einkauf, Inbetriebnahme,<br />

Instandhaltung, Konstruktion, Lieferung,<br />

Montage sowie Planung (in alphabetischer<br />

Reihenfolge). Dementsprechend zählen beispiels -<br />

weise die Hersteller von Kraftwerken, Stahlfabriken<br />

und Chemieanlagen zum Großanlagenbau.<br />

Insgesamt liefert die Branche Anlagen an über<br />

zwanzig unterschiedliche Industriebereiche.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft akquirie -<br />

r en einen Auftragseingang von rund 25 Mrd. €<br />

(Durchschnitt <strong>der</strong> Jahre 2008-2012) und haben<br />

einen Weltmarktanteil von ca. 17%. Sie beschäftigen<br />

in Deutschland rund 60.000 hochqualifizierte<br />

Mitarbeiter sowie weitere 120.000 an<br />

internationalen Standorten und üben mit einer<br />

Zulieferquote von ca. 75% einen beträchtlichen<br />

Mitnahmeeffekt auf den mittelständischen<br />

Maschinen- und Anlagenbau aus. Von den Projekten<br />

hängen etwa 170.000 weitere Arbeitsplätze<br />

in zuliefernden Unternehmen ab. Die<br />

deutschen Großanlagenbauer pflegen Kontakte<br />

zu Kunden in nahezu allen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt<br />

und lieferten in den letzten Jahren über drei<br />

Viertel ihrer Erzeugnisse ins Ausland. Mit <strong>der</strong><br />

Erschließung neuer und <strong>der</strong> Pflege entwickelter<br />

Märkte leistet die Branche einen erheblichen<br />

Beitrag zur Anbahnung und Erhaltung deutscher<br />

Wirtschaftsbeziehungen im Ausland. Häufig ist<br />

sie Pionier <strong>der</strong> industriellen Entwicklung aufstreben<strong>der</strong><br />

Regionen und Wegbereiter für die nachfolgende<br />

Exportwirtschaft.<br />

Mit <strong>der</strong> Errichtung von Anlagen zur <strong>Produktion</strong><br />

von Nahrungsmitteln, Textilien o<strong>der</strong> Baustoffen<br />

sowie zur Wasser- und Abwasserbehandlung<br />

und Energieerzeugung ist <strong>der</strong> Großanlagenbau<br />

maßgeblich an Aufbau und Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> menschlichen Grundversorgung beteiligt.<br />

Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung von<br />

Bodenschätzen ermöglichen die industrielle Nut -<br />

z ung <strong>des</strong> natürlichen Reichtums von Regionen,<br />

<strong>der</strong> Auf- und Ausbau leistungsfähiger Infrastrukturen<br />

sowie industrieller <strong>Produktion</strong>seinrichtungen<br />

schafft Voraussetzungen für wirtschaflichen<br />

Fortschritt und Wohlstand. Schließlich legt <strong>der</strong><br />

Großanlagenbau auch die Grundlage für hochentwickelte<br />

Industrieproduktionen, z.B. von pharmazeutischen<br />

Erzeugnissen, regenerativen Energieträgern<br />

o<strong>der</strong> Halbleitern. In allen Sektoren setzt er<br />

Maßstäbe in <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit, <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />

sowie im Umweltschutz <strong>der</strong> Anlagen.<br />

Neben <strong>der</strong> weltweiten Präsenz zählen Technologieführerschaft<br />

und Innovationskraft sowie die<br />

Fähigkeit zur Entwicklung und Realisierung kundenspezifischer<br />

Gesamtlösungen, die auch<br />

Finanzierungen einschließen, zu den Tragpfeilern<br />

<strong>der</strong> internationalen Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong><br />

<strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong>. Eine weitere Säule ist ihr exzellentes<br />

methodisches Wissen im Projekt- und im<br />

Risikomanagement. Die Unternehmen gehören<br />

zu den Weltmarktführern in <strong>der</strong> Herstellung<br />

industrieller <strong>Produktion</strong>s- und Energieerzeugungsanlagen<br />

und bewegen sich auf Märkten<br />

mit langfristig beständiger sowie wachsen<strong>der</strong><br />

Nachfrage. Die steigende Weltbevölkerung, die<br />

wachsende Kaufkraft und zunehmende Qualitätsansprüche<br />

<strong>der</strong> Verbraucher sowie ein zunehmen<strong>des</strong><br />

globales Nachhaltigkeitsbewusstsein<br />

werden auch zukünftig für einen weltweiten<br />

Bedarf an <strong>Produktion</strong>skapazitäten für Energie,<br />

Roh- und Grundstoffe sowie Ressourcen schonende<br />

<strong>Produktion</strong>stechnologien sorgen. Wenig<br />

beeinflusst von teils kurzlebigen Trends <strong>der</strong> Konsumgüterindustrien<br />

ist <strong>der</strong> Großanlagenbau<br />

eine auf lange Sicht wertstabile Branche.


Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

Lagebericht 2012/2013<br />

Mit Globalisierung und Flexibilität den<br />

Wettbewerb meistern<br />

Beiträge zum Industrieanlagenbau


VDMA – LAGEBERICHT 1<br />

Inhalt<br />

Inhalt<br />

3 Vorwort<br />

4 Das Wichtigste in Kürze<br />

7 Wirtschaftspolitische For<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

7 Exportfinanzierung<br />

12 Steuerpolitik<br />

13 Verkehrspolitik<br />

15 Geschäftsentwicklung<br />

17 Inlandsgeschäft<br />

19 Auslandsgeschäft<br />

24 Asiatisch-Pazifischer Raum<br />

27 Industrielän<strong>der</strong><br />

29 Osteuropa und GUS<br />

31 Naher und Mittlerer Osten<br />

33 Übrige Welt<br />

35 Umfeld und Trends im Großanlagenbau<br />

35 Allgemeines Marktumfeld und Kundenerwartungen<br />

39 Trends in den Unternehmen<br />

44 Branchenberichte und Geschäftsaussichten<br />

45 Kraftwerke<br />

49 Hütten- und Walzwerke<br />

55 Verfahrenstechnische Chemieanlagen<br />

59 Baustoffanlagen<br />

62 Papier- und Zellstoffanlagen<br />

64 Wasserkraftanlagen<br />

66 Anlagen für die Holzwerkstoffindustrie<br />

68 Abfallverbrennungsanlagen<br />

72 Statistischer Anhang


VORWORT 3<br />

Lagebericht 2012/2013<br />

Vorwort<br />

Der deutsche Großanlagenbau hat 2012 Or<strong>der</strong>rückgänge<br />

von 18 % verkraften müssen. Das Minus<br />

im Inlandsgeschäft von 41 % unterstreicht deutlich,<br />

dass er sich nicht auf eine stetige o<strong>der</strong> gar<br />

wachsende Binnennachfrage verlassen kann. Der<br />

Großanlagenbau muss <strong>des</strong>halb um seine Auslandsmärkte<br />

kämpfen.<br />

Auf den global wachsenden Wettbewerb stellen<br />

sich die Unternehmen technisch und wirtschaftlich<br />

dank hochqualifizierter Mitarbeiter immer<br />

neu und flexibel ein. Sie sind grundsätzlich gut<br />

gerüstet, einen erheblichen volkswirtschaftlichen<br />

Beitrag für Deutschland zu leisten, das Image<br />

deutscher Technologie zu steigern und vor allem<br />

die Entwicklungs- und Schwellenlän<strong>der</strong> in ihrer<br />

wirtschaftlichen Entwicklung nachhaltig zu<br />

unterstützen.<br />

politischen Aufgabe, die Voraussetzungen in<br />

Deutschland für dieses anspruchsvolle Geschäft<br />

zu sichern und – insbeson<strong>der</strong>e international –<br />

Chancengleichheit zu gewährleisten.<br />

Der Lagebericht <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

stützt sich seit nun schon mehreren<br />

Jahrzehnten auf eigene Erhebungen unter seinen<br />

Mitgliedsfirmen, da amtliche Statistiken über den<br />

Auftragseingang und Umsatz im Großanlagenbau<br />

nicht verfügbar sind. Die Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau verbindet mit dieser Berichterstattung<br />

das Ziel, das Verständnis für die Beson<strong>der</strong>heit<br />

<strong>des</strong> Industriezweiges zu för<strong>der</strong>n, Diskussionen<br />

zu versachlichen und Argumente für Entscheidungen<br />

zu liefern. Sie spricht Politiker, Analys -<br />

ten, Investoren und alle interessierten Meinungsbildner<br />

an.<br />

Der immer schärfere Wettbewerb auch aus neuen<br />

Anbieternationen und die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kunden<br />

nach einer stärkeren arbeitsteiligen Einbindung<br />

in die Projekte machen es zur vordringlichen<br />

Der Sprecher<br />

Der Geschäftsführer<br />

Helmut Knauthe<br />

Thomas Waldmann


4 LAGEBERICHT 2012/2013 – DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE<br />

Lagebericht 2012/2013 –<br />

Das Wichtigste in Kürze<br />

Konjunktur 2012<br />

• Die von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> VDMA Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>) gemeldeten<br />

Auftragseingänge sanken 2012 um 18 %<br />

auf 20,5 Mrd. €. Während die inländischen<br />

Bestellungen um 41 % unter das Vorjahresniveau<br />

rutschten, blieb die Auslands-Nachfrage<br />

mit einem Minus von 9 % relativ robust.<br />

• Die Industrielän<strong>der</strong> büßten 2012 <strong>als</strong> Absatzmärkte<br />

<strong>des</strong> Anlagenbaus weiter an Bedeutung<br />

ein, an<strong>der</strong>s hingegen die Schwellen- und<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>. Deren Anteil am Auslands-Auftragseingang<br />

liegt heute bei rund<br />

80 %, vor zehn Jahren waren es erst 60 %<br />

gewesen.<br />

• China war im Berichtszeitraum zum vierten<br />

Mal in Folge <strong>der</strong> wichtigste Auslandsmarkt<br />

<strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus, gefolgt von<br />

Südkorea und Indien. Osteuropa und die GUS<br />

bildeten 2012 mit einem Or<strong>der</strong>anstieg um 28<br />

% den am stärksten wachsenden Markt.<br />

Zuwächse gab es ferner im Geschäft mit Kunden<br />

aus Sub-Sahara-Afrika sowie aus Süd- und<br />

Nordamerika. Die Nachfrage nach Großanlagen<br />

aus dem Mittleren Osten und Nordafrika brach<br />

hingegen ein.<br />

• Im Kraftwerksbau war <strong>der</strong> Markt gespalten.<br />

Während die Bestellungen aus Westeuropa<br />

und dem Mittleren Osten deutlich sanken,<br />

gab es in Osteuropa, <strong>der</strong> Türkei und Ostasien<br />

Zuwächse. Im Hütten- und Walzwerksbau<br />

ließ die Nachfrage in allen Regionen und<br />

bei allen Produkten spürbar nach. Besser war<br />

die Lage im Chemieanlagenbau. Die Bestellungen<br />

in diesem Teilsegment stiegen um<br />

30 % auf 3,0 Mrd. €.<br />

Wettbewerbssituation<br />

• Wettbewerber aus Ostasien werden kontinuierlich<br />

stärker. Lagen die Marktanteile chine -<br />

sischer und koreanischer Anlagenbauer 2006<br />

zusammengenommen noch bei rund 10 %,<br />

stieg diese Quote mittlerweile auf etwa 25 %.<br />

• Die Branche geht davon aus, dass sich <strong>der</strong><br />

Wettbewerbsdruck in den kommenden fünf<br />

Jahren noch verschärfen wird. Diese Einschätzung<br />

gilt für alle Anlagenbaubereiche und<br />

Unternehmensgrößen – Unterschiede sind<br />

allenfalls in den Erwartungen bezüglich<br />

Tempo und Verlauf <strong>der</strong> kommenden Entwick -<br />

lung festzustellen.<br />

• Zudem werden trotz <strong>der</strong> erfolgreichen Aufholjagd<br />

asiatischer Anbieter Anlagenbauer aus<br />

Westeuropa und vor allem aus Deutschland<br />

nach wie vor <strong>als</strong> starke Konkurrenten wahrgenommen.<br />

Marktumfeld und Kundenerwartungen<br />

• Die För<strong>der</strong>ung von Schiefergas in den USA und<br />

die damit einhergehenden sinkenden Gaspreise<br />

bewirken im Anlagenbau tiefgreifende<br />

Verän<strong>der</strong>ungen. Während die Darstellbarkeit<br />

von Vorhaben außerhalb <strong>der</strong> USA (z.B. LNG-<br />

Anlagen auf Schiffen, Flüssiggasprojekte in<br />

arktischen Regionen o<strong>der</strong> Kohlevergasungs -<br />

anlagen) abnimmt, werden in den Vereinigten<br />

Staaten neue Großprojekte geplant o<strong>der</strong><br />

bereits realisiert. Für deutsche Anlagenbauer<br />

ergeben sich daraus vielfältige Chancen.<br />

• Der im Großanlagenbau zu beobachtende<br />

Trend zu größeren und komplexeren Projekten<br />

hält an und manifestiert sich vor allem in<br />

den Schwellenlän<strong>der</strong>n. Der Anteil mittelgroßer<br />

Projekte ist hingegen rück läufig.<br />

• Gleichzeitig steigt in den klassischen Industrie -<br />

län<strong>der</strong>n mit einer bereits hohen Anlage ndichte<br />

die Nachfrage nach Instandhaltungs- und<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsleistungen.<br />

• Komplettpakete, die zumeist schlüsselfertig<br />

zum Festpreis bestellt werden, liegen im Trend.<br />

Ziel <strong>der</strong> Kunden ist es, Verträge nur mit einem<br />

Anlagenbauer abzuwickeln und Schnittstellen -<br />

risiken damit auf denjenigen abwälzen, <strong>der</strong> für<br />

das Komplettpaket die Verantwortung trägt.


LAGEBERICHT 2012/2013 – DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE 5<br />

Trends in den Unternehmen<br />

• Im Zuge <strong>des</strong> Trends zu Megaprojekten und<br />

den damit verbundenen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

Finanzkraft und Abwicklungskompetenz ist<br />

die Unternehmensgröße zu einem entscheidenden<br />

Wettbewerbsparameter geworden.<br />

• Technologieführerschaft ist ein wesentliches<br />

Differenzierungsmerkmal gegenüber <strong>der</strong><br />

asiatischen Konkurrenz, das deutsche Großanlagenbauer<br />

mit vielfältigen Maßnahmen<br />

ausbauen und damit sichern.<br />

• Die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> setzen weiterhin an den<br />

klassischen Parametern Preis, Zeit und Qualität<br />

zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />

an. Sie bemühen sich um Kostensenkungen<br />

im Einkauf und optimieren ihre Arbeitsprozesse<br />

– auch mit Blick auf die zunehmende<br />

Globalisierung.<br />

Politik<br />

• Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> deutschen Exportkreditversicherung<br />

im Rahmen <strong>des</strong> OECD-Re -<br />

gelwerks für einen fairen Wettbewerb steht<br />

zunehmend im Spannungsfeld mit den Usancen<br />

<strong>der</strong> bedeuten<strong>der</strong> werden den Volkswirtschaften<br />

außerhalb <strong>der</strong> OECD, insbeson<strong>der</strong>e den<br />

BRIC-Staaten. Auf nationaler Ebene weicht die<br />

deutsche Exportkreditversicherung in Ihrer<br />

Ausgestaltung zum Teil deutlich von <strong>der</strong> ihrer<br />

OECD-Partner ab, die immer stärker auf ein<br />

„National interest“-Modell übergehen.<br />

Dadurch fallen deutsche Großanlagenbauer<br />

weiter in ihrer Wettbewerbs fähigkeit zurück.<br />

Politischer Handlungsbedarf zur Herstellung<br />

vergleichbarer Rahmenbedingungen in <strong>der</strong><br />

Exportfinanzierung besteht daher zum einen<br />

innerhalb <strong>der</strong> OECD. Die rasche Einbindung<br />

an<strong>der</strong>er Wettbewerbsnationen ist aber<br />

ebenso dringlich geboten.<br />

• Wichtige For<strong>der</strong>ungen an die Politik beziehen<br />

sich auf eine realitätsgerechte Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Pro jektför <strong>der</strong>würdigkeit bei hohen ausländischen<br />

Zulieferungen, eine „erweiterte Lieferantenkreditdeckung“,<br />

eine Reform <strong>der</strong><br />

Fabrikationsrisikodeckung, die flexible Handhabung<br />

von Avalgarantien und die Möglichkeit,<br />

Finanzierungen „aus einem Guss“ darzustellen.<br />

• In <strong>der</strong> Steuerpolitik setzt sich <strong>der</strong> VDMA weiterhin<br />

gegen eine Aufweichung <strong>des</strong> Betriebsstättenbegriffs<br />

ein, um eine Verlagerung <strong>des</strong><br />

Steueraufkommens in den jeweiligen Tätigkeitsstaat<br />

zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

• Die Verkehrspolitik rückt in den Fokus <strong>des</strong><br />

Großanlagenbaus, denn <strong>der</strong> teilweise marode<br />

Zustand <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur erschwert<br />

Großraum- und Schwerguttransporte und<br />

zwingt zur Sicherung zuverlässiger Alternativ -<br />

routen zu den Binnen- und Seehäfen.<br />

Ausblick 2013<br />

• Nach dem spürbaren Rückgang <strong>der</strong> Auftragseingänge<br />

im Jahr 2012 ist auch 2013 nicht<br />

mit einer umfassenden Belebung <strong>der</strong> Nachfrage<br />

im deutschen Großanlagenbau zu<br />

rechnen. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> erwarten<br />

im laufenden Jahr ein Or<strong>der</strong>plus im einstelligen<br />

Prozentbereich.<br />

• Die Vereinigten Staaten sind <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />

Boommarkt <strong>des</strong> Anlagenbaus. Günstig sind<br />

die Aussichten für 2013 darüber hinaus in<br />

Osteuropa sowie in Asien mit den beiden<br />

Kernmärkten China und Indien. Die Perspektiven<br />

für den westeuropäischen Markt sind<br />

hingegen trübe, insbeson<strong>der</strong>e die negative<br />

Entwicklung im Südeuropageschäft dürfte<br />

sich 2013 fortsetzen. Auch aus Südamerika,<br />

Nordafrika sowie dem Mittleren Osten kommen<br />

<strong>der</strong>zeit nur wenige positive Signale.


WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 7<br />

Wirtschaftspolitische For<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

Exportfinanzierung<br />

Wachsende globale Konkurrenz trifft auf<br />

geringere und strukturell verän<strong>der</strong>te Nachfrage<br />

Im Großanlagenbau haben sich angebots- und<br />

nachfrageseitig die Rahmenbedingungen grundlegend<br />

geän<strong>der</strong>t, die Branche muss ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

behaupten und in vielen Fällen<br />

Prozesse und Aufstellung neu strukturieren. Wa -<br />

rum, und was ist zu tun? Die im Herbst 2008<br />

einsetzende Weltwirtschaftskrise beendete den<br />

Höhenflug <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus ab -<br />

rupt. Die Zahl <strong>der</strong> auf dem Markt zugänglichen<br />

Projekte brach <strong>als</strong> Folge einer Kombination von<br />

Nachfrageschwäche, Finanzierungsengpässen<br />

und allgemeinem Pessimismus ein, entsprechend<br />

schwach war <strong>der</strong> Auftragseingang. Ab Mitte 2010<br />

setzte zwar eine Stabilisierung ein. Abhängig von<br />

Region und Projektstruktur blieb die Entwicklung<br />

jedoch volatil. Generell ist festzustellen, dass die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Projekte nach wie vor deutlich unter<br />

dem Niveau vor <strong>der</strong> Wirtschaftskrise liegt. Vor<br />

allem die Zahl <strong>der</strong> mittelgroßen Vorhaben ist<br />

deutlich zurückgegangen, Megaprojekte werden<br />

häufiger. Einem wachsenden Angebot steht so -<br />

mit eine im Volumen tendenziell konstante aber<br />

strukturell verän<strong>der</strong>te Nachfrage gegenüber. Die<br />

Erwartungen <strong>der</strong> Kunden haben sich geän<strong>der</strong>t:<br />

Sie verlangen gerade bei Großprojekten zuneh -<br />

m end die Übernahme <strong>der</strong> Gesamtverantwortung<br />

im Rahmen von EPC-Projekten. Bei den heute<br />

typischen EPC-Projekten verteilen sich die Leistungsanteile<br />

in etwa wie folgt: 10 % bis 15 %<br />

<strong>des</strong> Auftragswerts entfallen auf Entwicklung,<br />

Planung und Konstruktion (Engineering),<br />

zwischen 45 % und 60 % auf den Einkauf<br />

(Procurement) und 30 % bis 40 % auf Bau und<br />

Montage (Construction).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Mittleren Osten konnte <strong>der</strong><br />

Anlagenbau nicht an die Erfolge <strong>der</strong> Boomjahre<br />

anknüpfen. Die Konkurrenz durch koreanische<br />

und mittlerweile auch chinesische Anlagenbauer<br />

ist enorm und viele <strong>der</strong> großen Anlagenbauprojekte<br />

am Golf werden <strong>der</strong>zeit unter Führung<br />

asiatischer Unternehmen abgewickelt. Etablierten<br />

Anlagenbauern bleibt häufig nur die Rolle <strong>des</strong><br />

Technologie- und Lizenzgebers sowie <strong>des</strong> Partners<br />

für die Grundlagenplanung.<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> massiven Fortschrittsbemühungen<br />

<strong>der</strong> neuen asiatischen Wettbewerber<br />

im Technologiebereich reicht die Optimierung<br />

<strong>der</strong> Innovationsleistung deutscher Anbieter alleine<br />

nicht aus. Vielmehr muss die Branche sich auf<br />

allen relevanten Wettbewerbsfel<strong>der</strong>n verbessern.<br />

Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e Maßnahmen, die an<br />

den klassischen Projektparametern Preis, Qualität<br />

und Durchlaufzeit ansetzen. Hohe Relevanz<br />

haben hierbei Einkauf und Beschaffung sowie Bau<br />

und Montage, die mit rund 85 % den weitaus<br />

größ ten Anteil an den Projektkosten für viele<br />

Großanlagenbauer ausmachen.<br />

„Der Trend zur Größe und die Vergabe von Kom -<br />

plett paketen im Anlagenbau ist ungebrochen.<br />

Die Auftraggeber wollen am liebsten nur mit<br />

einem Kontraktor verhandeln und abwickeln.<br />

Zum an<strong>der</strong>en haben sich die Märkte aber auch<br />

verschoben und es gibt eine Vielzahl von kleineren<br />

Projekten für Spezialprodukte. Diejenigen<br />

Anlagenbauer, die flexibel aufgestellt sind und<br />

eine große internationale Reichweite haben,<br />

sind hier eindeutig im Vorteil.“<br />

(Helmut Knauthe, Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsführ ung, ThyssenKrupp<br />

Uhde GmbH).


8 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS<br />

Zukunftssicherung heißt auch Globalisierung<br />

Über all diesen Maßnahmen zur Zukunftssicherung<br />

ist <strong>der</strong> Druck zur Globalisierung für den Großanlagenbau<br />

ein prägen<strong>des</strong> Thema. Die hinter <strong>der</strong><br />

Globalisierung stehenden Organisationsansätze<br />

sind nicht einheitlich. Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

bei diesem Verän<strong>der</strong>ungsprozess ist die Integration<br />

von Kompetenzen <strong>der</strong> ausländischen Nie<strong>der</strong>lassungen<br />

in die Prozesse. Die Unternehmen müssen<br />

ihre Internationalisierung auch durch eine Stärkung<br />

ihrer interkulturellen Kompetenzen unterstützen.<br />

Diese dürften für eine erfolgreiche Globalisierung<br />

wohl ähnlich bedeutsam sein wie weltweit standardisierte<br />

Prozesse und Werkzeuge.<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> deutschen<br />

Exportkreditversicherung<br />

Preis, Zeit und globale Ausrichtung sind die Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die auch für die deutsche Ex -<br />

portkreditversicherung gelten. Diese hat sich seit<br />

ihrer Gründung vor mehr <strong>als</strong> 50 Jahren immer<br />

wie<strong>der</strong> an die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Exportwirtschaft<br />

angepasst. Die Bun<strong>des</strong>regierung hat diese<br />

Gestaltungskraft in Zeiten strukturellen Wandels<br />

eindrücklich unter Beweis gestellt: Die deutsche<br />

Hermesdeckung ist eine dauerhaft notwendige<br />

Einrichtung in Ergänzung zur privaten Versicherung.<br />

Ihre Weiterentwicklung erfolgt einmal auf<br />

supranationaler Ebene im Rahmen <strong>der</strong> OECD.<br />

Deren Regelwerk für einen fairen Wettbewerb<br />

steht zunehmend im Spannungsfeld mit den<br />

Usancen <strong>der</strong> im Welthandel immer bedeuten<strong>der</strong><br />

werdenden Volkswirtschaften außerhalb <strong>des</strong><br />

OECD-Rahmens, insbeson<strong>der</strong>e den BRIC-Staaten.<br />

Daneben steht innerhalb <strong>der</strong> OECD die bei allen<br />

Regierungen und Exportkreditversicherern gleichgerichtete<br />

Anwendung <strong>der</strong> selbst gesetzten Regeln<br />

zur praktischen Gewährleistung eines fairen Wett -<br />

bewerbs. Auf nationaler Ebene setzen die OECD-<br />

Vereinbarungen den „äußeren“ Rahmen für die<br />

konkrete Anwendung bei den deutschen Exportkreditgarantien.<br />

In <strong>der</strong> politischen Ausgestaltung<br />

weicht die deutsche Exportkreditversicherung<br />

zum Teil deutlich von <strong>der</strong> ihrer OECD-Partner ab,<br />

die immer stärker auf ein „National interest“-<br />

Modell übergehen. Dadurch fallen deutsche An -<br />

bieter im internationalen Großanlagengeschäft<br />

weiter in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zurück.<br />

Schere zwischen Praxis und politischer<br />

Wunschkonstellation öffnet sich<br />

Lieferungen und Leistungen aus dem Ausland im<br />

Rahmen eines Ausfuhrgeschäfts deckt <strong>der</strong> Bund<br />

in drei Stufen ab. Auslandsanteile von über 49 %<br />

werden aber nur im Ausnahmefall mit beson<strong>der</strong>er<br />

Begründung genehmigt (dritte Stufe). Diese An -<br />

fang 2008 eingeführte Stufenregelung war ein<br />

Schritt in die richtige Richtung. Doch die aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>regierung <strong>als</strong> Ausnahmefall<br />

gedachte Größenordnung von Lieferungen und<br />

Leistungen aus dem Ausland entwickelt sich im<br />

Großanlagenbau immer mehr zur unvermeidlichen<br />

Standardsituation, wenn die Chancen auf<br />

den Auftragserhalt gesichert werden sollen. Die<br />

Schere zwischen <strong>der</strong> Praxis im internationalen<br />

Anlagengeschäft und den politischen Wunschkonstellationen<br />

wird sich immer weiter öffnen.<br />

Rückversicherung, Mitversicherung o<strong>der</strong> Parallelversicherung<br />

zwischen den verschiedenen ECAs<br />

bieten zwar Möglichkeiten, um Projekte deck ungs -<br />

fähig zu gestalten. Die Mehrzahl <strong>der</strong> 23 Rück- und<br />

Mitversicherungsabkommen betreffen aber euro -<br />

päische Staaten, welche die Beschaffungsnotwendigkeiten<br />

<strong>des</strong> Großanlagenbaus regelmäßig<br />

nicht abdecken können. Es fehlen somit gerade<br />

Rückversicherungsmöglichkeiten mit den BRIC-<br />

Staaten und Südkorea.<br />

Gesamtanlagen können nicht<br />

am deutschen Standort erstellt werden<br />

Ein Anlagenbauer kann eine Gesamtanlage nicht<br />

im Inland komplett zusammensetzen und dann<br />

in das Land ihrer Verwendung transportieren.<br />

Die Anlage kann vielmehr nur im Verwendungsland<br />

final aufgebaut werden. Typischerweise<br />

muss <strong>der</strong> Großanlagenbauer Zusammen- und<br />

Aufbau <strong>der</strong> einzelnen Anlagenteile vor Ort auf<br />

dem Gelände <strong>des</strong> Kunden durchführen (lassen),<br />

da unüberwindliche logistische Hin<strong>der</strong>nisse die<br />

Auslieferung <strong>der</strong> kompletten Anlage o<strong>der</strong> selbst


WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 9<br />

von Teilanlagen und Großkomponenten verhin<strong>der</strong>n.<br />

Bei <strong>der</strong> Montage vor Ort for<strong>der</strong>n die Auftraggeber<br />

zudem mittlerweile fast durchgängig<br />

erhebliche Lokalisierungsgrade zur Entwicklung<br />

ihrer heimischen Volkswirtschaften. Der Zwang<br />

zur Leistungserbringung im Ausland erweist sich<br />

im deutschen System <strong>der</strong> Exportkreditversicherung<br />

zum strukturellen Nachteil. Dort, wo industrielle<br />

Produkte in Deutschland selbst hergestellt<br />

werden können, sind nennenswerte ausländische<br />

Lieferanteile im Wertschöpfungsprozess kein<br />

Ausschluss kriterium für die Deckungsfähigkeit<br />

eines Ge schäfts. Die in Deutschland produzier<br />

ende Industrie konzentriert sich in <strong>der</strong> heutigen<br />

hochspezialisierten und arbeitsteiligen Welt in<br />

zahlreichen Fällen auf die Entwicklung und auf<br />

die Montage <strong>der</strong> von ihr zugekauften Teile. Dabei<br />

ist es unerheblich, ob sie diese von deutschen<br />

o<strong>der</strong> ausländischen Zulieferern einkauft. Solange<br />

sie die entscheidenden letzten Weiterbearbeitungsschritte<br />

im Inland vornimmt, sind die Produkte<br />

mit einem deutschen Warenursprungszeugnis<br />

in <strong>der</strong> Exportkreditversicherung in ihrer<br />

Gesamtheit grundsätzlich deckungsfähig. Diese<br />

Regelung hat Sinn, da sie auf die letzten entscheidenden<br />

Weiterbearbeitungsschritte<br />

abstellt, die schlussendlich den Charakter <strong>des</strong><br />

Produktes bestimmen.<br />

Anpassung <strong>des</strong> Drei-Stufen-Modells<br />

für den Großanlagenbau<br />

Die deutschen Unternehmen sind bestrebt, das<br />

Kern-Know-how in Deutschland zu sichern und<br />

damit ihre eigene Überlebens- und Weiterentwicklungsfähigkeit.<br />

„Der Balanceakt besteht dabei darin, einerseits<br />

durch Regionalisierung <strong>der</strong> Wertschöpfung zu<br />

wettbewerbsfähigen Kosten anbieten zu können,<br />

an<strong>der</strong>erseits die Technologie möglichst komplett<br />

im eigenen Haus zu halten.“<br />

(Dieter Rosenthal, Mitglied <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong>, SMS Siemag AG).<br />

Die politische Motivation, Risiken aus dem langfristig<br />

finanzierten Exportgeschäft zu decken, die<br />

<strong>der</strong> private Versicherungsmarkt nicht adäquat<br />

übernehmen kann, ist für in Deutschland final<br />

erstellbare Exportprodukte sowie für nur im<br />

Verwendungsland final erstellbare Großanlagen<br />

<strong>als</strong> ähnlich wichtig einzuschätzen. Gleichwohl<br />

werden bislang die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

nicht ausreichend im Rahmen <strong>der</strong><br />

Feststellung <strong>der</strong> Deckungswürdigkeit berücksichtigt.<br />

Hermesdeckungen sichern nicht nur<br />

das jeweilige Anlagenbau-Projekt ab, sie sichern<br />

auch Arbeitsplätze im Inland bzw. bauen diese<br />

noch aus. Dies geht aus <strong>der</strong> Studie¹ <strong>des</strong> ifo-Instituts<br />

München im Auftrag <strong>des</strong> BMWi hervor. Im<br />

Großanlagenbau geht es hierbei insbeson<strong>der</strong>e<br />

um die entscheidenden Kernkompetenzen in<br />

den Bereichen Prozesstechnologie, Planung sowie<br />

<strong>der</strong> damit eng verknüpften anspruchsvollen Be -<br />

schaffung von Schlüsselkomponenten. Derartige<br />

Projekte liefern substanzielle Beiträge zur Auslastung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigung nicht nur beim deutschen<br />

Anlagenbauer selbst, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch bei <strong>des</strong>sen deutschen Unterlieferanten.<br />

Sie erfüllen auch wichtige im übergeordneten<br />

deutschen Interesse liegende Ziele. Industrielle<br />

Großprojekte sind <strong>der</strong> Grundpfeiler für das Image<br />

<strong>der</strong> deutschen Industrie <strong>als</strong> Technologielieferant.<br />

Sie stehen <strong>als</strong> weithin sichtbares Zeichen für die<br />

Kompetenzen einer Industrienation zur Be wäl ti -<br />

gung komplexester technisch-organisator ischer<br />

Aufgabenstellungen.<br />

Vor diesem Hintergrund regt <strong>der</strong> Großanlagenbau<br />

an, das bisherige Drei-Stufen-Modell für den Groß -<br />

anlagenbau anzupassen. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist<br />

die Planbarkeit <strong>des</strong> Erhalts einer Deckung für Ex -<br />

porteur und Bank im Voraus. Lei<strong>der</strong> ist bislang<br />

eine Zusage nach einem aufwendigen Verfahren<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei einer Projektfinanzierung und<br />

bezüglich umweltrelevanter Fragen häufig erst<br />

gegeben, nachdem <strong>der</strong> Exporteur sein binden<strong>des</strong><br />

Angebot im Rahmen <strong>der</strong> Ausschreibung abgeben<br />

musste.<br />

1<br />

Vgl. ifo-Institut, Beschäftigungseffekte <strong>der</strong> Exportkreditgarantien <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik Deutschland „Hermesdeckungen“,<br />

Oktober 2011, verfügbar unter http://www.bmwi.de.


10 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS<br />

Entwicklung, Planung und Einkauf sind entscheidend<br />

für den Charakter einer Großanlage<br />

Ein mögliches Vorbild könnte die Regelung für in<br />

Deutschland final herstellbare Produkte sein. So<br />

wie <strong>der</strong> Exporteur hierbei lediglich den entscheidenden<br />

Fertigungsschritt benötigt und damit<br />

Deckung erreicht, braucht auch <strong>der</strong> Großanlagen -<br />

bauer eine vergleichbare Betrachtung <strong>des</strong> relevanten<br />

deutschen Anteils. Die deutsche Politik<br />

könnte zum Beispiel ähnlich dem „entscheidenden<br />

Fertigungsschritt“ im Inland beim Anlagenbauer<br />

die entscheidende Planungsleistung, insbeson<strong>der</strong>e<br />

das Engineering und Procurement, <strong>als</strong> ergänzende<br />

Begründung dafür nehmen, dass die Gesamtanlage<br />

deckungsfähig ist. Denn entscheidend für<br />

den Charakter <strong>der</strong> Anlage sind die Entwicklung<br />

und Planung sowie die daraus re sultierende Fertigung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einkauf <strong>der</strong> wesentlichen Bestandteile<br />

<strong>der</strong> Anlage. Der Aufbau <strong>der</strong> Anlage ist lediglich<br />

das Ergebnis <strong>der</strong> ersten beiden Schritte. Eine<br />

grundlegende Verbesserung für die deutschen<br />

Großanlagenbauer würde <strong>als</strong>o erreicht, wenn sich<br />

die Beurteilung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungswürdigkeit eines<br />

Großanlagenexports in verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an den deutschen Anteil in <strong>der</strong> Fallgruppe Großanlagenbau<br />

<strong>der</strong> dritten Stufe <strong>des</strong> Drei-Stufen-Modells<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Großanlagenbau braucht<br />

„erweiterte Lieferantenkreditdeckung“<br />

Die Kundenfor<strong>der</strong>ungen wandeln sich weiterhin<br />

in <strong>der</strong> Weise, dass zunehmend nicht nur Bauleistungen<br />

in EPC-Projekten, son<strong>der</strong>n auch wichtige<br />

Gesamtaufträge durch Ausschreibungen nur an<br />

Unternehmen vor Ort und nicht den im Ausland<br />

ansässigen Anlagenbauer vergeben werden. Für<br />

die durch <strong>des</strong>sen Regionalgesellschaften ge -<br />

schlossenen Projektverträge mit wesentlichen<br />

Lieferungen und Leistungen aus dem deutschen<br />

Stammhaus fehlt bislang ein praxistaugliches<br />

Deckungsangebot. Der Großanlagenbau setzt<br />

stark darauf, dass Mandatare und Politik nun<br />

pragmatische Lösungen einer erweiterten Liefe -<br />

rantenkreditdeckung für diese Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

anbieten wollen.<br />

Reform <strong>der</strong> Fabrikationsrisikodeckung in Arbeit<br />

Die Revision <strong>der</strong> Fabrikationsrisikodeckung im<br />

Jahr 2010 erfüllt die For<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

nach niedrigeren Prämien durch eine<br />

Orientierung am Verlauf <strong>der</strong> tatsächlichen Risiken<br />

an Stelle <strong>der</strong> höheren Selbstkosten nicht. Die<br />

anlagenbauende Industrie begrüßt, dass sich<br />

Politik und Mandatare mittlerweile den an dieser<br />

Stelle in den Vorjahren detailliert vorgetragenen<br />

Branchenfor<strong>der</strong>ungen angenommen haben und<br />

an einer Reform zur Deckung <strong>des</strong> Spitzenrisikos<br />

<strong>der</strong> Fabrikationsphase und daraus berechnete<br />

Prämien arbeiten.<br />

Avalgarantien flexibel handhaben<br />

Der Großanlagenbau for<strong>der</strong>t, dass zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Liquiditätssituation mehr Flexibilität<br />

bei <strong>der</strong> Obergrenze von Avalgarantien vereinbart<br />

wird. Die Volumenobergrenze wurde in <strong>der</strong> Krise<br />

auf € 300 Mio. erweitert und danach wie<strong>der</strong> auf<br />

€ 80 Mio. zurückgefahren. Die immer größeren<br />

Projektvolumina erfor<strong>der</strong>n in Einzelfällen eine<br />

Überschreitung <strong>des</strong> Limits von € 80 Mio. und<br />

selbst € 300 Mio. sind bei Megaprojekten heute<br />

immer weniger ausreichend.<br />

Finanzierung „aus einem Guss“<br />

Von <strong>der</strong> Konkurrenz – auch aus an<strong>der</strong>en OECD-/EU -<br />

Län<strong>der</strong>n wie Südkorea und Japan – wird immer<br />

öfter eine Finanzierung „aus einem Guss“, <strong>als</strong>o<br />

eine Exportfinanzierung einschließlich Deckung<br />

offeriert. Insbeson<strong>der</strong>e bei langfristigen Finanzierungen<br />

von Exportgeschäften bestehen eindeutig<br />

Engpässe im Bankensektor. Darüber hinaus<br />

scheint das Interesse <strong>der</strong> Banken an dem margen -<br />

schwachen Geschäft <strong>der</strong> Exportfinanzierung zu<br />

schwinden. OECD-Län<strong>der</strong> wie etwa die USA,<br />

Kanada, Australien, Japan und Südkorea praktizieren<br />

das sogenannte „direct lending“. Län<strong>der</strong><br />

wie Schweden, Norwegen, Finnland, Polen,<br />

Tschechien o<strong>der</strong> Ungarn stellen Exportkredite<br />

über För<strong>der</strong>banken zur Verfügung. Refinanzie -<br />

r ungsprogramme gibt es in den Nie<strong>der</strong>landen,<br />

Dänemark und <strong>der</strong> Schweiz.


WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 11<br />

„Vor <strong>der</strong> Lehman-Insolvenz war die Finanzierung<br />

von Projekten selten ein Problem. Dann hat das<br />

Risikopendel über Nacht deutlich in die an<strong>der</strong>e<br />

Richtung ausgeschlagen. Bei Großanlagen über<br />

100 Mio. Euro müssen Finanzierung und Projekte<br />

perfekt zusammenkommen. Wer eine Fremdfinanzierung<br />

braucht, tut sich schwer.“<br />

(Jürgen Nowicki, Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsleitung, Linde AG,<br />

Division Engineering).<br />

Der deutsche Großanlagenbau hat seit <strong>der</strong> Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise fast ein Drittel seines<br />

Geschäftsvolumens verloren. Politischer Handlungsbedarf<br />

zur Herstellung vergleichbarer Rahmenbedingungen<br />

in <strong>der</strong> Exportfinanzierung<br />

sowohl innerhalb <strong>der</strong> OECD <strong>als</strong> auch mit an<strong>der</strong>en<br />

Wettbewerbsnationen ist dringlich geboten:<br />

Je<strong>der</strong> Zuschlag für ein deutsches Unternehmen<br />

sichert Arbeitsplätze auch in Deutschland.<br />

OECD-„Common Approaches“ –<br />

Outreach-Gedanke aufgenommen,<br />

aber die Hürden steigen<br />

Der Großanlagenbau steht zu den umweltpolitischen<br />

Zielen <strong>der</strong> OECD, die diese durch Wettbewerbsregeln<br />

für staatlich geför<strong>der</strong>te Exportkredite<br />

aufstellt. Er steht für die von ihm gelieferte mo -<br />

<strong>der</strong>ne und umweltschonende Technik je<strong>der</strong>zeit<br />

ein. In die überarbeiteten und im Sommer 2012<br />

verabschiedeten OECD-„Common Approaches“<br />

wurden erstm<strong>als</strong> die von <strong>der</strong> Exportwirtschaft<br />

gefor<strong>der</strong>ten und unter dem Stichwort Outreach<br />

zusammengefassten Anstrengungen zur Einbindung<br />

<strong>der</strong> großen außerhalb <strong>der</strong> OECD stehenden<br />

Volkswirtschaften <strong>als</strong> politische Zielvorgabe aufgenommen.<br />

Dies ist aus Sicht <strong>des</strong> Anlagenbaus<br />

sehr zu begrüßen. Die Hürden aber bleiben o<strong>der</strong><br />

haben sich sogar erhöht, zum Beispiel dadurch,<br />

dass Exportkreditversicherer nicht nur die Großprojekte<br />

selbst, son<strong>der</strong>n auch Teilanlagen sowie<br />

benachbarte Einrichtungen wie Straßen, Energieversorgung<br />

o<strong>der</strong> bestehende Industrieanlagen<br />

prüfen, die nicht Projektbestandteile sind. Nach<br />

<strong>der</strong> nun vorliegenden Projektdefinition muss<br />

sogar etwa <strong>der</strong> völlig extern betriebene Hafen<br />

mitgeprüft werden, wenn über ihn eine entsprechende<br />

Belieferung o<strong>der</strong> Endproduktverladung<br />

<strong>der</strong> Industrieanlage stattfindet. Nach wie vor<br />

können die Wettbewerber außerhalb <strong>der</strong> OECD<br />

ohne vergleichbare Auflagen und zeitraubende<br />

Prozesse frühzeitig agieren und Verhandlungen<br />

konkret vorantreiben. Für Großanlagenbauer aus<br />

OECD-Län<strong>der</strong>n werden die Umweltprüfungen<br />

deutliche Hürden für rasche Finanzierungszusagen<br />

bleiben. Mit knapp 130 Großaufträgen über<br />

25 Mio. € ist <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />

schon in <strong>der</strong> Angebotsphase im Nachteil. Viele<br />

Kunden und Investoren können den Prüfungsaufwand<br />

gerade für verbundene Einrichtungen,<br />

die ja nicht Bestandteil <strong>des</strong> Projekt- und Finanzierungswunsches<br />

sind, kaum nachvollziehen.<br />

„Level playing field“ muss erreicht werden<br />

Industriell aufstrebende Volkswirtschaften außer -<br />

halb <strong>der</strong> OECD, insbeson<strong>der</strong>e China, Indien o<strong>der</strong><br />

Brasilien, steigern ihren globalen Anteil bei Investitionsgüterlieferungen.<br />

Län<strong>der</strong> wie China, mittlerweile<br />

Exportweltmeister, verfügen längst über<br />

sehr leistungsfähige staatliche Systeme <strong>der</strong> Ex -<br />

portkreditversicherung, die allerdings bezüglich<br />

Län<strong>der</strong>risiken, Laufzeiten und Umweltstandards<br />

nicht dem OECD-Konsensus unterliegen: Klare<br />

Wettbewerbsnachteile sind die Folge; das die<br />

OECD prägende Ziel <strong>des</strong> „level playing field“ wird<br />

damit immer mehr in Frage gestellt. Die Regie -<br />

r ungsvertreter müssen <strong>des</strong>halb noch stärkere<br />

Anstrengungen unternehmen, die staatlichen<br />

Exportkreditgarantien für Wettbewerber aus<br />

Nicht-OECD-Län<strong>der</strong>n rasch in den grundsätzlich<br />

bewährten Konsensus einzubinden. Die bisherigen<br />

einseitigen Verschärfungen <strong>der</strong> „Common<br />

Approaches“ haben sie diesem Ziel nicht näher<br />

gebracht.<br />

Dialog und mutige Gestaltung dringend nötig<br />

Die Großanlagenbauer nehmen zu den Verbesserungspotenzialen<br />

klar Stellung. Ebenso deutlich<br />

äußern sie ihre Anerkennung für den intensiven<br />

politischen Dialog <strong>der</strong> Ressorts und Mandatare<br />

zur erfolgreichen Gestaltung <strong>des</strong> OECD-Regelwerks<br />

und <strong>der</strong> Hermesdeckung. Der Anlagenbau<br />

im VDMA wird ihn begleiten und inhaltlich<br />

gestalten, wo immer er kann.


12 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS<br />

Steuerpolitik<br />

OECD-Musterabkommen:<br />

Keine Aufweichung <strong>des</strong> Betriebsstättenbegriffs<br />

zu Lasten <strong>der</strong> Anlagenbauer<br />

Die Definition von „Betriebsstätten“ im Rahmen<br />

von OECD-Mustervorlagen zu Doppelbesteue -<br />

r ungsabkommen (DBA) ist schon lange eine<br />

Kontroverse zwischen den Mitgliedstaaten. Ge -<br />

genwärtig droht eine weitere Aufweichung <strong>des</strong><br />

Betriebsstättenbegriffs im OECD-Musterkommentar<br />

2013. Der Stellungnahme <strong>des</strong> VDMA<br />

gegen den jüngsten Vorstoß <strong>des</strong> bereits seit<br />

2003 durch die OECD initiierten Aufweichungsprozesses<br />

folgte eine Einladung zu einer Anhö -<br />

r ung <strong>des</strong> in dieser Sache fe<strong>der</strong>führenden OECD-<br />

Fiskalausschusses am 7. September 2012 in Paris.<br />

Der VDMA trat dabei im Einklang mit den an<strong>der</strong>en<br />

deutschsprachigen Fachleuten (u.a. <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums<br />

<strong>der</strong> Finanzen) fiskalpolitisch motivierten<br />

Versuchen einiger Mitgliedsstaaten entgegen,<br />

unter dem Deckmantel <strong>der</strong> OECD eine<br />

Umverteilungspolitik zulasten von international<br />

operierenden Großanlagenbauern durchzusetzen.<br />

Denn eine Aufweichung <strong>des</strong> Betriebsstättenbegriffs<br />

hat nicht nur eine Verlagerung <strong>des</strong> Steueraufkommens<br />

vom Sitzstaat in den Tätigkeitsstaat zur<br />

Folge. Sie bringt für das betroffene Unternehmen<br />

auch einen enormen Anstieg <strong>der</strong> organisatorischen<br />

Kosten mit sich.<br />

Doppelbesteuerungsabkommen:<br />

Überzeugungsarbeit vor Ort in Indonesien<br />

und Indien<br />

Viele Staaten tendieren durch sinkende Staatseinnahmen<br />

dazu, Steuern abweichend von <strong>der</strong><br />

DBA-Regelung zu erheben. Immer wie<strong>der</strong> müssen<br />

sich die Unternehmen <strong>des</strong> Großanlagenbaus z.B.<br />

gegen unrechtmäßige Liefergewinnbesteuerungen<br />

wehren. Um dem entgegenzuwirken, starteten<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> steuerlichen Arbeitskreises <strong>der</strong><br />

VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau ein<br />

Pilotprojekt. Durch gezielte Information und Diskussion<br />

sollten die für die Besteuerung in den<br />

Ziellän<strong>der</strong>n Verantwortlichen sensibilisiert und<br />

eingebunden werden. Im Juni 2011 traf sich eine<br />

VDMA-Firmen-Delegation in Jakarta mit Vertre -<br />

t ern <strong>des</strong> indonesischen Finanzministeriums, um<br />

anlagenbauspezifische Themen zu diskutieren.<br />

Wie wichtig dieser steuerliche Dialog ist, zeigte<br />

ein zweiter Workshop im Oktober 2012 in New<br />

Delhi. 42 Unternehmensvertreter und 26 Vertreter<br />

<strong>der</strong> indischen Steuerbehörden aus dem ganzen<br />

Land diskutierten zwei Tage lang Auslegungs -<br />

fragen zum deutsch-indischen DBA. Ziel solcher<br />

Workshops ist es, gemeinsam mit <strong>der</strong> indischen<br />

Finanzverwaltung Lösungen zu erarbeiten, die<br />

Doppelbesteuerungen verhin<strong>der</strong>n. Um eine<br />

Steuer-Harmonisierung zu erreichen, müssen<br />

die Staaten immer wie<strong>der</strong> auf die steuerlichen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten und Risiken <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

bei <strong>der</strong> Projektierung und Errichtung von<br />

Anlagen hingewiesen werden. Aus diesem<br />

Grund initiierte <strong>der</strong> VDMA die Fortführung <strong>der</strong><br />

Aktivitäten in Jakarta: In Zusammenarbeit mit<br />

dem Bun<strong>des</strong>finanzministerium und <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>finanzakademie<br />

wurde eine Schulung für indonesische<br />

Finanzbeamte in Berlin organisiert.<br />

Erstm<strong>als</strong> diskutierten deutsche und indonesische<br />

Finanzbeamte dabei gemeinsam mit Steuer -<br />

experten deutscher Anlagebauunternehmen. In<br />

diesen Gesprächen wurde deutlich, wie unterschiedliche<br />

Sichtweisen und Besteuerungskonzepte<br />

zu praktischen Schwierigkeiten bei <strong>der</strong><br />

Besteuerung von Großanlagenprojekten führen<br />

und Doppelbesteuerungen auslösen.<br />

Deutsches Steuerrecht:<br />

Praxistaugliche Ausgestaltung <strong>des</strong><br />

Authorised OECD Approach<br />

Seit Mitte 2012 versucht die Bun<strong>des</strong>regierung,<br />

den Authorised OECD Approach (AOA) in innerstaatliches<br />

Recht aufzunehmen. Damit wird die<br />

rechtlich unselbständige Betriebsstätte im Ausland<br />

künftig fiktiv wie ein eigenständiges und<br />

unabhängiges Unternehmen behandelt, <strong>der</strong>en<br />

Gewinnabgrenzung nach <strong>der</strong> jeweils ausgeübten<br />

Personalfunktion erfolgt. Das hat weitreichende<br />

Folgen und ist mit den meisten <strong>der</strong>zeit bestehenden<br />

DBA nicht vereinbar.


WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 13<br />

Verkehrspolitik<br />

Aktuell verfügt Deutschland über mehr <strong>als</strong> 90 DBA<br />

im Bereich <strong>der</strong> Ertragsteuern, die noch auf dem<br />

alten OECD-Musterabkommen basieren. Es dürfte<br />

daher selbst mittelfristig kaum möglich sein,<br />

diese neu zu verhandeln und anzupassen. Daher<br />

werden den abweichenden DBA-Regelungen<br />

Vorrang vor den neuen innerstaatlichen Bestimmungen<br />

eingeräumt, wenn <strong>der</strong> ausländische<br />

Staat sein Besteuerungsrecht entsprechend dem<br />

anzuwendenden Abkommen ausübt. Jedoch<br />

muss die letztgenannte Voraussetzung durch<br />

den Steuerpflichtigen nachgewiesen werden.<br />

Dies ist einmalig in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> deutschen<br />

steuerrechtlichen Abkommenspolitik. Darüber<br />

hinaus enthält das Gesetz keinerlei Hinweis, in<br />

welcher Form dieser Nachweis zu führen ist. Es<br />

belastet den Steuerpflichtigen mit einem kaum<br />

zu leistenden administrativen Aufwand.<br />

Die nunmehr geplante Rechtsverordnung, die<br />

den AOA konkretisieren soll, muss praxistauglich<br />

ausgestaltet werden. Hierzu steht <strong>der</strong> VDMA im<br />

engen Dialog mit dem Bun<strong>des</strong>ministerium für<br />

Finanzen, um eine Öffnungsklausel für Großanlagenbauprojekte<br />

zu erhalten. Diese soll es<br />

ermöglichen, das in Deutschland freizustellende<br />

Betriebsstättenergebnis nach <strong>der</strong> Profit-Split-<br />

Methode zu ermitteln.<br />

Die nachlassende Qualität <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur<br />

stellt den Großanlagenbau zunehmend<br />

vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen, da er in erheblichem<br />

Maße auf die Durchführung von Großraumund<br />

Schwerguttransporten angewiesen ist. Die<br />

Straße spielt dabei unter allen Verkehrsträgern<br />

eine herausragende Rolle, weil nur sie den jeweil i -<br />

gen <strong>Produktion</strong>sstandort mit den weiterführenden<br />

Verkehrsträgern Schiene und Wasserstraße<br />

verknüpft.<br />

Maro<strong>des</strong> Straßennetz zwingt zu Umwegen<br />

Viele Bun<strong>des</strong>fernstraßen und insbeson<strong>der</strong>e die<br />

wichtigen Trassen zu den Umschlagplätzen an<br />

den See- und Binnenhäfen befinden sich in einem<br />

maroden Zustand. Ausschlaggebend sind hierbei<br />

häufig die Brückenbauwerke, die ursprünglich<br />

nicht auf den Umfang <strong>des</strong> heutigen (Schwer-)<br />

Güterverkehrs ausgerichtet waren und mittlerweile<br />

aus Sicherheitsgründen abgelastet und<br />

damit vor allem für die Transporte <strong>des</strong> Großan -<br />

lagenbaus auf Jahre hin nicht nutzbar sind. Für<br />

Schwertransporte sind daher zunehmend weiträumige<br />

Umfahrungen über das Sekundärnetz<br />

(Bun<strong>des</strong>- und Kreisstraßen) notwendig, die zu<br />

Fahrzeitverlängerungen und Kostenerhöhungen<br />

führen. In diesem Zusammenhang seien auch<br />

vielfältige Behin<strong>der</strong>ungen durch diejenigen Kreis -<br />

verkehre und Baustellen erwähnt, die die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>des</strong> Großraum- und Schwerguttransports<br />

nicht berücksichtigen.


14 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS<br />

Bun<strong>des</strong>verkehrswegeplan 2015 <strong>als</strong> Chance<br />

Haup t ursache für diese Entwicklung ist die an -<br />

dauernde Unterfinanzierung <strong>der</strong> Verkehrswege.<br />

Trotz eines errechneten jährlichen Bedarfs von<br />

14 Mrd. € hat <strong>der</strong> Bund seit Jahren – mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> Jahre 2008/2009 – weniger <strong>als</strong> 10 Mrd. € in -<br />

vestiert. Auch die aktuelle Etatplanung sieht bis<br />

2016 keine Erhöhung vor. Grundlage <strong>der</strong> künftigen<br />

Planungen ist <strong>der</strong> für zehn Jahre geltende Bun -<br />

<strong>des</strong> verkehrswegeplan (BVWP) 2015. Die hierzu<br />

<strong>der</strong>zeit laufenden Vorbereitungen bieten nun die<br />

Chance, die Belange <strong>des</strong> Großanlagenbaus in die<br />

Bewertungskriterien <strong>der</strong> neuen Bun<strong>des</strong>verkehrswegeplanung<br />

aufzunehmen. Der VDMA hat in<br />

diesem Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en Verbänden in<br />

einer gemeinsamen Erklärung 2 bereits auf die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Wirtschaft hingewiesen und be -<br />

grüßt ausdrücklich die bisherige Grundkonzeption<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> für den neuen BVWP. Auch aus Sicht<br />

<strong>des</strong> VDMA ist es danach zwingend erfor<strong>der</strong>lich,<br />

an erster Stelle den Bedarf für Erhaltungsinvestitionen<br />

fachlich zu ermitteln und ihm Vorrang vor<br />

Aus- und Neubauvorhaben zu verleihen. Der VDMA<br />

begrüßt zudem das verkehrspolitische Oberziel<br />

<strong>der</strong> vorgelegten Grundkonzeption 3 , wettbewerbsfähige<br />

Transportbedingungen für die Wirtschaft<br />

zu gewährleisten.<br />

Verkehrspolitik im Fokus<br />

Neben <strong>der</strong> Exportfinanzierung und <strong>der</strong> Steuerpo -<br />

litik ist vor diesem Hintergrund auch die Verkehrspolitik<br />

verstärkt in den Fokus <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

gerückt. Da insbeson<strong>der</strong>e bisherige Hauptrouten<br />

über Bun<strong>des</strong>fernstraßen wegen notwendiger<br />

Ertüchtigungen teilweise für die kommenden<br />

20 Jahre nicht zur Verfügung stehen werden, müssen<br />

zuverlässige Ersatzstrecken im Sekundärnetz<br />

für Schwerguttransporte <strong>des</strong> Groß anlagenbaus zu<br />

den Binnen- und Seehäfen identifiziert werden.<br />

Diese sind im Dialog mit den zuständigen Län<strong>der</strong>n<br />

und Gemeinden zu schütz en sowie bei Erhaltung<br />

und Ausbau bevorzugt zu berücksichtigen.<br />

Der Zustand <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur lässt Großraum- und Schwertransporte<br />

zunehmend zur Herausfor<strong>der</strong>ung werden.<br />

2 Vgl. Gemeinsame Erklärung vom Oktober 2012 „Damit Deutschland wirtschaftlich stark bleibt. In die Verkehrs -<br />

infrastruktur investieren, die Grundlage <strong>des</strong> Wachstums sichern.“, BDI-Drucksache Nr. 461.<br />

3<br />

Vgl. Grundkonzeption für den Bun<strong>des</strong>verkehrswegeplan 2015 – Entwurf, Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,<br />

Februar 2013, abrufbar unter www.bmvbs.de.


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 15<br />

Geschäftsentwicklung<br />

Das Jahr 2012 war von wirtschaftlichen und po -<br />

litischen Unsicherheiten geprägt. Das sich verlangsamende<br />

globale Wirtschaftswachstum, die<br />

durch die Eurokrise hervorgerufene Verunsicherung<br />

<strong>der</strong> Finanzmärkte, instabile politische Rahmenbedingungen<br />

in Teilen <strong>der</strong> arabischen Welt,<br />

Um brüche auf den globalen Energiemärkten so -<br />

wie massive Überkapazitäten in Kernbranchen<br />

wie etwa <strong>der</strong> Stahl- und <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

stellten wesentliche Herausfor<strong>der</strong>ungen für den<br />

Anlagenbau dar. Vor diesem Hintergrund konnte<br />

<strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau nicht an die positive<br />

Geschäftsentwicklung <strong>der</strong> Jahre 2010 und 2011<br />

anknüpfen. Die von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> VDMA<br />

Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>)<br />

gemeldeten Auftragseingänge sanken 2012 um<br />

18 % auf 20,5 Mrd. € (2011: 24,9 Mrd. €).<br />

Hinter diesem Ergebnis verbergen sich auf Ebene<br />

<strong>der</strong> einzelnen Anlagenbaubranchen sehr unterschiedliche<br />

Entwicklungen. So litten die Anbieter<br />

von Kraftwerken und von Energieübertragungsanlagen<br />

im Berichtsjahr stark unter unklaren<br />

energiepolitischen Rahmenbedingungen im<br />

Inland. Die Auslandsnachfrage nach Kraftwerken<br />

sank in<strong>des</strong>sen nur leicht und zog in einzelnen<br />

Regionen sogar kräftig an. Auch <strong>der</strong> Hütten- und<br />

Walzwerksbau spürte die Zurückhaltung seiner<br />

Auftragseingang im Großanlagenbau von 2003 – 2012<br />

Mrd. €<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Auftragseingang<br />

insgesamt<br />

Drei-Jahres-<br />

Durchschnitt<br />

Ausland<br />

Inland<br />

Abbildung 4<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


16 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

Kunden deutlich. Der Bau neuer Stahlwerke<br />

wurde verschoben und einzelne Investitionsvorhaben<br />

sogar völlig gestrichen. Der verfahrens -<br />

technische Chemieanlagenbau konnte seine<br />

jahrelange Talfahrt hingegen stoppen, nicht zu -<br />

letzt dank mehrerer Großprojekte <strong>der</strong> chemischen<br />

Industrie in Deutschland. Die Anbieter von Anlagen<br />

zur Rohstoffför<strong>der</strong>ung und -verarbeitung erlebten<br />

mit einem Auftragsplus von knapp 50 % den<br />

höchsten Zuwachs aller betrachteten Branchen.<br />

Bezogen auf die regionale Verteilung <strong>der</strong> Aufträge<br />

hielt <strong>der</strong> generelle Trend <strong>der</strong> vergangenen Jahre<br />

auch 2012 an: Die Industrielän<strong>der</strong> büßten an<br />

Bedeutung ein, Schwellenlän<strong>der</strong> in Asien, Südamerika<br />

und Osteuropa werden <strong>als</strong> Absatzmärkte<br />

<strong>des</strong> Großanlagenbaus hingegen immer wichtiger.<br />

Es gab jedoch Ausnahmen von diesem Verlauf.<br />

So beschränkte sich die Nachfrageschwäche in<br />

den Industrielän<strong>der</strong>n auf Westeuropa. Nordamerika<br />

gewann im Berichtszeitraum in Folge <strong>der</strong><br />

beschleunigten Exploration <strong>der</strong> US-Schiefergasvorkommen<br />

und <strong>des</strong> Wachstums <strong>der</strong> kanadischen<br />

Ölsandindustrie hingegen an Bedeutung und<br />

steht mittelfristig wohl vor einer industriellen<br />

Renaissance. Die Erfolge <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus<br />

in Asien beruhten im Berichtsjahr<br />

größtenteils auf Aufträgen aus Ost- und Südostasien.<br />

China, Südkorea und Vietnam waren die<br />

wesentlichen Absatzmärkte. Hingegen mussten<br />

die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> in Südasien und vor allem<br />

im Mittleren Osten Rückschläge hinnehmen. Der<br />

Anteil Asiens am Gesamtexport war mit 47 %<br />

zwar hoch, fiel aber unter den Rekordwert von<br />

2011 (59 %).<br />

Im Auslandsgeschäft setzte sich über alle Branchen<br />

hinweg auch 2012 <strong>der</strong> Trend zu Großprojekten<br />

und Generalunternehmerschaft fort. Die<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft reagierten<br />

auf diese Entwicklung mit einer stärkeren internationalen<br />

Aufstellung sowie durch Kooperationen<br />

mit Lieferanten und an<strong>der</strong>en Anlagenbauern.<br />

Details hierzu liefert das Kapitel „Trends in den<br />

Unternehmen“ auf den Seiten 39ff.<br />

Umsatz steigt auf neuen Rekordwert<br />

Zum zehnten Mal in Folge meldeten die Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> im Jahr 2012 steigende Umsätze. Mit<br />

22,6 Mrd. € überstieg das Volumen den Vorjah -<br />

r eswert (2011: 22,4 Mrd. €) leicht. Der Auslands-<br />

Umsatz lag bei 17,7 Mrd. € (2011: 18,8 Mrd. €),<br />

<strong>der</strong> Inlands-Umsatz bei 4,9 Mrd. € (2011: 3,6<br />

Mrd. €). Der von vielen Unternehmen konsequent<br />

betriebene Ausbau <strong>des</strong> Servicegeschäfts und die<br />

damit bewirkte Verstetigung <strong>der</strong> Mittelzuflüsse<br />

haben zu diesem erfreulichen Ergebnis beigetragen.<br />

Ferner spiegelt <strong>der</strong> deutliche Zuwachs <strong>des</strong> inländischen<br />

Umsatzes die gute Auftragslage im Kraft -<br />

werksbau in den Jahren 2010 und 2011 wi<strong>der</strong>.<br />

Als Indikator zur Beurteilung <strong>der</strong> aktuellen Markt -<br />

entwicklung ist <strong>der</strong> Umsatz im Großanlagenbau<br />

allerdings ungeeignet, da er angesichts <strong>der</strong> Lang -<br />

fristigkeit <strong>des</strong> Geschäfts zurückliegende Auf -<br />

träge spiegelt. Daher bleibt diese Kennzahl im<br />

Folgenden unberücksichtigt.


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 17<br />

Inlandsgeschäft<br />

Die inländische Nachfrage ist 2012 eingebrochen.<br />

Mit 3,9 Mrd. € lagen die Auftragseingänge um<br />

41 % unter Vorjahresniveau (2011: 6,6 Mrd. €).<br />

Selbst für eine an starke Ausschläge gewöhnte<br />

Branche wie den Großanlagenbau ist dieser Rück -<br />

gang ungewöhnlich und historisch einmalig.<br />

Zwei Gründe sind für diese Entwicklung verantwortlich.<br />

Zum einen war die allgemeine Investitionsneigung<br />

in Deutschland 2012 sehr gering:<br />

Die nominalen Ausrüstungsinvestitionen gingen<br />

um über 6 % zurück, auch Bestellungen von Groß -<br />

anlagen waren hiervon betroffen. Zum an<strong>der</strong>en<br />

wurden 2011 mehrere Großaufträge für Windparks<br />

in <strong>der</strong> Nordsee sowie die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Netztechnik an die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> vergeben.<br />

Solche Bestellungen blieben im Berichtsjahr<br />

völlig aus. Doch es gab auch Lichtblicke: So<br />

erreichten die Bestellungen für verfahrenstechnische<br />

Chemieanlagen das höchste Niveau seit<br />

1998 und auch die Anbieter för<strong>der</strong>technischer<br />

Ausrüstungen sowie <strong>der</strong> Anlagenbau für die<br />

Holzwerkstoffindustrie verzeichneten Zuwächse.<br />

Der drastische Bestellrückgang ging Hand in Hand<br />

mit dem Bedeutungsverlust von Großprojekten,<br />

<strong>als</strong>o Einzelor<strong>der</strong> mit einem Wert von min<strong>des</strong>tens<br />

25 Mio. €. Die heimische Industrie realisierte 2012<br />

insgesamt 21 <strong>der</strong>artige Projekte mit einem Ge -<br />

samtvolumen von 2,2 Mrd. € (2011: 23 Vorhaben<br />

mit 4,8 Mrd. €). Der Anteil dieser Vorhaben am<br />

Inlands-Auftragseingang war mit 58 % so niedrig<br />

wie zuletzt 2007.<br />

Buchungen um 59 % unter dem Wert <strong>des</strong> Vorjahres<br />

(2011: 3,4 Mrd. €) und um 30 % unter<br />

dem langjährigen Durchschnitt (2003 bis 2012:<br />

2,0 Mrd. €).<br />

Die wesentlichen Gründe für diesen Einbruch<br />

wurden bereits genannt. So konnten die <strong>AGAB</strong>-<br />

Mitglie<strong>der</strong> nicht von den im Markt vorhandenen<br />

Aufträgen für Windkraftanlagen profitieren.<br />

Ferner lassen sich fossil befeuerte Kraft werke<br />

unter dem aktuellen energiepolitischen Rahmen,<br />

<strong>der</strong> regenerativen Energien einen Vorrang einräumt,<br />

kaum wirtschaftlich betreiben. Energieversorgungsunternehmen<br />

schrecken unter diesen<br />

Umständen vor größeren Investitionen zurück.<br />

Die Bestellungen <strong>des</strong> vergangenen Jahres bezogen<br />

sich überwiegend auf die Mo<strong>der</strong>nisier ung<br />

und Wartung von Bestandsanlagen. Der Auftrag<br />

für die schlüsselfertige Errichtung eines Gas- und<br />

Dampfturbinen (GuD)-Kraftwerks in Düsseldorf,<br />

<strong>der</strong> 2012 von einem <strong>AGAB</strong>-Mitglied gewonnen<br />

wurde, stellte eine Ausnahme dar. Weitere Details<br />

zur aktuellen Situation und den Perspektiven im<br />

Kraftwerksbau sind dem Branchenbericht auf den<br />

Seiten 45ff. zu entnehmen.<br />

Inlands-Auftragseingang nach Anlagen 2012<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

bremsen Kraftwerksbau<br />

Traditionell ist <strong>der</strong> Kraftwerksbau die am Auftragseingang<br />

gemessen wichtigste Branche im<br />

Inland. Auch 2012 übertrafen die Bestellungen<br />

für Energieanlagen die Nachfrage in an<strong>der</strong>en<br />

Sektoren deutlich. Dennoch war das absolute<br />

Niveau enttäuschend. Mit 1,4 Mrd. € lagen die<br />

Ersatzteil- und<br />

Kleinaufträge<br />

24,8%<br />

Sonstige<br />

Anlagen<br />

7,2%<br />

Elektrotechnische<br />

Ausrüstungen<br />

7,1% Hütten- und<br />

Walzwerke<br />

7,7%<br />

Kraftwerke<br />

36,0%<br />

Verfahrenstechnische<br />

Chemieanlagen<br />

17,2%<br />

Abbildung 5<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


18 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

Chemieanlagenbau profitiert von<br />

Großprojekten im Inland<br />

Der deutsche Chemieanlagenbau – dieser Bericht<br />

versteht darunter neben den klassischen organischen<br />

und anorganischen Chemieanlagen auch<br />

Gaserzeugungs- und Luftzerlegungsanlagen –<br />

war mit <strong>der</strong> Geschäftsentwicklung <strong>des</strong> Jahres<br />

2012 sehr zufrieden. Die Bestellungen addierten<br />

sich auf 672 Mio. € (2011: 100 Mio. €) und er -<br />

reichten damit ein Zehn-Jahres-Hoch. Erstm<strong>als</strong><br />

seit langem gab es auch wie<strong>der</strong> mehrere Großaufträge<br />

im Wert von über 100 Mio. €. Damit hat<br />

die Branche spürbar von den 2012 gestarteten<br />

Großprojekten <strong>der</strong> chemischen Industrie in<br />

Deutschland profitiert. Beispiele für die Beteiligung<br />

von <strong>AGAB</strong>-Firmen an heimischen Vorhaben<br />

sind <strong>der</strong> Bau eines Reformers zur Herstellung von<br />

Wasserstoff und Kohlenmonoxid im Chemiepark<br />

Dormagen und die Umrüstung einer Amalgam-<br />

Elektrolyse auf das mo<strong>der</strong>ne Membranverfahren<br />

am Standort Frankfurt-Höchst.<br />

Dass <strong>der</strong> inländische Chemieanlagenbau solche<br />

Projekte gegen die in Deutschland sehr agile<br />

US-amerikanische und europäische Konkurrenz<br />

ge winnen konnte, spricht für seine hohe Technologie-<br />

und Abwicklungskompetenz sowie für seine<br />

preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Überdies stellen<br />

solche Erfolge auf dem Heimatmarkt starke<br />

Referenzen auch für das Auslandsgeschäft dar.<br />

Nachfrage im Hütten- und Walzwerksbau von<br />

kleineren Mo<strong>der</strong>nisierungsvorhaben geprägt<br />

Im metallurgischen Anlagenbau setzte sich <strong>der</strong><br />

Aufschwung <strong>der</strong> Jahre 2010 und 2011 im Be -<br />

richtszeitraum nicht fort. Mit 301 Mio. € lagen<br />

die Inlands-Bestellungen um 46 % unter dem<br />

letztjährigen Rekordwert (2011:561 Mio. €).<br />

Angesichts <strong>des</strong> schwierigen Marktumfelds in<br />

<strong>der</strong> Stahl- und Aluminiumindustrie ist dies jedoch<br />

nicht <strong>als</strong> Misserfolg zu werten – vielmehr waren<br />

die Anbieter zufrieden, den langjährigen Durch -<br />

schnitt swert von 275 Mio. € übertroffen zu haben.<br />

Das Marktgeschehen war 2012 von vielen Vor -<br />

haben im einstelligen und niedrigen zweistelligen<br />

Millionenbereich geprägt. Die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

und Instandhaltung älterer Anlagen stand dabei<br />

im Blickpunkt, Großprojekte über 25 Mio. € bildeten<br />

Ausnahmen. Eines <strong>der</strong> wenigen Vorhaben<br />

in dieser Größenordnung war <strong>der</strong> Lieferauftrag<br />

zum Umbau einer Stranggießanlage für ein<br />

Stahlwerk in Duisburg.<br />

An<strong>der</strong>e Branchen entwickeln sich uneinheitlich<br />

Die übrigen in <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> vertretenen 15 Anlagen -<br />

bausparten, die nicht zu den Kernbereichen<br />

Energie, Chemie und Stahl gehören, entwickelten<br />

sich 2012 uneinheitlich. Hinter einem Auftragsrückgang<br />

von insgesamt rund 20 % steht eine<br />

Bandbreite, die von plus 85 % in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>technik<br />

bis minus 76 % bei den Anbietern elektrotechnischer<br />

Ausrüstungen reicht. Ein allgemeiner Trend<br />

ist dabei nicht auszumachen. Allerdings sind<br />

Branchen mit negativem Vorzeichen in <strong>der</strong> Mehr -<br />

heit. So bestellten bedeutende Industriezweige<br />

wie die Papier- und die Nahrungsmittelindustrie<br />

2012 wesentlich weniger Anlagen <strong>als</strong> noch im<br />

Vorjahr. Das schwierige konjunkturelle Umfeld,<br />

aber auch <strong>der</strong> seit vielen Jahren zu beobachtende<br />

schleichende Bedeutungsverlust <strong>des</strong> Inlandsmarktes<br />

spiegelt sich in diesen Zahlen wi<strong>der</strong>.


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 19<br />

Auslandsgeschäft<br />

Das Auslandsgeschäft ist seit jeher Treiber <strong>der</strong><br />

Nachfrage nach Großanlagen. Dabei hat die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Exportmärkte in jüngster Ver -<br />

gangenheit sogar noch zugenommen. Lag <strong>der</strong><br />

Auslandsanteil in den 1980er und 1990er Jahren<br />

bei jeweils gut 60 %, waren es im Durchschnitt<br />

<strong>der</strong> Jahre 2000 bis 2012 knapp 80 %. Ein Ende<br />

o<strong>der</strong> gar eine Umkehr dieser Entwicklung ist<br />

nicht in Sicht.<br />

Schwellenlän<strong>der</strong> werden wichtiger<br />

Mit dem Bedeutungszuwachs <strong>der</strong> Auslandsmärkte<br />

einher ging eine Verschiebung <strong>der</strong> Nachfragestruktur<br />

weg von den klassischen Industrielän<strong>der</strong>n<br />

in Westeuropa und Nordamerika hin zu Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />

in Asien, Südamerika und Osteuropa.<br />

Der Anteil dieser Län<strong>der</strong>gruppe am Auslands-<br />

Auftragseingang liegt heute bei rund 80 %, vor<br />

zehn Jahren waren es erst 60 % gewesen.<br />

Die Entwicklung <strong>des</strong> Jahres 2012 passt sich gut<br />

in dieses langfristige Muster ein. Zwar sanken<br />

die Auslands-Bestellungen mit 16,6 Mrd. € um<br />

9 % unter das Niveau von 2011 (18,3 Mrd. €),<br />

angesichts <strong>des</strong> sehr viel stärkeren Einbruchs <strong>der</strong><br />

Inlandsnachfrage schnellte <strong>der</strong> Auslandsanteil<br />

jedoch sprunghaft auf 81 % hoch (2011: 73 %).<br />

Und auch die Verschiebung <strong>des</strong> Geschäfts nach<br />

Asien setzte sich fort: Knapp 30 % <strong>der</strong> Bestellungen<br />

wurden im Berichtsjahr von Kunden aus Ostund<br />

Südostasien getätigt – eine Quote, wie sie<br />

zuletzt Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahren erreicht wurde.<br />

Der Anteil Westeuropas war mit 10 % hingegen<br />

so niedrig wie noch nie.<br />

China bleibt größter Auslandsmarkt<br />

Die aktuelle Struktur <strong>der</strong> wichtigsten Absatzmärkte<br />

spiegelt den beschriebenen Langfristtrend wi<strong>der</strong>:<br />

Fünf <strong>der</strong> zehn bedeutendsten Märkte lagen 2012<br />

in Asien, die Plätze eins bis drei wurden sogar<br />

ausschließlich von asiatischen Län<strong>der</strong>n belegt<br />

(vgl. Abb. 6). China stand zum vierten Mal in<br />

Folge an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Rangliste. Südkoreas<br />

zweiter Platz ist Folge mehrerer Großaufträge<br />

für hocheffiziente Gaskraftwerke, die das Land<br />

infolge starken Wirtschaftswachstums zur<br />

Sicherstellung seiner Energieversorgung benötigt.<br />

Indien mo<strong>der</strong>nisiert und erweitert seine indus -<br />

triellen Kapazitäten umfassend. Deutsche Anlagenbauer<br />

konnten im Berichtsjahr von diesen<br />

Programmen profitieren und erhielten zahlreiche<br />

Großaufträge für Kohlekraftwerke, metallurgische<br />

Anlagen sowie Papiermaschinen.<br />

China war 2012 <strong>der</strong> bedeutendste<br />

Absatzmarkt für den deutschen Großanlagenbau.<br />

Das Thema Umweltschutz<br />

gewinnt auch in <strong>der</strong> Volksrepublik bei<br />

vielen Projekten immer mehr an<br />

Bedeutung.


20 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

Doch auch außerhalb Asiens bieten wachstumsorientierte<br />

und bevölkerungsreiche Län<strong>der</strong> wie<br />

die Türkei, Brasilien und Russland dem deutschen<br />

Anlagenbau großes Potenzial. Im vergangenen<br />

Jahr kamen aus diesen drei Län<strong>der</strong>n Aufträge im<br />

Wert von jeweils über einer halben Milliarde Euro.<br />

Projekte zur Rohstoffför<strong>der</strong>ung und -verarbeitung<br />

sowie zur Verbesserung <strong>der</strong> Energieversorgung<br />

standen dabei im Blickpunkt.<br />

Die USA waren 2012 das einzige Industrieland<br />

unter den „Top Ten“. Der Boom in <strong>der</strong> Schiefergasför<strong>der</strong>ung<br />

sorgte sowohl in <strong>der</strong> Exploration<br />

<strong>als</strong> auch in <strong>der</strong> Weiterverarbeitung <strong>des</strong> Gases<br />

für eine Vielzahl von Anlagenprojekten, an<br />

denen auch <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> beteiligt waren. Da<br />

die För<strong>der</strong>menge in den Vereinigten Staaten<br />

weiter ansteigt und <strong>der</strong> dortige Gaspreis damit<br />

auch absehbar unter dem Niveau in Europa<br />

o<strong>der</strong> Asien liegen wird, sind die Aussichten für<br />

den US-Anlagenbaumarkt <strong>als</strong> dauerhaft günstig<br />

zu beurteilen (Details siehe Seite 35f.).<br />

Auslands-Auftragseingang nach Kundenlän<strong>der</strong>n 2012<br />

(in Prozent)<br />

China 11% Südkorea 9%<br />

Die Mitgliedsfirmen <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> erhielten 2012<br />

Aufträge von Kunden aus 117 Län<strong>der</strong>n (Vorjahr:<br />

113). Die Anteile <strong>der</strong> 10 (20, 50) or<strong>der</strong>stärksten<br />

Staaten an den gesamten Auslandsbestellungen<br />

lagen bei 56 % (74 %, 95 %). Im Vergleich zum<br />

Vorjahr haben sich diese Quoten leicht reduziert<br />

(2011: 59 % / 75 % / 96 %). Eine Abhängigkeit<br />

<strong>des</strong> Großanlagenbaus von einzelnen Län<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> Regionen war und ist somit nicht erkennbar.<br />

Vielmehr sind die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> auf allen<br />

Kontinenten aktiv und weltweit mit Nie<strong>der</strong>lassungen<br />

vertreten. Sie bemühen sich überdies<br />

verstärkt um die Erschließung neuer, bislang<br />

wenig beachteter Märkte, etwa in Afrika o<strong>der</strong> in<br />

Zentralasien. Mit mehreren Großaufträgen aus<br />

Schwarzafrika (Kongo, Liberia, Sambia) waren die -<br />

se Bestrebungen im vergangenen Jahr von Erfolg<br />

gekrönt.<br />

Zahl <strong>der</strong> Großprojekte rückläufig<br />

Die Auslands-Bestellungen waren auch 2012<br />

mehrheitlich auf die Hereinnahme von Großaufträgen<br />

ab 25 Mio. € zurückzuführen. Der Anteil<br />

dieser Projekte am gesamten Auslandsgeschäft<br />

ist bezogen auf ihren Wert allerdings seit meh -<br />

r eren Jahren rückläufig und lag mit 59 % unter<br />

den Quoten <strong>der</strong> Vorjahre (2011: 60 %; 2010: 63 %).<br />

Vor allem an dem beschriebenen Markttrend zu<br />

Megaprojekten konnte <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />

nicht proportional teilhaben. Insgesamt<br />

gingen im Berichtszeitraum zwei Großaufträge<br />

im Wert von über 500 Mio. € bei den Mitgliedsfirmen<br />

ein, nicht mehr <strong>als</strong> im Durchschnitt <strong>der</strong><br />

Jahre 2007 bis 2011.<br />

an<strong>der</strong>e<br />

Län<strong>der</strong><br />

44%<br />

Indien 6%<br />

Russland 5%<br />

USA 5%<br />

Polen 5%<br />

Türkei 4%<br />

Brasilien 4%<br />

V.A.E. 3%<br />

Vietnam 3%<br />

Einen genauen Überblick über die Anzahl und<br />

das Volumen <strong>der</strong> Großprojekte in den Jahren<br />

2008 bis 2012 liefert Abbildung 7.<br />

Abbildung 6<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 21<br />

Großprojekte Ausland 2008 – 2012<br />

Großprojekte (Anzahl) 2008 2009 2010 2011 2012<br />

größer 500 Mio. € 2 2 1 2 2<br />

größer 125 Mio. € bis 500 Mio. € 35 17 20 15 11<br />

größer 50 bis 125 Mio. € 77 51 48 47 46<br />

25 bis 50 Mio. € 98 56 77 78 69<br />

Insgesamt 212 126 146 142 128<br />

Großprojekte (Mrd. €) 2008 2009 2010 2011 2012<br />

größer 500 Mio. € 1,5 1,7 0,5 1,5 1,2<br />

größer 125 Mio. € bis 500 Mio. € 7,2 4,4 4,0 3,4 2,6<br />

größer 50 bis 125 Mio. € 6,4 4,0 3,8 3,7 3,6<br />

25 bis 50 Mio. € 3,4 2,0 2,7 2,6 2,4<br />

Insgesamt 18,5 12,1 11,0 11,2 9,8<br />

Abbildung 7<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

Die Zahl <strong>der</strong> von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> ak qui -<br />

rierten Großprojekte sank im Berichtszeitraum<br />

auf 128 Aufträge (2011: 142 Aufträge), was<br />

hauptsächlich auf fallende Bestellungen für Projektgrößen<br />

zwischen 125 und 500 Mio. € zurück -<br />

zuführen ist. Auch das absolute Volumen reduzierte<br />

sich: die Summe aller Großprojekte<br />

erreichte 2012 einen Wert von 9,8 Mrd. € (2011:<br />

11,2 Mrd. €). Im Durchschnitt hatten die Aufträge<br />

damit einen Umfang von 77 Mio. € (2011: 79<br />

Mio. €).<br />

Die meisten Großaufträge wurden im Berichtszeitraum<br />

im asiatisch-pazifischen Raum vergeben.<br />

Hier gab es 35 Großprojekte im Gesamtwert<br />

von 3,3 Mrd. € (2011: 43 Vorhaben mit 3,5 Mrd. €).<br />

Auffallend war hier, dass die Zahl <strong>der</strong> Vorhaben<br />

in China mit insgesamt 18 Projekten deutlich<br />

unter dem Wert von 2011 (27 Projekte) lag. In<br />

den Industrielän<strong>der</strong>n sank die Zahl <strong>der</strong> Großprojekte<br />

2012 auf 25 Vorhaben für 1,2 Mrd. € (2011:<br />

31 Projekte mit 1,7 Mrd. €). Nordamerika lag hier<br />

mit 14 Projekten an <strong>der</strong> Spitze. Das durchschnitt -<br />

liche Volumen eines Großprojekts war mit 104<br />

Mio. € in Osteuropa am größten. Die Anzahl <strong>der</strong><br />

Vorhaben lag bei 14 Projekten – darunter ein<br />

Megaprojekt im Kraftwerkssektor. Kunden aus<br />

dem Mittleren Osten gaben 20 Großbestellungen<br />

für insgesamt 1,3 Mrd. € (2011: 22 Vorhaben<br />

mit 3,3 Mrd. €) in Auftrag. Die verbleibenden<br />

34 Projekte verteilen sich auf Südasien (11),<br />

Afrika (11), Süd- und Mittelamerika (6) sowie das<br />

übrige Europa (6).<br />

Teilbranchen:<br />

Grundstoffnahe Sparten legen zu<br />

Die nachlassende Auslandsnachfrage im Großanlagenbau<br />

war 2012 in erster Linie durch rückläufige<br />

Bestellungen von Käufern metallurgischer Anlagen<br />

(-26 % im Vergleich zu 2011), von Anlagen<br />

für die Holzwerkstoffindustrie (-30 %) sowie von<br />

elektrotechnischen Ausrüstungen (-46 %) bedingt.<br />

Im Kraftwerksbau war <strong>der</strong> Markt gespalten.<br />

Während die Anbieter von Energieerzeugungsanlagen<br />

im Westeuropa- und Nahostgeschäft<br />

einen starken Einbruch hinnehmen mussten,


22 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

Auslands-Auftragseingang nach ausgewählten Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />

(ohne Ersatzteil- und Kleinaufträge)<br />

Mrd. €<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Westeuropäische<br />

Industrielän<strong>der</strong><br />

Nordamerika<br />

Asiatisch-<br />

Pazifischer Raum<br />

Nah- und<br />

Mittelost<br />

Osteuropäische<br />

Län<strong>der</strong> und GUS<br />

Abbildung 8<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

gab es in Osteuropa, <strong>der</strong> Türkei und Ostasien<br />

zum Teil erhebliche Or<strong>der</strong>zuwächse. Eine vollstän -<br />

dige Kompensation <strong>der</strong> Verluste war dadurch aber<br />

nicht möglich. Insgesamt verzeichnete die Branche<br />

einen Or<strong>der</strong>rückgang um 9 %.<br />

Branchen, die Anlagen für Grundstoffindustrien<br />

liefern, meldeten 2012 überwiegend mo<strong>der</strong>ate,<br />

vereinzelt sogar deutliche Zuwächse und setzten<br />

damit den im Jahr 2011 begonnenen Aufwärtstrend<br />

fort. So legten etwa die Bestellungen für<br />

Baustoff anlagen um 4 % zu (2011: 4 %), <strong>der</strong> Auftragseingang<br />

im verfahrenstechnischen Chemieanlagenbau<br />

wuchs um 6 % (2011: 3 %). Die<br />

Anbieter von Anlagen zur Rohstoffför<strong>der</strong>ung verbuchten<br />

sogar um 43 % höhere Or<strong>der</strong>s – <strong>der</strong><br />

stärkste Zuwachs in dieser Sparte seit 2004.<br />

Nach einem Plus von 41 % in 2011 entspricht das<br />

einer Verdop pelung <strong>der</strong> Nachfrage innerhalb von<br />

zwei Jahren.<br />

Detaillierte Ausführungen zu den Entwicklungen<br />

in wesentlichen Anlagenbaubranchen sind im<br />

Abschnitt „Branchenberichte und Geschäftsaussichten“<br />

ab Seite 44 zu finden.


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 23<br />

Auslands-Auftragseingang nach Anlagen 2011 und 2012<br />

2011 2012<br />

Kraftwerke<br />

Hütten- und Walzwerke<br />

Verfahrenstechnische<br />

Chemieanlagen<br />

Elektrotechnische<br />

Ausrüstungen<br />

Anlagen zur<br />

Rohstoffför<strong>der</strong>ung<br />

Sonstige Anlagen<br />

Ersatzteil- und<br />

Kleinaufträge<br />

0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0<br />

Mrd. €<br />

Abbildung 9<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

Auslands-Auftagseinang nach Anlagen 2012<br />

(in Prozent)<br />

Sonstige Anlagen<br />

11%<br />

Anlagen zur<br />

Rohstoffför<strong>der</strong>ung<br />

4%<br />

Elektrotechnische<br />

Ausrüstungen<br />

6%<br />

Ersatzteil- und<br />

Kleinaufträge 8%<br />

Kraftwerke<br />

43%<br />

Verfahrenstechnische<br />

Chemieanlagen 14%<br />

Hütten- und<br />

Walzwerke<br />

14%<br />

Abbildung 10<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


24 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

Asiatisch-Pazifischer Raum<br />

Der asiatisch-pazifische Raum – nach <strong>AGAB</strong>-<br />

Definition sind das die Län<strong>der</strong> China, Hongkong,<br />

Nord- und Südkorea, die Mongolei, Taiwan sowie<br />

die komplette ASEAN-Gruppe 4 – war 2012 <strong>der</strong><br />

wichtigste internationale Absatzmarkt <strong>des</strong> deutschen<br />

Großanlagenbaus. Die Buchungen sanken<br />

gegenüber dem Rekordwert <strong>des</strong> Vorjahres zwar<br />

leicht um 4 % auf 4,9 Mrd. € (2011: 5,1 Mrd. €).<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Asien-Pazifik-Region am gesamten<br />

Auftragseingang <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft erhöhte<br />

sich dennoch weiter – die Quote stieg von 15 % im<br />

Jahr 2010, auf über 20 % 2011 und aktuell auf 24 %.<br />

Auslöser hierfür war in erster Linie die anhaltend<br />

dynamische Marktentwicklung in Ostasien. China<br />

und Südkorea waren 2012 nicht nur die beiden<br />

wichtigsten Märkte in <strong>der</strong> Region und standen für<br />

zwei Drittel aller asiatisch-pazifischen Bestellungen.<br />

Vielmehr waren diese beiden Län<strong>der</strong> auch<br />

weltweit die bedeutendsten Abnehmer deutscher<br />

Großanlagen.<br />

China weltweit wichtigster Markt<br />

China war 2012 zum dritten Mal in Folge das<br />

bedeutendste Kundenland <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus.<br />

Allerdings gingen die Bestellungen<br />

gegenüber dem Vorjahr um gut ein Viertel zurück.<br />

Mit 1,6 Mrd. € (2011: 2,2 Mrd. €) lagen die Bu -<br />

ch ungen deutlich unter dem langjährigen Schnitt<br />

von 2,0 Mrd. €.<br />

Daraus eine grundlegende Verschlechterung <strong>der</strong><br />

Absatzperspektiven in China abzuleiten, wäre<br />

jedoch verfehlt. Nach wie vor ist die Volksrepublik<br />

ein dynamisch wachsen<strong>des</strong> Land, das seine<br />

industrielle Infrastruktur kontinuierlich ausbaut<br />

und dabei häufig auf deutsche Expertise setzt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Energieversorgung, aber<br />

auch in <strong>der</strong> chemischen Industrie ergeben sich<br />

für die in <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> organisierten Unternehmen<br />

weiterhin gute Geschäftschancen. Die aktuelle<br />

Marktschwäche stellt daher eher eine <strong>der</strong> für die<br />

Branche charakteristischen Schwankungen dar.<br />

Erschwerend kam im Berichtszeitraum hinzu,<br />

dass <strong>der</strong> Staat in einigen Industrien Maßnahmen<br />

zur Beruhigung <strong>des</strong> überhitzten Investitionsverhaltens<br />

eingeleitet hat. So war es für einige Kunden<br />

schwierig, Genehmigungen für die Errichtung<br />

neuer Werke zu erhalten o<strong>der</strong> den gewünschten<br />

Baugrund zu erwerben.<br />

Im Jahr 2012 waren in <strong>der</strong> Volksrepublik vor allem<br />

Hütten- und Walzwerke sowie Energieerzeugungs -<br />

anlagen gefragt. Rund zwei Drittel aller Bestellun -<br />

gen bezogen sich auf diese beiden Segmente – in<br />

Summe waren das Aufträge im Wert von 1,1 Mrd. €,<br />

25 % weniger <strong>als</strong> noch 2011. Auch in den übrigen<br />

Sparten war <strong>der</strong> Auftragseingang überwiegend<br />

rückläufig. Ein Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> Papieranlagenbau<br />

mit um 25 % reduzierten Buchungen.<br />

Gegenüber dem Spitzenjahr 2007 hat sich die<br />

Auftragslage sogar um 67 % verschlechtert. Grün -<br />

de hierfür sind die erheblichen Investitionen <strong>der</strong><br />

vergangenen Jahre, die einen weiteren Zubau<br />

<strong>der</strong>zeit nicht sinnvoll erscheinen lassen sowie<br />

die wachsende chinesische Binnenkonkurrenz.<br />

Südkorea mit Rekordbestellungen<br />

Südkorea hat in den vergangenen Jahren vor allem<br />

<strong>als</strong> neuer Konkurrent im Markt für Großanlagen<br />

für Furore gesorgt. Erfolge, die südkoreanische<br />

Unternehmen bei Megaprojekten im Mittleren<br />

Osten erzielen konnten, sind Ausweis für <strong>der</strong>en<br />

gestiegene Wettbewerbsfähigkeit (Details siehe<br />

S. 36ff.). Südkorea ist aber nicht nur ein bedeuten<strong>der</strong><br />

Exporteur von Industrieanlagen. Vielmehr<br />

ist das ostasiatische Land für den deutschen<br />

Anlagenbau seit langem auch ein wichtiger<br />

Absatzmarkt, <strong>des</strong>sen Bedeutung im Zuge <strong>des</strong><br />

wirtschaftlichen Aufstiegs aktuell weiter steigt.<br />

2012 erreichten die Bestellungen aus Südkorea<br />

4 ASEAN = Association of South East Asian Nations. Ge gründet wurde diese Organisation im Jahr 1967.<br />

Ihre Mitglie<strong>der</strong> sind Brunei, Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam (seit 1995),<br />

Laos (seit 1997), Myanmar (seit 1997) und Kambod scha (seit 1999).


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 25<br />

Auftragseingang aus China und aus Südkorea von 2003 – 2012<br />

Mrd. €<br />

3,0<br />

2,75<br />

2,5<br />

2,25<br />

2,0<br />

1,75<br />

1,5<br />

1,25<br />

1,0<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

0<br />

03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />

China<br />

Südkorea<br />

Abbildung 11<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

mit 1,4 Mrd. € (2011: 726 Mio. €) zum zweiten<br />

Mal in Folge einen Rekordwert. Auslöser für diesen<br />

Anstieg war die Vergabe mehrerer Großaufträge<br />

für den Neubau von GuD-Kraftwerken an<br />

ein Mitglied <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft. Angesichts<br />

<strong>der</strong> sehr hohen Gaspreise in Südkorea konnte <strong>der</strong><br />

deutsche Anlagenbauer den Kunden mit seiner<br />

energieeffizienten Technologie überzeugen. Dies<br />

ist ein Beleg dafür, dass <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />

mit technisch herausragenden Angeboten<br />

auch in einem wettbewerbsintensiven Markt<br />

wie Südkorea reüssieren kann.<br />

Hohe Nachfrage aus Südostasien<br />

Die Auftragseingänge aus den ASEAN-Staaten<br />

haben sich 2012 auf hohem Niveau stabilisiert.<br />

Zwar unterschritten die Buchungen den Vorjah -<br />

r eswert (2011: 1,6 Mrd. €) leicht, erreichten mit<br />

1,4 Mrd. € dennoch das zweithöchste Volumen<br />

seit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende.<br />

Mit dem Zuschlag für elf Großprojekte profitier -<br />

t en die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> von den günstigen<br />

Rahmenbedingungen für den Anlagenbau in<br />

Südost asien und knüpften damit an die Erfolge<br />

<strong>der</strong> frühen 1990er Jahre an. Die bedeutendsten<br />

Märkte waren im Berichtszeitraum Vietnam mit<br />

Bestellungen in Höhe von 450 Mio. € (2011:<br />

21 Mio. €) und Malaysia mit 423 Mio. € (2011:<br />

129 Mio. €). In beiden Län<strong>der</strong>n standen neben<br />

dem Ausbau <strong>der</strong> Energieversorgung vor allem<br />

verfahrenstechnische Anlagenbauprojekte im<br />

Fokus. Aufträge zum Bau <strong>der</strong> größten Luftzerlegungsanlage<br />

Vietnams im Industriepark Phy My


26 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

sowie zum Bau einer mittelgroßen Erdgas ver flüs -<br />

sig ungsanlage im Osten Malaysias sind Beispiele<br />

hierfür. Hingegen sanken die Bestellungen aus<br />

Län<strong>der</strong>n wie Thailand (-87 %), Indonesien (-67 %)<br />

und Singapur (-31 %) deutlich unter das Niveau<br />

von 2011.<br />

Kraftwerksbau boomt in Asien<br />

Die Nachfrage nach Kraftwerken aus <strong>der</strong> Asien-<br />

Pazifik-Region erreichte 2012 mit 2,2 Mrd. € einen<br />

Rekordwert. Auslöser hierfür waren in erster Linie<br />

zahlreiche Großaufträge aus Südkorea. Ferner be -<br />

stellten auch Energiekonzerne aus China so wie<br />

aus Singapur komplette, überwiegend gasbefeu -<br />

erte Kraftwerke, um den dort rasant steigenden<br />

Strombedarf wirtschaftlich zu decken.<br />

Der asiatisch-pazifische Raum blieb im Berichtszeitraum<br />

<strong>der</strong> wichtigste Absatzmarkt für den<br />

Hütten- und Walzwerksbau weltweit. Die Bestellungen<br />

in Höhe von 854 Mio. € sanken in Relation<br />

zum Vorjahr (2011: 1,1 Mrd. €) allerdings deutlich.<br />

Grund hierfür waren vor allem die erheblichen<br />

Überkapazitäten für Massenstahl in China, die<br />

Investitionen in neue Anlagen <strong>der</strong>zeit unwirtschaftlich<br />

erscheinen lassen.<br />

Die Erholung im verfahrenstechnischen Chemieanlagenbau<br />

setzte sich 2012 bereits im dritten<br />

Jahr in Folge fort. Mit Bestellungen von 750 Mio. €<br />

(2011: 675 Mio. €) konnte die Branche den Einbruch<br />

von 2009 damit endgültig überwinden.<br />

Ne ben Südostasien war China <strong>der</strong> zentrale Ab -<br />

satzmarkt für den Chemieanlagenbau.<br />

Südkorea war 2012 <strong>der</strong><br />

wichtigste Markt für den<br />

<strong>AGAB</strong>-Kraftwerksbau.


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 27<br />

Industrielän<strong>der</strong><br />

Kunden aus den Industrielän<strong>der</strong>n – darunter<br />

versteht dieser Bericht die Staaten Westeuropas<br />

und Nordamerikas sowie Australien, Neuseeland,<br />

Japan und Südafrika – platzierten 2012 Aufträge<br />

im Wert von 3,3 Mrd. € (2011: 4,0 Mrd. €) bei<br />

den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau.<br />

Das ist <strong>der</strong> niedrigste Auftragseingang<br />

seit 1999. Grund für diesen Einbruch war<br />

die schwache Nachfrage aus Europa. Speziell<br />

Kunden aus Südeuropa haben ihre Bestellungen<br />

weiter zurückgefahren. Das spürten vor allem<br />

Branchen, die in erheblichem Maße von öffentlichen<br />

Investitionen abhängig sind, wie etwa <strong>der</strong><br />

Kraftwerksbau und die Anbieter von Abfallverbrennungsanlagen.<br />

Westeuropa im Tief<br />

Westeuropa war für den deutschen Großanlagen -<br />

bau über Jahrzehnte ein Kernmarkt. Geographische<br />

sowie kulturelle Nähe, gewachsene Geschäftsverbindungen<br />

und das Fehlen von Zollschranken<br />

begünstigten den Handel mit den Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />

Deutschlands. Zwar geht die relative Bedeutung<br />

Westeuropas bereits seit den späten 1990er Jahren<br />

tendenziell zurück. In einem insgesamt<br />

wachsenden Markt stiegen die absoluten Auftragszahlen<br />

aber weiter an und erreichten im<br />

Jahr 2007 mit dam<strong>als</strong> 5,9 Mrd. € einen Höchstwert.<br />

Seitdem ist jedoch ein kontinuierlicher Rückgang<br />

festzustellen. Im Jahr 2012 beschleunigte sich<br />

diese Entwicklung nochm<strong>als</strong>. Mit 1,7 Mrd. €<br />

lagen die Bestellungen aus Westeuropa um 29 %<br />

unter dem Vorjahreswert (2011: 2,4 Mrd. €) und<br />

um gut 70 % unter dem Allzeithoch von 2007.<br />

Der Anteil an den gesamten Auslandsbestellungen<br />

reduzierte sich im selben Zeitraum von 22 % auf<br />

aktuell 10 %.<br />

Betroffen von dieser Entwicklung ist vor allem<br />

<strong>der</strong> konventionelle Kraftwerksbau, <strong>der</strong> erheblich<br />

unter dem fehlenden Ausgabespielraum privater<br />

und öffentlicher Investoren in Südeuropa leidet.<br />

Doch auch <strong>der</strong> rasche Ausbau <strong>der</strong> regenerativen<br />

Energien in Nordeuropa lässt die Nachfrage<br />

nach fossilen Kraftwerken tendenziell sinken.<br />

Die Bestellungen aus Westeuropa für Energieerzeugungsanlagen<br />

gingen 2012 auf knapp 700 Mio.<br />

€ (2011: 1,0 Mrd. €) zurück. Auch in an<strong>der</strong>en Sektoren<br />

war die Nachfrage ausgesprochen schwach.<br />

Die wenigen größeren Bestellungen, die es im<br />

Berichtszeitraum etwa aus <strong>der</strong> Baustoff- und <strong>der</strong><br />

Chemieindustrie gab, waren ausnahmslos<br />

Instandhaltungs- o<strong>der</strong> Erweiterungsinvestitio nen.<br />

Aufträge für Projekte „auf <strong>der</strong> grünen Wiese“ gab<br />

es im Berichtszeitraum nicht.<br />

Über alle Branchen hinweg waren Schweden mit<br />

243 Mio. € (2011: 214 Mio. €), die Nie<strong>der</strong>lande mit<br />

193 Mio. € (2011: 279 Mio. €) und Frankreich mit<br />

186 Mio. € (2011: 224 Mio. €) die bedeutendsten<br />

westeuropäischen Abnehmer von Großanlagen.<br />

Wachstum im Nordamerikageschäft –<br />

Übrige Industrielän<strong>der</strong> ohne Impulse<br />

Das Nordamerikageschäft <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus<br />

befand sich 2012 weiter im Aufschwung.<br />

Die Auftragseingänge lagen mit<br />

1,2 Mrd. € um rund 200 Mio. € über dem Vorjahresniveau<br />

und sogar um mehr <strong>als</strong> 300 Mio. €<br />

über dem Durchschnitt <strong>der</strong> vergangenen Dekade.<br />

Im wichtigen US-Markt erreichten die Bestellungen<br />

2012 einen Wert von 810 Mio. € (2011:<br />

798 Mio. €). Mit <strong>der</strong> Hereinnahme von elf Großprojekten<br />

konnten die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> vom<br />

guten Investitionsklima in den Vereinigten Staaten<br />

profitier en. Die Mehrzahl dieser Projekte<br />

stand in direktem Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Gewinnung und Veredlung <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Schiefergasvorkommen. Exemplarisch zu nennen<br />

sind etwa Aufträge für mehrere große Düngemittelfabriken,<br />

für Gasturbinen sowie für Anla-


28 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

Auftragseingang aus den USA und aus den Nie<strong>der</strong>landen von 2003 – 2012<br />

Mrd. €<br />

1,5<br />

1,25<br />

1,0<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

0<br />

03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />

USA<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

Abbildung 12<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

gen zur Herstellung von Nahtlosrohren, die bei<br />

<strong>der</strong> Gasför<strong>der</strong>ung zum Ein satz kommen. Auch die<br />

Nachfrage aus Kanada war im Berichtsjahr<br />

äußerst lebhaft. Die Bestellungen erreichten mit<br />

325 Mio. € den höchsten Stand seit 1990. Der<br />

von einem <strong>AGAB</strong>-Mitglied gewonnene Auftrag<br />

zum Bau einer Wasserstoffanlage ist hierbei hervorzuheben.<br />

In den übrigen Industrielän<strong>der</strong>n entwickelte sich<br />

die Nachfrage im Berichtszeitraum unspektakulär.<br />

Leichten Zuwächsen in Australien (9 %) und<br />

Südafrika (11 %) stand ein deutlicher Rückgang<br />

im Japangeschäft (-72 %) gegenüber. Nennenswerte<br />

Großprojekte gab es 2012 in keinem dieser<br />

drei Län<strong>der</strong>.<br />

Kraftwerksbau verliert an Gewicht<br />

Über Jahre hinweg waren die Industrielän<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

wichtigste Markt für den deutschen Kraftwerksbau.<br />

Seit 2011 ist dies nicht mehr <strong>der</strong> Fall. Die<br />

Bestellungen, die im Rekordjahr 2007 noch bei<br />

5,1 Mrd. € lagen, sind seitdem eingebrochen. Sie<br />

erreichten 2012 einen Wert von nur noch 1,2 Mrd.<br />

€ (2011: 1,7 Mrd. €). Dramatisch waren die Verluste<br />

in Westeuropa, wo es erstm<strong>als</strong> seit über<br />

zehn Jahren keinen Neubauauftrag gab. Auch in<br />

den USA sank die Nachfrage nach Kraftwerken<br />

auf 255 Mio. € (2011: 354 Mio. €). Im Gegensatz<br />

zu Westeuropa sind die Aussichten in den Vereinigten<br />

Staaten allerdings günstig. Im Zuge <strong>der</strong><br />

geplanten Abschaltung älterer Kohlekraftwerke<br />

und angesichts niedriger Gaspreise setzen die<br />

USA zunehmend auf Erdgas: Von den bis 2035<br />

geplanten neuen Kraftwerkskapazitäten sollen<br />

min<strong>des</strong>tens 60 % mit diesem Brennstoff betrieben<br />

werden.<br />

Im Hütten- und Walzwerksbau sanken die Be -<br />

stellungen im vergangenen Jahr auf 464 Mio. €<br />

(2011: 561 Mio. €). Es überwogen Aufträge zur<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung bestehen<strong>der</strong> Anlagen und damit<br />

mittlere Auftragsgrößen. Eine zunehmend wichtiger<br />

werdende Rolle spielte 2012 das Servicegeschäft.<br />

Die Aufträge verteilten sich auf eine<br />

Vielzahl von Län<strong>der</strong>n; wichtigste Abnehmer waren<br />

die USA, Frankreich und Italien.<br />

In den übrigen Branchen gab es hingegen meist<br />

Zuwächse. Sehr erfreulich war dabei die Entwick -<br />

lung im verfahrenstechnischen Chemieanlagenbau,<br />

wo sich <strong>der</strong> seit 2010 zu beobachtende Aufschwung<br />

mit einem Or<strong>der</strong>plus von 25 % auf 503<br />

Mio. € fortsetzte. Steigende Auftragseingänge<br />

meldeten im Berichtszeitraum ferner die Anbieter<br />

von Baustoffanlagen, von Papiermaschinen<br />

sowie von Anlagen zur För<strong>der</strong>ung und Aufbereitung<br />

von Kohle und Erzen.


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 29<br />

Osteuropa und GUS<br />

Die Auftragseingänge aus Osteuropa – darunter<br />

versteht dieser Bericht die osteuropäischen Beitrittsstaaten<br />

<strong>der</strong> EU, den Balkan sowie Moldawien<br />

– und <strong>der</strong> GUS sind 2012 um 28 % auf 2,4 Mrd. €<br />

(2011: 1,9 Mrd. €) gestiegen. Damit war diese<br />

Region im vergangenen Jahr <strong>der</strong> am stärksten<br />

wachsende Markt für die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong>. Der<br />

Anteil Osteuropas und <strong>der</strong> GUS an den gesamten<br />

Auslands-Bestellungen erhöhte sich von 10 %<br />

(2011) auf aktuell 14 %.<br />

Die Nachfrage aus Osteuropa verdoppelte sich<br />

2012 nahezu – die Bestellung en stiegen von<br />

577 Mio. € auf gut 1,1 Mrd. €. Allerdings handelt<br />

es sich dabei nicht um den erhofften, breiten<br />

Aufschwung. Auslöser für den Auftragssprung<br />

war vielmehr ein Megaauftrag zum Bau eines<br />

Kohlekraftwerks in Polen. Die Bestellungen aus<br />

<strong>der</strong> GUS verharrten auf dem Niveau <strong>des</strong> Vorjahres.<br />

Mit 1,3 Mrd. € lagen sie leicht unter dem<br />

langjährigen Mittelwert von 1,4 Mrd. €.<br />

Russland bleibt wichtigster Markt in <strong>der</strong> Region<br />

Nach dem Einbruch <strong>des</strong> Russlandgeschäfts in<br />

den Jahren 2009 und 2010 – dieser Zeitraum<br />

war von zahlreichen Projektunterbrechungen<br />

und einzelnen Stornierungen gekennzeichnet –<br />

hat sich die Anlagennachfrage mittlerweile wie<strong>der</strong><br />

auf einem guten Niveau stabilisiert. Wie<br />

schon im Vorjahr lagen die Bestellungen 2012<br />

bei exakt 895 Mio. €. Russland war damit hinter<br />

China, Südkorea und Indien <strong>der</strong> viertwichtigste<br />

Markt für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong>. Bezogen auf<br />

den Zehnjahreszeitraum 2003 bis 2012 mit<br />

Buchungen in Höhe von 9,3 Mrd. € ist Russland<br />

sogar <strong>der</strong> drittgrößte Abnehmer deutscher Großanlagen<br />

(vgl. Abb. 38).<br />

Die Bestellungen aus Russland waren 2012 breit<br />

gestreut. An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Abnehmerbranchen<br />

stand die chemische Industrie, die Or<strong>der</strong> im Wert<br />

von 260 Mio. € (2011: 90 Mio. €) tätigte. Das be -<br />

deutendste Vorhaben war ein Engineering-Auftrag<br />

für eine <strong>der</strong> weltweit größten Ethylen-Anlagen,<br />

Auftragseingang aus Russland und aus Polen von 2003 – 2012<br />

Mrd. €<br />

2,5<br />

2,25<br />

2,0<br />

1,75<br />

1,5<br />

1,25<br />

1,0<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

0<br />

03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />

Russland<br />

Polen<br />

Abbildung 13<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


30 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

die in einem geplanten Chemiepark in West -<br />

sibir ien entstehen soll. Weitere Großaufträge<br />

gab es für Hütten- und Walzwerke sowie für<br />

Kraftwerke, wobei ein Projekt zur Umrüstung<br />

eines Dampfkraftwerks zu einem effizienten<br />

Gas- und Dam pf turbinen(GuD)-Kraftwerk hervorzuheben<br />

ist. Auf dem stark wachsenden russischen<br />

Markt sind solche Umrüstungen eine<br />

attraktive Möglichkeit, die Lebensdauer von Altanlagen<br />

zu verlängern und gleichzeitig die Be -<br />

triebskosten zu senken. Ferner ist Russland ein<br />

Wachstumsmarkt für die Anbieter von Anlagen<br />

zur Herstellung von Holzplatten. Auf Basis <strong>der</strong><br />

riesigen russischen Holzvorräte und in Folge <strong>der</strong><br />

steigenden Nachfrage nach höherwertigen Mö -<br />

beln und Parketten sowie <strong>der</strong> guten Exportpers -<br />

pektiven in die Nachbarrepubliken steigt die Nach -<br />

frage nach Holzplatten-Anlagen kontinuierlich.<br />

Sonstige GUS-Staaten fahren<br />

Bestellungen leicht zurück<br />

In den übrigen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> GUS war <strong>der</strong> Auftragseingang<br />

2012 überwiegend rückläufig, etwa<br />

in <strong>der</strong> Ukraine mit 60 Mio. € (2011: 67 Mio. €) o<strong>der</strong><br />

in Kasachstan mit 46 Mio. € (2011: 80 Mio. €). Einzige<br />

Ausnahme war Weißrussland, wo ein <strong>AGAB</strong>-<br />

Mitglied mit <strong>der</strong> Hereinnahme eines Groß auf trags<br />

für den Bau einer Elektrolyseanlage aufhorchen<br />

ließ. Insgesamt gingen aus den ehemaligen So -<br />

wjetrepubliken im Berichtszeitraum Be stel -<br />

lungen in Höhe von 263 Mio. € (2011: 293 Mio.<br />

€) ein, darunter vier Großaufträge im Wert von<br />

148 Mio. € (2011: 4 Projekte mit 181 Mio. €).<br />

Megaauftrag aus Polen<br />

Auslöser für den Zuwachs im Osteuropageschäft<br />

war <strong>der</strong> Auftrag zum Bau eines Steinkohlekraftwerks<br />

in Polen, <strong>der</strong> im September 2012 an ein<br />

<strong>AGAB</strong>-Mitglied ging. Das Unternehmen übernimmt<br />

mit dem Bau dieser Großanlage eine<br />

wichtige Aufgabe bei <strong>der</strong> Erweiterung <strong>des</strong> pol -<br />

nischen Kraftwerkparks und trägt zur Sicher ung<br />

einer verlässlichen Stromversorgung in einer<br />

wachsenden Wirtschaft bei.<br />

Von einem umfassenden Aufschwung kann jedoch<br />

nicht gesprochen werden. Vielmehr stand <strong>der</strong><br />

polnische Großauftrag allein für 68 % <strong>der</strong> ge -<br />

samten Or<strong>der</strong> aus Osteuropa. Folglich waren die<br />

Bestellungen in den meisten an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

rückläufig. Das gilt sowohl für Tschechien<br />

(65 Mio. €, -21 %) <strong>als</strong> auch für Ungarn (19 Mio. €,<br />

-49 %) und Serbien (16 Mio. €, -53 %).<br />

Kraftwerke und Chemieanlagen gefragt<br />

Rund die Hälfte aller Bestellungen aus Osteuropa<br />

und <strong>der</strong> GUS entfiel 2012 auf den Kraftwerksbau.<br />

Der Gesamtwert <strong>der</strong> Aufträge lag bei 1,1 Mrd. €<br />

(2011: 480 Mio. €) – das ist <strong>der</strong> zweithöchste<br />

bislang gemeldete Wert in diesem Segment. Der<br />

bereits erwähnte Megaauftrag aus Polen ragte<br />

deutlich heraus, doch auch in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

wie etwa Russland und Usbekistan wurden<br />

Großbestellungen für Kraftwerke getätigt.<br />

Erfreulich war ferner die Tatsache, dass sich die<br />

Nachfrage nach verfahrenstechnischen Chemieanlagen<br />

auf einem soliden Niveau stabilisiert<br />

hat. Mit 394 Mio. € (2011: 122 Mio. €) lagen die<br />

Buchungen um ein knappes Zehntel über dem<br />

langjährigen Mittelwert. Allerdings besteht<br />

angesichts <strong>des</strong> in <strong>der</strong> Region vorhandenen Reichtums<br />

an Öl und Gas noch erhebliches, bislang<br />

nicht genutztes Wachstumspotenzial für die<br />

Branche. Der Chemieanlagenbau bereitet sich<br />

durch den Ausbau seines lokalen Netzwerks auf<br />

den erhofften Investitionsschub vor.


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 31<br />

Naher und Mittlerer Osten<br />

Die Nachfrage nach Großanlagen durch Kunden<br />

aus dem Nahen und Mittleren Osten 5 brach<br />

2012 abrupt ein. Die Bestellungen in Höhe von<br />

1,8 Mrd. € lagen um 55 % unter dem Wert <strong>des</strong><br />

Vorjahres (2011: 4,0 Mrd. €) und um 65 % unter<br />

dem bisherigen Spitzenwert (2005: 5,2 Mrd. €).<br />

Der Anteil <strong>des</strong> Nahen und Mittleren Ostens an<br />

den Auslandsbestellungen halbierte sich damit<br />

von 22 % im Jahr 2011 auf aktuell 11 %. Gründe<br />

für diese Entwicklung waren zum einen die starke<br />

Konkurrenz durch etablierte europäische und<br />

US-amerikanische Anlagenbauer wie auch durch<br />

neue Wettbewerber aus Asien. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

Unternehmen aus Südkorea zeigen sich beständig<br />

in <strong>der</strong> Lage, die vor allem in <strong>der</strong> Petrochemie aus -<br />

geschriebenen Milliardenprojekte unter Finanzierungs-<br />

und Risikoaspekten zu stemmen. Dies<br />

gelingt ihnen aufgrund einer engen Kooperation<br />

untereinan<strong>der</strong> („Corporate Korea“) sowie – in<br />

Einzelfällen – durch gezielte Einflussnahme seitens<br />

<strong>der</strong> südkoreanischen Politik.<br />

Zum an<strong>der</strong>en litt <strong>der</strong> Großanlagenbau unter<br />

einem zum Teil schwierigen politischen Umfeld,<br />

hervorgerufen durch Unruhen in Län<strong>der</strong>n wie<br />

Bahrain und Jemen sowie den Bürgerkrieg in<br />

Syrien, <strong>der</strong> mittlerweile auch auf die Sicherheitslage<br />

in Nachbarstaaten ausstrahlt. Ferner trifft<br />

das Wegbrechen <strong>des</strong> Irangeschäfts die Branche<br />

hart. Deutsche Anlagenbauer konnten aufgrund<br />

ihrer über Jahrzehnte gewachsenen Geschäftsbeziehungen<br />

auf diesem strategischen Markt<br />

lange äußerst erfolgreich agieren – Auftragseingänge<br />

von knapp sechs Milliarden Euro im Zeit -<br />

raum 2001 bis 2009 sind hierfür ein starker<br />

Beleg. In Folge <strong>der</strong> EU-Embargopolitik sowie <strong>der</strong><br />

schwierigen Finanzierung embargokonformer<br />

Irangeschäfte ist den <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n diese<br />

Möglichkeit nun verwehrt. Profiteure sind insbeson<strong>der</strong>e<br />

Anlagenbauer aus China, die durch den<br />

politisch begünstigten Zuwachs an Iranprojekt en<br />

ihre Marktposition zu Lasten westlicher Anbieter<br />

verbessern konnten.<br />

Auftragseingang aus den VAE und Saudi-Arabien von 2003 – 2012<br />

Mrd. €<br />

1,75<br />

1,5<br />

1,25<br />

1,0<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

0<br />

03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />

VAE<br />

Saudi-Arabien<br />

Abbildung 14<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau<br />

5 Nach Abgrenzung <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> sind das Bahrain, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Oman,<br />

Palästina, Saudi-Arabien, Syrien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Zypern.


32 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

V.A.E. wichtigster Markt –<br />

Keine Impulse aus Saudi-Arabien<br />

Größter Abnehmer deutscher Industrieanlagen<br />

am Persischen Golf waren im vergangenen Jahr<br />

die Vereinigten Arabischen Emirate (V.A.E.). Die<br />

Bestellungen in Höhe von 452 Mio. € lagen allerdings<br />

um 50 % unter dem Wert von 2011 (897 Mio.<br />

€) und auch in Relation zum langjährigen Durchschnitt<br />

(714 Mio. €) war die Nachfrage eher ge -<br />

dämpft. Das Gros <strong>der</strong> Buchungen entfiel auf<br />

Anlagen zur Stromerzeugung und -übertrag ung.<br />

Der Auftrag zum Bau eines schlüsselfertig en<br />

Gas- und Dampfturbinenkraftwerks am Stand ort<br />

Shuweihat ragte 2012 mit einem Volumen von<br />

etwa 300 Mio. € heraus.<br />

Die Bestellungen aus Saudi-Arabien lagen 2012<br />

mit 394 Mio. € deutlich unter dem Rekordwert<br />

<strong>des</strong> Vorjahres von 1,8 Mrd. €. Solche Schwankungen<br />

sind für den Großanlagenbau charakteris -<br />

tisch und waren in <strong>der</strong> Vergangenheit auch im<br />

Geschäft mit dem Königreich – etwa zur Jahrtausendwende<br />

o<strong>der</strong> im Krisenjahr 2009 – immer<br />

wie<strong>der</strong> zu beobachten. Daher än<strong>der</strong>t sich die<br />

grundsätzlich positive Einschätzung <strong>des</strong> sau d isch en<br />

Marktes auch nicht. Die Nachfrage war im Be -<br />

richtszeitraum breit gestreut – es gab insgesamt<br />

acht Großaufträge für metallurgische Anlagen,<br />

Kraftwerke und Chemieanlagen.<br />

Zukunftsmarkt Irak<br />

Ein vielversprechen<strong>der</strong> Markt für den Anlagenbau<br />

ist <strong>der</strong> Irak. Das Land verfügt über die drittgrößten<br />

konventionellen Erdölreserven <strong>der</strong> Welt<br />

und hat nach Jahren <strong>des</strong> Embargos und <strong>des</strong> Krieges<br />

einen riesigen Nachhol- und Aufbaubedarf.<br />

Das gilt sowohl für die Energie- und Wasserversorgung<br />

<strong>als</strong> auch für die Grundstoffindustrien in<br />

den Bereichen Chemie, Stahl und Zement. Die<br />

noch aus <strong>der</strong> Zeit vor dem Irak-Kuwait-Konflikt<br />

herrührenden guten Erfahrungen <strong>der</strong> Iraker mit<br />

deutschen Ingenieurleistungen sind nach wie<br />

vor präsent und eine Basis für die Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

von Geschäftsbeziehungen. Mit Bestellungen<br />

von 323 Mio. € konnten die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

2012 gleich mehrere Großaufträge im<br />

Irak gewinnen. Im Vor<strong>der</strong>grund standen Investitionsvorhaben<br />

im Energiesektor wie Aufträge<br />

zur Lieferung von Kraftwerkskomponenten und<br />

von Stromübertragungstechnik.<br />

Rückläufige Bestellungen in<br />

vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

In den meisten an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>des</strong> Nahen und<br />

Mittleren Ostens war die Nachfrage 2012 rück läu -<br />

fig. Das gilt sowohl für Israel mit Buchungen im<br />

Umfang von 105 Mio. € (2011: 229 Mio. €) <strong>als</strong><br />

auch für den Oman mit 47 Mio. € (2011: 511<br />

Mio. €) und für Katar mit 32 Mio. € (2011: 205<br />

Mio. €). Steigende Bestellungen meldeten die<br />

<strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> lediglich aus Zypern, wo es mit<br />

106 Mio. € (2011: 9 Mio. €) sogar einen Auftragsrekord<br />

gab.<br />

Kraftwerke bilden Investitionsschwerpunkt<br />

Der nach wie vor steigende Stromverbrauch im<br />

Nahen und Mittleren Osten erfor<strong>der</strong>t einen weiteren<br />

Ausbau <strong>der</strong> Energieerzeugungskapazität<br />

am Golf. Die in Folge dieses Bedarfs vergebenen<br />

Aufträge für Kraftwerke in Höhe von 1,1 Mrd. €<br />

signalisieren jedoch angesichts <strong>des</strong> im Vergleich<br />

zum Vorjahr (2,7 Mrd. €) um knapp 60 % gesun -<br />

k enen Volumens eine Beruhigung <strong>des</strong> Marktes.<br />

Auch die Anbieter von Hütten- und Walzwerken<br />

mussten im Berichtszeitraum deutliche Einbußen<br />

hinnehmen. Die Aufträge summierten sich 2012<br />

auf 142 Mio. € nach 365 Mio. € im Vorjahr (-61 %).<br />

Der Nahe und Mittlere Osten ist ein Kernmarkt<br />

für den deutschen Chemieanlagenbau. Allerdings<br />

konnten die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> die hohe Anlagennachfrage<br />

aus <strong>der</strong> Region im Berichtszeitraum<br />

nicht in entsprechende Aufträge ummünzen. Die<br />

Bestellungen fielen um 55 % auf 147 Mio. €<br />

(2011: 329 Mio. €), den niedrigsten Wert seit<br />

2009. Insbeson<strong>der</strong>e bei den <strong>der</strong>zeit stark gefragten<br />

Mega-Projekten mit Auftragswerten von<br />

mehreren Milliarden Euro konnten sich deutsche<br />

Anbieter nicht <strong>als</strong> Generalunternehmer durchsetzen.<br />

Zuschläge für kleine und mittelgroße<br />

Projekte bildeten dafür keinen ausreichenden<br />

Ersatz.


GESCHÄFTSENTWICKLUNG 33<br />

Übrige Welt<br />

In dieser Rubrik sind alle Staaten zusammengefasst,<br />

die systematisch keiner <strong>der</strong> vier zuvor ge -<br />

nannten Gruppen zuzuordnen sind. Dazu zählen<br />

Afrika (ohne Südafrika), Süd- und Mittelamerika,<br />

Südasien mit Indien, die Türkei und Ozeanien. Die<br />

Bestellungen dieser Län<strong>der</strong> lagen mit 4,2 Mrd. € um<br />

26 % über dem Vorjahreswert (2011: 3,3 Mrd. €).<br />

Afrika:<br />

Wenig Nachfrage aus Nordafrika –<br />

Großprojekte in Schwarzafrika<br />

Nordafrika ist traditionell ein wichtiger Absatzmarkt<br />

vor allem für die Anbieter von Chemieund<br />

von Baustoffanlagen sowie von Kraftwerken.<br />

Die politischen Umstürze und Kriege <strong>der</strong> vergangenen<br />

beiden Jahre haben dieses Geschäft zwar<br />

beeinträchtigt, es allerdings nicht komplett zum<br />

Erliegen gebracht. So gab es auch 2012 einige<br />

nennenswerte Bestellungen, etwa aus Algerien<br />

mit 330 Mio. € (2011: 20 Mio. €) und aus Ägypten<br />

mit 253 Mio. € (2011: 398 Mio. €). Allerdings<br />

fehlten die in den 2000er Jahren noch charakteristischen<br />

Megaaufträge im hohen dreistelligen<br />

Millionen-Euro-Bereich. Das Umfeld für solche<br />

Projekte ist in den meisten Län<strong>der</strong>n Nordafrikas<br />

<strong>der</strong>zeit nicht verlässlich genug. Wann sich die<br />

politische Lage und damit auch die Rahmenbedingungen<br />

für den Anlagenbau wie<strong>der</strong> stabilisieren,<br />

ist <strong>der</strong>zeit unklar.<br />

Schwarzafrika bietet aufgrund seines Bevölkerungsund<br />

Rohstoffreichtums enormes Potenzial für<br />

den Großanlagenbau. Die Tatsache, dass mittlerweile<br />

fünf <strong>der</strong> zwanzig am stärksten wachsenden<br />

Volkswirtschaften <strong>der</strong> Erde in dieser Region liegen,<br />

erhöht die Attraktivität zusätzlich. Die Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> haben ihre Präsenz in Sub-Sahara-Afrika<br />

daher in jüngster Zeit verstärkt. Erste Erfolge<br />

dieser Strategie stellten sich mit <strong>der</strong> Hereinnahme<br />

mehrerer Großaufträge bereits 2011 ein. 2012<br />

beschleunigte sich <strong>der</strong> Trend mit <strong>der</strong> Bestellung<br />

för<strong>der</strong>technischer Ausrüstungen aus Liberia,<br />

dem Umbau eines Wasserkraftwerks im Kongo<br />

und <strong>der</strong> Errichtung zweier großer Schwefelsäureanlagen<br />

sowohl in Namibia <strong>als</strong> auch im Kongo.<br />

Insgesamt stieg <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Buchungen aus<br />

Schwarzafrika am Auslandsgeschäft von 1,5 %<br />

(2010) über 1,7 % (2011) auf aktuell 2,6 %.<br />

Süd- und Mittelamerika:<br />

Brasilien mit Rekordbestellungen<br />

Die Auftragseingänge aus Süd- und Mittelamerika<br />

stiegen 2012 um 30 % gegenüber dem Vorjahr.<br />

Das Akquisitionsvolumen von 1,1 Mrd. € (2011:<br />

880 Mio. €) entsprach dabei dem langjährigen<br />

Durchschnittsniveau, es blieb aber etwa eine<br />

halbe Milliarde Euro unter den Spitzenwerten<br />

<strong>des</strong> Zeitraums 2006 bis 2008.<br />

Der Kernmarkt <strong>des</strong> Anlagenbaus in Südamerika<br />

ist Brasilien. Mit seinen ergiebigen Erdöl- und<br />

Erzvorkommen, großen Mengen an Biomasse<br />

und einem erheblichen Potenzial für die Wasserkraft<br />

bietet das Land ein attraktives Umfeld<br />

für den Großanlagenbau. Dieses Potenzial spiegelt<br />

sich deutlich in <strong>der</strong> jüngeren Entwicklung <strong>der</strong><br />

Auftragseingänge wi<strong>der</strong>, die in den vergangenen<br />

fünf Jahren bei durchschnittlich rund 450 Mio. €<br />

lagen. Im Berichtszeitraum erreichten die Bestellungen<br />

mit 592 Mio. € (2011: 378 Mio. €) sogar<br />

einen Rekordwert. Dabei konnte <strong>der</strong> deutsche<br />

Großanlagenbau erstm<strong>als</strong> von <strong>der</strong> Erschließung<br />

<strong>der</strong> Offshore-Ölfel<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Südostküste Brasiliens<br />

profitieren: Ein Mitgliedsunternehmen<br />

erhielt einen Großauftrag für die Ausstattung<br />

von sechs baugleichen Spezi<strong>als</strong>chiffen für die<br />

Gas- und Ölgewinnung.


34 GESCHÄFTSENTWICKLUNG<br />

Bemerkenswert war ferner die anhaltend hohe<br />

Nachfrage aus Chile. Im Berichtszeitraum stellten<br />

sich die Buchungen <strong>des</strong> Andenstaats auf<br />

einem Niveau von 100 Mio. € (2011: 167 Mio. €)<br />

ein. Gefragt waren vor allem Anlagen zur För<strong>der</strong>ung<br />

und Weiterverarbeitung von Rohstoffen,<br />

wie etwa <strong>der</strong> in Chile reichlich vorhandenen<br />

Kupfererze, sowie elektrischen Ausrüstungen<br />

zum Minenbetrieb. Weitere Großaufträge für<br />

Baustoffanlagen wurden 2012 in Mexiko und<br />

Peru vergeben.<br />

Südasien:<br />

Indien mit umfassendem Anlagenbedarf<br />

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in In -<br />

dien haben sich in den vergangenen Jahren weiter<br />

verbessert. Privatisierungen sowie Investitionsund<br />

För<strong>der</strong>programme im Energiesektor, in <strong>der</strong><br />

Stahlindustrie und in <strong>der</strong> chemischen Industrie<br />

haben ein Umfeld geschaffen, das dem deutschen<br />

Anlagenbau interessante Geschäftsperspektiven<br />

bietet. Im Berichtszeitraum lagen die<br />

Bestellungen aus Indien mit 945 Mio. € (2011:<br />

1,2 Mrd. €) erneut auf hohem Niveau. Der Subkontinent<br />

ist damit – hinter China – zum zweitwichtigsten<br />

Kunden <strong>des</strong> deutschen Großanlagenbaus<br />

<strong>der</strong> vergangenen zehn Jahre aufgestiegen.<br />

Die indische Industrie vergab in diesem Zeit -<br />

raum Aufträge im Wert von 10,0 Mrd. € an die<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong>. 2012 waren in erster Linie<br />

Kraftwerke (399 Mio. €) sowie Ausrüstungen für<br />

Hütten- und Walzwerke (304 Mio. €) gefragt.<br />

Bemerkenswert waren ferner Aufträge für mehrere<br />

große Luftzerlegungsanlagen für den Stahlkonzern<br />

Tata Steel sowie für zwei komplette<br />

<strong>Produktion</strong>slin ien für die Herstellung von Banknotenpapier.<br />

Die anhaltenden Absatzerfolge in Indien verdankt<br />

<strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau nicht zuletzt seiner<br />

langjährigen lokalen Präsenz. Die <strong>AGAB</strong>-Firmen<br />

konnten sich dadurch ein belastbares Netzwerk<br />

in Politik und Wirtschaft aufbauen sowie gute<br />

Marktkenntnisse und ein tiefes Verständnis für<br />

die Wünsche <strong>der</strong> indischen Kunden entwickeln.<br />

Bei <strong>der</strong> Geschäftsanbahnung haben sich dieses<br />

Wissen und die gewachsenen Kontakte regelmäß ig<br />

<strong>als</strong> sehr wertvoll erwiesen.<br />

Wachstumsmarkt Türkei<br />

Das dynamische Wachstum <strong>der</strong> türkischen<br />

Volkswirtschaft spiegelt sich seit einigen Jahren<br />

auch in den Auftragseingängen <strong>des</strong> Großanlagen -<br />

baus wi<strong>der</strong>. Lagen die Bestellungen von 1990 bis<br />

2005 regelmäßig zwischen 50 und 200 Mio. € –<br />

eine Ausnahme stellte das Jahr 2000 mit dem<br />

Mega-Auftrag für das Kraftwerk Isken<strong>der</strong>un dar –<br />

zeichnet sich seit 2007 eine spürbare Belebung<br />

ab. Das durchschnittliche Auftragsvolumen er -<br />

höhte sich auf 360 Mio. € jährlich (2007 bis 2012).<br />

Im Berichtszeitraum stiegen die Buchungen mit<br />

698 Mio. € sogar auf ein Zehn-Jahres-Hoch. Die<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> profitierten dabei vom forcierten<br />

Ausbau <strong>der</strong> türkischen Stromversorgung<br />

durch den Zuschlag für zwei Kraftwerksprojekte.<br />

Ferner war <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau an<br />

weiteren Industrievorhaben direkt beteiligt. Herausragend<br />

war Ende 2012 <strong>der</strong> Auftrag über die<br />

Lieferung einer Großanlage zur Herstellung von<br />

Düngemitteln.


UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 35<br />

Umfeld und Trends im Großanlagenbau<br />

Allgemeines Marktumfeld<br />

und Kundenerwartungen<br />

Vielfältige Unsicherheiten prägen den Markt<br />

Im Großanlagenbau sind Projektlaufzeiten von<br />

zwei bis drei Jahren die Regel. Bei Megaprojekten<br />

im Milliarden-Euro-Bereich können es rasch auch<br />

vier, fünf o<strong>der</strong> gar sechs Jahre werden. Für einen<br />

Industriezweig, <strong>der</strong> in solchen Zeitspannen denkt<br />

und plant, sind stabile Rahmenbedingungen<br />

unerlässlich. Das <strong>der</strong>zeit von vielfältigen Unsich er -<br />

heiten geprägte Umfeld im internationalen<br />

Anlagenbau erschwert jedoch Geschäftsabschlüsse<br />

und wirkt sich somit negativ auf die Auftrags -<br />

perspektiven <strong>der</strong> inländischen Anbieter aus. So<br />

leidet <strong>der</strong> Großanlagenbau unter <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong><br />

europäischen Staatsfinanzen, die vor allem in<br />

Süd- und Südosteuropa Projekte betreffen, die in<br />

erheblichem Maß von öffentlichen Investitionen<br />

abhängig sind. Die Märkte <strong>der</strong> Kraftwerksbauer<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anbieter von Abfallverbrennungsanlagen<br />

sind komplett kollabiert. In Nordafrika gestaltet<br />

sich <strong>der</strong> nationale Neuanfang vielfach schwierig.<br />

Für Investitionen in Großanlagen sind diese<br />

Rahmenbedingungen nicht ideal. Projektstarts<br />

werden verschoben und unterbrochene Vorhaben<br />

nicht weitergeführt. Hinzu kommen Befürchtungen,<br />

dass sich die Unruhen in Westafrika ausdehnen<br />

könnten und damit auch die Sicherheit<br />

von Anlagenbaustellen in Nachbarlän<strong>der</strong>n gefährdet<br />

wird.<br />

Energiepolitik und Märkte im Umbruch<br />

Im Kraftwerksbau stellt <strong>der</strong> massive deutsche<br />

Ausbau von Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung<br />

die Betreiber fossiler Kraftwerke vor<br />

Probleme. Aufgrund <strong>des</strong> gesetzlich legitimierten<br />

Vorrangs für „grünen“ Strom verfehlen z.B. Gaskraftwerke<br />

heutzutage immer häufiger die für<br />

diesen Anlagentyp erfor<strong>der</strong>liche Gewinnschwelle<br />

von 3.500 Betriebsstunden. Als Folge wurden<br />

bestehende Anlagen bereits vom Netz genommen<br />

o<strong>der</strong> neue Anlagen direkt nach <strong>der</strong> Inbetrieb -<br />

nahme wie<strong>der</strong> heruntergefahren. Notwendige<br />

Inves titionen in flexible, fossil befeuerte Kraftwerke<br />

unterbleiben somit. Die nationale Politik<br />

ist dringend gefor<strong>der</strong>t, einen verlässlichen Rahmen<br />

zum Bau und wirtschaftlichen Betrieb von<br />

Anlagen zur Sicherung <strong>des</strong> deutschen Stromnetzes<br />

zu setzen.<br />

Nicht nur in Deutschland, son<strong>der</strong>n weltweit verän<strong>der</strong>n<br />

sich die Rahmenbedingungen auf den<br />

Energiemärkten momentan grundlegend. Ein<br />

wesentlicher Treiber dieses Wandels ist die zu -<br />

nehmende För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schiefergasvorkommen<br />

in den USA, die dort zu drastisch sinkenden Gaspreisen<br />

geführt hat. Die Auswirkungen auf die<br />

Wirtschaftlichkeit und damit auf die Standortwahl<br />

von Gas verarbeitenden Großanlagen sind<br />

weltweit spürbar: Währ end die Darstellbarkeit<br />

von Vorhaben außerhalb <strong>der</strong> USA – etwa <strong>der</strong> Bau<br />

von LNG-Anlagen auf Schiffen o<strong>der</strong> Flüssiggasprojekte<br />

in arktischen Regionen – abnimmt,<br />

werden in den Vereinigten Staaten stillgelegte<br />

Kapazitäten reaktiviert und neue Großprojekte<br />

geplant o<strong>der</strong> bereits realisiert. In <strong>der</strong> Pipeline <strong>des</strong><br />

Chemieanlagenbaus befinden sich Dutzende von<br />

Vorhaben zum Bau von Me th anol-, Ammoniakund<br />

Düngemittelanlagen sowie von Ethancrackern.<br />

Ferner verleiht <strong>der</strong> Boom auch den Anbietern von<br />

Erdgaskraftwerken Impulse. Aber auch Stahler -<br />

zeuger und Hersteller von Rohranlagen profitieren<br />

von sinkenden Energiepreisen sowie von <strong>der</strong> stei -<br />

genden Nachfrage nach nahtlosen Rohren für die<br />

Gasför<strong>der</strong>ung.<br />

Durch die zunehmende För<strong>der</strong>ung von Schiefergas in den<br />

USA haben sich die Rahmenbedingungen für den Großanlagenbau<br />

weltweit grundlegend verän<strong>der</strong>t.


36 UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU<br />

Für deutsche Anlagenbauer ist das eine riesige<br />

Chance. Der Auf- und Ausbau von Vertriebs- und<br />

Planungskapazitäten in den Vereinigten Staaten<br />

sowie die Suche nach Kooperationspartnern sind<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen sich die Branche im<br />

Zuge dieser Entwicklung verstärkt stellen muss.<br />

Gleichzeitig müssen die Unternehmen Schiefergasmärkte<br />

<strong>der</strong> Zukunft wie etwa Argentinien,<br />

China und Polen aufmerksam beobachten, um<br />

rasch auf sich dort bietende Marktchancen reagieren<br />

zu können.<br />

Projektstruktur hat sich deutlich gewandelt<br />

Der seit einigen Jahren branchenübergreifend<br />

im Großanlagenbau zu beobachtende Trend zu<br />

immer größeren und komplexeren Projekten hält<br />

an. Der Anteil <strong>der</strong> sogenannten Mega- o<strong>der</strong> World-<br />

Scale-Anlagen, die zumeist von Großinvestoren<br />

gestemmt werden und zunehmend an entlegenen<br />

Orten sowie Län<strong>der</strong>n mit hohen Risiken realisiert<br />

werden, ist deutlich gestiegen, während die Zahl<br />

mittelgroßer Projekte privater Unternehmen<br />

rückläufig ist.<br />

Hinter dieser Entwicklung steht für den Kunden<br />

das Ziel, die Kosten je <strong>Produktion</strong>seinheit zu<br />

minimieren und nach Möglichkeit nur mit einem<br />

einzigen Partner zu verhandeln. Gleichwohl sind<br />

damit für die Beteiligten, aber insbeson<strong>der</strong>e für<br />

den die Mega-Anlage realisierenden Anlagenbauer,<br />

spezielle Herausfor<strong>der</strong>ungen verbunden:<br />

die Finanzierung ist hochkomplex, <strong>der</strong> Bedarf an<br />

Finanzmitteln enorm. Auch an das Risikomanagement<br />

und die Logistik sowie an das Projektmanagement<br />

insgesamt werden erhöhte Anforde -<br />

rungen gestellt.<br />

Neben dem Trend zu immer größeren Projekten,<br />

<strong>der</strong> sich vor allem in den Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />

manifestiert, ist in den klassischen Industrielän<strong>der</strong>n<br />

mit einer bereits hohen Anlagendichte eine zu -<br />

nehmende Nachfrage nach Instandhaltungsund<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsleistungen sowie nach<br />

Anlagenerweiterungen zu beobachten. Auslöser<br />

für diese Projekte sind meist verschärfte Um -<br />

weltschutzauflagen o<strong>der</strong> auch wachsende<br />

Ansprüche <strong>der</strong> Kunden an die Qualität <strong>der</strong> Endprodukte.<br />

Solche Vorhaben erfor<strong>der</strong>n aufgrund<br />

ihrer hohen Komplexität und <strong>des</strong> Zeitdrucks,<br />

unter dem die Leistungen zu erbringen sind, ein<br />

ebenso hohes Maß an Erfahrung und Know-how.<br />

Wettbewerbsumfeld:<br />

Anbieter aus China und Südkorea holen auf<br />

Nach wie vor wird <strong>der</strong> Weltmarkt für Großanlagen<br />

von Anbietern aus Westeuropa, Nordamerika<br />

und Japan beherrscht. Doch <strong>der</strong> Vorsprung dieses<br />

Trios schmilzt seit Jahren. Wie in an<strong>der</strong>en Indus -<br />

triesektoren gewinnen auch im Großanlagenbau<br />

neue Wettbewerber aus Ostasien kontinuierlich<br />

Marktanteile hinzu. Lagen die am Umsatz ge -<br />

messenen Marktanteile chinesischer und koreanischer<br />

Anlagenbauer 2006 bei rund 10 %, waren<br />

es 2010 bereits 20 %. In einem insgesamt wach -<br />

s enden Markt konnten diese beiden Anbieternationen<br />

ihre Quote seitdem nochm<strong>als</strong> auf rund<br />

ein Viertel steigern.<br />

Keine Atempause:<br />

Wettbewerbsdruck wird weiter steigen<br />

Zwei aktuelle Umfragen 6 unter Top-Managern<br />

<strong>des</strong> deutschen und europäischen Großanlagenbaus<br />

belegen, dass sich <strong>der</strong> Wettbewerbsdruck<br />

in den vergangenen drei Jahren massiv verstärkt<br />

hat. Und eine Entspannung ist mittelfristig nicht<br />

in Sicht. So gehen in beiden Befragungen jeweils<br />

über 90 % <strong>der</strong> Teilnehmer davon aus, dass sich<br />

<strong>der</strong> Druck in den kommenden fünf Jahren nochm<strong>als</strong><br />

verschärfen wird. Diese Einschätzung gilt<br />

für alle Anlagenbaubereiche und Unternehmens -<br />

6 Vgl. Teilnehmerbefragung Engineering Summit (Oktober 2012) und „Projekt-Risikomanagement im Großanlagenbau“,<br />

Gemeinschaftsstudie VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Management Engineers (Februar 2013).


UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 37<br />

Marktanteile im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>n 2006 und 2012<br />

Region<br />

100 %<br />

(= 275 Mrd. €)<br />

100 %<br />

(= 300 Mrd. €)<br />

Region<br />

Übrige Welt<br />

Südkorea<br />

China<br />

Japan<br />

USA<br />

8 %<br />

5 %<br />

5 %<br />

15 %<br />

22 %<br />

11 %<br />

11 %<br />

14 %<br />

8 %<br />

19 %<br />

Übrige Welt<br />

Südkorea<br />

China<br />

Japan<br />

USA<br />

Westeuropa inkl.<br />

Deutschland<br />

45 %<br />

37 %<br />

Westeuropa inkl.<br />

Deutschland<br />

2006 2012<br />

Abbildung 15<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Management Engineers<br />

größen – Unterschiede sind allenfalls in den<br />

Erwartungen bezüglich Tempo und Verlauf <strong>der</strong><br />

kommenden Entwicklungen festzustellen.<br />

Anbieter aus Ostasien werden den Kampf um<br />

Marktanteile auch zukünftig anheizen. Die chinesischen<br />

Großanlagenbauer gelten <strong>als</strong> stärkste<br />

Herausfor<strong>der</strong>er und werden diese Position aufgrund<br />

ihrer breiten Aufstellung wohl auch in<br />

Zukunft halten können. Neu ist, dass China den<br />

Wettbewerb im Anlagenbau zunehmend auch<br />

auf <strong>der</strong> Technologieebene forciert. Die letztlich<br />

angestrebte Technologieführerschaft soll dabei<br />

Der Wettbewerbsdruck im Großanlagenbau hat zugenommen /<br />

wird weiter zunehmen<br />

100% 100% 100%<br />

7%<br />

8 %<br />

3 %<br />

53%<br />

71 %<br />

65 %<br />

Gar nicht<br />

Schwach<br />

Spürbar<br />

Sehr stark<br />

40%<br />

21 %<br />

32 %<br />

Letzte 3 Jahre<br />

Letzte 3 Jahre<br />

Nächste 5 Jahre<br />

Umfrage 2011<br />

Umfrage 2012<br />

Abbildung 16<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Management Engineers


38 UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU<br />

auch durch Kooperationen mit westlichen Partnern<br />

erreicht werden. Deutsche Anlagenbauer<br />

stehen im Fokus dieser Bemühungen und könnten<br />

durch einen verbesserten Marktzugang und<br />

den Zugriff auf die umfangreichen chinesischen<br />

Personalressourcen profitieren. Sie müssen aber<br />

darauf achten, ihren wesentlichen Trumpf – die<br />

Technologiekompetenz – nicht zu verspielen.<br />

Die südkoreanischen Engineering-Firmen sind<br />

zuletzt beson<strong>der</strong>s in den Wettbewerbsfokus ge -<br />

rückt. Dabei setzen Anlagenbauer aus Südkorea<br />

sowohl auf den Ausbau ihres Produktportfolios<br />

<strong>als</strong> auch auf eine Expansion speziell in Wachstumsmärkten.<br />

Beschränkten die Unternehmen<br />

sich bis vor kurzem auf die Bearbeitung <strong>der</strong> Mär k -<br />

te im Mittleren Osten und in Südostasien, haben<br />

sie seitdem schrittweise neue Absatzregionen –<br />

z.B. die USA, Südamerika o<strong>der</strong> Australien – er -<br />

schlossen. Ferner sind in Korea Bemüh ungen<br />

erkennbar, über die bisherigen Paradedisziplinen<br />

Chemieanlagen- und Kraftwerksbau hinaus auch<br />

im metallurgischen Anlagenbau Fuß zu fassen.<br />

Westeuropäische Anlagenbauer<br />

nach wie vor führend<br />

Trotz <strong>der</strong> erfolgreichen Aufholjagd asiatischer<br />

Anbieter dominieren Anlagenbauer aus West -<br />

europa und vor allem aus Deutschland nach wie<br />

vor in zahlreichen Segmenten das Marktgeschehen<br />

im Großanlagenbau. Dies belegt eine Umfrage<br />

unter den Teilnehmern <strong>des</strong> 2. Engineering Summit<br />

eindrucksvoll. Dabei identifizierten 85 % <strong>der</strong><br />

Befragten westeuropäische Unternehmen <strong>als</strong><br />

ihre Hauptwettbewerber. China und Südkorea<br />

lagen mit Werten von 60 % bzw. 40 % deutlich<br />

dahinter. Ein ähnliches Bild zeichnet eine für<br />

diesen Lagebericht durchgeführte Erhebung<br />

unter den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau. Auch hier werden Anbieter<br />

aus Westeuropa über alle Branchen hinweg <strong>als</strong><br />

Hauptkonkurrenten genannt.<br />

Den Unternehmen <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> ist bewusst, dass<br />

die Einschätzungen von heute kein Ruhekissen<br />

für die Zukunft darstellen. Vielmehr können sie<br />

ihre führende Weltmarktposition in einem<br />

herausfor<strong>der</strong>nden Umfeld nur durch intensive<br />

Anstrengungen in allen relevanten Wettbewerbsfel<strong>der</strong>n<br />

verteidigen. Welche Maßnahmen<br />

deutsche Großanlagenbauer konkret verfolgen,<br />

zeigen die Ausführungen auf den folgenden Seiten.<br />

Trend zu Komplettpaketen ungebrochen<br />

Branchenübergreifend sind die Erwartungen <strong>der</strong><br />

Kunden an die Unternehmen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

in den letzten Jahren nochm<strong>als</strong> gestiegen. Dabei<br />

ist weiterhin ein Trend zur Vergabe von Komplett -<br />

paketen, die zumeist schlüsselfertig zum Festpreis<br />

(„turnkey-lump-sum“) bestellt werden, zu<br />

beobachten. Ziel <strong>des</strong> Kunden ist es, die mit einem<br />

EPC-Projekt verbundenen Verträge nur mit einem<br />

einzigen Anlagenbauer zu verhandeln und abzuwickeln.<br />

Der Kunde kann dadurch die Schnittstellenrisiken<br />

auf denjenigen abwälzen, <strong>der</strong> für<br />

das Komplettpaket die alleinige Verantwortung<br />

trägt.<br />

Investitionskosten wichtigster<br />

Wettbewerbsparameter<br />

Unter den Anlagenbetreibern hat die internationale<br />

Aufholjagd in den verschiedenen Wettbewerbsfel<strong>der</strong>n<br />

dazu geführt, dass Auftraggeber ihre<br />

Präqualifizierung bei Projektausschreibungen<br />

zu nehmend auf die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Angebotspreise hin ausrichten. Bei<br />

einigen Kunden führt auch <strong>der</strong> kürzer gewordene<br />

Anlagehorizont mit einer angestrebten Amortisationszeit<br />

zwischen drei und fünf Jahren zu<br />

einer überwiegenden Preisorientierung bei ihrer<br />

Vergabeentscheidung. Kurze Abwicklungszeiten,<br />

hohe Qualitätsstandards und geringe Betriebskosten<br />

werden mehr und mehr vorausgesetzt und<br />

sind damit schwieriger <strong>als</strong> Differenzierungsmerk -<br />

mal zur Rechtfertigung höherer Preise nutzbar.


UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 39<br />

Trends in den Unternehmen<br />

Das allgemeine Marktumfeld im Großanlagenbau<br />

und die verän<strong>der</strong>ten Erwartungen <strong>der</strong> Kunden<br />

erfor<strong>der</strong>n von den Unternehmen eine umfassende<br />

Reaktion. Die wesentlichen Maßnahmen werden<br />

im Folgenden vorgestellt.<br />

Unternehmen streben nach Größe<br />

Im Zuge <strong>des</strong> Trends zu Megaprojekten und den<br />

damit verbundenen Anfor<strong>der</strong>ungen an Finanzkraft<br />

und Abwicklungskompetenz ist Unternehmensgröße<br />

zu einem entscheidenden Wettbewerbs -<br />

parameter geworden. Größe und finanzielle<br />

Stärke signalisieren dem Markt die notwendige<br />

Stabilität für die Erfüllung <strong>der</strong> langfristigen und<br />

komplexen Investitionsvorhaben. Kooperationen<br />

zwischen Anlagenbauern, aber auch die Zu sam -<br />

menarbeit mit Anlagenbetreibern, Industriedienstleistern<br />

und strategischen Zulieferern sowie<br />

die spartenübergreifende Kooperation innerhalb<br />

von Konzernen sind verschiedene Antworten auf<br />

diesen Trend. Die meisten deutschen Großanlagenbauer<br />

verfolgen bereits eine o<strong>der</strong> mehrere<br />

dieser Optionen, je nach Unternehmen und<br />

Branche mit unterschiedlicher Intensität und<br />

Zielrichtung.<br />

Ausbau <strong>des</strong> Servicegeschäfts<br />

Neben World-Scale-Anlagen waren 2012 auch<br />

zahlreiche kleinere Projekte zur Instandhaltung,<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung und Erweiterung bestehen<strong>der</strong><br />

Anlagen im Markt. Die mit diesen Vorhaben verbundenen<br />

Ziele <strong>der</strong> meist aus den Industrielän<strong>der</strong>n<br />

stammenden Kunden bestanden darin, die<br />

kurz- und langfristige Anlagenverfügbarkeit zu<br />

erhöhen, die Energie- und Rohstoffeffizienz von<br />

Anlagen zu verbessern o<strong>der</strong> auch die Produk t -<br />

qualität zu steigern. Deutsche Großanlagenbauer<br />

konnten von diesen Projekten profitieren, da sie<br />

sich bereits sehr frühzeitig – etwa durch die<br />

Neugründung eigener Servicebereiche o<strong>der</strong> die<br />

Übernahme etablierter Dienstleister – auf diesen<br />

Trend eingestellt hatten. Die <strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

verfolgen mittelfristig das Ziel, den Umsatzanteil<br />

ihres Servicegeschäftes zu steigern, um ihre<br />

Welche Maßnahmen zur Steigerung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit werden im Anlagenbau<br />

<strong>der</strong>zeit beson<strong>der</strong>s intensiv verfolgt?<br />

Sicherung <strong>der</strong> Technologieführerschaft<br />

Standardisierung und Modularisierung<br />

Kostensenkung im Einkauf<br />

Engineering in Niedriglohnlän<strong>der</strong>n<br />

Ausbau <strong>des</strong> Risikomanagements<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Prozessqualität<br />

Optimierung <strong>der</strong> Bau- und Montagephase<br />

Ausbau von Lieferantenpartnerschaften<br />

Ausbau <strong>des</strong> Value Engineering<br />

Ausbau <strong>des</strong> Servicegeschäfts<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Anteil <strong>der</strong> Befragten in %<br />

Abbildung 17<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau, Teilnehmerbefragung 2. Engineering Summit


40 UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU<br />

Geschäftschancen besser zu verteilen, die<br />

Umsätze zu verstetigen und sich vom aufkommenden<br />

Wettbewerb aus Asien abzuheben.<br />

Technologieführerschaft<br />

<strong>als</strong> Differenzierungsmerkmal<br />

Die Technologieführerschaft ist ein weiteres Differenzierungsmerkmal<br />

gegenüber <strong>der</strong> asiatischen<br />

Konkurrenz, das zur Sicherung weiter ausgebaut<br />

wird. Dies verdeutlicht nicht zuletzt eine aktuelle<br />

Umfrage unter den Teilnehmern <strong>des</strong> 2. Engineer ing<br />

Summit (vgl. Abb. 17). Die Befragten, die überwiegend<br />

aus dem Großanlagenbau stammen,<br />

nannten die Sicherung <strong>der</strong> Technologieführerschaft<br />

dabei <strong>als</strong> wesentliche Maßnahme zur<br />

Steigerung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit.<br />

So birgt fast je<strong>der</strong> Auftrag im Großanlagenbau<br />

wegen <strong>der</strong> langen Produktzyklen und geringen<br />

Stückzahlen die Chance, durch Neu- und Weiterentwicklungen<br />

von Verfahren und Bauteilen den<br />

jeweiligen Energiebedarf zu senken, die Umweltverträglichkeit<br />

zu verbessern und die Ausbringungsmengen<br />

zu erhöhen. Die Anlagenbauer<br />

haben hierzu umfassende Strategien und Prozesse<br />

entwickelt. Neue Ideen entstehen etwa im<br />

Rahmen eines systematischen Innovationsmanagements<br />

im Unternehmen. Dabei werden<br />

Neuerungen unter Zuhilfenahme einer Simulation<br />

bereits im Entwicklungsstadium getestet. Dem<br />

Großanlagenbau bieten lange Produktzyklen<br />

aber auch die Möglichkeit, gemeinsam mit Lieferanten<br />

Innovationen voranzutreiben.<br />

Forcierung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

bei Preisen, Zeit und Qualität<br />

Weiterhin setzen die Unternehmen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

an den klassischen Parametern Preis,<br />

Zeit und Qualität zur Verbesserung <strong>der</strong> internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit an.<br />

Zur Wahrung ihrer preislichen Konkurrenzfähigkeit<br />

bemühen sich <strong>der</strong>zeit viele Unternehmen<br />

im Großanlagenbau, Kosteneinsparungen im<br />

Einkauf zu realisieren und richten ihre Beschaffungsaktivitäten<br />

verstärkt auf die sogenannten<br />

Best-Cost-Countries aus. Um im Spannungsfeld<br />

zwischen Qualitäts- und Termintreue <strong>der</strong> Zulieferungen<br />

und den angestrebten Kostenreduzierungen<br />

zu bestehen, entwickeln und verfeinern<br />

die Unternehmen ihre Expediting-Kompetenzen –<br />

<strong>als</strong>o die Fähigkeit, Fertigungsfortschritte von<br />

Zu lieferungen direkt beim Hersteller unter terminlichen<br />

und qualitativen Gesichtspunkten zu<br />

überprüfen. Einige Großanlagenbauer verfügen<br />

bereits über ein globales Netz von Kontrolleuren.<br />

An<strong>der</strong>e Unternehmen bemühen sich <strong>der</strong>zeit um<br />

einen beschleunigten Ausbau ihrer Expediting-<br />

Abteilungen, sowohl am Stammsitz in Deutschland<br />

<strong>als</strong> auch bei den ausländischen Tochterfirmen.<br />

In die gleiche Richtung zielen die Weiterführung<br />

<strong>der</strong> Standardisierung und Modularisierung be -<br />

stehen<strong>der</strong> Prozesse, Werkzeuge, aber auch von<br />

Bauteilen und Komponenten sowie die Verlagerung<br />

<strong>des</strong> (Detail-)Engineering ins Ausland.<br />

Die Projektdurchlaufzeiten haben die deutschen<br />

Großanlagenbauer in den vergangenen Jahren<br />

durch technische und organisatorische Maßnahmen<br />

bereits deutlich senken können. Aktuelle<br />

Ansätze zur weiteren Prozessoptimierung sind<br />

u.a. die Kritische-Weg-Planung und ein besseres<br />

Schnittstellenmanagement.


UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 41<br />

Welche Projektrisiken sind im Großanlagenbau am größten/kleinsten?<br />

(Durchschnittlicher Rang in einer Rangfolge von 1 bis 10)<br />

Trend<br />

1) Zeit (insb. enge Terminpläne mit Pönalen o<strong>der</strong><br />

Liquidated Damages)<br />

2) Projektausführung (Verfügbarkeit von Ressourcen, technische<br />

und organisatorische Fähigkeiten, Schnittstellenmanagement)<br />

3) Kalkulation (insb. Festpreisrisiko)<br />

2,9<br />

3,8<br />

4,3<br />

–<br />

4) Subkontraktoren und Lieferanten (Qualitäts- und<br />

Termintreue, Claimsmanagement, Insolvenz)<br />

5) Haftung<br />

6) Technik (insb. bei innovativen Technologien –<br />

zugesagte Leistungsparameter)<br />

7) Projektumfeld (Län<strong>der</strong>risiken, Stakehol<strong>der</strong>, höhere Gewalt)<br />

4,6<br />

5,3<br />

5,8<br />

6,0<br />

–<br />

–<br />

8) Projektplanung (Work-Breakdown-Structure, Ressourcen,<br />

Zeit, Kosten)<br />

9) Finanzierung (Finanzierungsstruktur, Zahlungssicherheit,<br />

Wechselkurs- und Zinsän<strong>der</strong>ungen)<br />

10) Auftraggeber (Zahlungssicherheit, Claimsmanagement)<br />

6,3<br />

7,2<br />

7,5<br />

–<br />

Trend: Risiken in Zukunft weniger wichtig – etwa gleichbleibend wichtiger<br />

Abbildung 18<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Management Engineers<br />

Zur Sicherung <strong>der</strong> Qualitätsführerschaft haben<br />

sich schließlich vor allem die gezielte För<strong>der</strong>ung<br />

qualitätsgerechten Verhaltens sowie die stetige<br />

Qualifizierung <strong>der</strong> Mitarbeiter bewährt. Zur<br />

Qualitätssicherung zählen ferner die Themen<br />

Baustellensicherheit und HSE 7 . In <strong>der</strong> Verbesserung<br />

<strong>des</strong> Projekt-Wissensmanagement steckt<br />

ebenfalls erhebliches Potenzial. Für viele Unternehmen<br />

ist es noch immer eine Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

alle relevanten Erfahrungen aus abgeschlossenen<br />

Projekten so aufzubereiten, dass neue Projekt-<br />

teams aus diesem Know-how bestmöglich lernen<br />

und die Wie<strong>der</strong>holung von Fehlern vermeiden.<br />

Unter dem Fachbegriff „Lessons Learned“ werden<br />

hierbei Werkzeuge und Strategien angesprochen,<br />

die es ermöglichen, diesen Prozess zu steuern, zu<br />

optimieren und gleichzeitig eingefahrene Verhaltensweisen<br />

aufzubrechen.<br />

7 HSE steht in diesem Zusammenhang für Health, Safety und Environment (Gesundheitsschutz, Arbeitssicherheit und Umweltmanagement).


42 UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU<br />

Verbesserung weiterer<br />

Managementkompetenzen<br />

Schließlich darf <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />

auch Erkenntnisse aus weiteren Managementbereichen<br />

nicht außer Acht lassen: So haben die<br />

<strong>AGAB</strong>-Mitglie<strong>der</strong> bereits vor Jahren erkannt, dass<br />

eigene Bau- und Montagekompetenzen insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Hinblick auf die verän<strong>der</strong>ten Kunden -<br />

erwartungen ausgebaut bzw. wie<strong>der</strong> aufgebaut<br />

werden müssen. Diese Erkenntnis geht mit <strong>der</strong><br />

Herausfor<strong>der</strong>ung einher, geeignetes Fach- und<br />

Führungspersonal für Baustellen vorhalten zu<br />

können. Ein Weg ist hierbei <strong>der</strong> Aufbau lokaler<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen in wichtigen Kundenmärkten.<br />

Die Weiterentwicklung und Professionalisierung<br />

<strong>der</strong> Projektmanagement-Kompetenzen sowie<br />

<strong>der</strong> Ausbau <strong>des</strong> Projekt-Risikomanagements sind<br />

<strong>als</strong> zusätzliche zentrale Bausteine zu nennen. Da -<br />

bei steckt insbeson<strong>der</strong>e im Risikomanagement<br />

noch immer Potenzial: Binnen drei Jahren – so <strong>der</strong><br />

Tenor einer aktuellen Studie <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> – könnten<br />

die Projektdeckungsbeiträge im Großanlagenbau<br />

um 10 % bis 20 % steigen, sofern die jeweiligen<br />

Maßnahmen zur Optimierung <strong>des</strong> Projektrisikomanagements<br />

greifen. Im Projektgeschäft dominieren<br />

jedenfalls mehrheitlich zeitliche und<br />

kal kulatorische Risiken, aber auch Projektaus -<br />

führ ungs risiken, die es zu identifizieren und zu<br />

steuern gilt (vgl. Abb. 18).<br />

Ein wesentliches Steuerungsinstrument ist dabei<br />

das Vertragsmanagement. Die Neugestaltung<br />

von Vertragsmodellen ist im aktuellen Wettbewerbsumfeld,<br />

einem Käufermarkt, jedoch schwierig.<br />

Einige Unternehmen <strong>des</strong> Großanlagenbaus<br />

haben <strong>des</strong>halb ihr Vertrags- und Claimsmanagement<br />

weiterentwickelt und dabei teilweise ihre<br />

internen Strukturen reorganisiert.<br />

Globalisierung nahezu alternativlos<br />

Auch in Zeiten <strong>der</strong> Globalisierung ist die Bedeut ung<br />

<strong>des</strong> Heimatstandortes für die Innovationskraft,<br />

die Unternehmenskultur sowie die Produktqualität<br />

im Großanlagenbau entscheidend. Die Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> bekennen sich daher zu ihren<br />

deutschen Wurzeln. Gleichzeitig baut <strong>der</strong> Industriezweig<br />

seine weltweiten Vertriebs-, Engineering-<br />

und <strong>Produktion</strong>skapazitäten aber massiv<br />

aus. Schon heute kommen auf einen in Deutschland<br />

Beschäftigten mehr <strong>als</strong> zwei Mitarbeiter an<br />

Auslandsstandorten. Dieses Verhältnis wird sich<br />

in Zukunft wahrscheinlich noch weiter zu Lasten<br />

<strong>der</strong> Inlandsstandorte verschieben. Will <strong>der</strong> Großanlagenbau<br />

im Wettbewerb mit europäischen,<br />

vor allem aber mit den neuen asiatischen Herausfor<strong>der</strong>ern<br />

bestehen, ist diese Strategie<br />

jedoch nahezu alternativlos.<br />

Kompetenzen verlagern<br />

und interkulturell stärken<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> deutschen Standorte ist die Bewältigung<br />

<strong>der</strong> Kompetenzverlagerung ins Ausland<br />

die größte Herausfor<strong>der</strong>ung. Die Ansätze <strong>der</strong><br />

Unternehmen hierzu sind sehr unterschiedlich.<br />

Einige Mitgliedsfirmen <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau haben ihre Wertschöpfung in<br />

internationalen Netzwerken organisiert, die<br />

durch entsprechende Kompetenzzentren gesteuert<br />

werden. An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um setzen ganz auf<br />

konsequente Lokalisierung aller operativen Funktionen,<br />

d.h., Geschäftseinheiten in bedeutenden<br />

Märkten sind in <strong>der</strong> Lage, die vollständige Wertschöpfung<br />

eines Großanlagenprojektes lokal zu<br />

erbringen.<br />

Weiterhin müssen die Unternehmen ihre Inter na -<br />

t ionalisierung durch eine Stärkung <strong>der</strong> interkulturellen<br />

Kompetenzen ihrer Mitarbeiter unterstützen.<br />

Die Akzeptanz <strong>der</strong> Unternehmen im<br />

Ausland ist umso größer, je besser sie sich in den<br />

Sprachen und kulturellen Gepflogenheiten ihrer<br />

jeweiligen Gastlän<strong>der</strong> auskennen. Zum Beispiel<br />

können sich beim Aufbau von Geschäftsbeziehungen<br />

durch die spezifische Lan<strong>des</strong>-, Arbeitsund<br />

Unternehmenskultur Schwierigkeiten ergeben.<br />

Darüber hinaus führt das teilweise unterschiedliche<br />

Zeit- und Vertragsverständnis bei <strong>der</strong> Ab -<br />

wicklung von Projekten immer wie<strong>der</strong> zu „Reibungsflächen“.<br />

Hier zeigt sich, dass <strong>der</strong> Aufbau<br />

interkultureller Kompetenzen ähnlich bedeutsam<br />

für den Markterfolg ist wie weltweit standardisierte<br />

Prozesse und Werkzeuge.


UMFELD UND TRENDS IM GROSSANLAGENBAU 43<br />

Fachkräftegewinnung schwierig –<br />

För<strong>der</strong>ung immer wichtiger<br />

Die Beschäftigtenzahl im deutschen Großanlagen -<br />

bau lag 2012 mit 59.200 Mitarbeitern in etwa<br />

auf Vorjahresniveau (2011: 59.800 Personen). Es<br />

bestehen jedoch Engpässe sowohl im Ingenieurbereich<br />

(Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Ma -<br />

schinenbau) <strong>als</strong> auch im Bereich <strong>der</strong> technischen<br />

Fachkräfte, wie eine aktuelle <strong>AGAB</strong>-Umfrage<br />

belegt (vgl. Abb. 19).<br />

Aufgrund <strong>des</strong> Fachkräftemangels haben die Mitgliedsfirmen<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Großan -<br />

lagenbau zunehmend Schwierigkeiten, offene<br />

Stellen zeitnah zu besetzen. Vor allem erfahrene<br />

Projektleiter, Baustellenleiter o<strong>der</strong> Claimsmanager<br />

sind Mangelware. Zudem nimmt das<br />

Interesse und die Flexibilität <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

bezüglich langjähriger Auslandsaufenthalte ab.<br />

Dies hat zur Folge, dass Firmen aufwändige<br />

Maßnahmen ergreifen müssen, um die benötigten<br />

Mitarbeiter zu gewinnen. Eine rasche Stellenbesetzung<br />

mit Absolventen ist oft schon <strong>des</strong>halb<br />

nicht möglich, da diese zwar fachlich meist<br />

hervorragend ausgebildet sind, aber nur selten<br />

die dringend benötigten sozialen und kommunikativen<br />

Kompetenzen zur Abwicklung internationaler<br />

Großprojekte mitbringen. Die aktuellen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen machen <strong>des</strong>halb die Nachwuchsgewinnung<br />

und -för<strong>der</strong>ung zu einem<br />

Kernthema <strong>des</strong> gesamten Anlagenbaus.<br />

Unternehmen setzten auf interne Weiterbildung<br />

Die Branche reagiert zumeist mit firmeninternen<br />

Fortbildungsmaßnahmen und dem Ausbau von<br />

Kooperationen mit Hochschulen auf den anhaltenden<br />

Personalmangel. Einige Mitgliedsfirmen<br />

haben inzwischen eigene Fort- und Weiterbildungszentren<br />

aufgebaut, um ihre Mitarbeiter für<br />

die jeweiligen stellenspezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu qualifizier en. Darüber hinaus versuchen die<br />

Mitgliedsfirmen durch flexible Arbeitsverträge<br />

und durch die stärkere Berücksichtigung familiärer<br />

Aspekte ansprechende Anreize zu schaffen. Aber<br />

auch <strong>der</strong> Einsatz von Leiharbei tnehmern o<strong>der</strong> die<br />

Reaktivierung ehemaliger Leistungsträger (Rentner)<br />

sind aktuelle Maßnahmen gegen Personalengpässe.<br />

Engpässe bestehen im Großanlagenbau insbeson<strong>der</strong>e für folgende Qualifikationen:<br />

Verfahrenstechnikingenieure<br />

Maschinenbauingenieure<br />

Elektrotechnikingenieure<br />

Bauingenieure<br />

technische Fachkräfte<br />

Juristen<br />

Kaufleute<br />

Wirtschaftsingenieure<br />

sonstige Ingenieure<br />

sonstige Qualifikationen<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Anteil <strong>der</strong> Befragten in %<br />

Abbildung 19<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau, Teilnehmerbefragung 2. Engineering Summit


44 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Branchenberichte und<br />

Geschäftsaussichten<br />

Nach dem spürbaren Rückgang <strong>der</strong> Auftragseingänge<br />

im Jahr 2012 ist auch 2013 nicht mit einer<br />

umfassenden Belebung <strong>der</strong> Nachfrage im deutschen<br />

Großanlagenbau zu rechnen. In Anbetracht<br />

<strong>der</strong> für 2013 prognostizierten Expansion <strong>der</strong> Welt -<br />

wirtschaft um 3,8 % ist ein Or<strong>der</strong>plus im einstelligen<br />

Prozentbereich für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong><br />

ein wahrscheinliches Szenario. Eine darüber hinaus<br />

gehende Belebung ist vor dem Hintergrund<br />

vielfältiger globaler Unsicherheiten nicht in Sicht.<br />

Impulse aus den USA und Osteuropa –<br />

Asien mit stabiler Nachfrage<br />

Die Vereinigten Staaten gelten <strong>der</strong>zeit <strong>als</strong> das<br />

„El Dorado“ <strong>des</strong> Anlagenbaus. Historisch niedrige<br />

Gaspreise haben in <strong>der</strong> US-amerikanischen Chemieindustrie<br />

einen Investitionsboom ausgelöst,<br />

<strong>des</strong>sen Ende nicht absehbar ist. Und auch in <strong>der</strong><br />

Stahlindustrie und im Energiesektor ist die Projektpipeline<br />

auf Jahre hin ausgefüllt. Deutsche<br />

Großanlagenbauer rechnen sich aufgrund ihrer<br />

starken Position im US-Markt bei zahlreichen<br />

Vorhaben Chancen auf einen Zuschlag aus. Ob<br />

aber alle Projekte wie geplant realisiert werden,<br />

bleibt angesichts steigen<strong>der</strong> Investitionskosten<br />

und <strong>der</strong> limitierten Verfügbarkeit von Planungsressourcen<br />

sowie von Bau- und Montagekapazitäten<br />

abzuwarten.<br />

Als günstig beurteilen die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong><br />

darüber hinaus die mittelfristigen Aussichten im<br />

Osteuropageschäft und hier vor allem in Russland.<br />

Eine wichtige Absatzregion bleibt ferner Asien<br />

mit den beiden Kernmärkten China und Indien<br />

sowie den aufstrebenden Län<strong>der</strong>n in Ost- und<br />

Südostasien. Mit anhaltend hohen Bestellungen<br />

rechnet die Branche 2013 überdies aus <strong>der</strong> Türkei.<br />

Wenig Neugeschäft in Westeuropa<br />

und im arabischen Raum<br />

Die Aussichten für den westeuropäischen Markt<br />

sind hingegen trübe, insbeson<strong>der</strong>e die negative<br />

Entwicklung im Südeuropageschäft dürfte sich<br />

2013 fortsetzen. Auch aus Südamerika, Nordafrika<br />

und dem Nahen und Mittleren Osten kommen<br />

<strong>der</strong>zeit nur wenige positive Signale. Der Absatz<br />

deutscher Anlagenbauer in den Golfstaaten leidet<br />

einerseits unter <strong>der</strong> intensiven Konkurrenz durch<br />

asiatische Engineering-Firmen, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

den im Mittleren Osten <strong>der</strong>zeit populären Megaprojekten.<br />

An<strong>der</strong>erseits spüren die Anlagenbauer<br />

eine generelle Unsicherheit <strong>der</strong> Investoren sowie<br />

eine sinkende Zahl von Projektstarts in Folge <strong>der</strong><br />

Rückverlagerung von Investitionen in die USA.<br />

Beschäftigungsaufbau vor allem im Ausland<br />

Für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong> sind qualifizierte Mit -<br />

arbeiter ein entscheiden<strong>der</strong> Erfolgsfaktor. Die<br />

Branche hat die inländischen Stammbelegschaften<br />

daher in den Jahren 2005 bis 2010 auf rund<br />

60.000 Beschäftigte ausgebaut. Seitdem verharrt<br />

die Mitarbeiterzahl in Deutschland auf diesem<br />

Niveau und wird 2013 voraussichtlich nicht<br />

weiter steigen. Gleichzeitig bauen die Unternehmen<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft im Ausland Personal<br />

auf. So sind weltweit bereits mehr <strong>als</strong> 120.000<br />

weitere Experten für deutsche Anlagenbauer<br />

tätig. Diese starke internationale Aufstellung ist<br />

geboten, um die sich in den Wachstumsmärkten<br />

in Asien, Südamerika und Osteuropa bietenden<br />

Absatzchancen ergreifen zu können. Neben<br />

preislichen Überlegungen spielen die Nähe zum<br />

Kunden und um fangreiche Lokalisierungsfor<strong>der</strong>ungen<br />

dabei eine wesentliche Rolle. Überdies<br />

sichern Auslands investitionen aber auch Arbeitsplätze<br />

am Hochlohnstandort Deutschland. Vom<br />

Inland aus werden die Unternehmen gesteuert,<br />

Kernkomponenten werden hier gefertigt und die<br />

Produktentwicklung wird vorangetrieben.<br />

Langfristige Wachstumstreiber intakt<br />

Langfristige Wachstumstrends wie beispielsweise<br />

<strong>der</strong> weltweit steigende Energiebedarf sowie die<br />

wachsende Bedeutung von Energieeffizienz und<br />

Ressourcenschonung sind weiterhin intakt. Die<br />

über 2013 hinausreichenden Zukunftsperspektiven<br />

<strong>des</strong> Großanlagenbaus sind daher günstig.<br />

Detaillierte Beschreibungen <strong>der</strong> aktuellen Situation<br />

und <strong>der</strong> Aussichten wichtiger Segmente <strong>des</strong> Groß -<br />

anlagenbaus liefern die folgenden Branchenberichte.


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 45<br />

Kraftwerke<br />

Im Jahr 2012 war die Lage auf dem internationalen<br />

Kraftwerksmarkt durch Zurückhaltung geprägt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in den USA und in Westeuropa,<br />

aber auch im Mittleren Osten, gab es nur wenige<br />

Neuaufträge. Die Auswirkungen <strong>der</strong> Finanzkrise<br />

2008/2009 halten länger an <strong>als</strong> erwartet und<br />

werden von <strong>der</strong> Eurokrise verstärkt. Der Auftragseingang<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>) vertretenen<br />

Kraftwerksbauer ging vor diesem Hintergrund<br />

um 24 % auf 8,5 Mrd. € (2011: 11,2 Mrd. €)<br />

zurück.<br />

Wesentliche Impulse für den Kraftwerksbau gingen<br />

im vergangenen Jahr von Regionen mit relativ<br />

hohem Wirtschaftswachstum in Asien aus. Nach<br />

wie vor werden in China und Indien vorwiegend<br />

Kohlekraftwerke zugebaut, in Südostasien und<br />

in Korea setzen die Kunden hingegen verstärkt<br />

auf den Brennstoff Erdgas.<br />

Der Wettbewerb durch chinesische und südkoreanische<br />

Konkurrenten, die mittlerweile stärker<br />

aus ihren heimischen Märkten auf den Weltmarkt<br />

drängen, verschärfte sich 2012. Vor allem koreanische<br />

Firmen treten mittlerweile <strong>als</strong> mächtige<br />

Wettbewerber bei Projekten im Nahen Osten<br />

und in Südostasien auf, erhielten im vergangenen<br />

Jahr aber auch Aufträge zum Bau von Kraftwerken<br />

in Afrika und Südamerika.<br />

Deutschland:<br />

Energiewende führt zu Zurückhaltung<br />

bei Investitionen in Großkraftwerke<br />

2012 sind neue Photovoltaikanlagen (PVA) mit<br />

einer Leistung von 7,6 Gigawatt (GW) gebaut<br />

worden. Insgesamt beläuft sich die in Deutschland<br />

vorhandene PVA-Leistung damit auf über<br />

30 GW, die installierte Nennleistung aller Windenergieanlagen<br />

lag Ende 2012 ebenfalls bei gut<br />

30 GW. Dieser starke Ausbau ist notwendig, um<br />

das politische Ziel eines Anteils von 30 % regenerativer<br />

Energie an <strong>der</strong> gesamten inländischen<br />

Stromerzeugung bis 2030 zu erreichen. Er hat<br />

Zur Aufrechterhaltung einer sicheren und finanzierbaren<br />

Stromversorgung ist Deutschland noch auf Jahre auf fossile<br />

Kraftwerke angewiesen. Im aktuellen energiepolitischen Umfeld<br />

sind diese Anlagen allerdings kaum mehr wirtschaftlich zu<br />

betreiben – <strong>der</strong> Ausbau stockt daher.<br />

jedoch auch zu einer schwankenden Netzauslas -<br />

tung und einer regionalen Trennung zwischen<br />

den Standorten <strong>der</strong> Stromabnehmer und <strong>der</strong><br />

Stromerzeuger geführt. Um die Installation weiterer<br />

erneuerbarer Energien besser regeln zu<br />

können, hat die Bun<strong>des</strong>regierung mittlerweile<br />

begonnen, die För<strong>der</strong>ung dieser Energien einzuschränken.<br />

Gleichzeitig wird es für die Energieversorger<br />

zunehmend unrentabel, Gaskombikraftwerke zu<br />

betreiben. Das liegt sowohl an hohen inländischen<br />

Preisen für Gas <strong>als</strong> auch am Vorrang, den<br />

„grüner“ Strom dank <strong>des</strong> Erneuerbare-Energie-<br />

Gesetzes in Deutschland genießt. Mit den ak tuell<br />

üblichen rund 2.000 Betriebsstunden im Jahr –<br />

statt früher rund 4.000 Stunden – können reine<br />

Stromerzeugungsanlagen kaum mehr wirtschaftlich<br />

betrieben werden. Daher rücken hierzulande


46 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Kohlekraftwerke, die kostengünstigen Strom zu -<br />

meist aus heimischer Braunkohle produzieren,<br />

stärker in den Blickpunkt. Mehrere hocheffiziente<br />

Kraftwerke gingen bereits ans Netz bzw. werden<br />

den Betrieb bald aufnehmen. Allerdings stoßen<br />

diese Anlagen doppelt so viel Kohlendioxid pro<br />

Stromeinheit aus wie Gaskombikraftwerke und<br />

gefährden damit die ehrgeizigen CO 2 -Emissionsziele.<br />

Die noch unklaren politischen Rahmenbedingungen<br />

<strong>der</strong> deutschen Energiewende führten auch<br />

im letzten Jahr zu einer Zurückhaltung bei <strong>der</strong><br />

Beauftragung von Großkraftwerken. Der Inlands-<br />

Auftragseingang lag bei 1,4 Mrd. €, nach 3,4 Mrd. €<br />

2011. Anlagen mit Kraftwärmekopplung sind am<br />

ehesten noch wirtschaftlich. Marktchan c en bei<br />

konventionellen Kraftwerken ergeben sich<br />

mittelfristig im Bereich <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisier ung und<br />

Optimierung von Bestandsanlagen hinsichtlich<br />

einer Effizienz- und Flexibilitätsverbesserung.<br />

Die Perspektiven für den Bau von Anlagen zur<br />

Erzeugung regenerativen Stroms sind weiterhin<br />

<strong>als</strong> günstig zu bewerten.<br />

Auslandsnachfrage leicht rückläufig<br />

2012 ist <strong>der</strong> Auslands-Auftragseingang bei den<br />

<strong>AGAB</strong>-Kraftwerksbauern um 9 % auf 7,1 Mrd. €<br />

zurückgegangen. Die anfänglich hohen Bestellungen<br />

aus Asien und dem Mittleren Osten<br />

haben sich in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte deutlich<br />

abgeschwächt. Gleichzeitig gelang es Wettbewerbern<br />

aus Südkorea und China, sich einen<br />

zunehmenden Anteil an dem rasant wachsenden<br />

Kraftwerksmarkt in Asien zu erkämpfen.<br />

Nordamerika im Bann <strong>des</strong> Schiefergasbooms<br />

Zwei wesentliche Faktoren bestimmen <strong>der</strong>zeit den<br />

nordamerikanischen Markt. Die amerikan ische<br />

En vironmental Protection Agency (EPA) kündigte<br />

an, den CO 2 -Ausstoß für Neukraftwerke auf 435<br />

g/kWh zu begrenzen und macht den Bau von<br />

kohlebefeuerten Kraftwerken ohne CO 2 -Abscheidung<br />

damit praktisch unmöglich. Kombikraftwerke<br />

liegen üblicherweise unter diesem Grenzwert<br />

und werden somit begünstigt. Interessant<br />

ist diese politische Vorgabe unter dem Gesichtspunkt<br />

<strong>der</strong> rapide steigenden För<strong>der</strong>ung unkonventioneller<br />

Gasvorkommen, die offensichtlich<br />

einen weiteren prägenden Faktor in <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Stromerzeugung darstellen. Die Gaspreise<br />

in Nordamerika sind <strong>der</strong>zeit so günstig wie<br />

zuletzt Anfang <strong>der</strong> 2000er Jahre und beeinflussen<br />

über Substitutionsprozesse zunächst den lokalen<br />

Energiemarkt. Es ist zu erwarten, dass durch die<br />

nachlassende Importnachfrage <strong>der</strong> USA Energiemärkte<br />

in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ebenfalls massive<br />

Anpassungsprozesse durchlaufen werden.<br />

Der südamerikanische Kraftwerksmarkt hat sich<br />

2012 kaum bewegt. Leichte Impulse kamen aus<br />

Brasilien. Die Buchungen beliefen sich 2012 auf<br />

insgesamt knapp 113 Mio. € und lagen damit<br />

um 14 % über dem Niveau von 2011 (92 Mrd. €).<br />

Schwache Nachfrage in Westeuropa<br />

Die Nachfrage nach Großkraftwerken aus Westeuropa<br />

war 2012 sehr schwach: Die Bestellungen<br />

fielen auf den niedrigsten Stand seit Ende <strong>der</strong><br />

1990er Jahre. Insbeson<strong>der</strong>e Kunden aus Spanien<br />

und Italien bestellten kaum neue Anlagen bei<br />

den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>AGAB</strong>. Dies ist angesichts<br />

<strong>der</strong> aktuellen Finanz- und Staatsschuldenkrisen<br />

nicht verwun<strong>der</strong>lich. Auch 2013 ist nicht mit<br />

einer Trendwende zu rechnen.


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 47<br />

Südkorea war 2012 <strong>der</strong> wichtigste Markt für den <strong>AGAB</strong>-Kraftwerksbau.<br />

Vor allem sparsame, mit Gas befeuerte Anlagen standen hoch<br />

im Kurs.<br />

In Osteuropa hat sich <strong>der</strong> Auftragseingang in<br />

Folge eines Großauftrags aus Polen deutlich<br />

verbessert. Das Land ist damit aktuell <strong>der</strong> wichtigste<br />

osteuropäische Markt für den <strong>AGAB</strong>-<br />

Kraftwerksbau – noch vor <strong>der</strong> GUS.<br />

Mittlerer Osten ist ein umkämpfter Markt<br />

Der aggressive Wettbewerb aus Asien und die<br />

schwierigeren Finanzierungsbedingungen prägten<br />

den Kraftwerksmarkt im Nahen und Mittleren<br />

Osten. Der Auftragseingang ging im letzten<br />

Jahr deutlich zurück: Lagen die Bestellungen<br />

2011 noch bei 2,7 Mrd. €, waren es 2012 nur<br />

noch 1,1 Mrd. € Dabei blieben Gas und Öl die<br />

Hauptquellen <strong>der</strong> Stromerzeugung.<br />

Kapazitätsausbau in Asien<br />

Das rasante Wirtschaftswachstum in Ost- und<br />

Südostasien erfor<strong>der</strong>t einen schnellen Ausbau<br />

<strong>des</strong> dortigen Kraftwerksparks – wovon deutsche<br />

Anbieter im vergangenen Jahr profitieren konnten.<br />

In China und Indien sind nach wie vor Kohlekraftwerke<br />

<strong>als</strong> wesentliche Stromerzeugungsressource<br />

gefragt. Erfreulich ist die Auftragslage<br />

ferner in Südostasien (Thailand, Singapur, Philippinen)<br />

sowie in Südkorea. Bestellt wurden dort<br />

vor allem Gaskraftwerke. Insbeson<strong>der</strong>e in Südkorea<br />

muss <strong>der</strong> Ausbau in Folge <strong>der</strong> raschen Industriali -<br />

sierung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> schnell erfolgen. Die Kunden<br />

sind daher oftm<strong>als</strong> risikofreudig und bereit, in<br />

neue Technologien zu investieren.<br />

Das Or<strong>der</strong>volumen aus Asien blieb 2012 auf relativ<br />

hohem Niveau annähernd stabil. Eine stärkere<br />

Lokalisierung von Personal- und Sachressourcen<br />

wird in Asien sowohl von den Kunden <strong>als</strong> auch<br />

von Seiten <strong>der</strong> Politik gefor<strong>der</strong>t. Durch die Einrichtung<br />

mo<strong>der</strong>ner Fertigungsstätten vor Ort,<br />

den Aufbau von Engineering-Kapazitäten sowie<br />

die Etablierung industrieller Partnerschaften mit<br />

lokalen Lieferanten sind deutsche Anlagenbauer<br />

diesen For<strong>der</strong>ungen bereits nachgekommen.<br />

Dennoch bleibt die Erschließung <strong>der</strong> Märkte in<br />

China und Indien ein schwieriges und langwieriges<br />

Unterfangen.<br />

Ausblick: Deutschland setzt zunehmend<br />

auf regenerative Energie<br />

Die Energiewende wird in Deutschland weiter<br />

vorangetrieben, um das gesetzte Ziel eines 30 %-<br />

Anteils <strong>der</strong> erneuerbaren Energien am deutschen<br />

Strom-Mix bis 2030 tatsächlich zu erreichen. Um<br />

die Versorgungssicherheit auch unter den neuen<br />

Rahmenbedingungen zu gewährleisten, werden<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Flexibilität von fossilen<br />

Kraftwerken, an den Netzausbau, die Leistungsreserven<br />

und die Speicherkapazitäten steigen.<br />

Ein Trend zu hochflexiblen Kraftwerken zeichnet<br />

sich dabei schon länger ab. Des Weiteren ist eine<br />

Zunahme <strong>der</strong> Forschungsaktivitäten bei Stromund<br />

Energiespeichern festzustellen. Experten<br />

gehen davon aus, dass sich Investitionen in Kurzund<br />

Langzeitspeicher ab einem Anteil von 40 %<br />

regenerativen Stroms an <strong>der</strong> gesamten Erzeugungsleistung<br />

lohnen. Die vorzuhaltenden Leistungsreserven<br />

könnten dann in nennenswertem<br />

Maße reduziert werden.


48 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Schwellenlän<strong>der</strong> mit großem Potenzial –<br />

Brennstoff Gas gewinnt an Bedeutung<br />

Weltweit wird die stärkste Zunahme <strong>des</strong> Strombedarfs<br />

in Asien, Afrika und Südamerika statt -<br />

finden. In Asien werden China und Indien ihren<br />

Strombedarf auch zukünftig zu wesentlichen<br />

Teilen durch Kohlekraftwerke decken. In den USA<br />

wird hingegen eine Verlagerung <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />

hin zu Gaskraftwerken erwartet. Auch im<br />

Mittleren Osten wird die Bedeutung von Gas für<br />

die Stromerzeugung in den nächsten zwei Jahrzehnten<br />

vermutlich zunehmen. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />

ist in dieser Region die Nutzung von Schweröl<br />

<strong>als</strong> günstigem, lokalem Brennstoff für die Strom -<br />

erzeugung. Erneuerbare Energien und dezentrale<br />

Kleinkraftwerke werden in Europa, aber auch<br />

in den USA eine wichtige Rolle spielen. Insgesamt<br />

befindet sich <strong>der</strong> Energiesektor weltweit in<br />

einem grundlegenden Wandel.<br />

Der Wettbewerb durch Anlagenbauer aus dem<br />

asiatischen Raum wird sich im Kraftwerksbau<br />

weiter verschärfen. Verbunden damit sind<br />

Kundenanfor<strong>der</strong>ungen nach kürzeren Projektlaufzeiten,<br />

Finanzierungsbeteiligungen sowie<br />

Spitzentechnologien. Will <strong>der</strong> deutsche Kraftwerksbau<br />

seine führende Weltmarktposition<br />

verteidigen, muss er diese Wünsche mit Ideenreichtum<br />

und hoher Kompetenz in methodischen<br />

und technischen Fragestellungen erfüllen. Aber<br />

auch eine Verbesserung <strong>der</strong> Kostenposition,<br />

eine Optimierung <strong>der</strong> weltweiten Lieferketten<br />

und <strong>des</strong> globalen Auftritts sind unbedingt erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Die Nähe zu den Kunden- und Lieferantenmärkten<br />

sowie die Entwicklung von regional<br />

angepassten Lösungen sind Schlüsselfaktoren,<br />

vor allem in den Märkten, in denen reine Strom -<br />

erzeugungsanlagen immer mehr zu einer<br />

„Massenware“ werden.<br />

Gesamt-Auftragseingang Kraftwerke 2003 – 2012<br />

Mrd. €<br />

13,0<br />

12,0<br />

11,0<br />

10,0<br />

9,0<br />

8,0<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007<br />

2008<br />

2009 2010 2011 2012<br />

Inland<br />

Ausland<br />

Abbildung 20<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 49<br />

Hütten- und Walzwerke<br />

Die Nachfrage nach Hütten- und Walzwerken<br />

ließ im Jahr 2012 deutlich nach. Die Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>)<br />

verzeichneten mit 2,4 Mrd. € einen um 29 %<br />

geringeren Auftragseingang <strong>als</strong> noch 2011.<br />

Stahlproduktion weltweit<br />

mit leichtem Wachstum<br />

Die Weltrohstahlproduktion wuchs 2012 im Ver -<br />

gleich zum Vorjahr leicht um 1,2 % auf 1.548 Mrd.<br />

Tonnen (t). Das ist <strong>der</strong> höchste bislang in einem<br />

Jahr erreichte <strong>Produktion</strong>swert.<br />

Im Unterschied zu 2011 war 2012 kein eindeutiges<br />

<strong>Produktion</strong>smaximum im Jahresverlauf festzustellen.<br />

Stärkere und schwächere Monate wechselten<br />

sich ab. Im Jahresdurchschnitt wurden<br />

129 Mio. t pro Monat produziert.<br />

Die stärksten Wachstumsraten gab es 2012 im<br />

Mittleren Osten, die <strong>Produktion</strong>smenge stieg<br />

dort – von niedrigem Niveau ausgehend – um 5 %.<br />

Mit einem Zuwachs von 4 % und einer Jahrespro -<br />

duktion von 717 Mio. t blieb China die führende<br />

Nation in <strong>der</strong> weltweiten Rohstahlproduktion.<br />

Wachstumsimpulse zeigten ferner die USA mit<br />

einem Zuwachs von knapp 3 %. In Europa (-4,7 %),<br />

Lateinamerika (-3,0 %) und <strong>der</strong> GUS (-1,2 %) war<br />

die <strong>Produktion</strong> hingegen rückläufig.<br />

Obgleich die positiven Signale in einigen Region en<br />

wie etwa den USA überwiegen, ist auch 2013 bei<br />

<strong>der</strong> Weltrohstahlproduktion nur mit einer Wachs -<br />

tumsrate im niedrigen einstelligen Bereich zu<br />

rechnen.<br />

Kapazitätsauslastung leicht gesunken<br />

Die Auslastung <strong>der</strong> Rohstahlproduktionskapazität<br />

war 2012 geringer <strong>als</strong> im Vorjahr. Dabei zeigte<br />

sich eine Zweiteilung <strong>des</strong> Jahres. Während <strong>der</strong><br />

Wert im ersten Halbjahr um die für die langfristige<br />

Stabilisierung erfor<strong>der</strong>liche Quote von 80 %<br />

schwankte, sank die Auslastung ab Mitte <strong>des</strong><br />

Jahres bis auf 73 % im Dezember.<br />

Keine Erholung bei den Preisen<br />

für metallurgische Anlagen erkennbar<br />

Die Rohstoffpreise lagen 2012 weiterhin auf<br />

hohem Niveau, gingen jedoch vor allem in <strong>der</strong><br />

zweiten Jahreshälfte zum Teil deutlich zurück.<br />

Welt-Rohstahlproduktion 2003 – 2012<br />

Mio. Tonnen<br />

1.600<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007<br />

2008<br />

2009 2010 2011 2012<br />

Weltstahlproduktion ohne China<br />

Rohstahlproduktion in China<br />

Abbildung 21<br />

Quelle: World Steel Association


50 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Kapazitätsauslastung in <strong>der</strong> Welt-Stahlindustrie Juni 2011 bis Januar 2013 (in Prozent)<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

Jul<br />

Jun<br />

Aug<br />

Sep<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez<br />

Feb<br />

Jan<br />

Mrz<br />

Mai<br />

Apr<br />

Jun<br />

Jul<br />

Aug<br />

Sep<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez<br />

Jan<br />

2011 2012<br />

Abbildung 22<br />

Quelle: World Steel Association<br />

Gegen Jahresende zeichnete sich vereinzelt eine<br />

Erholung ab. Die Stahlerzeuger stehen somit<br />

weiterhin unter starkem Preisdruck. Investitionen<br />

in metallurgische Anlagen werden daher verhalten<br />

getätigt, so dass die Anlagenpreise auf niedrigem<br />

Niveau verharren. Ein intensiver Wettbewerb<br />

verstärkt diesen Effekt und übt Druck auf die<br />

Margen <strong>des</strong> Anlagenbaus aus. Dieser Trend wird<br />

sich auch 2013 fortsetzen.<br />

Die neuen Wettbewerber aus Asien for<strong>der</strong>n die<br />

etablierten Anbieter auf ihren Heimatmärkten<br />

heraus, drängen aber zunehmend auch auf das<br />

internationale Parkett. Ferner entsteht vor allem<br />

in den klassischen Absatzmärkten <strong>des</strong> Hüttenund<br />

Walzwerksbaus für die europäischen Anbieter<br />

eine verschärfte Konkurrenzsituation durch<br />

lokale Firmen, die sich technologisch weiter entwickelt<br />

haben. Die Branche antwortet darauf<br />

mit lokaler Präsenz, mit Steigerung <strong>der</strong> Produktivität<br />

und mit Innovationen, die den Kunden<br />

einen höheren Nutzen bieten.<br />

China bleibt weltgrößter Stahlproduzent<br />

China war auch 2012 mit einer Jahresproduktion<br />

von 717 Mio. t <strong>der</strong> weltgrößte Stahlproduzent.<br />

Mit einem Anteil von 46 % an <strong>der</strong> weltweiten<br />

Rohstahlproduktion und relativ robusten Wachstumsraten<br />

bleibt das Land für den Hütten- und<br />

Walzwerksbau ein zentraler Markt. Mehr und<br />

mehr rückt dabei die Mo<strong>der</strong>nisierung bestehen<strong>der</strong><br />

Anlagen ins Blickfeld <strong>des</strong> Anlagenbaus.<br />

Neue Anlagen werden – bis auf wenige Einzelprojekte<br />

– aber kaum gebaut. Potenzial dafür ist<br />

nur im Bereich von Qualitätsstahl zu erwarten,<br />

wie er etwa für die Automobilindustrie benötigt<br />

wird. Hier gibt es in China noch Nachholbedarf.<br />

Die Produzenten von Massenstählen leiden hingegen<br />

unter den bestehenden Überkapazitäten<br />

und dem damit verbundenem Preis- und Ergebnisdruck.<br />

Entsprechend zurückhaltend ist das<br />

Investitionsverhalten <strong>der</strong> Unternehmen. Eine<br />

signifikante Än<strong>der</strong>ung ist kurzfristig nicht zu<br />

erwarten.


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 51<br />

Restliches Asien:<br />

Südostasien mit Potenzial<br />

Der Großteil <strong>der</strong> Rohstahlproduktion im Rest<br />

Asiens wird weiterhin von Japan und Südkorea<br />

beigesteuert. Mit 108 Mio. bzw. 69 Mio. t rangieren<br />

diese Län<strong>der</strong> auf den Plätzen zwei und sechs <strong>der</strong><br />

Liste <strong>der</strong> größten Stahlhersteller. Die aufstrebenden<br />

Län<strong>der</strong> Südostasiens (Thailand, Indonesien,<br />

Kambodscha, Malaysia, Vietnam) stellten 2012<br />

bislang noch keine bedeutsamen Märkte für den<br />

Hütten- und Walzwerksbau dar. Aufgrund <strong>der</strong><br />

wachsenden Industrialisierung und <strong>der</strong> damit<br />

verbundenen Investitionen in die Infrastruktur<br />

bietet die ASEAN-Region jedoch mittelfristig<br />

erhebliches Wachstumspotenzial. Das gilt vor<br />

allem für kleine und mittelgroße Neuanlagen.<br />

Europa und Nordamerika:<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungen im Fokus<br />

Europa verzeichnete 2012 einen Rückgang seiner<br />

Stahlproduktion um 5 % auf 169 Mio. t. Nach<br />

weitgehend gleichbleiben<strong>der</strong> Monatsproduktion<br />

im Verlauf <strong>des</strong> Jahres ging die <strong>Produktion</strong> im<br />

Dezember 2012 sehr deutlich zurück.<br />

Vor allem die Märkte Italien und Spanien litten<br />

unter den Auswirkungen <strong>der</strong> europäischen<br />

Schuldenkrise auf Stahl nachfragende Industrien.<br />

Doch auch die deutschen Stahlhersteller<br />

mussten trotz <strong>der</strong> relativ robusten deutschen<br />

Binnen- und Exportkonjunktur <strong>Produktion</strong>seinbußen<br />

von 4 % auf 43 Mio. t Rohstahl hinnehmen.<br />

Besser war die Lage in Nordamerika. Dort stieg<br />

die Stahlproduktion um 3 % auf 122 Mio. t, davon<br />

entfielen auf die USA 89 Mio. t. Das Land bleibt<br />

damit <strong>der</strong> drittgrößte Stahlproduzent <strong>der</strong> Welt.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> wachsenden Schiefergas-För<strong>der</strong>ung<br />

sanken die Energiepreise in den USA deutlich.<br />

Dadurch verbessern sich die Wachstumsaussichten<br />

für die amerikanische Industrie und<br />

damit auch für den Stahlmarkt erheblich.<br />

Für die metallurgischen Anlagenbauer bietet <strong>der</strong><br />

Markt für Mo<strong>der</strong>nisierungen sowohl in Europa<br />

<strong>als</strong> auch in Nordamerika die größten Geschäftsaussichten.<br />

Dabei sind vor allem für die Produzenten<br />

höherwertiger Stähle Geschäftspotenzi-<br />

Gesamt-Auftragseingang Hütten- und Walzwerke 2003 – 2012<br />

Mrd. €<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Inland<br />

Ausland<br />

Abbildung 23<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


Der Markt für Anlagenmo<strong>der</strong>nisierungen<br />

bietet dem Hütten- und Walzwerksbau vor<br />

allem in den klassischen Industrielän<strong>der</strong>n<br />

großes Potenzial – Blick auf ein Grobblechwalzwerk<br />

in den USA.<br />

ale zu erwarten. Auch bei Lieferung von Technologien<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Ressourcen effizienz<br />

zeichnen sich Chancen für den Anlagen bau ab.<br />

Zukunftsmarkt Türkei<br />

Der türkische Stahlmarkt war 2012 von einer<br />

beachtlichen Wachstumsdynamik gekennzeichnet.<br />

Mit einem Zuwachs von 5 % produzierte das<br />

Land im vergangenen Jahr 36 Mio. t Rohstahl.<br />

Damit steht die Türkei mittlerweile auf Rang<br />

acht <strong>der</strong> weltgrößten Stahlproduzenten. Die<br />

generelle Dynamik <strong>der</strong> Türkei lässt auch für die<br />

Stahlindustrie weiterhin gutes Entwicklungspotenzial<br />

erwarten. Der Markt wird damit für den<br />

Hütten- und Walzwerksbau zunehmend attraktiv.<br />

GUS:<br />

Großprojekte stehen nicht auf <strong>der</strong> Agenda<br />

Die <strong>Produktion</strong> in Russland, dem fünftgrößten<br />

Rohstahlerzeuger <strong>der</strong> Welt, wuchs 2012 stabil<br />

mit einer Rate von 2,5 %. Eine gegenläufige Tendenz<br />

zeigte die Ukraine – <strong>der</strong> zweite wichtige<br />

Erzeuger in <strong>der</strong> GUS – mit einem Rückgang <strong>der</strong><br />

produzierten Menge um 7 % auf 32 Mio. t. Das<br />

Land fiel damit von Rang acht auf Rang zehn <strong>der</strong><br />

größten Stahlerzeuger zurück.<br />

Die gesamtwirtschaftliche Perspektive Russlands<br />

für 2013 ist positiv. Die Stahlhersteller konzentrieren<br />

sich <strong>der</strong>zeit auf den heimischen Markt,<br />

da die Abnehmerbranchen sich dort – im Gegensatz<br />

zum wichtigsten Exportmarkt Europa – gut<br />

entwickeln.<br />

Für den Hütten- und Walzwerksbau sind <strong>der</strong>zeit<br />

keine Großprojekte zu erwarten. Es ist jedoch<br />

abzusehen, dass die russischen Metallurgie-Konzerne<br />

versuchen werden, ihre <strong>Produktion</strong>skosten<br />

durch gezielte Investitionen zu senken und die<br />

Qualität ihrer Erzeugnisse zu verbessern. Mittelbis<br />

langfristig ist bei anhalten<strong>der</strong> Wirtschaftsdynamik<br />

Russlands wie<strong>der</strong> mit einer Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Investitionsbereitschaft <strong>der</strong> Stahlerzeuger<br />

und damit <strong>der</strong> Geschäftspotenziale für die metal -<br />

l urgischen Anlagenbauer zu rechnen.<br />

Indien:<br />

Schwieriges Umfeld bremst den<br />

Hütten- und Walzwerksbau<br />

Indien ist mittlerweile <strong>der</strong> viertgrößte Stahlproduzent<br />

<strong>der</strong> Welt und hat seine Rohstahlproduktion<br />

2012 erneut um gut 4 % auf 74 Mio. t steigern<br />

können. Damit ist <strong>der</strong> Subkontinent zwar weit<br />

vom absoluten <strong>Produktion</strong>sniveau in China entfernt,<br />

das Wachstum war 2012 aber deutlich<br />

dynamischer <strong>als</strong> in <strong>der</strong> Volksrepublik. Die indische<br />

Wirtschaft wird in erster Linie von einem starken<br />

Dienstleistungssektor getragen. Die produzi e -<br />

r ende Industrie leidet unter anhaltend hoher


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 53<br />

Inflation, hohen Zinsen und steigenden Rohstoff -<br />

preisen. Diese schwierigen Rahmenbedingungen<br />

treffen auch die heimische Stahlindustrie.<br />

Entsprechend schwierig ist das Umfeld für den<br />

Hütten- und Walzwerksbau. Mittel- bis langfristig<br />

bietet Indien aber erhebliche Absatzchancen, da<br />

die Regierung den Ausbau stahlintensiver Indus -<br />

trien wie <strong>der</strong> Automobilindustrie för<strong>der</strong>t und<br />

die Privatwirtschaft trotz <strong>des</strong> schwierigen Um -<br />

felds nach wie vor Investitionsbereitschaft zeigt.<br />

Politische Instabilität im Mittleren Osten<br />

und Nordafrika<br />

Die politische Instabilität einer Reihe von Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>des</strong> Mittleren Ostens dauert an. Das Investitions -<br />

verhalten <strong>der</strong> Stahlproduzenten ist demgemäß<br />

sehr zurückhaltend. Zwar gibt es in einigen Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Golfregion Überlegungen, größere Neubauprojekte<br />

durchzuführen; <strong>der</strong>en Realisierung<br />

ist jedoch un gewiss. Eine solide Prognose für die<br />

Geschäfts aussichten <strong>der</strong> metallurgischen Anlagenbauer<br />

ist daher nicht möglich.<br />

Das Wachstum <strong>der</strong> indischen<br />

Stahlindustrie eröffnet dem<br />

deutschen Hütten- und Walzwerksbau<br />

interessante Ab -<br />

satzmöglichkeiten.


54 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Technologietrends:<br />

Energie- und Ressourceneffizienz im Fokus<br />

Der Trend zu energie- und ressourceneffizienten<br />

Technologien setzte sich 2012 fort. Hohe Rohstoffund<br />

Energiepreise sowie eine sich vielerorts verschlechternde<br />

Rohstoffqualität sind wesentliche<br />

Ursachen dafür. In zahlreichen Län<strong>der</strong>n führen<br />

ferner immer strengere Umweltauflagen dazu,<br />

dass die Stahlproduzenten ihr Augenmerk verstärkt<br />

auf die Entwicklung emissionsarmer und<br />

energiesparen<strong>der</strong> Anlagen richten. Mo<strong>der</strong>nisie -<br />

r ungen und Umbauprojekte gewinnen an<br />

Bedeutung.<br />

Ein weiterer Trend ist die Erhöhung <strong>der</strong> Anlagenflexibilität.<br />

Die Stahlhersteller müssen in <strong>der</strong> Lage<br />

sein, schnell und flexibel auf die zunehmende<br />

Volatilität auf den Absatzmärkten und die sich<br />

immer kurzfristiger än<strong>der</strong>nden Kundenwünsche<br />

zu reagieren, wenn sie dauerhaft wettbewerbsfähig<br />

bleiben wollen.<br />

Der metallurgische Anlagenbau muss ferner auf<br />

die For<strong>der</strong>ung nach höherwertigeren Stahlgüten<br />

eingehen und innovative Technologien und Lösungen<br />

hierfür anbieten. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Automobil-<br />

und <strong>der</strong> Maschinenbau sowie die Ausrüs -<br />

ter für die Öl- und Gasindustrie fragen qualitativ<br />

hochwertigere Stähle mit höheren Festigkeiten<br />

und gleichzeitig steigenden Zähigkeiten<br />

nach. Das gilt sowohl für die traditionellen Industrienationen<br />

<strong>als</strong> auch zunehmend für Län<strong>der</strong><br />

wie China, Indien o<strong>der</strong> Mexiko.<br />

Ein weiterer Trend, <strong>der</strong> eng mit den zunehmenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Flexibilität und Produktivität in<br />

<strong>der</strong> Stahlherstellung verbunden ist, ist die wach -<br />

s ende Bedeutung <strong>der</strong> Automations- und Informationstechnologie.<br />

Von <strong>der</strong> effizienten Basisautomatisierung<br />

zur Überwachung, Steuerung und<br />

Regelung <strong>der</strong> <strong>Produktion</strong>sprozesse, über Optimierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Produktion</strong>sabläufe durch intelligente<br />

Prozessmodelle bis hin zu IT-Lösungen wie<br />

innovative Manufacturing Execution Systems<br />

(MES) – die Beherrschung <strong>der</strong> Erfassung, Verknüpfung<br />

und Steuerung großer Datenströme<br />

ist mittlerweile eine unverzichtbare Kompetenz<br />

für die metallurgischen Anlagenbauer geworden.<br />

Die Zukunft auf diesem Gebiet wird nicht<br />

nur in <strong>der</strong> durchgängigen, IT-basierten Vernet -<br />

z ung <strong>der</strong> <strong>Produktion</strong>sströme bei <strong>der</strong> Stahlerzeugung<br />

liegen, son<strong>der</strong>n sie wird die Simulation<br />

ganzer Prozesse und Anlagen mit ihren Leistungs -<br />

parametern einschließen.<br />

Ausblick 2013<br />

Der Weltmarkt für Hütten- und Walzwerke entwickelte<br />

sich 2012 schwächer <strong>als</strong> erwartet. Hohe<br />

Überkapazitäten in China sowie eine anhaltend<br />

schwache Wirtschaftsdynamik in wesentlichen<br />

Kernmärkten machten es dem Anlagenbau<br />

schwer, seine Absatz- und Renditeziele zu erreichen.<br />

Positive Entwicklungen in einer Reihe von Län<strong>der</strong>n<br />

wie etwa den USA, Russland o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Türkei<br />

konnten die fehlende globale Wachstumsdynamik<br />

nicht hinreichend kompensieren.<br />

Eine deutliche Belebung <strong>der</strong> Märkte für Hüttenund<br />

Walzwerke ist auch für die erste Hälfte <strong>des</strong><br />

Jahres 2013 nicht in Sicht. Die Stahlproduzenten<br />

halten sich mit Investitionen weiterhin zurück.<br />

Eine Entspannung ist daher erst in <strong>der</strong> zweiten<br />

Jahreshälfte zu erwarten. Dabei wird das<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsgeschäft sowohl in den traditionellen<br />

Stahlmärkten Europas und Nordamerikas<br />

<strong>als</strong> auch in China und Russland im Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> Geschäftsperspektiven <strong>der</strong> Hüttenund<br />

Walzwerksbauer stehen.


RUBRIK 55<br />

Deutschland war 2012 mit Bestellungen von über einer halben Milliarde Euro ein wichtiger Markt für den deutschen Chemieanlagenbau<br />

– Im Bild die Kokerei Schwelgern in Duisburg, eine <strong>der</strong> weltweit mo<strong>der</strong>nsten und saubersten Anlagen ihrer Art.<br />

Verfahrenstechnische Chemieanlagen<br />

Chancen und Risiken in einer globalisierten Welt<br />

Der Einbruch <strong>der</strong> globalen Chemieindustrie in den<br />

Jahren 2008/2009 hat zu Verän<strong>der</strong>ungen im Che -<br />

mieanlagenbau geführt, die seine Flexibilität und<br />

Internationalität unter Beweis stellten. Heute<br />

steht bei vielen Projekten die Risikobetrachtung<br />

im Vor <strong>der</strong>grund, weshalb Projektfinanzierungen<br />

schwieriger geworden sind. Auch die Entwick -<br />

lung <strong>der</strong> Rohstoff- und Energiepreise hat zu<br />

Marktverschiebungen geführt. Insgesamt hat<br />

sich <strong>der</strong> deutsche Chemieanlagenbau diesen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen gut angepasst und lokale Expertise<br />

zunehmend in seine Projekte eingebunden.<br />

Der Chemieanlagenbau war 2012 angesichts<br />

schwieriger Rahmenbedingungen mit einem<br />

Auftragszuwachs von 30 % sehr zufrieden. Ge -<br />

tragen wurde dieser branchenspezifische Aufschwung<br />

sowohl von Bestellungen ausländischer<br />

<strong>als</strong> auch inländischer Kunden. Bemerkenswert<br />

ist, dass die inländische Nachfrage erstm<strong>als</strong> seit<br />

2006 die Marke von einer halben Milliarde Euro<br />

übertraf. Damit hat <strong>der</strong> Industriezweig spürbar<br />

von den 2012 gestarteten Großprojekten <strong>der</strong><br />

chemischen Industrie in Deutschland profitiert.<br />

Nicht aus dem Blick geraten darf bei dieser<br />

Betrachtung jedoch <strong>der</strong> langfristige Trend: Der<br />

Chemieanlagenbau ist nach wie vor weit von<br />

Rekordzahlen <strong>der</strong> Jahre 2006 und 2007 mit<br />

Bestellungen von jeweils über 5 Mrd. € entfernt.<br />

Schwieriges Umfeld im Mittleren<br />

Osten und in Nordafrika<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Mittleren Osten kann <strong>der</strong> deutsche<br />

Chemieanlagenbau <strong>der</strong>zeit nicht an die<br />

Erfolge <strong>der</strong> Boomjahre anknüpfen. Die Konkurrenz<br />

durch koreanische und chinesische Anlagenbauer<br />

ist stark und viele <strong>der</strong> großen Anlagenbauprojekte<br />

am Golf werden <strong>der</strong>zeit unter Führung asiatischer<br />

Unternehmen abgewickelt. Etablierten Anlagenbauern<br />

bleibt meist nur die Rolle <strong>des</strong> Technologieund<br />

Lizenzgebers sowie <strong>des</strong> Partners für die<br />

Grundlagenplanung. In Nordafrika führten die<br />

politischen Umwälzungen <strong>des</strong> Arabischen Frühlings<br />

zu Projektunterbrechungen und -aufschüben,<br />

etwa in Ägypten, Libyen und Algerien. Kurzfristig<br />

ist nicht mit einer Revitalisierung dieser Vorhaben<br />

zu rechnen, mittelfristig sind die Aussichten<br />

jedoch günstig. Diese Märkte werden auch in<br />

Zukunft nicht vernachlässigt.


56 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Russland – größter Energieproduzent <strong>der</strong> Welt<br />

mit mo<strong>der</strong>ater Wachstumserwartung<br />

Russlands Wirtschaft verzeichnet ein stabiles<br />

Wachstum – trotz einer Abschwächung <strong>der</strong><br />

Weltwirtschaft und <strong>der</strong> Entwicklungsprobleme<br />

in den GUS-Län<strong>der</strong>n. Dank hoher Ölpreise und<br />

einer stark steigenden Konsumnachfrage ist das<br />

russische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr<br />

2012 um 3,6 % gewachsen. Als einer <strong>der</strong> größten<br />

Energieproduzenten <strong>der</strong> Welt verfügt Russland<br />

mit einem Viertel <strong>der</strong> Weltgasreserven und den<br />

zweitgrößten Kohlereserven über bedeutende<br />

Ressourcen und bleibt damit ein interessanter<br />

Markt für den Chemieanlagenbau.<br />

Indien – wachsende Binnennachfrage bringt<br />

Chancen für den Chemieanlagenbau<br />

Die Größe <strong>der</strong> indischen Volkswirtschaft und ein<br />

anhaltend hohes Wachstum machen den Subkontinent<br />

zu dem nach China wichtigsten Markt<br />

<strong>der</strong> Zukunft. An<strong>der</strong>s <strong>als</strong> in China treibt hier die<br />

Binnennachfrage die Entwicklung voran. Indien<br />

gehört trotz rückläufiger Wachstumsraten<br />

(2012: 4,5 % 2011: 7,9 %) nach wie vor zu den<br />

am stärksten expandierenden Volkswirtschaften<br />

<strong>der</strong> Welt. Die industriepolitische Strategie zielt<br />

dabei auf den Ausbau <strong>der</strong> inländischen Indus -<br />

triebasis. Der deutsche Chemieanlagenbau ist in<br />

Indien sehr gut etabliert und wird die sich ihm<br />

bietenden Wachstumschancen auch gegen starke<br />

asiatische Konkurrenz wahrnehmen.<br />

China – Wachstum versus soziale Stabilität<br />

Die konsequente Wachstumspolitik hat in China<br />

eine Aufbruchstimmung und damit eine Eigendynamik<br />

geschaffen, die angesichts <strong>der</strong> Größe<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> noch lange anhalten könnte. Im Zuge<br />

<strong>der</strong> Wirtschafts- und Finanzkrise sind die Zu -<br />

wachsraten <strong>des</strong> BIP zwar zurückgegangen, doch<br />

meldet die Volksrepublik mit 9,3 % (2011) und<br />

7,8 % (2012) nach wie vor beeindruckende Werte,<br />

wodurch sich vielfältige Chancen für den deutschen<br />

Chemieanlagenbau ergeben.<br />

Brasilien – mittelfristige Wachstumsperspektive<br />

Brasilien konnte in den letzten Jahren stark vom<br />

Rohstoffboom profitieren. Für den deutschen<br />

Chemieanlagenbau bestehen daher mittelfristig<br />

gute Chancen, seine technologische Kompetenz<br />

in Gesamtpaketen zu platzieren. An den Wachstumsschüben,<br />

die von <strong>der</strong> Fußball-WM 2014 und<br />

den Olympischen Spielen 2016 ausgehen werden,<br />

wird <strong>der</strong> Industriezweig aber kaum partizipieren.<br />

Auch die Erschließung <strong>der</strong> 2008 entdeckten<br />

umfangreichen Rohöl- und Erdgasvorkommen<br />

an <strong>der</strong> südöstlichen Atlantikküste führte bis jetzt<br />

nur zu wenigen konkreten Projekten für deutsche<br />

Anbieter.<br />

USA bieten großes Potenzial<br />

In den USA hat das steigende Angebot von<br />

unkonventionellem Schiefergas zu drastisch<br />

sinkenden Gaspreisen geführt, die außerhalb<br />

<strong>des</strong> Mittleren Ostens mittlerweile die niedrig -<br />

s ten weltweit sind. Die Rahmenbedingungen<br />

für Downstream-Investitionen sind somit exze l -<br />

lent und zahlreiche Großprojekte befinden sich<br />

in <strong>der</strong> Planung o<strong>der</strong> bereits im Bau. Diese Vorhaben<br />

umfassen sowohl die Revitalisierung stillgelegter<br />

Kapazitäten <strong>als</strong> auch den Neubau kompletter<br />

Großanlagen. In <strong>der</strong> Pipeline befinden<br />

sich u.a. Projekte zum Bau von Ammoniak- und<br />

von Methanolanlagen, von LNG-Exporttermin<strong>als</strong>,<br />

von Gas-Crackern und von Düngemittelanlagen.<br />

Deutsche Anlagenbauer verfügen über erhebliches<br />

Know-how in diesen Bereichen und sind bereits<br />

vielfältig involviert, z.B. bei <strong>der</strong> Schiefergasproduktion<br />

und -verwertung o<strong>der</strong> beim Bau <strong>des</strong><br />

ersten LNG-Exporttermin<strong>als</strong> in Louisiana. Auch<br />

wird ein deutscher Anlagenbauer mehrere große<br />

Düngemittelanlagen im Mittleren Westen<br />

errichten. Für deutsche Anlagenbauer bietet <strong>der</strong><br />

US-Markt <strong>als</strong>o erhebliches Potenzial. Der Auf- und<br />

Ausbau von Vertriebs- und Planungskapazitäten<br />

sowie die verstärkte Suche nach Kooperationspartnern<br />

sind Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen sich<br />

deutsche Anlagenbauer im Zuge dieser Entwick -<br />

lung verstärkt stellen müssen.


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 57<br />

Megaprojekte liegen im Chemieanlagenbau weiterhin im Trend. Sie erfor<strong>der</strong>n vom Anlagenbau eine hohe Kompetenz<br />

im Projektmanagement, denn oft sind bei solchen Großvorhaben mehr <strong>als</strong> 100 Projektbeteiligte zu steuern.<br />

Trend zur Größe hält an<br />

Um den aktuellen Trends zu Megaprojekten und<br />

zur Vergabe von Komplettpaketen erfolgreich zu<br />

begegnen, brauchen auch die Unternehmen <strong>des</strong><br />

Chemieanlagenbaus eine kritische Größe. Ko op e -<br />

rationen zwischen Anlagenbauern, Anlagenbetreibern<br />

und strategischen Zulieferern aber auch<br />

die spartenübergreifende Zusammenarbeit in -<br />

nerhalb von Konzernen sind denkbare Reaktionen<br />

hierauf. Der Chemieanlagenbau hat diesen<br />

Weg bereits beschritten, etwa in Form einer<br />

engen Zusammenarbeit mit Lieferanten bei <strong>der</strong><br />

Technologieentwicklung. Gerade im europäi -<br />

sch en Kontext bieten sich zukünftig weitere<br />

intere ssante Möglichkeiten für Kooperationen.<br />

Politische Rahmenbedingungen sind wichtig<br />

Seit Jahrzehnten bewegt sich <strong>der</strong> deutsche Chemieanlagenbau<br />

in einem wettbewerbsintensiven<br />

Umfeld und hat in dieser Zeit gelernt, mit Strukturbrüchen<br />

– erinnert sei hier beispielsweise an<br />

den Markteintritt japanischer Anlagenbauer in<br />

den 1970er Jahren – umzugehen. Gelungen ist<br />

dies <strong>der</strong> Branche, indem sie flexibel und kreativ<br />

auf solche Verän<strong>der</strong>ungen reagierte und stets<br />

auf eigene Stärken gesetzt hat. Exzellent ausgebildete,<br />

eigenverantwortlich arbeitende Mitarbeiter,<br />

gesamtplanerische Kompetenz und ein<br />

herausragen<strong>des</strong> Technologieniveau sind Trümpfe,<br />

mit denen <strong>der</strong> Industriezweig im internationalen<br />

Vergleich nach wie vor sehr gut dasteht.<br />

Dem Wettbewerb aus Asien tritt <strong>der</strong> deutsche<br />

Chemieanlagenbau daher mit Selbstbewusstsein<br />

entgegen. Benötigt werden jedoch faire Rahmen -<br />

bedingungen, um gegen Unternehmen aus Län<strong>der</strong>n<br />

mit niedrigen Löhnen und weniger regulierten<br />

Märkten bestehen zu können.<br />

In einem von politischen Unsicherheiten geprägten<br />

Marktumfeld wird die Qualität und die Ingenieurs -<br />

kunst „Made in Germany“ <strong>als</strong> Wettbewerbsvorteil<br />

empfunden. Partnerschaftliche Entwicklungs -<br />

modelle innerhalb <strong>des</strong> Großanlagenbaus werden<br />

daher in Zukunft weiter zunehmen. Sie erfüllen<br />

gleich mehrere Voraussetzungen: geteilte Kosten<br />

und Risiken, vergleichbare Standards und Werkzeuge<br />

sowie ein Netzwerk von lokalen Organisationen<br />

mit eigenem Marktzugang.<br />

Wettbewerbsvorteil durch<br />

Technologiekompetenz<br />

Der deutsche Chemieanlagenbau lebt von seiner<br />

hohen Technologiekompetenz. Bedeutende In -<br />

novationsfel<strong>der</strong> sind <strong>der</strong>zeit die CO 2 -Reduzierung<br />

und die Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz <strong>des</strong><br />

Anlagenbetriebs. Auf kurze Sicht werden sich<br />

diese Aktivitäten insbeson<strong>der</strong>e auf Absatzmärkten<br />

mit hohen Energiepreisen auszahlen. Darüber<br />

hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer Bereiche,<br />

in denen neue Lösungen gefragt sind: in <strong>der</strong>


58 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Speicherung und Umwandlung von Energie, in<br />

<strong>der</strong> Ressourcengewinnung und -verarbeitung, in<br />

<strong>der</strong> <strong>Produktion</strong> und Verarbeitung von neuen<br />

Werkstoffen sowie in <strong>der</strong> Biotechnologie. Der<br />

deutsche Chemieanlagenbau bietet für all diese<br />

Themenfel<strong>der</strong> innovative Lösungen an.<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> massiven Fortschrittsbemühungen<br />

vor allem chinesischer Wettbewerber<br />

im Technologiebereich reicht die Optimierung<br />

<strong>der</strong> Innovationsleistung alleine aber nicht aus.<br />

Vielmehr muss die Branche sich auf allen relevanten<br />

Wettbewerbsfel<strong>der</strong>n verbessern. Dazu<br />

gehören insbeson<strong>der</strong>e Maßnahmen, die an den<br />

klassischen Projektparametern Preis, Qualität und<br />

Durchlaufzeit ansetzen. Hohe Relevanz haben<br />

hierbei die Themen Einkauf und Beschaffung,<br />

Bau und Montage sowie Standardisierung und<br />

Modularisierung.<br />

Fazit:<br />

Chemieanlagenbau für die Zukunft gut aufgestellt<br />

Trotz zunehmen<strong>der</strong> Konkurrenz aus Asien steht<br />

<strong>der</strong> europäische Chemieanlagenbau technologisch<br />

nach wie vor an <strong>der</strong> Spitze. Speziell die<br />

deutschen Unternehmen haben sich einen Vorsprung<br />

im Bereich effizienter und umweltscho -<br />

n en<strong>der</strong> Technologien erarbeitet. Diesen Trumpf<br />

kann die Branche gegenüber den asiatischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ern spielen, die sich auf strenger<br />

werdende umweltrechtliche Vorgaben und kundenseitige<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Ressourceneffizienz<br />

von Anlagen noch einstellen müssen.<br />

An gesichts einer robusten Anlagennachfrage<br />

befindet sich <strong>der</strong> deutsche Chemieanlagenbau<br />

auf einem guten Weg. Die kurz- und mittelfristigen<br />

Aussichten sind positiv einzuschätzen.<br />

Nach den deutlichen Auftragsrückgängen in den<br />

Jahren 2007 bis 2011 sollte die Branche den<br />

aktuellen Aufwärtstrend fortsetzen und auch<br />

2013 steigende Bestellungen verzeichnen. Gründe<br />

zum Optimismus geben neben den günstigen<br />

Marktbedingungen in den USA die anhaltend<br />

starke Nachfrage aus Asien und das sich langsam<br />

stabilisierende Umfeld im Mittleren Osten<br />

und in Nordafrika. Die BRIC-Staaten (Brasilien,<br />

Russland, Indien und China) bleiben die Märkte<br />

mit dem größten Potenzial. Mit seiner breiten<br />

internationalen Aufstellung und herausragenden<br />

technologischen und methodischen Kompetenzen<br />

ist <strong>der</strong> deutsche Chemieanlagenbau für<br />

alle wesentlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen auf den<br />

globalen Märkten gut gerüstet.<br />

Gesamt-Auftragseingang verfahrenstechnische Chemieanlagen* 2003 – 2012<br />

Mio. €<br />

6.000<br />

5.000<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Inland<br />

Ausland<br />

* organische und anorganische Chemieanlagen,<br />

Luftzerlegungsanlagen, Gaserzeugungsanlagen<br />

Abbildung 24<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


59 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

RUBRIK 59<br />

Dank ihrer lokalen Präsenz konnten deutsche Zementanlagenbauer in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte auf dem indischen Markt gewinnen.<br />

Baustoffanlagen<br />

Der deutsche Zementanlagenbau konnte auch<br />

2012 nicht an die Erfolge <strong>der</strong> Boomjahre vor <strong>der</strong><br />

Weltwirtschaftskrise 2009 anknüpfen. Der<br />

Auftragseingang <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau (<strong>AGAB</strong>) in Höhe<br />

von 406 Mio. € lag in etwa auf dem Niveau <strong>des</strong><br />

Vorjahres (2011: 388 Mio. €) und damit rund<br />

zwei Drittel unter dem Spitzenwert <strong>des</strong> Jahres<br />

2008 von 1,2 Mrd. €. Zuschläge bei Großprojekten<br />

stellten für die <strong>AGAB</strong>-Unternehmen dabei<br />

Ausnahmen dar. Insgesamt akquirierten die Firmen<br />

im vergangen en Jahr nur 3 Aufträge mit<br />

Volumina über 25 Mio. €. Gleichzeitig for<strong>der</strong>n<br />

die Kunden <strong>des</strong> Ze ment anlagenbaus jedoch verstärkt<br />

schlüsselfertige Gesamtlösungen.<br />

Geschäft in gesättigten Märkten ohne Impulse<br />

Das nachlassende Weltwirtschaftswachstum<br />

hatte 2012 negative Auswirkungen auf die globalen<br />

Zementmärkte und führte dazu, dass<br />

wichtige Kunden die Vergabe von Aufträgen verschoben<br />

o<strong>der</strong> Projekte sogar gänzlich strichen.<br />

Die Nachfrage nach Anlagen für die Baustoffindustrie<br />

entwickelte sich vor diesem Hintergrund<br />

regional sehr unterschiedlich. Kunden aus den<br />

Industrielän<strong>der</strong>n hielten sich wie schon in den<br />

Vorjahren mit Bestellungen zurück. Vor allem in<br />

Südeuropa gab es infolge <strong>der</strong> schwachen Baukonjunktur<br />

nur wenige, zumeist durch Umweltauflagen<br />

getriebene, Mo<strong>der</strong>nisierungsprojekte.<br />

Kaum besser war die Lage in West- und Osteuropa.<br />

Der nordamerikanische Markt bietet für die<br />

Anbieter von Serviceleistungen mittelfristig<br />

erhebliches Potenzial. Ab 2014 sind zahlreiche<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsprojekte an verschiedenen<br />

Standorten in den USA geplant. Auslöser hierfür<br />

sind Bemühungen zur Senkung <strong>der</strong> Anlagen-<br />

Betriebskosten sowie strengere nationale<br />

Umweltgesetze, die den Einbau von Filtern und<br />

an<strong>der</strong>en umwelttechnischen Ausrüstungen in<br />

bestehende Anlagen erfor<strong>der</strong>lich machen. Kapa -<br />

zitätserweiterungen stehen im Zusammenhang<br />

mit diesen Programmen nicht auf <strong>der</strong> Agenda.<br />

Boom-Markt Sub-Sahara-Afrika<br />

Günstiger ist die aktuelle Situation <strong>der</strong>zeit in<br />

Sub-Sahara-Afrika. In Län<strong>der</strong>n wie Nigeria, Tansania,<br />

Kamerun o<strong>der</strong> Angola wurden 2012 zahlreiche<br />

Anlagen bestellt und auch die weiteren<br />

Absatzperspektiven sind vielversprechend. Deutsche<br />

Baustoffanlagen-Lieferanten konnten an<br />

diesem Aufschwung partizipieren. Gleichzeitig<br />

ist jedoch die chinesische Konkurrenz in Afrika<br />

beson<strong>der</strong>s präsent. Für eine Vielzahl afrikanischer<br />

Län<strong>der</strong> ist China mittlerweile ein strategischer<br />

Partner, <strong>der</strong> den Ausbau <strong>der</strong> lokalen Infrastruktur<br />

unterstützt und dafür mit Rohstoffen entlohnt<br />

wird. Im Zuge dieser Entwicklung hat <strong>der</strong> chinesische<br />

Zementanlagenbau viele Aufträge aus<br />

Afrika erhalten. Gegenüber dem westlichen


60 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Anlagenbau bedeuten insbeson<strong>der</strong>e die engen<br />

Kontakte zur politischen Elite Afrikas und <strong>der</strong><br />

damit verbundene direkte Zugang zu Entscheidungsträgern<br />

einen nicht zu unterschätzenden<br />

Wettbewerbsvorteil für China.<br />

Während das Geschäft in Sub-Sahara-Afrika boomt,<br />

war die Nachfrage aus Nordafrika 2012 schwach.<br />

Kleinere Serviceaufträge prägten dort das Marktgeschehen.<br />

Nach wie vor ist das politische Umfeld<br />

in Nordafrika unsicher und das Investitionsklima<br />

gedämpft. Dennoch bietet <strong>der</strong> nordafrikanische<br />

Markt mittelfristig erhebliches Potenzial für den<br />

Zementanlagenbau; fraglich ist <strong>der</strong>zeit nur,<br />

wann <strong>der</strong> Startschuss für die Vergabe von Großaufträgen<br />

letztlich fällt.<br />

Schwellenlän<strong>der</strong> bauen<br />

ihre Kapazitäten weiter aus<br />

Im vergangenen Jahr bauten sowohl lokale Hersteller<br />

<strong>als</strong> auch internationale Baustoffkonzerne<br />

ihre Kapazitäten in großen Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />

wie etwa Brasilien, Indonesien, <strong>der</strong> Türkei und<br />

Indien aus. Hohe Wachstumsraten und ein fortgesetzter<br />

Infrastrukturausbau sind die Treiber<br />

dieser Entwicklung. Insbeson<strong>der</strong>e in Indien sind<br />

deutsche Anbieter seit langem kundennah aufgestellt<br />

und konnten durch ihre lokale Präsenz<br />

und ihre Marktkenntnisse von diesem Trend profitieren.<br />

Begünstigend kommt hinzu, dass sich<br />

<strong>der</strong> chinesische Wettbewerb in Indien traditionell<br />

schwer tut. Einerseits ist dies durch die wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen bedingt,<br />

wie beispielsweise das strenge indische Arbeitsrecht.<br />

An<strong>der</strong>erseits spielen auch die beson<strong>der</strong>en<br />

zwischenstaatlichen Beziehungen eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Chinesische Anlagenbauer drängen ins Ausland<br />

Die Hauptwettbewerber <strong>des</strong> deutschen Zementanlagenbaus<br />

kommen aus Westeuropa und aus<br />

China. Die Marktkonzentration im Zementanlagenbau<br />

ist hoch: Die beiden führenden Anbieter<br />

aus Dänemark und China kommen gemeinsam<br />

auf einen Weltmarktanteil von mehr <strong>als</strong> 50 %.<br />

Gesamt-Auftragseingang Baustoffanlagen 2003 – 2012<br />

Mio. €<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Inland<br />

Ausland<br />

Abbildung 25<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 61<br />

Russland bietet dem deutschen Zementanlagenbau<br />

mittelfristig großes Potenzial.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Anteil <strong>des</strong> chinesischen Anlagen -<br />

baus dürfte mittelfristig zulegen. Zwar wird in<br />

China nach wie vor in den Ausbau <strong>der</strong> Infrastruktur<br />

investiert und <strong>der</strong> Zementbedarf steigt. Wachs -<br />

tumsraten <strong>der</strong> Zementproduktion von über 10 %<br />

gehören mittlerweile aber <strong>der</strong> Vergangenheit an.<br />

Die Behörden erschweren Genehmigungsverfahren<br />

erheblich und stellen weitere bürokratische<br />

Hürden auf, so dass <strong>der</strong>zeit weniger Neuanlagen<br />

<strong>als</strong> noch im vergangenen Jahrzehnt gebaut werden.<br />

Viele <strong>der</strong> bisher ausschließlich auf lokale<br />

Zementwerksprojekte ausgerichteten chinesischen<br />

Unternehmen werden dadurch gezwungen, sich<br />

neue, internationale Absatzmärkte außerhalb<br />

<strong>der</strong> Volksrepublik <strong>als</strong> Ausgleich zu erschließen.<br />

Dies wird den schon bestehenden Wettbewerbsdruck<br />

aus China auf deutsche Zementanlagenbauer<br />

nochm<strong>als</strong> erheblich verstärken.<br />

2013: Branche steht vor schwierigem Jahr<br />

Angesichts hoher weltwirtschaftlicher Unsicherheiten<br />

und rasch aufkommen<strong>der</strong> Konkurrenz aus<br />

China steht <strong>der</strong> deutsche Zementanlagenbau<br />

vor einem schwierigen Jahr 2013. Die Märkte in<br />

Nordamerika und Europa versprechen <strong>der</strong>zeit<br />

wenig Geschäft, die Aussichten für Nordafrika<br />

und den Mittleren Osten sind ebenfalls ge däm pft.<br />

Die Branche konzentriert ihre Vertriebsaktivitäten<br />

daher auf Projekte in Asien, Afrika, Südamerika<br />

und <strong>der</strong> Türkei.<br />

In <strong>der</strong> Türkei sind in den kommenden Jahren<br />

mehrere große Infrastrukturprojekte wie etwa<br />

<strong>der</strong> Bau <strong>des</strong> weltgrößten Flughafens in Istanbul<br />

sowie massive Investitionen in das Netz für<br />

Hochgeschwindigkeitszüge geplant, was die<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung und den Ausbau <strong>der</strong> türkischen<br />

Baustoffindustrie erfor<strong>der</strong>lich macht. Russland<br />

bietet mittelfristig ebenfalls Potenzial, kurzfristig<br />

verhin<strong>der</strong>n jedoch schwierige Finanzierungsbedingungen<br />

die Realisierung geplanter Vorhaben.<br />

Alle ausgeschriebenen Projekte sind <strong>der</strong>zeit hart<br />

umkämpft und erfor<strong>der</strong>n von den Anbietern<br />

wettbewerbsfähige Preise, das Angebot mo<strong>der</strong>ner<br />

Technik und vertragliche Flexibilität.<br />

Erhalt <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

erfor<strong>der</strong>t hohe Anstrengungen<br />

Mit einem breiten Aufschwung rechnet die Bran -<br />

che nicht vor Mitte 2014. Dank hoher Auftragsbestände,<br />

die die Auslastung <strong>der</strong> Kapazitäten bis<br />

Ende 2013 sichern, steht <strong>der</strong> deutsche Ze ment -<br />

anlagenbau aber nach wie vor auf solidem Fundament.<br />

Um langfristig erfolgreich am Markt zu<br />

sein, setzen die deutschen Anlagenbauer in einer<br />

umfassenden Strategie auf Technologieführerschaft,<br />

hohe Abwicklungskompetenz, weltweite<br />

Präsenz, internationale Kooperationen sowie auf<br />

gut ausgebildete Mitarbeiter. Ferner arbeiten die<br />

Unternehmen intensiv daran, das Servicegeschäft<br />

kundennah auszubauen, um damit Umsätze zu<br />

verstetigen und Geschäftschancen stärker zu<br />

verteilen. Ein weiteres Feld zur Steigerung <strong>der</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit im Zementanlagenbau ist<br />

die Standardisierung und Modularisierung we -<br />

sentlicher Anlagenkomponenten. Dank dieser<br />

Maßnahmen ist <strong>der</strong> deutsche Zementanlagenbau<br />

gut auf die Zukunft vorbereitet und sollte in einem<br />

anspruchsvollen Marktumfeld nicht nur bestehen<br />

können, son<strong>der</strong>n auch wie<strong>der</strong> wachsen.


62 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Papier- und Zellstoffanlagen<br />

Während sich Europa und die USA noch nicht voll -<br />

ständig von <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> Jahre 2008/2009 erholt<br />

haben, erweisen sich Schwellenlän<strong>der</strong> wie etwa<br />

Brasilien und China <strong>als</strong> beständige Motoren <strong>der</strong><br />

Weltwirtschaft. Diese Entwicklung beeinflusst<br />

auch das Geschäft <strong>der</strong> Hersteller von Papier- und<br />

Zellstoffanlagen.<br />

2012 war ein schwieriges Jahr<br />

Bereits Ende 2011 zeichnete sich eine Abschwä -<br />

ch ung <strong>der</strong> globalen Konjunktur ab. Dieser Trend<br />

setzte sich 2012 fort, was sich negativ auf die<br />

Investitionen in Papier- und Zellstoffanlagen<br />

auswirkte. Gründe dafür sind neben <strong>der</strong> schwierigen<br />

Finanzlage in Europa und den USA auch<br />

das langsamere Wirtschaftswachstum Chinas.<br />

Zwar ist China nach wie vor ein wichtiger Abneh -<br />

mer von Anlagen, jedoch hat sich das Investitions -<br />

klima deutlich abgekühlt.<br />

Hinzu kommt, dass amerikanische und mitteleuropäische<br />

Kunden kaum noch Neuanlagen nachfragen.<br />

Steigende Rohstoff- und Energiepreise<br />

treiben die <strong>Produktion</strong>skosten <strong>der</strong> Papier- und<br />

Zellstoffhersteller in die Höhe. Diese Mehrkosten<br />

lassen sich jedoch nicht auf den Preis umlegen.<br />

Als Konsequenz sind auch Großumbauten rar<br />

geworden. Dagegen entwickelt sich in diesen<br />

Märkten das Produkt- und Servicegeschäft zur<br />

Instandhaltung und Wartung <strong>der</strong> Anlagen er -<br />

freulich und sollte sich auf einem guten Niveau<br />

stabilisieren.<br />

Grafische Papiere und im Speziellen Zeitungsdruckpapiere<br />

befinden sich weiterhin in einem<br />

schwierigen Marktumfeld. Dagegen verzeichneten<br />

Karton und Verpackungspapiere geringe, aber<br />

stabile Wachstumszahlen. Durchweg positiv zeigen<br />

sich die Märkte für Spezial- und Hygienepapiere,<br />

die durch Stabilität und langfristiges Wachstum<br />

gekennzeichnet sind.<br />

Gesamt-Auftragseingang Papierproduktionsanlagen 2003 – 2012<br />

Mio. €<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Inland<br />

Ausland<br />

Abbildung 26<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


Karton und Verpackungspapiere verzeichnen geringe, aber stabile Wachstumszahlen.<br />

Ausblick 2013<br />

Der Markt für Anlagen zur Papierherstellung be -<br />

findet sich im Umbruch. Der Trend geht weg von<br />

großen und hin zu kleineren, flexibleren Anlagen.<br />

Die steigende Nachfrage nach diesen Produkten<br />

vor allem in China verspricht <strong>der</strong> Branche eine<br />

gewisse Grundauslastung und lässt auf neue<br />

Aufträge hoffen. Bei Anlagen zur Herstellung<br />

von Zellstoff gibt es einen gegenläufigen Trend<br />

zu Großanlagen mit erweiterter Kapazität. So<br />

sank in den vergangenen zehn Jahren <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> kleinen Zellstoffanlagen am Gesamtmarkt<br />

deutlich. Im gleichen Zeitraum wurden mehrere<br />

große Werke mit Jahreskapazitäten von mehr <strong>als</strong><br />

300.000 Tonnen errichtet.<br />

In den reifen Märkten Westeuropa und Nordame -<br />

ri ka ist auch 2013 nicht mit einem Wachstum<br />

<strong>der</strong> Papiernachfrage zu rechnen. Als Konsequenz<br />

für die Papiermaschinenbauer ergibt sich erneut<br />

ein geringes Neumaschinengeschäft. Mit Blick<br />

auf das leicht zurückgegangene gesamtwirtschaftliche<br />

Wachstum Chinas bleibt abzuwarten,<br />

inwiefern sich dies im Laufe <strong>des</strong> Jahres auf Inves -<br />

titionen in Papierproduktionsanlagen auswirkt.<br />

Brasilien <strong>als</strong> großer Abnehmer von Zellstoffanlagen<br />

wird weiterhin Taktgeber dieses Segments<br />

bleiben.


64 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Wasserkraftanlagen<br />

Regenerative Energien auf dem Vormarsch<br />

Die globale Energienachfrage ist 2012 weiter ge -<br />

stiegen. Weltweit zeichnet sich dabei ein Trend<br />

zu mehr Energieeffizienz und Sauberkeit ab. So<br />

setzt etwa China im Rahmen <strong>des</strong> aktuellen Fünfjahresplans<br />

ehrgeizige Ziele zur Senkung <strong>des</strong><br />

Energieverbrauchs und zum Ausbau erneuerbarer<br />

Energien aktiv um.<br />

Fast die Hälfte <strong>der</strong> weltweit neu geschaffenen<br />

elektrischen Kapazität entfiel bereits im Jahr<br />

2011 auf erneuerbare Energien. Dabei wurde<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Windkraft stark ausgebaut<br />

(40 % <strong>der</strong> neu geschaffenen regenerativen Kapazitäten),<br />

gefolgt von Solarenergie (30 %) und<br />

Wasserkraft (25 %). Der weitaus größte Anteil<br />

aller bestehenden erneuerbaren Kapazitäten<br />

(rund 80 %) stammt jedoch aus Wasserkraft.<br />

Von den Investitionen in erneuerbare Energien<br />

entfielen 2011 rund zwei Drittel auf entwickelte<br />

Staaten und rund ein Drittel auf Entwicklungsbzw.<br />

Schwellenlän<strong>der</strong>.<br />

Insgesamt wurden 2012 weltweit Kapazitäten<br />

von rund 20 Gigawatt im Markt für Wasserkraftanlagen<br />

neu vergeben (vgl. Abb. 27).<br />

Abschwächung <strong>des</strong> Wasserkraftmarktes<br />

Nachdem 2011 gleich mehrere außerordentlich<br />

große Infrastrukturprojekte mit langjährigen<br />

Abwicklungszeiten vergeben wurden, zeigte sich<br />

<strong>der</strong> globale Wasserkraftmarkt 2012 demgegenüber<br />

abgeschwächt. Mit <strong>der</strong> Vergabe neuer<br />

Großprojekte ähnlicher Dimension wie 2011 ist<br />

erst in den kommenden Jahren wie<strong>der</strong> zu rechnen.<br />

Dennoch wurden auch 2012 Aufträge für einige<br />

Large-Hydro-Projekte erteilt, insbeson<strong>der</strong>e in Rus s -<br />

land, Brasilien, den USA, China und <strong>der</strong> Türkei.<br />

Vergabevolumen im Markt für Wasserkraftwerke 2003 – 2012<br />

Megawatt pro Kalen<strong>der</strong>jahr<br />

60000<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Small Hydro<br />

Large Hydro<br />

Abbildung 27<br />

Quelle: Marktdatenbank Voith Hydro


Das Segment <strong>der</strong> Kleinwasserkraftwerke – das<br />

sind Anlagen mit einer Leistung von bis zu 30<br />

Megawatt je Maschine – bei dem mittelfristig<br />

mit einer anziehenden Auftragsvergabe zu rechnen<br />

ist, bewegte sich 2012 ebenfalls auf niedrigerem<br />

Niveau <strong>als</strong> in den Vorjahren.<br />

Die Nachfrage nach Großwasserkraftwerken war 2012 rückläufig.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Pumpspeicherkraftwerke wurden<br />

nur vereinzelt Projekte gestartet. Zwar ist Pumpspeicherung<br />

die bisher einzig erprobte, wirtschaft -<br />

lich attraktive Technologie zur Speicherung von<br />

Strom aus an<strong>der</strong>en erneuerbaren Quellen wie<br />

Wind und Solar, jedoch sind finanzielle Anreize<br />

in <strong>der</strong> Vergütungsstruktur für schnelle Leistungsreserven<br />

nicht ausreichend gegeben. Auch fehlen<br />

<strong>der</strong>zeit noch Übertragungskapazitäten in den<br />

Netzen Mitteleuropas.<br />

Der Trend zur Mo<strong>der</strong>nisierung und Instandhaltung<br />

bestehen<strong>der</strong> Anlagen setzte sich im vergangenen<br />

Jahr in Nordamerika und Europa weiter fort und<br />

weitet sich inzwischen auch auf Südamerika aus –<br />

dort in Ergänzung zum weiterhin starken Neubaugeschäft.<br />

Aussichten für die Wasserkraft<br />

Der Energiemarkt ist von einer steigenden Nachfrage<br />

nach sauberer, erneuerbarer Energie ge -<br />

kenn zeichnet. Im Energiemix <strong>der</strong> Zukunft wird<br />

die Wasserkraft weiterhin eine maßgebliche<br />

Rolle spielen. Daher ist mit einer anhaltend positiven<br />

Marktentwicklung zu rechnen, zumal auf<br />

mittlere Sicht zu einem stabilen Basisvolumen<br />

wie<strong>der</strong> Großprojekte zur Vergabe anstehen. Das<br />

größte Potenzial ist in Asien und Südamerika zu<br />

erwarten, wo etliche, teils große Wasserkraftanlagen<br />

projektiert werden. In Nordamerika und<br />

Teilen Asiens stehen überdies Mo<strong>der</strong>nisierungsprojekte<br />

an.<br />

Mittelfristig bleiben die Perspektiven für die<br />

Wasserkraft positiv. Die Anlagenbauer verspüren<br />

weltweit eine zunehmende Nachfrage, die sich<br />

aufgrund <strong>der</strong> langen Planungs- und Genehmigungszeiten<br />

allerdings erst zeitverzögert auswir -<br />

k en wird. Im Zusammenhang mit dem Ausbau<br />

an<strong>der</strong>er erneuerbarer Energieformen erwartet<br />

die Branche insbeson<strong>der</strong>e Buchungen für neue<br />

Pumpspeicherkraftwerke. Unter den <strong>der</strong>zeit auf<br />

dem europäischen Markt herrschenden Rahmen -<br />

bedingungen dürfte es allerdings bei <strong>der</strong> Realisierung<br />

von Projekten zu Verzögerungen kommen.<br />

In Nordamerika und in Europa werden <strong>der</strong>zeit zahlreiche<br />

Bestandsanlagen mo<strong>der</strong>nisiert.


66 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Anlagen für die<br />

Holzwerkstoffindustrie<br />

Holzwerkstoffe – mehr <strong>als</strong> nur Platten<br />

Gesamtanlagen zur Herstellung von Holzwerkstoffplatten<br />

aus einer Hand werden im inter -<br />

nat ionalen Markt von zwei etwa gleich starken<br />

deutschen Herstellern angeboten. Zu den Holzwerkstoffen<br />

zählen Span- und mitteldichte<br />

Faserplatten (MDF), die hauptsächlich in <strong>der</strong><br />

Möbelindustrie verwendet werden, OSB (Oriented<br />

Strand Board)-Platten, die in <strong>der</strong> Bauindustrie<br />

zum Einsatz kommen sowie Holzfaserdämmplatten<br />

für die ökologische Wärmedämmung<br />

von Gebäuden. Im weiteren Sinn werden auch<br />

Pellets, <strong>der</strong>en Materialaufbereitung <strong>der</strong>jenigen<br />

bei Holzwerkstoffplatten ähnelt, zu den Holzwerkstoffen<br />

gerechnet.<br />

2012 schwieriges Marktumfeld<br />

Die Projekttätigkeit im Markt für Holzwerkstoff-<br />

Anlagen hat sich 2012 schwächer entwickelt <strong>als</strong><br />

erwartet. Von Sommer 2011 bis Frühjahr 2012<br />

wurden weltweit nur sehr wenige Projekte vergeben.<br />

Erst danach konnten die Anlagenbauer<br />

wie<strong>der</strong> nennenswerte Aufträge verbuchen.<br />

Insgesamt rechnet die Branche mittelfristig nicht<br />

mit starkem Wachstum. In China und Südamerika<br />

sind die Investitionen <strong>der</strong> Plattenproduzenten<br />

sogar tendenziell rückläufig. Dagegen sieht <strong>der</strong><br />

Anlagenbau in Russland nach wie vor gute<br />

Chan c en auf Auftragsvergaben. In Nordamerika<br />

werden erste Mo<strong>der</strong>nisierungsaufträge platziert,<br />

Neuinvestitionen sind im US-Markt allerdings<br />

nach wie vor nicht in Sicht. In Europa schreitet<br />

die Konsolidierungswelle in <strong>der</strong> Holz verarbei -<br />

t enden Industrie voran, so dass auch hier nur<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsprojekte erwartet werden.<br />

Gesamt-Auftragseingang<br />

Holzwerkstoff-Anlagen 2007 – 2012<br />

Mio. €<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Inland<br />

Ausland<br />

Abbildung 28<br />

Quelle: VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 67<br />

Mit innovativen Ideen senken die Anbieter von Holzwerkstoffanlagen den Energie- und Rohstoffverbrauch<br />

ihrer Produkte – Blick auf Energieanlage und Trockner eines Spanplattenwerks.<br />

Wettbewerber aus China holen auf<br />

Der Markt für Gesamtanlagen zur Herstellung<br />

von Holzwerkstoffplatten wird nach wie vor von<br />

zwei deutschen Anbietern dominiert. Allerdings<br />

ist in den letzten Jahren auf dem chinesischen<br />

Markt ernst zu nehmen<strong>der</strong> Wettbewerb durch<br />

lokale Anbieter entstanden. Hersteller aus <strong>der</strong><br />

Volksrepublik kooperieren zum Teil mit an<strong>der</strong>en<br />

europäischen Einzelmaschinenanbietern, sie<br />

waren bislang aber noch nicht in <strong>der</strong> Lage, im<br />

Segment <strong>der</strong> Großanlagen ernsthaft Fuß zu fassen.<br />

Kleinere Projekte in China konnten diese Unternehmen<br />

aber schon für sich entscheiden. Um<br />

den noch immer erheblichen Vorsprung gegenüber<br />

den chinesischen Herausfor<strong>der</strong>ern zu halten, ist<br />

es für die deutschen Anlagenbauer entscheidend,<br />

die eigene Technologiekompetenz weiter auszubauen<br />

und die Entwicklung von Innovationen zu<br />

forcieren.<br />

Steigende Herstellkosten<br />

bestimmen die technischen Trends<br />

Aufgrund <strong>der</strong> niedrigen Preise für Holzwerkstoffplatten<br />

sowie steigenden Kosten für Rohstoffe<br />

steht die Holz verarbeitende Industrie <strong>der</strong>zeit<br />

unter erheblichem Preisdruck und erwartet vom<br />

Anlagenbau Antworten, wie sie auf diese Entwicklungen<br />

reagieren soll.<br />

Holz, Leim und Energie sind die wesentlichen<br />

Kostenfaktoren bei <strong>der</strong> Herstellung von Holzwerkstoffplatten.<br />

Deshalb setzen viele Ideen und<br />

Maschinenkonzepte bei <strong>der</strong> Optimierung dieser<br />

Parameter an:<br />

• Leichtere Span- und MDF-Platten mit<br />

geringerer Dichte verbrauchen weniger Holz.<br />

• Günstigere Rohstoffe wie etwa Recyclingholz<br />

werden den Platten beigemischt.<br />

• Ausgeklügelte Beleimungskonzepte<br />

reduzieren den Leimverbrauch.<br />

Des Weiteren bemühen sich die Anlagenbauer<br />

in enger Abstimmung mit ihren Kunden, den<br />

gesamten <strong>Produktion</strong>sprozess zu optimieren,<br />

um die Tagesleistung <strong>der</strong> Anlagen zu erhöhen<br />

und damit die Stückkosten zu senken. Mit diesen<br />

und weiteren Maßnahmen schafft <strong>der</strong> deutsche<br />

Anlagenbau die Voraussetzungen für eine<br />

ökonomische und ökologische <strong>Produktion</strong> von<br />

Holzwerkstoffplatten und ermöglicht es seinen<br />

Kunden somit, wettbewerbsfähig zu bleiben.


68 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Abfallverbrennungsanlagen<br />

Infrastrukturprojekte wie Abfallverbrennungsanlagen<br />

haben eine sehr lange Vorlaufzeit. Die<br />

komplexe Planung, die fünf bis acht Jahre dauern<br />

kann, wird daher auch in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten nicht grundlos verworfen, es sei denn,<br />

die allgemeinen finanziellen Randbedingungen<br />

haben sich <strong>der</strong>art geän<strong>der</strong>t, dass eine Projektrealisierung<br />

nicht mehr darstellbar ist. Das Aufkommen<br />

<strong>des</strong> Hauptinputs solcher Anlagen – <strong>der</strong><br />

Haushaltsabfall – ist während <strong>der</strong> Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise weitgehend unverän<strong>der</strong>t ge -<br />

blieben. Einzig die gewerblichen Abfälle sind teils<br />

deutlich zurückgegangen, mittlerweile be wegen<br />

sich die Mengen in vielen Län<strong>der</strong>n aber wie<strong>der</strong><br />

auf dem Vorkrisenniveau.<br />

Der Stellenwert <strong>der</strong> thermischen Abfallbehandlung<br />

hat sich in den letzten Jahren grundlegend<br />

gewandelt. Standen früher Aspekte wie Hygiene<br />

o<strong>der</strong> die Vermin<strong>der</strong>ung von Risiken für Boden,<br />

Grundwasser und Luft durch die Deponierung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund, haben die weltweiten Anstren -<br />

g ungen zur Reduktion von Treibhausgasen den<br />

Fokus verän<strong>der</strong>t. Die Nutzung <strong>der</strong> in den Abfällen<br />

enthaltenen Energie und die damit verbundene<br />

Einsparung von fossilen Brennstoffen sowie die<br />

Reduzierung von CO 2 -Emissionen sind jetzt<br />

wichtige Aspekte. Dies gelingt zum einen durch<br />

die Beendigung <strong>der</strong> Deponierung, zum an<strong>der</strong>en<br />

durch die Verbrennung <strong>der</strong> Abfälle.<br />

Europa:<br />

Hoffnungsträger Großbritannien<br />

In Europa hat in den letzten Jahren eine grundlegende<br />

Verschiebung <strong>der</strong> Märkte stattgefunden.<br />

In Län<strong>der</strong>n, die den Markt lange dominiert haben,<br />

wie etwa Deutschland, Frankreich, Nie<strong>der</strong>lande,<br />

Österreich, Schweden o<strong>der</strong> Schweiz, sind die<br />

Aktivitäten fast völlig zum Erliegen gekommen.<br />

Dort wird es in absehbarer Zeit nur noch sehr<br />

vereinzelt Neubauprojekte geben. In einigen<br />

nordeuropäischen Län<strong>der</strong>n wie Dänemark und<br />

Finnland gibt es einen gewissen Bedarf an<br />

zusätzlicher Kapazität, aber auch hier ist kurzfristig<br />

von einer Marktsättigung auszugehen. In Italien<br />

sind vor allem im Norden viele Anlagen in Betrieb,<br />

<strong>der</strong> Nachholbedarf ist weiterhin groß. Die Entscheidungsfindung<br />

ist aber häufig sehr komplex<br />

und meist verbunden mit nicht unerheblichen<br />

zeitlichen Verschiebungen.<br />

Die Hoffnungen in Westeuropa ruhen <strong>der</strong>zeit auf<br />

Großbritannien. Da dort grundsätzlich Entsorgungsdienstleistungen<br />

ausgeschrieben werden,<br />

dauert <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Projektentwicklung sehr<br />

lange und ist zeitaufwendig und kostenintensiv.<br />

Dennoch ist seit einigen Jahren spürbare Bewegung<br />

in den britischen Markt gekommen. Es<br />

werden vermehrt Aufträge zum Bau von Anlagen<br />

vergeben und auch umgesetzt. Der schon 2011<br />

gemeldete Trend zur Realisierung von lang ge -<br />

planten Projekten hat sich 2012 fortgesetzt und<br />

wird aller Voraussicht nach noch einige Jahre<br />

anhalten. Darüber hinaus gibt es Ankündigungen,<br />

dass einige dieser Vorhaben mit neuen Technologien<br />

(Vergasung, Plasma) realisiert werden sollen;<br />

inwieweit diese Anlagen die in sie gesetzten<br />

Erwartungen erfüllen werden, bleibt nach den<br />

bisher gemachten, hauptsächlich negativen<br />

Erfahrungen, abzuwarten.<br />

Großbritannien ist für die Anbieter von Abfall verbrennungsanlagen mo -<br />

mentan <strong>der</strong> wichtigste Markt in Europa – Modell <strong>der</strong> Anlage Shrewsbury<br />

in Shropshire.


BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 69<br />

Osteuropa:<br />

Projekte verzögern sich aufgrund<br />

bürokratischer Hürden<br />

In Osteuropa laufen die Geschäfte schleppend –<br />

trotz <strong>der</strong> Zugehörigkeit vieler Län<strong>der</strong> zur EU und<br />

<strong>des</strong> damit einhergehenden Zwangs zur Einhaltung<br />

<strong>der</strong> entsprechenden EU-Gesetzgebung sowie<br />

teils großzügiger Finanzierungszusagen. Häufig<br />

fehlen jedoch die notwendigen Strukturen für ein<br />

geregeltes Abfallmanagement. In Polen wurden<br />

2011 mehrere Anlagen ausgeschrieben. Das Vergabeproce<strong>der</strong>e<br />

ist aber aufwendig und formalis -<br />

tisch, die vorgegebenen Budgets fast durchweg<br />

nicht einzuhalten. Die kommerziellen Bedingungen<br />

sind sehr einseitig auf die Interessen <strong>der</strong> Kunden<br />

ausgerichtet. All dies hat zu großen Verzögerungen<br />

bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Angebote und <strong>der</strong> Vergabe<br />

geführt; teils mehrfache Einsprüche gegen<br />

die Vergabeentscheidung sind nicht ungewöhnlich.<br />

Derzeit sind zwei bis drei Projekte dennoch<br />

so weit fortgeschritten, dass mit dem Beginn <strong>der</strong><br />

Realisierung in Kürze gerechnet werden kann.<br />

Die Türkei verspricht ein wichtiger Markt <strong>der</strong><br />

Zukunft zu werden. Das Land erlebt einen beeindruckenden<br />

Wirtschaftsboom und steht finanziell<br />

auf solidem Fundament. Die Ausschreibung<br />

für ein großes Projekt in Istanbul läuft <strong>der</strong>zeit,<br />

die Vergabe sollte bis Ende 2013 erfolgen. Inte resse<br />

an Abfallverbrennungsanlagen wird aber auch aus<br />

weiteren Städten und Regionen bekundet.<br />

Amerika:<br />

Nur wenige attraktive Projekte im Markt<br />

Die Hoffnung, dass Präsident Obama die Themen<br />

Umweltschutz und Verringerung von CO 2 -Emissionen<br />

zu vorrangigen Zielen seiner Politik machen<br />

wird, hat sich in seiner 1. Amtszeit nicht erfüllt.<br />

Bei <strong>der</strong> Abfallbehandlung gibt es in den USA<br />

we<strong>der</strong> verstärkte Anstrengungen zur Vermeidung<br />

von Müll noch zu <strong>des</strong>sen Recycling. Ferner übt<br />

die Politik keinen gesetzlichen o<strong>der</strong> finanziellen<br />

Druck aus, um die Deponierung von Abfällen<br />

zumin<strong>des</strong>t einzuschränken. Folglich sind Projekte<br />

zur thermischen Behandlung von Restabfällen<br />

nur auf Grund lokaler Zwänge o<strong>der</strong> politischen<br />

Willens einzelner Kommunen möglich. Vereinzelt<br />

werden bestehende Anlagen erweitert, Projekte<br />

auf <strong>der</strong> ‚grünen Wiese‘ sind jedoch die Ausnahme.<br />

In Südamerika gibt es weiterhin keine zielführende<br />

Projektentwicklung. Allgemeine Interessensbekundungen<br />

werden in Abständen aus verschiedenen<br />

Län<strong>der</strong>n gemeldet. Einzig in Brasilien<br />

könnten in den nächsten Jahren Projekte so weit<br />

vorangetrieben werden, dass <strong>der</strong> Bau von Anlagen<br />

tatsächlich ausgeschrieben wird. Ob es anschließend<br />

zu einer Realisierung dieser Vorhaben kommen<br />

wird, ist aber ungewiss.<br />

Asien:<br />

Geschäft mit Abfallverbrennung boomt in China<br />

Der Markt in Japan hat sich nach einer Phase sehr<br />

geringer Vergabetätigkeit mittlerweile auf niedri -<br />

g em Niveau stabilisiert. In Japan setzten Anlagenbetreiber<br />

seit Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre auf die<br />

sogenannten NTT(New Thermal Treatment)-<br />

Technologies wie Vergasung, Pyrolyse, Plasma<br />

o<strong>der</strong> die nachgeschaltete Schmelze <strong>der</strong> Schlacke.<br />

Ziel dieser Aktivitäten war es, einen verglasten<br />

Reststoff zu erhalten. Es stellte sich jedoch heraus,<br />

dass <strong>der</strong> Bau und <strong>der</strong> anschließende Betrieb<br />

<strong>der</strong> Anlagen sehr teuer waren und sie zudem<br />

erhebliche technische Probleme aufwiesen. Mitt -<br />

lerweile ist auch in Japan <strong>der</strong> finanzielle Spielraum<br />

für die Kommunen enger geworden. Dies<br />

führte zu einer Phase <strong>des</strong> „Überdenkens“ und nur<br />

geringer Marktaktivität. Die Projekte, die <strong>der</strong>zeit<br />

in <strong>der</strong> Planung bzw. Umsetzung sind, basieren<br />

wie<strong>der</strong> überwiegend auf <strong>der</strong> bewährten Rosttechnologie.


70 BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN<br />

Ganz an<strong>der</strong>s ist die Situation in China, wo <strong>der</strong><br />

Markt für die Abfallverbrennung seit einigen<br />

Jahren boomt. Dies ist politisch gewollt und<br />

gesteuert. Der 12. Fünfjahresplan (2010–2015)<br />

sieht vor, den Anteil <strong>der</strong> Verbrennung von Ab -<br />

fällen von aktuell rund 20 % auf ca. 65 % zu steigern.<br />

Dies entspricht nach <strong>der</strong>zeitiger Planung<br />

etwa 600 neu zu bauenden Anlagen mit einer<br />

Kapazität von ca. 150.000 Tagestonnen. Falls die<br />

Ziele <strong>des</strong> 12. Fünfjahresplans umgesetzt werden,<br />

bedeutet dies eine Verdoppelung <strong>des</strong> jährlich zu<br />

vergebenden Auftragsvolumens in Relation zu<br />

den Jahren 2008 bis 2011 (siehe Abb. 29). Der an<br />

den Vergaben gemessene Marktanteil Chinas<br />

dürfte die jetzt erreichte Quote von 50 % dann<br />

deutlich übersteigen.<br />

Bislang konnte <strong>der</strong> deutsche Anlagenbau von<br />

diesem Boom nur in geringem Maße profitieren.<br />

Dies liegt zum einen an <strong>der</strong> generellen Tendenz,<br />

solche Anlagen möglichst weitgehend im eigenen<br />

Land zu konstruieren, zu fertigen und zu<br />

bauen. Nur bei wenigen Projekten wird die Lieferung<br />

von Kernkomponenten aus dem Ausland<br />

vorgeschrieben o<strong>der</strong> zugelassen. Zum an<strong>der</strong>en<br />

liegt <strong>der</strong> Marktpreis für Abfallverbrennungsanlagen<br />

in China bei ca. 25 % <strong>des</strong> europäischen Niveaus.<br />

Das bedeutet, dass bereits <strong>der</strong> Import von nur<br />

wenigen Kernkomponenten erhebliche Auswirkungen<br />

auf den Gesamtpreis einer Anlage hat.<br />

China geht es bei <strong>der</strong> Abfallverbrennung – wie<br />

bei vielen an<strong>der</strong>en Industrien auch – in erster<br />

Linie um den Transfer von Know-how. Ziel <strong>der</strong><br />

Politik ist es, möglichst schnell Anlagen im eigenen<br />

Land eigenständig planen und bauen zu können.<br />

Langfristig plant die Volksrepublik den Export<br />

von Abfallverbrennungsanlagen.<br />

Weltweite Vergaben für Abfallverbrennungsanlagen nach<br />

Län<strong>der</strong>n und Regionen 2008 bis 2011 (in Prozent)<br />

USA 6%<br />

Sonstige Län<strong>der</strong> 7%<br />

Japan 7%<br />

China 50%<br />

Europa 30%<br />

Gesamtvolumen:<br />

113.937 Tonnen pro Tag<br />

Abbildung 29<br />

Quelle: Vaccani, Zweig & Associates: Worldwide Market Shares<br />

Analysis of Thermal Waste Treatment Plants, Edition 2012


Müllverbrennungsanlagen sind auch in dicht besiedelten Gebieten akzeptiert – Anlage Winterthur in <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Ansonsten ist <strong>der</strong> Markt in Asien ruhig. Län<strong>der</strong><br />

wie Taiwan und Singapur haben die angestrebten<br />

Verbrennungskapazitäten bereits aufgebaut. In<br />

Malaysia, Thailand, Indonesien und den Philippin -<br />

en gibt es zwar regelmäßig Interesse an neuen<br />

Vorhaben, es kommt i.d.R. aber nicht zu einer<br />

ernsthaften Projektentwicklung.<br />

Fazit:<br />

Nachfrage verschiebt sich weiter nach China<br />

Der Markt für Abfallverbrennungsanlagen ist<br />

in einigen Län<strong>der</strong>n durch die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

negativ beeinflusst worden, aber<br />

weniger <strong>als</strong> zahlreiche an<strong>der</strong>e Branchen. In Europa<br />

hat es eine deutliche Verschiebung <strong>der</strong> Märkte<br />

gegeben, wobei die Aussichten für die nächsten<br />

Jahre generell positiv einzuschätzen sind. Einige<br />

Län<strong>der</strong> in Westeuropa haben noch deutlichen<br />

Nachholbedarf, in Osteuropa müssen vor allem<br />

die zur EU gehörenden Staaten die Strukturen<br />

ihres Abfallmanagements anpassen. In den USA<br />

wird es nur bei entsprechen<strong>der</strong> politischer Weichenstellung<br />

zu einer Neubelebung <strong>des</strong> Marktes<br />

kom men. Aus dem Boom in China konnten deutsche<br />

Anlagenbauer bislang lediglich eine geringe<br />

Wertschöpfung generieren.<br />

In vielen weiteren Län<strong>der</strong>n gibt es ein grundsätzliches<br />

Interesse an <strong>der</strong> Abfallverbrennung. Bis<br />

daraus eine spürbare Nachfrage erwächst, werden<br />

aber noch Jahre vergehen. Wenn dieser Zeitpunkt<br />

gekommen ist, werden Anlagenbauer aus China<br />

vermutlich bereit sein, in den Wettbewerb um<br />

internationale Kunden einzugreifen.


72 STATISTISCHER ANHANG<br />

Alle Angaben<br />

in Mio. €<br />

Statistischer Anhang<br />

Auftragseingang im Großanlagenbau von 2003 – 2012<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Großanlagenbau insgesamt 16.372 17.441 24.065 26.278 32.357 32.801 22.115 22.404 24.932 20.511<br />

Drei-Jahres-Durchschnitt 16.095 16.324 19.293 22.595 27.567 30.479 29.091 25.773 23.150 22.616<br />

Inland 4.084 3.177 5.598 5.914 5.575 6.489 3.861 4.756 6.625 3.901<br />

Ausland 12.288 14.265 18.467 20.364 26.781 26.312 18.254 17.648 18.307 16.610<br />

Auslandsanteil 75,1 81,8 76,7 77,5 82,8 80,2 82,5 78,8 73,4 81,0<br />

Abbildung 30<br />

Auslands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Asiatisch-Pazifischer Raum 2.548 3.755 4.217 3.752 4.943 4.547 2.874 3.248 5.097 4.890<br />

Industrielän<strong>der</strong> 4.175 3.717 4.678 5.371 8.866 8.698 4.666 4.869 3.997 3.325<br />

Osteuropa und GUS 1.037 1.149 1.779 2.630 3.060 4.255 2.810 1.987 1.861 2.380<br />

Nah- und Mittelost 2.012 3.365 5.167 4.646 3.487 2.358 4.634 2.939 4.023 1.814<br />

Übrige Welt 2.515 2.278 2.626 3.965 6.425 6.454 3.270 4.607 3.328 4.201<br />

Ausland insgesamt 12.288 14.265 18.467 20.364 26.781 26.312 18.254 17.648 18.307 16.610<br />

Abbildung 31


STATISTISCHER ANHANG 73<br />

Alle Angaben<br />

in Mio. €<br />

Umsatz im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Insgesamt 13.556 14.897 16.690 18.393 20.634 21.851 22.018 22.117 22.414 22.603<br />

Inland 3.468 4.140 3.404 4.386 3.486 3.773 3.262 3.907 3.479 4.892<br />

Ausland 10.088 10.757 13.286 14.007 17.148 18.078 18.756 18.210 18.935 17.711<br />

Industrielän<strong>der</strong> 3.404 4.337 5.005 5.234 5.865 6.265 6.096 5.848 5.910 4.322<br />

Asiatisch-Pazifischer Raum 2.279 2.492 2.997 3.378 3.355 3.847 3.952 3.472 4.126 3.789<br />

Nah- und Mittelost 2.044 2.030 2.535 2.384 4.228 3.617 2.969 3.518 3.162 2.957<br />

Osteurop. Län<strong>der</strong> und GUS 894 655 837 912 1.596 1.542 2.004 2.029 2.164 1.675<br />

Übrige Welt 1.468 1.243 1.912 2.099 2.133 2.133 3.735 3.343 3.573 4.968<br />

Abbildung 32<br />

Inlands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Anlagen 2003 – 2012<br />

Anlagenart 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Kraftwerke 984 440 2.407 2.606 1.829 3.522 2.001 1.340 3.440 1.403<br />

Hütten- und Walzwerke 189 109 105 254 446 402 153 233 567 301<br />

Ausrüstungen<br />

<strong>der</strong> Elektrotechnik 257 267 403 508 858 534 536 1.727 1.142 276<br />

Chemieanlagen 141 16 347 395 149 128 23 278 70 177<br />

Abbildung 33


74 STATISTISCHER ANHANG<br />

Alle Angaben<br />

in Mio. €<br />

Auslands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Anlagen 2003 – 2012<br />

Anlagenart 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Kraftwerke 4.538 4.841 6.316 6.339 9.126 9.238 8.208 7.177 7.768 7.068<br />

Walzwerke 839 1.385 1.741 1.780 3.285 3.575 1.524 2.340 2.398 1.949<br />

Organische Chemieanlagen 1.753 845 1.674 2.025 3.590 2.894 1.533 1.030 1.035 932<br />

Ausrüstungen<br />

<strong>der</strong> Elektrotechnik 671 865 1.397 1.769 2.428 1.961 2.167 2.010 1.724 927<br />

Anlagen für die Luftund<br />

Gasverflüssigung<br />

und -zerlegung 530 481 1.037 1.769 618 958 403 567 451 883<br />

Hüttenwerke 609 1.088 1.729 1.227 1.998 1.915 602 571 833 455<br />

Anlagen für die<br />

Papierherstellung 285 645 325 362 758 625 394 464 494 444<br />

Baustoffanlagen 258 626 644 820 1.066 1.196 286 371 384 401<br />

Abbildung 34<br />

Vierteljährlicher Auftragseingang im Großanlagenbau 2011 und 2012<br />

2011<br />

Quartal<br />

Inland Ausland Insgesamt<br />

2012<br />

Quartal<br />

Inland Ausland Insgesamt<br />

Auslandsanteil<br />

Auslandsanteil<br />

1 2.025 5.492 7.517 73,1<br />

2 808 4.689 5.497 85,3<br />

3 2.851 4.593 7.444 61,7<br />

4 941 3.533 4.473 79,0<br />

Insgesamt 6.625 18.307 24.932 73,4<br />

1 1.055 3.258 4.313 75,5<br />

2 870 4.043 4.913 82,3<br />

3 679 5.095 5.774 88,2<br />

4 1.297 4.214 5.511 76,5<br />

Insgesamt 3.901 16.610 20.511 81,0<br />

Abbildung 35


STATISTISCHER ANHANG 75<br />

Alle Angaben<br />

in Mio. €<br />

Auslands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />

(ohne Ersatzteil- und Kleinaufträge)<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Asiatisch-Pazifischer Raum 2.278 3.418 3.813 3.410 4.584 4.279 2.655 3.021 4.715 4.485<br />

Osteuropa und GUS 927 1.046 1.608 2.389 2.838 4.004 2.596 1.848 1.722 2.183<br />

Nah- und Mittelost 1.799 3.063 4.671 4.220 3.234 2.219 4.281 2.734 3.722 1.664<br />

Westeuropäische<br />

Industrielän<strong>der</strong> 3.094 2.199 2.772 3.402 5.529 5.001 3.495 3.046 2.234 1.530<br />

Afrika 1.367 1.005 1.050 1.043 3.431 3.550 775 1.421 845 1.265<br />

Nordamerika 189 600 808 839 1.128 1.510 459 944 951 1.135<br />

Mittel- und Südamerika 617 562 580 1.805 1.417 1.469 1.156 908 814 1.048<br />

Abbildung 36<br />

Anteil <strong>des</strong> Auslands-Auftragseingangs im Großanlagenbau<br />

nach Län<strong>der</strong>gruppen 2003 – 2012<br />

Asiatisch- Industrielän<strong>der</strong> Osteuropäische Nah- und Übrige Welt<br />

Pazifischer Län<strong>der</strong> und GUS Mittelost<br />

Raum<br />

Wert % Wert % Wert % Wert % Wert %<br />

2003 2.548 20,7 4.175 34,0 1.037 8,4 2.012 16,4 2.515 20,5<br />

2004 3.755 26,3 3.717 26,1 1.149 8,1 3.365 23,6 2.278 16,0<br />

2005 4.217 22,8 4.678 25,3 1.779 9,6 5.167 28,0 2.626 14,2<br />

2006 3.752 18,4 5.371 26,4 2.630 12,9 4.646 22,8 3.965 19,5<br />

2007 4.943 18,5 8.866 33,1 3.060 11,4 3.487 13,0 6.425 24,1<br />

2008 4.547 17,3 8.698 33,1 4.255 16,2 2.358 9,0 6.454 24,5<br />

2009 2.874 21,9 4.666 25,6 2.810 15,4 4.634 25,4 3.270 17,9<br />

2010 3.248 18,4 4.869 27,6 1.987 11,3 2.939 16,7 4.607 26,1<br />

2011 5.097 27,8 3.997 21,8 1.861 10,2 4.023 22,0 3.328 18,2<br />

2012 4.889 29,4 3.325 20,0 2.380 14,3 1.814 10,9 4.200 25,3<br />

Abbildung 37


76 STATISTISCHER ANHANG<br />

Alle Angaben<br />

in Mio. €<br />

Auftragseingang im Großanlagenbau nach Län<strong>der</strong>n 2003 – 2012<br />

(ohne Ersatzteil- und Kleinaufträge)<br />

Land 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2003 – 2012<br />

insgesamt<br />

1. China 1.382 2.429 2.062 1.913 2.835 2.537 1.217 2.211 2.237 1.629 20.451<br />

2. Indien 255 328 820 696 1.530 1.952 820 1.511 1.151 945 10.008<br />

3. Russland 347 372 438 547 1.519 2.459 1.127 736 895 895 9.335<br />

4. Saudi-Arabien 589 797 1.347 1.431 411 422 117 749 1.843 395 8.101<br />

5. USA 178 538 755 770 1.048 1.448 407 913 798 810 7.665<br />

6. V.A.E. 389 173 874 741 1.591 744 925 351 897 452 7.137<br />

7. Nie<strong>der</strong>lande 197 71 220 476 1.146 1.008 1.119 776 279 193 5.485<br />

8. Südkorea 314 332 600 268 699 555 240 256 726 1.386 5.376<br />

9. Iran 305 1.493 1.008 258 445 476 772 439 27 64 5.287<br />

10. Ägypten 656 372 250 323 1.747 238 286 154 398 253 4.675<br />

11. Großbritannien 159 273 262 741 751 1.094 240 313 332 176 4.434<br />

12. Südafrika 164 121 404 385 1.106 1.170 121 168 142 158 3.939<br />

13. Brasilien 59 237 183 561 432 492 251 472 378 591 3.656<br />

14. Katar 11 78 666 1.292 143 169 574 205 104 32 3.274<br />

15. Italien 315 142 590 325 477 456 295 225 176 158 3.158<br />

16. Türkei 115 214 162 320 439 139 353 331 238 698 3.009<br />

17. Frankreich 94 113 232 176 812 203 347 475 224 186 2.862<br />

18. Österreich 215 146 218 275 512 645 271 175 150 120 2.727<br />

19. Spanien 346 465 409 326 261 303 167 156 176 67 2.676<br />

20. Belgien 380 377 249 189 482 313 84 161 100 48 2.383<br />

21. Libyen 205 181 49 201 172 401 270 719 0 101 2.299<br />

22. Algerien 56 159 135 154 40 197 1.101 60 86 330 2.282<br />

23. Polen 29 166 367 344 125 91 99 83 206 738 2.248<br />

24. Taiwan 159 397 117 351 166 191 220 165 132 174 2.072<br />

25. Irak 0 19 111 51 20 26 1.375 92 53 323 2.070<br />

Abbildung 38


STATISTISCHER ANHANG 77<br />

Alle Angaben<br />

in Mio. €<br />

Auslands-Auftragseingang im Großanlagenbau nach Kontinenten und Län<strong>der</strong>n 2012<br />

Kontinent / Auftragseingang Verän<strong>der</strong>ung Kontinent / Auftragseingang Verän<strong>der</strong>ung<br />

Land 2012/2011 Land 2012/2011<br />

EUROPA 4.412 5 % NORDAMERIKA 1.135 20 %<br />

davon<br />

davon<br />

EU-15 1.394 -28 % USA 810<br />

darunter Kanada 325<br />

Schweden 243<br />

Nie<strong>der</strong>lande 193 MITTEL- UND SÜDAMERIKA 1.048 30 %<br />

Frankreich 186 darunter<br />

Großbritannien 176 Brasilien 591<br />

Italien 176 Peru 110<br />

Österreich 158 Mexiko 107<br />

Finnland 120 Chile 100<br />

Dänemark 73<br />

ASIEN 7.099 -29 %<br />

Osteuropa und GUS 2.183 28 % darunter<br />

darunter China 1.629<br />

Russland 895 Südkorea 1.385<br />

Polen 738 Indien 945<br />

Weißrussland 105 V.A.E. 452<br />

Slowakei 81 Vietnam 450<br />

Tschechien 75 Malaysia 423<br />

Saudi-Arabien 395<br />

Sonstiges Europa 835 60 % Irak 325<br />

darunter Singapur 215<br />

Türkei 698 Taiwan 174<br />

Norwegen 79 Israel 105<br />

Schweiz 56 Indonesien 90<br />

Kuwait 68<br />

AFRIKA 1.265 50 %<br />

darunter AUSTRALIEN UND OZEANIEN 177 13 %<br />

Algerien 330<br />

Ägypten 253 ERSATZTEILE UND<br />

Südafrika 158 KLEINAUFTRÄGE 1.374 0 %<br />

Sambia 119<br />

Kongo 103 INSGESAMT 16.610 -9 %<br />

Abbildung 39


3. Engineering<br />

Summit<br />

Perspektiven und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

im Anlagenbau<br />

1.-2. Juli 2014,<br />

Mannheim<br />

Bild: Eric Middelkoop/fotolia.com<br />

Weitere Infos:<br />

www.engineering-summit.de<br />

Networking für Anlagenbauer<br />

Der Engineering Summit, eine Gemeinschaftsveranstaltung <strong>der</strong> VDMA Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau und <strong>des</strong> Süddeutschen Verlags, Hüthig Fachverlage, feierte im Jahr 2011 in<br />

München Premiere. Die Konferenz ist eine branchenübergreifende Kommunikationsplattform<br />

für alle Segmente <strong>des</strong> Anlagenbaus, für Betreiber und Zulieferer und richtet sich an Führungskräfte<br />

sowie an Mitarbeiter mit Interesse an strategischen Fragestellungen.<br />

Mit <strong>der</strong> zweiten Veranstaltung im November 2012 hat sich <strong>der</strong> Engineering Summit mit über<br />

270 Teilnehmern <strong>als</strong> wichtigstes Networking-Forum im deutschen und europäischen Anlagenbau<br />

etabliert. In intensiven Diskussionen und hochkarätigen Vorträgen tauschten sich<br />

Experten <strong>des</strong> Großanlagenbaus sowie von Betreibern und Lieferanten über aktuelle Themen<br />

<strong>der</strong> Branche wie Risikomanagement, globalen Einkauf und Kooperationsmodelle aus.<br />

Der 3. Engineering Summit wird am 1. und 2. Juli 2014 in Mannheim stattfinden. Zentrales<br />

Thema wird dann die Frage sein, welche Antworten die Branche auf den Wettbewerbsdruck<br />

aus Asien und die fortgesetzte Globalisierung gibt.<br />

Weitere Informationen unter www.engineering-summit.de


Impressum<br />

Die in dieser Veröffentlichung dargestellte<br />

Geschäftsentwicklung und <strong>der</strong> statistische<br />

Anhang beruhen auf eigenen Erhebungen <strong>der</strong><br />

VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau.<br />

Redaktion<br />

Petra Bessert<br />

Klaus Gottwald<br />

Benjamin Vollmer<br />

Thomas Waldmann<br />

Layout<br />

VDMA DesignStudio<br />

Satz und Druck<br />

h. reuffurth gmbh<br />

Mühlheim am Main<br />

Bildquellen<br />

Alstom Deutschland AG (S. 45)<br />

Fotolia_Nightman1965 (S. 35)<br />

Humboldt Wedag GmbH Pyro Lines at Shree Cement, RAS (Rajasthan) (S. 59)<br />

Humboldt Wedag GmbH (S. 61)<br />

The Linde Group (S. 14)<br />

Martin GmbH für Umwelt- und Energietechnik ( S. 68, 71)<br />

Siemens AG (S. 19, 26, 47, 53)<br />

Siemens AG mit Copyright SSAB (S. 52)<br />

Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG (S. 67)<br />

ThyssenKrupp Uhde GmbH (S. 55, 57)<br />

Voith GmbH (S. 63, 65)<br />

Stand<br />

März 2013<br />

Preis: 290,– €<br />

© VDMA


VDMA<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau<br />

Preis 290,– €<br />

Lyoner Straße 18<br />

60528 Frankfurt am Main<br />

Telefon +49 69 6603-1858<br />

Fax +49 69 6603-2858<br />

E-Mail agab@vdma.org<br />

Internet www.grossanlagenbau.vdma.org<br />

www.vdma.org<br />

www.grossanlagenbau.vdma.org

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