Download des Lageberichts der AGAB als PDF - Produktion
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WIRTSCHAFTSPOLITISCHE FORDERUNGEN DES GROSSANLAGENBAUS 11<br />
„Vor <strong>der</strong> Lehman-Insolvenz war die Finanzierung<br />
von Projekten selten ein Problem. Dann hat das<br />
Risikopendel über Nacht deutlich in die an<strong>der</strong>e<br />
Richtung ausgeschlagen. Bei Großanlagen über<br />
100 Mio. Euro müssen Finanzierung und Projekte<br />
perfekt zusammenkommen. Wer eine Fremdfinanzierung<br />
braucht, tut sich schwer.“<br />
(Jürgen Nowicki, Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsleitung, Linde AG,<br />
Division Engineering).<br />
Der deutsche Großanlagenbau hat seit <strong>der</strong> Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise fast ein Drittel seines<br />
Geschäftsvolumens verloren. Politischer Handlungsbedarf<br />
zur Herstellung vergleichbarer Rahmenbedingungen<br />
in <strong>der</strong> Exportfinanzierung<br />
sowohl innerhalb <strong>der</strong> OECD <strong>als</strong> auch mit an<strong>der</strong>en<br />
Wettbewerbsnationen ist dringlich geboten:<br />
Je<strong>der</strong> Zuschlag für ein deutsches Unternehmen<br />
sichert Arbeitsplätze auch in Deutschland.<br />
OECD-„Common Approaches“ –<br />
Outreach-Gedanke aufgenommen,<br />
aber die Hürden steigen<br />
Der Großanlagenbau steht zu den umweltpolitischen<br />
Zielen <strong>der</strong> OECD, die diese durch Wettbewerbsregeln<br />
für staatlich geför<strong>der</strong>te Exportkredite<br />
aufstellt. Er steht für die von ihm gelieferte mo -<br />
<strong>der</strong>ne und umweltschonende Technik je<strong>der</strong>zeit<br />
ein. In die überarbeiteten und im Sommer 2012<br />
verabschiedeten OECD-„Common Approaches“<br />
wurden erstm<strong>als</strong> die von <strong>der</strong> Exportwirtschaft<br />
gefor<strong>der</strong>ten und unter dem Stichwort Outreach<br />
zusammengefassten Anstrengungen zur Einbindung<br />
<strong>der</strong> großen außerhalb <strong>der</strong> OECD stehenden<br />
Volkswirtschaften <strong>als</strong> politische Zielvorgabe aufgenommen.<br />
Dies ist aus Sicht <strong>des</strong> Anlagenbaus<br />
sehr zu begrüßen. Die Hürden aber bleiben o<strong>der</strong><br />
haben sich sogar erhöht, zum Beispiel dadurch,<br />
dass Exportkreditversicherer nicht nur die Großprojekte<br />
selbst, son<strong>der</strong>n auch Teilanlagen sowie<br />
benachbarte Einrichtungen wie Straßen, Energieversorgung<br />
o<strong>der</strong> bestehende Industrieanlagen<br />
prüfen, die nicht Projektbestandteile sind. Nach<br />
<strong>der</strong> nun vorliegenden Projektdefinition muss<br />
sogar etwa <strong>der</strong> völlig extern betriebene Hafen<br />
mitgeprüft werden, wenn über ihn eine entsprechende<br />
Belieferung o<strong>der</strong> Endproduktverladung<br />
<strong>der</strong> Industrieanlage stattfindet. Nach wie vor<br />
können die Wettbewerber außerhalb <strong>der</strong> OECD<br />
ohne vergleichbare Auflagen und zeitraubende<br />
Prozesse frühzeitig agieren und Verhandlungen<br />
konkret vorantreiben. Für Großanlagenbauer aus<br />
OECD-Län<strong>der</strong>n werden die Umweltprüfungen<br />
deutliche Hürden für rasche Finanzierungszusagen<br />
bleiben. Mit knapp 130 Großaufträgen über<br />
25 Mio. € ist <strong>der</strong> deutsche Großanlagenbau<br />
schon in <strong>der</strong> Angebotsphase im Nachteil. Viele<br />
Kunden und Investoren können den Prüfungsaufwand<br />
gerade für verbundene Einrichtungen,<br />
die ja nicht Bestandteil <strong>des</strong> Projekt- und Finanzierungswunsches<br />
sind, kaum nachvollziehen.<br />
„Level playing field“ muss erreicht werden<br />
Industriell aufstrebende Volkswirtschaften außer -<br />
halb <strong>der</strong> OECD, insbeson<strong>der</strong>e China, Indien o<strong>der</strong><br />
Brasilien, steigern ihren globalen Anteil bei Investitionsgüterlieferungen.<br />
Län<strong>der</strong> wie China, mittlerweile<br />
Exportweltmeister, verfügen längst über<br />
sehr leistungsfähige staatliche Systeme <strong>der</strong> Ex -<br />
portkreditversicherung, die allerdings bezüglich<br />
Län<strong>der</strong>risiken, Laufzeiten und Umweltstandards<br />
nicht dem OECD-Konsensus unterliegen: Klare<br />
Wettbewerbsnachteile sind die Folge; das die<br />
OECD prägende Ziel <strong>des</strong> „level playing field“ wird<br />
damit immer mehr in Frage gestellt. Die Regie -<br />
r ungsvertreter müssen <strong>des</strong>halb noch stärkere<br />
Anstrengungen unternehmen, die staatlichen<br />
Exportkreditgarantien für Wettbewerber aus<br />
Nicht-OECD-Län<strong>der</strong>n rasch in den grundsätzlich<br />
bewährten Konsensus einzubinden. Die bisherigen<br />
einseitigen Verschärfungen <strong>der</strong> „Common<br />
Approaches“ haben sie diesem Ziel nicht näher<br />
gebracht.<br />
Dialog und mutige Gestaltung dringend nötig<br />
Die Großanlagenbauer nehmen zu den Verbesserungspotenzialen<br />
klar Stellung. Ebenso deutlich<br />
äußern sie ihre Anerkennung für den intensiven<br />
politischen Dialog <strong>der</strong> Ressorts und Mandatare<br />
zur erfolgreichen Gestaltung <strong>des</strong> OECD-Regelwerks<br />
und <strong>der</strong> Hermesdeckung. Der Anlagenbau<br />
im VDMA wird ihn begleiten und inhaltlich<br />
gestalten, wo immer er kann.