Download des Lageberichts der AGAB als PDF - Produktion

BRANCHENBERICHTE UND GESCHÄFTSAUSSICHTEN 69
Osteuropa:
Projekte verzögern sich aufgrund
bürokratischer Hürden
In Osteuropa laufen die Geschäfte schleppend –
trotz der Zugehörigkeit vieler Länder zur EU und
des damit einhergehenden Zwangs zur Einhaltung
der entsprechenden EU-Gesetzgebung sowie
teils großzügiger Finanzierungszusagen. Häufig
fehlen jedoch die notwendigen Strukturen für ein
geregeltes Abfallmanagement. In Polen wurden
2011 mehrere Anlagen ausgeschrieben. Das Vergabeprocedere
ist aber aufwendig und formalis -
tisch, die vorgegebenen Budgets fast durchweg
nicht einzuhalten. Die kommerziellen Bedingungen
sind sehr einseitig auf die Interessen der Kunden
ausgerichtet. All dies hat zu großen Verzögerungen
bei der Bewertung der Angebote und der Vergabe
geführt; teils mehrfache Einsprüche gegen
die Vergabeentscheidung sind nicht ungewöhnlich.
Derzeit sind zwei bis drei Projekte dennoch
so weit fortgeschritten, dass mit dem Beginn der
Realisierung in Kürze gerechnet werden kann.
Die Türkei verspricht ein wichtiger Markt der
Zukunft zu werden. Das Land erlebt einen beeindruckenden
Wirtschaftsboom und steht finanziell
auf solidem Fundament. Die Ausschreibung
für ein großes Projekt in Istanbul läuft derzeit,
die Vergabe sollte bis Ende 2013 erfolgen. Inte resse
an Abfallverbrennungsanlagen wird aber auch aus
weiteren Städten und Regionen bekundet.
Amerika:
Nur wenige attraktive Projekte im Markt
Die Hoffnung, dass Präsident Obama die Themen
Umweltschutz und Verringerung von CO 2 -Emissionen
zu vorrangigen Zielen seiner Politik machen
wird, hat sich in seiner 1. Amtszeit nicht erfüllt.
Bei der Abfallbehandlung gibt es in den USA
weder verstärkte Anstrengungen zur Vermeidung
von Müll noch zu dessen Recycling. Ferner übt
die Politik keinen gesetzlichen oder finanziellen
Druck aus, um die Deponierung von Abfällen
zumindest einzuschränken. Folglich sind Projekte
zur thermischen Behandlung von Restabfällen
nur auf Grund lokaler Zwänge oder politischen
Willens einzelner Kommunen möglich. Vereinzelt
werden bestehende Anlagen erweitert, Projekte
auf der ‚grünen Wiese‘ sind jedoch die Ausnahme.
In Südamerika gibt es weiterhin keine zielführende
Projektentwicklung. Allgemeine Interessensbekundungen
werden in Abständen aus verschiedenen
Ländern gemeldet. Einzig in Brasilien
könnten in den nächsten Jahren Projekte so weit
vorangetrieben werden, dass der Bau von Anlagen
tatsächlich ausgeschrieben wird. Ob es anschließend
zu einer Realisierung dieser Vorhaben kommen
wird, ist aber ungewiss.
Asien:
Geschäft mit Abfallverbrennung boomt in China
Der Markt in Japan hat sich nach einer Phase sehr
geringer Vergabetätigkeit mittlerweile auf niedri -
g em Niveau stabilisiert. In Japan setzten Anlagenbetreiber
seit Mitte der 1990er Jahre auf die
sogenannten NTT(New Thermal Treatment)-
Technologies wie Vergasung, Pyrolyse, Plasma
oder die nachgeschaltete Schmelze der Schlacke.
Ziel dieser Aktivitäten war es, einen verglasten
Reststoff zu erhalten. Es stellte sich jedoch heraus,
dass der Bau und der anschließende Betrieb
der Anlagen sehr teuer waren und sie zudem
erhebliche technische Probleme aufwiesen. Mitt -
lerweile ist auch in Japan der finanzielle Spielraum
für die Kommunen enger geworden. Dies
führte zu einer Phase des „Überdenkens“ und nur
geringer Marktaktivität. Die Projekte, die derzeit
in der Planung bzw. Umsetzung sind, basieren
wieder überwiegend auf der bewährten Rosttechnologie.