Das doppelte Lottchen Brandschutz - Die neue Quadriga
Das doppelte Lottchen Brandschutz - Die neue Quadriga
Das doppelte Lottchen Brandschutz - Die neue Quadriga
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
– 34 –<br />
6/2013<br />
®<br />
Stopfen obendrauf<br />
Entscheidend für den Wärmeverlust<br />
aus der Trennfuge<br />
ist auch deren luftdichter<br />
Abschluss. Ein Blick auf<br />
die andere Schnittrichtung<br />
(Abb. 4a) zeigt mögliche<br />
Strömungswege, die nicht<br />
nur zu Wärmeverlusten, sondern<br />
vor allem zu feuchtetechnischen<br />
Risiken werden<br />
können, wenn nur unausgereifte<br />
Lösungen umgesetzt<br />
werden.<br />
Oberseitig – und sinngemäß<br />
auch an den vertikalen Wandanschlüssen<br />
– muss Luftdichtheit<br />
hergestellt werden. In<br />
dem Hohlraum, der über alle<br />
Geschosse ohne Unterbrechungen<br />
durchgeht, können<br />
starke Kamineffekte entstehen.<br />
Schon der konvektive<br />
Dampfeintritt über unvermeidliche<br />
Restleckagen in<br />
der Wand stellt dann ein<br />
Risiko dar. Auf einer relativ<br />
kleinen Fläche der Unterspannbahn<br />
können sich alle<br />
diese Dampfeinträge sammeln<br />
und evtl. als Tauwasser<br />
ablaufen. <strong>Die</strong>s überfordert<br />
auch die Diffusionsoffenheit<br />
der Unterspannbahn.<br />
<strong>Die</strong> Brücke für die<br />
Königskinder<br />
Der Trennwandanschluss an<br />
das Dach braucht also ein Gebäude<br />
übergreifendes Konzept<br />
zur Luftdichtung. <strong>Die</strong><br />
Frage lautet: Wie wird die<br />
Infokasten:<br />
Der Königskindereffekt<br />
Wie heißt es im alten Volkslied? „Es waren zwei Königskinder,<br />
die hatten einander so lieb. Sie konnte zusammen<br />
nicht kommen, das Wasser war viel zu tief …“ <strong>Die</strong> „Königskinder“<br />
im condetti ® -Detail sind zwei profane Luftdichtungsfolien<br />
des Daches, die durch die Gebäudeabschlusswände<br />
getrennt sind. Der Strom, der zwischen ihnen fließt, folgt<br />
dem Luftdruckgefälle und wird gespeist von vielfältigen<br />
Quellen der trennenden Wand.<br />
Wie kommen die Kinder zusammen? Man könnte versuchen,<br />
die Quellen zu verstopfen (luftdichte Elektrodosen, Elementfugen,<br />
Schwellen- und Deckenfugen 100% abdichten).<br />
<strong>Die</strong>se Methode – den Fluss trockenlegen – ist aufwendig<br />
und die Sicherheit, dass man alle Zuflüsse findet, ist eher<br />
gering. Der Prinz würde wahrscheinlich trotzdem schwimmen<br />
müssen.<br />
Besser ist es, den Königskindern eine Brücke (den Anschlussstreifen)<br />
zu bauen. Mit dieser wird das Glück der Liebenden<br />
auch zum Bauglück.<br />
Lücke zwischen den Luftdichtheitsschichten<br />
der beiden<br />
angrenzenden Häuser<br />
geschlossen? Wir haben es<br />
also wieder mal mit dem<br />
„Königskinder-Effekt“ zu tun<br />
(s. Infokasten). <strong>Die</strong> innenseitige<br />
Beplankung der Trennwände<br />
bietet einen guten<br />
Untergrund, um die dichtende<br />
Folie des Dachbereichs<br />
sicher anzukleben. Um den<br />
Luftstrom durch den vertikalen<br />
Auftrieb im Hohlraum<br />
zwischen den Trennwänden<br />
zu verhindern, muss eine<br />
Brücke geschlagen werden,<br />
die in unserem Detail mehrere<br />
Stufen hat:<br />
Wir können davon ausgehen,<br />
dass die Innenbeplankung<br />
der Wände die Luftdichtheitsebene<br />
bis zu deren<br />
oberen Rähm verlängert. Ein<br />
direkter Übergang von der<br />
einen zur anderen Wand<br />
durch die Gipsplatten auf<br />
dem Wandkopf ist allerdings<br />
nicht möglich, da die Fuge<br />
aus schalltechnischen Gründen<br />
oberseitig nicht beplankt<br />
werden sollte.<br />
Also muss die Luftdichtheitsebene<br />
über die Kopfplatte<br />
bis hin zu den Randsparren<br />
umgeleitet werden.<br />
Dort besteht dann durch die<br />
Unterspannbahn die Möglichkeit<br />
eines flexiblen Übergangs<br />
auf die andere Seite.<br />
Von dort erfolgt analog die<br />
Weiterleitung hin zur Luftdichtheitsbahn<br />
unter den<br />
Sparren im Nachbargebäude.<br />
Hilfreich für die Dauerhaftigkeit<br />
dieses Anschlusses<br />
ist, dass die Verklebung zwischen<br />
Bahn und Beplankung<br />
durch die Konterlattung<br />
mechanisch gesichert wird.<br />
Sinngemäß ist darauf zu achten,<br />
dass dieser Anschlussstreifen<br />
an seinen Enden<br />
und Querstößen, z. B. am<br />
First, an der Traufe oder am<br />
Sockel ebenfalls luftdicht<br />
angeschlossen wird.<br />
Auch interne Konvektion<br />
vermeiden<br />
Ein weiteres Strömungsproblem<br />
können auch interne<br />
„Rotationsströmungen“ im<br />
Luftraum werden. Insbesondere<br />
dann, wenn die äußeren<br />
Begrenzungen in Folge<br />
mangelhafter Dämmungen<br />
kalt werden. <strong>Die</strong> Abb. 4a der<br />
Wärmebrückenberechnung<br />
zeigt, dass Temperaturen<br />
unter 10 ° an der Unterspannbahn<br />
und den Flanken der<br />
Wände auftreten können,<br />
wenn die Randdämmung<br />
fehlt. An diesen Flächen<br />
kann ein Kaltluftfall entstehen,<br />
über den wärmere und<br />
feuchtere Luft aus dem Mittelbereich<br />
des Hohlraums<br />
nachströmt (Abb. 4 b).<br />
Kondensat und Schimmelrisiken<br />
durch diese interne<br />
Umverlagerung von Feuchte<br />
sollten vermieden werden.<br />
<strong>Das</strong> Problem der Rotationsströmung<br />
wird am einfachsten<br />
durch die wärmetechnisch<br />
sowieso sinnvolle<br />
Ausdämmung des Randbereiches<br />
gelöst. Dann sind die<br />
Temperaturunterschiede im<br />
Hohlraum nur noch minimal<br />
und damit fehlt der Antrieb<br />
für kritische Konvektionsströmungen.<br />
Abb. 4 a/b<br />
Dampfkonvektion und Tauwasserrisiken<br />
in der Trennwandfuge<br />
(Vertikalschnitt in<br />
der Mitte des Hohlraums)<br />
a) Durchströmung aus Luftleckagen<br />
in den Trennwänden<br />
zu Undichtheiten<br />
der Unterspannbahn.<br />
Antrieb durch Thermik<br />
im Hohlraum mit Randdämmung.<br />
b) Rotationsströmung im<br />
Hohlraum ohne Randdämmung.<br />
Kaltluftfall<br />
an der Folie. Auftrieb im<br />
warmen Kernbereich der<br />
Wand.<br />
a) b)