Tel: (07152) 50 93 - Bdvb
Tel: (07152) 50 93 - Bdvb
Tel: (07152) 50 93 - Bdvb
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Forum<br />
Der neue kunDe<br />
wiE kunDEn ihr VErhaltEn unD ihrE ErwartungEn änDErn<br />
Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologien haben in den<br />
letzten Jahrzehnten unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben erheblich<br />
verändert. Eine dreiteilige Serie betrachtet den nachhaltigen Einfluss von Handy,<br />
Internet, Laptop & Co. auf unser Kundenverhalten. Teil 1 blickt zurück auf die<br />
vergangenen zwei Jahrzehnte.<br />
zurückliEgEnDE tEchnischE<br />
innoVationEn<br />
Kommunikation<br />
Können Sie sich noch an 1990 erinnern?<br />
Das war die Zeit, in der wir noch Briefe<br />
geschrieben haben, wenn wir etwas<br />
Wichtiges mitteilen wollten: Angebote,<br />
Aufträge, Produktankündigungen, Rundschreiben.<br />
Postkarten aus dem Urlaub.<br />
Liebesbriefe. Alles wurde verschickt mit<br />
der guten, alten gelben Post. Und wenn<br />
es mal schnell gehen musste, dann wurde<br />
vorab ein Fax geschickt. Vorausgesetzt der<br />
Empfänger war im Besitz eines solchen<br />
Gerätes.<br />
Zu dieser Zeit hatten wir in Deutschland<br />
bereits eine flächendeckende Versorgung<br />
mit Festnetz-<strong>Tel</strong>efonanschlüssen. Das<br />
stationäre <strong>Tel</strong>efon, das mit Hilfe eines<br />
Verlängerungskabels sogar für Mobilität<br />
im Haushalt sorgte, ist fast in Vergessenheit<br />
geraten. Schwer vorstellbar für<br />
all diejenigen, die mit E-Mail und Mobiletelefon<br />
groß geworden sind. Heute<br />
sind die Nutzung von E-Mail und Handy<br />
der Regelfall. Wenn ich etwas mitteilen<br />
möchte, rufe ich von unterwegs kurz an,<br />
schreibe eine E-Mail oder gar eine SMS.<br />
Und da wir es gewohnt sind, im Gespräch<br />
unserem Gegenüber ins Auge zu schauen,<br />
kommt uns die Möglichkeit per Videoanruf<br />
zu kommunizieren gerade recht.<br />
Büro<br />
Ein Blick zurück in ein typisches Büro vor<br />
20 Jahren: Da kam die Briefpost auf den<br />
Tisch, da wurden Briefe geschrieben und<br />
ausgedruckt. Manch einer nutzte dazu<br />
sogar noch eine elektrische Schreibmaschine.<br />
Und nicht selten wurden Briefe<br />
gar nicht selbst geschrieben, sondern man<br />
diktierte und ließ schreiben. Zu allen<br />
Vorgängen gab es Akten, die in vielen<br />
Ordnern aufbewahrt wurden. Jeder Mitarbeiter<br />
hatte seinen festen Arbeitsplatz.<br />
Offene Vorgänge wurden am Arbeitsplatz<br />
des zuständigen Kollegen gesucht. Das<br />
Büro war der zentrale Ort, an dem alle<br />
notwendigen Informationen verfügbar<br />
waren.<br />
Inzwischen nutzen wir standardisierte Textverarbeitungs-<br />
, Kalkulations- oder Prä-<br />
sentationssoftware. Daten werden di-<br />
gital abgelegt, z.B. in ERP- und CRM-<br />
Anwendungen. Die Mitarbeiter haben<br />
von einem PC oder Laptop aus Zugriff<br />
auf alle relevanten Daten und teilen diese<br />
mit den Kollegen im Netzwerk. Der<br />
Arbeitsplatz ist oft nicht mehr ortsgebunden.<br />
Hauptsache man hat einen schnellen<br />
Netzzugang.<br />
Informationsbeschaffung<br />
„Ich schau mal in Wikipedia nach“ oder<br />
ich hab’s „gegoogelt“ sind heute gängige<br />
Redewendungen. Informationen sind<br />
mannigfaltig und in unvorstellbaren<br />
Mengen öffentlich und schnell verfügbar.<br />
Was jetzt aktuell ist, kann in ein paar<br />
Stunden schon veraltet sein.<br />
Wenn wir etwas wissen wollten, haben wir<br />
früher in Fachbüchern oder im Brockhaus<br />
nachgeschlagen. Heute suchen wir im<br />
Internet. Wir bekommen eine Vielzahl<br />
von Ergebnissen angeboten, über deren<br />
Relevanz und Richtigkeit wir uns aber<br />
vergewissern müssen. Was lässt uns dann<br />
sicher werden, dass die gefundene Information<br />
passend ist? Wir chatten oder<br />
kommunizieren in Foren. Wir bemühen<br />
Vergleichsportale. Die letzte Bewertung<br />
hinsichtlich der Passung bleibt allerdings<br />
jedem selbst überlassen.<br />
wElchEn Einfluss hattEn<br />
DiEsE änDErungEn auf<br />
Das kunDEnVErhaltEn?<br />
Selbst Top-Manager lagen in der Einschätzung<br />
mancher Entwicklungen<br />
grundlegend falsch. So soll Ken Olsen<br />
von DEC in den 1970er Jahren zur privaten<br />
Nutzung von Computern in den<br />
eigenen vier Wänden gesagt haben „no<br />
reason to have“. Und Bill Gates lag in den<br />
1990er Jahren mit seiner Einschätzung<br />
„just a hype“ zur zukünftigen Bedeutung<br />
des Internets auch daneben.<br />
Zurückblickend kann festgestellt werden,<br />
dass viele Geschäftserfolge erst mit der<br />
massenhaften Akzeptanz der privaten<br />
Nutzer realisiert werden konnten. Mit<br />
dem Zeitpunkt, an dem ein persönlicher<br />
Gewinn bzw. ein Sinn in der privaten<br />
Nutzung entdeckt wurde, konnten sich<br />
neue Technologien schnell verbreiten und<br />
fanden Akzeptanz bei den Menschen. In<br />
der Verwendung innovativer Technologien<br />
spiegelt sich auch der Drang nach Selbstverwirklichung<br />
und individueller Entwicklung<br />
(hin zum modernen Menschen)<br />
wider. Nicht selten gelten technische Innovationen<br />
in der Einführungsphase als<br />
Statussymbol, was sich im Laufe der Zeit<br />
relativiert und zum Selbstverständlichen<br />
hin entwickelt.<br />
Innovationen der Informations- und<br />
<strong>Tel</strong>ekommunikationstechnologien haben<br />
die gesellschaftlichen Veränderungen in<br />
den letzten Jahrzehnten stark beflügelt.<br />
Sie entsprechen den gesellschaftlichen<br />
Tendenzen zu mehr Individualität, Globalisierung,<br />
Pluralisierung (vgl. Ulrich<br />
Beck, 1986: Risikogesellschaft). Und<br />
diese Veränderungen ziehen sich fort bis<br />
hin zum Verhalten und der Einstellung<br />
der Kunden!<br />
Kunden sind heute besser informiert: Sie<br />
haben Zugang zu einer Vielzahl von Informationen<br />
über das Internet und sind<br />
nicht mehr an einen Standort gebunden,<br />
um Informationen zu beschaffen. Kunden<br />
möchten informiert sein und fordern<br />
deshalb Transparenz von Produkt, Service<br />
und Preis.<br />
Den Individualisierungsdrang der Gesellschaft<br />
haben Kirchen, Parteien, Gewerkschaften,<br />
Verbände etc. deutlich durch<br />
Mitgliederschwund zu spüren bekommen.<br />
Der Mensch ist aber ein soziales<br />
Wesen. Er sucht sich in anderer Form<br />
gesellschaftlichen Halt und Stabilität. Er<br />
sucht neue Wege, sich auszutauschen, bei<br />
Entscheidungen Meinung einzuholen und<br />
sich zu gruppieren. Hier hat das Internet<br />
die Bildung neuer Verhaltensmuster und<br />
Konsumentenstrukturen stark beeinflusst.<br />
Bevor ein Kunde eine wichtige<br />
Kaufentscheidung trifft, hat er sich heutzutage<br />
im Internet eine Meinung gebildet<br />
– in Foren, Chats, Social Communities.<br />
Er teilt sich und seine Absichten seinem<br />
Netzwerk mit und erhält von dort Informationen<br />
– ungefiltert und direkt. Im<br />
Kaufentscheidungsprozess zeigt sich der<br />
Kunde sehr kritisch – die Angaben des<br />
Herstellers werden im Internet überprüft.<br />
Im Mittelpunkt des zweiten Teils der<br />
Serie „Der neue Kunde“ stehen die Veränderungen<br />
im Verhalten und in den<br />
Erwartungen der Kunden durch aktuelle<br />
Trends: Was macht Social Media mit<br />
uns?<br />
autorEn<br />
bdvb-Mitglied Dipl.-Kfm. Ursula Liphardt<br />
und Dipl.-Päd. Uwe Fischer, Die<br />
PRO:FIT.MACHER<br />
link<br />
www.die-pro-fit-macher.eu<br />
28<br />
bdvb-aktuell 115