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Kolumne<br />
rwi: konjunktur-analyse<br />
Die internationale Konjunktur hat im<br />
Verlauf des Jahres 2011 deutlich an Fahrt<br />
verloren. Insbesondere im Euro-Raum<br />
hat sich die Lage verdüstert. Aufgrund<br />
der Krise der Staatsfinanzen muss die<br />
Finanzpolitik in vielen Ländern einen<br />
harten Sparkurs fahren. Hinzu kommen<br />
die wachsende Verunsicherung von Verbrauchern<br />
und Investoren und sich verschlechternde<br />
Finanzierungsbedingungen<br />
der Unternehmen.<br />
In den Schwellenländern, die den weltweiten<br />
Aufschwung nach der Rezession<br />
2008/09 maßgeblich geprägt hatten, hat<br />
sich die Expansion verlangsamt. Zum Teil<br />
ist dies auf eine restriktivere Geld- und Finanzpolitik<br />
zurückzuführen, die bestrebt<br />
ist, den vielerorts deutlich beschleunigten<br />
Preisanstieg zu dämpfen. In den USA wird<br />
die Produktion weiterhin nur mit ver-<br />
Internationale Konjunktur<br />
verliert an Fahrt 1<br />
40<br />
gleichsweise geringen Raten ausgeweitet.<br />
Alles in allem wird die weltwirtschaftliche<br />
Produktion nur noch verhalten steigen.<br />
Dies hinterlässt Spuren in der deutschen<br />
Konjunktur. Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts<br />
hat sich im Laufe dieses<br />
Jahres deutlich verlangsamt, im Wesentlichen<br />
weil der Wachstumsbeitrag der<br />
Außenwirtschaft zurückgegangen ist. Die<br />
Inlandsnachfrage nahm demgegenüber<br />
noch relativ kräftig zu. Stabilisierend<br />
wirkten die privaten Konsumausgaben,<br />
auch weil sich die Lage am Arbeitsmarkt<br />
bis zuletzt verbesserte und die Lohnerhöhungen<br />
stärker ausfielen als in den<br />
vergangenen Jahren. Die Investitionsneigung<br />
der Unternehmen war bislang hoch,<br />
sie dürfte im Prognosezeitraum aber<br />
sinken, da die Absatzerwartungen sich<br />
verschlechtert haben und viele Investoren<br />
aufgrund der Turbulenzen im Euro-Raum<br />
Kaum noch Impulse von<br />
der Außenwirtschaft 2<br />
abwarten. Alles in allem steht für 2012<br />
eine deutlich schwächere Konjunktur<br />
ins Haus. Das RWI prognostiziert eine<br />
Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um<br />
lediglich 0,6%, die allein aus einer steigenden<br />
Inlandsnachfrage resultiert.<br />
Die Risiken für die Konjunktur bleiben<br />
groß. In den Fokus rückt dabei der Bankensektor:<br />
Das Ausfallsrisiko bei Staatspapieren<br />
hat zugenommen, weshalb viele<br />
Banken ihre Eigenkapitalausstattung<br />
verbessern müssen. Dies hat zu einem<br />
wachsenden Misstrauen der Banken untereinander<br />
geführt, wie sie auch nach<br />
der Insolvenz von Lehman Brothers zu<br />
beobachten war. Zwar scheint die Politik<br />
heute besser gerüstet. Die EZB hat die<br />
Liquiditätsversorgung der Banken bereits<br />
verbessert, und Garantiefonds stehen bereit.<br />
Ob dies aber ausreichen wird, bleibt<br />
abzuwarten.<br />
Wieder wachsende Unruhe<br />
am Geldmarkt 3<br />
1 Industrieproduktion saisonbereinigt, gewichteter Mittelwert von 19 Ländern, Durchschnitt 2008 = 100.- 2 Wachstumsbeiträge gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum<br />
in %-Punkten. - 3 Zinsaufschlag von unbesichertem gegenüber besichertem Dreimonatsgeld.<br />
rwi-PrognosE Vom DEzEmbEr 2011<br />
VEränDErungsratEn gEgEnübEr DEm VorJahr in %, rEal<br />
bdvb-aktuell 115