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'Loccumer Pelikan' 04/2003 als pdf-Datei - Religionspädagogisches ...

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schule und gemeinde<br />

Verbundenheit mit der Mutter oder anderen<br />

nahestehenden Pflegepersonen<br />

spürt das Kind nämlich Trauer und<br />

Verstörung bei diesen Personen mit.<br />

Es merkt schon kleine Veränderungen<br />

im Pflegeverhalten und ist auch<br />

dadurch irritiert.<br />

Kinder zwischen drei und<br />

fünf Jahren<br />

Die typischen Merkmale des präoperationalen<br />

Denkens nach Piaget haben<br />

direkte Relevanz für die Entwicklung<br />

des kindlichen Todes- bzw. Lebenskonzepts<br />

in diesem Alter. 9 Kinder<br />

denken in dieser Zeit:<br />

●<br />

●<br />

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●<br />

●<br />

●<br />

Foto: J. Köhler<br />

magisch, mythisch<br />

finalistisch – alles ist auf ein Ziel<br />

hin orientiert<br />

animistisch – alles ist belebt<br />

anthropomorph – alles trägt<br />

menschliche Züge<br />

egozentrisch – das Kind bezieht alles<br />

auf sich<br />

Das Zeitverständnis ist mangelhaft.<br />

In der kleinkindlichen Vorstellung ist<br />

der Tod verbunden mit Bewegungslosigkeit<br />

und vergleichbar mit dem<br />

Schlaf.<br />

Tot sein ist ein zeitlich begrenzter Zustand,<br />

es ist eine Distanzierung, eine<br />

Entfernung, Ruhe, Ausruhen, Schlafen.<br />

Zum einen glaubt das Kind, der Tod<br />

sei ein reversibler Vorgang, d. h. Tote<br />

können nach seinem Verständnis auch<br />

wieder lebendig werden. So gräbt z. B.<br />

ein Kind nach dem Tod und der Bestattung<br />

eines geliebten Haustieres dieses<br />

nach einigen Tagen wieder aus, um<br />

zu sehen, ob es wieder laufen kann.<br />

Zum anderen denkt das Kind magisch<br />

und egozentrisch. Es vermutet, alles<br />

würde so erfolgen, wie es das Kind<br />

wünscht oder denkt. So kann ein unlebendiger<br />

Gegenstand wie ein Stein<br />

oder ein Ball durch Einfluss des Kindes<br />

„lebendig“ werden, da er durch<br />

Werfen oder Treten in Bewegung gesetzt<br />

werden kann. Das Kind gewinnt<br />

so den Glauben, es habe Macht über<br />

den Tod.<br />

Kein Wunder, dass es auch von den Eltern<br />

erwartet, den Verlust des geliebten<br />

Menschen oder des Haustieres<br />

rückgängig zu machen; hier die Grenzen<br />

elterlicher Macht zu erfahren und<br />

emotional zu verarbeiten, kann ein erster<br />

Schritt sein, die Endgültigkeit des<br />

Todes zu erlernen.<br />

Das Kind lebt im Hier und Jetzt. Es<br />

muss erst einen Begriff der Zeit, der<br />

Dauer, der Unendlichkeit und Endlichkeit,<br />

der Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft entwickeln, um den Tod<br />

<strong>als</strong> definitive und irreversible Trennung<br />

erfassen zu können, die jeden treffen<br />

wird.<br />

Das Kind ist überzeugt, es würde ewig<br />

leben und sei unsterblich.<br />

Es bezieht den Tod nicht auf sich.<br />

Und wenn man schon stirbt, dann würde<br />

man in der gleichen Form für immer<br />

fortbestehen oder möglicherweise – in<br />

einer anderen Gestalt oder gleich – ins<br />

Leben zurückkehren.<br />

So fragte meine vierjährige Tochter:<br />

„Bekommt man im Himmel auch zu<br />

essen?“<br />

Der Tod ist daher, wenn nicht besondere<br />

Umstände negativ einwirken,<br />

noch wenig angstbesetzt.<br />

Kinder wirken manchmal unbekümmert<br />

und kühl dem Tod gegenüber,<br />

wenn sie etwa einem alten Menschen<br />

ins Gesicht sagen: „Du bist alt, du wirst<br />

bald sterben.“<br />

Wenn sie dennoch manchmal auch<br />

stärker von der Tatsache des Todes betroffen<br />

wirken, so hängt dies mit der<br />

Loccumer Pelikan 4/03 199

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