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Arbeitsmarkt: Institutionelle Rahmenbedingungen für mehr Flexibilität

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280 <strong>Arbeitsmarkt</strong>: <strong>Institutionelle</strong> <strong>Rahmenbedingungen</strong> <strong>für</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Flexibilität</strong><br />

nommen (Rat der Europäischen Union, 2010). Reformen des Arbeitsrechts, einschließlich der<br />

Reduzierung von Kündigungsschutz, sind vielerorts bereits auf den Weg gebracht. Aufgrund<br />

des schwierigen konjunkturellen Umfelds sind damit kurzfristig aber eher negative <strong>Arbeitsmarkt</strong>entwicklungen<br />

verknüpft. Dies trifft vor allem zu, wenn Länder mit rigidem Kündigungsschutz<br />

aufgrund ihrer Haushaltssituation zu restriktiver Fiskalpolitik gezwungen sind<br />

und diesen Entwicklungen nicht mit aktiver <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik begegnen können (Turrini,<br />

2013). Die Erfolge von Reformen der Arbeitslosenversicherung in Krisenzeiten zeigen sich<br />

ebenfalls erst nach einiger Zeit (Bouis et al., 2012).<br />

510. Neben der institutionellen Ausgestaltung von Reformen kann auch der Reformprozess<br />

Gegenstand des gegenseitigen Lernens sein. Eine pauschale Übertragung von <strong>Arbeitsmarkt</strong>institutionen<br />

von einem in ein anderes Land ist in den allermeisten Fällen weder möglich noch<br />

zielführend. Den Reformprozess an Erfahrungen aus anderen Ländern anzulehnen, erscheint<br />

indes machbar. Diesbezüglich kann der umfassende Ansatz, den Deutschland mit der Agenda<br />

2010 gewählt hat, durchaus vorbildhaft sein, wobei deutlich wird, dass strukturelle Reformen<br />

Zeit brauchen, um zu wirken.<br />

Am Beispiel Spaniens wird deutlich, wie schwierig es ist, eine <strong>Arbeitsmarkt</strong>ordnung in<br />

Krisenzeiten umfassend neu auszurichten (Dolado, 2012). Die Abschaffung von Privilegien,<br />

die beschäftigte Insider genießen, ist nur schwer durchsetzbar, was zum Fortbestand<br />

von Dualismus beiträgt. Zwar lässt sich die <strong>Flexibilität</strong> sowohl extern als auch intern kurzfristig<br />

erhöhen. Insbesondere in einer Rezession und bei angespannter staatlicher Finanzlage<br />

können die unvermeidlichen individuellen Härten aber kaum durch Leistungen der<br />

passiven und aktiven <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik abgemildert werden. Darüber hinaus wirken<br />

komplementäre Reformen des Aus- und Weiterbildungssystems nur langfristig produktivitätssteigernd.<br />

Insgesamt muss daher davon ausgegangen werden, dass der Umbau der <strong>Arbeitsmarkt</strong>institutionen<br />

und der Abbau der Arbeitslosigkeit in den Krisenländern noch<br />

lange andauern wird.<br />

Kasten 17<br />

Die Zunahme der Nettozuwanderung nach Deutschland<br />

Seit Beginn der Krise im Euro-Raum hat die Nettozuwanderung nach Deutschland deutlich zugenommen<br />

und erreichte im Jahr 2012 mit rund 370 000 Personen den höchsten Wert seit Mitte der<br />

1990er-Jahre. Die ver<strong>mehr</strong>te Zuwanderung ist aus zwei Gründen wichtig: Zum einen unterstützt<br />

die Mobilität von Arbeitskräften innerhalb des Euro-Raums die wirtschaftlichen Anpassungsprozesse.<br />

Neben dem freien Waren- und Dienstleistungsverkehr und der freien Kapitalmobilität stellt<br />

die uneingeschränkte Mobilität der Arbeitskräfte einen Grundpfeiler der ökonomischen Integration<br />

Europas – speziell des Euro-Raums – dar. Aus ökonomischer Sicht ist ein hoher Mobilitätsgrad<br />

zwischen Ländern wünschenswert, da so die Schockabsorptionsfähigkeit der einzelnen Länder<br />

und der gesamten Währungsunion erhöht wird. Zum anderen trägt die verstärkte Migration nach<br />

Deutschland mit dazu bei, den demografisch bedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials<br />

abzufedern.<br />

Bei Betrachtung der Nettozuwanderung nach Deutschland von deutschen Staatsbürgern und<br />

Sachverständigenrat - Jahresgutachten 2013/14

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