Arbeitsmarkt: Institutionelle Rahmenbedingungen für mehr Flexibilität
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256 <strong>Arbeitsmarkt</strong>: <strong>Institutionelle</strong> <strong>Rahmenbedingungen</strong> <strong>für</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Flexibilität</strong><br />
Dennoch hat die Jugenderwerbslosigkeit in diesen Ländern eine Dimension erreicht, welche<br />
die <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik aufgrund der zu erwartenden ökonomischen und sozialen Folgen in<br />
den Fokus der gesellschaftlichen Debatten rückt. Neben den signifikanten Zuwächsen der<br />
Jugenderwerbslosigkeit in den meisten europäischen Ländern sind wiederum die Unterschiede<br />
zwischen den Ländern bemerkenswert: So verzeichnete Deutschland im Jahr 2012 die<br />
niedrigste Jugenderwerbslosenquote in Europa und ebenfalls einen sehr niedrigen Anteil von<br />
Jugendlichen, die weder erwerbstätig noch in Aus- oder Weiterbildung sind (international als<br />
„NEETs“ bezeichnet). 1 Zudem ist Deutschland der einzige der betrachteten europäischen<br />
Staaten, in dem sowohl die Jugenderwerbslosigkeit als auch der Anteil dieser unbeschäftigten<br />
Jugendlichen (die NEET-Rate) im Vergleich zum Jahr 2007 gesunken sind.<br />
Schaubild 65<br />
Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und <strong>Arbeitsmarkt</strong>entwicklung<br />
1)<br />
Mitgliedstaaten des Euro-Raums<br />
andere europäische Länder 2)<br />
sonstige Länder 3)<br />
Vergleich der Jahre 2007 und 2009 Vergleich der Jahre 2007 und 2012<br />
Erwerbslosenquote 4)<br />
Erwerbslosenquote 4)<br />
20<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
LV<br />
-5<br />
-12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4<br />
Bruttoinlandsprodukt 5) Bruttoinlandsprodukt 5)<br />
1) Belgien, Deutschland, EE-Estland, Finnland, Frankreich, GR-Griechenland, IE-Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande,<br />
Österreich, PT-Portugal, SK-Slowakei, Slowenien, ES-Spanien, Zypern.– 2) Bulgarien, Dänemark, LV-Lettland, LT-Litauen, Norwegen,<br />
PL-Polen, Rumänien, Tschechische Republik, Ungarn, Schweden, Schweiz, Vereinigtes Königreich.– 3) AU-Australien,<br />
Japan, Kanada, KR-Republik Korea, Neuseeland, US-Vereinigte Staaten.– 4) Veränderung der Erwerbslosenquote von 2007 bis<br />
2009 beziehungsweise 2012 in Prozentpunkten.– 5) Durchschnittliche jährliche Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts<br />
von 2007 bis 2009 beziehungsweise 2012 in %.<br />
Quelle: Europäische Kommission<br />
© Sachverständigenrat<br />
EE<br />
LT<br />
IE<br />
ES<br />
US<br />
GR PT<br />
Deutschland<br />
SK<br />
KR<br />
AU<br />
PL<br />
GR<br />
ES<br />
LT<br />
IE<br />
LV PT<br />
EE<br />
US<br />
Deutschland<br />
SK<br />
AU PL<br />
KR<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
446. Dieser Erfolg wird häufig zu einem guten Teil auf das duale Ausbildungssystem zurückgeführt,<br />
obschon dieses System auch in den weniger erfolgreichen Jahren die deutsche<br />
<strong>Arbeitsmarkt</strong>ordnung geprägt hatte. Dabei wird erneut deutlich, dass die <strong>Arbeitsmarkt</strong>institutionen<br />
und die <strong>Arbeitsmarkt</strong>entwicklung immer als Teil des gesamten institutionellen Regelwerks<br />
gesehen werden müssen. Im Fall der Jugenderwerbslosigkeit kommt dem Bildungssystem<br />
– speziell beim Übergang von Ausbildung in Erwerbstätigkeit – eine entscheidende Rolle<br />
zu. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist über einen sehr langen Zeitraum gewachsen<br />
und verlangt eine aktive und finanzielle Beteiligung der Betriebe und Unternehmen.<br />
Ein Umbau der nationalen Berufsausbildungssysteme in diese Richtung, wie er mit der Europäischen<br />
Ausbildungsallianz angestrebt wird, dürfte daher in den meisten Fällen – wenn<br />
überhaupt – nur langfristig zu Erfolgen führen.<br />
1 „NEET“ steht dabei <strong>für</strong> „Not in Employment, Education or Training“.<br />
Sachverständigenrat - Jahresgutachten 2013/14