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Arbeitsmarkt: Institutionelle Rahmenbedingungen für mehr Flexibilität

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Eine andere Meinung 289<br />

berufliche Wiedereinsteiger länger mit Qualifikations- und Fortbildungsmaßnahmen begleitet<br />

werden, um Klebeeffekte zu erhöhen.<br />

Fazit<br />

527. Insgesamt besteht in Deutschland trotz der jüngsten Erfolge kein Anlass zur Selbstgefälligkeit.<br />

Viel<strong>mehr</strong> steht die <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik weiter vor großen Herausforderungen<br />

(Dietz et al., 2013). Man kann nicht davon ausgehen, dass die institutionelle Ausgestaltung<br />

des deutschen <strong>Arbeitsmarkt</strong>s nach Umsetzung der Hartz-Reformen ein und <strong>für</strong> allemal die<br />

ideale Balance zwischen der Abfederung von Herausforderungen und der Befähigung zur<br />

Erneuerung gefunden hat. Den eingeschlagenen Institutionenpfad wieder zu verlassen, indem<br />

noch stärker regulierend in den <strong>Arbeitsmarkt</strong> eingegriffen wird, ist nicht zielführend. Die Beschäftigungschancen<br />

vieler Erwerbspersonen würden nachhaltig geschwächt.<br />

528. Die aktuelle Widerstandsfähigkeit des deutschen <strong>Arbeitsmarkt</strong>s hat viel<strong>mehr</strong> die Ausgangsposition<br />

geschaffen, die <strong>Arbeitsmarkt</strong>institutionen so auszugestalten, dass die Teilhabe<br />

aller Erwerbspersonen weiter gestärkt wird. Insbesondere bei <strong>Arbeitsmarkt</strong>reformen zahlt es<br />

sich aus, einen langen Atem zu haben. Erfolge stellen sich keinesfalls kurzfristig ein und sind<br />

oftmals nur schwer einzelnen Reformen zuzuordnen. Daher bietet sich ein maßvolles Vorgehen<br />

an. In vielen Fällen sieht sich die <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik mit widerstreitenden Zielen konfrontiert,<br />

die gegeneinander abgewogen werden müssen.<br />

529. Flankiert werden muss eine solche <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik von institutionellen Reformen in<br />

anderen Politikbereichen, welche die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft<br />

nachhaltig stärken. Der Sachverständigenrat unterbreitet diesbezüglich regelmäßig Vorschläge.<br />

Hierzu zählen speziell Verbesserungen im Aus- und Weiterbildungssystem (JG 2009 Ziffern<br />

441 ff.) und ein Steuer- und Abgabensystem, das Investitionen in Humanvermögen und<br />

Sachkapital unterstützt (Ziffern 602 ff., 618 ff., 640 ff., 705). Letztendlich spiegelt eine gute<br />

<strong>Arbeitsmarkt</strong>situation immer eine insgesamt konsistente Wirtschaftspolitik wider.<br />

Eine andere Meinung<br />

530. Ein Mitglied des Sachverständigenrates, Peter Bofinger, vertritt zur Frage der Einführung<br />

eines flächendeckenden Mindestlohns und zur Notwendigkeit weiterer Reformen am<br />

<strong>Arbeitsmarkt</strong> eine abweichende Meinung.<br />

531. Die Mehrheit des Rates sieht bei der Einführung von Mindestlöhnen „die große Gefahr,<br />

dass Geringqualifizierte, Langzeitarbeitslose, Jugendliche oder Zweitverdiener aus dem<br />

<strong>Arbeitsmarkt</strong> gedrängt werden“ (Ziffer 516). Die aktuelle Diskussion um die Einführung eines<br />

flächendeckenden Mindestlohns in der Größenordnung um 8,50 Euro erscheine gerade<br />

angesichts der letztlich uneindeutigen Evidenz zu seiner Wirkung <strong>mehr</strong> als leichtfertig. Die<br />

schädlichen Effekte würden sich dabei aus der hohen Bindungswirkung ergeben, die daraus<br />

resultiere, dass Deutschland mit einem Mindestlohn von 8,50 Euro einen Spitzenplatz hinsichtlich<br />

des Verhältnisses von Mindestlohn zu Medianlohn einnehmen würde.<br />

Sachverständigenrat - Jahresgutachten 2013/14

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